THEMA: Mit meinen Mädels in Namibia
19 Mär 2022 15:01 #639899
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Prolog

Schon "immer" wollten meine Frau Birgit und ich neben den üblichen Erholungs-, Besichtigungs- und Badeurlauben zwei besondere Urlaube mit unseren beiden Töchtern machen: einmal der Westen der USA und eben eine Safari in Afrika. Den Westen der USA haben wir im Jahr 2017 nach dem perfekten Schulabschluss unserer wunderbaren "großen" Tochter Lisa "erledigt", die Safari in Afrika war 2021 nach dem ebenso perfekten Schulabschluss unserer ebenso wunderbaren "kleinen" Tochter Tina dran.

Birgit und ich waren davor schon zweimal, jeweils nur für ein paar Tage im Anschluss an Dienstreisen im Krüger NP bzw. im angrenzenden Sabi Sands. Speziell beim 1. Mal im Jahr 2000 waren wir, wie man heute sagen würde, geradezu "geflasht", so begeistert waren wir von dieser Erfahrung. Wir waren daher fest entschlossen, dass wir das einmal unseren Kindern, wenn sie groß genug sind, zeigen bzw. mit ihnen gemeinsam erleben wollen.

Im Herbst 2019 haben wir dann damit begonnen zu überlegen, wohin es konkret gehen könnte. Der Krüger NP war aufgrund der guten Erfahrungen zuerst in der "Pole Position", aber bei den diversen Recherchen ist dann immer mehr Namibia aber auch Botswana ins Rennen gekommen. Ausschlaggebend für die Entscheidung war letztlich auch dieses richtig tolle Forum, speziell mit den vielen grandiosen Reiseberichten. Dadurch konnten wir einen konkreten Eindruck bekommen, dass es einerseits vom Sicherheitsaspekt und andererseits hinsichtlich Landschaft und Tierwelt das richtige Land für eine mehr oder weniger Einsteiger-Safari ist.
Im März 2020 hatten wir dann eine grobe Route, die ich hier auch zur Diskussion gestellt habe (www.namibia-forum.ch...-meinung.html#583662). Vielen Dank noch einmal an alle für die Hilfe!
An der Route hat sich nicht mehr viel geändert, die größte Änderung war, dass wir vor allem aus finanziellen Gründen 6 Nächte mit Dachzelt statt Lodge eingebaut haben. Zumindest bei Lisa hat sich die Begeisterung darüber aber eher in Grenzen gehalten. :whistle: Birgit ist zwar mit Camping groß geworden, hat sich aber schon als Teenager mit ihren Eltern Richtung Luxuscamping (Wohnwagen) entwickelt und bezeichnet sich selbst als Heiß- statt Warmduscher. ;) Unsere gemeinsame Campingerfahrung liegt auch schon länger zurück und besteht aktuell nur noch in ein paar Tagen pro Jahr in noch luxuriöserem Camping im Mobilheim in Kroatien. Drei der 6 Dachzeltnächte waren aber durch eigenes Waschhaus immerhin "halbluxuriös" geplant. Und abgesehen davon, hatten Tina, Birgit und ich das Gefühl, mit dem Campen ein klein wenig mehr "Abenteuertouch" in den Urlaub zu bringen.

Trotz der bekannten Unsicherheiten haben wir im Oktober/November 2020 fast alles fix fertig gebucht, weil wir dachten, dass im Herbst 2021 ja wieder alles möglich sein muss. Tja! Die Wochen und Monate vor dem Abflugtermin mit Virusvariantengebiet, Beförderungsverbot usw. waren daher nicht sonderlich lustig. Durch diese Ungewissheit ist es in den letzten Tagen vor dem Abflug noch etwas stressiger geworden, weil wir mit diversen Besorgungen bis zum Schluss gewartet haben. So habe ich erst eine Woche vor dem Abflug einen neuen (zusätzlichen) Fotoapparat (Sony RX10 IV) gekauft und hatte dadurch leider kaum mehr die Möglichkeit mich mit dem neuen Gerät vertraut zu machen. Zugegebenermaßen war durch diese Umstände und den Stress in den letzten Tagen die Vorfreude leider schon deutlich getrübt. Lisa hatte überdies vor der Abreise noch viel für die Uni zu tun, beide Mädels waren außerdem wenig amused über die Tatsache, dass wir bei der Rückkehr in Quarantäne müssen. Jedes Wochenende wurde unsere Hoffnung, dass nun auch Österreich endlich Namibia als Virusvarianten-Gebiet streicht, erfolgreich zerstört.
Aber nachdem am Tag vor dem Abflug auch der PCR-Test erfolgreich bestanden wurde, konnte es dann doch plangemäß losgehen.

