THEMA: 100 Tage quer durch das Südliche Afrika
29 Jan 2022 08:25 #635834
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Reisetag 22 (23. August 2021) – Kamieskroon – Springbok / Goegap NR

Planänderung – das ist der Plan! Ursprünglich wollten wir heute die Gegend um Kamieskroon nach weiteren Wildblumen absuchen, aber eine Schlechtwetterfront für den kommenden Tag „zwingt“ uns zu einer Planänderung. Da wir unbedingt das Goegap NR bei Springbok bei möglichst gutem Wetter besichtigen wollen, ziehen wir diesen Ausflug um einen Tag vor. Kamieskroon ist nicht weit von Sprinbok entfernt, insofern ist das auch kilometertechnisch keine große Sache…
Am Morgen spazieren wir zunächst noch am Farmgelände herum, gestern hat es uns hier sehr gut gefallen und wir wollen mehr entdecken.











Ziel unseres kurzen Ausflugs sind die zahlreichen Köcherbäume, die auf jeder Kuppe der Farm stehen. Diese Baumaloen sind vor allem am Morgen oder dann auch wieder am Abend am besten zu fotografieren, dann leuchtet der Stamm in einem besonderen Licht.









Aber auch die anderen blühenden Büsche zwischen den Granitkuppen verdienen unsere Aufmerksamkeit.







Zurück im Quartier entdecken wir ein Kapsperlingspärchen (Cape Sparrow), das direkt vor unserem Eingangstor sein Nest in einer Aloe angelegt hat. Wir warten ein wenig und die beiden setzen ihren Nestbau fort…











Gegen 10:00 Uhr legen wir los und fahren zunächst nach Springbok, wo wir den Tank auffüllen und im Whimpy das WLAN nutzen. Außerdem gibt es ein kleines Frühstück, in der Farm sind wir ja wieder einmal Selbstversorger und das heißt wieder nichts Gutes…
Kurz vor Mittag verlassen wir Springbok, das auch von einem Blütenteppich umgeben ist.





Wenige Kilometer weiter ist in der Nähe des Flugplatzes das Goegap Nature Reserve erreicht. Auf rund 16 ha Fläche finden sich hier zahllose Sukkulenten und – genügend Regen im Winter vorausgesetzt – Wildblumen. Durch mehrere Trails, die mit dem Auto erkundet werden, ist das große Areal gut erschlossen.
Bereits am Weg zum Visitor Center können wir sehen, dass der Regen offenbar ausreichend war, die Blütenpracht ist überwältigend. Es scheinen aber im Gegensatz zum Namaqualand NP gelbe Blüten zu dominieren…



Nach unserer Ankunft verweilen wir aber zunächst beim Visitor Center, wo ein wunderbarer Sukkulenten Garten angelegt ist.



























Mit dem Auto geht es nun weiter auf die sogenannte „Rooiberg-Runde“, ein Trail, der als besonders schön beschrieben wird, fahrtechnisch aber nicht ganz ohne ist, denn es müssen mehrere sehr steile und vor allem steinige Passagen überwunden werden. Vom Visitor Center weg geht es zunächst in ein breites Tal hinein. Die Köcherbäume sind auf nahezu allen Erhebungen auszumachen. Wir bleiben immer wieder stehen und machen kurze Spaziergänge durch die bezaubernde Landschaft.













Es ist kaum zu glauben, wie viele verschiedene Pflanzen blühen – der Artenreichtum ist definitiv größer als im Nationalpark.









Langsam steigt die Pad an, die Felsen treten näher an die Straße heran. Es ist schwierig einen Parkplatz für das Auto zu finden, denn sobald man am Straßenrand parkt, überfährt man automatisch Blüten…









Wir versuchen möglichst wenig Spuren zu hinterlassen, halten den Wagen auch fast durchwegs auf der Sandstraße, es sind Gott sei Dank sehr wenige Fahrzeuge unterwegs, sodass wir niemanden blockieren.

















Die Straße steigt nun merklich an, das Gebirge rundum wird schroffer und die Blütenteppiche dünnen aus. Dafür sehen wir eine Vielzahl völlig neuer Arten…









Von hier oben genießen wir einen wunderbaren Rundblick hinunter in das Tal, durch das wird kurz vorher gefahren sind.











Nach einer Fahrzeit von etwa drei Stunden kommen wir wieder zurück zum Visitor Center, wo wir noch kurz durch den Köcherbaumgarten laufen, ehe wir die Rückfahrt in das nahe Springbok antreten.









In Springbok treffen wir um etwa 16:30 Uhr ein und beschließen, gleich hier das Abendessen einzunehmen, denn in unserem Quartier ist kein Restaurant vorhanden und wir wollen nicht selbst zum Kochlöffel oder zur Grillzange greifen. Eine Rangerin im Nature Reserve hatte uns die „Toren Steak Ranch“ im Zentrum empfohlen, die wir nun aufsuchen.
Wir essen beide ein großartiges Steak – der Laden ist nicht klein und sehr gut besucht! Zum Essen trinken wir ein Bier, anschließend geht es wieder zurück nach Kamieskroon in unser schickes Steinhäuschen. Dort werfen wir die Öllampen an und lassen die Tage in dieser Traumlandschaft des Namaqualandes revue passieren…

Gefahrene Tageskilometer: 186
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29 Jan 2022 17:23 #635876
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Reisetage 23 und 24 (24. und 25. August 2021) – Kamieskroon – Springbok – Augrabies Falls NP

Schon während der Nachtstunden haben wir den Regen auf dem Blechdach unseres Häuschens wahrgenommen und als wir am Morgen durch die kleinen Fenster schauen, sehen wir – fast nichts, denn der Nebel umhüllt die Landschaft. Wir sind froh bereits gestern unser Besichtigungsprogramm abgeschlossen zu haben, von daher kann uns das schlechtere Wetter also ziemlich egal sein. Wir kochen uns Tee und Christian sichtet die aufgezeichneten Tracks, ehe wir unsere Sachen packen um die wunderbare Farm kurz nach 8:00 Uhr zu verlassen.

Fazit Verbe Farm: Der erste Eindruck war durchaus ein kleiner Schock – wer ist es schon gewohnt, in einem Steinhäuschen ohne Elektrizität und weitere Annehmlichkeiten zu wohnen. Wir haben uns aber extrem wohlgefühlt und die Besitzer, Pieter und Verenica waren äußerst zuvorkommend. Ein Gasherd kann genutzt werden, ein gasbetriebener Durchlauferhitzer für Warmwasser ist vorhanden. Christian zweifelt jedoch, dass die beiden Geräte unserem Tüv standhalten würden… Wir würden hier wieder wohnen wollen, wenn wir in der Gegend Halt machen; ein kleines Problem: Das nächste Restaurant befindet sich in Kamieskroon. Am Farmgelände sind aber auch „ganz gewöhnliche“ Häuser vorhanden, die auch angemietet werden können.

