THEMA: FotoGnu in Namibia...
08 Apr 2022 21:54 #641469
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Kongola:

Die Nacht war unruhig: die Frösche haben uns schön gleichmäßig in den Schlaf geklingelt, aber irgendwann fing es an zu regnen und dauernd ist irgendwas aufs Zeltdach gefallen. Außerdem mussten wir natürlich doch aufs Klo und nachdem wir wegen der Hippo-Gefahr alles gründlichst abgeleuchtet hatten, war ich erstmal ein gutes Stündchen wach, während Lars gleich wieder eingeratzt ist.

Um halb sechs ist die Nacht aber für uns beide zu Ende. Die Abbau-Routine ist uns während unseres Lodge-Lotterlebens leider etwas abhanden gekommen, so dass wir erst um halb sieben aufbrechen. Wir fahren heute in den Mudumu Nationalpark. Auf dem Weg vom Camp zur Hauptstraße liegt eine alte Kuh vor uns auf dem Weg. Sie will aufstehen, schafft es aber sichtlich nicht hochzukommen. Das arme Ding macht es sicherlich nicht mehr lange! Wir fahren vorsichtig um sie herum.

Nach einer halben Stunde kommen wir am Gate an und sind wir verwirrt: im Häuschen sitzt niemand, aber zwei Männer sind in der Nähe, die uns erklären, dass wir vor dem Tor links abbiegen müssen. Tatsächlich ist da ein kleines Schild, das wir wegen des riesig-großen ganz übersehen hatten. Lars lässt noch schnell Reifendruck ab und weiter geht’s.



Wir finden die Park-Rezeption und ein freundlicher Herr erklärt mir auf einer hübschen Park-Karte (mit freundlicher Unterstützung der KfW-Bank), welche Wege wir am besten fahren sollen und wo die Wege eher unpassierbar sind. Das wäre ja nun echt ein Job für Lars gewesen bei meinem miesen Orientierungssinn! Dann zahle ich noch 250 NAD Parkeintritt und trage mich in eine Liste ein (wir sind die ersten heute morgen). Dann beginnt endlich die Pirschfahrt.

Wir fahren als erstes zum Hippopool, also einem toten Arm bzw. Kanal vom Kwando. Von Hippos ist hier leider nichts zu sehen. In den nächsten anderthalb Stunden durchsuchen wir den Busch nach Tieren, sehen aber nur sehr wenig: ein Baum voll mit Pavianen und darunter eine Herde Impalas - die typische Wach-Gemeinschaft - und zwei Elefanten, die sofort im Busch verschwinden. Eine Roan hält zwar kurz für ein verbuschtes Foto still, bevor sie verschwindet, aber das Foto ist nicht brauchbar.

Wir beschließen, unsere Frühstückspause mit Blick auf den Kwando zu machen. Es sind eine ganze Menge Bienenfresser und Kaminspinte in der Nähe, aber für ein Foto reicht es leider nicht. Erst als wir etwas weiter fahren, erwischen wir die hübschen Vögel in vernünftiger Entfernung und Höhe.





Nach einer weiteren Stunde kommen wir in den Bereich des Kwando-Linyati-Chobe-Deltas mit Botswana auf der gegenüberliegenden Flussseite, aber tiermäßig ist leider auch hier völlig tote Hose. Das frustriert uns zunehmend: so schön es auch ist, hier völlig allein durch die Wildnis zu fahren, sind die Tiersichtungen doch ziemlich mau: Und selbst wenn man endlich mal ein Tier entdeckt, ist es Sekunden später schon tief im Busch verschwunden.

Wir erreichen die Hauptstraße und überlegen, noch einen anderen Bereich des Parks zu befahren. Wir kommen aber nicht weit, denn der Weg wird so krass tiefsandig, dass wir den Versuch lieber abbrechen und zurück Richtung Camp fahren.

Dort ist erstmal chillen in der Hängematte am Kwando angesagt, dann kocht uns Lars ein lecker Mittagessen. Natürlich wird er dabei von den Bülbüls umlagert, die unsere heutige Foto-Ausbeute deutlich bereichern!











Heute schaffen wir es auch endlich mal, uns einen Kaffee zu kochen und wir bereiten auch gleich den Tee und das Müsli für morgen früh vor. Dann waschen wir noch ab - puh, ganz schön anstrengend dieses Camping-Leben! Aber anscheinend haben wir uns endlich etwas an die Hitze gewöhnt und sind nicht mehr völlig fix und fertig.

Gegen vier wagen wir einen 2. Versuch mit dem Mudumu - vielleicht ist ja nachmittags mehr los! Im Geheimen spekulieren wir ja auf Wildhunde, denn ich hatte erst vor Kurzem im Forum von Sichtungen im Mudumu gelesen. An der Parkrezeption wird uns empfohlen, die Asphaltstraße zu nehmen, denn dort sind sie zuletzt gesehen worden.

Auf der linken Seite der Straße nähert sich eine große Elefantenherde, die auf uns zukommt, vermutlich in Richtung Fluss. Wir sind gespannt, ob die sich nähern oder uns ausweichen? Anscheinend halten wir ausreichend Abstand und sie ziehen entspannt vorbei.











Wir verlassen die Asphaltstraße und fahren wieder auf Sandpisten durch den Busch. Nach einer Weile treffen wir auf einen Elefantenbullen, der nah an unserem Weg steht und frisst. Wir wundern uns, dass er gar nicht auf uns reagiert und einfach gemütlich weiter frisst. Dann hebt er plötzlich seinen Rüssel und riecht in unsere Richtung - nun hat er uns definitiv bemerkt und klappt drohend die Ohren vor. Lars setzt vorsichtig ein Stück zurück, aber der Weg hinter uns ist tückisch. Allzu lange wird das nicht unfallfrei gut gehen! Zum Glück dreht der Bulle aber schnell ab und lässt uns schließlich passieren.







Die meiste Zeit fahren wir durch Dornbuschsavanne, aber ab und zu kommen wir zu den wunderschönen Floodplains des Kwando.





Plötzlich tauchen 5 Roan-Antilopen vor uns auf. Leider sind sie so scheu, dass sie sich, nachdem sie uns gesehen haben, augenblicklich den Weg vor uns queren und schleunigst im Dickicht verschwinden. Nach einer Wegschleife haben wir sie plötzlich wieder vor uns und können wenigstens ein Foto machen.



