THEMA: Namibia März ´18 – Hin und (leider wieder) weg
06 Jul 2018 21:29 #525366
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Hallo liebe Foris,
nachdem ihr mich letztes Jahr so nett aufgenommen habt und man auf diesen Seiten ja wirklich zu so ziemlich jeder Frage ´ne Antwort findet, wage ich mich jetzt doch auch hier mal an das Projekt „Wie war denn der Trip nach Namibia eigentlich so?!?“ Die Antwort ist keine Überraschung und muss auch nicht mit ´nem ellenlangen Trommelwirbel angekündigt werden, denn es war atemberaubend schön und schlicht der Hammer! Surprise, surprise…
Den alten Hasen unter euch dürfte unsere Route nur noch ein freundlichen Kopfnicken entlocken, denn wie ich im Nachhinein feststellen durfte, habe ich im Grunde die Forenempfehlung für absolute beginner recht gut erwischt. Da war die Buchung eh schon im Kasten - und die sah wie folgt aus:

Reise vom 12. – 27. März 2018

1. Sossusvlei ( 1Ü)
2. NamibRand (2Ü)
3. Swakopmund (1Ü)
4. Damaraland (2Ü)
5. Etosha/West (2Ü)
6. Etosha/Ost (3Ü)
7. Okonjima (die Gegend kann ich mir so schlecht merken *hust) (2Ü)
8. Windhoek (1Ü)
9. Ab nach Hause

Wer zur Hölle schreibt hier überhaupt?
Meine Vorstellung liegt ein Weilchen zurück, deswegen kurz ein paar Eckdaten:
Ich bin 36 und komme aus der schönen Oberpfalz. Afrika mit seinen vielen Facetten übt schon viele, viele Jahre eine ganz eigene Faszination auf mich aus und eine Reise dort hin stand schon ewig auf meiner „Löffelliste“ ganz oben. Nun war es endlich soweit, in Begleitung meiner Freundin Steffi, die mir die Erfüllung meines Traums recht einfach gemacht hat mit ihrem Motto: „Es ist dein Traum, buche was und wie du willst, du brauchst mich nicht fragen und mir nix sagen. Ich komm einfach mit und will auch vorher nix wissen“. Ooookay… dann mach ich das mal. Sie hat das übrigens wirklich durchgezogen, bis zum letzten Tag nur gewusst, dass sie nach Namibia fliegt und immer erst vor Ort erfahren, wo sie jetzt ist und was dort gerade ansteht.

Ich selbst bin schon recht viel in anderen Teilen der Weltgeschichte rumgekommen, da meine Eltern 2009 nach Namibia gereist sind und heute noch davon schwärmen, habe ich dieses Land als „Afrika-Starter“ gewählt. Meine anderen Touren waren alle recht gleich von der Vorgehensweise, mehr oder minder auf eigene Faust, Roadtrips durch Montana und Wyoming z.B. Dieses Mal wollte ich das nicht, zumal Steffi ein unbeschriebenes Blatt ist, was Fernreisen angeht. Also habe ich mich für die „ich will mich mal um nix kümmern und einfach in vollen Zügen genießen“-Variante und damit gegen eine Selbstfahrerreise entschieden. Schönes Lodges zum rumwohnen und Strecken überbrücken via Kleinflugzeug und Landtransfer. Das war der Plan – und der lief wie am Schnürchen.

Da die Fotografie ein Hobby von mir ist, war ich natürlich auch entsprechend gespannt was mich motivtechnisch so erwartet. Bewaffnet mit meiner Panasonic FZ1000 und dem guten Vorsatz „Lieber mehr live gucken als zu oft die Kamera vor der Nase“ ging´s also nach einem ganzen Jahr Vorfreude endlich los!

Die Aufgaben waren klar verteilt: Steffi war zuständig für das Reisetagebuch und die Finanzen unterwegs, ich für Fotos und die komplette Orga vor Ort (logisch an der Stelle, sie hatte ja keinen blassen Schimmer *g).

