THEMA: Mit dem Landrover unterwegs in Namibia
06 Sep 2013 18:32 #303208
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6. Reisetag: Kobo Kobo Hills – Swakopmund, Fischerhütten
In der Nacht ist Corinna wach geworden und hat gegen fünf Uhr morgens einen Wüstenluchs am Wasserloch beobachten können. Nach dem Frühstück machen wir einen Spaziergang zu zwei weiteren Gästehäusern ein Stück weiter entfernt, die im maurischen Stil erbaut sind. Man könnte meinen, sie würden wie ein Fremdkörper wirken, aber sie fügen sich, genauso wie die anderen Chalets dieser Lodge, so perfekt in die ockerbraunen Felsen der Umgebung ein, dass sie bereits aus hundert Metern Entfernung kaum zu entdecken sind. Und wieder macht uns Volker auf eine Leopardenspur aufmerksam, eine recht frische sogar. Kobo Kobo ist ein Tierparadies: Springböcke, Klippschliefer und Mangusten laufen uns über den Weg. Hoch auf einem Berggipfel über uns schlägt ein Pavian Alarm, der von seiner Sippe als Wächter abgestellt wurde. Bald kommt die ganze Pavian-Familie zusammen und beobachtet uns, wie wir zurück zur Lodge wandern.

Nach einem leckeren Mittags-Lunch verlassen wir nur ungern Kobo Kobo und fahren weiter gen Westen auf der C 28 mitten durch die fast vegetationslose Einöde der Namib Wüste. Sogar hier leben Tiere: Wir sehen Schakale und Löffelhunde. Dies ist die kürzeste Etappe unserer Tour. Schon nach wenigen Stunden erreichen wir Swakopmund an der Atlantikküste, gerade noch rechtzeitig für einen gepflegten Sundowner in der „Tiger Reef“-Bar, direkt am Strand. Die Brandung ist recht stark, es weht auch eine steife Brise, alles erinnert mich ein wenig an die heimische Nordsee. Ich finde es einfach herrlich: diese grün-blauen Wellen, die weiße Gischt und die salzige frische Meeresluft nach den Tagen im trockenen Inland!



Für unser Abendessen hat Volker einen Tisch im Restaurant „Tug“ reserviert, das direkt am Strand liegt. Was liegt näher, als an so einem Küstenort Spezialitäten aus dem Meer zu bestellen? Frischer und besser kann man Fisch in Namibia oder sonstwo kaum bekommen. Ich esse Kingklip und grünen Spargel, der – kaum zu glauben - direkt in der Nähe von Swakopmund angebaut wird. Den Sonnenuntergang erleben wir auf dem alten Pier, der sich ein Stück weit ins Meer erstreckt. Danach geht’s ab in unser Domizil: Die „Fischerhütten“, eine Ferienhaussiedlung für Selbstversorger, einfach aber völlig ausreichend, weil wir die meiste Zeit in der Stadt unterwegs sind. Hier quartieren sich auch viele Einheimische ein. Siegfried wohnt für sich allein, wir anderen teilen uns ein Häuschen.

7. Reisetag: Swakopmund, Fischerhütten
Ein Ruhetag zwischendurch für einen Stadtbummel und zum Einkaufen. Swakopmund ist unsere vorerst letzte Gelegenheit, Proviant für die Tour zu besorgen. Denn morgen werden wir das touristisch erschlossene Postkarten-Namibia endgültig verlassen und in die Wildnis aufbrechen. Wir frühstücken ausgiebig im „Village Cafe“, dessen Wände phantasievoll mit witzigen Mosaiken gestaltet sind. Dass die Einheimischen wohl so etwas wie ein Künstler-Gen haben, merken wir Schwestern auch bei unserer Shopping-Tour durch die kleinen Juwelier- und Souvenirgeschäfte in der Innenstadt. Die geschnitzten und gemalten kunsthandwerklichen Gegenstände und die Schmuckstücke aus Edelstein, Horn, Straßeneierschalen oder Holz sind wunderschön, es fällt sehr schwer, hier nicht sofort die ganze Reisekasse auf den Kopf zu hauen. Volker und Siegfried gehen derweil einer anderen Beschäftigung nach: Quadbiking im Dünengürtel zwischen Swakopmund und Walvis Bay ist in Namibia eine beliebte Touristenattraktion, und vor allem Siegfried kann nicht genug davon kriegen, im halsbrecherischen Winkel die Dünenwände entlang zu düsen.

Mittags treffen wir uns im „Lighthouse“ zum Lunch, Siegfried und Volker wollen danach nochmals in die Dünen biken, während für uns Frauen Shopping und ein Sonnenbad am Strand auf dem Programm steht. Die Wassertemperatur beträgt eisige 13 Grad, und trotzdem wagt sich Corinna ins Wasser! Nur zu gern wäre ich auch hineingesprungen, wenn das Wasser ein bisschen wärmer gewesen wäre. Aber der Atlantik an der Westküste Namibias heizt sich auch im Sommer wegen der arktischen Benguela-Strömung nie richtig auf. Für unser Abendessen machen wir uns auf den Weg nach Walvis Bay, dem Tiefseehafen südlich von Swakopmund. Das Restaurant „Raft“ steht auf Stelzen im Wasser. Hier serviert man erstklassige, für uns exotisch klingende Fischspezialitäten wie Monkfish, Butterfish und Kingklip. Es ist ein fantastisches Ambiente: Aus den großen Panoramafenstern beobachten wir, wie die Sonne im Meer versinkt, ein einsamer Seehund spielt in der Brandung, und in der Dämmerung fliegen Flamingoschwärme zum Greifen nahe an unserem Fenster vorbei.
Letzte Änderung: 07 Sep 2013 11:59 von chrigu.
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06 Sep 2013 18:51 #303212
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8. Reisetag: Swakopmund – Camp Ugab
Als wir unseren Landrover für die nächste abenteuerliche Etappe der Tour vorbereiten, ist die Vorfreude auf die wilden Tiere, die wir zu sehen hoffen, fast mit Händen zu greifen. Elefanten! Das wäre der absolute Höhepunkt dieser Tour. Wir sind alle sehr gespannt auf das, was vor uns liegt. Ich habe zum letzten Mal vor etwa 20 Jahren gezeltet, und Corinna geht es nicht viel anders. Wer weiß, wie verwöhnte Weicheier wie wir uns dabei anstellen werden?