Wir fahren wieder zurück zur N7 und auf dieser weiter nach Springbok, wo wir wieder im Whimpy einen Cafe-Stopp einlegen. Auch das WLAN können wir wieder nutzen.
Im Anschluss daran fahren wir auf der N14 noch wenige Kilometer weiter, wo sich etwas abseits der Hauptstraße die Unterkunft für die kommende Nacht befindet, das Apollis Cottage.
Da wir das Quartier schon zu Mittag erreichen, sind wir froh, das Zimmer gleich beziehen zu können. Inzwischen hat sich auch der Nebel wieder gelichtet und die Sonne hat die Oberhand gewonnen – die angekündigte Schlechtwetterfront hat wohl einen Bogen um uns geschlagen…
Wir wandern am Nachmittag in der näheren Umgebung des Cottage herum und werden dabei vom Haushund begleitet.





Die Umgebung ist eigentlich sehr schön, eine typische Halbwüstenlandschaft mit Granitkuppen durchsetzt, aber in der Mitte von „absolutem Nichts“. Wir verbringen den restlichen Tag mit Lesen und dem Sortieren beziehungsweise Löschen von Bildern, wir schaffen wieder etwas Ordnung.
Wir haben vereinbart, das Abendessen im Apollis Cottage einnehmen zu wollen – und da nimmt „das kulinarische Unheil“ seinen Lauf: Die Managerin fährt zum Einkaufen und kommt nicht wieder – die beiden Hausangestellten übernehmen die Küche, müssen mit dem Servieren aber auf die Rückkehr der Managerin warten – diese kommt aber nicht – sie beschließen nach Ewigkeiten das Essen doch zu servieren – dieses kommt beinahe kalt auf den Tisch – wir machen gute Miene zum bösen Spiel und essen ein wenig – die Lammrippen sind aber ohnedies nahezu fleischlos und würden auch für einen Vegetarier passen, die Nudeln sind breiähnlich und in ihrer Konsistenz nur noch schwer zu erkennen…
Letztendlich beschließen wir nach Springbok zurückzufahren, um dort im Steakhaus den Hunger zu stillen – dieses ist aber ausgebucht… Wir fahren wieder zurück und setzen uns in den Aufenthaltsraum zu den anderen drei Gästen. Zusammen trinken wir das eine oder andere Glas Wein und bald ist der Kummer vergessen… Die beiden angestellten Damen haben zwischendurch die Besitzerin des Hauses, die in den Niederlanden wohnt, über die Situation informiert und wir werden den Abend über mehrfach aus Europa kontaktiert. Die Dame entschuldigt sich bei uns und wir erhalten Wein zur Kompensation… wir lehnen jedoch dankend ab.

Gefahrene Tageskilometer: 153

Nachdem es vom gestrigen Tag nur zwei Bilder gibt, muss ich das heute wieder etwas gutmachen. Wir erhalten unser Frühstück, drei weitere Anrufe aus Europa und eine mehr oder weniger freundliche Entschuldigung der Verwalterin zum Abschied… Das ist die einzige Unterkunft während der mehr als drei Monate, die ich vermutlich nicht mehr wieder aufsuchen werde – aber vielleicht war es ja nur eine Verkettung unglücklicher Umstände, ich will niemandem Böses unterstellen… Außerdem nehmen wir die Angelegenheit auch vor Ort schon sehr sportlich…

Kurz vor 8:00 Uhr brechen wir auf und fahren über die N14 weiter über Pofadder und Kakamas in den Augrabies Nationalpark, den wir kurz vor 11:00 Uhr erreichen. Wir genehmigen uns zunächst einen Kaffee ehe wir unsere Zimmer beziehen, die bereits bereitstehen – auch dieses Camp ist weit davon entfernt ausgebucht zu sein.
Am Nachmittag starten wir zu einer Rundfahrt durch den Augrabies NP, der sich südlich des Oranje Flusses entlang der Grenze zu Namibia erstreckt. Wichtigstes Highlight des NPs ist sicherlich der knapp 60 m hohe Fall von Südafrikas mächtigstem Fluss. Der Wasserfall ist im September wesentlich unspektakulärer, weil der Oranje weniger Wasser führt – dennoch lohnend und einen Besuch wert.
Zuerst laufen wir entlang des Wasserfalles von einer Aussichtsplattform zur nächsten, um einen möglichst guten Blick in die tiefe Schlucht zu erhaschen. Auf einigen Felsen sitzen fette Klippschliefer und eine Kapstelze (Cape Wagtail) thront malerisch auf Schilfhalmen.











Auch wenn nicht allzu viel Wasser über die Kante fließt, ist das Getöse des Wasserfalles weithin wahrzunehmen. Die Gischt spritzt hoch auf.











Inzwischen ist die Sonne zumeist wieder hinter mächtigen Wolkentürmen verschwunden und ein Gewitter zieht auf. Sobald die Sonnenstrahlen durchdringen, ist der Fall aber herrlich ausgeleuchtet…



Vom Visitor Center fahren wir nun weiter in den Nationalpark hinein, um an einigen der Aussichtspunkte in den tief eingeschnittenen Canyon zu halten. Im Park, wo sich die Granitfelsen an einigen Stellen mächtig auftürmen, beobachten wir eine ganze Gruppe Klippspringer.









Die Lichtstimmungen über der kargen Landschaft werden minütlich eindrucksvoller, wir genießen den Blick vom Oranjekom Lookout auf die mächtige Schlucht unter uns.







Während wir hier ein wenig herumspazieren und nach immer neuen Motiven Ausschau halten, zucken die ersten Blitze über dem Süden Namibias auf, es wird bedrohlich schwarz auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses.









Wir beschließen noch ein Stück weiter in den Park hineinzufahren, auf der Suche nach einigen der Antilopen, die hier angesiedelt sind. Vorbei an einem wunderschönen Köcherbaum mit einem großen Siedlerwebernest sehen wir aber ausschließlich eine kleine Gruppe Oryx-Antilopen und ein niedliches Klippspringer-Pärchen.











Wir fahren noch ein wenig in der wunderbaren Landschaft herum, ehe wir den Rückweg Richtung Camp antreten, um uns in unserem Häuschen frisch zu machen. Bereits auf dem Rückweg stellen wir fest, dass der Regenguss über Namibia hinweggezogen ist und Nebel aus der Landschaft aufsteigen.



