THEMA: Next Level für die Eulenmuckels
10 Sep 2023 20:10 #673519
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Liebe Fomis,
es ist mal wieder soweit. Es gibt einen neuen Reisebericht. Den vom letzten Jahr (2022) lassen wir zunächst mal aus. Zum einen liegt diese Reise nun schon recht weit zurück, und zum anderen lässt sich ein Großteil unserer Erlebnisse in Beles Reisebericht nachlesen. Daher wollen wir nun doch die Chronologie der Erzählungen über den Haufen werfen und von unseren neuen, vor kurzem beendeten Abenteuern* berichten.
Wie gewohnt waren wir in unseren Sommerferien im südlichen Afrika und dort in Namibia und Botswana unterwegs. Das Setup war fast wie immer, bis auf ein wichtiges Detail. Unser Fahrzeug war dieses Mal unser Fahrzeug. Und das fühlte sich natürlich anders großartig an.
Insgesamt war es eine wunderbare Tour mit ein paar negativen Erlebnissen. Wir hatten mehrmals so richtig Pech, waren zum falschen Zeitpunkt an schönen Orten, so dass wir uns schon gefragt haben, was wir denn nur verbrochen hatten. Aber schlussendlich muss man genügend Pech anhäufen, um dann wieder enormes Glück zu haben. Und so sind wir im Nachhinein ganz wunderbar zufrieden, denn alles kam wieder ins Gleichgewicht.
Wir wollen uns aber nicht in Andeutungen verlieren, sondern mit dem Bericht beginnen, der neben unserem Auto auch das ein oder andere Löwenfoto enthalten wird.

Viel Spaß beim Lesen. Wir freuen uns auf eure Begleitung.
Ruth und Uwe

* Die Einschätzung ist natürlich total subjektiv. ;)




Prolog

Noch zwei Tage bis zum Abflug. Wir sind sehr aufgeregt. Aber warum? Eigentlich sollte doch alles mittlerweile Routine sein. Nach so vielen Flügen nach Windhoek und Aufenthalten im südlichen Afrika müssten wir doch wissen, wie es läuft. Aber dieses Mal gibt es etwas Neues: Wir werden zwar wie immer vom Flughafen abgeholt und zur Autovermietung Savanna gebracht werden. Aber dieses Mal nur, um dort zum letzten Mal unsere Ausrüstungskiste abzuholen. Wir werden keinen Wagen mieten, sondern am Nachmittag mit dem Welwitschia Shuttle nach Swakopmund fahren. Am nächsten Tag bekommen wir dort unser Auto, und zwar unser eigenes. Sehr lange haben wir dies geplant und organisiert, nun ist es endlich so weit. Stefan Bauer und sein Team von Namib Campers haben in den letzten Monaten unseren im vergangenen Jahr gekauften Landcruiser zu einem Luxusafrikareisemobiltinyhaus umgebaut. Und das macht es für uns unendlich aufregend. Auch wenn wir natürlich schon einige Fotos gesehen haben, wird es sehr spannend sein, dem fertigen Wagen gegenüber zu stehen, ihn zu betreten, anzufassen, damit zu fahren und zu campen. Ob wohl alles so sein wird wie skizziert, gewünscht, doch noch mal kurz geplanändert, ergänzt, gezweifelt, Farbauswahl nach Fotos gewählt … Wir werden sehen … Und wir sind mächtig gespannt.
Mit dieser Neuerung ändert sich auch einiges an unserer Packliste. Wir werden noch einige Ausrüstungsgegenstände mitnehmen, die sonst bereits im Mietwagen vorhanden waren. Insbesondere Uwes Mutter ließ es sich nicht nehmen, uns alle nur erdenklichen Tupper-Gadgets mitzugeben. Vieles werden wir auch vor Ort kaufen. In den ersten Tagen in Swakopmund werden wir nicht nur Lebensmittel für die nächsten Wochen besorgen, sondern auch viel Zeit in Läden wie Cymot und Bushwhackers verbringen. Darauf freuen wir uns schon sehr.

