THEMA: Unfall in Namibia. Nix mehr Elefanten!
02 Sep 2016 16:26 #443353
  • babsi
  • babsis Avatar
  • Beiträge: 67
  • Dank erhalten: 151
  • babsi am 02 Sep 2016 16:26
  • babsis Avatar
Sonntag, 28.August, Lady Pohamba KH, Windhuk

Meine langweile Bettnachbarin wurde entlassen, dafür ist gestern noch Miss Angola bei mir eingezogen. Sie ist mit Papi und Geschwistern extra aus Angola angereist (Privatsphäre is ja nicht groß geschrieben und besteht nur aus einem Vorhang um jedes Bett. ) um ihre schlimmen Bauchschmerzen in diversen Lebenslagen abzuklären und es wird über OP 's und alles Mögliche gesprochen. Klingt alles sehr diffus und unangenehm. Würde nicht tauschen wollen. No way!

In der Nacht dann der RiesenTrubel und viel Lärm. Die schwerverletzte Südafrikanerin kommt in unser Zimmer (siehe Einschub
am 28. August). Die Nacht bleibt unruhig, trotzdem kommen die Wächterinnen des Blutdrucks gnadenlos um 5.oo Uhr, wie jeden Tag. Licht an, ein schallendes "Good morning" und dann Gerappel und Geklimper mit den Geräten. Um 6.oo Uhr kommen die Teeladies und um 7.00 Uhr Frühstück. Ein Krankenhausmorgen is nix für Weicheier!

Am Vormittag wechsle ich ein paar Worte mit der Südafrikanerin, die froh ist, nicht allein zu sein. Am Vortag hat sich ihr Auto überschlagen und ihr Mann ist dabei gestorben. Soviel Tragik ist kaum zu begreifen. Meine Sorgen und Nöte scheinen mir plötzlich sehr klein.

Miss Angola spricht nur mit zartem Stimmchen und seufzt oft. Sie hat eine dreistöckige Frisur. Der oberste Stock steckt in einer Frau Holle Haube :lol: Ihre Familie ist recht nett und wir reden ein wenig. Falls Miss Angola nicht zu krank und zu teuer werden sollte, möchte Papi noch einen Herz- TÜV für sich. Geht alles klar, denn nach viel (mitgehörten) Gesprächen um die Vorgänge südlich des Bauchnabels wurde klar, Miss A hatte einfach nur eine gräußliche Verstopfung, die sich nun in Wohlgefallen aufgelöst hatte. Sie wurde heute noch entlassen und ich bin nu allein im Zimmer.

So nah lagen hier absolute Tragik und auch Momente zum Schmunzeln.

Zurück zu mir:
Das kleine Abitur habe ich nicht bestanden. Zum Frühstück kommen Cornflakes UND, Rice Crispies UND Bircher Müsli mit Joghurt. Allein der Gedanke an die mitgelieferte warme Milch rückt in meinem Magen den Rückwärtsgang ins Rampenlicht. :sick: Eine kleine Portion Joghurtmüsli ist alles worauf er sich gerade mal eben so einlässt. Mittags kommt Lasagne mit Reis und..... :huh: und so geht es weiter. Was hab ich nur für Zeugs bestellt. Aber dieses Problem begleitet mich von Anfang des Unfalls bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus. Ich kann fast nichts essen.

Ich wurschtel mich so durch, mal besser mal schlechter. "Schwester hab Kopfweh. Die Infusion läuft rückwärts. Tropf ist leer. Die Decke zu warm. Immer werde ich geholfen :lol: . Auch das Bettpfannenballett geht weiter. Ich höre ja auch gleich wieder auf damit :dry: , aber kurz: einer Schwester würde ich gerne den "Florence Nightingale" - Preis verleihen. Sie schlug vor, ich müsse nicht die "Mondsichel", ich könnte mich auch einfach hinsetzen. Ich war überwältigt von so viel Menschenverstand. Das war super.... also, warum hat das vorher niemand gesagt? Ich thronte, von einem Ohr zum anderen lächelnd, und die Schwester war verunsichert von so viel Fröhlichkeit. :laugh: :silly: :P

Mein allerliebster Mann ist nun selber krank. Er eierte schon seit Otjiwarongo und nun hat er richtig Magen-Darm. Da es mir gerade eher gut ging, hatte er endlich Gelegenheit auch mal ein paar Stunden auszuruhen.

