THEMA: Unfall in Namibia. Nix mehr Elefanten!
29 Aug 2016 14:14 #442844
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Immer noch Donnerstag, 25..August, Mediclinic Otjiwarongo

Die Medikamente sind nun so eingepegelt dass es nur noch hie und da dumpf pocht, und ich trotzdem din Augen offen halten kAnn.. Solange niemand wohlmeinend mein Bein tätschelt, oder aus Versehen rempelt ist alles gut. Meine Familie nimmt ab jetzt die Reise wieder auf, bis auf meinen lieben Mann. Der ist jetzt mein Manager. Mittags bekomme ich irgendein Fleisch mit Brokkoli und ..... geh mir bloß fort. Mir ist zwar nicht mehr direkt übel, aber zu Essen scheint mir nicht im Rahmen des möglichen.
Die Schwestern sind freundlich, bemühen sich und machen soweit auch alles richtig. Nur.... ach, dazu kommen wir noch.

Mein Mann ist neben der Telefoniererei den ganzen Tag für mich unterwegs. Man glaubt einfach nicht von wieviel tausend Handreichungen man abhängig ist wenn man nicht aufstehen kann, bevor man es nicht selbst erlebt hat. Nichts, außer liegen und prinzessinnenhaft seufzen, kann man selber machen. Nehmen wir mal Zähne putzen im Bett. Bürste mit Zahnpasta suchen und anreichen. Sabberlatz holen. Zahnpasta wieder wegpacken. Wasserflaschen öffnen und bereit halten, reichen. Benutzte Zahnbürsten entgegennehmen und unverzüglich einen Spucknapf bereit halten. Spucknapf und Zahnbürsten mitnehmen, säubern, wegräumen. Papiertücher zum Abtrocknen reichen. Wasserflasche wieder zu und verstauen. All dascaus dem Koffer und fast ohne Abstellfläche. Könnt ihr Euch das vorstellen? Und so geht das ja den ganzen Tag. Irgendwas ist einfach immer. Zur Toilette trägt mein Mann mich und das geschiente Bein dazu -ohne auch nur minimalst anzuecken- hält es "derweil" fest und hilft auch beim aus- und anziehen. Damit die Übung nicht zu einfach wird, kommt als Kür noch der Infusionsständer nebst Schlauch im Arm dazu. Nach jeder Tour sind wir immer beide ziemlich geschafft und auch der Knöchel hat eine Meinung dazu. Zwar bekommen wir bald einen Rollstuhl zur Hilfe, aber in der Enge ist die Erleichterung nicht groß damit.
Netterweise dürfen wir in ein Einzelzimmer mit einem verstellbaren Schlafsessel daneben einziehen. Ich liege selbst in einem relativ modernen, elektrische verstellbaren Krankenhausbett.

Mein Mann, der ja schon seit Morgens um vier die Stellung hält, wird in diesem Sessel schlafen, so ist jedenfalls der Plan. Erstmal macht er sich aber früh abends auf den Weg endlich selbst was zu essen, denn er
war den ganzen Tag nur für mich dagewesen. Kurz vorher hatten wir noch die Info von der Versicherung erhalten, dass ein Rücklug erst am 29. möglich wäre.
Da treffen wir endlich eine EntScheidung. Das dauert zu lang. Wir fahren , Plan B, ins Krankenhaus nach Windhuk zur OP. Basta! Den Heimflug klären wir dannn eben später. Dr. My Dear verkneift sich ein "hab ich Dir doch gleich gesagt , my dear" und verspricht, sofort alles in die Wege zu leiten.
Mein Mann geht nun weg Essen fassen.

Jetzt kommen wir noch kurz zu dem "Nur....." (von weiter oben, als es um die Krankenschwestern ging), also zu einem pikanten Thema zurück, denn, ich muss mal. Den behäbigen Nurses traue ich die Rollstuhlakrobatik mit Hebefigur auf gar keinen Fall zu, schon gar nicht ohne anzuecken. Da bleibt nur eins: Das Gerät aus dem HorrorKabinett eines jeden Krankenhauses muss her: die Bettpfanne :ohmy: .
Männer, jetzt mal weghören, denn das betrifft Euch nicht. Da habt ihr es wieder mal einfacher. :P

