THEMA: Namibia per Anhalter bzw. zu Fuß
21 Mär 2016 19:19 #424445
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In Opuwo sind wir bei Nick, einem Freund von unserem letzten Couchsurfer Brendon (Ongwediwa) untergekommen. Wie auch Brendon, ist Nick Peace Corps Volonteur und arbeitet in der Schule. Wir kamen noch vor 6 Uhr abends, so dass wir noch kurz duschen konnten - ab 6 bis 8 Uhr abends wird nämlich Wasser ausgeschaltet und taucht erst in der Früh wieder auf. Später erzählte uns Nick, als er in seinem Haus einzog, gab es zwei bis drei Wochen überhaupt kein Leitungswasser bei ihm zu Hause und er musste es aus der Stadt hochtragen.



An diesem Tag war Nicks Freundin Sheina zu Besuch (sie ist übrigens auch Volonteurin und arbeitet in Divundu)

und wir - Anton, Anna und ich sowie Nick, Jacob (der als Business Volonteur arbeitet) und Sheina gingen zu der teuersten Lodge der Stadt, um den Sonnenuntergang von oben zu bewundern. Die Aussicht ist wirklich schön.






Wir erzählten den Volonteuren von unseren Hitchhiking-Erfahrungen im Norden Namibias. Sie schienen überhaupt nicht zu glauben, dass Hitchhiking ohne Geld in Namibia möglich ist. Sheina erzählte sogar, sie habe sich einmal mit einem Fahrer über die Bezahlung geeinigt und ihn auch bezahlt, aber er wollte sie ohne ein Küsschen trotzdem nicht aussteigen lassen...

Mit diesem wundervollen Sonnenuntergang begann also unsere Zeit in Opuwo. Wir blieben insgesamt eine Woche in der Stadt, nach Walvis Bay wurde Opuwo der zweite Stützpunkt auf unserer Reise. Anna und ich blieben die ganze Zeit bei Nick, Anton war dagegen zwei Nächte in einem Guesthouse (Oreness Rest Camp, 240 N$/p.P/Single).
Am Rande sei bemerkt, dass 70% der Einwohner Opuwos ganz ohne Strom und Wasser leben. Die Lichter der Stadt, die man von oben sieht, gehören hauptsächlich den Regierungsgebäuden. Es verhält sich wohl ungefähr so wie in Russland: Das Land ist eigentlich nicht arm, die Regierung kümmert sich um abgelegene Orte aber nicht...
Letzte Änderung: 21 Mär 2016 19:36 von BerLin.
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21 Mär 2016 19:50 #424456
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@Solitaire
Bisher hatte ich auf allen meinen Reisen wirklich ein Problem damit, meinen Rucksack alleine hochzubekommen und zu tragen (weil ich selbst nicht so kräftig bin und immer DSLR und Netbook dabei habe)... Da diesmal längere Wanderungen geplant waren, hatte ich nur das eingepackt, was ich auch wirklich 100 % brauche (und sogar kein Notebook mitgenommen, obwohl wir zumindest ein Netbook für uns drei ganz gut gebrauchen könnten), meine DSLR durch eine kleinere Kamera ersetzt (allerdings mit großem Zoom) und selbst dann wog mein Rucksack vor der Abreise ca. 9 oder 10 kg. Mit 3 Litern Wasser und ein paar Lebensmitteln (Haferflocken/Instantnudeln, Rosinen/Datteln, manchmal Äpfel und gekochte Eier) wurden es ab und zu wahrscheinlich bis zu 14-15 kg (was der alten sowjetischen Faustregel entspricht - man sollte nicht mehr als ein Drittel des Eigengewichts tragen). Wir hatten aber abweichend von unserem ursprünglichen Plan keine mehrtägigen Wanderungen gemacht.
Die Stola habe ich vor ein paar Jahren von Grand Mosque in Oman geschenkt bekommen und die war in Namibia wirklich eine Rettung - sie schützte mich vor Sonne und Mücken und diente gleichzeitig als Handtuch (da ich aus Gewichts- und Platzgründen nie einen Handtuch mitnehme, sondern nur multifunktionale Textilien) und Kopfbedeckung.
Letzte Änderung: 21 Mär 2016 19:53 von BerLin.
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21 Mär 2016 23:26 #424492
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Danke an alle, die wegen Brot recherchiert haben und an Gerd für Informationen zum Veterinärzaun u.a.
AmTag nach unserer Ankunft gingen wir einkaufen. Da sich das Leben zum größten Teil entlang der Hauptstraße und neben den Supermärkten OK und Agro und der Puma-Tankstelle abspielt und weil sich die Supermärkte und Nicks Haus auf verschiedenen Enden dieser Hauptstraße befinden, wurde unser Spaziergang gleichzeitig zu einer richtiger Erkundungstour.
In der Stadt geht es richtig bunt zu:
Hereros, mit den Hörnern auf dem Kopf. Die Hörner sollen wohl Kühe symbolisieren, die für Hereros wirtschaftlich und lebensmitteltechnisch sehr bedeutsam sind:



Herero-Ehepaar


Der Ziegenmarkt. Hier werden Ziegen gefangen, Beine zusammengebunden und geschlachtet. Wenn man aber hier eine Ziege tötet, dann verwendet man alle Teile des Tiers einschließlich Innereien, Kopf und Augen :) Kann ich als Vegetarier nur begrüßen.


Manchmal traf uns während unserer Erkundungstour ein richtiger kultureller Schock. In den Bildbändern haben wir zwar schon öfter Töchter afrikanischer Stämme mit nackter Brust und wundersamen Schmuck gesehen, aber Szenen wie diese, wo Tradition und westlich geprägte Realität so tief ineinandergreifen, findet man wohl in keinem Bildband.
So verbringen z. B. die Himbas ihren Tag. Nick sagte uns, die bekommen von der Regierung eine Art Sozialhilfe für die Aufrechterhaltung ihrer Traditionen, um Touristen anzuziehen. Trotzdem wollen Himbas Geld, wenn man sie als Tourist fotografieren will.

Geld für Fotos zahlen widerspricht natürlich unserer Reisephilosophie und wir haben versucht, ein paar alternative Strategien zu entwickeln. Am Ende war es dann aber doch einfacher als gedacht.
Dieses Bild nannte Anton "Evolution der Frau" :) Hoffentlich werden Albinos hier im Unterschied zu Tanzania nicht verfolgt und gejagt?

Opuwo ist wohl eines der wenigen Orte der Welt, wo man sehen kann, wie eine Frau mit nackter Brust im Supermarkt an der Kasse zahlt. Selbst im emanzipierten Europa können wir davon nur nocht träumen.
Letzte Änderung: 21 Mär 2016 23:28 von BerLin.
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23 Mär 2016 18:28 #424695
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Joerg, klar, wir nehmen dich nächstes Mal gerne mit! Wir sind alle inzwischen zu Hause angekommen und uns allen ist klar: Es war für einige das erste, aber für keinen das letzte Mal in Afrika.
Tomcat, danke, ich habe deine Worte an Anton ausgerichtet, er ist nämlich Autor des Fotos. Von uns allen konnte er wohl am besten beobachten und dokumentieren :)
Klar, Möchtegeld ist meine Wortschöpfung und die Übersetzung des russischen Wortes "dengopros" aus der Tramperterminologie. Das Wort bezeichnet die Fahrer, die beim Trampen anhalten, aber Geld wollen.
Da wir von vornherein sagten, dass wir für die Lifts nicht zahlen, gab es keine Missverständnisse und wir bekamen die Preise nur ein bis zweimal zu hören - einmal wollte jemand 100 für uns alle vom Norden bis nach Windhoek, ein anderes mal wollten die Fahrer 20 N$ p. P. von Aus nach Rosh Pinah. Da diese Autos alles andere als komfortabel waren, haben wir da nicht mitgemacht und nach einiger Zeit Warten kostenlos weitergekommen.
Wegen Trucks: von einigen haben wir gehört, dass LKW-Fahrer keine Fahrgäste mitnehmen dürfen. Uns hatten aber ein paar davon mitgenommen, der eine war hungrig und sehr glücklich darüber, dass wir eine Tüte selbstgemachten Popcorn dabeihatten.
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23 Mär 2016 22:03 #424710
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Am ersten Tag machten wir auch einen Ausflug auf "wildes Feld", wo die Himba-Leute leben (ich hoffe, Joerg wird jetzt nicht widersprechen, dass dort durchaus auch Weiße anzutreffen sind?). Ihre Häuser lassen sich von Zelt bis Palast in vier Hauptkategorien einteilen:

1)Zelt. Zu unterscheiden zwischen 1a) mit improvisiertem Gerüst aus Ästen, umwickelt mit Lappen oder Polyethylen und 1 b) handelsüblicher Zelt


2) Quaderförmiges Haus mit Gerüst aus Ästen, zusammengehalten mit Polyethylen bzw. verleimt.




3) Rechteckiges Haus aus Blech


4) Rechteckiges Haus aus Beton oder Ziegel (Palast)

Alle genannten Bauwerke sind selten länger als 7 Meter, in der Regel kürzer.
Auch alternative Bauformen sind auf dem "wilden Feld" durchaus anzutreffen:

Sowie Andeutungen auf Landwirtschaft:
Letzte Änderung: 23 Mär 2016 23:17 von BerLin.
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24 Mär 2016 00:05 #424720
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Auch die Suche nach Wohnraum für uns selbst, genauer genommen, für Anton, hat uns an diesem Tag beschäftigt, denn er hatte erstmal genug von Couchsurfing und wollte für ein paar Tage eine Auszeit nehmen. Unsere erste Anlaufstelle war Abba Guesthouse (330 N$ /DZ), dieses befand sich aber in einem Schulhof, das war Anton zu laut. Dann waren wir in römisch-katholischer Kirche, die Zimmer für 200 N$/DZ vermieten (allerdings mit Dusche und Toilette im Gang) und anschließend in Oreness Rest Camp (240 p. P/EZ, 330N$/DZ), wo Anton anschließend auch blieb. Dieses Guesthouse befand sich auch fast unmittelbar am "wilden Feld", was ungehinderte Beobachtung von Himbas ermöglichte. Im Preis enthalten war außerdem auch diese nette Agama:

Am nächsten Tag fanden Anna und ich noch ein Guesthouse, etwas weiter weg von der Stadtmitte (alle günstigen Unterkünfte liegen in Opuwo entlang der Hauptstraße). Die Preisgestaltung dort fanden wir etwas diskriminierend: pro Doppelzimmer wollten die 250 N$, wenn sich ein Junge und ein Mädchen das Zimmer teilen, und 300 N$ für den Fall, dass sich zwei Mädels (wie ich und Anna) das Zimmer teilen. Was passieren würde, wenn sich zwei Jungs ein Zimmer teilen, blieb uns jedoch ein Rätsel, da wir die entsprechende Kombination nicht vorweisen konnten.
Wir kletterten auf eine Hügel, von dort aus kann man auch den Blick auf "wildes Feld" genießen:

Unterwegs zu Supermarkt, begegneten wir Kühen sowie Kindern, die uns umarmen wollten (und überhaupt nichts mehr):



Auf dem Rückweg nach Hause trafen wir Nick und noch zwei deutsche Volonteure, die bei Rotem Kreuz arbeiten und an Himbas Essen verteilen (Suppenküche). Als sie hörten, dass wir die Himbas u. a. gerne fotografieren würden, haben sie uns für den nächsten Tag eingeladen, beim Roten Kreuz bei Mittagessen zu fotografieren.
Und Nick brachte nach Hause Makrelen, die wir gemeinsam zubereiteten.

Für uns alle war das die erste Erfahrung mit Fischselberkochen. Das Abendessen war etwas gefährlich (Fischknochen waren überall, selbst im Reis!), aber doch genießbar.
Am nächsten Tag folgten wir alle der Einladung von Julia und Raphael, den Volonteuren vom Roten Kreuz. Wi-Fi beim Roten Kreuz funktionierte übrigens auch sehr gut, was in Opuwo selten ist (selbst mein MTC-Internet ging in Opuwo so gut wie nie).
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