Noch eine letzte Neuigkeit des Tages: ich soll morgen Krücken bekommen. Ist das cool? :cheer: :cheer: Das wird ja immer schöner.
Ts' Nächtle allseits
Letzte Änderung: 10 Sep 2016 10:57 von babsi.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: mutsel, engelstrompete, namibiafieber, Logi
03 Sep 2016 12:45 #443449
  • babsi
  • babsis Avatar
  • Beiträge: 67
  • Dank erhalten: 151
  • babsi am 02 Sep 2016 16:26
  • babsis Avatar
Montag, 29. August, Lady Pohamba KH, Windhuk

Ich hatte, allein im Zimmer, eine ruhige Nacht. Dennoch wird dieser Tag noch richtig turbulent. Mein Wunderhubbi :kiss: (husband= hubbi) ist krank, soll ausschlafen und sich später selber in der Ambulanz melden, um seinen Magen zu sortieren.

Ich komme gut zurecht denn, Goldsternchen Nr.1 :woohoo: Ich krieg die Haare schön. Erstmals seit acht Tagen wieder Haare waschen. 2 Damen kommen und machen mir das, im Bett, liegend.

Goldsternchen Nr.2: :woohoo: Die Krücken werden gebracht

Goldsternchen Nr. 3: :woohoo: Eine Physiotherapeutin rauscht herein und zeigt mir den Gebrauch der Krücken und danach heißt es Leibesertüchtigung. Die taffe Dame hat gerade mal geschätzte 45 kg Lebendgewicht, aber sie weiß, was ich wollen soll. :silly: Nach ein paar Übungen bin ich geplättet, aber guter Dinge.

Goldsternchen Nr.4 :woohoo: eine Miarbeiterin des Krankenhauses, deren Job einzig und allein in Kommunikation und Liaison zu den Versicherungen besteht, stellt sich bei mir vor und erkundigt sich nach meinem Befinden. Gut, dass es sie gibt, da weniger Bürokratie für uns.

Goldsternchen Nr 5 :woohoo: : die Dame der Reiseagentur, die uns unermüdlich zur Seite stand, kommt nachmittags zu Besuch und mein Mann auch. Wir reden viel und angeregt.
Die Achterbahn hat nun ihren höchtsten Punkt für den Tag erreicht, ab jetzt.... :blink: ......

Als dann unerwartet Dr. S auftaucht, bin ich schon recht erschöpft. Er begutachtet mein Fußende und verkündet, dass er noch heute Abend die zweite OP durchführen wollen würde. Ansonsten müsste ich aufgrund von Notfällen auf Mittwoch oder sogar Donnerstag verschoben werden. Ich zieh mir die Bettdecke bis zur Nase. Allso nö, heute schon? Aber heute war doch Tag "schön und sorglos" ?! :S . Es ist kurz nach drei um sechs geht' los.

(Operiert zu werden wird hier als "going to the theater" :blink: bezeichnet. Sobald dieser Begriff fällt weichen alle ein Stück zurück und schrumpfen vor Ehrfurcht. Nicht vor etwaig betroffenen Prinzessinen :kiss: , versteht sich, sondern vor dem Vorgang selbst. Điese Redewendung läuft dann ganz schnell von Mund zu Mund. Meine klassisch germanische Vorstellung von" ins Theater gehen" verbindet sich nun ganz und gar nicht mit "Operationssaal" und " an sich schnitzen und schrauben lassen, während man selbst eigentlich gar nicht dabei ist". So, wie es immer betont wird, ist meine Assoziation eher, im Circus Maximus ein paar hungrigen Löwen als Häppchen vorgesetzt zu werden. :( )

Die Vorbereitungen werden getroffen, die Pret-a-Porter-Mode angezogen. Diesmal gibt's im OP keine Sonderbehandlung. Erst muss ich aus meinem flauschigen Bett in ein härteres TransportBett, dann auf die noch härtere Liege "in the Theater " wechseln. Die mit den Gurten und Schnallen und Fußstützen. Es ist eiskalt da drin (damit die Bazillen es ungemütlich haben, wurde mir erklärt). Mir wird schon wieder kümmerlich, als der Anästhesist mich aufmunternd warnt, dass die Injektion brennen könnte. Bevor ich noch zum Finger wackeln komme, bin ich schon weg.

