THEMA: Die Eulenmuckels cruisen vom KTP ins Kaokoveld
01 Jun 2020 21:36 #589706
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Tag 23 – 4. August 2019 – Datenverlust im Flussbett

Die Poort – Sawurogab

Nach einem weiteren Buschcamp standen wir noch vor Sonnenaufgang auf, da es heute wieder etwas weiter zu fahren war und wir ohnehin längst ausgeschlafen hatten. Hinter den Bergen stand etwas Nebel, und auch unsere Autos tropften ein wenig.





Dick eingepackt tranken wir unseren Kaffee und aßen Marmeladenbrote.



Leider hatte sich Matthias mit irgendetwas den Magen verdorben und ordentliches Bauchrumpeln, so dass er auf ein Frühstück verzichtete. Er jammerte jedoch nicht weiter herum und hielt sich den ganzen Tag über sehr tapfer. Von einem Tag Pause wollte er nichts wissen, und so packten wir zusammen und machten uns auf den Weg. Uwe stellte fest, dass die Wegaufzeichnung in unserem GPS die Daten der letzten Tage gelöscht hatte und nur die letzten Kilometer noch vorhanden waren, was zu Beginn unserer Fahrt zu einem kurzen Moment mit reichlich schlechter Laune und Selbstvorwürfen führte. Was nicht zu ändern war, war nicht zu ändern! Von Schimpfereien würde die Steckenaufzeichnung auch nicht zurückkommen.
Von „Die Poort“ ging es nach Norden durch den Ganamub.



Dieser Trockenfluss ist schmaler als der Hoanib und sehr beschaulich.



Hier war viel Wild unterwegs, so dass wir immer wieder Zebras, Oryx und Springböcke entdeckten. Während einige Tiere einfach stehen blieben und uns gelassen passieren ließen, rannten andere vor uns davon. Eine Zeit lang begleitete uns eine Herde Zebras und einige Oryx, die parallel zur Straße oder auf der Pad vor uns herliefen, anstatt seitwärts von uns wegzulaufen. Hatten Bele und Matthias vor uns die Tiere endlich überholt, kamen wir dahergerumpelt und scheuchten sie erneut auf. Das tat uns wirklich leid, aber uns fiel auch keine andere Taktik ein, als möglichst schnell an ihnen vorbei zu kommen. Denn blieben wir stehen, um den Abstand zu vergrößern und sie nicht weiter zu jagen, so hielt die Herde auch an, verweilte aber in der Nähe der Pad, so dass wir nicht an ihr vorüber kamen, ohne sie erneut zu verschrecken.





Der Weg verlief unterhalb sehr hoher Felswände, unter denen immer wieder große Steinblöcke lagen, die irgendwann mal heruntergestürzt waren. In einer Wand entdeckte Bele einen Augurbussard. Ein einzelner Lappengeier saß auf einem Baum.



Als wir uns bereits der D3707 näherten, sahen wir Ziegenherden mit den dazugehörenden Hirten. Auf der D-Straße fuhren wir nach Sesfontein. Zunächst führte der Weg steil und eng über einige Berge, dann konnten wir etwas schneller fahren und erreichten den Ort.







An der Tankstelle stand gerade der Versorgungslaster, so dass wir ohne Probleme Diesel bekamen. Der Reservekanister von Bele und Matthias, den wir in Palmwag gefüllt und hinter unserer Seitenklappe transportierten, war mal wieder (wer hätte das vermuten können?) nicht dicht, obwohl wir zusätzlich eine Plastiktüte unter den Verschluss geklemmt hatten. Der Diesel lief am Kanister herab und befleckte bereits die Außenwand der Ladefläche. Matthias hatte noch eine Ersatzdichtung für den Kanister, und wir wechselten diese aus.
In Sesfontein schauten wir kurz im Supermarkt vorbei, fanden aber weder das erhoffte Brot noch Wasser. Dann fuhren wir denselben Weg auf der D3707 zurück nach Nordwesten und weiter bis zu den Giribes-Plains.

Kurzzehenrötel



Ein paar arme Pferde, bei denen man jede Rippe einzeln zählen konnte, zogen auf der Suche nach Wasser und einigen trockenen Hälmchen umher.



