THEMA: 1 Monat "Hakuna Matata" – Namibia & Botswana
21 Jun 2017 17:17 #478750
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Tag 11: Swakopmund -> Ameib, 173 km

Der Wüstengecko,
Die Gi... Die Gi... Die Gigi...
So muss Safari!


Wir stehen um 7:30 Uhr auf, frühstücken, packen tangramspielend wieder alle unsere Habseligkeiten in unsere Reisetaschen und werden um 8:40 Uhr bei bedecktem Wetter fast pünktlich zu unserer Living Dunes Tour abgeholt, die wir etwas kurzfristig gerade noch so vor einigen Tagen buchen konnten.

Wir vier sind zusammen mit zwei seltsamen älteren schwarzen Touristen im Minivan: Sie sehr adipös und ist zu keiner Stelle aus dem Bus gestiegen, Er meist bei ihr geblieben. Warum die beiden sich wohl für diese Tour entschieden haben..?

Um es vorweg zu nehmen: Unser Tourguide Nick war sensationell – super nett, sehr redselig und äußerst kompetent. Es sollte eine einzigartig tolle Tour werden!

Über Sandstraßen fahren wir wenige Minuten aus der Stadt direkt zu einem anderen Guide, der eine Sidewinding Adder (Zwergpuffotter) gefunden hatte. Bis auf die Augen und einen winzigen Teil des Kopfes ist nichts von der 30 cm langen Schlange zu sehen: Absolut unmöglich, sie selbst im Sand zu entdecken! Als der fremde Tourguide die Schlange etwas unsanft aus dem Sand befördert, schlängelt sie sich in der typischen seitlichen Weise durch den Sand und vergräbt sich einige Meter entfernt innerhalb weniger Sekunden durch rhythmisches Körperschaukeln in den Sand, bis erneut nur die Augen zu sehen sind. Absolut faszinierend!





Auf ausgefahrenen Sanddünenspuren fahren wir weiter durch die Namib und erfahren währenddessen allerlei Interessantes über die Geschichte dieser Region, über erschossene Pferde und über antike Eisenbahnschienen. Einige Male lässt uns Nick alleine, um zu Fuß nach Spuren zu suchen und von Mal zu Mal frustrierter zurückzukommen. Man merkt ihm richtig an, wie gerne er uns weiteres Leben in dieser scheinbar toten Wüste zeigen möchte... Wir hoffen so sehr, dass er Erfolg hat!

Nach dem fünften Stopp kommt er aufgeregt und freudestrahlend zurück und führt uns zu einer kaum sichtbaren 1 cm großen Verfärbung im Sand mit feinsten Spuren drumherum: „There was Activity last Night!“ sagt er, und beschreibt farbenfroh, wie hier letzte Nacht ein Kampf zwischen einer Spinne und ihrer Beute stattgefunden hat. Die Verfärbung entpuppt sich als aus Spinnenfäden gewebter Abdeckung einer sehr tiefen mit Spinnenfäden ausgekleideten Höhle, die er nach und nach mit bloßen Händen freilegt. Währenddessen erzählt er uns, wie wichtig für seinen Job „Digging Skills“ sind. In ca. einem halben Meter Tiefe legt er schließlich einen kleinen weißen Ball frei, der sich überraschend entfaltet und als Dancing White Lady / Golden Cartwheeling Spider (Goldene Radspinne) mit 5 cm Beinspannweite zu erkennen gibt. Sie „tanzt“ sehr aggressiv, vor allem, wenn sie von Nick mit Sand berieselt wird. Kein Wunder, nachdem sie mitten im Schlaf ausgegraben wurde... Als er uns erzählt, wie sich diese Spinnenart bei Gefahr zu einem Ball zusammen- und die Düne herunterrollt, erinnere ich mich, wie ich bei unserer einsamen Sossusvlei-Wanderung einen kleinen, rollenden, dunklen Ball gesehen habe – möglicherweise eine ähnliche Spinne? Ein beeindruckendes Tier und für uns der endgültige Beweis, wie viel dieser einzigartigen Fauna doch für unsere ungeübten Augen unsichtbar ist.