Wie schon heute Vormittag haben wir ein wenig die Orientierung im Park verloren, weil die Park-Karte nicht mit unserer digitalen Karte und beides irgendwie nicht mit der Realität übereinstimmt. Nun wird es aber bald dunkel und wir müssen sehen, dass wir aus dem Park rauskommen. Die Navi-App schickt uns einen richtig schlechten Weg und Lars heizt durch fette Schlaglöcher, Tiefsandabschnitte und eng stehende Dornbüsche. Der arme Hilux! Dann liegt vor uns auf der Straße auch noch ein großer Ast, den wir nicht einfach überfahren können. Wenden kann man hier auch nicht, denn der Pad ist eng und um uns herum ist unübersichtliches Dickicht. Es nützt nix, der Ast muss aus dem Weg! Lars opfert sich und räumt ihn schnell zu Seite. Um sechs erreichen wir endlich die Hauptstraße - das war ein Ritt!

Kurz nach dem Parkausgang haben wir unsere letzte Elefantenbegegnung des Tages.



Um halb sieben kommen wir am Camp an und bauen als erstes unsere Schlafstatt auf. Heute verziehen wir uns aber nicht sofort ins Zelt, sondern haben uns schon vorsorglich nachmittags mit Nobite eingeschmiert. Nun surrt und brummt es zwar immer noch um uns herum, aber zumindest werden wir (hoffentlich) nicht gestochen.

Im Camp leuchten die Glühwürmchen und die Sterne um die Wette und deshalb wollen wir heute endlich Milchstraßen-Fotos machen. Nach vielen Versuchen erhalten wir einige passable Ergebnisse.



Letzte Änderung: 08 Apr 2022 21:58 von FotoGnu.
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09 Apr 2022 20:07 #641528
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Von Kongola nach Rundu

Um fünf Uhr werden wir wach. Der Plan: Alles flott zusammenpacken und dann früh zum letzten Selbstfahrer Game-Drive in die Kwando Core Area fahren. Tatsächlich sind wir schon um viertel nach sechs abfahrbereit, müssen aber unsere Bootstour noch bezahlen. Da noch niemand im Camp ist, bei dem wir bezahlen können, legen wir die 900 NAD, wie mit Dan telefonisch vereinbart, in ein Buch und simsen ihm den Titel.

Nach kurzer Zeit kommen wir an einen Roadblock, der sich als Entseuchungsstation herausstellt. Einer der Angestellten sprüht die Reifen unseres Autos ein, während wir mit unseren Schuhen in ein spezielles Bad treten müssen. Danach geht es ohne Komplikationen weiter und schon nach fünf Minuten erreichen wir den Parkeingang.

Die Rezeption des Parks ist noch nicht so richtig besetzt. Eine Dame erklärt uns, dass wir gerne zuerst in den Park fahren und danach bezahlen können. Außerdem empfiehlt sie uns noch die beste Route, um die in den letzten Tagen mehrfach gesichteten Wildhunde entdecken zu können, beschreibt den Zustand des Weges auf unsere Nachfrage hin als gut und ergänzt, dass aber 4x4 notwendig ist.

Die „good road“ erweist sich aus unserer Sicht als recht tiefsandig, aber Lars und der Hilux kämpfen sich wacker voran, auch wenn man, wenn man denn überhaupt wollte, kaum mehr als 10 km/h fahren kann. So stark sind wir in diesem Urlaub bislang noch nirgends durchgeschaukelt worden.

Gleich zu Beginn der Piste sehen wir sehr viele Paviane und zwei Kudus. Wir halten aber eigentlich nur nach den Wildhunden Ausschau, weil wir die unbedingt finden wollen!

Wir halten kurz an einem sehr schönen Lookout, der im Gegenlicht aber leider nicht richtig zur Geltung kommt.

Die Landschaft ist zunächst typisch Dornbuschsavanne und somit sehr unübersichtlich. Nach ein paar Kilometern verändert sich die Vegetation in lichten Wald, was das Spotten sehr erleichtert. Noch mehr erleichtert uns das Spotten, dass ein Wildhund direkt vor uns über die Straße läuft. Unglaublich!

Normalerweise kann ich Fotos gut aussortieren, bei den Wildhunden gelingt mir das nicht - da müsst Ihr nun leider durch ;)

Rechts von uns auf einer Lichtung liegt ein ganzes Rudel Wildhunde mit Jungtieren. Die Jungen sind schon so groß, dass das Rudel mobil ist, aber noch nicht so groß, dass sie viele Kilometer am Tag machen könnten. Das erklärt vielleicht, warum es immer in der gleichen Gegend gesichtet wurde. An dieser Stelle hat das Rudel einen Impala-Bock gerissen - wir sind froh, dass wir das nicht mit ansehen mussten. So großartig ich Wildhunde auch finde: zu sehen, wie sie ihre Beute bei lebendigem Leib zerreißen, muss ich nicht.









Die großen Hunde sind schon satt, aber die kleinen fressen noch am Kadaver. Außerdem balgen sich die Hunde und pflegen ihren sozialen Umgang. Nach etwa einer Stunde kehrt bei den Wildhunden etwas Ruhe ein und wir haben Zeit für Frühstück und Tee. Welch ein Privileg, hier völlig allein mit knapp 20 Wildhunden den Tag zu beginnen!

















Nach einer weiteren Stunde brechen wir auf, weil die Hunde inzwischen eigentlich nur noch rumliegen. Auf dem Rückweg kommen wir hier ja sowieso noch mal vorbei und wir wollen schauen, was die Kwando Core Area noch für uns bereit hält.

Wir fahren weiter und erreichen ohne weitere Sichtungen die Nambwa Lodge und die dazugehörigen Campsite, wo wir eine kurze Rast einlegen, um uns die Beine zu vertreten. Der Bereich der Campsites liegt wunderbar in einem kleinen Wäldchen, in dem wir auch einen Bushbock entdecken. Wir pirschen uns an, aber ein gutes Fotos will leider nicht gelingen.

Da wir heute noch über 400km Rückweg vor uns haben, das Licht hart wird und außer den Wildhunden eigentlich nichts zu sehen war, beschließen wir, nicht weiter in den Park vorzudringen, sondern umzukehren.