Wir frühstücken im Café „Treff“, in dem meist Weiße zu Gast sind. Tatsächlich ist die ganze Einrichtung nicht viel anders als in einem Café in Hamburg oder Berlin. Hier fallen wir zumindest nicht weiter auf. Während Ute die letzten Einkäufe erledigt, schreiben Corinna und ich Postkarten an die Lieben daheim. Volker ist zur Schlachterei gefahren, um unser Dinner für heute Abend - Oryxfleisch - zu holen. Dann heißt es Abschied nehmen von diesem sympatischen Städtchen. Zunächst fahren wir auf der C 34 fast direkt nach Norden auf einer Strecke, die kaum eintöniger sein könnte. Linker Hand, wo der Ozean liegt, blitzen ab und zu blaues Wasser und weiße Brandung auf, der Blick zur Rechten verliert sich buchstäblich im Nichts. In Henties Bay tanken wir nochmals auf und verlassen dann endgültig die Zivilisation. Bevor wir ins Landesinnere abbiegen, steht noch ein Besuch der Pelzrobbenkolonie bei Cape Cross an – die größte im südlichen Afrika. Hier treffen wir andere Touristen, die sich diesen Anblick nicht entgehen lassen wollen: Hunderttausende Robben, dicht an dicht mit Jungtieren, die sich am Strand räkeln oder wie Korken in der meterhohen Brandung auf und ab hüpfen. An uns Touris sind diese Robben gewöhnt. Zwischen ihnen schleichen Schakale herum, um die toten Tiere zu beseitigen. Auch das ist Natur!



Nachdem wir ein Stück die Pad 2303 entlang gefahren sind, hält Volker gezielt Ausschau nach den kaum sichtbaren Reifenspuren, die uns den Weg querfeldein, hinein ins Ugab Rivier weisen sollen. Nach kurzem Suchen hat er sie schließlich gefunden. Eine Weile lang sehen wir noch das Brandberg-Massiv als zartrosa Silhouette am Horizont und den davor liegenden Rand des Messum Kraters, dann verschwinden auch diese Orientierungspunkte, und es geht über Stock und Stein, während die Berge um uns herum immer höher und bizarrer werden. Schließlich fahren wir in eine Schlucht, die stellenweise so schmal ist, dass wir nicht darin hätten wenden können. Was, wenn hier jetzt eine Elefantenherde um die Ecke käme? schießt es mir durch den Kopf, und auf einmal bin ich gar nicht mehr so begeistert von der Vorstellung, hier auf die grauen Riesen zu treffen. Volker macht uns auf die großen Haufen aufmerksam, die am Wegrand liegen: Elefantendung! Nicht mehr ganz frisch, meint er, aber sie sind hier gewesen. Ob wir sie einholen können? Es erscheint mir unwahrscheinlich, dass sich Elefanten in dieser felsigen Gegend, ohne Gras, Bäume und Wasser wohlfühlen können, aber als wir um eine Ecke biegen, wird mir klar, dass die Schlucht für die Elefanten nur eine Durchgangsstation gewesen ist: Vor uns tut sich urplötzlich eine grüne Oase auf. Das Ugab Rivier! Hohes Schilf, grüne Bäume, jede Menge anderes Grünzeug. Nun wird es auf einmal sehr still im Landrover. Keiner sagt mehr ein Wort, während Volker den Wagen ganz langsam am Rand des Flusstals entlang lenkt, immer bereit, den Rückwärtsgang einzulegen. Auf dem sandigen Boden zeichnen sich die runden Spuren der Dickhäuter deutlich ab, und überall liegen Dunghaufen. Hier, wo es für den Landrover keine Ausweichmöglichkeiten gibt, möchte nun wirklich keiner mehr von uns eine Elefantenherde bei ihrer Mahlzeit stören. Aber wir durchqueren den riskanten Engpass ohne Zwischenfälle und verlassen das Rivier. Bald öffnet sich die Schlucht wieder ein wenig, und wir kommen in karges Felsengelände fast ohne Vegetation. Unser Außencamp befindet sich am Ende einer sandigen Fläche, auf der zwei einsame abgestorbene Bäume stehen und die rundherum von hohen Felswänden umschlossen ist. In diese Sackgasse ohne Wasser und Futter wird sich kein Elefant verirren.



Ein großer flacher Felsblock dient uns als Tisch, auf dem wir die Küchenutensilien auspacken. Volker macht Feuer und gräbt mit dem Spaten ein paar Meter weiter weg hinter einem großem Felsen ein tiefes Loch für unsere „großen Geschäfte“. Auch dies gehört zum Campen dazu: Dass man möglichst keinen Müll offen herumliegen lässt, auch wenn es Biomüll ist... Unsere Kuppel-Zelte sind schnell aufgebaut, die Matratzen, Liegen und Schlafsäcke innen ausgebreitet – das wird gemütlich werden! Volker hatte schon auf einer seiner früheren Touren an diesem abgelegenen Ort einen kleinen Vorrat an Feuerholz gesammelt, in weiser Voraussicht, dass er mit uns bald hier das Außencamp aufschlagen würde. Nun holt er es aus seinem Versteck. Holz ist hier rar! Schnell ist ein Feuer entfacht, die Grill- und Kochgeräte werden ausgepackt. Solange die Sonne noch scheint, wagen Corinna und ich uns ein Stück weit weg vom Camp und versuchen, einen der Berge hinaufzusteigen. Das Gestein liegt in losen Platten übereinander, es ist durch die extreme Trockenheit ganz spröde und bricht leicht. Mir ist die Kletterei zu riskant, ich wähle einen etwas leichteren Weg über einen anderen Berg und fotografiere das Camp von oben. Eine skurrile Szenerie: Da sind wir, Hunderte Kilometer von jeder menschlichen Siedlung entfernt, mitten in dieser wilden Felsenlandschaft. Ich bin mir sicher, dass wir die ganze Zeit beobachtet werden – von den Tieren, die hier leben, aber diese zeigen sich uns nicht. Wir sehen nur ihre Spuren... Inzwischen ist das Feuer so richtig in Gange, Volker legt das Oryx-Filet auf den Grill, danach die jungen Kartoffeln und die Tomaten. Den Salat hat Ute schon in Swakopmund vorbereitet, er blieb in der Kühlbox schön knackig. Dazu noch frisches Ciabatta-Brot, Kräuterbutter, Rotwein und ein kühles Windhoek Lager. So gut habe ich selten gegessen! Siegfried langt beim Fleisch kräftig zu, es ist auch eine Riesenportion, aber wir schaffen alles weg.



