@Neppen, Abzocken, Korruption, Mobben etc.
Ich bin kein Weltenbummler wie viele hier, möchte aber trotzdem (oder deswegen) etwas dazu sagen. Vorweg: Ich verstehe Jederfrau/Manns Frust über Nepp, Belästigung etc., ich ärger mich auch, lasse mir aber nichts vermiesen, so lange es im Rahmen liegt. Ich persönlich hatte bisher Glück und bin meistens Nepp oder Schikane mit Schmäh und Geduld ausgekommen. Ist aber sicherlich auch eine Frage der Häufigkeit derartiger Reisen; je öfter, desto wahrscheinlicher, dass es einem erwischt. Ich habe bisher nur ein Mal geschmiert, vor Jahren in Beitbridge und zwar freiwillig; das war es absolut wert, sonst wäre ich dort einige Tage gestanden. Verbucht man bei uns unter „Beratungshonorar“. Mich nervt aber manchmal die unterschwellige Wehleidigkeit im Umgang mit diesem Thema. Hin und wieder klingt durch, dass es „Uns“ zusteht, auch die entlegensten (und auch ärmsten) Gegenden der Welt, angenehm und problemlos zu bereisen und nichts soll diese Idylle stören, so als wäre das quasi ein Menschrecht. Die Weltenbummler haben halt auch ein „Berufsrisiko“ zu tragen, so wie die daheim Gebliebenen und es ist immer geringer als das der dort Lebenden. Damit meine ich nicht gerade speziell diesen Thread und bitte nicht darauf eingehen, wenn es nicht so gemeint ist; ich wollte das bloß loswerden.
Ich finde, dass es uns Touristen in diesen Ländern diesbezüglich unvergleichlich besser geht als den Einheimischen, vor allem auch betr. Sicherheit. Ich finde das Neppen etc. auch schlimm und es hat über die Jahre zugenommen, es ist aber nicht wirklich so neu und auch nicht auf Afrika oder andere vergleichbare Länder beschränkt, z.B.:
1978 hat mich im damaligen Jugoslawien eine Verkehrstreife mit einer lächerlichen Begründung abgestraft. Nach Kontrolle meines Passes (mit leider eingetragenem Titel) wurde das Ganze dann richtig teuer. Da half es auch nicht, dass der Klassenfeind eine alte Rostlaube fuhr. Ein paar Jahre später habe ich dort einen Unfall ohne Personenschaden verursacht, mit großem Schaden an meinem Auto und einen kleinen an einem jugoslawischen LKW. Ich musste an der Unfallstelle meinen Pass abgeben und habe diesen erst einige Tage später, nach der Gerichtsverhandlung, Verurteilung und Bezahlen der Strafe und der Polizeieinsatzkosten wieder zurück bekommen, wobei der ganze Vorgang von den jugoslawischen Behörden aber absolut korrekt, höflich und ohne Schikanen abgehandelt wurde.
Meine frühere polnische Nachbarin hat mir öfters erzählt, wie sie die slowakischen und polnischen Polizisten „erwischt“ hat, die von ihr (weil mit österreichischem Kennzeichen unterwegs) Strafmandate wegen phantasievoller Übertretungen kassieren wollten (ohne Quittung versteht sich) und dann aus allen Wolken fielen, wenn diese sie auf Polnisch abgekanzelt hat.
Und noch eines, weil die österreichische Autobahnmaut genannt wurde. Als diese eingeführt wurde, haben die Kärntner Hoteliers und Gastronomen (überhaupt die dreistesten Raubritter der Nation) gejammert, dass nun die deutschen Gäste wegen der Maut wegbleiben würden. In der anschließenden öffentlichen Debatte erschien im „Profil“ folgender Leserbrief über das Image von Urlaub in Kärnten: Der Schreiber hatte sich beim Kellner beschwert, dass das große Bier 80 ATS (!!) kosten sollte, Seeterrasse und Bergblick hin oder her. Reaktion des Kellners: OK, geben sie mir halt 50.
Wie lange soll ich noch fortsetzen und wer kennt das nicht alles? Täglich erfahren wir hier einen echten Korruptionsskandal nach den anderen. Da regt mich persönlich der Versuch eines nicht oder unterbezahlten afrikanischen Polizisten, auch von der Globalisierung zu profitieren, vergleichsweise wenig auf. Sehr wohl tun das aber die dortigen korrupten Eliten, die mit mindestens 10 % des BIPs überall mitschneiden, ohne etwas dafür zu leisten. Ist bei uns aber kein Aufreger, fällt hier unter normale „Akquisitionskosten“ und sichert Arbeitsplätze. Irgendwo muss das Geld für die nächste Fernreise ja herkommen.
Grüße Werner