Der Ausflug in diesen Nationalpark hat sich für uns jedenfalls gelohnt, auch wenn wir faktisch nur einen Nachmittag hier verbringen durften. Aber wir wollen natürlich morgen relativ rasch aufbrechen, weil wir uns nach all den Steinen und Blumen endlich auch wieder auf eine Vielzahl von Tieren freuen – das jedenfalls ist unsere Erwartungshaltung, wenn wir an den Kgalagadi NP denken, der den krönenden Abschluss des ersten Teils meiner Reisen bilden soll. Das Abendessen nehmen wir im Restaurant im Camp ein und ich muss an dieser Stelle hervorheben, dass wir dort tatsächlich ein hervorragendes Service genossen haben. Die Bedienung war zuvorkommend, das Essen reichlich und vor allem sehr schmackhaft…

Gefahrene Tageskilometer: 372
Letzte Änderung: 29 Jan 2022 18:11 von Luigi15.
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31 Jan 2022 07:39 #635965
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Reisetag 25 (26. August 2021) – Augrabies Falls NP – Kgalagadi NP

Ein Besuch im KTP gehört zu den ganz großen Erlebnissen in Südafrika – für mich gehört dieser Nationalpark zu den besonderen Naturwundern dieses Landes. Aus diesem Grund freue ich mich seit geraumer Zeit, endlich wieder hierher zurückkehren zu können, denn ich verbinde damit wunderschöne Erlebnisse… Ich werde etwa nie diesen ganz besonderen Moment vergessen: Wir (meine Familie und ich) sitzen an einem Heilig Abend vor unserem Chalet in Twee Rivieren, ein gewaltiges Gewitter zieht auf, Blitze zucken über den Nachthimmel und die Angestellten singen „Stille Nacht“… Gänsehaut! Ich freue mich, heute wieder dorthin fahren zu können…
Wir gehen zum Restaurant und trinken einen Kaffee, aufgrund des reichlichen Abendessens am Vortag verspüren wir keinen Hunger. Im Shop organisieren wir uns noch etwas Wasser und dann geht’s auch schon zum Auto. Aus einem Augenwinkel sehe ich jedoch noch einige Klippschliefer, die sich in der Sonne aufwärmen – so viel Zeit muss sein!





Es entstehen noch rasch einige Fotos dieser putzigen Tiere und schon sind wir unterwegs! Die Sonne strahlt wieder vom wolkenlosen Himmel und wir fahren über Kakamas, Keimoes und die N14 weiter nach Upington, wo wir das Auto auftanken und in der Kalahari Mall im Spar einiges an Lebensmitteln einkaufen, denn in Twee Rivieren werden wieder zu Selbstversorgern… Von Upington geht’s dann weiter über die R360 und Askam bis nach Twee Rivieren.















Entlang der schier endlosen, geraden Strecke stoppen wir nur kurz an einigen der riesigen Siedlerwebernester, die die alten Telefonleitungsmasten fast unter sich zu erdrücken drohen, beim Ausblick auf die Goerapan, eine der zahlreichen Salzpfannen und bei den neben der Straße herumliegenden Tsamma-Melonen. Wir kommen zügig voran und erreichen das Camp von Twee Rivieren um etwa 13:45 Uhr.

Die Landschaft der Kalahari gehört zu meinen absoluten Lieblingslandschaften, ich freue mich immer wieder über den Anblick der roten Sanddünen, die mehr oder weniger überwachsen sind, des flachwelligen Landes mit seinen im Wind wogenden verdorrten Grashalmen und der knorrigen, uralten Bäume, die dennoch der Last der riesigen Siedelwebernester standhalten. Wenn dann auch noch Tiere herumlaufen, dann umso besser!
Am Parkeingang registrieren wir uns, zeigen die Reservierung für das Chalet vor (wir erhalten die Nummer 24) und fahren dann weiter hinauf zu unserem Quartier, das wir für die kommenden drei Nächte beziehen.



Wir haben uns dazu entschieden, in diesem Park nicht zu übersiedeln, einerseits weil ich aus Erfahrung weiß, dass viele Tiere im südlichen Parkabschnitt zu finden sind, andererseits auch, weil wir während unserer Rundreise bereits so viele Quartiere wechseln mussten, dass wir es zumindest zum Abschluss etwas gemächlicher angehen wollen.
Twee Rivieren ist das größte Camp im Park, aber diesmal ist es bei weitem nicht voll, auch am Campingplatz verteilen sich die anwesenherumstehenden Trailer gut über die weite Fläche. Vor Ort gibt es einen Shop, eine Tankstelle und zur Not auch ein Restaurant – über unsere Erfahrungen dort werde ich aber noch schreiben.

Von Twee Rivieren aus unternehmen wir unsere Pirschfahrten sowohl in das Auob- wie auch in das Nossob Rivier, ich möchte aber gleich hier anfügen, dass wir während unseres Aufenthaltes nie weiter als bis kurz nach Urikaruus im Auob-Tal und Dikbaardskolk im Nossob-Tal gekommen sind – wir hatten ausreichend Tiere in diesem relativ überschaubaren Areal. Wir sind aber sehr wohl auch die beiden Verbindungsstraßen zwischen diesen beiden Trockentälern gefahren.

Im Laufe der drei Tage im Park haben wir wenige Autos angetroffen, zumeist stehen wir allein bei unseren Sichtungen und haben ausreichend Zeit zum Fotografieren. Das ist ein beträchtlicher Vorteil auf der einen Seite, andererseits müssen wir uns auf unsere eigenen Augen verlassen – darauf zu warten auf ein stehendes Auto zu treffen, in der Hoffnung, dass von anderen etwas erspäht wurde, ist diesmal eher weniger erfolgversprechend…