Hier sind unsere Route und die Stationen:


21.6.
Flug Frankfurt – Windhoek
22. – 26.6.
Meikes Gästehaus, Swakopmund
27.6.
Erongo Rocks, Omaruru
28. – 29.6.
Okaukuejo, Etosha
30.6.
Halali, Etosha
1.7.
Namutoni, Etosha
2.7.
Camp Maori, Grootfontein
3. – 4.7.
Drotsky’s Cabins, Shakawe
5.7.
Kaziikini Community Camp
6. – 8.7.
Magotho Camp, Khwai
9. – 10.7.
Mbudi Camp, Khwai
11. – 13.7.
South Gate, Moremi
14.7.
Nata Lodge
15.7.
Kukonje Island
16.7.
Kubu Island
17.7.
Tree Island Camp, Makgadikgadi
18.7.
Boteti River Camp, Khumaga
19.7.
Palm Afrique Lodge, Ghanzi
20.7.
Casa Piccolo, Windhoek
21.7.
Donkerhuk Farm
22. – 24.7.
Meikes Gästehaus, Swakopmund
25.7.
Palmkop Camp, Swakop-Rivier
26. – 27.7.
Meikes Gästehaus, Swakopmund
28.7.
Pension Maison Ambre, Windhoek
29.7.
Flug Windhoek – Frankfurt
Letzte Änderung: 11 Sep 2023 15:54 von Eulenmuckel.
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11 Sep 2023 19:18 #673594
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Tag 0 – Mittwoch, 21. Juni – Aufbruch

Endlich! Wir freuen uns und sind nervös. Zum einen dürfen wir wieder nach Namibia fliegen, und zum anderen ist vieles neu und ungewiss. Ruth muss am letzten Schultag noch ihre Klasse in die Sommerferien verabschieden, und auch obwohl Uwe bereits Urlaub hat, gibt es noch eine Kleinigkeit für die Arbeit zu erledigen. Aber davon abgesehen besteht der gesamte Vormittag darin, unsere Sachen zu packen. Bereits am Vorabend (jaja, wir sind immer sehr zeitig dran!) haben wir schon viel vorbereitet, so dass die meisten Dinge nur noch in die Reisetaschen verstaut werden müssen. Aber wie immer addieren sich tausend Kleinigkeiten auf verschiedenen Packlisten zu jeder Menge Handgriffen.
Schließlich stehen drei Reisetaschen und zwei Rucksäcke im Flur und wir noch mit einem Bein in der Dusche, als Ruths Eltern bereits an der Tür klingeln. Sie waren sicher, uns jetzt schon abholen zu sollen. Oh je, haben wir uns vertan? Nein, es ist noch genügend Zeit, zu duschen und bei größter Hitze in lange Hosen zu schlüpfen. Das Gepäck passt gerade so in den Golf, und wir können in Richtung Frankfurt starten.
Auf der A3 herrscht viel Verkehr, und hinter Montabaur hält uns ein Stau für knapp 30 Minuten auf. Aber mit so viel Pufferzeit macht uns das nichts aus. Gegen 16:00 Uhr sind wir am Flughafen in Frankfurt und verabschieden uns von Ruths Eltern.