Nach dem Essen geht’s mit den Stühlen ans Lagerfeuer, denn sobald die Sonne untergegangen ist, wird es kühl. In der Dunkelheit kommen dann die Sterne langsam zum Vorschein. Und was für Sterne! Deutlich sind die Milchstraße zu sehen und die Magellanschen Wolken. Das Kreuz des Südens steht genau über unserem Camp. Volker erklärt, dass dieses Sternbild wie eine Uhr funktioniert. Ute holt ihren Astronomie-Führer heraus und wir suchen gemeinsam die verschiedenen Sternbilder. Volker verschwindet zum Landrover und rumort im Innenraum herum. Kurz darauf hören wir die ersten Takte von Cat Stevens’ „Where do the children play“! Volker hat „Tea for the Tillerman“ in den CD-Player geworfen, und nun sitzen wir gemütlich am Lagerfeuer mitten in Namibia und hören diese Platte, die wir Schwestern früher in unserer Jugend xmal am Tag abgespielt hatten! Zu guter Letzt rufen Corinna und Siegfried noch bei sich zu Hause an – mit dem Satellitentelefon! Langsam zog die Kälte auf, und Volker hat uns noch mit einer angenehmen „Sitzheizung“ versorgt. Geschickt nahm er mit einem Spaten Glut aus dem Feuer und legte es unter unsere Stühle - wie angenehm! Schließlich kriechen wir in unsere Zelte, nur Ute und Volker haben sich kein Zelt aufgebaut, sondern oben auf dem Landrover-Dach ein Bett zurecht gemacht.

9. Reisetag: Camp Ugab – Grootberg Lodge
Am nächsten Morgen räumen wir das Lager. Das Geschirr wird abgewaschen und verstaut, die Zelte zusammengepackt, den Müll nehmen wir selbstverständlich mit. Das GPS dirigiert uns auf teilweise kaum sichtbaren Spuren weiter hinein ins Damaraland, eine Wüste aus Stein und Fels, es gibt außer schütteren gelbem Gras kaum Vegetation. Streckenweise ist die Pad so steinig, dass Volker Schrittgeschwindigkeit fährt. Zu groß ist das Risiko, dass scharfkantige Steine uns die Reifen an der Seite aufschlitzen. „Not recommended“ bewertet das Display des GPS diese Etappe - wohl wahr. Wir kommen durch Ebenen und an Bergen vorbei, die über Kilometer hinweg nur mit etwa faustgroßen Steinen bedeckt sind - ein absolut unwirklicher Anblick. Für unser Mittagspicknick hat sich Tourguide Volker wieder mal einen ganz besonderen Platz ausgesucht: Plötzlich biegt er von der Piste ab und fährt einen Berg hinauf - mit einer Steigung von bestimmt 45 Grad! Wie der schwer beladene Landrover auf dem losen Schotterbelag da hinauf kommt, ist mir völlig unbegreiflich.



Oben angekommen, sehen wir, dass sich das Manöver gelohnt hat: Wieder einmal bietet sich uns ein traumhafter Ausblick auf eine scheinbar endlose Landschaft aus Fels und Stein. Schwach erkennbare Reifenspuren schlängeln sich tief unten über die Ebene und verschwinden in der Ferne. Wir schauen auf Bergrücken unterschiedlicher Struktur und Farbe, die sich hintereinander gestaffelt bis zum Horizont erstrecken. Jetzt heißt es erst mal wieder Fotos machen! Hier oben werden wir ordentlich von Sturmböen durchgeschüttelt, unser Picknick nehmen wir deshalb im Windschatten des Landrovers ein.



Im weiteren Verlauf des Tages durchqueren wir das breite staubtrockene Huab Rivier und das Springbok Rivier - mit üppig wuchernden Pflanzen, Elefantenland! - und stoßen endlich wieder auf die C 39, eine normale Pad, und die C 43 führt uns weiter gen Norden. Hier kann Volker wieder etwas schneller fahren und das muss er auch, denn sonst verpassen wir unseren Sundowner auf der Grootberg Lodge, unserem nächsten Tagesziel. Nach Einbruch der Dunkelheit sollte man es in Namibia vermeiden, sich noch auf den Straßen aufzuhalten. Wieder begleiten uns am Straßenrand viele Elefantenspuren. Im Moment müssen in dieser Gegend einige Herden unterwegs sein, möglicherweise wollen sie alle nach Etosha, spekulieren wir. Nachdem wir auf die C40 einbiegen, erwarten uns atemberaubend schöne Ausblicke am Grootberg Pass. Unsere gleichnamige Lodge liegt noch ein gutes Stück höher, wieder geht es eine schmale und sehr steile Pad hinauf, bis wir endlich oben ankommen und vor dem Haupthaus parken. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir auf unserer Tour schon viele wunderschöne Panoramen erleben können, und ich habe natürlich auch von der Grootberg Lodge vorher Fotos gesehen, aber die Wirklichkeit ist eben doch mit nichts zu vergleichen: Die kleinen Gästehäuser der Lodge liegen direkt am Abhang einer gewaltigen Schlucht, dem Klip Rivier, das wir über seine ganze Länge überblicken können. Ein schmales dunkles Band am Boden der Schlucht zeigt Baumreihen an. Links und rechts erheben sich tief zerklüftete Felswände, die oben auf der Höhe der Lodge abrupt flach enden, wie mit dem Hobel abgeschliffen. Wieder eine Fototapete! Noch dazu geht gerade die Sonne unter und lässt die Felswände erst leuchtend orange, dann rosa und schließlich fliederfarben leuchten. Einmalig!



Zum Sundownerdrink treffen wir uns auf der Terrasse, vorher haben wir alle noch schnell eine Dusche genommen. Das Abendessen ist wieder sehr lecker und reichhaltig: Blumenkohlsuppe, Hähnchenkeule, grüne Bohnen, mit Erbsenpüree gefüllter Butternut-Kürbis und als Dessert Tiramisu. Wir sind alle müde von der langen Fahrt bis hierher und fallen in unsere herrlich bequemen Betten.
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06 Sep 2013 19:05 #303214
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10. Reisetag: Grootberg Lodge – Mopane Camp
Am nächsten Morgen wütet über dem Grootberg Pass ein Sturm. In Namibia kündigt sich der Winter an. Ich wäre gern noch länger geblieben, um vielleicht eine der Game Drives mitzumachen, die die Grootberg Lodge anbietet. Auf diesen Touren kann man unter anderem das seltene schwarze Nashorn sehen, das hier ein Refugium gefunden hat. Aber unser Zeitplan sieht vor, dass wir abends in Opuwo sein wollen, und das liegt noch ein gutes Stück entfernt.

Zunächst tanken wir in Palmwag, dann halten wir kurz bei einheimischen Straßenhändlern, die Bergkristalle verkaufen. Vor allem Siegfried ist ein Experte für Kristalle und Edelsteine und an den dargebotenen Quarzen interessiert. Dann geht’s die C 43 immer weiter nordwärts. Die Landschaft wird merklich grüner, die Bäume größer. In dieser Gegend lässt sich sogar etwas Gemüse anbauen.