Tjoar, fast ist mein Wortkontingent für heute an der Stelle auch schon fast erschöpft. Für die Daheimgebliebenen hab ich am Ende auch einen kleinen Blockbuster gebaut, damit die sich einfach ne Stunde lang berieseln lassen können und wir uns nicht bei den obligatorischen Zeig mal Bilder-Happenings den Mund fusslig reden, von Hölzchen auf Stöckchen kommen und am Ende nur das Gefühl von „Yaaay.. 6 Stunden Dia-Show… schön da – egal“ bleibt ;)

So… nu aber:

13. März 2018:
11.00 Uhr
Nach einem 20-Stunden-Trip mit Zwischenlandung in Johannesburg erreichen wir endlich Windhoek. Aha, man spaziert hier einfach so auf dem Rollfeld rum. Wir folgen der Masse, kommen zügig durch die immigration und werden nach der Kofferausgabe direkt in der Ankunftshalle von den netten Menschen von „Wilderness Safaris“ in Empfang genommen. Nach einer kleinen Wartezeit geht´s direkt weiter Richtung Süden, mit der Cessna zu unserer ersten Station: die Little Kulala Lodge.



Egal wie müde wir bis dato waren, beim Flug über diese endlose schöne Weite waren die lange Anreise schon vergessen und die Vorfreude auf die kommenden Tage riesig. Zumindest bei mir war diese Freude ungetrübt. Ein Blick nach rechts auf Steffis ungläubig staunendes Gesicht, wie ich in aller Seelenruhe einen höllenleckeren Erdnussbutterriegel aus der gereichten Snacktüte mampfte, obwohl der Flug wie angekündigt ganz schön unruhig war (bumpy nennt das wohl der Fachmann) und ihre recht angespannte Sitzhaltung suggerierten mir, dass ihr diese einstündige luftige Achterbahnfahrt wohl deutlich weniger egal war als mir. Originaleintrag aus dem Tagebuch: "Kleine Cessnas gehen bei jedem Luftloch sehr schön mit. Wenn man das und eine leichte Klaustrophobie ignoriert, macht´s fast Spaß".



In der Lodge angekommen werden wir herzlich willkommen geheißen, packen unsere paar Habseligkeiten in die Hütte und hüpfen in den Jeep von Guide Ulrich, der uns auf einer kleinen Abendrunde schon mal ein wenig von der grenzenlosen Schönheit des Landes zeigen möchte. Wir sehen Schakale und eine Straussenfamilie, lernen was über die Geologie, endemische Vogelarten und Oryx-Hinterlassenschaften. Fotos vom ersten Tag gibt´s nur wenige. Zum einen schwand schon das Licht, zum anderen wollte ich lieber erst mal alles auf mich wirken lassen.





Unser erster sundowner. Wir haben´s geschafft. Wir sind in Nambia - hundemüde und glücklich B)



Soviel zu Tag 1, bei den nächsten Beiträgen gibt´s mehr Bilder und weniger Text - versprochen :huh:
Danke für´s Lesen und hoffentlich bis zur nächsten Runde .. dann im Sossusvlei.

LG
Dissy

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07 Jul 2018 09:38 #525384
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14. März 2018:
Wir werden rechtzeitig um 5.30 Uhr von den Rufen eines Schakals geweckt. Nach 35 Stunden wach haben wir wie die Babies geratzt. Wir frühstücken zur morgendlichen „blauen Stunde“. Steffi ist schon fleißig am Tagebuch schreiben und dann brechen wir mit Ulrich und einen netten holländischen Pärchen auf in Richtung Sossusvlei. Die Lodge hat ein eigenes Gate, Ulrich erklärt uns während der Fahrt wieder anschaulich die Welt und schließlich erreichen wir die Anfänge des Deadvlei. Zwei, drei andere Fahrzeuge sind schon da, aber alle sind so verstreut, dass man das Gefühl hat, dieses Fleckchen Erde für sich alleine zu haben. Ich mag Wüsten. Für mich sind sie alles andere als trostlos. Wenn man so im gefühlten Nichts steht, kann man den Kopf mal so richtig frei kriegen. Und die Namib ist einfach wunderschön.







