THEMA: Die Eulenmuckels sind endlich wieder in Namibia
07 Aug 2021 19:41 #622712
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Tag 5 – Mittwoch, 7. Juli – Autoproblemchen

Meikes Gästehaus, Swakopmund

Der Tag begann wie gestern. Wir frühstückten, und dann fuhr Uwe zu Namib Campers, damit das Piepsen hoffentlich abgestellt werden konnte. Leider war das nicht so einfach. Das Piepsen im Relais wurde nicht durch ein dafür vorgesehenes Bauteil erzeugt, sondern durch eine Spule. Daher konnte es nur abgestellt werden, wenn man das Relais abklemmte. Zuvor wurde ohne großen Erfolg versucht, das Bauteil schalldicht zu isolieren. Schließlich entschieden wir, einen Schalter einzubauen, damit wir das Relais nicht jeden Tag umständlich durch Abklemmen außer Betrieb setzen müssten. Dieser Schalter sollte besorgt werden, und nach der Mittagspause konnte Uwe erneut in die Werkstatt kommen. Blöd, denn so war heute an einen etwas weiteren Ausflug in die Mondlandschaft nicht zu denken.
Swakopmund zeigte sich nun den vierten Tag von seiner unfreundlichen, nebelig-grauen Seite. Meist klarte es zum Mittag hin auf, aber von Sonnenstrahlen war weit und breit nichts zu sehen. Aus dem Gemütlich-im-Garten-in-der-Sonne-Sitzen wurde ein Mit-klammen-Fingern-auf-Uwe-Warten. Das hatte sich Ruth ein bisschen anders vorgestellt.

Rußnektarvogel



Als Uwe wieder zurück war, nutzten wir die Zeit, um zu Fuß ein wenig durch die Stadt zu laufen. Wir schlenderten an einigen bekannten Geschäften vorbei, und Ruth kaufte sich eine Hose. In den Souvenirläden waren wir alleine und begegneten so gut wie keinen anderen Touristen. Wir waren im Vorfeld immer wieder gefragt worden, ob wir denn keine Angst hätten, dass die Kriminalität während Corona stark zugenommen hat. Klar hatten wir uns Gedanken gemacht. Noch ein wenig mehr, als uns die Autovermietung – eindringlicher als in den letzten Jahren ohnehin schon – darauf hinwies, nur ja nicht an einem Rastplatz am Straßenrand halt zu machen. Auf unsere Nachfrage nach dem Grund verwies man uns auf „die wilden Tiere“.
Unsere Sorge blieb unbegründet. Wir bewegten uns wie sonst auch zu Fuß in Swakop, hatten zu keiner Zeit ein unangenehmes Gefühl und wurden auch nicht vehementer angebettelt. Der Bitte, eine Nuss zu kaufen, kamen wir gerne nach. Viele andere Umsatzmöglichkeiten würde es im Moment für die fleißigen Nuss-Schnitzer ja auch nicht geben. Und so erwarben wir unsere 65. Makalaninuss. Irgendwem werden wir sie schon als Mitbringsel aufschwatzen können. Allerdings verzichteten wir darauf, ein Schwätzchen mit den Leuten zu halten, da wir längeren Kontakt vermeiden wollten. Das war eigentlich ein wenig schade.
Auf dem Rückweg hatte ein etwas intensiverer Blick von Ruth auf die aushängende Speisekarte am Eingang des Fish-Deli einer besonders pfiffigen und charmanten Bedienung genügt, um sie zu überzeugen und in den Laden hineinzusaugen. Dort nahm sie gerne noch eine Portion Sushi mit, die liebevoll frisch zubereitet wurde.



Zurück in der Pension stürzte sich Ruth sogleich heißhungrig auf den „fischigen Klebepamp“. Uwe konnte dabei nur verständnislos den Kopf schütteln. Dankend lehnte er ab und holte sich lieber einen kleinen Snack in Form von Brot mit Wildschinken oder Frischkäse.