Zurück bei den Wildhunden hat sich nicht viel getan, außer dass es schon ganz schön nach Aas riecht. Erstaunlicherweise steht auch kein anderes Auto bei den Hunden, obwohl wir unterwegs immerhin zwei Autos getroffen hatten und von der tollen Sichtung berichtet hatten. Wir schießen noch ein paar letzte Fotos und verabschieden uns vom Rudel und mit einem letzten Selfie am Lookout innerlich auch schon vom Caprivi, obwohl wir ja eigentlich noch mitten drin sind. Tatsächlich kommt uns im Park auch noch ein aller letztes Motiv vor den Sucher, das ja auch wirklich nicht hat fehlen dürfen!

















An der Rezeption angekommen, zahle ich unseren Eintritt nach und trage die Wildhundsichtung auf das Sightingboard ein, während Lars den Luftdruck unserer Reifen wieder auf ein asphalttaugliches Niveau von 2,2 Bar bringt. Dann klemme ich mich hinter das Lenkrad und auf geht es nach Hakusembe!

Wie schon auf dem Hinweg zieht sich die Strecke endlos und wir fahren so schnell es erlaubt ist bzw. es uns mit Tieren und Menschen auf der Straße möglich erscheint. Irgendwo im Nirgendwo halten wir neben einer jungen Frau am Straßenrand: Da heute unsere letzte Camping-Nacht sein wird und wir nicht mehr kochen werden, haben wir unsere zu viel gekauften Lebensmittel, Klopapier und Alu-Folie in einen Beutel gepackt und geben sie der Frau. Sie versteht anscheinend nicht gut Englisch und weiß erst gar nicht, was ich überhaupt will, aber schließlich nimmt sie den Beutel an. Ich muss zugeben, ich habe keine Ahnung, ob sie mit dem Inhalt etwas anfangen kann, hoffe es aber.

Völlig durchgegart und fertig von der langen Fahrt, kommen wir um halb vier in Hakusembe an. Wie schon beim ersten Mal werden wir sehr freundlich begrüßt und erhalten ein Erfrischungsgetränk mit einer kurzen Einweisung. Danach fahren wir auf unsere Campsite, dieses Mal, wie vorher bestellt, die Nr. 3. Sie liegt wirklich schön an der Flussbiegung und gefällt uns sehr gut.

Nachdem wir das Zelt aufgebaut und geduscht haben, freuen wir uns schon auf den Pool! Leider ist dieser komplett von einer Großfamilie besetzt, deren erwachsene Mitglieder schon ganz schön getankt haben und sich lautstark unterhalten und amüsieren. Wir setzen uns etwas entfernt in ein Lounge-Sofa und sichten bei Rock Shandy und Beer Shandy ca. 600 Wildhundbilder.

Als es zu dämmern beginnt, gehen wir zurück zur Campsite, essen eine Kleinigkeit und machen uns fertig für die Nacht. Nachdem Lars beobachtet, wie ein paar Angolaner zu Fuß den niedrigen Fluss überqueren, schließen wir alles ins Bad oder ins Auto ein, was nicht niet- und nagelfest ist: wir hatten gelesen, dass Camper hier schon mal von Angolanern beklaut worden sind, die sich mit dem Diebesgut einfach über den Fluss davon gemacht haben. Vielleicht ist das auch der Grund, dass der Platz von einem sehr hellen Strahler ausgeleuchtet wird. Komisch, von Campsite 1 aus, war uns das Ding gar nicht aufgefallen! Hier zerstört er das Wildnis-Flair und macht Sternen-Fotografie unmöglich. Egal, wir haben heute genug fotografiert und sinken zufrieden ein letztes Mal in unserem Dachzelt in die Kissen.
Letzte Änderung: 10 Apr 2022 09:00 von FotoGnu.
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10 Apr 2022 21:31 #641610
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Kurze Warnung vorab: heute gibt es nur zwei Fotos und die haben ausschließlich dokumentarischen Charakter.

Von Rundu nach Waterberg

Auch heute werden wir wieder um fünf von den angolanischen Hähnen geweckt. Die Nacht war ruhig und mit 12 Grad ziemlich kalt. Wir gönnen uns den Luxus und bleiben bis 6.45 Uhr liegen und wärmen anschließend unsere Knochen unter der Dusche. Es liegt ein langer Fahrtag vor uns: 576 km zur Waterberg Valley Lodge, für die wir angeblich fast 8 Stunden brauchen sollen. Jetzt aber erstmal in Ruhe frühstücken und abbauen.

Da dies unsere letzte Dachzelt-Nacht war, packen wir alle Camping-Utensilien ordentlich zusammen. Außerdem frühstücken wir das erste Mal überhaupt auf der Campsite statt unterwegs. Alles mal gemütlich zu machen, hat auch was für sich und wir genießen die Trödelei. Um halb neun checken wir aus und fahren los.

Nach ca. 2 km kommt uns eine alte, ärmliche Frau entgegen, der wir unsere Schlafsäcke schenken. Wir wollen sie nicht mit nach Hause nehmen und sie freut sich riesig und bedankt sich herzlich.

Nach kurzer Fahrt auf der B10 erreichen wir wieder die altbekannte B8. Von nun an sind es ca. 2,5 Stunden nach Grootfontein. Also Tempomat auf 120 km/h und Musik an!

In Mururani findet eine Führerschein- und Fahrzeugkontrolle statt. Die Fahrzeugkontrolle bezieht sich auf Fleisch, das man aus Seuchenschutzgründen nicht von Nord nach Süd mitnehmen darf. Lars muss unseren Kühlschrank und unsere Boxen öffnen, aber natürlich ist da bei uns nichts zu finden.

Gegen halb zwölf erreichen wir Grootfontein und kommen an dem Einkaufszentrum an, bei dem wir auf dem Hinweg Geld geholt haben: hier wollten wir heute wieder Geld holen, aber es stehen mindestens 20 Personen in einer Schlange davor, so dass wir lieber weiterfahren. Am nächsten ATM das gleiche Spiel: es ist Monatsanfang und die Schlange ist richtig lang. Lars erinnert sich, dass es bei der Shell-Tankstelle einen ATM gab und tanken wollen wir auch, also fahren wir dorthin.