Muss mal Pause ;) machten. Bis später.
Babsi
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29 Aug 2016 19:23 #442905
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@gg
Ich möchte die Diskussion nicht verschärfen, aber am schlimmsten finde ich diejenigen, die die Foren nach „Sozialexhibitionismus“ durchstöbern und sich dann mit ihren Kommentaren als Gutmensch darstellen.
Meistens sind das ganz arme Würstchen.
@Babsi:
Lass uns bitte weiter an deinen Erfahrungen teilhaben.
Und alles Gute für dich!
LG aus OB
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30 Aug 2016 10:34 #442981
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Donnerstag 25. Aug. Mediclinic Otjiwarongo, Kapitel Bettpfanne

Also zurück zum Thema Bettpfanne. Wem das peinlich ist, bitte ein Kapitel überspringen. Aver ich finde es gar nicht so unwichtig, denn täglich sind davon zillionen Frauen (und natürlich auch Männer) betroffen. Bei Männern ist es halt einfacher, denn die Installationen sind eben überputz :lol: .

Ich gehe davon aus, alle wissen, was das .... Ding... ist? :blush: Nix zum Steaks braten jedenfalls.

Also, als ich den Knopf drücke erscheint eine Schwester, eine von der Sorte Matrone Hühnerbein. Ich verkünde mein Begehr und sehe in ihren Augen erst Panik und dann Fluchtinstinkte aufflackern. Aber nur kurz. Dann fasst sie sich und kommt, ein metallenes Nachkriegsgerät in der Hand, zurück. Schluck :blink: Aber nu - Augen zu und durch- Peinlichkeit hin oder her.! :sick: Gut, dass ich einigermaßen sportlich bin. Hose runter muss ich selber schaffen, sie hilft mir nicht. (Bitte selbst versuchen: auf dem Bett liegend und dabei ein Bein auf gar keinen Fall belastend oder bewegend.) Dann schiebt sie mit langem Arm die Pfanne unter ... ach falsch, doch nochmal umdrehen... und geht. Ich hoffe inständig sie weiß was sie tut und hat das Bauteil nu richtig rum eingesetzt, denn ich bin Einsteiger und kenne mich definitiv (noch) nicht aus. Sie geht glücklich und ich liege da wie eine Falschrum-Banane. Bestimmt ist diese Stellung gut für irgendwas und hat im Yoga einen blumigen Namen wie "liegende Mondsichel " oder so. Ich tue also, was getan werden muss (keine Sorge, nur Nummer 1 und das bleibt auch so bis ich Krücken bekomme- Danke lieber Gott :kiss: ) und hole meine Gesundheitsassistentin wIeder her. Sie kommt zum Glück zügig und möchte mir das Ding unterm Hintern wegziehen. Stopp, ich brauche doch erst Papier, wieso hat sie keins mitgebracht, verflixt nochmal. Genervt eilt sie von dannen, ich arbeite derweil weiter an meiner "Mondsichel ", und sie kehrt mit einer kleinen Handvoll der ersehnten weißen Blättchen zurück. Ich will jetze nich ins Detail gehen :evil: , aber man braucht mehr als normal. Merkt Euch das, falls ihr mal das Vergnügen haben solltet! Ich nehme, was ich kriegen kann und .... also diesen Schritt überspringen wir großzügig :blush: . Matrone nimmt am langen Arm die Schüssel mit und verschwindet. Ich liege da, mit meinem weißen Knöllchen in der Hand, das seine Bestimmung nun erfüllt hat. Matrone kommt zurück und eilt hin und her, kommt aber nicht auf die Idee mir das Ding abzunehmen. Ich muss sie darum bitten. Irgendwie Händewaschen? Fehlanzeige, sie hat ja Gummihandschuhe und denkt nicht an mich. Das war's. So ist das. Nur mit einer saftigen Portion Galgenhumor ist diese extrem unangenehme und peinliche Situation überhaupt zu überstehen.

Darum liebe Krankenschwestern, Sisters und Nurses dieser Welt, bitte ich Euch um Souveränität, Freundlichkeit und Zuvorkommenheit, und dass man nicht noch um alles bitten und ein genervtes Gesicht ertragen muss in so einer schwer auszuhaltenden Lage.