Wir kraxeln den Arm von Big Daddy hoch, was ca. 45 Minuten dauert und genießen schweigend bei einem kleinen Päuschen auf dem Dünenkamm die spektakuläre Aussicht. Wenn man sich ein wenig für Fotografie interessiert, ist das Deadvlei mit seinen speziellen Farbkontrasten wirklich ein besonderer Magnet. Über tolle Bilder von dieser Kulisse stolpert man früher oder später immer - und ich hatte natürlich auch ein, zwei Wunschvorstellungen im Kopf. Als es dann ans Runterklettern ging, lachte Ulrich kurz spitzbübisch und fragte nur „long oder short way?“. Wir wechselten einen Blick mit den Hollis und die Antwort war klar: Short way, was denn sonst? Short way heißt aber auch: Sand überall! Aus dem Sand in meinen Schuhen hätte ich gefühlt ´ne neue Düne bauen können, aber wen interessiert das schon, wenn man dann wirklich live und in Farbe das Deadvlei bewundern darf. Kaum Menschen, tolles Licht, Wahnsinn. Steffi kam als Nachzügler unten an, sie hatte sich kurz vor der Reise die Bänder überdehnt, musste deshalb eine spezielle Schiene tragen und schlenderte die Düne gemütlich runter.











Ich machte meine Handvoll Fotos und dann war es Zeit für die Rückfahrt. Unser Transfer nach Wolwedans stand bevor. Wir werden von Guide Tabita abgeholt und tingeln innerhalb von 2 Stunden ins NamibRand Nature Reserve. Steffi und ich haben jetzt schon festgestellt, dass diese Fahrten in den offenen Jeeps genau unser Ding sind. Wir lassen uns den Wind um die Nase wehen, reden nicht viel und freuen uns einfach, genau hier und jetzt zu sein.

Im Headquarter von Wolwedans angekommen, wird das Fahrzeug gewechselt. Wir sehen weit und breit keine Lodge… das dauert noch mal eine ganze Weile, während wir im Schneckentempo das hügelige Gelände erklimmen. Als wir dann schließlich da sind, fehlen uns wieder die Worte. Meine Güte, ist das schön hier. Wir haben gleich Hütte Nr.1 und die "neben" uns ist unbewohnt.



Wir essen sehr lecker, relaxen, erkunden ein wenig die nähere Umgebung und werden von Tabita schließlich zur sundowner-tour abgeholt. Wir haben zwei Übernachtungen dort gebucht werden die ganze Zeit ihre einzigen Gäste auf den touren sein, Nebensaison sei Dank.





Da Wolwedans ja Dark Sky Reserve ist, war ich gespannt auf den nächtlichen Sternenhimmel. Ich hab sowas vorher noch nie fotografiert, daher waren das meine ersten Gehversuche. Luft nach oben is noch, aber immerhin.. Steffi ist schon müde und glücklich ins Bett gefallen, ich stand da mit meinem Stativ und hab die Nacht noch ein wenig genossen.





Die nächsten Tage in Wolwedans waren herrlich entspannt, lehrreich und von majestätischer Landschaft geprägt. Mit Tabita haben wir uns prächtig verstanden und ihr Wissen aufgesaugt, egal ob zu den kleinsten Bewohnern der Wüste, den Gruppen der Ovambo oder dem Wurzelwerk der Kameldornbäume. Zu den fairy circles haben wir natürlich auch zig Theorien entwickelt, aber davon wird sich wohl keine wirklich halten *g. Aber was uns am meisten beeindruckt hat, war die allumfassende Stille in der Lodge. Kein Geräusch. Nichts. Nicht mal ein brummendes Insekt. Nur der Wind und dieser zauberhafte Ausblick auf den Losberg Mountain.













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07 Jul 2018 09:48 #525385
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Nächster Halt: Swakopmund und Damaraland B)
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07 Jul 2018 15:59 #525417
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Ich stelle fest, die Reise noch mal Revue passieren zu lassen mit ein wenig Abstand dazwischen, ist gar keine so schlechte Sache. Man erlebt die ganzen Momente vorm geistigen Auge noch mal, kann fast die afrikanische Luft schnuppern und muss nur mit ein klitzebisschen Wehmut klarkommen.

16. März 2018:
Unser zweiter Flug mit der Cessna, von Steffi fortan liebevoll „Bumsschachtel“ genannt, bringt uns nach Swakopmund. Aufgrund des dichten Nebels können wir nicht direkt auf dem städtischen Flughafen landen und werden kurzerhand auf einen ca. 40km entfernen airstrip umgeroutet. Aber auf die Planung im Hintergrund ist Verlass, unser guide Martin erhält die Info halbwegs rechtzeitig und so müssen wir nur ca. 30 Minuten warten, bis wir von ihm aufgesammelt werden. Wir machen eine kleine Tour durch die Walvis Bay, essen lecker zu Mittag und werden dann im Strand Hotel abgesetzt.