Danach fuhr er wieder zur Werkstatt. Jetzt wurde leider festgestellt, dass das Relais nur dann aufhörte zu piepsen, wenn beide Klemmen getrennt wurden. Das lag vermutlich an der Sonne, die zusätzlichen Ladestrom über das Solarpanel lieferte. Zwei Schalter wollten wir jedoch nicht einbauen – abgesehen davon, dass nur einer vorhanden war. Also entschied Uwe, täglich das Relais manuell von einer oder eben beiden Klemmen zu lösen. Darin wird er ja bestimmt auch immer geschickter werden.
Er bedankte sich herzlich für die Unterstützung und fuhr wieder zurück, um Ruth abzuholen.
Die hatte es in seiner Abwesenheit tatsächlich fertig gebracht, überhaupt gar nichts zu tun. Das hört sich nicht so besonders an, ist es aber. Während zu Hause zig Dinge in der Warteschleife hängen, gerne parallel angefangen werden und einfach keine Zeit für 5 Minuten auf dem Sofa bleiben, hatte sie wieder den Vögeln in Meikes Garten zugeschaut und die Zeit verträumt. Was für ein Luxus!

Weißrücken-Mausvogel





Rußnektarvogel



Junger Oranjebrillenvogel



Gemeinsam ging es am Meer entlang nach Walvis Bay. Wie immer wollten wir südlich der Stadt nach Wasservögeln Ausschau halten. Diesen Ausflug hätten wir uns wirklich sparen können. Die Sonne war hinter Wolken verborgen und das Licht zum Fotografieren mehr als schlecht. So wirkten die vielen Flamingos in der Lagune lediglich grau und dunkel.



Rosaflamingo



Ein paar Säbelschnäbler, Stelzenläufer, Kapenten und Regenpfeifer liefen oder schwammen bei den Salzfeldern umher.

Weißstirnregenpfeifer



Fahlregenpfeifer



Leider klarte der Himmel aber auch hier nicht auf, und die Sonne war zwar da, aber nicht dort, wo wir waren.





Beim Fotografieren mit dem großen Objektiv zeigte sich außerdem ein neues Problem. Hinter dem Kühlschrank war in unserem Auto ja schon immer der Kompressor montiert. Bei unserem Wagen nun befand er sich jedoch zusätzlich in einer grünen Metallbox, die viel Platz benötigte. Dadurch stand der große Doppelkühlschrank deutlich weiter vorne als früher. Und das schränkte den Platz hinter den Vordersitzen extrem ein. Schon bei der Autoübernahme hatte sich Ruth ein wenig geärgert, weil sie ihre Rückenlehne so kaum nach hinten bewegen konnte, um während der Fahrt auf einer längeren Strecke ein wenig zu dösen. Wir hatten uns aber entschieden, dies zu akzeptieren. Typisch deutsch erschien uns da noch, alles perfekt und wie gewohnt vorfinden zu müssen. Wir würden uns schon im Auto einrichten und ein wenig improvisieren können. Falsch gedacht! Uwe konnte den großen Fotoapparat hinter den Sitzen nur sehr umständlich herauszirkeln, weil einfach kein Platz zwischen Sitzlehne und Kühlschrank blieb. Spätestens im Etosha würde das ein großes Problem werden.
Etwas frustriert fuhren wir wieder zurück nach Swakopmund, und Ruth wurde ein wenig nölig. Da müssen wir wohl doch noch mal nach einer anderen Lösung Ausschau halten.
Meikes Abendessen entschädigte uns jedoch schnell wieder. Sie hatte einen ganz hervorragenden Oryxbraten mit Kartoffel-Kürbis-Auflauf gekocht. Einen letzten Abend saßen wir in ihrem Wohnzimmer am warmen Feuer und fühlten uns wie Daheim. Es ist sehr schön, einen solchen Lieblingsort bei so lieben Freunden zu haben.

Kilometer: 104
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09 Aug 2021 23:29 #622821
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Tag 6 – Donnerstag, 8. Juli – Endlich auf Pad

Meikes Gästehaus, Swakopmund – NWR Campsite, Sesriem

Der letzte Morgen in Swakopmund und bei Meike ist immer etwas wehmütig. Nach fünf Tagen in der Pension freuen wir uns einerseits, nun durch Namibia zu fahren und zu campen. Andererseits fällt uns der Abschied immer schwer. Hoffentlich können wir uns bald, spätestens im kommenden Jahr wieder sehen.