Nun wird es Zeit, in die für Reiseberichte übliche Vergangenheitsform zu wechseln. ;)
Zum Glück war es im Gebäude ein wenig kühler als draußen in der Sonne. An den Schaltern von Eurowings Discover war noch nicht viel los, und so standen wir schnell ganz vorne. Obwohl wir bereits gestern Abend online eingecheckt hatten, gab es ein Problem. Bereits im letzten Herbst hatten wir kurz nach der Flugbuchung zusätzlich Sitzplätze reserviert. Für Sitze mit mehr Beinfreiheit lässt sich die Fluglinie 110 Euro pro Person und Strecke bezahlen. Um den Flug möglichst bequem zu verbringen, hatten wir die Plätze am Notausgang reserviert. Aber gestern war diese Reservierung plötzlich wieder aufgehoben worden, weil nun eine Maschine mit anderer Sitzordnung fliegen würde. Ein Anruf bei der Lufthansa-Hotline hatte leider nichts gebracht. Über eine sehr schlechte Leitung und mit schlechtem Deutsch hatte der Mitarbeiter Uwe versichert, dass alles in Ordnung gehe und er eine Bestätigung per E-Mail schicken wolle, die jedoch nie bei uns ankam. Beim pünktlichen Online-Check-In waren aber leider sämtliche Plätze mit mehr Beinfreiheit bereits vergeben. Wie das zwei Minuten nach der Öffnung des Online-Portals schon möglich war, verstanden wir nicht. Und auch die Dame am Schalter am Flughafen konnte oder wollte uns nicht weiterhelfen. Uns blieb nichts anderes übrig, als uns mit den uns zugewiesenen Sitzen abzufinden und zu hoffen, dass wir das Geld für die Reservierungen zeitnah zurück erhalten (Anmerkung: Bis heute haben wir nur ausweichende Antworten erhalten).
Da wir die Sitzplatzsituation offensichtlich nicht ändern konnten, beschlossen wir, uns nicht zu ärgern und setzten uns in das Flughafen-Restaurant in Terminal 1. Ruth bestellte Gulaschsuppe, Uwe eine Pizza. Beim Essen entspannten wir uns etwas. Nach einer Pause teilten wir uns noch eine Portion Pommes mit Currysauce.



Bei der Sicherheitskontrolle wurden sämtliche Kameras auf Spuren von Sprengstoff hin untersucht, es dauerte ewig, bis alles wieder verpackt und sicher verstaut war. Und während des Boardings auf dem Weg ins Flugzeug standen wir in der Schlange hinter einer großen Glasscheibe. Es bewegte sich kaum etwas, dafür schien die Sonne unerträglich heiß, so dass wir reichlich geschafft unsere Plätze erreichten.



Der Flug selbst war recht unbequem und startete mit etwa 30 Minuten Verspätung. Zum Abendessen wählten wir Nudeln, die nur sehr wenig Geschmack hatten. Wir vertrieben uns die Zeit mit Lesen und versuchten bestenfalls ein wenig zu dösen. Die Zeit wollte und wollte einfach nicht vergehen. Alle paar Minuten wand man sich in seinem Sitz, um die steifen Glieder ein wenig zu bewegen, nur um festzustellen, dass man sich in dieser Stellung kurz zuvor auch schon einen steifen Nacken geholt hatte. Ein wenig Abwechslung bot das Hervorangeln des verlorengegangenen Nackenhörnchens unter dem Vordersitz oder das Einwickeln in die gemütlichen Decken, während man versuchte, das Getöse des Getriebes zu ignorieren und diesmal ein wenig länger zu schlummern. Begleitet vom Plong des Anschnallzeichens, welches die nächsten Turbulenzen ankündigte, schaukelten wir uns unserem Lieblingsort entgegen.
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11 Sep 2023 19:39 #673595
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Tag 1 – Donnerstag, 22. Juni – Transfer

Meikes Gästehaus, Swakopmund

Das Frühstück bestand aus einem aufgetauten und erwärmten Karton, in dem sich ein Zitronen-Muffin und eine Teigtasche gefüllt mit Rührei befanden. Auch wenn wir da normalerweise nicht sehr wählerisch sind, war Letzteres kaum genießbar, und wir verzichteten nach einem vorsichtigen Probierhappen lieber ganz darauf.
Nach der Landung in Windhoek kamen wir einigermaßen schnell durch die Einreise.



Trotzdem war bereits sämtliches Gepäck neben den Laufbändern aufgebaut. Rasch waren zwei Gepäckstücke auf den Wagen geladen, unsere dritte und größte Tasche konnten wir jedoch nicht finden und machten uns bereits große Sorgen, dass sie verschwunden sein könnte, als Uwe sie doch noch zwischen anderen Koffern entdeckte. Da sie dort hochkant stand, war sie uns nicht aufgefallen. Nachdem unser Gepäck durchleuchtet wurde, wurden wir zur separaten Kontrolle geschickt, wo eine Mitarbeiterin noch einmal in zwei Taschen hineinschauen wollte. Bereits in Frankfurt war unser Gepäck schon einmal geöffnet worden, wie uns auf den beiden innenliegenden Zetteln mitgeteilt wurde. Wir nehmen an, dass unsere Gemüsemesser genauer inspiziert wurden.
Leider wartete in der Flughafenhalle zunächst nicht – wie verabredet – ein Fahrer auf uns. Da wären wir wohl doch besser gleich mit Savanna nach Windhoek gegondelt, denn deren Fahrer erkannten uns gleich und boten ihre Hilfe an.