Steffi fragt mich, wie lange wir hier bleiben. Auf meine Aussage hin, dass es morgen gleich wieder woanders hingeht, guckt sie zufrieden. Sie freut sich, nach vielen Jahren endlich mal wieder Meer zu sehen, aber gibt auch zu, dass sie hofft, bald wieder ein wenig mehr Wildnis zu sehen kriegen. Die leichte Sorge, ihr so gar nichts über die Reiseplanung verraten zu haben und am Ende evtl. feststellen zu müssen, dass wir in unseren Vorstellungen vielleicht nicht kompatibel sind, scheint soweit unbegründet. In meiner Planung hatte ich den Aufenthalt hier auch als eher strategisch bemessen, um Geld abzuheben und mal alle technischen Geräte gleichzeitig aufzuladen. Wir haben den restlichen Tag für uns und nehmen uns auch genau null vor. Erledigen die Finanzangelegenheiten, schlendern ein wenig durch die Stadt und schauen den Verrückten zu, die sich ins kalte Nass wagen.





Ich nutze die Zeit am Strand, um noch ein wenig mit der Kamera herumzuhantieren. Ein schönes Foto von der Gischt wäre noch was, aber die Brandung war eher träge. Steffi erkannte mein Dilemma und sprang "hilfreich" zur Seite. Sie kommentierte jede anrollende Welle im Stil eines Sportkommentators und gab mehr oder minder kompetente Prognosen zur Gischtentwicklung zum Besten. Die Ausbeute landeten in der Kategorie okay, dafür gabs dann deutlich schickere Ergebnisse mit einem anderen Motiv ^^^.






17. März 2018:

Ist ganz hübsch hier und Meer vor der Nase ist auch nett, aber wir sind doch froh, dass es jetzt wieder raus aus der Stadt geht. Pünktlich um 10.45 Uhr werden wir am Hotel abgeholt und zum Flughafen gebracht. Bumsschachtel, die Dritte. Nach einer Flugzeit von 1 Stunde (gar nicht bumpy) landen wir auf dem airstrip "Doro Nawas" im Damaraland. Von dort ist es noch knapp 1 Stunde Fahrzeit zu unserer nächsten Lodge, unser guide Willi erwartet uns schon. Endlich wieder Jeep, endlich wieder Schotterpiste.

Gegen 13.00 Uhr erreichen wir Mowani. Laut meinen Eltern, die hier schon in 2009 waren, sahen sie hier die schönsten Sonnenuntergänge auf ihrer ganzen Reise. Eine gewisse Spannung war also da.

Unser erster Gedanke: Krass! Wie sind aus Versehen auf dem Mars gelandet.



Die Felsformationen bieten eine tolle Kulisse, und die kleinen Hüttchen der Lodge sieht man auch fast erst auf den zweiten Blick.
Wir genehmigten uns ein paar Sandwiches als Lunch, bezogen unsere Hütte und genossen einfach nur die malerische Landschaft. Ich zog los zu einem kleinen Fotoausflug rund um die Lodge, während Steffi die Seele baumeln ließ und den Ausblick von unserer kleinen Veranda aus ins Tagebuch skizzierte.

So viele tolle Motive, da musste ich schon aufpassen, dass der Auslöser nicht mit mir durchgeht *g. Die endlos niedlichen Hörnchen, die dort überall rumwuselten mussten aber auf jeden Fall dran glauben.





Ich bin ein totaler Vogel-Noob und musste mir bei der Bestimmung immer helfen lassen. Das müsste ein pale-winged starling sein. Da der Kerl sich recht aufdringlich benahm und anscheinend unbedingt ins Rampenlicht wollte, folgte er mir eine ganze Weile. Ich nannte ihn schließlich "Earnie", was dazu führte, dass wir alle Vögel dieser Art von da an kurzerhand "Earnies" nannten. Später stellte sich heraus, dass alle Earnies offenbar nur eins im Sinn haben: dein Essen zu klauen.



Am Nachmittag unternahmen wir mit anderen Gästen der Lodge noch eine tour nach Twyfelfontein. Dort muss man sich ja einer geführten Runde anschließen, die durchaus interessant war, aber am Ende auch ein wenig was von "Durchschleusen" hatte.