Wir mussten mehrmals laufen, um unseren Krempel ins Auto zu bringen. Nachdem wir uns von Meike und Klaus verabschiedet hatten, fuhren wir zur Tankstelle, und während der Diesel in den Tank lief, lud Uwe zwei große Pakete Feuerholz in den Camper. Anschließend kauften wir noch Körnerbrot und Brötchen, und als wir die Stadt verließen, war es schon fast halb 12.
Entlang der Küste fuhren wir wie gestern nach Walvis Bay und bogen dort auf die C14 ins Landesinnere ab. Anfangs war die Straße geteert, und als sie zu einer guten Lehmpad wurde, passierten wir eine Polizeikontrolle. Der Polizist fragte uns nach dem Woher und Wohin und wünschte uns eine gute Fahrt. Für einen festgelegten Reiseverlauf oder irgendwelche Buchungsunterlagen interessierte er sich nicht.







Bis zum Vogelfederberg begegneten wir keinem anderen Auto. Später waren es doch ein paar, aber der Verkehr auf der C14 hatte nichts mit den Massen von vor zwei Jahren gemeinsam. Die Straße war in recht gutem Zustand, und wir kamen zügig voran. Das war auch gut so, denn wir mussten ein bisschen Zeit gutmachen. So blieb es bei wenigen Pausen oder Fotostopps.









Durch den Kuiseb und über den Wendekreis des Steinbocks ging es immer weiter Richtung Südosten.







In Solitaire standen außer uns noch zwei Autos. Die separate Bäckerei war geschlossen, und der Apfelkuchen wurde wie vor 15 Jahren im Shop an der Tankstelle verkauft. Wir verzichteten heute mal ausnahmsweise auf den Kuchen und nahmen stattdessen noch ein helles Brot mit. Dann ging es auch schon weiter nach Süden.





Wir freuten uns sehr, wieder durch die wunderschöne Landschaft fahren zu können. Die Nachmittagssonne ließ das kurze Gras golden leuchten. Dann liefen die ersten Springböcke dieses Urlaubs über die Straße. Neugierig blieben sie sogar stehen und schauten in unsere Richtung.





Die letzten 10 Kilometer vor Sesriem waren inzwischen geteert. An der Rezeption kauften wir das Permit für den Namib-Naukluft-Park.



Dann schauten wir uns die Stellplätze des neuen Oshana-Camps an. Keiner davon war belegt. Jeder besaß ein eigenes kleines Duschhäuschen. Aber die Plätze unter den großen Kameldornbäumen, die zu den NWR-Campsites gehören, gefielen uns besser, und so checkten wir dort ein.
Zum Sonnenuntergang fuhren wir zur Elim-Düne. Dort waren noch ein paar andere Leute, meist kleine Gruppen. Wir versuchten, die Düne zu erklimmen, aber hinter jeder Kuppe befanden sich weitere. Die Aussicht wurde natürlich immer besser, je höher wir stiegen. Da die Schatten schon recht lang waren, beeilten wir uns, denn wir wollten eigentlich auf die der Sonne zugewandte Rückseite gelangen. Aber es war wie verhext. Immer, wenn wir uns sicher waren, den höchsten Punkt gleich erreicht zu haben, ging es wieder hinab und gleich darauf wieder aufwärts zum nächsten Dünenkamm. Und so liefen wir weiter und weiter. Es war ganz schön anstrengend, und irgendwann gaben wir auf. Wir drehten um und liefen im Dämmerlicht zurück zum Auto. Besonders schön war, dass wir vom Rufen einiger Bellgeckos begleitet wurden.















An der Campsite parkten wir unter einem schönen Baum, klappten das Zelt auf und machten Feuer. Während Ruth duschte, suchte Uwe alle Zutaten für das Abendessen zusammen. Wir machten Eisbergsalat mit Tomate und Feta. Auf den Grill kam eine Boerewors, und dazu gab es Grillbrote mit Knoblauchbutter. Alles schmeckte hervorragend. Aus der Dunkelheit ertönte der langgezogene Ruf eines Schakals, und gleich darauf antworteten ein paar weitere von der anderen Seite des Platzes. Wir freuten uns sehr und lauschten ihrer Unterhaltung. Später sahen wir die munteren Gesellen eifrig über die Campsite huschen und die Grillstellen nach Resten absuchen.