Tatsächlich ist vor dem ATM nur eine Person, so dass ich mich gut gelaunt auf den Weg mache, während Lars im Auto unsere Sachen bewacht. Wäre er doch bloß mitgekommen… Und ja, ich weiß, dass das, was nun folgt, wirklich richtig dämlich war. Wenn mir einer vorher gesagt hätte, dass mir sowas Dummes jemals passieren würde, hätte ich es nicht geglaubt. Seid also bitte gnädig mit etwaigen Kommentaren - Ihr dürft sicher sein, dass ich mir alle nur möglichen Vorwürfe schon selber gemacht habe!

Als ich am Automaten bin, kommt ein Mann von hinten und spricht mich freundlich an, dass ich den Automaten falsch bedienen würde. „Nicht schon wieder“, denke ich. Noch ehe ich mich versehe, bricht er den Vorgang ab und als der Automat meine Karte ausspuckt, greift er sofort danach. Ich bekomme Panik, aber er steckt, die Karte (vermeintlich) sofort wieder in den Automaten, drückt ein paar Tasten und meint, nun könnte ich Geld abheben. Ich gebe also meine PIN ein und schirme dabei meine Eingabe sorgsam vor ihm ab - nützt aber wohl nix: der Typ entfernt sich, während ich mich noch wundere, was für eine seltsame Meldung der Automat nun schon wieder anzeigt. Als ich bemerke, dass er weg ist, dämmert mir endlich, dass der Kerl meine Karte gestohlen hat!

Ich schaue mich hilfesuchend um und rufe mehrfach verzweifelt „He has stolen my card“, was durchaus für Aufmerksamkeit sorgt: eine freundliche Frau kommt auf mich zu und schlägt mir vor, mit mir zur Bank zu fahren, denn die könnten mir helfen. In meiner Aufregung nehme ich an, dass die Bank meine Karte sperren könnte. Die nette Dame nimmt an, dass es der Automat war, der meine Karte „gestohlen“ hätte und mir die Bank helfen könnte, sie wiederzubekommen. Auch Lars versteht die Situation leider nicht richtig und so fahren wir der freundlichen Frau schnell zur National Bank nach. Dort klärt sich - übrigens wieder bei der unfreundlichen Dame vom ersten Besuch - der Irrtum auf. Und natürlich kann die National Bank in Namibia keine Postbank Visa Karte sperren!

Also als Nächstes den zentralen Sperrnotruf anrufen. Die Nummer habe ich im Handy abgespeichert. Leider kann ich mit meiner namibischen SIM-Karte aber keine Auslandsgespräche führen - Mist! Lars hat zum Glück noch ein Handy mit deutscher SIM-Karte dabei und so rufen wir mit seinem Telefon unter 0049116116 den zentralen Sperrnotruf an. Warteschleife - ich dreh durch! Nach kurzer Zeit, die mir ewig vorkommt, meldet sich eine freundliche Dame an der Hotline und teilt mir mit, dass sie ja fast alle Karten sperren könne, aber die Postbank Visa Karte leider nicht. Sie könne mir aber gerne die Telefonnummer von Visa geben, dann könne ich die Karte dort sperren lassen. Ob ich meine Kartennummer parat hätte? Leider nein, die hatte ich nirgends aufgeschrieben. Tja, dann müsse ich bei der Postbank anrufen, die Nummer hätte sie aber leider nicht…

OK, wieder Google befragt und schnell die Nummer gefunden, gut! Leider komme ich dann erstmal in die Standard-Abfrage der Postbank Telefonwarteschleife: „Wenn Sie dies oder das möchten, drücken Sie bitte die eins…“ Ich dreh innerlich noch mehr durch: wieso kommt nicht gleich als erstes, ob ich eine Karte sperren möchte?!

Und so dauert es geschlagene 15 Minuten bis ich die Karte sperren kann, nachdem wir ja schon Zeit damit verloren haben, zur Bank zu fahren. Die Dame an der Hotline gibt mir noch eine Nummer, über die ich abfragen kann, welche Abbuchungen bereits erfolgt sind. Dort rufe ich sofort an und lande in der nächsten Warteschleife.

In der Zwischenzeit fährt Lars uns zur Polizeistation und wir stellen uns dort in die Warteschlange in der prallen Sonne. Es sind mindestens 15 Leute vor uns in der Schlange und wir müssen ein ganzes Weilchen warten. Kurz bevor wir endlich dran sind, kommt ein Polizist zu uns raus und meint, wir sollen mit seinen Kollegen zum Tatort fahren. Die Männer sind in Zivil und fahren zu sechst in einem Kleinbus vor zur Tanke. Ich erkläre, was passiert ist und Lars erreicht in der Zwischenzeit endlich jemanden bei der Postbank. Nachdem ich mich legitimiert habe, schaut er nach, welche Buchungen vorgenommen wurden! Mir wird ganz schwindelig:

11:44 h: 2530 NAD
11:48 h: 1030 NAD
11:56 h: 7030 NAD
12:03 h: 1700 NAD
12:09 h: 660 NAD

Er kann nicht mit Gewissheit sagen, ob das alles tatsächlich abgebucht wurde oder nicht. Und schriftlich will er mir schon mal gar nichts geben. Daher notiere ich alle Zeiten und Beträge in der Notiz-App meines Handys. Dann informiere ich einen der sechs Polizisten. Da eine der Abbuchungen nicht von einem Automaten, sondern aus einem Geschäft stammt, wollen die Polizisten dort nun hin, obwohl die Abbuchung inzwischen über eine halbe Stunde her ist. Vorher geben sie uns aber noch „Polizeischutz“, denn wir brauchen ja immer noch Geld. Lars holt also unter den wachsamen Augen der Polizisten 2000 NAD mit seiner EC-Karte.

Wir sollen nun wieder zur Polizeistation fahren, um die Anzeige aufzugeben. Die Polizisten meinen, sie würden dort anrufen, damit wir nicht wieder in der Schlange warten müssen. Als wir an der Station ankommen, weiß natürlich keiner was von irgendwas. Der Polizist am Tresen meint, er könne die Anzeige aufnehmen und wir müssten dafür eine Gebühr zahlen - what? Nun rege ich mich erstmal auf, was leider nur zum Ergebnis hat, dass wir um 14.00 Uhr wiederkommen sollen, dann wäre ein Officer da. Wir überlegen, ob wir die Anzeige nicht einfach sein lassen, aber der Herr von der Postbank Hotline hatte uns dringend dazu geraten, eine aufzugeben, um vielleicht Ersatzansprüche durchsetzen zu können…

Wir fahren also wieder ins Purple Fig Bistro und essen und trinken etwas. Die Stimmung ist natürlich ganz anders als bei unserem letzten Aufenthalt: ich mache mir Vorwürfe und bin völlig fix und fertig, während Lars versucht mich zu trösten, aber natürlich auch nicht gerade froh über den Schlamassel ist.