Kreuz und quer achterbahnähnlich über Dünensand fahrend kommen wir nach einer Viertelstunde an einer minimal sichtbaren Sandvertiefung vorbei. Einige Meter weiter bleibt Nick stehen, fährt zurück und fängt erneut an, zu graben, hüllt sich aber in Schweigen, was er auszugraben hofft. Nach einigen Minuten gräbt er tatsächlich einen unendlich süßen Desert Gecko (Namib-Wüstengecko / Schwimmfußgecko / Palmatogecko) aus. Mit seinen großen Kulleraugen und wunderschön pastellfarbig gemustert bleibt er sogar fotogen auf meiner Hand sitzen. Die halbtransparente Haut schimmert wie Edelsteine und als er sich mit seiner großen Zunge über seine Augen leckt, ist es um mich geschehen: Mein Haustier in Deutschland, ein sehr hübsches Bartagemenweibchen, darf das natürlich nie erfahren, aber dieser Gecko ist definitiv das süßeste Reptil der Welt! Als er schließlich wieder vor seine Höhle gesetzt wird, gräbt er sich schnell wieder hinein und wir sagen ihm schweren Herzens Adieu. Wer sich an meine Begegnung mit dem Erdmännchen Jammy erinnert: Ich bin in beide gleichermaßen verliebt. <3





Überglücklich über dieses einmalige Erlebnis haben wir gar keine Zeit zum Durchschnaufen, denn bereits wenige hundert Meter weiter wirft Nick plötzlich aus dem fahrenden Auto ohne Vorwarnung seinen Haken etwa fünf Meter weit auf eine Sanddüne: Mitten im Vorbeifahren hat er auf einer Düne einen Shovel-snouted Sand-diving Lizard (Düneneidechse) entdeckt. Diese Reptilienart ist sehr scheu und schnell und kann aus dem Stand uneinholbar auf 20 km/h beschleunigen. Deshalb hat Nick ihn mit seinem Wurf so erschreckt, dass er sich eingrub statt wegzulaufen – Pech gehabt. Nick springt aus dem Auto, gräbt die Echse aus und zeigt sie uns, während sie in seiner Hand zappelt. Vorsichtig setzt er sie zurück auf den Boden, woraufhin sie blitzschnell zu den Dünen zurückrennt und sich eingräbt: Wenige schnelle Schwanzbewegungen und Körperdrehungen reichen, dass sich der Sand unter ihr in Treibsand verwandelt und sie unsichtbar verschluckt. Sehr faszinierend.



Ein paar Minuten Dünenachterbahn später, während der die Wolkendecke aufreißt und die Sonne die Namib in ein goldenes Licht taucht, zeigen sich zwei große Namaqua-Chamäleons direkt am Pistenrand auf bzw. unter Büschen sitzend. Möglicherweise wurden sie kurz zuvor erschreckt oder geärgert, denn pechschwarz zeigen sie ihre Anspannung und bewegen nichts als ihre Augen. Selbst einen angebotenen Mehlwurm verschmähen sie, so dass wir sie schnell wieder in Ruhe lassen.



Mit Sidewinding Adder, Dancing White Lady, Desert Gecko, Shovel-snouted Sand-diving Lizard und Namaqua-Chamäleon haben wir tatsächlich die “Little 5” gesehen und unser Guide möchte uns eigentlich nur noch ein wenig über schöne Dünenstrecken zurückfahren, als er von einem anderen Guide einen Tipp bekommt: So kann er uns noch eine Horned Adder (Gehörnte Puffotter) zeigen – zwar etwas kleiner als die Zwergpuffotter aber durch ihre Hörnchen wunderschön und beinahe diabolisch. Nick erklärt uns, dass sich Sidewinding Adder zur Horned Adder verhält wie der Leopard zum Gepard: Die gehörnte Puffotter ist flinker aber schwächer. Ein tolles Reptil!





Nach dieser wahnsinnig erfolgreichen Safari geht es mit tollen Ausblicken querwüstenein zurück zu unserer Unterkunft. Was für ein wahnsinniges Glück, dass wir a) diese Tour noch bekommen haben, b) am Ende noch durch strahlenden Sonnenschein die Wüste in ihrer ganzen Pracht erleben konnten und c) alle diese beeindruckenden Tiere sehen durften. Natürlich bleibt ein kleines schlechtes Gewissen, dass die Reptilien in ihrem natürlichen Leben gestört werden, aber letztlich kommen diese Touren auch ihnen entgegen: Durch diese kommerziellen Touren erhält die Namib in der Umgebung von Swakopmund einen besonderen Schutz und die Touristen werden sensibilisiert für die Schönheit und Vielfältigkeit der scheinbar toten Dünenlandschaft.