Eine kleine Überraschung haben unsere Tourguides auch heute für uns geplant: Kurz vor Sesfontein biegt Volker nach rechts ab und fährt durch ein Dorf. Interessant, wie die Einheimischen hier wohnen, denke ich, bis wir merken: Dies Dorf ist nicht das Ziel, sondern das, was dahinter liegt: Eine natürliche Quelle, in der man baden kann! Bisher haben wir auf unserer ganzen Tour keinen einzigen Fluss und keinen See gesehen, weil es in Namibia zumal zur Trockenzeit so etwas einfach sehr selten gibt. Ongongo, Warmquell heißt dieser kleine glasklare Teich in einer Felsennische, in den von oben herab ein Wasserfall rauscht. Ein kleiner Bachlauf, der aus dem Teich herausfließt, ist rundum bewachsen mit meterhohem Schilf. Absolut idyllisch! Natürlich packen wir sofort unsere Badesachen aus und tauchen ins Wasser. Wozu habe ich den Badeanzug denn sonst mitgenommen? Das Wasser ist stellenweise lauwarm, stellenweise aber auch kalt, auf jeden Fall sehr erfrischend und tief genug zum Schwimmen. Außer uns sind nur noch zwei andere Touristen da, die in der Nähe campen. Wir nutzen die Gelegenheit zu einem Snack an der Quelle, bevor es weitergeht.



Die Strecke auf der C 43 ist schön bergig, es geht auf und ab, über Anhöhen und Pässe, die immer wieder fantastische weite Ausblicke auf die Landschaft dahinter eröffnen. Unterwegs sehen wir einen Affenbrotbaum (Baobab), diese Art wächst nur hier im Norden Namibias. Auf einmal ist die Straße geradezu gepflastert mit Elefantendung! So frische haben wir während der ganzen Tour noch nicht gesehen! Wir werden ganz aufgeregt, halten links und rechts Ausschau nach den Elefanten, die hier entlang marschiert sein müssen. Wir fragen einen Einheimischen mit einer Ziegenherde nach den Elefanten. Sie sind vor ein paar Tagen hier durchgekommen, erzählt er uns. Leicht enttäuscht fahren wir weiter: Wieder knapp verpasst! Die Elefanten sind auf der Suche nach Wasser bestimmt stracks nach Etosha hineingewandert.



Am Nachmittag erreichen wir Opuwo, die einzige größere Ansiedlung im Kaokoveld. Hier ist die Bevölkerung fast ausschließlich schwarz, wir fallen hier richtig auf. Volker fährt die Hauptstraße entlang, um uns die Stadt zu zeigen. Opuwo ist nicht mit der Hauptstadt Windhoek oder dem schicken Swakopmund zu vergleichen, dies ist das arme alltägliche Schwarzafrika. Sehr einfache Steinhäuser und Wellblechhütten, es sind sehr wenig Autos unterwegs, und wenn, dann sind es uralte Modelle. Das sauberste und gepflegteste Gebäude hier ist die Kirche.

Ein Stück südlich von Opuwo liegt unsere heutige Unterkunft, das Mopane Camp. Es ist ein sogenanntes Tented Camp, wir wohnen in fertig aufgebauten geräumigen Luxus-Zelten: Ein großes Doppelbett mit Nachttisch bietet behaglichen Komfort, dahinter, abgetrennt vom Schlafzelt, unter freiem Himmel und umschlossen von einem hohen Schilfzaun befinden sich Dusche, Waschbecken und Klo. Die Zelte liegen unter Mopane-Bäumen, einige Meter über einem ausgetrockneten Rivier, in dem man Tiere beobachten kann. Ich finde diese Art der Unterkunft einfach klasse! Erst mal gemütlich vor’s Zelt setzen und eine rauchen. Entspannung pur! Im Zelt fühlt man sich geborgen und gut geschützt und ist dennoch direkt in der Natur. Wir müssen nur immer darauf achten, hinter uns die Reißverschlüsse am Eingang zu schließen. Ich möchte jedenfalls keine Schlange in meinem Bett haben! Corinna und ich nutzen die Gelegenheit, um unter der Dusche ein paar unserer Sachen auszuwaschen und zum Trocknen aufzuhängen. Abends gehen wir in die Lapa, wo unter offenem Himmel Beef und Chicken fürs Dinner gegrillt wird. Dazu werden Kartoffelgratin, Brokkoli, frischer Salat und Dessert serviert. Am Essen gab es für mich jedenfalls bislang absolut nichts auszusetzen!



11. Reisetag: Mopane Camp – Cheetah Farm (Otjitotongwe Camp)
Heute haben wir ein volles Programm: Zunächst ist für den Vormittag eine Himba-Führung angesetzt. Die Himbas gehören zu einem der namibischen Ur-Völker und haben sich bis heute ihre ursprüngliche Lebensweise weitgehend bewahrt. Die Männer sind als Hirten mit ihren Ziegen- und Rinderherden unterwegs, während die Frauen und Kinder in einem Kral leben und das Feuer hüten, das niemals ausgehen darf. Wenn die Weiden abgegrast sind, ziehen die Himba weiter. Wir haben einen Dolmetscher dabei, der uns Einzelheiten der Himba-Kultur erklärt. Nachdem wir den alten Häuptling begrüßt und uns vorgestellt haben, schlägt er Volker vor, uns drei Frauen gegen fünf Kühe einzutauschen – scherzhaft gemeint natürlich! Während wir von Hütte zu Hütte gehen und dabei eifrig Fotos machen, versammeln sich die Frauen auf dem Dorfplatz in einem großen Kreis, um uns ihre handgefertigten Schmuckstücke anzubieten. Natürlich nehmen wir das Angebot an, jeder von uns kauft etwas, wobei Feilschen zum Ritual dazugehört. Die kleinen Kinder haben es uns besonders angetan, uns gelingen ein paar sehr schöne Fotos. Es ist rührend zu beobachten, wie die Größeren ihre kleinen Geschwister umhertragen.