Nach dem Spülen packten wir schon weitestgehend zusammen und gingen bald ins Zelt, damit wir morgen früh noch im Dunkeln Richtung Sossousvlei starten können. Soweit wir uns erinnern, waren wir schon seit acht Jahren nicht mehr hier. Das Thermometer sank auf 10 Grad.

Kilometer: 348
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12 Aug 2021 17:09 #622996
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Tag 7 – Freitag, 9. Juli – Jede Menge roter Sand

NWR Campsite, Sesriem – Namib Rand Family Hideout

Der Wecker holte uns um viertel vor sechs aus dem Schlaf. Die Luft war frisch, aber mit fünf Grad nicht allzu kalt. Uwe kochte Wasser für Kaffee und Tee, und wir machten uns in aller Ruhe fertig. Im Dunkeln packten wir alle Sachen zusammen, schlürften unsere Getränke und brachen gegen zehn vor sieben auf. Uwe hatte noch ein wenig Luft aus den Reifen gelassen.
Das Tor war wie am Abend zuvor nicht besetzt, so dass wir einfach hindurchfahren konnten. Es waren bereits ein paar andere Autos vor uns gestartet, aber sonst war es sehr ruhig. Keine lange Autoschlange, keine Überholmanöver und auch kein illegales Autorennen ins Vlei.





Als wir Düne 45 erreichten, standen dort trotzdem drei Autos. Aber wir wollten ja eh weiter. So fuhren wir bis ans Ende der Teerstraße. Dort warteten zwei Shuttlebusse auf Kunden. Doch wir mussten sie leider enttäuschen, weil sich Uwe schon auf seine erste kleinere 4x4-Strecke freute. In Schlangenlinien und mit viel Geschaukel nahm er mal die eine, mal die andere Spur, und wir kamen wohlbehalten am Parkplatz für das Deadvlei an.
Es war immer noch ziemlich kühl. Während die Sonne über die Dünen schaute, brachen wir auf, folgten den weißen Pflöcken und waren mutterseelenallein unterwegs.







Obwohl der Boden trocken und die Lehmkruste rissig und aufgesprungen war, wuchs überall ein wenig Grün.



Dann trennten sich unsere Wege. Während Ruth auf die Düne stieg, lief Uwe unmittelbar ins Vlei.





Ihm kam ein Parkangestellter entgegen, der die Wegmarkierungen kontrolliert hatte und verkündete, dass wir heute die ersten Touristen seien. Wir waren ja tatsächlich schon einige Jahre nicht mehr hier, vor allem, weil uns der Rummel etwas zu viel geworden war. Der Grund für den Rummel war uns schnell wieder klar: Die geschwungenen Wellen der Dünenkämme, die Spuren im Sand, die wandernden Schatten, die Farbnuancen der Sandkörner, die vielen Linien und Farben und die Präsenz der alten Kameldornbäume. Man weiß gar nicht, wohin man als erstes schauen soll. Heute morgen waren wir für lange Zeit die einzigen Besucher. Welch ein Privileg! Die Magie des Deadvleis war selten so greifbar.













Uwe konnte frei herumspazieren und sich mit jedem Baum persönlich anfreunden, was er auch tat. Er probierte mal diese, mal jene Perspektive, lief um die Bäume herum und fotografierte, was die Kamera hergab.