Pünktlich um 14.00 Uhr stehen wir wieder auf der Matte der Polizeistation und nach einigem Palaver kommt ein junger Officer, der unsere Anzeige aufnehmen will. Ich erzähle gefühlt zum hundertsten Mal, was passiert ist und dann wird’s richtig komisch: keiner in der Station will die sechs Polizisten kennen, die mit uns zur Tankstelle gefahren sind! Scheiße! Der Officer will das checken und verschwindet.

Und bleibt erstmal verschwunden.

Während er weg ist, checken wir die Navi-App: Angeblich werden wir noch fünf Stunden bis Waterberg brauchen und bis dahin ist es stockfinster! Wir sind nun beide innerlich kurz vorm Durchdrehen und versuchen, den Vorgang zu beschleunigen. Unsere Zeitnot kümmert hier aber niemanden. Nach einer halben Stunde kommt der Officer wieder und will nun endlich unsere Anzeige aufnehmen. Ihm fehlt aber noch Papier. Also verschwindet er wieder. Dann dürfen wir ihn in ein anderes Büro begleiten. Dort will er erstmal Stühle für uns besorgen. „Nein, wir brauchen keine Stühle!“ - zu spät, er ist schon wieder weg!

Als er mit einem Stuhl wiederkommt, können wir ihn gerade noch daran hindern, einen zweiten zu holen. Dann möchte er einen Ausdruck meiner Notizen über die Abbuchungen von der Kreditkarte. Ich erkläre ihm mehrfach, dass das nur persönliche Notizen sind und nichts Offizielles, und biete ihm an, ihm die Daten auf einen Zettel zu schreiben, aber er lässt sich nicht beirren: ohne Ausdruck keine Anzeige. Woher sollen wir denn jetzt bitte einen Scheiß-Ausdruck hernehmen!?

Zum Glück kommt ein älterer und vermutlich vorgesetzter Officer dazu und fragt, was los ist. Ich spiele meinen letzten Trumpf und fange hemmungslos an zu heulen (nicht dass mir nicht sowieso schon die ganze Zeit danach gewesen wäre!). Der Officer zeigt sich verständnisvoll und weist seinen jungen Kollegen an, dass wir die Anzeige auch ohne Ausdruck aufgeben können.

Als erstes wird mein Name und meine Pass-ID notiert. Dann gefällt dem Officer die Pass-ID nicht, weil sie nicht mit meinem Geburtstag übereinstimmt. Also fängt er noch mal von vorne an: Name, Adresse, Geburtsdatum und Bank - soweit so klar. Beruf, Arbeitgeber, Kontaktnummer des Arbeitgebers - warum? Egal, keine Fragen. Dann schildere ich noch mal den Hergang, kürze aber etwas ab, um Zeit zu sparen, denn er ist handschriftlich nicht eben der Schnellste. Schließlich trägt er noch ein, wann welche Beträge abgebucht wurden. Inzwischen ist eine Seite voll geschrieben und er holt fünf Minuten lang ein neues Blatt Papier. Nicht dass bei seinem Kollegen nicht jede Menge Papier herumliegen würde - ist aber wohl nicht das richtige.

In der Zwischenzeit fährt Lars schon mal tanken und sein Kollege beginnt ein Gespräch mit mir über Corona. (Wie so oft in Afrika ist „Werder Bremen“ der Icebreaker.) Beide Polizisten haben Angehörige an Covid verloren, aber wollen sich nicht impfen lassen: sie vertrauen in Gott und Jesus und raten mir dies bezüglich des Diebstahls meiner Karte auch an.

Schließlich hat der Polizist noch eine zweite Seite vollgeschrieben und bittet mich, alles zu prüfen und zu unterschreiben. Ich lese seinen Bericht nicht mal mehr durch: Lars und ich wollen einfach nur noch weg! Ich prüfe nur genau, ob er meine Email-Adresse richtig geschrieben hat, denn sie wollen mir den Police Report für die Bank per Mail schicken - nicht dass ich hier nur einen Computer gesehen hätte. Wenigstens bekomme ich noch einen kleinen Zettel mit offiziellem Stempel und Fallnummer. Keine Ahnung, ob sich dafür der ganze Aufwand gelohnt hat: Ich fand den Aufenthalt auf der Police Station jedenfalls schlimmer als den Diebstahl an sich: selten bin ich mir so hilflos vorgekommen.



Wir verlassen Grootfontein um halb vier und Lars beginnt ein Rennen mit der Zeit bis zum Sonnenuntergang: er fährt maximal erlaubte Geschwindigkeit und überholt, wann immer möglich. Zum Glück sind laut Navi-App die ersten 280 km Asphaltstraße und nur knapp 30 km direkt zur Lodge Piste. Die App zeigt unbeirrt 5 Stunden Fahrtzeit an, anscheinend sind die 30 km Piste das Problem bei ihrer Zeitrechnung.

Vor uns ist eine Radarkontrolle - bitte nicht das auch noch! Wir haben genug von der namibischen Polizei! Zum Glück werden wir nicht angehalten.

Um zwanzig nach sechs erreichen wir den Abzweig zur Gravelroad. Schneller als 60km/h ist hier auf keinen Fall drin, denn die Straße ist schlüpfrig und rechts und links sind Wildtiere unterwegs. Wir passieren das Tor zum Reservat und sehen Giraffen, Steinböckchen, Dikdiks und jede Menge Perlhühner - eines springt vor unser Auto und bringt uns dazu, noch vorsichtiger zu fahren.