Uwe rief bei Welwitschia Shuttles an, und nach einer guten Stunde Wartezeit erschien unser Fahrer doch noch. Da er jedoch noch auf andere Fluggäste einer anderen Maschine warten musste, bestellte er uns einen weiteren Fahrer. Bis dieser eintraf, war es bereits nach neun Uhr.



In einem PKW brachte er uns und unser Gepäck zu Savanna. Dort begrüßten wir Bianca und Rene, wechselten ein paar Worte und wollten unsere große Ausrüstungskiste abholen. Dafür musste unser Fahrer jedoch ein weiteres Auto bestellen, da in dem PKW nicht genügend Platz war. Überraschung! Wer hätte das ahnen sollen? Schließlich hatten wir im Vorfeld die Anzahl und vor allem auch das Ausmaß der Kiste genau angegeben. Egal! Mit zwei Fahrzeugen fuhren wir also zur Roof of Africa Lodge in Klein-Windhoek. Dort deponierten wir unser Gepäck an der Rezeption und setzten uns in den Innenhof. In der Sonne konnten wir uns ein wenig entspannen und auch etwas essen. Ruth bestellte gebratenen Reis mit Gemüse, Uwe ein Club-Sandwich. Dazu gab es die ersten Appletizer. Die Portionen waren riesig.
Um halb eins holte uns der Welwitschia Shuttle nach Swakopmund ab. Mit uns fuhren noch acht andere Leute. Für das Gepäck gab es einen separaten Anhänger. Die Fahrt zog sich sehr und war aufgrund der engen Sitzabstände auch eher unbequem. Zusätzlich wurde Ruth das Opfer eines defekten Gurtes, der sich immer weiter zuzog und kaum wieder lösen ließ. Uwe war sich zwischenzeitlich nicht ganz sicher, ob sie einfach nur völlig erschöpft oder bereits vom Gurt erdrosselt worden war. Ein letztes Abschiedsfoto sollte da schon noch drin sein, sicher ist sicher.



Mit zwei Stopps in Okahandja und Usakos



erreichten wir nach 17:00 Uhr unser Ziel. Meike und Klaus freuten sich wie wir über das Wiedersehen. Nach dieser Wahnsinnsanreise waren wir wirklich geschafft und glücklich, endlich angekommen zu sein. Schnell brachten wir unsere Sachen ins Zimmer



und trafen uns dann zu einem späten Kaffee in Meikes Wohnzimmer. Wir hatten uns eine Menge zu erzählen und unterbrachen unsere Gespräche nur kurz, um zu duschen. Dabei entdeckte Ruth, dass ihr Haarshampoo im Kulturbeutel ausgelaufen war. Na großartig! Das musste jetzt auch noch sein! Sämtliche Hygieneartikel vom Q-Tip bis zum Tampon oder Wattepad waren schmierig und nicht mehr zu gebrauchen. Die Sauerei musste noch eben beseitigt werden, bevor wir ausspannen konnten.



Meike hatte unser Zimmer liebevoll vorbereitet und uns sogar eine persönliche Makalani-Nuss schnitzen lassen: Neben unseren Namen, einem Elefant, einem Löwen und Vögeln war darauf die Silhouette eines Campers mit Aufstelldach zu sehen. Was für ein schönes Geschenk!