Das Essen – sowohl am Morgen als auch am Abend, haben wir – bis auf eine Ausnahme – selbst zubereitet. Am Abend haben wir vor unserem Chalet gegrillt, am Morgen ein Picknick mitgenommen und dann unterwegs gegessen. So war gewährleistet, dass wir sofort bei Gate-Öffnung in den Park konnten. Das Abendessen im Restaurant des Camps war eine relative Katastrophe: Die Bedienung war zunächst nicht erfreut, dass wir überhaupt ins Lokal gekommen sind. Die drei Damen waren mit ihrem Handy beschäftigt, keine anderen Gäste weit und breit. Erst nach einiger Zeit wurde die Speisekarte an den Tisch gebracht – das wäre aber nicht nötig gewesen, denn es gab ohnehin nur Burger… Wir bestellten also zwei Burger, die lauwarm serviert wurden, zunächst innen noch ziemlich roh. Nach Urgenz wurde das behoben. Als wir auch noch Besteck orderten, brach für die Damen eine Welt zusammen – sie „schleuderten“ uns abgepacktes Plastikbesteck auf den Tisch… Wir sind an sich sehr pflegeleichte Gäste und sehen über vieles hinweg, aber der Service hier war tatsächlich von extrem mieser Qualität; das ist vermutlich auch der Grund, weshalb wir die einzigen Gäste im Lokal sind… sehr schade, denn gut geführt wäre das sicher eine kleine „Goldgrube“!
Nun aber zu den erfreulichen Dingen, den Tiersichtungen…

Die erste Ausfahrt führt uns von Twee Rivieren nach Samevloeiing, wo wir bereits kurz nach dem Gate das erste Tier sehen, einen junger Raubadler (Tawny Eagle), der auf einem abgestorbenen Ast sitzt.



Als wir kurz darauf zur kleinen Wasserstelle kommen, sehen wir dort zu unserer Überraschung die ersten Katzen, zwei Geparde liegen unter einem Baum und dösen im Schatten, gelegentlich fallen ihnen die Augen zu…





Die Tiere sind relativ weit von uns entfernt und die Lichtverhältnisse sind alles andere als optimal. Wir sondieren die Umgebung und sehen einen dritten Gepard auf einer Anhöhe noch etwas weiter entfernt sitzen.



Wir parken unseren Wagen auf den kleinen Parkplatz ein, der westlich und etwas oberhalb des Wasserloches liegt, haben aber relativ wenig Hoffnung, dass sich in nächster Zeit etwas tun wird. Nach rund 20 Minuten, wir wollen eigentlich schon wieder weiterfahren, erheben sich die beiden Geparde unter dem Baum, strecken sich und marschieren geradewegs auf das Wasserloch zu.













Die beiden trinken nur ganz kurz, es scheint, als würden sie lediglich ihre Zunge benetzen und legen sich dann unmittelbar neben dem Wasserloch wieder auf den Boden. Langausgestreckt liegen sie vor uns, heben aber immer wieder den Kopf und schauen wachsam um sich.









Plötzlich springen die beiden auf und ziehen an uns vorbei, über die Pad und plötzlich sind sie zu dritt – das andere Tier hatte sich still und leise von der Anhöhe herunter in das Tal begeben und gemeinsam marschieren sie fort…









Welch ein Erlebnis nach nur wenigen Minuten im Park! Am Weg nach Kij Kij, dem Ziel unseres Nachmittagsausfluges, sehen wir einige Oryx-Antilopen. Wir halten hier nur kurz, denn wir sind uns ziemlich sicher, dass wir diese Tiere bei besseren Lichtverhältnissen auf der Rückfahrt oder an den anderen Tagen auch noch dort antreffen werden.







Weiters sehen wir eine Riesentrappe (Kori Bustard), einen Schabrackenschakal und einen Großen Singhabicht (Southern Pale Chanting Goshawk), der, mit dem Kopf im Schatten, auf einem Ast thront. Er dreht seinen Kopf hin und her, um dann letztendlich wegzufliegen.













Parallel zur Straße spaziert ein Strauß neben uns her, es ist interessant zu beobachten, wie er seinen kleinen Kopf am langen Hals mit jedem Schritt wiegt… gelegentlich piekt er ein Körnchen auf, vermutlich aber nur Sand, denn sonst können wir hier nichts wahrnehmen…









Unsere Fahrt wird einmal kurz durch zwei Südliche Baumagamen gestoppt, die sich die Pad als Balzplatz ausgesucht haben.





Bei Kij Kij ist es verdächtig still, wo sonst eigentlich immer Tiere zu sehen sind, ist auf den ersten Blick gähnende Leere. Wir stellen den Wagen ab und scannen die Umgebung – vor allem die Schattenplätze unter den Bäumen. Zu unserer Freude haben wir bald den ersten Löwen-Kater ausfindig gemacht, der unter einem Baum und hinter abgestorbenen Ästen kaum auszunehmen ist.



Der Kerl meint es gut mit uns, denn er erhebt sich wenig später und steuert direkt auf uns zu. Langsam trottet er zu einem Baum, der nur noch wenige Meter von uns entfernt steht, um sich dort wieder im Schatten niederzulassen.







Das stattliche Tier ist nun so nahe bei uns, dass wir entsetzt feststellen können, wie viele Zecken über seinen Kopf spazieren… Das Ungeziefer scheint ihn aber nicht zu stören, denn er lässt seinen Kopf zu Boden plumpsen und schließt friedlich die Augen… Als wir uns im Auto bewegen, starrt er uns kurz an, dreht sich auf den Rücken und wälzt sich genüsslich im Sand.









Nun ist an der Zeit, ein wenig zu gähnen. Er leckt sich über sein Maul, das er schließlich mehrmals weit aufreißt.







Als der Löwenkater dabei die Zähne fletscht, sehen wir, dass der linke untere Fangzahn abgebrochen ist. Nun wird noch ein wenig gekratzt, ehe er sich am Boden ausstreckt und wieder vor sich hin döst…







Wir treten nun langsam die Rückreise Richtung Twee Rivieren an, denn wir wollen nicht zu spät zum Gate kommen. Dabei sehen wir einen jungen Singhabicht, der, als wir mit dem Wagen stehenbleiben, sofort auffliegt, um sich in einem anderen Baum in unmittelbarer Nähe wieder niederzulassen.







Rein zufällig fällt uns ein Fleckenuhu (Spotted Eagle-Owl) auf, der auf einem umgekippten Baumstamm im Schatten sitzt. Da gehört immer sehr viel Glück dazu, im richtigen Moment auf den richtigen Platz zu achten…





Etwas weiter streift neuerlich ein Schabrackenschakal durch das weite Tal, ansonsten ist es, bis auf ein paar weitere Spießböcke, die aber fast zu nahe an der Straße stehen, eher ruhig.