In den Plains bogen wir ab und fuhren über die endlose Sandebene zum Signal Hill, wo wir vor zwei Jahren übernachtet hatten. Dort trafen wir auf den Magirus-LKW von Bushman-Safaris mit einer Reisegruppe und dem Fahrer Olli aus Windhoek, von dem wir bereits im Namibia-Forum gelesen hatten. Auch er kannte uns anhand unserer Forumsnamen, und wir unterhielten uns ein wenig.
Zum Picknick machten wir Obatzda und aßen unser restliches Graubrot aus Swakopmund. Wieder mal amüsierten wir uns über die „Kinder“-Stühle von Bele und Matthias.





Dann liefen wir noch ein wenig auf die beiden Hügel und überschauten die Landschaft. Die Ebene ist sehr trocken mit so wenig Gras wie noch nie. Dennoch weiden einige Rinderherden dort.



Hier war auch die zweite Plakette – die gleiche, die wir gestern bereits im Hoanib an einem Baum entdeckt hatten.







Südlich vom Signal Hill bogen wir nach Westen zum Fearless Pass ab. Diese wenig befahrene Strecke gefiel uns auch sehr gut. Der Pass selbst war tatsächlich als solcher zu erkennen und etwas steinig. Vorsichtig hob Uwe das Auto über alle möglichen spitzen Steine. Plötzlich stieg uns ein bestialischer Geruch in die Nase. Die Ursache hierfür war schnel entdeckt. Die Überreste eines Oryx lagen am Wegesrand. Zu unser aller Vorteil ersparten wir uns ein Foto, fuhren hastig das Fenster nach oben und erfreuten uns lieber an diesen Exemplaren, die deutlich lebendiger ausschauten.



Kurz vor 16 Uhr näherten wir uns der Stelle, an der wir etwas später nach Süden in den Sawurogab einbogen.



Die hohe Steilkante lässt erahnen, dass es hier auch ganz anders aussehen kann.



Anfangs fuhren wir durch einen sehr breiten Trockenfluss, sahen wieder Oryx, mehrfach Zebras und eine sehr große Herde Springböcke. Eine Weile kreiste ein Schlangenadler über uns, bevor er abdrehte und davonflog.







Rotschwanzschmätzer





Eigentlich war unser Ziel gewesen, bis zum Hoanib zu fahren, dann nach Westen bis Amspoort und schließlich im Tsuxub zu übernachten. Dafür war es jedoch schon zu spät, und so begannen wir, uns im Sawurogab eine schöne Stelle zum Übernachten zu suchen.



Auch hier begegneten uns häufig kleinere Verbände von Oryxantilopen.



Ludwigstrappe und Bergstar





Als sich das Tal verengte, hielten wir am Rand an einer Böschung und schlugen unser Lager auf. Bele machte sich über unsere Anstrengungen lustig, das Auto schlafgenehm gerade zu stellen. Aber wer außer Fledermäusen möchte schon mit dem Kopf nach unten oder ständig nach einer Seite abschüssig nächtigen?



Danach gab es ein wenig Sauerei zu entfernen, da eine Getränkedose in der Vorratsbox ausgelaufen war und sich der klebrige Inhalt gleichmäßig in der ganzen Kiste verteilt hatte.



Es war ja auch lange genug alles gut gegangen, und der Schaden war schnell beseitigt. Drei weitere Tüten Saft sahen an ihrer Unterseite auch nicht mehr ganz glücklich aus. Zu viel Vorratshaltung ist auf solchen Strecken eben auch nicht zu empfehlen.
Wir machten Feuer, Uwe probierte erfolgreich die Dusche unseres Campers aus, und wir genossen das letzte Licht und die herrliche Stille.



Während Ruth einen Maiskolben kochte und langsam das Abendessen vorbereitete, sicherte Uwe Fotos. Dabei passierte ihm ein Fehler. Nachdem er die eine Speicherkarte von Ruths Kamera gesichert hatte, wollte er die Bilder darauf entfernen. Dabei löschte er jedoch aus Versehen die Bilder auf der anderen Speicherkarte in der Kamera. Das waren alle Fotos von heute seit etwa 9.00 Uhr. So ein Ärger. Hoffentlich lassen sich die Daten auf der Speicherkarte zu Hause noch retten (was ja ganz offensichtlich funktioniert hat ;)) Schon zum zweiten Mal an diesem Tag war Uwes Laune ein wenig angekratzt.