Und Ihr Medizintechniker/innen, Weltraumingenieure/innen und überhaupt Schlaumeier dieser Welt, könnt ihr nicht mal was praktisches, vielleicht auch diskreteres mit Selbstbedienung dafür erfinden?
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30 Aug 2016 17:00 #443042
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Freitag 26. Aug, Transport nach Windhuk

Mein Mann kam am Vorabend vom Essen zurück und es ging ihm gar nicht gut. Magen verdorben oder Darmgrippe oder so. Er war schlapp und etwas fiebrig. Leider erwies sich der Beistellsessel als so unbequem, dass er es bald vorzog am Boden zu schlafen. Da hatte ich ein richtig schlechtes Gewissen. Ich im ziemlich bequemen Bett, er am Boden. Immerhin gab ich ihm meine dicke Bettdecke zum drauflegen. Die Nacht verlief für mich ganz gut. Einmal noch Schmerzmittel angefordert aber ansonsten auch viel geschlafen. Die starken Medikamente haben seltsame Nebenwirkungen. Geräusche werden in verworrene Geschehnisse interpretiert. Z.B ich höre den Wasserhahn laufen und ich bilde mir ein, dass Wasser aus den Wänden rinnt. Oder Fehlempfindungen. Ich fühle, dass jemand meinen Zeh umbiegt, sehe nach, und es liegt nur ein dünnes Laken drauf. Trotzdem kann ich mich ganz gut entspannen.

Gleich am nächsten Morgen erscheint Dr. C. Der OP Termin in Windhuk sei schon für heute um sechs gebucht und um den Transport würde er sich gleich noch kümmern. Die Versicherung meldet sich und spricht endlich direkt mit Ihm. Er hat eine Frau am Apparat, die etwas überrumpelt von soviel Entschiedenheit und "my dears", zu beidem zustimmt. Wir hätten, wie gesagt, mal gleich auf ihn hören sollen und sind für sein beherztes Handeln sehr dankbar.

Es kann losgehen. Keine Stunde später ist ein AmbulanzFahrzeug von MC (oder so ähnlich ) 7/ 24 da. Das Team besteht aus sage und schreibe 4 Leuten, die gleich Nägel mit Köpfen machen. Bisschen PapierkRAM, dann wird ein Stretcher hereingerollt, alles Gepäck zuerst und dann ich verfrachtet. Und da begegnet uns wieder die hübsche, junge Dame aus der Government Clinic, wisst ihr noch?. Sie ist, neben Fahrer und Beifahrer, die Rettungssanitäterin. Auch noch dabei ist eine junge Auszubildende, die zum Beruhigen und Händchen halten mitfährt. Das ist einfach toll. Alle sind sehr nett.

Reinhiefen, Tür noch zu, winke, winke und los geht die Fahrt, die ungefähr zwei einhalb Stunden dauern soll. Mein Blutdruck und Puls wird immer wieder überprüft und nicht beanstandet. Die beiden Damen sitzen bei mir und versuchen, es mir so gemütlich wie möglich zu machen. Sie entschuldigen sich für jeden Hubbel. So brausen wir dahin, während ich nur an die Decke des Toyota Quantum starren kann. Ich habe das Gefühl, dass wir immer schneller und schneller fahren und bald abheben. Frau Sanitäter beruhigt mich aber und meint, der Fahrer wäre ein sehr guter Fahrer und würde sich auch an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten. Ich hoffe das Beste, denn wir sind alle nicht angeschnallt. Hie und da heult die Sirene auf. "Baboons on the road" erfahre ich, oder selbstmörderische Knappüberholer von gegenüber. Es hat viel Verkehr. Ich und die Mädels braten in der Röhre, die Jungs vorne haben die Klimaanlage für uns auf volle Kanne und angeln nach ihren Jacken.
Einmal sagt Frau Sanitäter "There is a bwidsch"! Häh, was? "A bwidsch" ich nicke, verständnislos. Das Auto macht ein paar heftige Hopser, ich wimmere kurz und dann geht mir ein Licht auf. Sie wollte mich vor den Hopsern der kommenden Brücke (bridge) warnen. Mehr wegen der Hitze als wegen sonstwas werde ich langsam ungeduldig. Alles klebt an mir. Die Medikamente halten aber gut durch. Es zwickt hie und da, aber alles im Ramen.
Letzte Änderung: 10 Sep 2016 10:45 von babsi.
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30 Aug 2016 20:45 #443071
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Freitag 26.August, Lady Pohamba Krankenhaus Windhuk