Wir sind mit dieser ersten Pirschfahrt durch den Park aber mehr als zufrieden, innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne haben wir bereits sehr viel gesehen. Der nächste Tag kann kommen, wohlwissend, dass wir nicht immer so viel Glück haben werden. Vor unserer Hütte werfen wir den Griller an und essen heute wieder einmal Boerewors mit Kartoffeln, dazu gibt es Salat, den wir fix und fertig aus dem Spar-Markt mitgenommen haben…

Gefahrene Tageskilometer: 420
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31 Jan 2022 22:46 #636042
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Reisetage 26 und 27 (27. und 28. August 2021) – Kgalagadi NP

Ein neuer Tag – neues Glück? Das Schöne an Pirschfahrten ist, dass man im Vorfeld nie weiß, was einem begegnen wird – jede Ausfahrt ist eine Überraschung. An den beiden Tagen, die wir zur Gänze im Park verbringen, wollen wir jeweils die Zeit am Morgen nutzen, sodass ich immer schon kurz vor Gate-Öffnung an der Rezeption stehe, um mir das Permit abzuholen. Leider ist es hier in Twee Rivieren so, dass man sein Permit am Abend an der Rezeption abgeben muss. Am darauffolgenden Morgen kann man es wieder beheben, nachdem darauf vermerkt worden ist, wo denn die Route etwa entlangführen wird…
Wir fahren um kurz nach 7:00 Uhr in den Park hinein, heute soll es zunächst von Samevloeiing in das Auob-Tal gehen. Das Licht am Morgen ist hier immer besonders schon, der rote Sand der Kalahari, die knorrigen Akazien und hin und wieder dazwischen auch einige blühende Pflanzen.





In einem Baum sitzt ein junger Singhabicht (Southern Pale Chanting Goshawk), ein wirklich wunderschönes Tier. Zudem fällt uns ein junger Schwalbenschwanzspint (Swallow-tailed Bee-eater) auf. In einem Busch sitzt weiters ein Elfenastrild (Black-faced Waxbill).









Ich bin ganz begeistert, eine Südbüscheleule zu sehen (Southern White-faced Owl), eine Erstsichtung für mich! Leider ist das Tier zwischen den Zweigen versteckt, es dauert eine Weile, bis wir einen Platz gefunden haben, der einigermaßen freie Sicht auf den Kopf ermöglicht.





Im Auob-Tal treffen wir auf eine Gruppe Spießböcke. Die Tiere ziehen nur langsam in Richtung Mata-Mata, wahrscheinlich zu einem der nächsten Wasserlöcher.













Eine Riesentrappe (Kori Bustard) spaziert, nicht weit von den Oryx-Antilopen, ebenfalls in westliche Richtung.



Wir sind irgendwie verwundert, dass wir bisher relativ wenige Antilopen im Park gesehen haben, die, die wir sehen, sind alle sehr weit von der Straße entfernt, sodass Fotos kaum sinnvoll sind. Christian meint schon, dass wir vielleicht besser im Nossob-Tal aufgehoben gewesen wären, als wir zu unserer Freude neuerlich einen Löwenkater erspähen.
Das Tier wandert auch in westliche Richtung; aufgrund der Sonneneinstrahlung befinden wir uns also auf der „falschen Seite“… Wir fahren ein kleines Stück parallel neben dem stattlichen Raubtier her.









Kurz vor Gemsbokplein haben wir die Möglichkeit, die „Seite zu wechseln“, denn hier führt eine Straße auf die andere Seite des Auob-Tales. Das ist unsere Gelegenheit, wir überholen den Löwen und warten dann, bis er wieder bei uns auftaucht – die Wahrscheinlichkeit, dass er das Tal verlässt, ziehen wir dabei nicht in Betracht.
Wenig später taucht er auch schon wieder aus dem hohen Gras auf…









Er marschiert am Auto vorbei, ohne uns auch nur zu beachten – der Weg führt ihn direkt zum Wasserloch von Gemsbokplein, wo er seinen Durst stillt. Dazu stellt er sich mit den Vorderpfoten auf den künstlich errichteten Rand und dann wird gierig Wasser mit der Zunge gelöffelt.







Anschließend stellt er sich auf den Rand und blickt zurück. Erst jetzt sehen wir, dass der Kerl blutverschmiert ist, seine Mähne ist stellenweise verklebt, auch rund um das Maul sind deutlich Spuren von Nahrungsaufnehme zu erkennen. Vermutlich wurde in der Nacht gejagt und gefuttert und jetzt wird getrunken, bevor er sich ein schattiges Plätzchen für eine ausgedehnte Rast sucht…





Er verlässt seine Tränke und kommt wieder direkt auf uns zu. Er steht unmittelbar neben dem Auto und starrt uns durch das offene Fenster hindurch an – irgendwie ein mulmiges Gefühl!











Langsam dreht der Kater ab und marschiert auf einen Busch zu, wo er sich niederlässt und damit aus unserem Sichtfeld verschwindet.





Inzwischen ist ein zweites Auto bei uns eingetroffen und der Fahrer sagt uns, dass weitere Löwen im Anmarsch wären. Wir müssten nur hier warten, sie würden direkt am Weg hierher sein… Wir wollen aber nicht warten, sondern fahren wieder zurück Richtung Twee Rivieren, um zu sehen, ob tatsächlich „Verstärkung“ anrückt. Wir kommen nicht weit, da sehen wir zu unserer Freude ein Jungtier und eine Löwin im Gras. Leider sind wir lichtmäßig nun wieder auf „der falschen Seite“ – doch da hilft nichts, wir freuen uns dennoch riesig, denn das wäre Jammern auf sehr hohem Niveau…



Erst jetzt sehen wir, dass ein weiterer Löwenkater mit von der Partie ist, denn das Junge steigt über ihn und versucht mit ihm zu spielen – doch dieses Ansinnen ist einseitig – wir hören ein Knurren und die beiden ziehen weiter…







Was heißt die beiden ziehen weiter – eine weitere Löwin kommt stößt dazu und nun wird zu dritt marschiert!





Nicht nur wir beobachten die Szene, auch eine kleine Gruppe Erdmännchen scheint an den Raubkatzen interessiert zu sein.



Weitere Autos sind aufgetaucht und langsam wird es uns hier zu hektisch – manche Fahrer würden wohl am liebsten hupen, die Gesten aus den Autos sind unzweideutig, alle wollen in der ersten Reihe stehen, was auf einer schmalen Straße mit hohen Sandwällen auf der Seite aber nicht ganz leicht ist.
Wir wenden und fahren weiter Richtung Mata Mata, wir wollen eine Pause am Picknickplatz bei Kamqua einlegen. Doch so weit kommen wir nicht, denn es überschlagen sich die Ereignisse: Auf der Anhöhe oberhalb des Auob-Tales taucht plötzlich ein Gepard auf, der langsam in Richtung Picknickplatz schleicht.