Sobald die Sonne hinter den hohen Bergrücken verschwunden war, wurde es empfindlich kalt, und es wehte ein eisiger, leichter Wind.



Da Matthias immer noch ernste Probleme mit seinem Magen hatte, verzichtete er auch auf das Abendessen und ging früh in sein Zelt. Wir machten uns etwas Sorgen um ihn und überlegten, wie wir den morgigen Tag organisieren sollten, falls es ihm dann nicht besser ginge.
Wir grillten Oryx und kochten dazu Broccoli und Blumenkohl. Nach dem Essen saßen wir nicht mehr sehr lange am Feuer, denn es wurde mit dem Wind immer ungemütlicher.



Kilometer: 153
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11 Jun 2020 23:08 #590211
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Tag 24 – 5. August 2019 – Doch noch Wasser im Hoarusib

Sawurogab – Puros

Auch wenn wir beim Aufstehen knapp fünf Grad hatten, fühlte es sich kälter an. Es wehte ein zwar schwacher, aber eisiger Wind. Bele setzte Wasser auf, und wir zogen uns eine zweite Jacke an. Matthias kam ebenfalls verfroren aus seinem Zelt und hatte aufgrund seiner Magenbeschwerden keine schöne Nacht hinter sich. Da der Wind die Flamme beeinträchtigte, teilten wir die Wasserportion auf zwei Kessel auf und kochten den zweiten auf unserem Gaskocher. Dann genossen wir Kaffee und Tee und wärmten unsere eingefrorenen Hände an den heißen Blechtassen. Dazu aßen wir Brote mit Marmelade und Nutella.
Lange blieben wir nicht zwischen den Felsen, sondern brachen zügig auf, um uns im Auto ein wenig aufzuwärmen und schnell in die Sonne zu kommen. Im Sawurogab Richtung Süden trafen wir bald auf ein paar Herden Springböcke und einige Strauße.











In den weniger befahrenen Flussbetten scheint es mehr Herden zu geben als z. B. im Hoanib. Die Tiere sind aber recht scheu und fliehen, sobald man sich ihnen nähert. Dennoch freuten wir uns sehr. Wieder lieferten wir uns ein kurzes Wettrennen bzw. –fahren mit einem Strauß, der ein Stück vor uns auf der Pad lief. Wir waren froh, als wir endlich an ihm vorüber waren.









Das Flussbett schlängelte sich stetig bergab, und bald erreichten wir wieder den Hoanib gegenüber der Stelle, an der wir gestern aus dem Mudorib angekommen waren. Nun wandten wir uns nach Westen und fuhren der Pad folgend unter den hohen Bäumen hindurch. Auch hier sahen wir viele Springböcke und ein paar Giraffen.

Foto von Matthias







Es gab eine Menge zu entdecken. Die mächtigen Bäume waren bis zu der Höhe kahl gefressen, an der Elefanten und Giraffen ihre Blätter erreichen konnten. Trotzdem bot der grüne Trockenflusslauf ein schönes Bild. Oryxe ruhten im Schatten, und eine große Straußenfamilie pickte im Staub.







Bei Amspoort bogen wir nach Norden zum Tsuxub ab. Dort hatten wir eigentlich gestern übernachten wollen.



Foto von Matthias





Nun fuhren wir auf einer sehr breiten und ruppigen Wellblechpiste. Die Landschaft veränderte sich alle paar Kilometer. Jedes Flussbett hatte einen anderen Charakter. Nach den beeindruckenden Bäumen durchquerten wir nun riesige Ebenen mit sehr wenig bis gar keiner Vegetation. Ruth kletterte auf das Autodach und schaute bis zum Horizont.



Foto von Matthias



Wir zogen eine lange Staubfahne hinter uns her und hielten einen großen Abstand zu Bele und Matthias, die uns den Weg zeigten.

Foto von Bele



Foto von Matthias



Gegen Mittag hielten wir auf einer kleinen Anhöhe und spazierten ein wenig herum. Die Stille und der Blick ins rotbraun-beige Nichts waren fantastisch. Wieder fotografierten wir nur Steine.



Na ja, zumindest fast!