Wir aßen zusammen zu Abend. Meike hatte Butternutsuppe gekocht und leckeres Brot gebacken. Dazu gab es verschiedene Käse, Wildschinken und Salami. Wir verbrachten einen wunderschönen Abend mit unseren Freunden. Wir sind den beiden unheimlich dankbar für ihre Unterstützung und den liebevollen Empfang und wissen es sehr zu schätzen, dass wir uns nach der langen Reise um nichts mehr kümmern müssen. Einmal mehr ist Meikes Gästehaus in Swakopmund ein Lieblingsort, zu dem wir immer wieder gerne heimkommen.
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12 Sep 2023 21:46 #673671
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Tag 2 – Freitag, 23. Juni – Da ist das Ding

Meikes Gästehaus, Swakopmund

Nach den anstrengenden Tagen der Vorbereitung und Anreise schliefen wir sehr gut in Zimmer Nummer 1. Dass es am Atlantik in Swakopmund deutlich kühler war als im heißen Deutschland, gefiel Uwe sehr gut, Ruth fror jedoch ein bisschen. Nach dem Ausschlafen duschten wir und liefen durch leichten Nieselregen zum Frühstück. Außer uns wohnte heute nur noch eine andere Reisegruppe in der Pension und war bereits zu einer Bootstour aufgebrochen. So konnten wir ganz in Ruhe mit Meike und Klaus Kaffee trinken und das leckere Frühstücksbuffet mit Brötchen, Marmelade, Käse, Salami und Müsli genießen.
Uwe schrieb Stefan an, um zu fragen, wann wir wegen unseres Wagens vorbei kommen können, und wir verabredeten uns für nachmittags. Den restlichen Vormittag nutzten wir für eine erste Einkaufs- bzw. eher Erkundungstour durch die Camping-Zubehörläden. Bei Bushwhackers und Cymot schauten wir, was wir wohl noch alles gebrauchen könnten, und wenn wir uns sicher waren, nahmen wir bereits ein paar Dinge mit. Ruth freundete sich mit einem schönen Campingstuhl an, in dem sie sehr bequem sitzen konnte. Wir hatten aber die Befürchtung, dass wir ihn nirgendwo in unserem Auto würden unterbringen können, und so blieb es bei einigen Achs und Oh-wie-bequems und Uwe-da-musst-du-dich-unbedingt-mal-reinsetzens.
Klaus war so lieb und lieh uns seinen Hilux, damit wir ein paar Einkäufe bei Foodlovers machen konnten. Hier fühlten wir uns schon deutlich sicherer bei dem, was wir an Lebensmitteln in nächster Zeit benötigen werden. Nachdem wir alles in der Pension verstaut hatten, verdrückte Ruth ein paar frische Sushis, die wir aus der Stadt mitgebracht hatten. Die Wasabi-Paste war wohl ziemlich scharf.







Dann wurde es endlich Zeit, zu Namib Campers zu fahren. Die Spannung stieg. Da die Tore an der Hofzufahrt geschlossen waren, hielten wir an der Straße und liefen durch das Ladengeschäft in den Hof. Dort stand unser Landcruiser, an dem mehrere Mitarbeiter eifrig herumwerkelten. Karsten, der Werkstattleiter, begrüßte uns, und ein paar Minuten später kam auch Stefan dazu. Bereits ohne alle Details zu begutachten, waren wir vom Anblick völlig überwältigt. Der Wagen sah grandios aus und machte einen tollen Eindruck. Die Kabine war groß, aber nicht übertrieben. Besonders fielen uns die enorme Bodenfreiheit und auch die damit verbundene Höhe des Fahrzeuges auf. Dann inspizierten wir sämtliche Details des Aufbaus. Schubladen, Fächer, Klappen, Schalter, Fenster, Installationen, Leuchten und Steckdosen. Alles war durchdacht und ordentlich gearbeitet. Wir sprachen mit Stefan über die Umsetzung und den weiteren Zeitplan. Denn noch war nicht alles fertig. Zum Beispiel musste das Bett noch eingebaut werden. Er wollte uns den Wagen für Sonntag zu einer ersten Probefahrt mitgeben und am Montag die letzten Arbeiten erledigen, damit wir unsere Tour starten können. Das war zwar etwas später als ursprünglich geplant, aber nun nicht zu ändern. Wie gut, dass uns Meike in hellseherischer Manier nicht nur – wie wir es geplant hatten – drei, sondern gleich fünf Tage bei sich eingebucht hatte. Schön, wenn es liebe Menschen gibt, die für uns mitdenken.
Trotz der Verzögerung waren wir rundum begeistert und glücklich, so ein tolles Fahrzeug für unsere Afrika-Reisen besitzen zu dürfen. Ein riesengroßer Traum ging gerade in Erfüllung. Vor lauter Aufregung und Euphorie vergaßen wir an diesem Tag völlig, auch nur ein einziges Foto von unserem Schmuckstück zu machen. Wer sich also an dieser Stelle schon darauf gefreut hat, den müssen wir leider enttäuschen.
Ruth suchte sich (als nachträgliches Geburtstagsgeschenk) noch einen komfortablen Beifahrersitz aus, und wir sahen uns in Stefans Ladengeschäft ein wenig um. Auch hier werden wir sicherlich noch ein paar notwendige oder zumindest nützliche Dinge finden. Und wenn nicht so, dann wäre es bestimmt doch auch noch schön … und dieses Teil da … und hast du schon gesehen … man könnte auch noch …
Zurück im Gästehaus tranken wir noch eine Tasse Kaffee und bekamen ein leckeres Stück Zitronenkuchen. Noch ganz überwältigt von unseren ersten Eindrücken erstatteten wir Bericht. Nach nur einer kurzen Pause fuhren wir mit Meike und Klaus zur Pizzeria Gabriele‘s. Dort aßen wir sehr leckere Pizzen und setzten unsere Unterhaltung fort. Wir ließen es uns richtig gut gehen und hatten einen weiteren schönen gemeinsamen Abend.