Die Anlage besteht aus drei Lodges, die preislich zwischen Schweine-teuer und ziemlich teuer liegen. Wir hatten uns für die ziemlich teure Valley Lodge entschieden und bekommen nun ein Upgrade auf die Plateau Lodge. Als wir an Bungalow 5 ankommen, freuen wir uns über das Upgrade: das Häuschen liegt hoch am Tafelberg und wir blicken auf die Ebene. Weil es schon fast ganz dunkel ist, sieht man nicht wirklich viel, aber wir können den privaten Pool auf unserer Terrasse erkennen. Der Bungalow selber ist sehr schick, aber wir haben gerade keine Lust Fotos zu machen, bevor wir hier alles verwüsten.

Unsere Freude wird ein kleines bisschen getrübt, als Lars eine Maus und zwei große Spinnen entdeckt. Wir haben ja nichts gegen Mäuse, aber nach der Erfahrung in Halali wollen wir sie nicht in der Bude haben. Auch diese Maus ist überhaupt nicht scheu und jedes Mal, wenn Lars sie mit meinem Badelatschen fast raus bugsiert hat, dreht sie wieder um und läuft zurück. Irgendwann siegen wir über die Maus und die Spinne ist dran. Sie lässt sich schneller überreden. Die zweite Spinne sitzt zu hoch, an die kommen wir nicht dran. Daher machen wir ein Foto, um im Restaurant zu fragen, ob sie gefährlich ist oder harmlos.



Wir machen uns etwas frisch und gehen dann zum Essen. Wir bekommen Nudeln mit Gemüse und zum Dessert Mouse au Chocolat. Durch das Restaurant und in die Küche flitzen ein oder zwei Mäuse. Das will nicht so recht zu dem ansonsten edlen Ambiente passen.

Unsere Spinne ist zum Glück harmlos, aber Simon, unser Kellner, bietet trotzdem an, mit uns mitzukommen und sie zu entfernen. Normalerweise würde ich ja drauf verzichten, denn mit Spinnen habe ich deutlich weniger Probleme als mit Flatterzeug und Tausendfüßern, aber nach diesem Tag nehme ich das Angebot dankbar an: meine Nerven liegen immer noch blank und da tut etwas Fürsorge gut.
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11 Apr 2022 21:32 #641709
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Waterberg

Wir wachen um sechs Uhr auf und nehmen uns vor, den Mist von gestern abzuhaken und den Tag hier nochmal zu genießen. Der phantastische Ausblick und eine heiße Dusche, machen da schon mal einen guten Anfang.



Dann gehen wir zum Frühstück und von ein paar hygienischen Bedenken aufgrund der munter durch die Küche flitzenden Mäuse abgesehen, genießen wir das Essen und anschließend die Aussicht. Auf dem Rückweg zum Bungalow sehen wir eine uns unbekannte Antilope, die bis auf ein paar Meter an uns heran kommt. Leider haben wir keine Kamera dabei!

Um halb neun fahren wir mit dem Auto zur Wilderness-Lodge, um von dort zu einer kleinen Wanderung aufzubrechen. Auf dem Weg dahin sehen wir Dikdiks, Kudus und noch einmal die unbekannte Antilope. Die Tiere scheinen alle nicht besonders scheu zu sein und wir freuen uns auf unsere Wanderung!



Es dauert etwas, bis wir den Einstieg zum Porcupine Trail finden, dann geht es über Stock und Stein höher den Waterberg hinauf. Obwohl es noch früh ist, ist schon wieder sehr heiß und so machen wir viele Pausen. Auf dem Trail sehen wir leider nicht viele Tiere, nur ein paar scheue Klippschliefer und Eidechsen.











Der Porcupine Trail endet an einer Quelle, wo wir auch noch mal Pause machen und ich mir einen Papyrus-Stengel mitnehme. Ich hoffe, einen Ableger daraus gezogen zu bekommen. (Hat leider nicht geklappt.)

Zurück wandern wir den Fontain-Trail gemütlich durch das schattige Tal. Um halb elf kommen wir wieder an unserem Auto an und auf dem Rückweg zum Bungalow stoßen wir noch mal auf zwei Dassies.





Zurück im Bungalow ergibt der Anruf beim Card Service der Postbank nichts Neues: jede Menge Buchungen auf der Karte. Ob die Transaktionen wirklich erfolgt sind oder nicht, weiß man erst in ein paar Tagen. Der Herr an der Hotline macht mir aber Hoffnung, dass wir das Geld zurück bekommen werden.

Die Mittagszeit verbringen wir mit Chillen am Pool und einem kleinen Mittagsschläfchen.





Für den Nachmittag haben wir einen Rhino-Drive gebucht und stehen überpünktlich am Treffpunkt bereit. Erst stehen wir dort zu viert, dann zu sechst, dann zu acht und schließlich zu zehnt. Unsere Gesichter werden mit jedem Teilnehmer immer länger: die Fahrzeuge haben drei Dreiereihen (und einen Beifahrersitz), es wird also maximal eng.

Mit etwas Verspätung kommt das Safari-Fahrzeug um die Ecke und es sitzen neben dem Fahrer schon zwei Personen drin. Dem Fahrer wird schnell klar, dass er überbucht ist und er versucht den Sachverhalt zu klären. Für afrikanischen Verhältnisse total ungewöhnlich, gibt es jetzt aber nicht endloses Palaver, sondern eine klare Ansage von ihm. Es solle sofort ein zweites Fahrzeug geschickt werden, denn schließlich würden die Leute warten. Lars und ich sowie ein französisches Paar steigen schnell zu und los geht’s!

Leider ist das Reserve heute Nachmittag wie ausgestorben: in einer halben Stunde sehen wir gerade mal einen Toko und eine Trappe. Mir ist das gerade ganz recht, denn ich habe gemerkt, dass ich nur noch Platz für 25 Bilder auf der Speicherkarte habe! Den Rucksack mit dem Speicherkarten-Mäppchen haben wir nicht dabei: ein Anfänger-Fehler, den ich immer wieder gerne mache! Also schnell mal hundert Bilder gelöscht und Platz gemacht.

Im Laufe der nächsten halben Stunde sehen wir Strauße und Springböcke, also nichts, wofür ich meinen kostbaren Speicherplatz gerade opfern würde.

Eine weitere halbe Stunde später, kommen wir bei drei Nashörnern an, einem Bullen und einer Kuh mit Kalb. Unser Guide lässt uns aussteigen und nah an die Nashörner rangehen. Sie sind Menschen gewohnt, denn sie werden rund um die Uhr bewacht.

