THEMA: Unfall in Namibia. Nix mehr Elefanten!
28 Aug 2016 13:32 #442692
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Danke für die guten Wünsche.

Mittwoch, 24. .August, auf dem Weg nach Otjewarongo

Frühstück wurde mir ans Bett gebracht. Ein Toast, ein Löffel Rührei, 2 Ibuprofen, mehr ging nicht. Mein Mann telefoniert wieder eifrig mit der Versicherung. Aber die wollten erst mal Fakten, ärztliche Befunde und RöntgenBilder. Geholfen wurden wir da nicht. Vielleicht hätte ich ihnen ein Sammelbildchen von meinem Fuß schicken sollen. Der Fuß war bei Tageslicht besehen um 45 Grad nach außen verdreht ,geschwollen, und hatte AusbeuLungen von Knochen wo keine sein sollten. Nach Anraten von Nico und Carola machten wir uns auf den Weg nach Otjewarongo, wo es eine ordentliche Klinik geben sollte. Im Auto wurde ein neuer Thron über drei Sitze gebaut, die Prinzessin wurde angeliefert und los ging die Fahrt. Die ersten 13 km sind Pad, da beißt die Maus keinen Huckel ab. Wir ...au... haben...aua...fast .... uahh ...eine Stunde für die Strecke gebraucht. Dann lief es aber rund bis Outjo. Dort Pinkelpause, alle Mann raus, Schlepp, schlepp, Schlepp, alle Mann wieder rein. Weiter geht's. In Otjewarongo angekommen war mein Geduldsfaden schon etwas knapp bemessen. Wir fragen nach der Klinik und folgen den Anweisungen. Endlich sind wir da. Alle wieder raus und schlepp, schlepp, schlepp rein in die Klinik. Ohaa, wo sind wir denn da gelandet? Es sieht nicht gerade einladend aus. Alles alt und schäbig und nicht arg sauber und die Leute erst! Niemand sagt was, fragt was oder würdigt uns auch nur eines Blickes. Es laufen eine Menge Leute herum. Also von rechts nach links und wieder zurück. Und dann kommen sie wieder. Meistens dickliche Matronen mit Hühnerbeinen und geglätteten Kurzhaarfrisuren, die alle gleich intensiv desinteressiert dreinschauen. Hin und her und her und hin. Wir stoppen ein Hühnerbein und fragen nach einem Arzt. "X-Ray only at 2 o clock" erfahren wir. Ich würde jetzt wirklich gerne einen weißen Kittel mit Schmerzmittel auftauchen sehen, aber Fehlanzeige. Neben Matronen Hühnerbein gibt es auch eine junge Frau mit wachen, intelligenten Augen. Die merken wir uns, denn die kommt später noch mal vor. Nachfragen ergeben dass wir "sheet" von Doctor brauchen um eine RöntgenAufnahme zu bekommen. Weiteres Nachfragen ergibt, wir sind an der falschen Adresse. Wir müssen in die Mediclinic ein paar Ecken weiter, und dies war die Government Clinic. Also nach 20 Minuten schlepp, schlepp, schlepp, alle wieder ins Auto und los. Ich bin froh aber mein Geduldsfaden ist selbstauflösend.
Letzte Änderung: 10 Sep 2016 10:30 von babsi.
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28 Aug 2016 15:50 #442702
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Mittwoch, 24. .August, Otjiwarongo

Um zwei Ecken ist die Mediclinic gefunden. Mein Mann saust rein und ich schluchze ein wenig denn von dem vielen hin und her tut mein Hühnerbein nun doch ordentlich weh. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt mein Mann mit einem Rollstuhl und noch ein Hub und Schub (aua Pflastersteine, autsch die Türschwelle) und ich bin drin. Hell, sauber, freundlich und, u.a., auch weißhäutiges Personal. Gerettet! Ich muss nicht warten und werde sofort zum Arzt gebracht. "Labert nicht so lange", denke ich mir. Ich will ein Schmerzmittel! JETZT! !!" Ich bekomme endlich eine Spritze, also ein Spritzchen und merke auch kaum was davon. Zum Röntgenlabor müssen wir nochmal mit dem Auto fahren. Ich will nicht mehr und protestiere, aber hilft nix. Also nochmal ins Auto, wieder raus. Irgendwer stößt dabei immer an meinen Fuß an. Der Röntgenassistent ist freundlich und sehr,sehr vorsichtig. Nach 8 Aufnahmen ist nun wenigstens klar, ich habe nicht umsonst rum gejammert. 2 Brüche im Sprunggelenk und irgendwas von Luxation wurde gesagt. Bitte jetzt ein richtiges Schmerzmittel und ein Bett! Der Doktor ist sehr freundlich und macht einen kompetenten Eindruck, auch wenn er mich dauernd "my dear" nennt. Er baut mir eine provisorische Schiene ans Bein und die Schwester spritzt Morphin, von dem einiges daneben läuft. Schon 2 Stunden später brauche ich noch mehr. Nach einigem Hin und Her stimmt Dr. My dear zu und ich bekomme mehr und dann abends nochmal mehr. Dr. Klaasen, wie er richtig heißt, erkennt die Situation und will uns direkt am nächsten Tag per Ambulanz nach Windhuk zur OP schicken.Hätten wir mal einfach machen sollen. Aber wir waren ziemlich durcheinander, wollten lieber nach Hause und der Versicherung nicht vorgreifen.
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28 Aug 2016 19:15 #442738
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Jetzt das Kapitel "Auslands Reiseversicherung unserer Versicherung"