Ruth genoss derweil die Aussicht von Big Daddy. Sie war wirklich froh, als sie endlich den Dünenkamm erreicht hatte, denn zuvor hatte sie die gar nicht mal so gute Idee gehabt, eine Abkürzung zu nehmen und direkt die Dünenflanke hinaufzulaufen. Das klappte wirklich super. Drei Schritte aufwärts und zwei ging es mit dem nachrutschenden Sand wieder hinunter. Sie war mehrfach kurz davor, einfach aufzugeben, aber dann wäre die bisherige Arbeit ja umsonst gewesen. Also Zähne zusammengebissen und die nächsten 80 Schritte in Angriff genommen, kleine Verschnaufpause und weiter. So kämpfte sie sich mühsam vorwärts, noch von zusätzlichem Ehrgeiz gepackt, weil mittlerweile zwei Franzosen ebenfalls die Düne erklommen. Die Blöße konnte sie sich ja nun nicht geben. Als sie endlich den Kamm erreicht hatte, kam ihr der weitere Aufstieg wie ein Spaziergang vor.





Nach einigem Suchen fand sie auch Uwe, der klein wie eine Ameise zwischen den Bäumen herumtanzte.











Sie setzte sich auf den höchsten Punkt der Düne, genoss die warmen Sonnenstrahlen, die absolute Ruhe und die Freude darüber hier sein zu dürfen, bevor es in großen Sprüngen wieder abwärts in Richtung der Lehmpfanne ging. Selbst das Hinunterhopsen dauerte recht lange, war aber deutlich weniger anstrengend und sehr spaßig.







Letzte Änderung: 12 Aug 2021 17:12 von Eulenmuckel.
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12 Aug 2021 17:13 #622997
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Gemeinsam wanderten wir noch ein wenig durch die Pfanne. Ruth musste die Bäume schließlich auch noch kennen lernen.









Inzwischen war die Sonne bis im Vlei angekommen und wärmte uns. Als die ersten Leute eintrafen und die italienische Lady im Wüstenoutfit begann, einen Baum zu erklimmen und sich nach Anweisung ihres Liebsten in Pose zu räkeln, war es Zeit für uns zu gehen. Allerdings konnten wir es uns nicht verkneifen, sie auf das verblasste Schild hinzuweisen, nach dem man die Bäume nicht einmal berühren darf.



Sehr zufrieden mit den gesammelten Eindrücken stapften wir zurück zu unserem Auto, welches mittlerweile nicht mehr ganz so einsam auf seinem Parkplatz stand.





Nach einer kurzen Toilettenpause fuhren wir das kleine Stückchen weiter bis zum eigentlichen Sossousvlei. Dort stand seit der letzten Regenzeit noch etwas Wasser unterhalb der Big Mama.



Wir liefen über den harten Lehmboden bis nah an die Wasserkante, wo der Untergrund noch matschiger und weich war. Ein paar Säbelschnäbler und Kapenten ruhten auf einem Inselchen, und zwei Flamingos staksten herum.



Der Boden war übersät mit stacheligem Grün und schönen gelben Blüten.



Wir suchten uns einen Weg durch das Stachelgemüse und mieden die matschigen Stellen am Ufer, bevor wir auf dem Kamm von Big Mama langsam um den kleinen See herumstiegen.







Auf dem höchsten Punkt machten wir Halt und wurden wieder einmal mit einer sehr schönen Aussicht belohnt.





Eine Zeit lang beobachteten wir ein anderes Auto, welches sich im lockeren Sand festgefahren hatte. Die Versuche des Fahrers, sich mit viel Gas möglichst schnell aus der unangenehmen Lage zu befreien, scheiterten wie erwartet.



Wir machten uns wieder an den Abstieg, bekamen aber noch mit, dass unsere Hilfe nach Luftablassen und ein wenig Schaufelei nicht mehr benötigt wurde.





Zurück am Auto waren wir mit der Wahl unseres Picknickplatzes im Schatten sehr zufrieden, denn es war mittlerweile schon ordentlich warm geworden. Sobald wir Brötchen, Marmelade, Nutella und Wildschinken auspackten, hatten wir viele neue Freunde. Einige Sperlinge und Bartvögel leisteten uns Gesellschaft, und Bülbüls pickten bereits an der Brötchentüte. So bewachte Ruth den Tisch, während Uwe Kaffee und Tee kochte. Das Frühstück unter dem großen Baum war herrlich.



Hier fielen uns zum wiederholten Mal die Mengen an großen Heuschrecken auf, die in den Ästen und Steinen umherkrabbelten oder beim Näherkommen eilig davon flatterten.