Hier sind noch ein paar Bewegtbilder zum Thema „Die Wüste lebt“.



Kaum zu glauben, dass dieser highlightreiche Vormittag noch von einem adäquaten Nachmittag gefolgt werden sollte!

Nach einem kurzen Besuch des Swakopmunder Stadtstrandes in der Sonne fahren wir um 13 Uhr aus Swakopmund los und kommen nach kurzer, reizvoller Fahrt um 15:30 Uhr an der Ameib Ranch an. Um 16 Uhr wandern wir, erfolglos nach Giraffen, die es in dieser Gegend geben soll, Ausschau haltend, eine Stunde lang über einen idyllischen Pfad über rote wollsackverwitterte Granitfelsen mit tollen Akazien, Euphorbien, Vögeln und weiblichen Siedleragamen hinauf zur Phillip’s Cave. Die Höhle selbst ist ein kleiner Überhang am Fels, unter dem ein weißer Elefant, Menschen, Antilopen und ein Strauß an die Wand gemalt sind, vermutlich von den San vor 2.000 bis 4.000 Jahren. Ein spannendes Stück Geschichte.







Nach kurzer Rast wandern wir eine gute halbe Stunde weiter zu Bull’s Party, einem Plateau, auf dem ähnlich der uns bereits bekannten Devil’s Marbles im australischen Outback roter Fels zu Kugeln erodiert ist. Wir erkunden ein wenig die Gegend und genießen wunderschöne Weitblicke über die Savanne. Wir sehen zwar leider keine Giraffen, aber dafür eine große Pavianfamilie, die auf den schützenden Steinbergen lärmend ihr Nachtlager aufschlägt. Im Abendlicht sieht Bull’s Party mit etwas Fantasie und zusammengekniffenen Augen durchaus ein wenig so aus, als wären die rot erleuchteten Felsen versteinerte Bullenköpfe, die eine Ratssitzung abhalten.







Bei Sonnenuntergang wandern wir im letzten Zwielicht die Sandstraße zurück zum Camp. Wir schätzen den Rückweg auf eine knappe Dreiviertelstunde, wodurch wir ziemlich knapp vor der Dunkelheit ankämen, weshalb uns durch unsere Einsamkeit, das schwindende Licht, „unheimlichen“ Geräuschen und gelegentlich aus dem Gebüsch rennenden Impalas, Böckchen und Warzenschweinen (glücklicherweise ohne hinterherjagende Leoparden oder Hyänen) zugegeben ein klein wenig mulmig zumute ist.

Das echte Highlight jedoch ist die Gi... die Gi... die Gigi... die Giraffe!!!, die urplötzlich wenige Meter vor uns gegen den fast untergegangenen sehr tief stehenden Feuerball ihren Hals und Kopf hoch erhoben als Silhouette präsentiert und kurz darauf nahe an uns im Gebüsch vorbeizieht – unsere erste Giraffe sehen wir im Rahmen einer Fußsafari, irre!!! Der reine Wahnsinn, wie groß diese Tiere wirken, wenn man zu Fuß wenige Meter daneben steht.



Von Leoparden und Hyänen unbehelligt kommen wir natürlich wohlbehalten am Camp an, grillen und genießen nach den letzten Stadttagen endlich wieder einen wunderschönen Sternenhimmel. Wieder im Dachzelt brauche ich lange, um einzuschlafen – man merkt richtig, wie all diese einzigartigen Erlebnisse des heutigen Tags etwas Zeit brauchen, um bewertet, sortiert, verarbeitet und abgelegt zu werden.
Liebe Grüße,
Leo
Letzte Änderung: 22 Jun 2017 16:46 von Leo-Löwe.
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23 Jun 2017 09:09 #478944
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Als Rückblick auf Ameib und Vorschau auf Spitzkoppe habe ich hier einen kleinen Bewegtbild-Zusammenschnitt.

Liebe Grüße,
Leo
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26 Jun 2017 12:20 #479274
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Tag 12: Ameib -> Spitzkoppe, 125 km

Auf dem Felsentor
Im goldenen Abendlicht
Wacht der Klippschliefer.