Wir fahren ein Stück parallel auf der Pad, als wir auch im Tal einen Gepard sitzen sehen…



Die beiden haben es offensichtlich auf eine Herde Springböcke abgesehen. Der Gepard, der eben noch oben auf der Anhöhe war, sprintet plötzlich los und fegt in einem Höllentempo den Abhang herunter, die Springböcke stoben auseinander und sprinten Richtung Kamqua davon. Da das Gras hier sehr hoch ist, gelingen leider keine brauchbaren Bilder und wir können leider auch nicht erkennen, wann genau die Jagd abgebrochen wurde. Wir fahren jedenfalls weiter zum Picknickplatz, denn nun ist ein Boxenstopp wichtig. Raus aus dem Wagen und kurze die Füße vertreten… Auch hier ist nichts los, kein anderes Auto ist zu sehen.



Für Frühstück bleibt aber dennoch keine Zeit, wir fahren ein kleines Stück weiter Richtung Urikaruus, um dann auf die Verbindungsstraße über die Dünen Richtung Nossobtal abzuzweigen. Hier sehen wir auf einem Baum eine Strichelracke (Purple Roller) sitzen.





Der Ausblick auf die roten Dünen ist verlockend, doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir besser umkehren und im Auob-Tal bleiben sollten. Wir wenden und Wagen und fahren wieder retour Richtung Twee Rivieren.
Die Gruppe der Springböcke, die zuvor vor den Geparden geflüchtet war, hat sich inzwischen wieder gesammelt. Die Tiere wenden und marschieren nun ebenfalls in unsere Richtung.









Wir kommen nicht weit, da sehen wir die Geparde direkt neben der Straße, auch sie sind Richtung Twee Rivieren unterwegs… Erst jetzt erkennen wir, dass es sich um drei Katzen handelt – vielleicht die drei, die wir gestern bei Samevloeiing gesehen haben?









Zuerst gehen sie parallel zu uns, verschwinden teilweise im hohen Gras, kommen schließlich aber direkt auf die Straße zu. Eines der wunderschönen Tiere steigt plötzlich auf einen umgefallenen Baumstamm und schaut direkt zu uns ins Auto… so habe ich Geparde bisher noch nie gesehen…







Die Tiere verhalten sich wie spielende Kinder, sie necken sich, sie fauchen sich an, sie balgen sich… einfach nur grandios, ein derartiges Schauspiel erleben zu dürfen!







Wenig später marschieren alle drei direkt vor uns die Straße entlang. Wir wundern uns, dass immer noch kein weiteres Auto entgegenkommt – vermutlich gibt es eine Vollversammlung bei den Löwen…



Wir halten den nötigen Abstand ein und wenig später biegen die Geparde nach links ab und verschwinden im hohen Gras… Für uns bedeutet das, dass wir nun wieder freie Fahrt haben, aber nicht lange, denn eine Löwin führt eine Autokolonne an… Jetzt wissen wir, wo die anderen Autos sind!



Jetzt wäre interessant, ob sich die Löwin und die Geparde begegnen – sie marschieren jedenfalls aufeinander zu. Zudem wäre es interessant, wo die anderen Löwen geblieben sind, denn wir können keines der Tiere in weiterer Folge irgendwo bemerken. Sie liegen sicher im Schatten… Wir wollen unseren Wagen nicht wenden und uns hinter den anderen Autos einreihen, wir sind absolut mit dem zufrieden, was wir gesehen haben!

Der Vormittag war jedenfalls der ereignisreichste, den ich in diesem Park bisher erlebt hatte. Wir ändern unseren Plan und fahren zurück nach Twee Rivieren, um dort eine Mittagspause einzulegen. Erst am späteren Nachmittag wollen wir aufbrechen, um im Nossob-Tal nach weiteren Tieren Ausschau zu halten!

Fortsetzung folgt!
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Fortsetzung Reisetage 26 und 27:

Kurz vor 15:00 Uhr brechen wir wieder auf, um ein zweites Mal an diesem Tag unser Glück zu versuchen. Ziel ist das Nossob-Tal. Gestern war hier, wenn man von der Gepardensichtung absieht, nicht wirklich viel los. Mal schauen, was heute kommt…
Noch im Camp stoppen wir für einen Afrikanischen Riesentausendfüßer (Archispirostreptus gigas), von denen es eine große Zahl gibt.



Unser erster Halt ist bei einer kleinen Kolonie Erdmännchen. Die putzigen Tiere sind fleißig am Graben, zwischendurch stehen sie aber auf und sondieren die Umgebung.







Als nächstes sticht uns eine Weißflügeltrappe (Northern Black Korhaan) ins Auge, die in unmittelbarer Nähe zur Straße nach Insekten oder kleinen Reptilien sucht.





In letzter Sekunde sehen wir gerade noch einen Honigdachs, der aber sofort verschwindet und sich nicht einmal zu uns umdreht… Mit diesen Tieren habe ich noch nicht meinen Frieden geschlossen, die wollen mich irgendwie nicht!



Ein junger Kampfadler sitzt auf einem Webervogelnest – da müssen wir kurz reversieren, um einen besseren Blickwinkel zu erhaschen. Das Manöver mit dem Auto scheint ihn aber nicht zu stören, denn er bleibt brav auf seinem Ausguck sitzen.









Weiters sehen wir eine Kapturteltaube (Ring-necked Dove) und einige Kaptäubchen (Namaqua Dove).





Bei Kij Kij sehen wir die üblichen Spießböcke, die auch gestern bereits dort in der Nähe zu sehen waren, ansonsten bleibt es aber ziemlich still… Wir beschließen bei der Rückfahrt hier zu stoppen, dann sind auch die Lichtverhältnisse noch etwas besser. Kurz nach Kij Kij sehen wir ein paar Mahaliweber (White-browed Sparrow-Weaver) und einen Damara-Sperling (Grey-headed Sparrow), der auf einem Baumstamm herumturnt und eifrig einige Krümel aufpickt.











Heute Nachmittag ist offenbar der „Tag der Vögel“, denn die Säugetiere sind noch nicht bereit sich zu zeigen… Dafür zeigt sich auch noch ein Lannerfalke (Lanner Falcon), dessen kräftige Krallen mir besonders imponieren.





Als wir dabei sind, einen schönen Baum mit Siedlerwebernestern zu fotografieren, fällt unser Blick auch auf einige Afrikanische Borstenhörnchen, die direkt neben der Straße herumtollen. Sie haben in der Böschung zumindest einige Eingänge in ihren unterirdischen Bau.











Inzwischen glühen die Dünen in der Nachmittagssonne, das Licht wird nun langsam immer besser und lässt das Herz höher schlagen.