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13 Sep 2023 20:45 #673737
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Tag 3 – Samstag, 24. Juni – Alle Weihnachten und Geburtstage zusammen

Meikes Gästehaus, Swakopmund

Auch heute standen wir gegen viertel vor acht auf. Das typische swakopmunder Wetter hielt erneut leichten Nieselregen bei kühlen Temperaturen bereit. Nachdem alle Gäste bereits versorgt waren, startete der Tag wie gestern mit einem gemütlichen Frühstück mit Meike und Klaus. Anschließend liefen wir wieder zu Bushwhackers und kauften ein paar Basics wie Frühstücksteller, eine Metallschüssel, ein kleines Beil, einen Eimer und eine Faltschüssel zum Spülen.
Nachdem wir die Einkäufe in unser Zimmer gestellt hatten, ging es wieder zu Cymot, wo wir ein paar Vorhängeschlösser kauften. Bei Mr Price Home nahmen wir ein Kissen mit, denn inzwischen hatte Ruth die Gedanken an reine Funktionalität und Nützlichkeit bereits hinter sich gelassen und auch die Deko für unser Auto im Blick. Uwe war nicht ganz so überzeugt davon, dass an dem roten Farbklecks auf der ansonsten grauen Polsterung unserer Sitzbank einfach nicht vorbeizukommen war.
Im Zickzack liefen wir von einem Geschäft ins nächste und hätten bei unserer Unentschlossenheit sicher jeden Verfolger abgehängt. Gerne hätten wir uns ein kleines Päuschen in irgendeinem netten Café gegönnt, aber es war einfach zu kalt und ungemütlich.



Auf der Straße liefen wir in das Swakopmunder Karnevals-Dreigestirn. Wie wäre es denn mit einer kleinen Karnevalsfeier? Nein, danke! Das haben wir für dieses Jahr schon hinter uns gebracht.



Ein kurzer Abstecher zu Plastilon musste dann auch noch sein. Wir deckten uns mit allerlei Kartons in den verschiedensten Größen ein. Mit diesen wollten wir ein wenig Struktur in unsere noch nicht ausgemessenen Schubladen und Schränke im Auto bringen. Gute Planung und Augenmaß sind alles!



Zurück in der Pension gönnte sich Ruth eine kleine Pause, während Uwe zu Hungry Lion marschierte und Pommes zum Mittagessen holte. Wir teilten uns die riesige Portion, die auch wirklich lecker war. Inzwischen hatte sich der Himmel etwas aufgehellt, und es war auch nicht mehr ganz so kühl.