Nachdem bis lange nach Mitternacht auf dem engen kommerziellen Ameib-Campingplatz deutsche Touristen am kleinen Swimmingpool gelacht, gegrölt und gelärmt haben, sind wir sehr erleichtert, dass diese um 7 Uhr morgens noch schlafen und wir somit bei etwas frösteligen 9 °C in Ruhe frühstücken können. Wir fahren ein paar Minuten innerhalb der Ranch zum Elephant Head und kommen dabei auf Hin- und Rückweg an vielen Springböcken, mehreren Warzenschweinen und einem Dutzend großer und kleiner Giraffen vorbei, die nahe der Straße frühstücken. Auch aus dem Auto heraus ein beeindruckendes Erlebnis, aber natürlich wird nichts wird die gestrige Fußsafari toppen.







Nach langer Tierbeobachtung reißen wir uns um 10 Uhr los und fahren über gute Teer- und Staubstraßen mit kurzen Einkaufs- und Tankstopps vorbei an kleinen Farmen und teilweise abenteuerlich platzierten Siedelwebervogelnestern, zum Spitzkoppe Rest Camp.



Bereits auf der Anfahrt sieht man die charakteristische Form des „Matterhorns Namibias“, das sich je nach Winkel entweder als sanfte halbrunde Kuppel oder spitzes Dreieck präsentiert.



Um 12:30 Uhr kommen wir an, checken ein und buchen uns eine Guided Tour für den Nachmittag. Da fast alle Camp Sites frei sind und wir die freie Wahl haben, suchen wir uns den schönsten aus: nahe des beeindruckenden Felsenbogens und vis-à-vis zur Spitzkoppe.



Nach einem gemütlichen Mittagessen erkunden wir ein wenig diese einzigartige Gegend: Das Spitzkoppe Rest Camp liegt ohne jeglichen Comfort malerisch einsam und idyllisch um das Massiv der großen Spitzkoppe herum verteilt. Nicht nur durch die vielen roten Granitfelsen und –kugeln wirkt alles ziemlich „australisch“ – wahnsinn, mit welchem landschaftlichen Abwechslungsreichtum Namibia uns bereits jetzt überrascht hat! Besonders tun es uns die Dutzenden großen und kleinen Klippschliefer an, die offenbar an „unserem“ Felsenbogen Gefallen finden, so dass wir diesen liebevoll „Klippschlieferbrücke“ nennen.







Neben vielen weiteren Spezialfähigkeiten, kann der einzigartige Klippschliefer seine Pupillen derart verkleinern, dass er stundenland direkt in die grelle Sonne sehen kann. Das führt zu fotogenen Spiegelungen in den tiefschwarzen Klippschlieferaugen – es sieht nach Photoshop aus, aber die Reflexion der Klippschlieferbrücke ist komplett real.



Die sehr interessante Führung wurde von einem Guide um die 20 geleitet, der im Spitzkoppegebiet aufgewachsen ist und daher jeden einzelnen Stein zu kennen scheint. Über Schleichwege, durch enge Felsenschlitze und über einige der kleineren Berge führt er uns rundherum um die große Spitzkoppe zu Felsmalereien und Aussichtspunkten, während weit unter uns in der Ebene einige Zebras grasen.





Er erzählt uns allerlei interessante Hintergrundinformationen zu den Bushmen der Damara und San sowie der Klicksprache und deutet uns einige der Felszeichnungen. Außerdem erheitert er uns mit einigen Anekdoten aus seiner Jugend. Trotz der Hitze ist es ein außergewöhnlich klarer Tag, so dass man bis weit hinter das Brandbergmassiv sehen kann.





Zurück am Camp machen wir es uns zum Sonnenuntergang an der Klippschlieferbrücke gemütlich. Wir genießen einen wunderschönen Sonnenuntergang an diesem fotogenen Ort, beobachten kleine und große Echsen, Vögel und natürlich Klippschliefer und lassen bei einer sensationellen Aussicht auf kleine Spitzkoppe, große Spitzkoppe und Pontok-Berge einfach nur die Seele baumeln und „sammeln“ den Moment.









Nach einem leckeren Essen spazieren wir noch ein wenig, vom besten Sternenhimmel unseres gesamten Urlaubs überdacht, über die roten Felsen, machen Bekanntschaft mit riesigen Käfern und kleinen Geckos und ziehen uns um 23 Uhr ins relativ kalte Zelt zurück.