Von der Auszeit bekommt man null und nichts mit. Es ist nicht wie Schlaf. Die Existenz ist einfach ausgeknipst. Die Rückkehr ist auch digital: erst " aus", dann wieder "an". Als ich wieder "an" bin registriere ich drei Dinge: mein Mund ist trocken, geht aber (nur 1 Pfund Wüstensand diesmal ). Meine Nase ist verstopft, ich kann kaum atmen. Und Schmerz, mit jedem Atemzug mehr glühender, roher Schmerz. Ich werde auf auf meinen Station gebracht, Schmerzmittel werden infundiert. Es wird aber nicht besser. Mein glühender Knöchel wird mit groben Raspeln bearbeitet. Es geht wieder in Wellen sonst hätte ich nur geschrien. Die Schwestern bestehen darauf, dass ich in mein Bett wechsele. Ich möchte mich keinen Mikrometer bewegen, aber ich muss. Die Schmerzen sind unerträglich, kein Vergleich zu allem, was vorher war. Die Schwestern reden auf mich ein, ich kann nicht zuhören, und versuchen zu trösten, es hilft mir nicht. Dann bin ich allein. Ich atme und versuche stillhalten. Jede kleinste Bewegung erzeugt glühende Messer. ICh möchte eigentlich dringend schlafen, ich warte auf die erlösende Wirkung der Schmerzmittel, aber es tut sich nichts. Irgendwann (nach 10 bis 20 Minuten) kommen die Schwestern wieder und infundieren erneut. Nach und nach zieht sich der Schmerz in sein Schneckenhaus zurück. Ich kann trinken, mich um die verstopfte Nase kümmern und endlich einschlafen, wenn auch völlig unbequem, denn der Schmerz lauert auf jede kleinste Zuckungen. Ich schlafe und kann mich gegen morgen sogar mal umdrehen und zurechtrücken. What a Day! !!
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: mutsel, engelstrompete, namibiafieber, Logi, Grosi, CuF
03 Sep 2016 13:48 #443455
  • babsi
  • babsis Avatar
  • Beiträge: 67
  • Dank erhalten: 151
  • babsi am 02 Sep 2016 16:26
  • babsis Avatar
Dienstag, 30. August, Lady Pohamba KH, Windhuk

Ich bin wieder da und ganz guter Dinge, obwohl mir schlecht ist. Alles ist gut, so lange der Schmerz nur gelegentlich aus seinem Schneckenhaus hervorlugt. Zum Frühstück gibt es mehr Schmerzmittel, Antibiotika, etwas gegen die Übelkeit und eine Erklärung : mein Arzt war nach der OP telefonisch nicht erreichbar gewesen, der Notfallarzt war mit einer Wiederbelebung beschäftigt und so konnten die Schwestern in der Nacht bei der unerwarteten Schmerzattacke zunächst keine Autorisierung für stärkere Schmerzmittel als Paracetamol für mich erhalten. Hauptsache, jetzt ist alles wieder unter Kontrolle.

Mir ist wackelig und zittrig und ich kann , nach wie vor, kaum essen. Ich erzähle das jedem, der es hören will und bitte um entsprechende InfusIon (diese wurden nämlich heute eingestellt) aber keiner hört mir wirklich zu.

Eine neue Bettnachbarin wird eingeliefert, die von einem Sturz "Rücken" mit auch ordentlichen, tränentreibenden Schmerzen hat. Sobald auch sie mit Morphin beglückt ist, können wir uns unterhalten. Sie ist deutschstämmige Namibierin, besitzt mit ihrem Mann eine Farm und kann mir ganz viel über das Leben in Namibia erzählen. Das Morphin macht sie fast hyperaktiv und sie sprudelt nur so vor sich hin. Ich freue mich über die nette Gesellschaft und die vielen Insider-Infos. Wir können auch viel zusammen lachen :)

Mein Mann bringt mir zum Trost einen nagelneuen Schlafanzug und, trotz allem, kann ich mit Krücken ins Bad hoppeln. :P . Das hätte ich noch vor wenigen Stunden nicht für möglich gehalten.