Danach bogen wir nach Westen ab und fuhren in einem Bogen zum unteren Hoarusib. Auch hier fiel der Weg über viele Kilometer ab zum nächsten Flussbett. Kurz vor dem New Schoeman’s Camp machten wir einen kleinen Abstecher zu den sog. „Castle Formations“. In einer Schlucht zwischen den steinigen Bergen befindet sich dort eine Formation aus Lehm, die sich in erster Linie farblich von ihrer Umgebung abhebt.



Riesengroß wirkt dieser Lehmblock wie künstlich dort installiert. Wir parkten die Autos am Rand und liefen verschiedene Aussichtspunkte ab.



Matthias und Ruth kletterten bis ganz an das untere Ende und besichtigten die Festung aus der Nähe und von allen Seiten.





Foto von Matthias



Letzte Änderung: 11 Jun 2020 23:11 von Eulenmuckel.
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11 Jun 2020 23:13 #590212
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Am frühen Nachmittag erreichten wir den Hoarusib im Puros Canyon. Entgegen einem Schild, welches uns den Weg in einem großen Bogen wies, wendeten wir wieder, denn so hatten wir den Einstieg nicht in Erinnerung. Kurz hinter dem Schoemanns Camp führte die Pad nun durch hohe Tamarisken, tiefen Sand und fiesen Bulldust. Unser Auto war innerhalb kürzester Zeit weiß bepudert. Dann öffnete sich der Blick, und wir fuhren zwischen den steilen Felswänden durch Sand und Steine. Zunächst waren wir etwas enttäuscht, dass der Hoarusib dieses Jahr hier überhaupt kein Wasser führte. So ist das eben mit der Erwartungshaltung. Im Gegensatz zu unseren früheren Besuchen war der Untergrund knochentrocken und staubte auf jedem Meter. Daher hielten wir auch vergeblich Ausschau nach Waffenkiebitzen, Regenpfeifern und Libellen.
Das änderte sich aber nach einigen Kilometern. Plötzlich floss uns Wasser entgegen. Zunächst ein dünnes Rinnsal, dann immer breitere Bäche. Nun war die Umgebung wie gewohnt. Immer wieder kreuzten wir das Wasser. Zunächst war es ein großer Spaß, mit Schwung durch die Pfützen zu brausen.

Foto von Bele



Foto von Matthias



Ein Stückchen hinter dem Felsenengpass liefen wir wieder ein wenig umher.





Auch die bereits vermissten kleinen Freunde konnten wir bald entdecken.



Als die Furten dann aber immer tiefer und matschiger wurden, verging uns der Übermut, und wir schauten, wie wir die jeweilige Durchquerung meistern konnten, ohne unser Fahrzeug im Modder zu betonieren. In der Regel war der Untergrund fest, aber einige Passagen waren schlammig und tiefer als erwartet. Der Matsch spritzte uns bis an die Scheiben, als wir mit ausreichend Schwung durch die Tümpel fuhren. Ohne Probleme durchquerten wir alle tieferen Stellen. Manchmal lief Ruth zu Fuß voraus.

Foto von Matthias







Foto von Matthias



Das Wasser im Hoarusib lockte auch einige Vögel an, die uns von nun an begleiteten. Wir sahen viele Dreiband-Regenpfeifer, Nilgänse, Bergschmätzer, Waffenkiebitze und einen Graureiher.



Dreibandregenpfeifer



Immer wieder kamen wir an Rinderherden vorbei. Ab und an lag auch eine verendete Kuh herum. Die erste entdeckte Ruth, unmittelbar nachdem sie durch das Wasser gewatet war, um die Tiefe und den Untergrund zu testen. Sie rümpfte etwas die Nase bei der Vorstellung, aus Versehen in die wabbeligen, felligen Überreste zu steigen und war glücklich, davon verschont zu bleiben. Insgesamt zählten wir sieben tote Rinder und fragten uns, woran sie wohl verendet waren. An Wassermangel wohl kaum, denn davon gab es mittlerweile genug.
Als wir den Canyon verließen und uns Puros näherten, sahen wir zwei Elefanten, einen Bullen gefolgt von einem Jungtier. Sie kamen genau auf uns zu.





Um ihnen nicht im Weg zu stehen, fuhren wir ein Stückchen weiter und beobachteten die beiden, wie sie zielstrebig Richtung Quelle, von der wir gerade kamen, davonschritten. Der kleine Kerl musste sich ganz schön beeilen, um mit seinem großen Freund Schritt halten zu können.