Bei der Reiseplanung hatte ich lange überlegt, wie wir unsere Nächte aufteilen und habe mich schließlich für diese beiden „verschwendeten“ Nächte in Ameib und Spitzkoppe entschieden, um in dieser wunderschönen Gegend mit wenig Fahrerei zwei relativ entspannte „Wandertage“ einzubauen. Rückblickend muss ich sagen: Wir hätten es nicht besser machen können, beide Stopps haben sich mehr als gelohnt. Jedem, der von Swakopmund nach Okaukuejo fahren möchte, seien Ameib und Spitzkoppe wärmstens ans Herz gelegt.
Liebe Grüße,
Leo
Letzte Änderung: 26 Jun 2017 15:49 von Leo-Löwe.
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30 Jun 2017 10:07 #479760
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Tag 13: Spitzkoppe -> Okaukuejo (Etosha-NP), 442 km

Nachts am Wasserloch
Trinken Zebra, Giraffe,
Nashorn, Elefant.


Ich habe noch gar nicht erwähnt, dass wir bei all unseren Camps darauf achten, unseren Camper so aufzustellen, dass wir den nächsten Tag mit der aufgehenden Sonne oder einem tollen Blick aus unserem Zelt beginnen: Kurz nach Sonnenaufgang aufwachend begrüßt uns eine atemberaubende Aussicht auf die Spitzkoppe.



Wir genießen die ruhige und friedliche Stimmung am Felsenbogen im Morgenlicht und die leichte temperaturbedingte Gänsehaut, wohlwissend, dass wir vermutlich in diesem Urlaub keinen Tag mehr unter 30 °C haben werden.



Unser obligatorisches ausgiebiges Frühstück verbringen wir mit Blick auf die große Spitzkoppe.





Allzuweit kommen wir nicht, da wir bereits nach wenigen Minuten Fahrzeit an Craft-Ständen der einheimischen Bevölkerung anhalten und neben üblichem Schmuck und tollen in dieser Gegend gefundenen Halbedelsteinen wunderschöne liebevoll aus Naturmaterialien und zerschnittenen Getränkedosen gebastelte Mobiles als Andenken erstehen. Wohlwissend, dass sie dafür Bonbons oder Kekse geschenkt bekommen, drängen sich die anwesenden Kinder ungefragt vor die Kamera, sobald sie eine sehen. Sehr, sehr süß!





Ohne weitere große Pausen fahren wir vorbei am Brandbergmassiv, leider ohne Wüstenelefantsichtungen, relativ monoton nach Outju.



Wir tanken, füllen unsere Gasflasche auf, kaufen groß für die nächsten Tage ein, und kommen schließlich nach einem langen Fahrtag pünktlich um 18 Uhr am Etosha-Gate an. Nach immenser Bürokratie checken wir am Okaukuejo Camp ein.

Das Camp ist so, wie wir es uns vorgestellt haben: Es ist natürlich das mit Abstand bisher engstes und vollstes Camp, dafür hat es eine perfekte Lage direkt am Parkeingang. Für Nicht-Camper bietet es natürlich allen erdenklichen Luxus bis hin zum Premium Waterhole Chalet mit Balkonblick direkt auf das nachts beleuchtete Wasserloch. Diese Kosten kann man sich aber getrost sparen, denn auch als Camper hat man nur wenige Meter dorthin. Das Wasserloch, ca. 30 x 30 Meter groß und wenige Meter tief, ist durch einen niedrigen Zaun und einen Wall vom ca. 30 Meter entfernten halbkreisförmigen Beobachtungsareal mit Bänken und einer Tribüne entfernt.



Wir gehen natürlich als erstes zum Wasserloch, in der Hoffnung, bereits heute große Tiere sehen zu können. Leider werden wir anfangs enttäuscht: Bis auf einige Vögel, wenigen Böcken und einem Schakal ist jenseits der Absperrung nichts los. Daher genießen wir einfach die Stimmung und freuen uns auf einen schönen, wenn auch tierarmen, Sonnenuntergang.

Kaum haben wir es uns bequem gemacht, zeigen sich erste Giraffenhälse am Horizont und dann machen wir urplötzlich gegen die tiefstehende untergehende Sonne einen Elefanten aus! Wir sind absolut überwältigt von diesem beinahe magischen Moment. Majestätisch und gemächlich schreitet der Elefant eine Viertelstunde lang zum Wasserloch, während ein zweiter am Horizont auftaucht, und trinkt genüsslich, aus sicherer Entfernung von den Giraffen beobachtet.