Im Schnitt bekommt jede Himbafrau, so berichtet uns der Dolmetscher, 9 bis 10 Kinder. Obwohl die Himbas solche Führungen gewohnt sind und wohl auch ungern darauf verzichten würden – immerhin kaufen wir ihnen etwas ab und haben auch als Gastgeschenk viele Lebensmittel mitgebracht –, fühle ich mich doch etwas unwohl in meiner Haut, als uns angeboten wird, einen Blick in eine der Hütten zu werfen. Drinnen hockt ein kleiner Junge still auf einer Decke und schaut uns mit großen Augen an. Irgendwie komme ich mir dann doch vor wie ein Eindringling. Zu groß ist der Kontrast zwischen der Lebensweise der Himbas und unserer. Für jede kleine Besorgung müssen die Himbas kilometerweit in die Stadt laufen. Es gibt kein fließendes Wasser und kein Strom. die Himbas leben mit ihren Tieren zusammen - Esel, Ziegen, Hühner, Hunde - , und der ganze Dorfplatz ist übersät mit Tierkot, was vor allem Siegfried schwer zu schaffen macht. Dementsprechend streng ist der Geruch, aber, wie ich finde, lange nicht so schlimm, wie man es erwarten könnte. Himbas waschen sich normalerweise nicht, und die Frauen reiben ihre Haut zweimal am Tag mit einer Mischung aus Rindertalg und Ockerfarbe ein, als Schutz gegen Insekten und die Sonne, was Ute, Corinna und ich natürlich auch gleich ausprobieren mussten. Die rote Farbe auf unseren Armen erweist sich als sehr haltbar und strömt noch lange ihren unverwechselbaren Duft aus...

Nach diesem interessanten Besuch geht unsere Tour weiter auf der C35, einer eher eintönigen Strecke, teils Teerstraße, teils Schotterpiste. Sie verläuft westlich am Etosha Park entlang. Ohne Zwischenstopp geht es gen Süden bis zu unserem Tagesziel, dem Otjitotongwe Camp, einer Cheetah-Farm. Hier hält der Camp-Betreiber zwei zahme Geparden, die uns bei unserer Ankunft neugierig beäugen. Respektvoll warten wir, bis sie sich uns nähern. Diese Tiere sind doch recht groß! Aber eine der beiden Raubkatzen legt sich gleich hin, um sich von seinem Herrchen am Kopf kraulen zu lassen, und lässt dabei ein wohliges Schnurren hören. Siegfried ist der mutigste und krault als nächster, und dann sind wir anderen der Reihe nach dran, während pausenlos Fotos geschossen werden. Das Gepardenfell fühlt sich rauh an, ganz anders, als man es erwarten würde. Auf der Farm leben auch mehrere Hunde, die sich mit den Geparden offenbar bestens vertragen, einer davon, ein bulliger Burenhund, den es auch nur in Südafrika gibt, hat es Volker besonders angetan.



Der Lodge-Betreiber zeigt uns dann unseren Zeltplatz ein paar Meter entfernt, wo wir unser Nachtlager aufschlagen. Schnell eine erfrischende Dusche, dann steht ein weiteres Highlight auf dem Programm: Wir sind zu einer Gepardenfütterung eingeladen. Zwei weitere Touristen kommen noch hinzu, wir drängeln uns auf der offenen Ladefläche des Landrovers, neben uns steht eine Tonne mit dem Fleisch für die Geparden. Die Raubkatzen, die wir jetzt sehen werden, sind nicht zahm, sondern wild! Deshalb halten wir zunächst auch vor einem hohen Maschendrahtzaun. Dahinter sind schon einige der schlanken Katzen versammelt und warten ungeduldig auf ihre Mahlzeit – und fauchen den Betreiber an, als er das Tor öffnet, damit Volker den Wagen hindurchfahren kann. Jetzt ist mir doch ein wenig mulmig zumute. Nur mit strengen Blicken und einer Stange hält er die hungrigen Tiere in Schach. Wir fahren weiter bis zum Fütterungsplatz – immer in Begleitung der Geparden. Unsere Eskorte zählt mehr als 10 Tiere. Wie leicht hätte eines der Tiere auf die Ladefläche springen können... Der Futtereimer wird von der Ladefläche geholt, und jetzt geht es Schlag auf Schlag: Erst nach rechts, dann nach links werden die Fleischstücke ins hohe Gras geschleudert – die Geparden springen hinterher und prügeln sich um die Beute. Aber jedes der Tiere bekommt sein Teil, die Fleischstücke sind genau abgezählt.

Für uns Menschen gibt es zum Abendessen Oryx-Pie, Kartoffelgratin, Butternut-Plätzchen, Obst und Salat – eine Labsal nach diesem anstrengenden Tag! Heute geht es schon um 8 Uhr ins Bett. Da wir am nächsten Morgen schon um 8 Uhr morgens am südlichen Eingang des Etosha-Nationalparks sein wollen, müssen wir vor Sonnenaufgang aufbrechen. Corinna und ich haben uns entschieden, heute auch einmal auf dem Autodach zu schlafen. Einmal muss man so etwas ausprobieren. Aber aus dem romantischen Erlebnis, in den Nachthimmel zu schauen und Sterne zu zählen, wird nichts: Mücken sirren um uns herum, der Wind zupft ständig an meinen Haaren, wobei ich jedes Mal denke, dass ein Tier über meinen Kopf krabbelt, Hunde bellen in der Nacht - oder sind es Schakale? Irgendwann gegen ein Uhr früh dämmere ich dann endlich auch ein.
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06 Sep 2013 19:13 #303215
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12. Reisetag: Cheetah Farm (Otjitotongwe Camp) – Onguma Camp
Nach einer kurzen Nacht werden wir von Ute und Volker geweckt, die schon dabei sind, die Zelte einzupacken. Noch ist es stockdunkel. Schnell noch einen Kaffee im Stehen – die Frühstückspakete werden wir auf der Fahrt im Auto auspacken. Der eine oder andere von uns nickt auf der Fahrt wieder kurz ein. Nur Fahrer Volker kann sich diesen Luxus nicht erlauben.

Pünktlich um 8 Uhr erreichen wir Okaukuejo, den südlichen Eingang des Etosha Nationalparks und lösen unser Permit. Hier machen wir endlich eine ausgiebige Frühstückspause. Einen Shop gibt es auch, so dass für meinen Zigarettennachschub gesorgt ist. Auch meine Kamera-Akkus kann ich hier zumindest eine Stunde lang nachladen. Das müsste reichen für die Tierfotos, die ich auf der Tour durch den Park machen werde. Reichlich Gelegenheit dazu bietet sich uns gleich auf den ersten Kilometern: Man kommt sich vor wie in einem riesenhaften Zoo. Giraffen, Strauße, Schwarznasen-Impalas, Kudus, Warzenschweine, die scheuen schönen Oryxe, die leider sofort das Weite suchen, wenn man versucht, sie ohne Tele vor die Linse zu bekommen, Springböcke, Schakale, Streifengnus, Zebras - wir können gar nicht so schnell fotografieren, wie die Tiere uns über den Weg laufen. Volker entdeckt sogar ein Leopardenbaby! Es sitzt gut getarnt in einem Gebüsch direkt neben der Straße und maunzt vor sich hin. Ein absolut seltenes Erlebnis! Siegfried gelingt es als einzigem, ein Foto zu schießen, dann ist der Kleine verschwunden. Garantiert ist seine Mutter irgendwo in der Nähe...