Der wahrscheinlich schon totfotografierte "Knickschwanzpfotenlöwe".


Doch dann war´s endlich soweit: sundowner in Mowani. Wir liefen den schmalen Pfad zur Aussichtsplattform rauf, machten es uns auf den Sitzgelegenheiten bequem und erwarteten mit einem leckeren Getränk in der Hand den Sonnenuntergang. Und dann begann das Schauspiel und wir waren wirklich sprachlos.







Steffi war ganz hingerissen und ich hatte auch irgendwas im Auge. So lange fiebert man dieser Reise entgegen, und dann sitzt man da an diesem atemberaubend schönen Plätzchen Erde, ist umgeben von Weite und einem Gefühl von Freiheit und darf sowas angucken. Ohne Worte...

Nach dem Abendessen in wunderbarer Atmosphäre zogen wir uns in unsere Hütte zurück, ließen den Tag ein wenig Revue passieren und machten uns langsam bettfertig. Dazu gehörte auch, den Moskitoschutz runterzurollen, was ein bißchen frickelig war an manchen Stellen. Die Lodge ist wirklich schön und auch die Hütten sind sehr hübsch abgestimmt eingerichtet. Und als ich so ins Bett krabbelte bewunderte ich noch die Lampe mit der aufwändigen Vogeldekoration... man man man, die haben sich hier echt Mühe gegeben mit den ganzen netten Details....

Licht aus...

... nach etwa 5 Minuten in der Dunkelheit ist ein leichtes Kratzen zu hören. Ich kann das nicht richtig zuordnen und dann ist das Geräusch auch wieder verstummt. Kurz darauf wieder ein Kratzen und Scharren. Jetzt fragt auch Steffi, ob ich das höre. Ja schon... sicher lungert irgendwas um die Hütte rum. Egal.. müde! Dann gesellt sich zu dem Kratzen noch ein leises Zwitschern - und das können wir jetzt eindeutig als direkt über uns befindlich orten...

Licht an...

Ach guck... von wegen aufwändige Deko auf der Lampe. Da haben sich einfach zwei Earnies niedergelassen. Und ich schwöre, die haben sich keinen Millimeter bewegt, während ich vorhin die Lampe angestarrt habe. Steffi erfasst die Situation recht schnell: "Ich mach Mücken - du Vögel!" Damit ist es also an mir, die ganzen Moskitonetze wieder mühsam aufzurollen und die Earnies unter freundlichem Bitten der Räumlichkeiten zu verweisen. Einer hat ein bißchen gemault, aber am Ende hatten wir dann noch die Hütte für uns ^^^. Damit ging Tag 1 in Mowani zu Ende und wir schliefen friedlich den Ereignissen des nächsten Tages entgegen.
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18. März 2018:

Um 6.30 Uhr startet unser morning drive mit Willi. Er möchte mit uns die Wüstenelefanten finden. Eine nicht ganz einfache Aufgabe im Hinblick auf Anzahl der Tiere und Größe des Habitats, wie er uns erklärt. Ein junges Paar aus Frankreich ist mit an Bord. Steffi hat eine Schwäche für Elefanten. Sie wünscht sich in regelmäßigen Abständen ein Elefantenbaby für den Garten, aber solange ich meine Opossums nicht bekomme, muss ich das leider kategorisch ablehnen. Als sie mitschneidet, dass es nun die Chance auf Elefanten in freier Wildbahn gibt, ist sie plötzlich hellwach. Wusst ich´s doch, dass ihr das taugen würde *g.