Drei mutige Zebras gesellen sich dazu, nachdem die Elefanten einen friedlichen Eindruck machen. Als die Elefanten eine halbe Stunde später, als wollten sie ihre friedlichen Absichten beteuern, Platz am Wasserloch machen, trauen sich auch die ängstlichen Giraffen, umständlich und unfreiwillig komisch aussehend, ihren Durst zu stillen.





Nach langer, langer Beobachtungszeit gehen wir zurück zum Camp, kochen, essen und gehen um 21 Uhr wieder zurück zum Wasserloch. Die Zebras waren verschwunden, die Elefanten und Giraffen teilten sich das Wasserloch.



Konnte man vorher noch bis zum Horizont blicken, war ist Sichtfeld nun durch die Dunkelheit auf wenige hundert Meter beschränkt, so dass wir erst unseren Augen nicht trauen, als wir uns einbilden, im Schatten zwei sich bewegende mittelgroße Felsen zu sehen. Nachdem die Elefanten endgültig im Dunkel verschwunden sind und daraufhin die Felsen in den Lichtkegel treten, erkennen wir zwei hornlose Nashörner, die erst die Giraffen vertreiben und im Anschluss trinken und baden, während die Giraffen vorsichtig zurückkehren – wow! Wir sind erst seit wenigen Stunden im Etosha-Park und haben bereits zwei der Big 5 gesehen.



Besonders beeindruckt mich die Lautlosigkeit und Langsamkeit, mit der alles vor sich geht: Jeder Schritt, jede Bewegung wird vorab tausendfach in Gedanken simuliert und ist von einer minutenlangen aufmerksamen Stille gefolgt. Alles geht ganz ganz behutsam und ruhig vor sich und die permanente Anspannung der Tiere ist spürbar. Rückblickend kommt es einem etwas langweilig vor, eine Stunde lang dazusitzen, während zwei Nashörner fast bewegungslos im Wasser stehen, aber während man dort sitzt, ist man von diesem Anblick derart gefesselt, dass man Zeit und Raum um sich vergisst und diese Momente einfach nur aufsaugt.

Um 22:30 Uhr, als die Giraffen und Nashörner in der Dunkelheit verschwunden sind, ziehen auch wir uns zurück, genießen den Komfort des Duschhauses und versuchen, bestmöglich die Gespräche und lauten Geräusche der umliegenden etwas rücksichtslosen Camper zu ignorieren.
Liebe Grüße,
Leo
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04 Jul 2017 09:30 #480277
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Um die Wartezeit zu verkürzen, bis es Ende der Woche weitergeht, habe ich schon einmal das erste meiner drei Etosha-Videos für euch. Der Schwerpunkt liegt auf Antilopen, Zebras, Giraffen und dem putzigen Halali-Honigdachs. :laugh:



Viel Spaß! :)
Liebe Grüße,
Leo
Letzte Änderung: 04 Jul 2017 09:32 von Leo-Löwe.
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07 Jul 2017 15:31 #480671
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Tag 14: Okaukuejo (Etosha-NP), 259 km

In stillem Friedende
Laben sich am Wasserloch
Böcke und Löwen.


Um 6:30 stehen wir zu einem tollen klischeehaften roten Feuerball-Sonnenaufgang auf und frühstücken, nachdem am camp-eigenen Wasserloch alle Tiere durch Abwesenheit glänzen. Um 8 Uhr brechen wir zu unserer ersten großen Ganztages-Pirschfahrt auf, die uns in den westlichen Teil des Etosha-Parks führen wird – es sollte ein Tag voller Highlights werden!

Über die beiden verlassenen, nahezu ausgetrockneten Wasserlöcher Wolfsnes und Okondeka fahren wir immer weiter nach Westen. Wir sind fast überall ganz alleine und begegnen nur sehr vereinzelt anderen Autos: Entweder wissen alle anderen etwas, was wir nicht wissen, oder sie haben keine zwei Nächte in Okaukuejo, weshalb sie sich direkt nach Osten aufgemacht haben.

Auch wenn die wenigen natürlichen Wasserlöcher tierleer und staubtrocken sind, so sind Flora und Fauna auf dem weiteren Weg spannend und abwechslungsreich: Die anfängliche Baumsavanne verwandelt sich bei Sprokieswoud in abgestorbene, geisterhafte Bäume, gefolgt von einer unendlich wirkenden Grassavanne mit vereinzelten Akazien und schließlich einem Trockenwald.



