THEMA: Als Single mit Kind (8) nach Namibia? Geht! Teil 1
23 Mai 2019 01:20 #557124
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  • ColWolf72 am 23 Mai 2019 01:20
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Im Herbst 2018 war ich mit meiner Tochter (8) in Namibia. Meistens on the road. Die gesamte Verwandtschaft und Bekanntschaft hatte mich im Vorfeld kollektiv für verrückt und verantwortungslos erklärt: Mit einem „kleinen“ Kind nach AFRIKA! (Welche Bilder da auch immer so in den Köpfen rumspuken...). Als seien Tod oder schwere Verletzung/Erkrankung quasi vorprogrammiert...

Ok, EINES hilft schon: Exakte Planung! Und hier gilt es eben zu berücksichtigen, dass man nicht mal eben jeden Tag 8 Stunden Pad mit einem Kind fahren sollte. Und dass Kinder auch gerne mal einen Tag Pause machen und die Eindrücke festigen möchten. Also, es war ALLES vorab organisiert und geplant, Flug, Transfer, Miet-4x4, alle Unterkünfte und Campingplätze, wo einkaufen, welche Tagesrouten, welche möglichen Add-ons (kleine Bootstour in Walfis z.B.). Denn ich lasse mich ja gerne auf so einer Tour von Land und Leuten und Tieren etc. überraschen, aber nicht von Unzulänglichkeiten in meiner eigenen Planung.

EINES hatte ich allerdings nicht recherchiert, mea maxima culpa: Kinder benötigen bei der Einreise die Geburtsurkunde IM ORIGINAL, plus am besten eine zertifizierte englische Übersetzung. (Plus, in meinem Falle, das Gerichtsurteil zum alleinigen Sorgerecht, auch gerne mit beglaubigter englischer Übersetzung, DAS habe ich aber aus Erfahrung schon immer mit dabei...). Also kleiner Hickup in Frankfurt am Flughafen. Am meisten hat mir gestunken, dass Condor rotzfrech auch noch sagt: „Das haben wir seit ein paar Monaten bei jedem Flug etwa dreimal“, aber keinen Hinweis darauf bei der Buchung oder später gibt. Kann man so machen...

Ok, unsere Route in aller Kürze: Windhoek-Swakopmund (2 Tage)-Walvis Bay-Damaraland-Etoscha (3 Tage)-Mount Etjo-Erindi (2 Tage)-Windhoek (2Tage). Also quasi: Meer, Wüste, Wildnis.

Feste Unterkunft hatten wir nur in Swakopmund und vor dem Abflug in Windhoek, sonst waren wir im Dachzelt. Und das ging wunderbar!

Swakopmund: Super Auftakt mit Kind, da irgendwie ja schon Urlaub und „Afrika“, aber sehr deutsch. Eine wirklich nette kleine Stadt. Tolle Strände (ins Wasser aber besser nur mit Neoprenanzug, der Benguela-Strom ist kaaaaaalt!!) , Wüste um die Ecke (im Baumarkt zwei Holzplatten gekauft und Dünen „gesurft“, ge-ni-al und unvergesslich), super frischer Fisch zum Essen (Fork ´n Nice, ein Foodtruck am Meer) und hammer Oryx-Steak in der „Tiger Reef Bar“, nette kleine Museen und recht gute Supermärkte.

Walvis Bay war da fast etwas enttäuschend als Stadt, aber von hier aus gehen mehrere Trips raus aufs Meer, und so sahen wir Robben und Pelikane (incl. Besuch an Bord), Delfine und Mondfische. Dran denken: Auf dem Wasser wird‘s frisch, also Hose lang und warme Jacke mitnehmen! Danach zum Campingplatz in die City, in der Bay lagerten Abertausende von Flamingos, die wir dann zu Fuß besucht haben. Erster Tag Schlafen im Dachzelt und campingmäßiges Kochen, alles tolle Erlebnisse für die Kleine! Und natürlich, wie auf JEDEM Campingplatz, auf dem wir waren, hat sie irgendwo ein paar Kids zum Spielen und rumräubern gefunden. Ich hatte nie das Gefühl, dass sie nicht sicher wäre.

Meist hat sie sich auf Englisch plus Hände und Füße mit den Kindern verständigt. Und da sag ich mal passt es dann altersmäßig: Schon selbstbewusst und selbstständig genug, um loszugehen. Mit einer 6-jährigen hätte ich den Trip wahrscheinlich nicht alleine gemacht. Aber eine aufgeweckte 8-jährige ist nicht nur „Passagier“, sondern hat ihre eigenen Erlebnisse und kann auch schon mit anpacken.

Am nächsten Tag große Fahrt ins Damaraland, über Henties Bay (schon fast die gesamte Strecke war Teerstraße) und reichlich Pad zum Brandberg. WAS für eine Landschaft! Die eher langweilige Pad-Strecke durch die Wüste vertrieb sich meine Tochter mit dem iPad. Und das kann ich nur empfehlen, denn sonst kommt bei 4 Stunden querfeldein zu oft „Wie lange noch?“. Wir haben natürlich auch Spiele gespielt während der Fahrt, gesungen, Lieder gedichtet über Dinge, die wir gesehen oder erlebt haben etc. Aber das iPad kommt halt doch auch ganz gut, die Energie eines Erwachsenen ist durchaus endlich, und manchmal möchtest Du dann auch ein bissl Ruhe haben. Gemeinsam erleben heißt auch, noch genug Kraft haben, die kleinen Dinge sehen zu können. Zu erklären, warum die Wunder der Welt so sind, wie sie sind. Oder sich einfach nur zu wundern und Teil zu sein.