Eine weitere Sensation kündigt sich bei einem Wasserloch an, wo bereits mehrere Landrover stehen. Wir sehen gleich warum: Eine Löwin räkelt sich im Gras und streckt sich genüsslich nach Katzenart, während die Antilopen um sie herum panisch von einer Seite zur anderen laufen. Die Löwin scheint aber satt zu sein, und ganz geruhsam und majestätisch schreitet sie durch die Savanne. Wir überlegen noch, ob wir ein Stück weiter auf sie warten wollen, denn wenn sie ihren Weg beibehält, müsste sie unseren Standort kreuzen. Doch dann fahren wir weiter, denn wir sind immer noch auf der Suche nach Elefanten! Wenn wir hier keine entdecken, wo sonst?

Aber unsere lange Suche wird bald belohnt werden: An einem weiteren Wasserloch sind sie dann endlich – zwei Elefantenbullen, die ein Schlammbad nehmen. Das Ganze nur etwa zweihundert (gefühlte 20) Meter entfernt! Ich werde sofort ganz unruhig: Wenn sie sich nun durch uns gestört fühlen und auf uns losgehen? Elefanten in einem Tierfilm ist eine Sache, aber in freier Wildbahn ist das etwas ganz anderes. Jetzt sehen wir nämlich erst, wie riesig diese Tiere sind. Volker weist uns auf die Trampelpfade hin, die die Elefanten auf ihrer Wanderschaft von Wasserloch zu Wasserloch hinterlassen haben, und die natürlich ab und zu auch die Straßen kreuzen. Die Dickhäuter haben empfindliche Fußsohlen und wollen möglichst auf ihrer Spur bleiben. Sie können es daher nicht gut leiden, wenn ihnen dabei ein Auto im Weg steht. Deshalb hat Volker die ganze Zeit, in der wir am Wasserloch halten, den Fuß auf dem Gaspedal. Einer der Elefanten hat genug gebadet und - mir rutscht das Herz in die Hose! – er kommt jetzt langsam frontal auf uns zu. Tatsächlich: Er klappt die Ohren auf, schüttelt kurz verärgert mit dem Kopf - und schon sind wir weg. Volker hat die Zeichensprache verstanden. Als wir aus der Gefahrenzone raus sind, halten wir noch mal kurz an und beobachten den schlammbedeckten Riesen, wie er direkt hinter uns die Straße überquert, genau auf seinem Trampelpfad entlang. Wieder gelingen uns großartige Fotos. Schon sind wir wieder ganz relaxed: Elefanten! Noch dazu gleich zwei! Für uns hat sich die Etosha-Tour jetzt schon voll gelohnt. Aber schon wenige Meter weiter entdecke ich einen weiteren Elefanten, der die Bäume um ihn herum weit überragt: Er muss riesig sein. Mir kommt er so groß vor wie ein mehrstöckiges Haus! Wir beobachten, wie er sich in Bewegung setzt und langsam auf ein anderes Wasserloch zusteuert. Wir fahren ihm voraus. Hier steht bereits ein weiterer Elefant sowie drei Giraffen, die auch gern ein Schlückchen trinken würden, aber sich nicht trauen, solange dieser Koloss da steht und drohend den Fuß ein Stück vorsetzt, sobald sich eine der Giraffen nähert. Mir tun die Giraffen leid! Schließlich nimmt sich der Giraffenmann allen Mut zusammen und trinkt hastig einen Schluck. Nichts passiert, der Elefant lässt ihn gewähren. Wir könnten diesem Schauspiel noch stundenlang zuschauen, aber wir müssen den Park noch durchqueren, denn nach Sonnenuntergang wird er geschlossen. In Halali machen wir eine kurze Pause, und weiter geht’s.



Die Sonne steht schon tief, als wir nichtsahnend wieder einmal um eine Kurve fahren und – uns allen bleibt wohl einen Moment lang das Herz stehen – direkt vor uns an einem künstlichen Wasserloch steht eine ganze Elefantenherde: Bullen, Mütter und sogar Jungtiere! Es müssen weit über 10 Tiere sein. Hilfe! Man hört doch immer, dass Mütter sehr aggressiv werden, sobald sie Jungtiere mit sich führen. Aber die Elefanten in Etosha sind Menschen gewöhnt und lassen sich durch uns überhaupt nicht stören. Lediglich die alte Leitkuh behält uns wachsam im Blick. Wir sind wie wild am Fotografieren. Vor allem ein ganz kleines Elefantenbaby ist einfach zu niedlich, wie es im Wasser herumplanscht! Ein weiteres halbstarkes Jungtier jagt die Oryxantilopen und kämpft spielerisch mit einem größeren Elefanten. Es ist ein durch und durch friedvolles Erlebnis, diesen mächtigen Elefanten dabei zuzusehen, wie sie ihren Durst löschen. Ein Touristenbus kommt um die Ecke, fährt an uns vorbei und stellt sich noch näher an die Elefanten heran. Dass der sich das traut! Und noch ein Landrover kommt und parkt schräg vor uns. Nun wird es eng, denn dieser Weg endet in einer Sackgasse, und wir können nicht mehr wenden, sondern müssten im Falle des Falles im Rückwärtsgang flüchten. Plötzlich sehen wir, wie sich aus dem Gebüsch von rechts ein weiterer großer Elefant nähert, offensichtlich will er auch zum Wasserloch. Und: Der Touristenbus steht ihm genau im Weg! Ich möchte jetzt nicht in diesem Bus stecken, auch wenn dabei großartige Fotos herausspringen würden. Der Bus ist zu groß und kann nicht zurücksetzen, und dafür wäre es jetzt wohl auch zu spät. Der Elefant zögert und scheint zu überlegen, was er machen soll. Wieder dieses verärgerte Kopfschütteln. Dann zieht er langsam direkt vor dem Bus vorbei zum Wasserloch, wo er von den anderen Elefanten freundschaftlich begrüßt wird. Wir atmen erleichtert aus! Nun haben wir auch genug Aufregung für diesen Tag und machen uns auf den Rückweg. Wir müssen uns jetzt sogar beeilen, wenn wir rechtzeitig bei Sonnenuntergang den Park verlassen wollen. Schnell noch ein Stück weiter hoch bis zur Fischer’s Pan, wo wir Schwärme von Flamingos sehen, dann passieren wir das östliche Gate des Parks. Zu unserer heutigen Unterkunft, dem Onguma Camp, ist es von Namutoni aus nur noch ein Katzensprung. Auf der gepflegten Campsite unter Bäumen sind unsere Zelte schnell aufgebaut – diesmal schlafen Corinna und ich wieder im Zelt! - , und alle nehmen eine heiße Dusche. Hier kann ich auch endlich meine Akkus wieder voll aufladen.