Also erst mal abklären. Mein Mann telefonierte sich die Finger wund. Jede Auskunft musste man aus der Nase ziehen. Vor jeder definitiven Aussage musste stundenlang Rücksprache gehalten werden und bei jedem Anruf musste man sich über die Hotline zu einem immer wieder anderen, gerade Schicht habenden Mitarbeiter vorarbeiten. Mit einem Arzt wurde nicht oder kaum gesprochen, nur mit Verwaltungsleuten. Am 24.August, 48 Stunden nach dem Unfall eierten die immer noch rum. Folgende Optionen kristallisierten sich zäh heraus: medizinisch betreuter Heimflug am 27., (was danach noch auf den 29. geschoben wurde), ohne OP, aber mit Arzt und liegend. Oder OP in Windhuk, aber danach sei die Versicherung ausgeschöpft, also kein Heimflug, schon gar keiner mit Berücksichtigung der medizinischen Bedürfnisse. Das ist eine schwere Entscheidung, wenn man nicht weiß, was genau auf einen zukommt.
Die Zähigkeit wurde damit begründet, dass "Prozesse" eingehalten werden müssten.

Am Abend des 24. August wurde mir klar, dass ich auf gar keinen Fall unbehandelt bis zum 29.August würde abwarten können. Wir entschieden uns für Dr. Klaasens Vorschlag, mit einem Tag Verspätung. Er arrangierte am Freitag,25. August Transport und OP noch für denselben Tag für mich. Die Versicherung hatte ihn bis dahin noch nicht mal kontaktiert gehabt. Sie fühlten sich etwas überrannt, stimmte aber dann zum Glück zu. In Windhuk war der Arzt einigermaßen entsetzt, dass der Fuß noch nicht mal eingerichtet worden war und sprach von Spätfolgen. Da hätte uns ja auch die Versicherung, nach Absprache mit einem Arzt, zu einer schnellen Behandlung raten müssen und uns nicht bis zum 29. Hinhalten. Aber Prozesse müssen ja eingehalten werden

Gerade zu dem Zeitpunkt fiel mir ein, dass ich eigentlich auch ADAC plus Mitglied bin. Dort ist Rückholung mit versichert. Ein LOB an den ADAC. Die haben sich nach erster Anfrage von sich aus gemeldet, haben uns eine Ärztin als Gesprächspartner an die Hand gegeben und sind einfach eine Hilfe. Die Ärztin hat mich sogar hier im Krankenhaus aufgespürt und angerufen und gefragt, wie es mir geht.(von der anderen Versicherung hat sich bis heute niemand gekümmert). Mit ADAC werden wir also im Anschluss die Rückreise organisieren.
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28 Aug 2016 20:13 #442749
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Immer noch Mittwoch 24. August in Otjiwarongo

Meine Familie kann sich nun nach einem langen Tag auch entspannen und die Unterkunft aufsuchen', die unsere Reiseveranstaltung für sie gefunden hat. Eigentlich wäre ja Etosha Taleni Village (Elefanten :cheer: :cheer: :cheer: :) ) an der Reihe gewesen. Mitten in der Nacht wache ich aus meinem Morphinschlaf auf und rufe die Schwester, denn mein Bein beginnt schon wieder zu toben. Sie kommt, ich berichte vom Schmerz und mir wird plötzlich sauübel. Ich gebe Ihr Bescheid aber die gute Frau steht und guckt nur ratlos und verzweifelt rechts und links. Dann tuckelt sie los. Zu spät. Ich schaffe es gerade noch über die Bettkannte. Dann kommt endlich die ersehnte Schüssel, die auch noch ihre
Bestimmung erfüllen darf. Die Schwester steht und guckt. Ich bitte um ein Tuch. Dann frage ich, ob sie mir vielleicht die Schüssel abnehmen würde. Um einen Schluck Wasser frag ich nicht mehr. Sie nimmt ein paar Tücher, legt sie über das Erbrochene und.... geht. Mir geht es dreckig und ich bin sprachlos. Meine Bettnachbarin muss auf die Toilette und an der Misere vorbei. Mir wird schon wieder schlecht. Ich rufe und die Schwester die aussieht, als würde sie am liebsten die Flucht einschlagen. Da platzt mir der Hut. " My God you are nurses !!" Verzweifelt schrei ich nach der Schüssel, nach Tüchern und, als ich wieder atmen kann, dass die Sauerei am Boden aufgewischt wird. Dann bin ich am Ende. Die Schmerzen waren, wohl durch eine Bewegung, wieder weg, aber ich bekam nochmal Morphin, obwohl ich nicht wollte. Kurze Zeit später geriet ich in Panik. Das Morphin schaltet die Schmerzen aus, aber auch viele andere Empfindungen. Ich war eiskalt und fror nicht. Was mich aber ängstigte war die Dämpfung des Atemreizes und das überwältigende Schwindelgefühl. Sobald ich mich entspannte und einschlief, hörte ich auch auf zu atmen, bis der Reiz zu stark wurde und ich heftig nach Luft schnappte, was wiederum eine unerträgliche Schwindelwelle auslöste , so wie jedes Geräusch und jede Berührung. Mein Mann und meine Schwester kamen sofort, als ich sie morgens um vier anrief und wachten an meinem Bett.
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29 Aug 2016 05:41 #442776
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Einschub:
ich muss einfach jetzt kurz mal in der Zeit vorgreifen, weil mich ein EreigniS hier doch sehr beschäftigt:

Gestern Nacht um 2.00 Uhr wurden wir von Riesenlärm und Trubel aus dem Schlaf gerissen. Eine neue Patientin kam in unser Zimmer. Der Wirbel um sie legte sich erst nach einer Stunde. Sie schlief unruhig und jammerte viel. Am nächsten Morgen unterhielt ich mich mit ihr. Geeny ist eine ältere Südafrikanerin die mit ihrem Mann Antony auch Urlaub hier gemacht hatte. Sie waren schon auf dem Heimweg gewesen und hatten einen typischen Namibia-Unfall: ihr Auto hat sich ohne fremdes Zutun überschlagen. Das war am vorigen Nachmittag passiert. Für ihren Mann kam jede Hilfe zu spät, er ist gestorben. Sie wurde mit mehreren Brüchen und Gehirnerschütterung zu meiner Zimmergenossin. Ich wusste gar nicht, was sagen sollte zu dieser furchtbaren Situation. Am einen Tag noch glücklich im Urlaub zusammen unterwegs - am nächsten Tag ist alles vorbei.

Fahrt bloß langsam und vorsichtig!
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Donnerstag, 25.August, Mediclinic Otjewarongo

Nach den Ereignissen der Nacht schlafe ich und schlafe und schlafe. Jedes Geräusch, jede Berührung oder Bewegung löst Schwindel aus. Trotzdem schlafe ich Viel. Erst als meine Leute vorbeikommen wache ich etwas auf. Sie erleBen gleich zur Begrüßung eine volle Breitseite. Der Schmerz ist plötzlich zurück. Jemand stochert mit glühenden Nägeln in meinem Knöchel. Zum Glück "nur" in Wellen, d.h. der Schmerz flaut auch immer wieder ab. Zusätzlich wird mir wieder schlecht. Mein Sohn hält die Schüssel während es mich würgt und schüttelt. Ich bin wirklich stolz auf ihn. Die Schwestern waren dazu nicht in der Lage. Dr. Klaasen ist zufällig gerade anwesend und bekommt alles mit. Ich bekomme nun eine Spritze gegen die Übelkeit und ein alternativeS MorphinPräparat. Bevor diese Medikamente wirken bin ich an einem ziemlichen Tiefpunkt. Ich will endlich einen Plan wie es weiter gehen soll, aber die Versicherung kommt nicht aus dem Quark. Nach einer Stunde geht es mir dann deutlich besser. Die Medikamente wirken und werden nun nach ZeitPlan verabreicht. Endlich sind die Schmerzen im Griff und spucken muss ich auch nicht mehr. Bleibt nur die fehlende Aussicht auf echte Behandlung oder Heimflug. Mein Mann telefoniert stundenlang. Ergebnis : Heimflug frühestens am 27. August. Es ist Donnerstag. Ich habe am Montag zuletzt geduscht (abgesehen von einmal tunken im Pool am Dienstag :woohoo: ) und auch zum letzten mal richtig gegessen. Nö also einfach nö, ich kann nicht mehr so lange warten. Mein Mann telefoniert und verhandelt. Ergebnis: am 27. würde der begleitende Arzt eingeflogen, Heimflug dann am 29.!!! Schönen Dank auch für so viel Hilfe liebe Versicherung. Sie sagten dann noch was zu meinem Mann in der Richtung " für die medizinische Einordnung und deren Notwendigkeiten seien sie nicht zuständig, das müsse ein Arzt machen" Häh? Was? :dry: :dry: :dry:

Jedenfalls wurde es Zeit sich mit Plan B, Transfer nach Windhuk und Behandlung dort, aber ohne bezahlten Heimflug anzufreunden. In dem Moment fiel mir dann meine Mitgliedschaft beim ADAC ein. Das und auch deren hilfsbereites Auftreten erleichterten die Entscheidung ungemein.

So, kurze Pause. Geht gleich weiter
Letzte Änderung: 10 Sep 2016 10:34 von babsi.
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