Die Gegend erscheint uns nach wie vor unwirklich und wir haben Spaß an jedem gefahrenen Kilometer. Schließlich erreichen wir das angepeilte Flussbett und die Spannung steigt. Haben wir viel Glück und bekommen die Elefanten zu Gesicht? Alle im Jeep drücken wohl heimlich die Daumen, Steffi wahrscheinlich auch noch alle Zehen. Willi steuert den Geländewagen souverän durchs Terrain und findet schnell die ersten Spuren. Elefantenhäufchen über Elefantenhäufchen. Ein Fußabdruck hier, ein Fußabdruck da, oh.. noch ein Fußabdruck von einem Jungtier. Dort hat sich ein Elefant erleichtert. Noch eine Spur, sehr kleiner Elef… ach ne… Löwe! Den Unterschied erkennt man dann auch als Laie doch recht gut *g. Läuft alles prima, nur die dazu passenden Elefanten gehen uns noch ab. Willi hält an und klettert einen der Hügel rauf um sich einen besseren Überblick zu verschaffen und der Rest vertritt sich ein wenig die Beine. Steffi ist förmlich am Fernglas festgewachsen und sucht fleißig einen verräterischen Rüssel in der Ferne. Wir setzen die Fahrt fort, doch irgendwann geht’s mit dem Auto einfach nicht weiter. Elefanten 1: Wir 0.



Nach einer kleinen Frühstückspause fragt Willi, ob wir noch Lust haben, die andere Richtung auszuprobieren. Was für ne Frage. Ab der Fisch! Und so gurken wir noch immer gutgelaunt den ganzen Weg zurück und versuchen Flussbettoption Nummer 2 am Huab. Interessant zu sehen, wie unterschiedlich das Areal plötzlich ist. Eben noch sattes Grün, jetzt staubiges Grau. Nach 4,5 Stunden Suche haben wir zwar viel gesehen, aber keinen Elefanten. Steffi ist ein klitzebißchen traurig, aber lässt sich nix groß anmerken. Steckste halt nich drin.



Willi cruist noch ein wenig durch die Gegend - und erhebt sich dann plötzlich während der Fahrt im Sitz. Er guckt, holt sein Fernglas… und drückt ein bisschen auf die Tube. Wir checken nichts und gucken interessiert, aber ahnungslos.

Und dann sehen auch wir Blindfische sie. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir wahrscheinlich einfach keinen Elefant oooben auf einem Berghang erwartet haben. Und gut getarnt sind se ja auch noch.



Vor uns balancieren nun plötzlich vier Wüstenelefanten hochelegant übers Geröll und machen sich eifrig über Büsche her, die irgendwie nicht so aussehen, als könnte man mit den enthaltenen Nährstoffen einen Blumentopf gewinnen. Das Jungtier wird Valentine genannt, da es am 14. Februar 2016 geboren ist, erklärt Willi. Dazu noch der große Bruder, Mama und Omi. Wir halten respektvollen Abstand und genießen die Sichtung. Dieses tiefe Grollen, dass immer mal zu uns rüberweht, scheint direkt in die Magengrube zu gehen. Und die eindrucksvolle Kraft, als die Oma mal eben einen großen vertrockneten Busch ausreißt, nur um dann wieder ganz liebevoll ihre Familienmitglieder abzurüsseln ist schon toll zu beobachten.



Mama muss anschieben






Wir stellen fest, dass von den beiden Franzosen nur sie ein wenig englisch spricht, er gar nichts. Ich krame mein angestaubtes Schulfranzösisch raus und kann wenigstens bei ein paar Fragen der Beiden an Willi helfen. Nach einer guten Weile lassen wir die Tiere wieder in Frieden und machen uns in bester Stimmung auf den Heimweg. Heute steht außer Wäsche waschen und Sonnenuntergang gucken nix mehr auf dem Programm, also hab ich genug Zeit, mich den kleineren Gesellen vor Ort zu widmen und ziehe mit der Kamera los. Wir hatten beim Frühstück schon den Hinweis bekommen, dass es einen markierten Rundwanderweg runter ins Tal gibt. Steffi möchte ihre Skizzen fertig machen, also ziehe ich alleine los.

Bade-Bülbül (Maskenbülbül meinen bescheidenen Kenntnissen nach)


Eeeeeearnie ;)


männliche Felsenagame








Um 18.30 Uhr machen wir uns schon mal in aller Ruhe auf Richtung sundowner Plattform. Es regnet in der Ferne, aber bei uns kommt davon kaum noch etwas an. Aber die dunklen Wolken sorgen eben auch für nicht gerade wenig Dramatik am Himmel – und dabei waren wir von gestern noch so verwöhnt.