Apropos Plan:
Di, 31.08.: Wien - Frankfurt - Windhoek (Eurowings)
Mi, 01.09.: Voigtland Guesthouse
Do, 02.09.: Bagatelle Kalahari (Dachzelt)
Fr, 03.09.: Bagatelle Kalahari (Dachzelt)
Sa, 04.09.: Sesriem Oshana Camp (Dachzelt)
So, 05.09.: Namib Desert Camping2Go
Mo, 06.09.: Meikes Guesthouse, Swakopmund
Di, 07.09.: Meikes Guesthouse, Swakopmund
Mi, 08.09.: Spitzkoppe Campsite (Dachzelt)
Do, 09.09.: Camp Kipwe
Fr, 10.09.: Camp Kipwe
Sa, 11.09.: Olifantsrus Camp (Dachzelt)
So, 12.09.: Halali Bush Chalet
Mo, 13.09.: Halali Bush Chalet
Di, 14.09.: Okaukuejo Camp (Dachzelt)
Mi, 15.09.: Erindi Old Traders Lodge
Do, 16.09.: Erindi Old Traders Lodge
Fr, 17.09.: Voigtland Guesthouse
Sa, 18.09.: Flug Windhoek - Frankfurt - Wien (Eurowings)

Also was erwartet euch? Ein Bericht eines Ersttäters, auch was Reiseberichte betrifft, von einer ziemlich klassischen Ersttäterroute durch Namibia mit sehr vielen nicht perfekten Ersttäter-Fotos. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, ist allerdings herzlich willkommen uns zu begleiten!
Grundlage für diesen Bericht ist übrigens hauptsächlich das Reisetagebuch von Tina - danke Tina! Die Fotos sind überwiegend von mir mit der neuen Sony RX10 IV geschossen, ein paar sind auch von Birgit mit der Canon EOS T6s (55-250 mm Objektiv) dabei und vereinzelt auch das eine oder andere Handy-Foto der Kinder.

Es ist eine Reise mit meinen 3 liebsten Mädels :kiss:


durch wunderbare Landschaften



mit sehr großen Tieren,


nicht ganz so großen,


mit kleineren Tieren,


aber auf jeden Fall mit sehr vielen Tieren!


Bitte einsteigen, anschnallen - bald geht es los!

Liebe Grüße,
Christian mit seinen Mädels :)
Letzte Änderung: 19 Mär 2022 15:03 von chrischris.
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19 Mär 2022 15:07 #639900
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Tag 0: Di, 31.8.21 - Afrika wir kommen!

Die Anreise ist sehr unspektakulär verlaufen. Um 15 Uhr ging es vollgepackt mit dem Taxi los zum Flughafen Wien. Bei den Kontrollen gab es kaum Unterschiede zu normalen Zeiten. Von Wien nach Frankfurt flogen wir mit Austrian (17:35 bis 19:05), am Flughafen Frankfurt haben wir uns noch eine kleine Stärkung genehmigt (die Versorgungslage am Flughafen war Covid-bedingt allerdings äußerst eingeschränkt ...), dann ging es um 21:50 mit Eurowings weiter Richtung Windhoek. Der Flug hat sich ziemlich gezogen, durch die vielen Turbulenzen wurde das Essen leider sehr verspätet serviert, gerade als ich tief und fest eingeschlafen war. Das Essen war so lala, aber okay. Auswahlmöglichkeit gab's aufgrund der hinteren Sitzreihen keine mehr - sollten wir bei zukünftigen Flügen bei der Sitzplatzwahl berücksichtigen. Leider war es mit dem Schlafen danach recht schwierig. Das Filmprogramm war aber okay, sodass die Zeit bis zum (bescheidenen) Frühstück auch einigermaßen akzeptabel zu überstehen war.