Wow, was für ein Erlebnis! Wir haben schon einmal wilde Nashörner zu Fuß getrackt, was wahnsinnig aufregend war. Hier ist es völlig anders, aber nicht minder beeindruckend: Die Tiere sind nur wenige Meter entfernt und der Guide hat auch nichts dagegen, dass wir uns für eine tiefe Perspektive in den Dreck schmeißen. Nur unsere Mitreisenden sind darüber etwas irritiert…

Als sich uns die neugierigen Tiere nähern, weichen wir vorsichtig zurück. Der Guide lacht und meint, wir sollten keine Angst haben. OK, das kommt uns entgegen! Als sie uns aber noch näher auf die Pelle rücken, pfeift und ruft der Guide und die Nashörner weichen wieder etwas zurück. Insgesamt sind sie aber total entspannt und wir auch: es ist wirklich ganz berührend, diesen wundervollen Tieren so nahe zu kommen! Wir bleiben ca. 20 Minuten und machen viele Fotos, wobei das Licht leider noch sehr hart ist und das hohe Gras etwas stört.















Dann fahren wir weiter zu einer anderen Kuh mit Adoptivkalb und fotografieren auch dort. Die Tiere kommen noch näher ran und wir bekommen Bilder in toller Perspektive: nah und von unten - das wäre in einem Fahrzeug niemals möglich! Lars und ich sind im Fotografen-Himmel!





















Zu guter Letzt fahren wir die dritte kleine Gruppe des Reservats an: wieder eine Kuh mit Kalb. Hier ist das Gras ganz niedrig und das Licht total schön. Da wir schon einige gute Aufnahmen im Kasten haben, experimentieren wir mit dem Weitwinkel-Objektiv, was dem Körperbau der Tiere allerdings nicht besonders schmeichelt.

















Hier findet auch gleich der Sundowner statt, aber ich muss zugeben, dass Lars und ich heute überhaupt kein Interesse an Drinks und netten Gesprächen haben - dafür ist es einfach viel zu schön, „auf Augenhöhe“ mit den imposanten Tiere zu sein und ihre Nähe zu genießen!

(Übrigens berichten und zeigen wir hier dieses Erlebnis so offen, weil auf der Website von Waterberg Wilderness ausdrücklich auf die Rhinos hingewiesen wird. Wilderer erfahren hier also nichts Neues.)

Völlig beseelt von diesem Erlebnis fahren wir zurück zur Lodge und ich bin froh, für zwei Stunden mal überhaupt nicht an den gestrigen Tag gedacht zu haben. Gegen sieben sind wir wieder an der Lodge und gehen gleich essen. Es gibt eine Gemüsesuppe und Coleslaw als Starter, dann Fisch mit Reis und Gemüse als Hauptgang und schließlich Tiramisu als Dessert. Das Dessert lassen wir direkt wieder aus und machen uns auf den Weg zu unserem Bungalow.

Wir wollen nämlich den grandiosen Sternenhimmel noch mal zusammen mit der Felskante des Waterbergs fotografieren. Danach fallen wir todmüde aber hochzufrieden ins bequeme Bett.

Anhang:
Letzte Änderung: 12 Apr 2022 07:46 von FotoGnu.
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Von Waterberg nach Windhoek und weiter nach Bremen

Heute geht es schon wieder nach Hause zurück. Die Zeit in Namibia ist schnell verflogen und wir sind wehmütig, Afrika schon wieder verlassen zu müssen. Dazu mischt sich zugegebenermaßen auch etwas Erleichterung: so viele schöne Erlebnisse wir auch hatten, hat uns der Tag in Grootfontein nachhaltig verunsichert.

Um halb acht haben wir unsere Sachen schon so gut wie fertig gepackt und gehen frühstücken. Die Airline hat sich per Mail gemeldet, dass wir ein gute halbe Stunde später los fliegen, aber da wir in FFM sowieso lange Aufenthalt haben, stört uns das nicht.

Weil wir uns heute auf gar keinen Fall wieder ein Rennen mit der Zeit liefern wollen, fahren wir schon um neun los. Beim Auschecken funktioniert leider Lars’ MasterCard nicht und NAD haben wir auch nicht mehr ausreichend. Zum Glück können wir mit Euro zahlen. Auf dem Weg raus machen wir noch ein schnelles Foto von unserem Häuschen.



Die Strecke zurück nach Windhoek ist sehr langweilig. Aber: Langweilig gefällt uns gut!

Kurz vor Windhoek sehen wir mehrere Rauchsäulen am Himmel: das müssen große Veldfeuer sein.



Um halb eins kommen wir bei dem Restaurant Utopia an, wo wir bereits bei unserer Ankunft gegessen haben. Da wir noch zweieinhalb Stunden Zeit bis zur Mietwagen-Abgabe haben, können wir hier noch etwas Zeit verbringen. Die Klo-Türen sind ganz originell gestaltet:


Klo-Tür von außen


Klo-Tür von innen

Dann wollen wir noch mal Geld am Automaten holen und fahren dazu zum Spar in Klein Windhoek. Dort gibt es auch einen ATM, vor dem wir direkt parken und dann zu zweit noch mal 1000 NAD abheben für die letzte Tankfüllung. Alles läuft völlig komplikationslos und ohne, dass sich uns auch nur ein Mensch auf 30 m nähert. Das war für mich eine gute "Konfrontationstherapie". Dann hole ich noch schnell ein paar Brötchen als Wegzehrung im Flieger und etwas zu Knabbern aus dem Spar und weiter geht’s zur Tanke. Auch dort läuft alles problemlos.

Um zwei ist es Zeit, den treuen Hilux abzugeben. Wir rollen mit genau 3570 km auf dem Tacho bei Warthog auf den Hof. Wow, soviel fahre ich sonst in einem Jahr!

Lars wickelt die Übergabe mit Rico ab und ich passe im klimatisierten Büro auf unser Gepäck auf. Außer einer durchgebrannten Sicherung und zwei kleinen Löchern in der Dachzeltschutzhülle ist alles OK und über die zwei Punkte geht Rico großzügig hinweg.

Für den Flughafentransfer werden zusammen mit einem französischen Paar in einen Kleinwagen gequetscht. Der Fahrer fährt wie ein Henker!