Das Abendessen nehmen wir im sehr geschmackvoll eingerichteten Haupthaus ein, es wird Tomatensuppe mit Speck, Straußenfilet, Kartoffeln, Brokkoli und Dessert serviert – alles vom Feinsten! Noch nie auf dieser Tour habe ich mich so auf mein Bett gefreut wie heute und schlafe auch sofort ein.
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06 Sep 2013 19:33 #303219
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13. Reisetag: Onguma Camp – Mount Etjo Safari Lodge
Heute haben wir alle einmal so richtig ausgeschlafen und treffen uns für unsere Verhältnisse recht spät, erst nach 8, zum Frühstück. Wir stürmen das leckere Büfett, das für uns bereit steht, und schlagen uns den Bauch voll. Denn heute haben wir noch eine lange Etappe vor uns. In Tsumeb tanken wir zunächst wieder voll und machen noch ein paar Einkäufe für unterwegs, denn wir wollen nonstop durchfahren bis zu unserem Tagesziel, der Mount Etjo Safari Lodge.



Erst geht es auf der komfortabeln geteerten B1 gen Süden, dann weiter auf der C 33 bis Kalkfeld. Hier biegen wir auf die Pad 2483, die uns direkt in das private 30 000 ha große Wildreservat Okonjati führt. Mittendrin liegt die Mount Etjo Lodge. Auch hiervon habe ich schon Fotos gesehen und bin genauso wie Corinna und Siegfried hellauf begeistert von dem Ambiente. Ein gepflegtes und luxuriöses Haus, vor allem die Zimmer mit dem Jakuzzi-Bad, - Corinna und ich müssen natürlich wieder sofort eine Dusche nehmen - , und King-Size-Betten! Dazu das frische Grün des Rasen, an dem man sich gar nicht satt sehen kann, und ein großer Pool, der noch dazu auch schön tief ist. Leider ist das Wasser für mich wieder mal zu kalt! Eine besondere Attraktion sind die Flusspferde, die im angrenzenden Fluss leben und die man in aller Ruhe vom sicheren Ufer beobachten kann. Wir sind schon am frühen Nachmittag auf der Lodge angekommen, und nach Kaffee und Kuchen ist Zeit genug für einen Game Drive. Los geht’s im offenen Wagen, wir und fünf weitere Touris, Volker nimmt vorne neben dem Tourguide Platz. Kreuz und quer kurven wir drei Stunden lang durch das Wildreservat und sehen Giraffen, Strauße, Kudus, Weißschwanz-Gnus, Steinböcke, Klippschliefer, verschiedene Vögel, von der Riesentrappe bis zum Löffelkranich – alles, nur keine Nashörner! Siegfried ist sichtlich enttäuscht, aber ich bin darüber gar nicht mal so unglücklich, denn ich kann mich nur zu gut an den Game Drive in Okapuka bei meinem letzten Namibia-Aufenthalt erinnern, als ein Nashorn einen Schein-Angriff auf unseren Landrover gestartet hatte. Den Schreck werde ich mein Leben lang nicht vergessen.



Im stilvollen Ambiente an einer Feuerstelle werden wir mit einem Aperitif auf das Essen eingestimmt, oben durch das offene Dach leuchten die ersten Sterne. An einem riesigen offenen Grill servieren die Etjo-Köche Kudu-Pie, Impala-Wurst und Springbock-Filet, dazu eine große Auswahl an Gemüse.

Nach dem Dinner haben wir noch eine weitere Attraktion gebucht: Die Löwenfütterung! Keiner von uns weiß genau, was uns da erwartet. Als Corinna und ich nach dem Essen im Dunkeln zurück in unser Zimmer gehen, um uns für die Fütterung warme Sachen anzuziehen, hören wir schon die Löwen brüllen! Es klingt ziemlich nah und ziemlich unheimlich. Wieder klettern wir auf den offenen Landrover, aber diesmal ist unsere Truppe nur kurz unterwegs. Wir steigen aus vor etwas, das aussieht wie der Eingang zu einem Luftschutzbunker: Vor uns öffnet sich ein schmaler sehr niedriger Gang, der sich nach ein paar Metern aufgabelt in einen linken und rechten Teil. Wir nehmen auf Holzbänken Platz. Vor uns in Augenhöhe befindet sich ein schmaler vergitterter Sehschlitz - breit genug, um einen Blick werfen zu können auf die makabre Szenerie dort draußen: Unter Flutlicht liegt nur wenige Meter entfernt ein Giraffenkadaver - die langen Beine mit dem typischen Fellmuster sind unverkennbar. Als alle ihre Kameras schussbereit gemacht und die Mikrofone eingeschaltet haben, springen plötzlich hinter dem rechten Teil des Bunkers Löwen um die Ecke – ein ganzes Rudel, so viele, dass ich die Tiere gar nicht so schnell zählen kann. Allein vier Männchen sind dabei, dann die Löwinnen und auch niedliche kleine Löwenbabys. Die Meute stürzt sich sofort auf die Giraffe, und es wird geknurrt, gefaucht und gebrüllt, was das Zeug hält! Die Geräuschkulisse ist einfach unglaublich!



Hier herrscht natürlich eine strenge Rangordnung: Die Männchen fressen sich als erste satt und vertreiben sofort andere Löwen, die auch an die Beute heranzukommen versuchen. Zwei Männchen beenden als erste ihre Mahlzeit, stehen auf und verschwinden im Dunkel. Der dritte ist auf seinem Fleischstück einfach eingeschlafen und schnarcht vor sich hin. Der vierte hat seine Portion bald aufgefressen und stürzt sich auf ein neues Stück. Eine Löwin tut uns besonders leid: Sie wird ständig von allen vertrieben und kommt lange Zeit nicht mal in die Nähe des Futters. Erst später schafft sie es, sich einen Platz an dem Stück zu ergattern, was das eine Männchen übrig gelassen hat. Zwischendrin wuseln die Löwenjungen, die mit ihren Müttern schmusen, aber auch genauso wie die Alten gnadenlos jeden wegbeißen, der ihnen den Futterplatz streitig machen will - echte Raubtiere eben. Einmal patrouilliert eine Löwin ganz dicht vor unserem Sehschlitz entlang und späht direkt zu uns Zuschauern hinein. Unwillkürlich weichen wir hinter dem Gitter zurück. Es kann uns zwar eigentlich nichts passieren, aber... Es ist völlig klar: Die Tiere wissen genau, dass wir da sind und wo wir sitzen. Ich bin zutiefst beeindruckt: Nie hätte ich geglaubt, dass diese Tiere so dermaßen riesig sind! Wirklich mörderisch. Wir schauen dem Spektakel eine Dreiviertelstunde zu, und ich muss danach erst mal eine rauchen, um meine Nerven zu beruhigen. Dann geht’s wieder zurück auf die Lodge, begleitet von den Geräuschen der zufrieden fressenden Löwen und anderen nicht zu identifizierbaren Tierlauten, und in unseren gemütlichen Zimmern wartet das Riesenbett auf uns.