Erster Blick auf Namibia von oben

Den Flug haben wir übrigens über Austrian im Okt. 20 gebucht und haben offenbar den perfekten Zeitpunkt dafür erwischt. Ziemlich genau 600 Euro für Wien - Frankfurt - Windhoek und retour ist ein recht guter Preis und war interessanterweise günstiger als nur Frankfurt - Windhoek. Das soll einmal jemand verstehen … :blink:
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20 Mär 2022 13:05 #639966
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Tag 1: Mi, 1.9.21 - Ankommen in Afrika

Um 8:15 sind wir ziemlich pünktlich in Windhoek angekommen, bis wir das Flughafengebäude verlassen konnten, vergingen aber noch 2 Stunden, dank Pass- und Coronatestkontrollen, die eher schlecht organisiert waren. Ein taktischer Fehler war auch, dass wir in einer der letzten Reihen im Flugzeug gesessen sind und daher fast die letzten waren, die fertig wurden.


Ankunft am Hosea Kutako Flughafen in Windhoek

Am Flughafen haben wir außerdem noch Bargeld abgehoben und uns eine Telefonwertkarte (MTC) mit Vouchern für 3 Wochen besorgt. Abgeholt wurden wir von unserem Autovermieter Namibia2Go (Gondwana), der uns schließlich vom Flughafen zum Büro in Windhoek gebracht hat. Kaum in der Stadt begegnete uns schon das erste Wildlife: eine Gruppe Paviane (Baboons) mit Jungen am Rücken - da waren allerdings die Kameras noch nicht gezückt.
Bei Namibia2Go wurde uns gleich das bestellte Fleisch von der Klein-Windhoek-Schlachterei überreicht und vor Ort bezahlt. Nachdem wir den ganzen Papierkram erledigt hatten, bekamen wir eine ausführliche Einweisung in unseren Toyota Hilux Double Cab mit zwei Dachzelten und "Küche", inklusive Reifenwechsel und Kompressor in Betrieb nehmen. Lisa hat zum Glück das Wichtigste mitfotografiert bzw. gefilmt sonst wäre es vor allem mit dem Dachzelt beim ersten Mal noch schwieriger geworden. Man ist ja doch ein bisschen überfordert mit der Fülle an Informationen, wenn man nach einem langen Flug etwas gerädert ankommt. Freundlicherweise haben sie uns auch noch eine einfache Kühlbox mitgegeben, die dann auf der Rückbank gute Dienste geleistet hat.


Einschulung - der Auf- und Abbau des Dachzelts will gelernt sein

Erst um ca. 12:30 Uhr ging es mit dem doch recht großen Gefährt los, das uns sicher durch die nächsten Wochen bringen sollte - mit Betonung auf sollte … :whistle: Das Fahren war anfangs schon ungewohnt, besonders die verkehrten Blinker und Scheibenwischer waren gewöhnungsbedürftig. Das Schalten war dank Automatik aber kein Problem. B)
Erster Halt: Maerua Mall. Im Superspar deckten wir uns mit allem Notwendigen ein (Getränke, Beilagen, Frühstück, …), den Cider mussten wir im Shop nebenan besorgen. Überraschend viele Produkte waren rein auf Deutsch angeschrieben, sonst alles mehrsprachig Deutsch und Englisch/Afrikaans. Hier fiel uns auch zum ersten Mal die namibische Art der Arbeitsplatzbeschaffung auf - 2 Angestellte packten unsere Einkäufe ein und brachten sie zu unserem Auto. Damit hat auch gleich das mehr oder weniger fröhliche Trinkgeld-Verteilen begonnen - neben den beiden Angestellten wurde natürlich auch der Parkwächter versorgt, der uns beim Einpacken nicht aus den Augen gelassen hat - ob das wirklich aus Sicherheitsgründen notwendig war oder wegen der Aussicht auf Trinkgeld sei jetzt einmal dahingestellt. Es war schon ungewohnt, dass der Wächter sofort beim Auto gestanden ist als wir zum Einpacken angefangen haben, aber wir waren durchaus froh darüber. Gerade zu Beginn fühlt man sich ja doch noch etwas unsicher.