Endlich sind wir da. Die Tür geht auf und ich bin im Himmel der Verletzten. Kühl, Hell, nagelneue, riesig, schöne Farben, aber das wichtigste, so viele nette Leute kümmern sich sofort um mich. Nette Krankenschwestern und fröhliche hilfsbereite Pleger wuseln um mich rum.
Ein Arzt guckt nur kurz vorbei. Meine Papiere sind schon fertig und ich werde unverzüglich durchgewunken und auf Station gebracht. Großes Vierbettzimmer mit Aussicht und nur einer Bettnachbarin. Alles bestens.

Einschub: ich wollte noch erwähnen, wieviel freundliche und hilfsbereite Menschen wir hier kennen lernen, denen wir sonst nie begegnet wären. In Otjiwarongo war mein Mann einigermaßen verzweifelt , weil das Internet dort kaum brauchbar war und er so viel kommunizieren musste. Der Apotheker des Krankenhauses bekam das mit und nahm ihn kurzerhand mit zu sich nach Hause. Er stellte seinen PC zur Verfügung, machte Abendessen und brachte ihn wieder zurück. Die Dame der Reiseagentur kümmerte sich unermüdliche um alles mögliche. Auch bei kurzen Begegnungen sind alle freundlich und fragen ob sie helfen können.

Und weiter: Auf dem Zimmer wird von einem gut gelaunten Pfleger das Infusionsset erneuert und die Schmerzmittel Behandlung fortgesetzt. Endlich kann ich nach drei Tagen endlich aufatmen und fühle mich in guten Händen.
Der Nachmittag vergeht mit Ausruhen und dösen. Um 18.00 Uhr taucht der Orthopädie-Spezialist auf und entschuldigt sich für die Verspätung. Dennoch will er mich noch drannehmen. Um 20.00 Uhr soll es losgehen. Ein kleiner Tiefpunkt ereilt mich noch, als er mein Bein auswickelt und ich es nach einigen Tagen auch erstmals wiedersehe. Kein stöckelschuhfähiger Zustand sag ich Euch. Farbe: lilablassblau. Das Gesicht des Arztes ist auch nicht happy. Er wusste nicht, dass noch gar nichts gerichtet worden war und befand die Schwellung für eine Komplettsanierung für zu stark. Erst mal einrichten und ein loses Knochenstück anschrauben, dann abwarten. So war der Plan. Jetzt ging es tatsächlich los. Mir war sehr mulmig aber ich war natürlich auch froh. Die Vorbereitungen begannen unverzüglich. Formulare, Spritzen, und, krönender Abschluss, das Einkleiden. OP Haube Frau Holle, Sterntalerhemdchen und ein Höschen von Schneewittchens böser Schwiegermutter. "One Size fits" all, von 20 bis 200kg. So fertig. Ich werde in den Vorraum gebracht. Es ist kühl, still und einsam da. Ich warte eine dreiviertel Stunde und dann bin ich dran. Der Anästhesist sieht, dass die Prinzessin etwas kümmerlich dreinschaut und ich muss nicht auf die Liege mit den Gurten und Schnallen wechseln. Das machen wir dann, meint er großzügig. Er setzt mir die Narkose noch im Bett. Die Luft aus der Maske riecht blöd und ich wackel mit dem Finger, damit er sieht, dass ich noch da bin. Zwei, drei Atemzüge, noch da, wackeln, vier, wackeln, das Zeug nützt ja gar nix, viereinhalb... und weg.

