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THEMA: Unerwartetetes Ende eines Nxai Pan Ausflugs
18 Sep 2009 18:27 #115552
  • crisscross
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  • crisscross am 18 Sep 2009 18:27
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Hallo zusammen,

frisch zurück aus Botswana und Namibia, will ich kurz über eine kleine Überschätzung meines 4x4 Fahrvermögens und die Unkenntnis von Fahrstrecken berichten.

Wir waren auf dem Weg von Maun (Crocodile Camp = Sehr schön) nach Nata zur Elephants Sands Lodge (noch vie schöner!)

Wir hatten uns kurzfristig überlegt, den auf der Strecke liegenden Nxai National Park zu besuchen, um die in der Kudiakam Pan gelegenen Baines Baobabs zu bewundern. Da die Entscheidung eher spontan gefällt wurde, waren wir zeittechnisch schon eher knapp dran - aber es sollte laut meinen "nicht anzuzweifelnden" B) zeitlichen Berechnungen aber durchaus machbar sein.

Wir hatten einen Nissan X-Trail 4x4. Wir sind noch nie Tiefsand gefahren. Aber ich (ja vor allem ich :blink: ) dachte mir, dass sei vielleicht eine erste Übung für die in Zukunft geplante Moremi-Savuti Strecke.

In unserem Reiseführer stand, dass die Sandpiste zum Scout Camp als eine der unangenehmsten Straßen Botswanas gilt. Nun ja, dachte ich mir, kann ja nicht so wild sein, aber frage mal besser am Gate nach.

Am Gate angekommen fragte ich die Dame, ob ich als unerfahrener Sandpistenkönig die Strecke mit meinem "tollen" Nissan X-Trail 4x4, der ja eigentlich eher eine Sandkasten 4x4 ist, befahren könnte. Sie meinte, das sei kein Problem, so lange ich 4x4 habe.
Außerdem sei ja noch 1!!! weiterer Tagesbesucher im Park und falls etwas passieren würde, käme der uns ja schließlich irgendwann entgegen.

Hmmm, das gab nur doch ein wenig zu denken. Aber mein Abenteurer in mir war nicht mehr zu bremsen. Anja dachte wahrscheinlich nur: "Ich hab ja jetzt wohl keine Wahl." :woohoo:

Wir fuhren los und es wurde sandig. Welch eine Überraschnung. Jedoch waren die ersten 19 km der zitierten, unangenehmen Sandpiste gar nicht so schlimm. Das Auto schlingerte zwar ein wenig, aber es ging voran und wir lagen gut im Zeitplan. Mein Glücksgefühl schraubte sich in nicht geahnte Höhen und ich dachte mir: "Moremi und Savuti - wir kommen und werden alle Sandpisten dieser Welt meistern." - wenn ich diese Strecke meistern kann...

Dann nach 19km kam die Abzweigung Richtung Baines Baobabs - weitere 12 km Sandpiste, die im Reiseführer nicht weiter erwähnt wurde. Also, dachte ich, ist das Gröbste nun hinter uns!

Ich nahm schwungvoll die Kurve und sah zu meinem Entsetzen, dass es bergauf ging und es sehr tiefsandig wurde. Also jetzt richtig tiefsandig. Der Weg wurde zudem auch sehr eng und zu beiden Seiten stieg er auch noch an. Also gab es keinen Ausweg. Hier mußten wir durch. Durch unseren Schwung kamen wir ca. 50m weit, bis wir uns richtig gut festgefahren hatten. :S

Ich wußte sofort, dass war jetzt kein Spaß mehr und so leicht kommen wir hier nicht wieder heraus. Also aussteigen und die Lage begutachten. Hmmm... wie erwartet, doch die Lage schien mir nicht ausweglos. Ein paar Losfahrversuche später, einschließlich Fahrerwechsel und Anschiebaktion, war die einzige Lösung rückwärts zurück, weil vorwärts den Hang hinauf ging gar nichts zu gehen. Anja setzte schon das "na toll gemacht"-Gesicht auf...

Nach zahlreichen Vollgasversuchen rappelte sich unserer tapferer Nissan X-Trail cm für cm aus dem Sand. Komisch war nur, dass es auf einmal im Kommando Stand nicht wirklich gut roch. Muss wohl das Getriebe sein, dachte ich mir als erfahrener Automechaniker, der noch nie einen Ölwechsel selber gemacht hat... :blink:

Aber wir hatten Glück: Wir sind aus dem Tiefsand herausgekommen und stand nun erneut an der Kreuzung. Mein Hochgefühl war wie weggeblasen und auch mein Zeitplan lief etwas aus dem Ruder...