Es war schwer, sich von den beiden loszureißen, und wir freuten uns sehr, noch einmal das Glück zu haben, auf Elefanten zu treffen. Danach setzten wir unsere Fahrt zum Camp fort, kamen allerdings nicht sehr weit. Zwei weitere Elefanten spazierten sehr entspannt aus dem Dornengestrüpp auf die Ebene. Diese peilten jedoch ein anders Ziel an.





Nicht bei allen löst der Anblick von Wüstenelefanten wohl eine solche Begeisterung aus wie bei uns.



Während die Insassen dieses Safari-Fahrzeuges nur wenig Interesse zeigten, hielten wir erneut und warteten, bis die beiden Dickhäuter friedlich an uns vorübergezogen waren.













Bei der Community Campsite checkten wir ein und ruhten uns aus. Es war sehr schön warm.

Bergschmätzer



Als Ruth duschte, raschelte es plötzlich in den umliegenden Büschen, und sie bekam Besuch von mehreren Kühen und ein paar Ziegen. Eine Kuh und zwei Ziegen eroberten die Dusche und begannen das Wasser zwischen ihren Füßen zu schlürfen, eine weitere Kuh steckte ihren Kopf durch den hinteren Bretterverschlag. Die armen Tiere schienen so wenig Wasser zu bekommen, dass ihnen das Seifenwasser ausgesprochen gut schmeckte. Nicht ohne eine gehörige Portion Mitgefühl schob Ruth Kuh und Ziegen wieder aus der Dusche, bevor die lange Kuhzunge ihr noch das Wasser von den Beinen schleckte. Dann rief sie nach Uwe, der sich als Türsteher im Eingang postierte und die aufdringlichen Duschpiraten abhalten sollte. Nun versuchten die Kühe von der Rückseite der Dusche durch die Büsche an ein paar Tropfen Wasser zu gelangen.



Dabei schubsten sie sich gegenseitig mit ihren behörnten Köpfen zur Seite und verhedderten sich in den eng wachsenden Zweigen. Ruth beeilte sich sehr mit der Haarspülung, um das Kuhchaos im Busch nicht weiter eskalieren zu lassen. Ihre Haarwäsche war daher auch nur wenig erfolgreich und der Schaum vielleicht nur so gerade eben ausgespült, so dass sie nach der Dusche ein ziemliches Vogelnest auf dem Kopf hatte.
Außerdem hatte sie den armen Tieren gegenüber ein so schlechtes Gewissen, dass sie zwei Spülbecken volllaufen ließ und den durstigen Gesellen eine Runde Wasser spendierte. Das wiederum war dann mit einem schlechten Gewissen gegenüber den Campingplatzbetreibern verbunden, die diese Idee bestimmt nicht für besonders gelungen halten würden.



Also lieber schnell verkrümeln. Ruth schnappte sich den Fotoapparat, um rund ums Camp ein paar Vögel zu jagen, während Uwe schon ein wenig am Reisebericht tippte.

Graulärmvogel



Rotstirn-Bartvogel



Maskenbülbül



Nacktohrdrossling



Wer sich die Aufnahmen der Vögel genauer angeschaut hat, kann verstehen, warum Ruth ab und an wieder laut fluchen musste. Obwohl sie sehr aufpasste, trat sie gleich zweimal in hinterhältig unter Sand verborgene lange Dornen, die sich gnadenlos durch ihre Crocs bohrten. Damit es auch gerecht zuging, einmal links und einmal rechts. Uwe hatte ja schon mehrfach geraten, auf solchen Plätzen lieber festes Schuhwerk mit ordentlicher Sohle anzuziehen. Aber wer macht das schon, wenn es ansonsten warm ist? Wie hatte Ruths Oma immer so schön gesagt: Wer nicht hören will, muss fühlen. Obwohl es nun eigentlich eh schon zu spät war, kehrte Ruth doch noch einmal zum Auto zurück und wechselte die Schuhe. Ob aber gleich die Uggs zweite Wahl hätten sein sollen, wäre dann wahrscheinlich noch zu diskutieren. Aber wer Trends setzen will, muss konsequent bleiben.
Nun viel besser ausgerüstet marschierte Ruth ein wenig aus dem Camp hinaus, um einen schönen Platz für den Sundowner zu suchen.