Wir begegnen mittelgroßen Springbock-, Oryx- und Gnuherden, Zebragruppen und alleine umherziehenden Giraffen, Straußen und Schakalen.









Immer wieder sehen wir am Horizont Elefanten.



Um 11 Uhr erreichen wir das erste Highlight des Tages: das Wasserloch mit dem eingängigen Namen Ozonjuitji m’Bari. Eigentlich handelt es sich hierbei um wenig mehr als eine ziemlich kleine, künstlich gespeiste Pfütze in einem Zement-Becken. Dennoch haben sich drumherum mit einigen Metern Abstand hunderte, ja, wirklich hunderte, Springböcke, Zebras, Gnus, Oryxe und einige Impalas, Elenantilopen, Kuhantilopen, Strauße, Schakale und Warzenschweine versammelt. Es ist absolut faszinierend, diese Vielzahl und ständige Bewegung zu beobachten: Sauber nach Tierart gruppiert bleiben die einzelnen Herden an der gleichen Stelle, allerdings wechseln die Individuen innerhalb ihrer Gruppe ständig ihre Plätze. Ein permanentes, scheinbar zufälliges Gewusel, doch alles scheint einem vorgegebenen Muster zu folgen. Was für ein Glück, und das bei 37 °C!



Wie beeindruckt und fasziniert wir von diesem Erlebnis sind, lässt sich am besten dadurch erkennen, dass wir ungelogen erst nach Minuten ungläubigen Staunens den Grund für den „Sicherheitsabstand“ in Form des zweiten Highlights des Tages bemerken: Am betonierten Rand des kleinen Wasserlochs liegen drei Löwen! Richtig, Löwen! Zwei Weibchen und ein jung aussehendes Männchen – wow! Umringt von den zahllosen potentiellen Beutetieren!



Daher stammt also die allgegenwärtige Bewegung, Anspannung und Beobachtung. Offensichtlich wissen die Antilopen, dass sie im Falle eines Angriffs ausreichend Sicherheitsabstand haben, um leicht entkommen zu können. Und offensichtlich wissen die Löwen, dass sie mit einem offenen Angriff keine Aussicht auf Erfolg haben und sich ihre Kräfte daher sparen können. Ich hätte nie gedacht, einmal Raubtier und Beute so scheinbar „friedlich“ nebeneinander zu sehen.



Als die Löwen sich eine halbe Stunde später gemächlich entfernen, misstrauisch beäugt von den anderen Tieren, und außer Sichtweite sind, trauen sich diese in einer auffälligen Reihenfolge nach und nach ebenfalls ans erfrischende Nass: Den Anfang machen die großen Antilopen wie Elens und Oryxe, gefolgt von den Zebras. Zuletzt kommen die Springböcke, Impalas und restlichen Kleinsäuger. Eindeutig: Auch innerhalb der Beutetiere gibt es eindeutige Hierarchien.





Wahnsinn: Wir sind noch keine 24 Stunden im Etosha-Park und haben bereits 3 der Big 5 gesehen.



Schließlich fahren wir weiter ans kaum besuchte Wasserloch Sonderkop und zum gleichnamigen eingezäunten „Camp“, bestehend aus Schattenbänken und Toilette, wo wir bei 38 °C Gluthitze Mittagspause machen und um 14:30 Uhr schließlich erneut aufbrechen.

Just for fun fahren wir weitere 10 Kilometer nach Westen, bevor wir ohne weitere Tiersichtungen auf der engen Straße stehen bleiben und umständlich in fünf Zügen unseren großen Camper wenden. Während ich konzentriert den Camper quer gestellt habe, sieht meine Beifahrerin auf einmal etwa 20 Meter vor uns das dritte Highlight des Tages: ein großes Nashorn mit sehr stattlichen Hörnern, im Schatten unter einem Baum stehend. Das hätten wir im Vorbeifahren niemals gesehen, was für ein Zufall, dass wir genau an dieser Stelle gewendet haben! Und beruhigend, dass wir niemals erfahren werden, an welchen Tieren wir schon unbemerkt vorbeigefahren sind. ;-)



Auf dem Rückweg verbringen wir noch etwas Zeit an den bekannten Wasserlöchern – doch so verwöhnt, wie wir schon sind, hauen uns einige Zebras und Antilopen nicht mehr vom Hocker. Auch Ozonjuitji m’Bari ist mittlerweile nahezu leer. Verrückt, wie innerhalb weniger Stunden offenbar alle Herden beschließen, weiterzuziehen.