Gerade als ich in mir den Zwiespalt eines neuerlichen, abenteuerlichen 2. Versuchs versus Aufgabe wegen mangelnder Fahrpraxis am klären war, kam der andere Tagesbesucher um die Ecke gebogen. Kurz aufgeblinkt und weg war er gen Gate. Mist, den hätte ich jetzt fragen können, ob die gesamte Strecke zu den Baines Baobabs so tiefsandig ist wie der erste Teil.

Somit fuhr gerade unser einzig vorhandener potentieller Retter Richtung Gate und ich mußte mir eingestehen, dass das hier wenig Sinn macht.

Diese Erkenntnis trug nicht wirklich zur Anhebung meiner Laune bei... :silly: - also fuhren wir wieder zurück zum Gate. Am Gate angekommen stand der andere Tagesbesucher (er mit einem Landrover ausgestattet) noch beim Auschecken und ich faßte mir ein Herz und fragte ihn, wie die Strecke zu den Baines Baobabs denn so wär: "No problem"

Ups, das saß. Ich hakte trotzdem noch einmal nach, ob er sich vorstellen könnte, ob ich diese Strecke mit meinem Sandkasten 4x4 bewältigen könnte. Er wieder: No problem". Warum gab mir dieser, mir nicht bekannte, Mann immer die falschen Antworten?! :dry:

Anscheinend ist es wirklich so, dass dieser tiefsandige Weg nur ein kurzes Stück des Weges ist. Was uns aber auch nichts einbrachte, weil wir jetzt keine Zeit mehr hatten, einen neuen Versuch zu starten.

Na toll... Moremi-Savuti müssen wohl ohne meine Fahrkünste weiterleben...

Auf der Fahrt nach Nata haben wir übrigens einen sehr tollen Baobab direkt an der Straße gesehen!

Trotzdem habe ich meine Lehren daraus gezogen. Niemals unvorbereitet und dazu noch unter Zeitdruck Strecken ausprobieren, die wir (trotz Reiseführer) nicht einschätzen können. Wenn wir einen 2. Versuch gestartet hätten und wir hätten uns festgefahren, dann hätten wir echte Probleme bekommen können. Weiß man, ob die Damen am Gate noch wissen, dass wir "nur" Tagesbesucher sind und abends glücklich des Feierabends zu ihren Familien heimkehren. Auf ne Nacht im Auto können wir gut und gerne verzichten und wäre auch mein "ausgeklügelter" Zeitplan völlig hinüber gewesen und wir hätten direkt nach Kasane durchfahren müssen.

Aber zum Glück lernt man ja nie aus! B)

Noch ein Hinweis zur Strecke Nata - Kasane: Die 2 x 40km Pothole Erlebnistour sind wirklich atemberaubend anstrengend. Man muss sehr viel Zeit und Nerven mitbringen. Was uns besonders schlimm vorkam: Jedes Mal, wenn man denkt, jetzt haben wir es geschafft und können wieder Gas geben, kommen wieder neue Schlaglöcher und darin besteht die eigentliche Gefahr!

Ich wollte Euch einfach an der Erfahrung teilhaben lassen, denn mir ist beim Lesen des Threads "Nicht zu unterschätzen, die D3703 im Norden" und des Kommentars von Carsten Möhle bzgl. Einschätzung von Fahrvermögen unser Erlebnis wieder eingefallen. Auch wenn es meinem Ego nicht unbedingt gut getan hat! :laugh:

Liebe Grüße
Christoph
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18 Sep 2009 18:45 #115555
  • Jens_Dietzel
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  • Jens_Dietzel am 18 Sep 2009 18:45
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Hallo Christoph,

ich ziehe meinen Hut in tiefem Respekt vor Dir.

Soviel Ehrlichkeit ist heute selten.

Ich hoffe, Deine Beschreibung bewahrt den ein oder anderen vor schlimmeren Erlebnissen...

Und es ist noch kein Meisten vom Himmel gefallen. Wer sich noch nie festgefahren hat, ist auch noch nie an seine (oder die des Autos) Grenzen gegangen. Man sollte es nur nicht zu weit entfernt von Bergepersonal/-Equipment tun.