Im Nachhinein haben wir uns überlegt, dass auch das sicher nicht die klügste Idee war. Da man sich ja auskennt, spaziert man munter in der Gegend herum. Natürlich spähte Ruth in alle Richtungen, um nicht plötzlich von einem Elefanten überrascht zu werden. Aber kann man das Risiko tatsächlich so genau einschätzen, wie man sich das einbildet? Was wäre gewesen, wenn sich hinter den dichten Dornenbüschen auf dem kleinen Hügelchen ein seltener Wüstenlöwe ausgeruht hätte?
Diese Gedanken machte sich wahrscheinlich auch Uwe, als er nach einiger Zeit auf seine fragenden Rufe keine Antwort mehr bekam. Ebenfalls mit einem Fotoapparat bewaffnet machte er sich auf die Suche nach seinem verschollenen Fräulein. Da blieben nun die Möglichkeiten, den Löwen mit der Kamera zu erschlagen oder mit bloßen Händen zu erwürgen.







Als die Sonne untergegangen war, machten wir ein großes Feuer, grillten Wildfleisch, legten Kartoffeln in die Glut und aßen gemischten Salat. Auch Matthias fühlte sich zum Glück wieder besser und verputzte ein Stück Oryx mit Kartoffeln.



Da es den ganzen Abend über so angenehm warm war, saßen wir noch einige Zeit am Feuer und unterhielten uns. Im Dunkeln huschte noch mehrmals eine Ginsterkatze in einigem Abstand unter den Bäumen vorbei.





Kilometer: 129
Letzte Änderung: 11 Jun 2020 23:21 von Eulenmuckel.
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Tag 25 – 6. August 2019 – Landschaft und Aussicht

Puros – Munutum

Heute Morgen weckten uns die Frankoline mit ihrem lauten Gezeter. Einer fängt an, und alle anderen stimmen in das Gekreische ein, wobei jeder versucht, den anderen zu übertönen. Wie sehr vermissen wir diesen liebgewonnenen Weckruf schon. Wir standen auf und frühstückten, während langsam die Sonne aufging.



Außer den Frankolinen kamen noch Rotbauchwürger, Sperlinge, Glanzstare, Gelbschnabeltokos und Schildraben zu Besuch. Ein Sichelhopf prokelte eine Larve aus einem trockenen Ast.





Maskenbülbül



Brustbandprinie



Weiblicher Cabanis-Weber



Graukopf-Sperling



Obwohl es nur ein bis zwei Grad wärmer war als gestern, empfanden wir die Temperatur als sehr angenehm.



Wir packten langsam zusammen und füllten unseren Brauchwassertank auf. Bei der Rezeption bezahlten wir die Übernachtung und das Feuerholz, von dem wir auch noch ein Bündel mitnahmen. Dann wollten wir in Puros tanken. Gestern hatten wir ein Schild gesehen, das auf Diesel hinwies und uns zu einer anderen Campsite führte. Dort gab es aber keinen Treibstoff. Der Besitzer war sehr nett. Er telefonierte und schickte uns in den Ort. Bei der Manchester United Bar, die zugleich ein kleiner Shop ist, kauften wir Toilettenpapier und erhielten die Wegbeschreibung zu Colin.



Wir sind immer wieder überrascht, wie beliebt Billard ist. An den entlegensten Ecken findet sich in jedem noch so kleinen Shop, Pub oder einfach unter einem Baum ein Billardtisch.



Der sympathische Mann hatte Diesel für uns zum Preis von 20 Dollar je Liter. Wenn man bedenkt, dass er diesen selbst in Sesfontein oder sogar Palmwag einkaufen und transportieren muss, ist das gar nicht so teuer.



Wir tankten jeweils einen Kanister und sahen uns ein wenig um. Bei Colin werden auch Ziegelsteine hergestellt.



Er erzählte uns, dass er Deutsche und Südafrikaner besonders mag und diese teilweise im Voraus bei ihm Diesel bestellen. Wir fühlten uns sehr geschmeichelt. ;) Für den Fall, dass wir nochmal bei ihm vorbeischauen sollten, gab er uns auch gleich seine Handynummer. Außerdem wäre er auch ein dankbarer Abnehmer für Beton, den er gut zum Bauen seiner Kirche nutzen könne. Beton war für heute aus, und wir hatten auch nicht vor, gerade mal welchen in Sesfontein zu besorgen, und so machten wir uns bald wieder auf den Weg.