14. Reisetag: Mount Etjo Safari Lodge – Windhoek Mountain Lodge
Der Tag fängt geruhsam an. Unsere letzte Etappe nach Windhoek werden wir dank guter Straßen in relativ kurzer Zeit bewältigen können. Nach einem wieder einmal großartigen Frühstück packen wir in Ruhe unsere Sachen und machen uns wieder auf der C 33 auf den Weg nach Omaruru, wo wir einen Zwischenstopp in einem hübschen Café einlegen. Angegliedert ist ein Geschäft, wo wir voller Begeisterung von einer Vitrine zur anderen laufen und am liebsten alles kaufen würden. Wunderschöne Schmuckstücke aus Silber und Edelsteinen, so was gibt es bei uns gar nicht zu sehen, und noch dazu zu sehr vernünftigen Preisen. Da schlagen Ute und Corinna gleich zu.

Dann geht’s weiter nach Okahandja. Wir besuchen dort den berühmten Schnitzermarkt: Ein Stand neben dem anderen, bis auf den letzten Quadratzentimeter vollgestopft mit allen möglichen handgefertigten Souvenirs: meterhohe schlanke Giraffen und wuchtige Nashörner aus Holz, aber auch fein gearbeitete Ringe, Halsketten und Armbänder, glatt geschliffene Figuren aus Speckstein, und und und...



Als wir durch Windhoek fahren, kommt mir der Verkehr nach den Tagen des einsamen Umherstreifens durch fast menschenleere Gegenden schon beängstigend stark vor. Ich kann gar nicht begreifen, woher auf einmal die vielen Autos kommen. Nur noch ein paar Kilometer auf der uns nun schon vertrauten Strecke durch die Auas Berge, und schon sind wir wieder „zu Haus“! Die beiden Hunde und die Lodge-Mitarbeiter begrüßen uns. Ich komme mir fast vor wie eine Weltreisende, so viel hat man in den wenigen Tagen erlebt. Fast 3.000 km haben wir auf teils abenteuerlichen Pisten hinter uns gebracht, und keine einzige Reifenpanne! Das muss unserem Fahrer und Tourguide Volker erst mal einer nachmachen. Auch die von mir zuvor gefürchtete Begegnung mit Namibias zahlreichen Giftschlangen und Skorpionen blieb aus. Diese nicht ungefährlichen Tiere haben wir nicht mal von weitem zu Gesicht bekommen. Corinna und ich setzen uns erst mal auf den Rasen an den Pool und spielen mit den Hunden. Jetzt ist Relaxen angesagt. Die vielen Eindrücke müssen erst mal verarbeitet werden. Dennoch, zum totalen Müßiggang fehlt uns wohl das entsprechende Naturell, denn wir sind schon bald fleißig dabei, die knapp 1000 Fotos von unseren drei Kameras auf CD zu brennen. Siegfried fertigt eine Tourenkarte an, und ich sortiere und bearbeite eine Auswahl unserer Fotos auf Utes Laptop, damit wir sie morgen Abend, an unserem letzten Tag in Namibia, in Ruhe ansehen und die Tour noch mal Revue passieren können.

Abends haben unsere Tourguides noch eine Überraschung für uns geplant: Der Besuch in einem der witzigsten, skurrilsten Restaurants, in denen wir je gewesen sind: Joe's Beerhouse! Ein Riesen-Laden im Biergarten-Stil, mit Lapa und Boma, in dem man sich glatt verlaufen kann, Einfach kultig ist die Deko mit den meterlangen Reihen von Jägermeister-Flaschen auf den Regalen, und die Köpfe der namibischen Tieren der Savanne, die als Jagdtrophäen an den Wänden auf uns Gäste hinunterschauen.Dazu riesige Portionen, Außen-Plätze am Lagerfeuer, Fleischgerichte von allem,was die namibische Küche an Köstlichkeiten hergibt, zB das „Bushman Sosatie “local is lekka” mit Zebra, Oryx, Kudu, Krokodil, Strauß, und die einheimische „Boerewors“, aber auch Eisbein mit Sauerkraut kann hier bestellt werden, und leckere Salate für die Vegetarier.

15. Reisetag: Windhoek Mountain Lodge
Ausschlafen, in Ruhe frühstücken und den Tag langsam angehen - ein wunderbarer Ausklang unseres Urlaubs! Ute möchte Corinna noch mal Windhoek zeigen, und so fahren wir erst ins naturgeschichtliche Museum, um etwas über die Tierwelt und die Völker Namibias zu erfahren, und danach durch die Innenstadt zu bummeln. Nach dem Abendessen geht’s dann aufs Sofa: Bei afrikanischer Musik lassen wir mit dem Beamer unsere Reisebilder durchlaufen.

16. Reisetag: Windhoek Mountain Lodge – Abreise
Wir wollen es nicht so recht wahrhaben, aber unser letzter Urlaubstag ist angebrochen. Ein letztes Frühstück mit unserer Truppe, ein letzter Vormittag am Pool, dann heißt es Koffer packen. Volker, unser Guide, und Siegfried besuchen noch einmal das Waisenhaus Moria Grace in Katutura/Windhoek, wo sie mehrere Kisten mit frischen Lebensmitteln vorbeibringen. Am frühen Nachmittags nehmen wir Abschied von der Lodge und von den Mitarbeitern. Auf der Fahrt zum Flughafen halten wir noch kurz beim Trophäendienst: Hier werden die auf den Jagdfarmen erlegten Tiere präpariert. Raubkatzen, Antilopen, Warzenschweine, sogar Krokodile und Giraffen in Lebensgröße... Es gibt einen Souvenir-Shop, wo wir noch letzte Mitbringsel besorgen können. Ute und Volker bleiben noch bis zum Check-In, dann müssen wir los, so schwer es auch fällt. Und ich überlege mir schon, ob ich im Herbst wieder herkommen kann.


Meine Güte, das war für mich ein Stück harte Arbeit, diesen Text hier einzustellen! Nach einigen Anlaufschwierigkeiten hat's ja nun geklappt! Die aus Versehen eingestellten Teile II und III - sorry! - werde ich noch löschen lassen. Vielen Dank für euer Verständnis und eure Aufmerksamkeit!
Letzte Änderung: 07 Sep 2013 11:17 von kb63. Begründung: Korrektur
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