Wir fuhren raus aus Windhoek zu unserer ersten Unterkunft - dem Voigtland Guesthouse. Die Asphaltstraße wurde von Schotter abgelöst, am Straßenrand sahen wir viele Perlhühner, wie auch in den nächsten Tagen noch so oft.


Eines von sehr vielen Perlhühnern in diesem Urlaub

Kaum angekommen (ca. 14:30), wurden wir gleich herzlich von Antonio begrüßt und durch Haus und Garten geführt - ein sehr schöner alter Steinbau mit vielen verschiedenen Pflanzen im Garten, schön dekoriert sowie Pool und natürlich das Highlight: 3 Giraffen namens Sophie, Gustav und Shorty, die wir auch gleich mit Kameldornschoten (Früchte vom Kameldornbaum, die so aussehen wie Steine) füttern durften. Wirklich wunderschöne Tiere und vor allem den Mädels hat das Füttern viel Spaß gemacht. Wir sind in Afrika - der Urlaub hat begonnen!




Hauptgebäude


Zimmer











Später bezogen wir unsere Zimmer (1 und 2), die schön eingerichtet waren und machten einen kurzen Spaziergang über das Gelände. Dabei sahen wir Pferde, Simmentaler Stiere, Esel, Zwergmangusten und viele verschiedene Vögel. Gleich eine Entschuldigung an alle passionierten birdwatcher vorweg, falls der eine oder andere Vogel in diesem Reisebericht falsch oder gar nicht benannt wurde! Für Korrekturvorschläge oder Ergänzungen sind wir immer offen ...
Bei Kaffee und Kuchen hatten wir danach den perfekten Blick auf die Giraffen.


Simmentaler (Fleckvieh) Zuchtstiere, die gerade gebürstet wurden






Kronenkiebitz


So kann der Urlaub in Afrika beginnen!



Wir fütterten sie nochmal und machten "einige" Fotos, dabei plauderten wir mit der sehr sympathischen und dynamischen Junior-Chefin Kimberley, der Tochter der Besitzer, die uns unter anderem erzählte, dass 10% der Kälber von Leoparden, Geparden oder Schakalen gerissen werden und dass die Farm stolze 7500 Hektar groß ist. Sie spricht, wie auch ihre Eltern, perfekt Deutsch, obwohl sie bereits in der fünften Generation in Namibia geboren wurde. Wir hätten geschworen, dass sie Deutsche ist.
Kurz darauf tauchten im Giraffengehege auch noch ein paar Warzenschweine auf, die ebenso wie die Perlhühner etwas vom Giraffenfutter abbekommen wollten.







Apropos Futter - um 19 Uhr gab es Abendessen: Salat und Brot mit hausgemachtem Aufstrich als Vorspeise, wunderbar zartes Oryx-Steak mit Kartoffelpüree, Schwammerlsauce und überbackenem Kürbis und als Nachspeise Creme Brulée und dazu ein südafrikanischer Sauvignon Blanc. Alles köstlich! Wir plauderten noch sehr nett mit Stephan, dem Besitzer, über Simmental/Fleckviehzucht und anderes, bevor wir uns schon um ca. 20 Uhr in unsere Zimmer zurückzogen, um für den nächsten Tag ausgeruht zu sein.

Tageskilometer: 39
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21 Mär 2022 18:45 #640040
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Tag 2: Do, 2.9.21 - Gestrandet im Nirgendwo

Um 7:30 Uhr läutete der Wecker. Wir packten erstmal unsere Taschen um, um in den nächsten Tagen beim Campen alles griffbereit zu haben und möglichst wenig kramen zu müssen - es blieb beim Versuch ... :whistle: Um 8:30 Uhr gab es dann ein ausgezeichnetes Frühstück mit schönem Blick auf die Giraffen und einige Papageien. Es gab Spiegeleier, Brot, eine Jausenplatte (Wurst, Käse, Gurken), Joghurt, Müsli, Muffins und Obstsalat. Zu trinken gab es Tee, Kaffee, Mangosaft und Wasser.




Rosenköpfchen



Wir packten fertig, räumten alles ins Auto und fuhren kurz vor 10 Uhr ab in Richtung Bagatelle. Unterwegs begegneten uns Paviane, die ersten Strauße, Rotschnabeltokos, Ziegen, Pferde, Rinder und Esel. Die Asphaltstraße wurde sehr schnell von Schotterstraßen abgelöst.