Nach dem Frühstück war Ruth schon wieder auf Vogelpirsch. Leider war der Rotstirnbartvogel nur wenig kooperativ. Er hatte sich eine der Heuschrecken geschnappt, verschwand mit ihr aber ins dichteste Geäst. Vielleicht hatte er Angst, Ruth wollte ihm seine Beute streitig machen, denn als er wieder auftauchte, war schon nicht mehr allzu viel davon übrig.



Rotkopfamadine: Er



und Sie



Ruth wäre gerne noch länger geblieben, aber der Zeitwächter blies bereits zum Aufbruch.



Er hatte auch nicht Unrecht, da Mittag bereits vorbei war, als wir durch den Tiefsand zurück zum Parkplatz der Shuttlebusse schaukelten. Dort beobachteten wir, dass Heuschrecken wohl nicht nur für Bartvögel, sondern auch für Schildraben eine Delikatesse zu sein schienen.



Auf dem weiteren Weg nach Sesriem sahen wir ein paar Oryx, hielten aber nicht mehr für Fotos, da das Licht grell war und die Luft flimmerte.
Im Office besorgten wir uns ein Permit zur Übernachtung an der Blutkuppe für morgen. Dann tankten wir und kauften Feuerholz.
Letzte Änderung: 12 Aug 2021 17:19 von Eulenmuckel.
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15 Aug 2021 15:37 #623192
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Tag 7 – Freitag, 9. Juli – Jede Menge roter Sand (Fortsetzung)

Von Sesriem ging es weiter nach Süden zum Namib Rand.



Auf einem Zaunpfosten neben der Straße saß ein Steppenfalke,



und wir sahen viele Grasfresser, die die leuchtend gelben Halme abweideten. Waren wir am Anfang unserer Tour noch enttäuscht gewesen, so wenige Zebras, Oryx und Springböcke gesehen zu haben, fanden wir hier kleinere Gruppen über die Ebene bis zu den Bergmassiven verteilt und manchmal auch größere Herden.



Zum Glück war unsere verbliebene Strecke nicht mehr weit, so dass wir uns viel Zeit lassen konnten. Wir beobachteten ein paar Zebras, die nicht zimperlich miteinander umgingen und sich immer wieder bissen und traten. Bei diesem Halt fiel uns auf der anderen Seite des Autos zufällig eine Schar Rostrennvögel auf, die wir ansonsten sicherlich übersehen hätten. Da machten es uns die beiden Rüppelltrappen deutlich leichter. Ihr weithin hörbarer, quakender Gesang verriet sie schnell, und sie taten uns auch noch den Gefallen, langsam näherzukommen und sich in Pose zu setzen.





Beim Namib Rand Familiy Hideout mussten wir ein Tor öffnen, um dann die letzten 15 Kilometer zurückzulegen.



Die Sandpad führte zwischen zwei Zäunen entlang, und ein Hinweisschild besagte, dass man Tiere, die zwischen diese beiden Zaunreihen gelangt waren, bitte nicht mit dem Auto hetzen solle. Wir waren sehr froh, dass wir hier kein Tier erblickten, denn sonst hätte der Weg recht lange dauern können. Erst später, als die Zäune verschwunden waren, sahen wir eine Straußenfamilie mit noch recht kleinen Küken (die aber fast völlig im hohen Gras verschwanden) und immer wieder Springböcke.



Bei einer neuen Rezeption checkten wir ein und erfuhren, dass wir heute die einzigen Gäste waren. Wie vor zwei Jahren bekamen wir die Campsite Venus.



Wir richteten uns ein, duschten und spazierten noch ein wenig durch die Dünen hinter der Campsite.







Das feine Reliefmuster des Windes war im Sand noch völlig unberührt.











Wie schon in Sesriem und im Vlei waren auch hier viele Heuschrecken unterwegs, die sofort reißaus nahmen, wenn wir uns näherten. Da aber keine größeren Vögel unterwegs waren, lebten sie hier deutlich ruhiger.



Das Nachmittagslicht war wunderschön, und wir freuten uns mal wieder über die Einsamkeit und Ruhe. Während wir auf einer kleinen Düne saßen, wurden die Schatten länger und länger, und es verging nicht viel Zeit bis die Sonne im Dunst hinter den Bergen verschwand.