Im Hintergrund laufen die Vorbereitungen für meine Entlassung, die schon für morgen angedacht ist. Wann immer ich Kraft und Zeit habe, schreib ich. Ansonsten ruhe ich mich viel aus.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: mutsel, engelstrompete, namibiafieber, Logi, Do, Grosi, CuF
04 Sep 2016 12:49 #443530
  • babsi
  • babsis Avatar
  • Beiträge: 67
  • Dank erhalten: 151
  • babsi am 02 Sep 2016 16:26
  • babsis Avatar
Mittwoch, 31. August, Lady Pohamba KH, Windhuk

Die Nacht war schlimm, eigentlich die schlimmste (abgesehen natürlich von der Zeit gestern, nach der OP ) von allen, seit ich hier bin. Kaum gegessen, eimerweise Schmerzmittel, Antibiotika und die Nachwirkungen der Narkose machen sich bemerkbar. Erst bin ich unruhig und hibbelig, als hätte ich viel zu viel Kaffee getrunken und dann geht es mir einfach nur hohl, schwach, schlecht. Schon seit ich hier bin gibt es nebenan eine Baustelle wo tags und auch die ganze Nacht durch, Boden verdichtet wird. Bisher störte mich das nur gelegentlich. Heute Nacht verbinden sich die Vibrationenen, die auch fühlbar sind, mit wirren Träume und ich werde richtig seekrank. Ich kann das kaum aushalten und sehne schlaflos den Morgen herbei. Sorgen bereitet mir noch dazu, daß ich heute entlassen werden soll und ich mich dem noch nicht gewachsen fühle, so gerne ich auch raus will.

Morgens hab ich dann üble Kopfschmerzen und mein Fuß beginnt zu stechen. Auf die Frage, wie es mir geht, weiß ich gar nicht, wo ich mit jammern anfangen und wie ich aus dieser Misere von Nicht-essen und Medikamenten wieder raus kommen soll. Zu allem Überfluss muss ich mich auch noch übergeben. Ich bekomme wieder Medikamente für dies und das und, nachdem mich trotzdem mein Mittagessen auch wieder verlassen hat, endlich noch mal eine Infusion. Alle sehen ein, daß die Prinzessin unpässlich und eine Entlassung nicht realistisch ist. Ab der Infusion Nachmittags wird aber langsam alles besser und es geht bergauf. Abends gelingt es mir 2 Bananen, sogar mit Appetit, zu essen und sie bleiben auch da, wo sie hingehören.

Die Nacht wird toll.... ich werde schlafen wie ein Baby.... das fühle ich schon vorher an der einsetzenden Entspannung.

Zwischendurch wurden an diesem unschönen Tag auch noch irgendwann neue RöntgenBilder für den Abschlussbericht angefertigt. In meinem Knöchel sind nun 1 Draht, 10 Schrauben und 1 PLatte verbaut.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: mutsel, engelstrompete, Logi, CuF
04 Sep 2016 13:38 #443542
  • babsi
  • babsis Avatar
  • Beiträge: 67
  • Dank erhalten: 151
  • babsi am 02 Sep 2016 16:26
  • babsis Avatar
Donnerstag, 1. September, Lady Pohamba KH, Windhuk

Entlassung :laugh: :silly: :)

Tatsächlich habe ich richtig gut geschlafen. Ich könnte Bäume ausreißen.... also kleine Bäume :). Na ja, vielleicht Büsche.... oder lieber Gras... ja, Gras geht :whistle:
(Zitat von einer Spaßpostkarte)

Mir geht es wirklich so viel besser. Mit einem seltsamen, aber clever ausgedachten Sitz-Stehstuhl mit Klapp-Pobacken kann ich sogar selbständig duschen. Schon gestern wurde meine Schiene mit dem braunen alte-Jungfern-Verband entfernt und ich bekam einen sog. "Moonboot" einem praktischen Meisterstück der Inscheniörskunst.

Das Infusionsset wird entfernt, ab jetzt gibt es nur noch Tabletten, und viele Vorbereitungen werden getroffen. Am frühen Nachmittag darf ich mich verabschieden und verlasse winkend im Rollstuhl die Station.