Am Flughafen angekommen, stellen wir fest, dass unser Flieger noch mal Verspätung hat und nun um 19.45 Uhr gehen soll. Wir sind also viel zu früh am Gate, aber lieber so als anders!

Der Ablauf am Flughafen ist ganz gesittet: zuerst wird entweder ein Foto von uns gemacht oder unsere Temperatur gemessen - schwer zu sagen. Dann kommen wir zu vier Eurowings Discover Schaltern und werden bis Bremen durch gebucht. Wir müssen außer den Pässen nur unseren Impfnachweis vorzeigen. Dann kommen wir zügig durch die Sicherheitsschleuse und schließlich durch die Passkontrolle. Dort geben wir die schon gestern ausgefüllten Ausreiseformulare ab und nun heißt es warten.

Schon vor einer ganzen Weile wurden im Wartebereich Tische aufgebaut. Nun müssen sich alle Passagiere, getrennt nach Männern und Frauen in einer ordentlichen Schlange an den Tischen anstellen. Ich komme schnell dran und es folgt eine äußerliche Durchsuchung meines Handgepäcks und noch mal eine Leibesvisitation. Lars muss lange warten und als er dran ist, wird der Kamera-Rucksack sehr genau unter die Lupe genommen.

Schließlich dürfen wir boarden, ganz ordentlich nach Reihen. Wir haben Plätze in der 4er-Reihe in der Mitte und haben erfreulicherweise einen freien Platz neben uns. Es ist ziemlich kalt im Flieger und ich werde auf jeden Fall eine Decke kaufen. Mit über zwei Stunden Verspätung geht es dann endlich los.

Der Pilot holt ein bisschen Zeit rein und so kommen wir nach vier Stunden Schlaf und drei Filmen mit weniger als zwei Stunden Verspätung in Frankfurt an.

An der Passkontrolle kommen wir schließlich endgültig in Deutschland an: Unglaublich, wie unfreundlich die hier sind! Dann müssen wir noch mal unseren Impfnachweis vorzeigen, noch mal durch eine Sicherheitskontrolle, schließlich durch den halben Flughafen laufen und schon sind wir an unserem Gate für den Flug nach Bremen. Der ist kurz und ereignislos. Im Bremen bekommen unser Gepäck in Rekordzeit und so sind wir schon eine halbe Stunde nach Landung wieder zuhause.
Letzte Änderung: 15 Apr 2022 14:45 von FotoGnu.
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Kreditkarten-Epilog

Am nächsten Tag telefonieren wir mit der Postbank, um zu erfahren, was wir unternehmen müssen, um die unrechtmäßigen Abbuchungen erstattet zu bekommen. Ich erkläre der Dame am Telefon, dass wir nicht genau wissen, ob und wann wir den Polizeibericht aus Namibia bekommen werden. Die freundliche Dame an der Hotline erklärt uns, dass es sowieso viel besser wäre, wenn wir die Anzeige in Deutschland aufgeben würden. Whaaat? Das sagt sie uns jetzt? Da hätten wir uns die Polizeistation Grootfontein also sparen können? :evil:

Ich rufe also in Bremen bei der Polizei an und Corona-bedingt kann ich die Anzeige sogar telefonisch aufgeben. Das Ganze ist innerhalb von 15 Minuten erledigt und schon am nächsten Tag bekomme ich per Mail die Bescheinigung meiner Anzeige. Ich schwöre, ich lästere nie wieder über die deutsche Bürokratie!

Dann setze ich ein Schreiben auf, in dem ich den Vorfall am Automaten beschreibe und füge die Anzeige, einen Screenshot meiner Anrufe zwecks Kartensperrung und eine Übersicht der Abbuchungen bei und schicke es per Post an die Postbank. Als ich nach über zwei Wochen immer noch keine Rückmeldung habe, rufe ich beim Cardservice an und erfahre, dass mein Brief nicht angekommen ist. Also schicke ich das Ganze noch einmal per Mail.

Drei Wochen später erhalte ich eine standardisierte Ablehnung meiner Bitte um Erstattung. Die Begründung ist, dass ich Karte und Geheimzahl offensichtlich gemeinsam aufbewahrt hätte. Das habe ich ja nun wirklich nicht, also rufe ich wieder beim Cardservice an. Die Unterhaltung verläuft unerfreulich: die Dame am Telefon ist anscheinend darauf trainiert, sich auf keine inhaltlichen Diskussionen einzulassen. Obwohl ich ihr den Vorgang detailliert beschreibe, blockt sie mich komplett ab und verweist immer nur auf das Schreiben. Da wir auf inhaltlicher Ebene nicht weiterkommen, weise ich darauf hin, dass ich aufgrund ihres Verhaltens den Eindruck gewinnen würde, die Bank würde mir unterstellen, dass ich lüge. Das lässt sie sich nicht sagen (und ich möchte betonen, dass ich während des Telefonats immer sachlich und ruhig war) und beendet das Gespräch.

Also setze ich ein weiteres Schreiben auf und erkläre noch einmal ganz genau den Vorfall am ATM und dass ich die PIN nicht mit der Karte aufbewahrt habe und die Eingabe der PIN sorgfältig abgedeckt habe. Die gleiche Sachbearbeiterin schickt mir mit der fast gleichen Begründung wieder eine Ablehnung.

So langsam werde ich unsicher, ob ich die tausend Euro nicht verloren geben soll. Denn natürlich ist mir bewusst, dass ich einen Fehler gemacht habe. Nach ausführlicher Recherche komme ich aber zu dem Schluss, dass ich mir zwar Fahrlässigkeit aber nicht grobe Fahrlässigkeit vorwerfen lassen muss. Dass das in diesem Fall den Unterschied macht, bestätigt mir auch der hinzugezogene Anwalt.

Der Anwalt setzt ein entsprechendes Schreiben auf und innerhalb von einer Woche antwortet die gleiche Sachbearbeiterin überaus zuvorkommend und vor allen mit einem positiven Bescheid. Das Geld inkl. Auslandsgebühren ist noch am gleichen Tag zurück auf unserem Konto!

Am Ende bleiben als Schaden also nur die Anwaltskosten, die ich für mich persönlich als Lehrgeld verbuche. Eine Kopie des handschriftlichen Polizeiberichts aus Grootfontein kam übrigens bereits drei Wochen nach unserer Rückkehr per Mail.
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