Während des Abendessens beginnt es zu erneut regnen. Wir gehen zurück zur Hütte, packen unsere Siebensachen zusammen für die Weiterreise morgen und werden vom gleichmäßigen Rauschen des Regens eingelullert.
Letzte Änderung: 08 Jul 2018 10:18 von Dissy.
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19. März 2018:

06.00 Uhr
Wir werden zwar erst um 11 Uhr abgeholt und könnten heute mal länger schlafen, aber wir haben die letzten Tage schon gemerkt, dass dieses frühe Aufstehen hier absolut leicht von der Hand geht. Und einen Sonnenaufgang sollte man hier ja eigentlich auch nicht verpassen, sonst selber schuld. Also stelle ich mir wieder einen Wecker, denn ich habe eine Mission: Klippschliefer finden! Wir haben diese possierlichen Tierchen bisher nur gehört und ab und an mal im Dunkeln vorbeihuschen sehen.

Während ich also so langsam zu mir komme, nimmt mein Hirn ein stetes „Plopp“-Geräusch wahr. Plopp! Plopp! Ich streck mich ein wenig – und bekomme einen Tropfen ins Auge! Öy! Und noch einen! Meine rasiermesserscharfe Analyse ergibt schließlich: Dach undicht! Rechts und links von mir ist das Kissen pitschnass. Nur da, wo mein Schädel lag - da ist alles trocken ^^^. Steffi schüttelt ungläubig den Kopf und betitelt mich (mal wieder) als „unerhörtes Glücksschwein“. Während ich mich tauglich mache, hört der Regen endgültig auf. Jetzt erst mal Sonnenaufgang gucken am „view point“.





Ich bin ganz alleine dort und habe alle Zeit der Welt. Was für ein toller Start in den Tag. Das Sahnehäubchen obendrauf ist dann noch der Doppelregenbogen.



Doch was ist das?!? Ein Klippschliefer! Live und in Farbe. Süß, wie man sich als Newbie darüber freuen kann, was? *g



Moment.. einer?!? Ich hab ja die ganze Zeit nur nach oben geschaut und dabei ganz verrafft, dass vor mir auf den Felsformationen eine ganze Truppe Klippis aufwacht und sich für das morgendliche Sonnenbad bereitmacht. Läuft! Da wir die Hütte direkt neben dem view point haben, winkt Steffi nur freundlich mit ihrem Kaffee im Anschlag rüber und freut sich für mich. Die Klippis stapeln sich vor mir (wörtlich gemeint) - und ich muss aufpassen, nicht aus Versehen irgendwo runterzusegeln, während ich da oben rummanövriere, ohne sie zu stören.



Die Zwerge waren leider so weit weg und dermaßen agil, dass ich kein besseres Bild hinbekommen habe.


Kuriose Viecherchen. Irgendwann höre ich von rechts allerdings leidend klingende „Hunger“-Rufe und sehe ein, dass wirklich Frühstückszeit ist.

Tschüss Klippis!


Wir werden dann wieder zum airstrip „Doro Nawas“ gebracht und treffen auf den Piloten, den wir schon beim ersten Flug hatten: Sascha. Waren die letzten beiden Hüpfer sehr angenehm, so hatten wir nun wieder aus dem Nichts viele Regenwolken am Himmel und ein dementsprechendes Auf und Ab in der Bumsschachtel. Muss an Sascha liegen. Nenne ihn ab jetzt "bumpy Sascha". Der Blick aus dem Fenster wird zunehmend grüner.



Um 12.45 erreichen wir den airstrip von Ongava, am westlichen Eck des Etosha-NP, und werden von Guide Stanley in Empfang genommen. Auf der Fahrt zur Lodge sehen wir ein wunderhübsches Exemplar des black-faced Impala, dann sind wir auch schon angekommen und werden wieder herzlich begrüßt.



Ongava macht den Eindruck eines überdimensionalen Baumhauses, wir lunchen auf der großen Verada und schauen aufs Wasserloch, an dem sich Waterbucks und Impalas tummeln. Im Vorfeld der Reise heiß es von vielen Seiten, dass wir wahrscheinlich nicht so viele Tiere im Norden sehen werden, da sie aufgrund der Regenzeit nicht auf die Wasserstellen angewiesen sind und sich in der Vegetation gut verstecken können. Ich verstehe das Problem, denn wir schauen auf eine grüne Hölle.



Wird sich noch zeigen müssen, wie mein „Glücksschweinmodus“ sich hier macht...
Letzte Änderung: 08 Jul 2018 22:20 von Dissy.
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