Mausvogel



Stefan hatte sich gemeldet, dass wir gegen viertel nach zwei vorbeikommen könnten. So brachte uns Meike zur Werkstatt, wo immer noch fleißig an unserem Auto gearbeitet wurde. Gerade wurde das Bett eingebaut. Meike lernte Stefan kennen, und wir nahmen unseren Wagen erneut in Augenschein. Wir besprachen den weiteren Zeitplan und unsere Wunschliste, was am Montag noch gemacht werden könnte und was eben bis nach unserer ersten Tour warten muss. Es war wie immer sehr angenehm, mit einem Profi zu sprechen, der auf jede Frage eine kompetente Antwort für uns hatte.
Inzwischen hatten sich alle Mitarbeiter ins Wochenende verabschiedet, als uns Stefan in die Funktionsweise des Klappdaches, des Bettes, der Elektrik- und Wasserinstallation einwies. Besonders die enorme Breite des Bettes beeindruckte uns sehr. Hier und da machten wir uns ein paar Notizen, wo noch etwas ver- oder nachgebessert werden könnte. Wir waren einmal mehr begeistert vom Platzangebot und vom Luxus dieses Fahrzeuges. Als wir mit unserem Auto vom Hof fuhren, war die Freude unermesslich. Auf direktem Weg ging es in die Pension. Als wir Klaus den Aufbau zeigten, kam ein anderes Pärchen auf den Hof und fragte, wo man so ein Fahrzeug wohl mieten könne. Diese Frage sollte uns noch häufiger begegnen.
Nun waren wir nicht mehr aufzuhalten. Ruth schnappte sich Putzeimer und Lappen und wischte durch Schubladen, über Oberflächen und Böden. Uwe schleppte Tüten mit Lebensmitteln und Ausrüstung herbei, und wir räumten ein paar Dinge ein. So ganz sicher waren wir uns noch nicht, ob auch all unsere Siebensachen irgendwo Platz finden würden, aber das würde sich schon noch zeigen.
Wir räumten und freuten uns bis kurz vor sieben Uhr. Dann war es schon recht dämmrig, und wir fuhren zur Alten Brücke, wo wir um 19:00 Uhr zur Feier des Autos einen Tisch im Old Steamers Restaurant reserviert hatten. Das Buffet war wie immer phänomenal. Wir probieren uns durch alle Gänge, bis wir nicht mehr konnten. Heute fühlten wir uns wie Könige. Unser Glück war kaum zu fassen. Wir sind unendlich dankbar, dass wir so etwas erleben dürfen und uns bewusst, wie gut es uns geht.
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13 Sep 2023 20:48 #673738
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Tag 4 – Sonntag, 25. Juni – Räumen, staunen und testen

Meikes Gästehaus, Swakopmund

Same procedure – Aufstehen um halb acht, Frühstück gegen halb neun. In der Nacht hatten wir im Traum oder in Gedanken bereits unser Auto eingeräumt und waren immer wieder an Grenzen gestoßen. Nun wollten wir alles in die Tat umsetzen und schauen, wie es klappen würde. Dazu holten wir unsere grüne Ausrüstungskiste aus der Garage und öffneten die Büchse der Pandora. Uns erwartete eine böse Überraschung: Schimmel an allen Gegenständen. Besonders Ruths Uggs sahen zum Fürchten aus und wanderten sofort in die Mülltonne.



Aber im Prinzip auch alles andere war kontaminiert. Wir konnten uns das überhaupt nicht erklären, da wir keinerlei Flüssigkeiten in der Kiste gelagert hatten und es in Windhoek auch nicht sonderlich feucht ist. Da alle Gegenstände entweder von grauem Schimmel zumindest teilweise bedeckt waren oder sehr danach rochen, behielten wir nur das Wichtigste: die Stative, das Besteck und das Metallgeschirr. Meike war so lieb, es sofort in die Spülmaschine zu stecken. Uwe putzte die Stative mit Essig- und Seifenwasser. Das war schon eine große Sauerei. Der Gestank kam immer wieder durch. Wir ließen sie an der frischen Lust stehen und wickelten sie letztendlich in eine Plastiktüte, um nicht sogleich die Schimmelsporen in unser neues Heim umzusiedeln. Besonders leid tat es uns um unseren Potije, der uns über 10 Jahre treue Dienste geleistet hatte. Aber er war ziemlich verrostet und stank ebenfalls nach Schimmel.