Einzig das vormals leere Wasserloch Sonderkop beschert uns elefantöse Erlebnisse: 4 sehr große Elefanten nutzen das wenige verschlammte Wasser für ein ausführliches Schlammbad inklusive Schlammduschen, mit etwas Fantasie ein wenig pikiert beobachtet von einigen respektvoll Abstand haltenden Zebras, Antilopen, Straußen und Giraffen, die das Wasser später noch trinken wollten. Ein toller Anblick!



Nach einiger Zeit löste sich einer der Dickhäuter und marschierte zu einem Wassertank ein paar Meter weiter, wo er durch ein kleines Loch mit seinem Rüssel genussvoll Wasser schöpfte und trank: Das Schlammwasser wird zum Baden benutzt, getrunken wird das für andere Tiere unerreichbare klare Wasser aus dem Tank. Ganz schön raffiniert!



Nur wenige Minuten vor Okaukuejo werden wir Zeuge des vierten Highlights des Tages: Unmittelbar neben uns taucht eine große Elefantenherde mit einigen sehr kleinen Babyelefanten auf. Ich habe natürlich sofort den Motor ausgestellt, hoffend, dass wir nicht als Bedrohung wahrgenommen werden. Die Herde überquert, von uns absolut unbeeindruckt, unmittelbar vor und hinter uns die Straße – wir stehen unabsichtlich mitten im Weg... Ein unbeschreibliches und vermutlich leider einmaliges Erlebnis. Besonders fasziniert uns die Lautlosigkeit, mit der sich diese sanften Riesen fortbewegen. So schnell sie neben uns auftauchten, so schnell sind sie leider auch schon wieder verschwunden.





Anderthalb Stunden vor Sonnenuntergang kommen wir zurück ans Camp und gehen natürlich gleich wieder zum Wasserloch, an dem sich 10 Giraffen abwechselnd im Spagat zum Trinken beugen.



Faszinierend: Da man am Wasserloch kilometerweit sehen kann, lassen sich eintreffende Tiere schon lange vorher auf ihrem gemächlichen Marsch beobachten. So zeigen sich zwei stattliche Nashörner, diesmal mit Horn, am Horizont, ehe sie lange Zeit später geräuschlos die Giraffen vertreiben, einige Minuten still am Ufer stehen, trinken und danach das Wasserloch als Badewanne missbrauchen.





Das alles in völliger, beinahe magischer Geräuschlosigkeit und in einer aufreizenden Seelenruhe. Allmählich trauen sich auch die Giraffen vorsichtig wieder ans Wasser.



Eine halbe Stunde später tauchen als fünftes Highlight des Tages geradeaus am Horizont zwei Elefanten auf, die ihrerseits gegen die untergehende Sonne majestätisch zum Wasserloch schreiten. Als sie die halbe Strecke zurückgelegt haben, erscheinen von links fünf Elefanten, die sich sichtlich beeilen, die ersten beiden Elefanten zu überholen.



Trompetend und plantschend stürzen sie sich, gefolgt von den anderen beiden Elefanten, geräuschvoll ins Nass, welches die Nashörner eilig verlassen. Man sieht richtig, wie sich die zweite Gruppe freut, die erste noch überholt zu haben. Eine halbe Stunde lang erleben wir das reinste Spektakel: Die Elefanten toben im Wasser, tauchen und schnorcheln, sprühen Wasser herum, trompeten und haben deutlich sichtbar ihre helle Freude daran.



Nach anschließenden Staubbädern ziehen sich die Elefanten zurück zum Horizont, diesmal beide Gruppen vereint nach links. Die in der Nähe gebliebenen Rowdy-Nashörner, die vielleicht ihre Lektion gelernt haben, teilen sich daraufhin mit den Giraffen friedlich das verbliebene, aufgewühlte Wasser.



Schließlich können wir uns losreißen, kochen und essen und gehen mit unvergleichlichen Eindrücken dieses unglaublich highlightreichen Tages um 23 Uhr ins Zelt – natürlich nicht, ohne einen letzten Blick auf das mittlerweile leere Wasserloch geworfen zu haben.
Liebe Grüße,
Leo
Letzte Änderung: 13 Jul 2017 09:50 von Leo-Löwe.
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