Wir verließen Puros Richtung Nordwesten auf der D3707, die sehr gut zu fahren war.





Bald bogen wir nach Westen zu einem besonderen Aussichtspunkt ab. Zwölf Kilometer führte eine Spur zur Grenze des Skelettküsten-Nationalparks.

Foto von Bele







Am Ende verlief der Weg steil bergauf, so dass wir im Schritttempo mit Untersetzung fahren mussten. Bevor wir den höchsten Punkt erreichten, zeigte die Schnauze unseres Autos so steil nach oben, dass wir außer Himmel nichts mehr sehen konnten.



Oben angekommen zeigte sich ein sehr eindrucksvolles Panorama. Dieser Aussichtspunkt verdiente seinen Namen. Wir konnten endlos über die Hügel in Richtung Atlantik schauen, wo etwas Nebel über dem Horizont hing. Dieser Abstecher hatte sich gelohnt.















Nein, die beiden hatten sich nicht gestritten. Manchmal ist man so überwältigt von einem fantastischen Ausblick, dass man sich einfach mal nichts zu sagen hat und nur genießt.



Wir blieben eine ganze Zeit und entdeckten viele Flechten auf den Steinen, wo sonst keinerlei andere Pflanzen wuchsen.



Hinab ging es wieder im ersten Gang in Zeitlupe.





Letzte Änderung: 11 Jul 2020 07:48 von Eulenmuckel.
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Auf dem Weg zurück zur D3707 quiekte Ruth plötzlich los, denn sie hatte sich die Haut am Unterarm im Sicherheitsgurt eingeklemmt. Wie sie das geschafft hatte, war uns ein Rätsel. Eigentlich soll der Gurt ja Verletzungen vermeiden. Irgendwas muss da schief gelaufen sein. Es ging weder vor noch zurück. Als sie sich endlich befreit hatte, wurde die Stelle sofort blau und schwoll an. Ruth würde es wahrscheinlich überleben, trotzdem kühlte sie sicherheitshalber mit Fenistil.
Der D-Straße folgten wir nicht lange, sondern bogen bald nach Westen in den Khumib ab. Dieser Trockenfluss war sehr breit, und die Fahrspur lag so tief, dass man nicht weit sehen konnte. Anfangs entdeckten wir dennoch ein paar Giraffen. Im Khumib blieben wir nur ein paar Kilometer, dann fuhren wir schon wieder nach Norden weiter.



Erneut veränderte sich die Landschaft. Rote Steine und große Felsen bestimmten das Bild. Unser Ziel war der Grizzly-Felsen, ein großer Stein, der die Form eines Bären hat.







Er war so groß, dass wir in seinem Schatten unser Mittagspicknick machen konnten. Wir machten es uns gemütlich und aßen Schwarzbrot mit Zwiebelwurst und Avocado.
Die Nebenstrecke führte wieder zurück auf die D3707. Kurz zuvor kamen wir an einer kleinen Quelle vorbei, an der drei Oryx ihren Durst stillten.





Die D-Straße war frisch begradigt worden, so dass wir zügig Richtung Orupembe vorankamen. In der Ferne flimmerte die Luft über der Ebene. Außer Steinen war kilometerlang nichts zu entdecken.



Falsch! Selbst in dieser lebensfeindlichen Umgebung standen vereinzelte Oryx herum. Wir fragten uns einmal mehr, von was außer Steinen sich die armen Tiere ernähren könnten.



Kurz vor Orupembe bogen wir nach Nordwesten ab und fuhren die letzten 30 Kilometer des Tages. Die Landschaft war flach und sehr eintönig. Viele klapprige Rinder standen in Gruppen zusammen, trotteten kraftlos umher und suchten vergeblich nach etwas Fressbarem. Die Tiere taten uns wirklich leid, und Ruth beschloss, nicht als Rind wiedergeboren zu werden. Wir sahen viele verendete Kühe, und an einer Stelle saßen ein paar Dutzend Geier oder kreisten im Himmel. Für die Vögel stellte das Leid der Kühe einen großen Glücksfall dar. Sie konnten ihr Mahl frei wählen, denn der Tisch war reich gedeckt.