Dieser Reiter hat sich stolz für ein Foto präsentiert


Unser erster Strauß


Auf der Strecke gibt es viele Webervögelnester

Nach gut 1 Stunde Fahrt und langsamem Gewöhnen an das Fahren auf gar nicht so schlechten Schotterstraßen leuchtete plötzlich die Batterie-Warnleuchte auf. :woohoo: Zuerst hatte ich noch die Hoffnung, dass es sich dabei vielleicht nur um die Zusatzbatterie für den Kühlschrank handelt, weil sie da bei Namibia2Go vor der Abfahrt noch herumgebastelt haben. Als dann aber noch ein paar weitere Warnleuchten angegangen sind, u.a. Motor und Bremse war es an der Zeit anzuhalten und den Motor auszuschalten. Ein kurzer Test das Auto noch einmal zu starten, zeigte: die Autobatterie hat das Zeitliche gesegnet und ist mausetot. Na super, das fängt ja gut an! :evil: Jetzt standen wir da irgendwo zwischen Dordabis und Uhlenhorst, ‚in the middle of nowhere' (oder doch Norway? ?? © Bele).



Jetzt mussten wir zuerst einmal Sim-Karte und Voucher aktivieren, was wir blöderweise nicht gleich auf Voigtland getan haben. Zum Glück hatten wir gleich 3 Voucher gekauft, weil die ersten 2 seltsamerweise binnen kürzester Zeit verbraucht waren. Nach einigen Problemen und Fehlanrufen haben wir schließlich jemanden von Namibia2Go erreicht, die uns schließlich einen Ersatzwagen in eineinhalb Stunden zusicherten. Die Wartezeit vertrieben wir uns mit Essen, Musik hören, reden und Landschaft leider völlig ohne Wildlife beobachten. Um ca. 14:45, also nach fast 3 Stunden, tauchte zum Glück endlich unser Ersatzwagen auf.



Nach einiger Umpackerei, sowie raschem Auf- und Abbau des Dachzelts (weil wir die Decken usw. umladen mussten) fuhren wir um 15:30 Uhr weiter. In den ca. dreieinhalb Stunden, die wir auf dieser Straße gestanden waren, sind nur 4(!) Autos an uns vorbeigefahren. Wir waren froh, dass wir genügend Zeitpolster eingeplant hatten, um noch sicher vor Einbruch der Dunkelheit in Bagatelle anzukommen, allerdings mussten wir leider gleich unsere 1. Aktivität, das Reiten, das um 16:30 Uhr geplant war, absagen.
Am weiteren Weg nach Bagatelle, der problemlos verlief, sahen wir in der Ferne ein Kudu sowie eine nicht identifizierbare schwarze Schlange auf der Straße. Leider hatte Birgit in ihrer Begeisterung über die Schlange völlig darauf vergessen, dass man sie ja vielleicht auch fotografieren könnte ;-) Zu allem Überfluss überholte uns auch noch das 5. Auto auf dieser Strecke just in diesem Moment und fuhr über die Schlange. Allerdings schien ihr nichts passiert zu sein - sie suchte jedenfalls - noch immer unfotografiert - schnell das Weite.
Um ca. 17:30 Uhr sind wir in Bagatelle angekommen und konnten auch gleich die ersten Wildtiere beobachten.






Eland-Ochse

Zum Glück konnten wir die Horseback-Safari auf den nächsten Morgen verschieben. Wir bezogen unseren Campingspot (Nr. 5) mit kleinem, eigenem Waschhaus und Grillplatz. Hier bauten wir erstmals unsere Dachzelte auf, was - da es ja das 1. Mal war - schon einiges an Zeit erforderte. Für den weiblichen Teil der Familie wäre eine Trittleiter - wie kürzlich von den Warmduschern empfohlen - durchaus vorteilhaft gewesen.
Zum Abendessen grillten wir Straußsteak mit Erdäpfeln und tranken Wein dazu. Der Strauß war aber leider ziemlich zäh und wird wohl nicht nochmal auf unserer Speisekarte landen. Um halb 8 war es bereits stockfinster, deshalb und wegen der zunehmenden Kälte machten wir uns rasch bettfertig und lagen bereits um kurz nach 9 im Dachzelt. Das Umziehen funktionierte in der Luxuscampingvariante - im Waschhaus - ganz gut, nur unsere Schuhe und Socken im Zelt waren vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. :S Unsere erste Nacht im Dachzelt.