Dann bin ich genauso zack wieder da. Mein Mund fühlt sich an wie zwei Pfund Straßenstaub. Ich glaube keine Luft zu bekommen vor Trockenheit. Ich ächze nach Wasser. Sobald wir auf Station sind, verspricht mir die Schwester. Hat sie mich nicht verstanden? Ich vergehen, ich ersticke... nein. ..aber ich kann nichts sagen. Sie kennt das wohl und bleibt ganz cool. Eine Minute später sind wir da. Neben meinem Bett steht ein Becher mit Eiswürfeln bereit. Ich stürtze mich drauf und bin gerettet. Das war knapp. ACh ja mein Bein: es drückt und pocht ein wenig aber nicht besorgniserregend. Es ist 22.30 Uhr, die OP hat 45 Minuten gedauert. Ich schreibe noch ein whatsapp, krächze meinem Mann ins Telefon, dass ich noch lebe und ein paar Eiswürfel später bin ich eingeschlafen.
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01 Sep 2016 22:34 #443265
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Samstag, 27.August, Lady Pohamba KH, Windhuk

Die Nacht war weniger ungemütlich als befürchtet. Ich drifte von einer Schlafphase in die nächste. Mal kommt eine Schwester und hängt was an die Infusion. Mal kommt wer und fragt ob ich Tee möchte, ob ich gewaschen werden möchte, wie das Essen schmeckt und wie es mir geh, ach ja, und alle Nasen lang noch Blutdruck. Ich kann einfach die Augen nicht offen halten und kaum verstehen was sie sagen oder von mir wollen. Ich versuche, irgendwas passendes zu murmeln, damit sie schnell wieder gehen. Mein Mann kommt schon früh zu Besuch. Da ich intubiert worden war ist meineStimme mehr Hexe Wackelzahn als Prinzessen Hinkebein.

Am späteren Vormittag erscheint die Diätassistentin mit einem ganzen DIN A 4 Blatt zur Essensauswahl für den nächsten Tag. . Verwirrt starre ich auf die vor mir tanzenden Worte mit Kästchen und Einrückungen und Spalten mit lauter "und" ,"oder", "dazu" dazwischen. Kreuzchen hier und Kreuzchen da gemacht, alles was gut klingt bekommt ein Häkchen - so, geschafft. Hoffentlich habe ich das kleine Krankenhausabitur bestanden :S . Die Diätassistentin lächelt großmütig und nimmt das Prüfungsblatt wieder mit. Wir werden sehen. Nach diesen Strapazen muss ich erst mal wieder schlafen. Mein Mann scheucht tapfer alle Zimmerwischer, Teeverteiler, Bettfrischmacher, und sogar die Herrinen des Blutdrucks vom Acker. Prinzessinen brauchen ihren Genesungsschlaf. Erst am Nachmittag gelingt es mir dann endlich, mal länger als ein paar Minuten die Augen aufzuhalten.

Ich fühle wirklich gut umsorgt von einem Heer an Helfern, Pflegern, und Krankenschwestern. Vor allem die Pfleger haben es mir angetan. Nicht nur sind sie jung und gutaussehend, nein, sie strahlen auch so viel Fröhlichkeit, Freundlichkeit und Souveränität aus, dass man sich allein dadurch schon besser fühlt. Die Schwestern sind auch lieb, aber oft sehr schüchtern und nuschelig. Je nach Hierarchie tragen sie übrigens Uniform. Dunkelblau mit Schulterklappen, sehr schick. Sobald ich klingel, ist sofort jemand da.

Meine Bettnachbarin ist langweilig, denn sie redet fast gar nicht, da will ich auch nicht stören.

Der Chirurg Dr. S kommt vorbei und sieht nach seinen Opfern. Er ist zufrieden mit seiner Leistung, was ich überaus schätze, und mein Beitrag, gelegentlich ein wenig zu ächzen und zu seufzen, wird nicht beanstandet. Die erste OP ist geschafft, der Fuß guckt wieder geradeaus und ein Knochenstückchen hat auch schon wieder nach Hause gefunden. Meine nächste Aufgabe wäre nun: Fuß abschwellen für OP Nr.2.,. also immer hochlegen, kühlen, und nicht aufstehen. :pinch:

Jetzt heißt es also Beine hochlegen, Teetrinken und abwarten. Das ist der Moment, in dem ich anfange zu schreiben. Erst an "alle " einzeln, dann hier.

Bevor ich für heute Schluss mache muss ich noch über eine unglaubliche Verbesserung meiner Lage berichten. Die Beinschiene, die in Otjiwarongo aus unerfindlichen Gründen noch bis übers Knie reichte und mein ganzes Bein steif machte, reicht nur noch bis zum Knie. Das ist toll und sooo viel bequemer.

Bis morgen
Letzte Änderung: 10 Sep 2016 10:54 von babsi. Begründung: Text war teils doppelt
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