Ohrengeier



Weißrückengeier



Da es schon auf 17 Uhr zuging, begannen wir uns zunehmend dringlich nach einem geeigneten Platz für die Nacht umzusehen. Die Aussicht, direkt neben der staubigen Pad, mitten auf der windigen Fläche und umgeben von verendeten Kühen die Nacht zu verbringen, war nur wenig verlockend. Unter dem einzigen ein wenig schattenspendenden Bäumchen hatte doch tatsächlich schon ein anderes Pärchen mit Camper sein Lager aufgebaut. Wir fuhren also weiter und begannen uns langsam Sorgen zu machen, als wir ein kleines Rivier erreichten.



Dort fuhren wir ein Stück in den Fluss hinein und stellten uns an den Rand. Der Platz war völlig in Ordnung. Sobald wir unser Lager aufgeschlagen hatten, besuchten uns ein paar durstige Rinder. Das Traptrap ihrer Hufe in den lockeren Steinen sollten wir noch die ganze Nacht hindurch hören.
Bei einem etwas verspäteten Sundowner stießen wir auf den Tag an und begannen danach mit den Vorbereitungen für unser Abendessen.



Wir kochten Maiskolben uns aßen sie als Vorspeise mit Butter und Salz. Dann grillten wir Springbock und legten Folienkartoffeln in die Glut. Nach dem Abwasch saßen wir noch länger beisammen und krabbelten erst kurz vor elf Uhr ins Zelt.



Kilometer: 176
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Tag 26 – 7. August 2019 – Hartmanntal

Munutum – Nördliches Hartmanntal

Ein Tag randvoll mit Eindrücken. Wir wachten im Munutum-Rivier auf und frühstückten. Die Rinder waren immer noch in der Nachbarschaft, etwas weiter standen ein paar Zebras. Uwe packte nach langer Zeit mal wieder unseren Kelly-Wasserkocher aus, da er viele kleine Stöckchen gesammelt hatte, um das Spielzeug zu befeuern. Es klappte auf Anhieb, und wir hatten rechtzeitig zum Sonnenaufgang heißes Wasser für Kaffee und Tee.



Während wir Müsli und Muffins verputzten, leistete uns ein Bergschmätzer Gesellschaft.



Wir packten zusammen, spazierten noch ein wenig umher und betrachteten den Nebel, der von der Küste aus ins Landesinnere kroch.





Danach brachen wir auf.
Zu Anfang fuhren wir wie gestern Nachmittag über eine weite Fläche mit viel Nix außer Steinen.



Trotzdem stießen wir ab und an wieder auf Rinder oder vereinzelte Springböcke.



An einem Rinderkadaver hockten und kreisten viele Geier. Die meisten waren Ohrengeier, aber auch einige Weißrückengeier waren darunter.





Wir folgten der Pad und waren überrascht, wie viele Tiere sich trotz großer Trockenheit hier aufhielten. Immer wieder entdeckten wir Bergzebras oder Oryxantilopen, einmal sogar mit zwei Jungtieren.







Für Abwechslung sorgten auch ein paar gut getarnte Namaflughühner, an denen wir fast vorübergefahren wären



und diese kleine Lerche.



Bald wurde das Gelände hügeliger, und der Weg wand sich kurvig auf und ab.





In nordwestlicher Richtung näherten wir uns dem Skeleton Coast Nationalpark und erreichten einen Aussichtspunkt über ein sehr breites Trockenflussbett.



Foto von Bele













Nach kurzer Beratung über die weitere Streckenführung



fuhren wir aus Mangel an Alternativen



fast ausschließlich weiter nach Norden. Die Landschaft veränderte sich ständig: Felsige Passagen wechselten sich mit Sandpisten ab, dann wiederum ging es über steinige, aber gut ausgefahrene Spuren. Mal fuhren wir voran, dann wieder Bele und Matthias.

Foto von Bele



Gut, dass wir uns bei der Route einiger waren als bei der Entscheidung, welcher Stein zu fotografieren sei.





Und so erreichten wir gegen 12.30 Uhr die Landmarkierung Greendrom, eine bzw. drei grüne Tonnen. Dort haben sich schon viele Reisende mit Eddings, Gravierungen und Aufklebern verewigt.

Letzte Änderung: 06 Jul 2020 20:53 von Eulenmuckel.
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