Mein Mann hat inzwischen ein Mietauto besorgt. Die Tage, bis der ADAC den Rückflug organisiert hat werden wir auf einer Lodge nahe Windhuk verbringen. Dort ist es ruhig (keine Baustelle B)) hat ein paar Tiere und ich kann mein Bein hochlegen und Kräfte für die Heimreise sammeln.

Soeben habe ich ganz druckfrisch erfahren, dass wir am Dienstag, 6. September nach Hause gebracht werden. Wir fliegen Buisinessclass, Transport zum Flughafen und Transport ab MUC zu einem Krankenhaus nahe meines Wohnortes ist organisiert.

Mein ganz herzlicher Dank gilt:

:kiss: mit Abstand meinem Mann, der mir geduldig und unermüdlich zur Seite steht und stand

:) Dr. C und Dr. S die freundlich, kompetent und professionell waren und mir buchstäblich wieder auf die Füße halfen

:) :laugh: Meiner Familie und Freunden

;) Euch netten, geduldig mitlesenden und anteilnehmenden Fomis. Mit der Schreiberei wurde es mir nie langweilig und ich konnte manche unerfreuliche Situation durch die humorvolle Seite besser ertragen. DANKE!
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Roxanne, mutsel, engelstrompete, Yawa, Logi, LolaKatze, CuF, binca75
05 Sep 2016 11:50 #443670
  • babsi
  • babsis Avatar
  • Beiträge: 67
  • Dank erhalten: 151
  • babsi am 02 Sep 2016 16:26
  • babsis Avatar
Meine Zusammenfassung und Fazit für die nächste Namibiareise

Erst mal die Zusammenfassung :

Am 23.Aug. gegen 19.00 Uhr ist der Unfall nahe Kamanjab passiert. Die Versicherung wurde sofort informiert.

Am 24.Aug. gegen 14.00 Uhr sind wir bei einem Arzt in Otjiwarongo (ca. 240 km, davon 13 km Gravel) angekommen und RöntgenBilder konnten gemacht werden (Mehrfachbruch und Subluxation).  (Die Kommunikation mit der Versicherung hat hier zu ca. 3 Stunden Verzögerung geführt)

Am 25.Aug. nur Wartezeit wg. zähen Gesprächen mit der Versicherung. Auf Anraten des Arztes, hätte ich sofort nach Windhuk gebracht und am selben Tag operiert werden können und, aus medizinischen Gründen, auch sollen.  Heimflug nach D stand aber  noch im Raum (zuerst für den 27.8. dann für 29.8)

Am 26.Aug. wurde der Transport nach Windhuk organisiert und vorgenommen. Erste OP war noch am selben Tag. Zur Organisation des späteren Heimflugs wird der ADAC (da Plus-Mitglied) eingeschaltet.

Am 29.Aug. erfolgt die zweite und abschließende OP. Damit war die Leistung der Auslands- Krankenversicherung erschöpft.

Am 06.Sept . werden wir (vorraussichtlich) vom ADAC per Flug in der Buisinessclass nach Hause gebracht. Für Transfer zum Flughafen und dann Transfer vom Flughafen zu einem wohnortnahen Krankenhaus zur Überprüfung ist gesorgt.

Hinterher ist man immer schlauer / Fazit :
Hier schreibe ich mal zusammen, was ich nun anders machen oder extra bedenken würde (also meine persönliche Einschätzung ohne Anspruch auf Richtigkeit oder gar Vollständigkeit)

Versicherungen:

* ich suche mir zukünftig eine Auslandskrankenversicherung mit gutem Ruf und lese mir die Bedingungen (Deckungssummen !) genau durch. Was.ist genau abgedeckt? Bekomme ich einen Ansprechpartner oder muss ich immer durch ein Callcenter? Gibt es Beratung durch einen Facharzt?

* ich stelle sicher, dass die medizinische  Behandlung im Ausland UND die Rückkehr abgesichert sind. Gegebenenfalls auch durch zwei getrennte Versicherungen.