Uwe fragte bei Bianca von Savanna nach, ob sie eine Idee habe, wie es zu diesem Schlamassel hatte kommen können. Zunächst fiel ihr nichts ein. Eine Stunde später erinnerte sie sich an einen Starkregen in Windhoek vor einiger Zeit. Danach hatte sogar im Büro der Autovermietung mehrere Zentimeter hoch das Wasser gestanden. Und unsere Kiste hatte auf dem Boden gestanden. Das wäre eine Möglichkeit!



Eine Möglichkeit, ah ja! Das erklärte wohl alles. Wir machen Savanna überhaupt keinen Vorwurf, schließlich waren sie nicht dafür verantwortlich, und wir sind dankbar, dass wir unsere Ausrüstung dort hatten lagern dürfen. Allerdings hätten wir uns diesmal den Umweg und den umständlichen Transport der Kiste wohl sparen können.
So reduzierte sich die Menge der Ausrüstungsgegenstände, die wir im Auto unterbringen mussten, ganz von selbst. Alles andere inkl. der bereits gekauften Lebensmittel fand nach und nach einen Platz in dem großen Aufbau. Sicherlich wird vieles noch nicht endgültig dort bleiben, aber für den Anfang waren wir recht zufrieden. Wir behalfen uns mit den Kartons, die wir zurecht schnitten, um alles ein wenig in den Schubladen und Fächern zu sortieren. Unser Augenmaß erwies sich als gar nicht so schlecht, und so hoffen wir, dass nicht alles während der Fahrt durcheinander purzeln wird.



Wir benötigten einige Stunden, bis wir gegen 14:00 Uhr zu einer ersten Fahrt über die Mondlandschaft nach Goanikontes aufbrachen. Der Cruiser fuhr sich sehr angenehm, und wir bemerkten auch kein Klappern oder Rappeln irgendwelcher losen Teile. Lediglich die Wasserpumpe am Wärmetauscher war ziemlich laut. Bis wir nach einer guten halben Stunde unser Ziel im Swakopfluss erreichten, war die Temperatur unseres Brauchwassers von ca. 15 auf knapp 50 Grad gestiegen.
In der Oase machten wir Pause und aßen Omelett und Sandwich. Dabei beobachteten wir einige Webervögel, die sich um die Kuchenreste auf dem Nachbartisch scharrten.



Spatzen, Rosenköpfchen-Papageien und verschiedene Nektarvögel flogen um uns herum, und überall zwitscherte es.

Rostschwanz



Auch einige Kilometer von der Küste entfernt war es noch bewölkt und kühl. Ruth hatte sich die ganze Zeit über in eine Decke gewickelt. Die warmen Stiefel waren ja blöderweise nicht mehr. So blieben wir nicht sehr lange, sondern spazierten noch eine kleine Runde über das Gelände und fuhren wieder zurück. Am Aussichtspunkt über die Mondlandschaft erschien tatsächlich für einen kurzen Moment die Sonne. Daher blieben wir dort stehen und machten ein paar Fotos.















Zurück in Swakopmund tankten wir beide Tanks voll und fuhren ins Gästehaus. Uwe probierte den Kompressor aus und erhöhte ein wenig den Reifendruck. Das ging sehr schnell und einfach.
Da wir heute keinen Tisch reserviert hatten, liefen wir zum Abendessen zu Kükkies Pub und aßen ein Oryx-Steak mit Pommes. Obwohl wir gar nicht so viel Hunger hatten, schmeckte es sehr gut. Anschließend testeten wir an unserem Auto noch das heiße Wasser und die Induktionsplatte. Das funktionierte schon mal gut.
Schließlich machten wir uns drei Listen: eine mit Punkten für Stefan, die hoffentlich morgen am Auto noch behoben werden können, eine Einkaufsliste mit den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen aus der Kiste, auf die wir nicht verzichten können oder wollen und eine mit den noch fehlenden, insbesondere frischen Lebensmitteln. So wird auch der morgige Tag wieder ganz dem Thema „das Auto und sein Inhalt“ gewidmet werden. Sorry!
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