Tageskilometer: 244
Letzte Änderung: 22 Mär 2022 17:56 von chrischris.
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22 Mär 2022 18:54 #640111
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Tag 3: Fr, 3.9.21 - Bagatelle - Wildlife hautnah

Trotz zweier warmer Decken haben vor allem die Kinder die ganze Nacht gefroren, Birgit und mir ging es ein bisschen besser. Davon abgesehen, war das Dachzelt aber tadellos bequem. Die nächsten Nächte haben wir uns aber noch wärmer angezogen …


Unser Campingplatz mit privatem Waschhäuschen




Rappenantilope

Bereits um 6:30 Uhr war Tagwache. Nach einem schnellen Frühstück - Apfelkuchen und Kaffee/Tee zum Aufwärmen - mit Blick auf unsere erste Rappenantilope - machten wir uns auf zur Rezeption, um mit unserer Horseback-Safari zu starten. Wir wurden sehr freundlich von Chris, eigentlich Christina, begrüßt und zu "unseren" Pferden geführt - Siggy für Birgit, Poco für Lisa, Jumper für Tina und Stone für mich. Alles sehr entspannte, brave Wallache. Die nächsten zwei Stunden, mit einer kleinen Erfrischungspause auf einer Düne, verbrachten wir auf Pferderücken durch hohes Gras und über Sanddünen - wunderschöne Landschaft! Lustig war, dass Chris ganz begeistert war, dass es heuer aufgrund des Regens so viel ‚green grass' gibt - wenn es bei uns so aussehen würde, würde man von einer Dürrekatastrophe sprechen. ;)
Wir trafen auf Esel, Springböcke und Rappenantilopen. Dabei erzählte uns Chris etwas über Bagatelle. Unterwegs kamen wir auch an einem traumhaft schönen Platz für Hochzeiten vorbei. Birgit und ich haben noch gemeint, dass wir beim nächsten Mal hier heiraten werden. B) Wie wir nachher lesen durften, hat das ja Bayernschorsch in die Tat umgesetzt! :)
Kurz trabten wir auch, weil Tina und ich aber lieber im Schritt gingen, teilten wir uns am Rückweg auf, damit Lisa und Birgit auch kurz galoppieren konnten, während Tina und ich mit dem zweiten Guide gemütlich zurück zur Rezeption gingen. Die Runde (7 km) war sehr schön, aber mir hat als absoluter Anti-Reiter danach alles weh getan. Birgit und Lisa waren aber ganz begeistert vom Galoppieren auf den Sanddünen! Speziell für Reiter, aber durchaus auch für Nicht-Reiter ist die Horseback-Safari aber absolut zu empfehlen! Technisches Detail am Rande: als GoPro-Neuling habe ich leider nicht bedacht, dass der Ladezustand beim neu gekauften Gerät eher begrenzt ist - dementsprechend sind nur Aufnahmen am Anfang des Ausritts gelungen. :S







Zurück am Campingplatz machten wir uns ans Mittagessen: gegrillte Boerewors, die sehr gut geschmeckt haben. Dabei "besuchten" uns zwei Strauße, die wir davor schon in der Ferne gesehen hatten. Als sie sich dann aber unserem Mittagessen bedenklich näherten, musste ich einschreiten. Wer mir das Essen wegnehmen will, wird mich kennenlernen! :evil: Mit einem Campingsessel bewaffnet, konnte ich sie ganz gut zurückdrängen. Die Strauße waren jedoch hartnäckig und ließen sich nie weit vertreiben. Erst nach einigen Minuten ließen sie uns aber doch in Ruhe und begnügten sich damit, in der Nähe zu fressen und das Kondenswasser zu trinken.










Glanzstar

Die nächsten paar Stunden musste ich leider zur Rezeption, um zu arbeiten, zum Glück gab es dort einigermaßen gutes WLAN. Der Rest der Familie ruhte sich inzwischen am Campingplatz aus.