Damara war fahrerisch sicher das Anspruchsvollste. Da hebt jetzt der/die eine oder andere die Augenbraue und sagt „Also, DA ist es doch nun wirklich GANZ einfach...“. Naja, teilweise bin ich trotz 25 Jahren offroad-Erfahrung ausgestiegen, um zu sehen, wie ich die nächsten 10 Meter überhaupt fahren kann. Von der Klippe ins Tiefsand-Flussbett und drüben den Fels hoch, geht nur mit Schwung, aber wie bekomm ich das hin, ohne die Karre zu schrotten oder alternativ im Tiefsand stecken zu bleiben... und ähnliche Späße :lol: Bei allem hab ich meine Tochter beteiligt. „Wie meist Du sollen wir hier durchfahren?“ Es musste UNSER Entschluss sein am Ende, keine Taxifahrt! Nicht Entertainment, echtes Erleben.

Das Dachzelt bot 200*140 cm Schlaffläche, mit zwei Erwachsenen an der Grenze des Witzigen, aber mit einem Kind komfortabel! Kuschelig, ohne beengt zu sein. Ich hatte zwei Schlafsäcke und eine „Pferdedecke“ mitgebracht, Kopfkissen und eine weitere grobe Decke gab es vom Autovermieter. Nachdem ich das Zelt ausgeklappt und fixiert hatte, war es Aufgabe meiner Tochter, die „Höhle“ einzurichten. Mit Bettzeug, Licht und: Dem Vorlesebuch. Rituale von daheim machen die Welt kleiner und vertrauter. Währenddessen koche ich in der Regel bereits, denn so richtig lang sind die Tage im Oktober nicht mehr.

Am Brandberg sehen wir Wüstenelefanten. Elefanten waren mit ausschlaggebend für unseren Trip nach Namibia: Die Elefanten im Kölner Zoo in ihrem Beton-Basin weckten in mir den Wunsch, meinem Kind zu zeigen, was es für ein wildes, großes Tier bedeuten muss, so gefangen zu sein. Also mussten wir dahin, wo wir sie in Freiheit sehen konnten. Eine Herde von 13 Tieren, völlig entspannt und mit sich beschäftigt. Sie haben unser Gefährt völlig ignoriert, kamen bis auf etwa 10 Meter heran. Die freundliche Würde der großen Tiere und ihre ruhige Präsenz schien uns zu sagen: Es ist ok, dass ihr hier seid. Eine Tochter spürte das wohl auch und sie war ganz ruhig und angstfrei. Viele sagten or unserer Reise: „Da hat sie doch gar nichts von, sie ist viel zu jung. Da bleibt doch nicht viel hängen...“. Momente wie diese, da bin ich mir recht sicher, wird sie in sich behalten.

Bevor es auf weiter geht springen wir bei der White Lady nochmal schnell in den Pool. Wir schlafen zwar in keiner Lodge, aber bei an die 30 Grad planschen wir gerne mal, bevor es wieder on the road geht. Auf nach Etoscha!

Mittags halten wir einfach am Straßenrand und ich koche. Zwei junge Hirten sind mit ihren Ziegen in der Nähe und ich lade sie mit ein. Zögernd nehmen sie an, aber die Neugier ist wohl zu groß. Auch hier fühle ich mich nicht unsicher, ok, durch meine Ausbildung habe ich da vielleicht auch eine höhere Grundsicherheit als andere. Der eine Hirte spricht recht gut Englisch und so tauschen wir uns über unser Alltagsleben aus. Staunen und Lachen auf beiden Seiten :lol: Aber die Sandfliegen und die vorrückende Zeit lassen uns bald aufbrechen. Trotzdem eine gute Begegnung, und ch unterhalte mich mit meiner Tochter die nächsten 2 Stunden über dieses ganz andere Leben, dass Andere führen. Und warum wir dankbar sein müssen, oben auf der Suppe zu schwimmen, wie ich es immer formuliere, und warum ich es wichtig finde, deshalb freigiebig und offen zu sein.

Bereits 100 Meter hinter dem Gate zum Etoscha Nationalpark sehen wir die ersten Giraffen an Bäumen knabbern. Es sollten noch viele werden. Okokuejo ist der erste Campingplatz, und erst jetzt sehe ich, dass Damara doch einen Reifen gefordert hat. Während ich das Dachzelt aufbaue, zieht am Zaun eine ganze Herde Elefanten entlang Richtung Wasserloch. Wir erkunden sofort den Weg und sehen den großen Tieren beim planschen zu. Kurz entschlossen machen wir dasselbe im Pool des Campingplatzes. Zum Abendessen gibt es Wild-Wurst vom Grill. Der Platzwart erkundigt sich, ob er morgen mit einem Freund meinen Reifen wechseln soll. Klare Sache, ich weiß es geht darum, sich ein paar Dollar zu verdienen, und inzwischen hab ich ein ganz gutes Gefühl dafür bekommen, welcher Service wie belohnt werden sollte. Gegen Mitternacht weckt uns mächtiges Löwengebrüll, SO hatte sich das die Kleine nicht vorgestellt :laugh: Das geht schon durch Mark und Bein. Ob wir morgen einen sehen werden? Erstmal geht ein nächtliches Gewitter nieder und wir kuscheln uns in unsere Decken. Am nächsten Morgen ist es frisch und es gibt keinen Handyempfang mehr. Naja, die Löwen wären eh nicht ans Telefon gegangen... :laugh:

Weiter in Kürze, ist doch wieder spät geworden heut :ohmy: :laugh:
Father. Soldier. Simracer. And traveling...
Letzte Änderung: 24 Mai 2019 01:31 von ColWolf72.
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