DANKE und ein schönes Wochenende

Jens
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18 Sep 2009 19:40 #115558
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  • Julie am 18 Sep 2009 19:40
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Hallo Christoph!
Seit ein paar Monaten gibt es eine neue Strasse in den Nxai Pan NP - deshalb kam dir diese wohl auch nicht so schlimm vor. Wir haben uns im April auch sehr gewundert, dass so "die schlimmste Strasse in Botswana" aussieht!
Die neue Strasse verläuft mehr oder weniger parallel zur alten (konnte man am Navi gut sehen)
An die Kreuzung zu Baines Baobabs kann ich mich noch erinnern, jedoch war da keine Steigung...vielleicht bist du da irgendwie auf die alte Strasse gekommen.
Wir haben die Strecke zu den Baobabs dann in guter Erinnerung - viel weniger Sand als zu Beginn. Naja das nächste Mal dann! Nicht aufgeben! Jetzt bist du ja schon erfahren! glg, Julia
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18 Sep 2009 20:35 #115560
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  • Crazy Zebra am 18 Sep 2009 20:35
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Hallo Christoph,

gut das du uns an deine Erfahrungen teilhaben lässt,
nicht immer ist alles so easy :S

Erlaube mir ein paar Fragen, vll hilft es dir und anderen
bei einem weiteren Versuch.

Ich kenne diese Strecke und obwohl ich den X-Trail selber noch nicht gefahren bin würde ich sagen das die Antwort "no Problem" grundsätzlich
richtig ist.

Frage, Tiefsand, habt ihr den Reifendruck spürbar gesenkt so auf 1.0 max. 1.5 Bar, dies ist nämlich ein Mittel das wirklich hilft, die 15 Minuten die ihr danach braucht um die Reifen wieder zu befüllen (Kompressor ist Pflicht) hättet ihr gut investiert.

Festfahren, habt ihr versucht ohne Sand wegzuschaufeln euch frei zu fahren?

Wenn du nicht die Kupplung gedrückt hast war vermutlich der Geruch von den Reifen kommend, Sand wirkt wie eine Schmiergelmaschine und der Pneu wird sehr beansprucht beim Durchdrehen, klar einige werden jetzt sagen Sand ist nicht gleich Sand - Ok lassen wir das mal so stehen.
Aber auf jedenfall beanspruchst du die Antriebswellen sehr stark das kann zum Totalausfall führen.



Mein Fazit:

Luftdruck runter und es geht easy zu 99%, wenn festgefahren nicht versuchen durch wippen frei zu kommen, sofort Schaufel raus und Rückwärts aus der Zone.

Mit etwas Schwung nochmals versuchen und in aller Regel ereichst du das Ziel deiner Wahl.

Also, Tiefsand mit den richtigen Massnahmen im Normalfall zu machen.

Gruss Kurt
www.Kurt-und-Heidi.ch Reiseberichte - Bilder und noch mehr wir freuen uns über jeden Besuch
Letzte Änderung: 18 Sep 2009 20:40 von Crazy Zebra.
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18 Sep 2009 21:21 #115565
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crisscross schrieb:
Na toll... Moremi-Savuti müssen wohl ohne meine Fahrkünste weiterleben...

Hallo Christoph,

bitte laß Dir von diesem Erlebnis nicht einen Urlaub im Moremi und in Savute vermiesen.

Denn, nach meiner Meinung, hatte dieses Erlebnis nicht unbedingt etwas mit Euren Fahrkünsten zu tun, sondern es lag an Eurem Auto. Der Nissan X-Trail 4x4 ist kein wirklicher 4x4, denn er hat keine Differentialsperre (ich glaube, so heißt das). Er hat zwar eine etwas erhöhte Position, aber nicht so viel wie z.B. ein Toyota Hilux oder ein Land Rover Defender.

Natürlich hilft das Ablassen der Reifen, aber wahrscheinlich beim Nissan auch nicht in jeder Situation.

Der Moremi ist super schön und Savuti auch. Und irgendwie ist bisher noch jeder irgendwie zurückgekommen. Da muß Du Dir einfach den wunderschönen Reisebericht von OlliBö durchlesen. Auch sie sind überall durchgekommen, wenn auch nicht immer auf dem direkten und schnellsten Weg.

Also, überlegt Euch das noch einmal mit dem 4x4 Fahren. Es macht ja auch durchaus Spaß.

Schöne Grüße,

Nicole
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19 Sep 2009 09:21 #115586
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  • joeheinz am 19 Sep 2009 09:21
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Hallo,

ich beobachte in den letzten Jahren, daß Autovermieter ein SUV als "4x4" anpreisen, obwohl ein SUV alles nur kein geländegängiger 4x4, welcher für Afrikatracks notwendig ist, viele Leute aber genau das dann denken. Wenn dann noch Wissen fehlt, wie z.B. Luft ablassen im Sand, dann wirds sogar gefährlich.

@Christoph - gut, daß Ihr schadlos durchgekommen seit!

Grüße
Joe
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