Wir machten uns auf den Rückweg und entdeckten noch zwei Oryx, denen es aber nicht mehr ganz so gut ging.
Das wird wohl nix mehr! :(









Im Camp machten wir uns an die Vorbereitung des Abendessens. Während das Feuer herunterbrannte, kümmerte sich Ruth um den Salat, Knoblauchbutter und Oryxsteaks. Es war ein toller Abend mit hervorragendem Essen unter einem sehr beeindruckenden Sternenhimmel.





Nach dem Abwasch malte Ruth noch ein wenig mit der Taschenlampe. Positiver Nebeneffekt bei der ganzen Mal-Hopserei war, dass sie nicht merkte, dass es langsam kühler wurde. Und anstatt sich in die dickste Jacke eingemummelt nicht mehr als zwei Schritte vom Feuer weg zu bewegen, sprang sie motiviert auf dem Weg herum. Dabei entstanden die kleinen Licht-Krickelzeichnungen, bei denen Uwe immer ganz gespannt ist, was diesmal dabei herauskommen wird.







Der Sternenhimmel ist an diesem Ort aber auch ohne Taschenlampenmalerei unübertroffen. Während Uwe die Einstellungen der Kamera für eine Serienaufnahme überprüfte, entdeckte Ruth am Himmel eine sehr kräftige Sternschnuppe, die gleich einem Feuerwerkskörper einen grünen Schweif hinter sich herzog und danach sehr schnell verglühte.



Bei etwa 13 Grad krabbelten wir schließlich ins Zelt.

Kilometer: 249
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19 Aug 2021 14:33 #623562
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Tag 8 – Samstag, 10. Juli – Hinter dem Kuiseb rechts

Namib Rand Family Hideout – Blutkuppe

Der Morgen war zumindest draußen recht kalt. Aber in unseren Daunenschlafsäcken war es die ganze Zeit mollig warm. Als Uwe aufstand, zeigte das Thermometer knapp zwei Grad. Die Sonne leuchtete bereits über den Horizont.



Bei einer ersten Tasse Kaffee kramte er schon ein wenig herum. Ruth war auch bald fertig, und wir beschlossen, die kleine Runde durch das Namib Rand Nature Reserve zu fahren, die für Selbstfahrer erlaubt ist. In einem großen Bogen ging es um das Camp herum, zunächst über eine Fläche mit einzelnen gelben Graspuschelchen. Die Dünen leuchteten rot-braun, und in der Ferne erhob sich das dunkle Bergmassiv. Die Landschaften, in denen Gras, Sand und Fels zusammentreffen, empfinden wir immer als besonders schön. Deswegen sind wir hier wohl auch bereits zum zweiten Mal gelandet.



An einigen trockenen Kameldornbäumen vorbei ging es in Richtung der Dünen.



An der als etwas tiefsandig und schwieriger angekündigten kleinen Dünenauffahrt verhungerten wir dann auch prompt kurz vor dem höchsten Punkt, und Uwe musste noch einmal zurückrollen und ein bisschen mehr Schwung nehmen. Bevor es wieder abwärts ging, machten wir Halt und bestaunten die Aussicht in alle Richtungen, jedes Hügelchen und jeden Baum.



















Danach fuhren wir langsam hinunter auf die gold-gelbe Grasebene. Überall flogen Nonnenlerchen und andere kleine Vögel auf, wenn wir uns näherten. Sie begleiteten uns ein Stück des Weges, bevor sie sich wieder niederließen und im Gras verschwanden.





Zurück am Camp frühstückten wir in der Sonne. Uwe probierte das Müsli mit einer frischen Maracuja. Aus Swakopmund hatten wir noch ein Körnerbrot dabei, das von außen schon recht hart, aber innen herrlich frisch war und sehr lecker schmeckte.
Vor der Abfahrt wurde noch schnell geduscht, und auch die Vögel, die sich in den umliegenden Bäumen sammelten, um an der kleinen Vogeltränke zu nippen, wollten noch beachtet werden.