Bevor wir uns entschließen zu wenden, um nach Twee Rivieren zurückzufahren, sehen wir noch einen einsamen Springbock, eine laut krächzende Kapkrähe (Cape Crow) und einen weiteren jungen Singhabicht (Southern Pale Chanting Goshawk).









Genau an der Stelle, an der wir den Wagen wenden, fällt uns eine Vierstreifen Grasmaus (auch: Striemengrasmaus) auf, die zunächst am Boden und bald darauf in einem Busch herumturnt. Auch in einem anderen Busch daneben tummelt sich ein niedlicher Nager…











Am Rückweg bereiten uns zwei Schabrackenschakale viel Freude, die aus dem hohen Gras schielen, das nun bereits schön von der sich langsam senkenden Sonne bestrahlt wird.







Einer der interessantesten Vögel, denen man hier begegnen kann, ist für mich immer wieder der Sekretär (Secretarybird). Dieser große Greifvogel, der eine Flügelspannweite von etwa zwei Metern aufweist, schreitet majestätisch neben der Pad dahin. Wir hatten bereits am Vormittag einige dieser Vögel im Auob-Tal gesehen, aber relativ weit entfernt. Dieser hier hat offensichtlich kein Problem mit unserer Anwesenheit und lässt sich bereitwillig ablichten…











Wir begleiten ihn ein ganzes Stück weit und stoppen dann bei einem Maricoschnäpper (vielen Dank, Friederike!!!).



Bei Kij Kij ist inzwischen mehr los, dort wo gestern noch der Löwe lag, hat sich eine ganze Herde Spießböcke und Springböcke versammelt. Wir stellen uns oberhalb des Wasserloches, dort wo die Verbindungsstraße ins Auob-Tal beginnt, auf und beobachten die Szenerie…













Dort halten sich offensichtlich sogar Oryx-Antilopen an die Verkehrszeichen, bevor sie die Straße queren…





Auch in weiterer Folge sehen wir diese Antilopen mit ihren gewaltigen, spitzen Hörnern.









Für mich sind dies die schönsten Botschafter dieses Nationalparks, sie passen auch farblich fantastisch in die grandiose Szenerie!
Am Heimweg sehen wir noch einige Strauße, einen Singhabicht, der direkt neben uns eine Maus aus dem Gras fängt, mit ihr auf- und davonfliegt und das arme Nagetier in ein Nest hoch oben in einem Baum verfrachtet – die ganze Angelegenheit ging leider sehr rasch vor sich – Zeitlupe wäre hier hilfreich…















Auch bei Leeuwdril gibt’s nochmals ein paar Spießböcke.





Das letzte Bild des Tages stammt schließlich noch von einem Raubadler (Tawny Eagle), da ist die Sonne aber leider schon hinter einem Hügel verschwunden…



Sehr müde und mit brennenden Augen kehren wir in unser Chalet zurück, wo wir heute zur Abwechslung wieder einmal ein Steak auf den Grill werfen. Wir nehmen die letzte verbliebene Flasche Wein aus dem Fundus und genießen den Abend – ein wenig neidisch schielen wir zu den Nachbarn, die vor ihrer Hütte mit schwerem Grillgerät auffahren und mindestens ein 5-Gänge Menü auf die Teller zaubern. Lange wird gezecht und gelacht, vermutlich reisen sie am nächsten Morgen ab… :angry:

Fortsetzung folgt!
Letzte Änderung: 02 Feb 2022 17:12 von Luigi15.
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Fortsetzung Reisetage 26 und 27:

Einmal geht es noch am Vormittag in den Park – irgendwie wird man etwas wehmütig, wenn eine Reise zu Ende geht. Für mich geht es ja noch etwas weiter, aber Christian werde ich in den wenigen Tagen am Flughafen abliefern. Man plant eine Reise, dann freut man sich drauf – und schwupps, ist die Sache auch schon wieder Geschichte… Aber vielleicht ist es so besser, denn eine Reise, die einem ewig lange vorkommt, ist wohl nicht immer ganz gelungen…

Es ist heute etwas später und ich steige wieder in das Auto, Christian ist noch nicht ganz fertig, er braucht noch etwas… kein Problem, ich hole das Permit und dann geht’s los, wir haben definitiv keinen Stress...
Der Plan für heute: Wir fahren durch das Nossob-Tal bis zum Picknickplatz Dikbaardskolk, dann weiter über die Dünenstraße ins Auob-Tal und durch dieses Tal dann wieder zurück nach Twee Rivieren. Da wir annähernd den ganzen Tag unterwegs sein wollen, haben wir etwas Proviant für ein verspätetes Frühstück und/oder einen Brunch mitgenommen, Kekse und Karotten, dazu etwas Brot und Käse sowie ein paar hartgekochte Eier. Wasser führen wir ohnedies immer in unserem Kühler mit…
Christian spaziert bereits an der Tankstelle vorbei, als ich mit dem Permit am Weg zu ihm bin – umso besser, wir können also gleich loslegen!

Am ersten größeren Baum, den wir auf der rechten Seite der Straße innerhalb des Parks sehen, sitzt ein schlaftrunkener Milchuhu (Verreaux’s Eagle-Owl). Wieder müssen wir kurz reversieren, um einen astfreien Blick auf das Gesicht erhaschen zu können. Der große Vogel mit den gewaltigen Krallen blinzelt nur kurz auf, damit war es das an Aufmerksamkeit uns gegenüber. Da schon der nächste Wagen hinter uns hält, fahren wir weiter das Tal entlang…









Auch am Wasserloch Samevloeiing, wo wir am ersten Besuchstag die grazilen Geparde bewundern durften, ist wieder etwas los, ein Gaukler (Bateleur) sitzt am Beckenrand und putzt sein Gefieder. Als ein Schabrackenschakal auftaucht, fliegt der große Raubvogel auf und davon… Was mich hier stört ist, dass Arbeiter bei Ausbesserungsarbeiten offenbar ein Gitter neben der Wasserstelle vergessen haben - hoffentlich wird das nicht zu einer bösen Falle...









Auch heute sehen wir einen Lannerfalken (Lanner Falcon), doch heute ist es ein Jungtier mit dem für ihn typischen Federkleid.





In der Nähe von Rooiputs ist der Tag für uns bereits nach einer rund 45-minütigen Fahrt gerettet – ein Auto steht am Wegrand und der Fahrer deutet mit der Hand, indem er wild herumgestikuliert: Ein wunderschöner Leopard marschiert aus dem Schatten eines Baumes auf uns zu… Da die Zahl der Autos aber zunimmt und sich einige wirklich blöd verhalten (ein Junge setzt sich direkt ins Fenster, der Oberkörper ist weit aus dem Wagen…) dreht der Leo schließlich ab und stapft davon… Vermutlich wirft das bevorstehende Wochenende seine Schatten voraus.