Um 15:30 Uhr stand der nächste Programmpunkt an: ein combination drive: Safari + cheetah feeding + sundowner. Die Safari durchs Gelände war speziell für Lisa und Tina sehr cool, aber auch Birgit und ich haben es sehr genossen, wieder einmal auf einem offenen Safarifahrzeug herumchauffiert zu werden. Wir waren nur zu viert plus dem Fahrer Marcus und düsten durch das Gelände. Dabei sahen wir zwei Breitmaulnashörner, die sich im Schlamm wälzten, wunderschöne Oryx, Impalas, Giraffen, eine Rappenantilope, Springböcke (normal, schwarz und weiß) sowie mehrere Kori Bustards (Riesentrappen) und einen Sekretär, außerdem noch einige Strauße und Esel. Zu jedem Tier und auch einigen Pflanzen erzählte uns Marcus etwas. Die Wege waren, wie wir's mittlerweile gewohnt waren, ziemlich ‚bumpy'.


























Danach ging es weiter zur Gepardenfütterung. Bagatelle hat 8 Geparden, von denen 6 gefüttert wurden. Selbstverständlich durften wir im Gehege nicht von den Autos steigen, zwei ‚cheetah whisperers' fütterten die Geparden nah am Auto, so dass wir diese wunderschönen, eleganten Tiere aus der Nähe beobachten konnten. Sie leben in einem riesigen Gelände und wirken trotz Zaun und Handfütterung ziemlich wild.















Schließlich fuhren wir noch auf dieselbe Sanddüne, auf der wir schon am Vormittag bei der Horseback-Safari eine Pause gemacht hatten, für einen Sundowner. Bei Snacks und Getränken (Wein, Cider, Gin) beobachteten wir den Sonnenuntergang hinter den Dünen.









Zum Abendessen gingen wir diesmal in die Lodge. Es gab Tomatensuppe, Oryxsteak bzw. Hakefischfilet mit Püree, Broccoli und Karotten und als Nachspeise Panna Cotta bzw. Brandy Pudding. Es hat uns allen wunderbar geschmeckt!
Im Anschluss machten wir noch ein Observatory Stargazing - wir sahen unglaublich viele Sterne, die Milchstraße und durch ein Teleskop sogar die Ringe des Saturns und die Monde des Jupiters. Danach gingen wir zurück zum Campingplatz, machten uns bettfertig und lagen um ca. 11 im Dachzelt.

Tageskilometer: 0
Letzte Änderung: 22 Mär 2022 19:00 von chrischris.
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23 Mär 2022 19:32 #640216
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Tag 4: Sa, 4.9.21 - Bagatelle/Sesriem - Unruhige Nacht und Fahrt

Die folgende Nacht war dank zusätzlicher Schichten - Stirnband, Pullover - wärmer, aber auch sehr ereignisreich. Um ca. 1 Uhr wurden wir durch lautes Gerumpel und Geschepper aus dem Schlaf gerissen. Natürlich wurde ich von meinen Damen rausgeschickt ;) - ein Esel machte sich an unserem Mistkübel zu schaffen und versuchte erfolglos, Fressbares zu finden. Ich bin also raus und habe ihn durch Hände fuchteln und lautes Geschrei erfolgreich verjagt. Später in der Nacht wurde ich wach, weil sich rasch Schritte näherten. Im Halbschlaf dachte ich noch, warum da jemand im Finstern joggen geht, allerdings wurde mir dann bewusst, dass das wohl doch etwas Größeres sein musste. Also wieder raus aus dem Zelt und dieses Mal musste ich ein Pony davon abhalten den Mistkübel zu plündern. Das Pony war noch sturer als der Esel, aber es gelang mir dann doch, unser Hab und Gut zu verteidigen. Blöderweise habe ich genau in dieser Nacht vergessen, die Wildkamera zu aktivieren - das wären sicher ein paar lustige Fotos geworden, wie ich im Pyjama die "Wild"tiere verjage. :whistle:

Kurz danach, um 6:30 Uhr, standen wir auf, räumten grob alles zusammen, frühstückten schnell (Roulade) und machten uns wieder auf den Weg zur Rezeption. Heute war der erste Programmpunkt ein Bushmanwalk von 8-10. Bei einem schönen Spaziergang über das Gelände erzählte uns ein Guide, der selbst auch ein Buschmann war, und zwei echte, junge Bushmen etwas über ihre Kultur. Da die Bushmen kein Englisch konnten (oder so taten?), sprachen sie nur in ihrer "Klicksprache", der Guide übersetzte und ergänzte.
Die Bushmen waren traditionell gekleidet, schienen sich aber nicht besonders wohlzufühlen. Wir erfuhren einiges über ihre Sprache (es gibt 4 verschiedene Klicklaute), Termiten und Erdferkel, Straußenfallen, den Nutzen von Straußeneiern und traditionelle Verlobungszeremonien.










Bau einer Straußenfalle


Ein Straußenei als Wasserspeicher

Unterwegs durch diese wunderschöne Landschaft sahen wir auch einige Tiere.


Einer der Missetäter der letzten Nacht










Ein Blick auf den Campingplatz mit den privaten Waschhäusern

Schließlich kauften wir in einem demonstration village zwei handgemachte Armbänder und zwei Liebesbögen. Es war ebenso interessant wie unangenehm - wir fühlten uns alle vier ein bisschen wie in einem Menschenzoo/Museum.











Nachdem wir die Dachzelte weggepackt und alles eingeräumt hatten, verabschiedeten wir uns aus Bagatelle und fuhren über Mariental (mit kurzem Tank- und Einkaufsstopp) und Maltahöhe nach Sesriem.





Direkt beim Sesriem-Eingangstor stellten wir fest, dass wir rechts hinten einen platten Reifen hatten. :( Wir hatten aber Glück im Unglück, dass die nächste Tankstelle mit Werkstatt nur wenige hundert Meter entfernt war, sodass wir den Reifen nicht selbst wechseln mussten, sondern ihn nur mit dem Kompressor aufpumpten und langsam zur Werkstatt rollten. Der Reifen hatte ein großes Loch und war etwas an der Seite beschädigt, wurde aber nicht getauscht, sondern nur repariert. Ob das die richtige Entscheidung war? :whistle:



Durch diesen Zwischenfall gelangten wir leider später als gedacht zur Sesriem Oshana Campsite im Namib-Naukluft-Nationalpark und bezogen unseren Platz Nr. 6, nachdem wir den Schlüssel in der Dead Valley Lodge abgeholt hatten. Wie auch in Bagatelle hatten wir unser eigenes Waschhaus, waren jedoch wesentlich näher an anderen Plätzen.
Lange blieben wir aber nicht, sondern fuhren gleich weiter zum Sesriem Canyon, in den wir ein Stück hineinspazierten. Der Canyon ist sehr schön, aber nicht extrem spektakulär, aber auf jeden Fall einen Abstecher wert. Beim Parkplatz trieb sich eine Horde Paviane herum. Als wir zurückkamen, war bei einem der Autos der Scheibenwischer abgerissen, unseres haben sie zum Glück nur angepinkelt. :evil:









Durch unser Reifenproblem waren wir leider sehr knapp mit der Zeit. Vom Sesriem Canyon fuhren wir direkt zur Elim Düne. Am Weg dorthin sahen wir viele Oryxe und einige Springböcke.









Wir machten uns an den Aufstieg auf die Düne, der durch den ganzen Sand (no na) doch etwas erschwert war. Zum Sonnenuntergang waren wir leider etwas zu spät, die Aussicht war dennoch genial. Die ganze weite Ebene des Nationalparks und dahinter die Berge, die noch vom Licht angestrahlt wurden - wunderschön.









Da der Nationalpark um 19:30 schließt, machten wir uns auf den Rückweg zur Campsite. Dort bauten wir die Dachzelte auf und grillten das Abendessen - Springbockfilet mit Erdäpfeln, Reis und Salat, dazu südafrikanischen Weißwein - sehr gut. Zwischendurch lief noch ein Schakal an unserer Site vorbei. Da es bereits früh sehr kalt war, zogen wir uns bereits um 9 ins Dachzelt zurück. Aus der befürchteten Party eines unserer Nachbarn ist Gott sei Dank doch nichts geworden - es blieb ruhig.



Tageskilometer: 358
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