Rotkopfamadine



noch mehr davon



Kapsperling



Rotschwanzschmätzer



Gegen halb elf brachen wir auf. Das wurde auch höchste Zeit, denn heute hatten wir eine ziemlich lange Etappe eingeplant. Das Namib Rand Familiy Hideout ist wirklich ein ganz besonders schöner Ort.



Zunächst fuhren wir denselben Weg zurück, den wir gestern gekommen waren. Wieder war viel Wild unterwegs. Zebras hatten wir schon auf dem Hinweg einige gesehen. Vielleicht war es dieselbe Herde oder einfach nur ein paar Freunde oder Verwandte.



Auf der C19 passierten wir Sesriem, und bei Solitaire hielten wir, um Wasser und ein Stück Apfelkuchen zu kaufen. Erneut waren die sonst so rummelige Tankstelle und der Platz drumherum wie ausgestorben.





Auf der C14 ging es weiter zum Kuiseb. Über weite Strecken war die Pad frisch geschoben, und so kamen wir schnell voran. Im Vergleich zu vorgestern sahen wir noch deutlich mehr Strauße, Oryx und einige Springböcke, sogar ein paar Kuhantilopen. Rüppell-Trappen und Rennvögel liefen neben der Straße.





Am Kuiseb fuhren wir zum Gramadula-Aussichtspunkt, für den man ein Permit benötigt. Da wir das ja hatten und in der Vergangenheit dort immer nur vorbeigefahren waren, freuten wir uns, nun an diesem tollen Platz ein Picknick machen zu können. Wir aßen Brot mit Käse und Wildschinken und teilten uns den Apfelkuchen. Es war absolut still, nur der Wind wehte ein wenig.







Die Pause tat gut, und danach begaben wir uns auf die letzte Etappe zur Blutkuppe. Die zog sich nochmal sehr – das Thermometer zeigte zwischenzeitlich sogar 30 Grad – und wir erreichten erst kurz vor Sonnenuntergang unser Tagesziel.

Steppenfalke





Wir waren uns sicher, dort wieder völlig alleine zu stehen, hatten jedoch nicht auf den Kalender geachtet. Es war Samstag, also Wochenende. Und was macht man als Einheimischer, wenn man seinen Distrikt nicht verlassen darf? Richtig, zur Blutkuppe fahren, um dort eine schöne Zeit zu verbringen. Wir hätten ebenso gehandelt. Das dämmerte uns aber erst jetzt, und so waren wir ziemlich überrascht, als wir fast alle Stellplätze hinter der Blutkuppe besetzt fanden. Nach einigem Suchen entdeckten wir zum Glück doch noch einen und klappten das Zelt auf. Zum Sonnenuntergang kletterten wir auf den Berg, der wie immer rot leuchtete. Pünktlich mit dem letzten Licht kamen wir oben an.









Da wir erst am Nachmittag etwas gegessen hatten, hielt sich unser Hunger in Grenzen. Trotzdem machten wir ein Feuer und grillten „nur“ das schon aufgetaute Fleisch. Dazu aßen wir eine Gurke und Grillbrote.





Obwohl es so voll war, bekamen wir von unseren Nachbarn nicht viel mit. Alle waren rücksichtsvoll, und mit der Zeit war auch die laute Musik aus verschiedenen Autoradios verstummt. Wir verzichteten auf weitere Lichtmalereien, da man sich mit dem hektischen Taschenlampengefuchtel sicherlich keine Freunde gemacht hätte. Stattdessen startete Uwe eine Sternen-Serienaufnahme.

14 mm – f 4.0 – 25 s – ISO 6400 – Startrail aus 100 Einzelbildern

Heute hatte er Glück, denn er sah so eine grüne Sternschnuppe wie Ruth sie ihm gestern beschrieben hatte. So etwas hatten wir selten gesehen, und nun direkt an zwei Tagen hintereinander. Mit unseren Wünschen ging es also gerecht zu. 1:1!
Es hatte immer noch warme 18 Grad, als wir die Leiter zum Zelt hinaufstiegen.

Kilometer: 395
Letzte Änderung: 19 Aug 2021 14:40 von Eulenmuckel.
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