So ein Glück, wir sind begeistert! Wir waren mit dem bisher Gesehenen schon mehr als zufrieden…
Wir sehen weiters einen Rotbauchwürger (Crimson-breasted Shrike), der an den Panzern von Käfern herumpiekt und einen weiteren Sekretär.









Hinsichtlich weiterer Säugetiere ist dieses Tal auch heute leider ziemlich ausgestorben – stimmt nicht ganz, ein Steinböckchen ausgenommen.



Kurz vor Kij Kij steuert eine Gruppe Gnus eilenden Schrittes auf das Wasserlochen zu, andere suchen bereits den Schatten und stehen nur herum.









Nun geht es für uns zum Picknickplatz von Melkvlei, wo wir eine Pause einlegen. Wir essen Käsebrote und spazieren ein wenig auf und ab, tauschen uns mit einigen Reisenden aus, die auch hier stoppen. Auch die Vierstreifen-Grasmäuse, die wir gestern schon fotografiert hatten, flitzen herum und warten unter den Tischen auf Krümel. Ich bin hinter einem Mahaliweber (White-browed Sparrow-Weaver) her.



Nach einer knappen Stunde geht es für uns wieder weiter, es ist nun bereits die Mittagszeit angebrochen und wir sind skeptisch, viele Tiere zu sehen, obwohl es heute nicht sonderlich warm ist, eher ein etwas kühlerer Wind weht, der immer wieder auch Wolken vor sich hertreibt…
Wir fahren schließlich ein kurzes Stück über Melkvlei hinaus, machen das eine oder andere Landschaftsfoto und sehen – weit entfernt – den zweiten Leoparden dieses Tages… Diese Raubkatze ist aber so weit weg, dass kein gutes Foto gelingt…







Nicht weit entfernt von Kransbrak stoppen wir für einen Gleitaar (Black-winged Kite), der malerisch auf einem Ast thront. Das Tier ist tatsächlich sehr nahe und auch nicht scheu…







Es geht eine ganze Weile bergauf und bergab, aber es tut sich nicht besonders viel. Eine alte Pantherschildkröte wechselt die Straßenseite und ein weiterer Gleitaar ist zu sehen, der aber sofort wegfliegt.





Kurz vor Dikbaardskolk biegen wir auf die „Dünenstraße“ ab, die uns hinüber in das Auob-Tal bringen wird. Kurz sehen wir eine Tüpfelhyäne, die sich aber nur von hinten zeigt und zudem sehr rasch wieder verschwunden ist. Wir haben die totale Einsamkeit vor uns, es sind überhaupt keine weiteren Fahrzeuge zu sehen, dagegen war das Nossob Rivier richtig verkehrsreich…
Ich denke, es ist die Wasserstelle von Moravet, die wir nach einiger Zeit erreichen – eigentlich wollen wir schon weiterfahren, entscheiden uns dann aber doch, das kurze Stücke rechts weg zur Wasserstelle zu fahren – vielleicht eine der besten Entscheidungen (in fotografischer Hinsicht), die ich jemals getroffen habe: Da steht, direkt an der künstlich angelegten Tränke, ein Karakal… natürlich unsere Erstsichtung (nach dem Motto: „once in a lifetime“). Er spaziert entlang der Tränke, blickt sich zu uns um und verschwindet den Hang aufwärts laufend auch schon wieder aus unserem Blick – ich war so perplex und hatte damit zu tun, zumindest ein paar Fotos zu schießen, dass alles andere zu kurz kommt, wir sind richtiggehend geflasht…









Das sind Momente, für die gibt man viel… Vor zwei Jahren war es ein Erdwolf im Etosha Nationalpark, dann ebenfalls vor zwei Jahren, das Erdferkel in der Entabeni Lodge in den Waterbergen und nun der Karakal hier im KTP… Glückseligkeit!
Das ganze Schauspiel ist vermutlich nach einer Minute vorbei – dann stehen wir wieder allein in einer weiten Landschaft.
Die Straße schlängelt sich dahin und wir haben uns viel zu sagen, wir philosophieren über Glück und Pech, darüber, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Platz zu stehen; was wäre gewesen, wenn wir eine längere (oder kürzere) Pause eingelegt hätten, was hätten wir gesehen, wenn wir die Runde von heute in die andere Richtung gefahren werden… usw.
Von der Anhöhe blicken wir in das Tal hinunter, eine kleine Gruppe Oryx-Antilopen steht hier dicht beieinander.



In der Nähe vom Picknickplatz Kamqua treffen wir auch noch auf eine größere Gruppe Giraffen. Während einige der Tiere im Tal unterwegs sind, zieht eine weitere Gruppe die südliche Talschulter entlang. Erst in letzter Sekunde fällt unser Blick auf einen Buschhasen, der unter einem Strauch kauert.











Im Auob-Tal, wo der Baumbestand etwas dichter ist, sehen wir einen weiteren Singhabicht, von denen es offenbar doch eine relativ große Zahl im Nationalpark gibt. Dieser sitzt mit seiner Beute, einer Echse, auf dem Boden.





Zurück im Nossob Tal, kurz nach der Wasserstelle von Samevloeiing, stoppen wir hinter einem stehenden Auto, aus dem zwei Teleobjektive herausragen. Wir erhalten den Hinweis, dass sich in dem Baum, der ein riesiges Webervogelnest trägt, eine Eule befinden würde. Nach einigem Suchen werden wir fündig: Ein weiterer Fleckenuhu (Spotted Eagle-Owl) schläft zwischen den Zweigen.





Am Weg zurück zum Camp halten wir schließlich auch noch, um einen Steppenfalken (Greater Kestrel) zu bewundern.







Diese letzte Fahrt durch den Park war ein voller Erfolg, voll unglaublich schöner Eindrücke kehren wir in das Camp zurück. Heute wollen wir nicht selbst kochen, sondern im Restaurant zu Abend essen – das Ergebnis dieses Versuchs habe ich schon in der Einleitung zum KTP beschrieben… Wir sind extra etwas früher zurückgekehrt, um keinen Stress hinsichtlich der Restaurantöffnungszeiten zu haben – des wäre im Nachhinein betrachtet, nicht wirklich nötig gewesen. Aber diesen Tag kann nichts trüben!

Gefahrene Tageskilometer: 260
Letzte Änderung: 02 Feb 2022 23:59 von Luigi15.
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