Dabei kann es erstens um viel  Geld gehen,  aber zweitens auch um medizinische Beratung durch deutsche Ärzte und logistische Unterstützung bei den vielfältigen Organisationsfragen. (Einen medizinisch betreuten Liegendflug organisiert man z. B. nicht mal eben so selber)

Sonstige Bedingungen, Einsichten und Gedanken zur Sicherheit:

* ich bin mir viel mehr als vorher bewußt, daß keine Versicherung der Welt die weiten Wege abkürzen, die Straßen verbessern oder eine Rettung/Transport bei Dunkelheit ermöglichen kann. Wer kurz vor oder nach der Dämmerung einen Unfall hat/krank wird,  MUSS (jedenfalls bei größeren Entfernungen zum nächsten Ort mit Arzt) bis zum nächsten Morgen  (plus Transportzeit) durchhalten. Bei Dunkelheit steht auch keine Flugrettung zur Verfügung (ich habe mich erkundigt). Das muss, vor allem auch bei der Routenplanung mit Kindern, berücksichtigt werden.

* in Hinsicht auf den vorigen Punkt würde ich die Reise-Apotheke aufstocken. Ein starkes, verschreibungspflichtiges Schmerzmittel wäre Pflicht und Material für Druckverband (Blutungen) und offene Verletzungen. Muss mich dazu beraten lassen.

* wenn ich eine/n Arzt/Ärztin gefunden habe, dem/der ich vertraue, vertraue ich ihm/ihr auch und befolge, was mir dort geraten wird. Ich lasse mir die Behandlung schriftlich verordnen und kann das dann auch so vor der Versicherung vertreten. Gestritten wird notfalls später.

* ist man in einem großen Krankenhaus gelandet, ist man nicht der erste oder einzige Auslandsversicherte. Lady Pohamba Hospital z.B.  hat zur Abwicklung mit den Versicherungen routinierte Abläufe und eine Angestellte, die sich nur darum kümmert. Das wird in den anderen Krankenhäusern ähnlich sein.  Es gibt eine beiderseitige Routine und damit ist man selbst dann von der Bürokratie etwas  entlastet.

* je nach Fall würde ich mich wieder hier in Namibia behandeln lassen. Räumlichkeiten, Ärzte, Spezialgeräte (MRT gibt es, CT weiß ich nicht), Betten und vor allem auch das Pflegepersonal sind toll
gewesen und scheinen internationalen Standard zu haben. Die Betreuung, bis hin zum Essen hin, war ausgezeichnet.

* die Idee (wie hier geäußert wurde),  in einem Notfall wie diesem, aus eigener Initiative unbehandelt heim zu fliegen ist nicht durchführbar. Die Airlines verlangen bei Krankheit /Verletzung ein "FIT to FLY " ZERTIFIKAT, in dem ein anerkannter Arzt bestätigen muss, unter genau welchen Bedingungen und Umständen der Betroffene komplikationsfrei reisefähig ist. Die Airline behält sich die Zustimmung zur Beförderung vor. Sie wollen (verständlicherweise) vermeiden, dass unterwegs Komplikationen/ Zwischenfälle eintreten (z.B. Blutungen, Thrombosen oder der Patient fängt an vor Schmerz zu schreien usw.)

Diese Option besteht also einfach nicht , auch nicht für Helden! (abgesehen davon, dass man ab einem Beinbruch nicht auch nur einen einzigen Schritt mehr machen kann. Nicht ins Zimmer, nicht zum Auto , nicht zur Toilette und erst recht nicht in ein Flugzeug)

* lange Listen mit vielen Notfallnummern des Landes sind nicht so essentiell. Es gibt eine zentrale Notfallnummer die entsprechend weiterleiten würden, bzw. wissen die Leute Vorort Bescheid.

* superwichtig ist natürlich eine Liste mit allen persönlichen Daten zu Versicherungen, Flug, Reiseveranstalter, Kreditkarten (ganz wichtig!)

Das ist alles, was mir gerade so dazu einfällt. Wir haben viel erlebt und viel gelernt und bedanken uns bei "Namibia" für die Hilfe und gute medizinische Betreuung und allen, die uns unterstützt haben, auch Euch Fomis :) .

Wer wissen will, wann Häschen wieder hüpfen kann: ich werde mich an dieser Stelle nochmal melden, sobald es so weit ist.

ALLES Liebe
Babsi
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: engelstrompete, lilytrotter, buma, namibiafieber, Montango, Logi, Applegreen, LolaKatze, CuF, kOa_Master und weitere 2
Powered by Kunena Forum