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THEMA: Erfahrungen mit Geländeanhänger?
17 Apr 2011 10:31 #184617
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  • Olli am 17 Apr 2011 10:31
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Moin Andreas!

Vorab möchte ich Dir sagen, daß bei dem großen Gepäckvolumen Deine Entscheidung, einen Anhänger mitzuführen, die beste sein wird! Sie wird zudem auch die kostengünstigste sein, da der Mehrverbrauch an Brennstoff mit Anhänger bei weitem nicht an die Mietkosten eines weiteren Fahrzeuges heranreichen wird.

Alles was hier von JAW zu Deinem Thema geschrieben wurde stimmt, …wenn Du NICHT richtig planst, packst und fährst! Ich habe vor 14 Jahren ebenfalls alles in ein Fahrzeug verstaut und einen großen Gepäckträger montiert, denn dann ist ja soooo viel Platz drauf! Folgende negative Erscheinungen treten in einem solchen Fall auf:
  • - Kopflastigkeit, …das Fahrzeug ist nur bedingt geländetauglich
  • - Reduzierte Federwege wegen des generell schon hoch belasteten Fahrwerks
  • - Hoher Luftdruck in den Reifen erforderlich! Schlechte Voraussetzung für Weichsand!!!
  • - Gefahr von Rahmenbrüchen, Karosserierissen und höherem Verschleiß des Fahrzeuges generell. (Spielt aber für DICH bei einem Mietfahrzeug eher eine untergeordnete Rolle.)

Als ich diese Erfahrungen am eigenen Leibe gemacht und in meiner Firmenbilanz zu berbuchen hatte, da entschloß ich mich, zukünftig nur noch mit Anhänger Safaris durchzuführen. Und siehe da: Ich konnte mit weit leichteren Fahrzeugen im extremen Tiefsand die Reifen so manches Mal sogar auf unter 1 Bar ablassen, was mich dann immer (!) mit Anhänger zum Erstaunen vieler Steckengebliebener locker vorbeiziehen ließ! Auch hatte ich bei unbeabsichtigten zu schnell durchfahrenen Querrinnen i.d.R. wieder genügend Federweg zur Verfügung!

Das von JAW angesprochene gefährliche Aufschwingen des Gespannes auf schnell gefahrenen Sandpisten besteht für Dich nur, wenn Du beim Beladen des Anhängers nicht richtig austarierst: Zwei Drittel des Gewichts gehören vor die Achse!!! Damit hast Du garantiert ein stabiles Gespann!

Lasse Dir bitte auch keine Angst machen, daß Du bei jedem Steckenbleiben gleich abhängen und anschließend umständlich bergen mußt! Generell solltest Du nur durch Furten oder Tiefstsandpassagen fahren, wenn Du Dir darüber im Klaren bist was Dich erwartet und Du es Deiner Einschätzung nach mit Deinem Gespann schaffen solltest. Falls es dann doch einmal passiert ist, versuche vorsichtig und im kleinsten Gang zu reversieren. Aber Vorsicht dabei!!! Sollten die Räder durchdrehen, …sofort die Kupplung treten, …und dann doch aussteigen, aber zunächst nur um den minimalst vertretbaren Luftdruck in den Reifen (alle 6 Räder bitte!) erzeugen und hinter bzw. vor allen Reifen eine Spur freimachen. Dann geht es ein paar Zentimeter wieder nach vorne, anschließend mehr Zentimeter nach hinten und dann mit etwas Anlauf ohne weitere Probleme raus aus dem Sand oder Schlamm. Das funktioniert „wie eine Bombe“! Man kommt selbst als Fahrer nicht aus dem Staunen heraus!

Der Leistungsverlust im Anhängerbetrieb ist ein anderes Thema. Am optimalsten ist ein Motor, der schon ab der Leerlaufdrehzahl eine hohe Leistung bereitstellt! Die meisten benzinbetriebenen Toyotamotoren sind da unschlagbar! Moderne Dieselmotoren sind in niedrigen Drehzahlbereichen im Nachteil: Der/die Turbolader schalten sich mit dem nötigen Nachdruck erst ab mittleren Drehzahlen zu. Besonders Land Rover sind, meiner Erfahrung nach, sehr im Nachteil. Aber auch hier gilt, daß man sich als Fahrer darauf einstellen und dann schon im Voraus schalten kann um dann eben mit (für Toyotafahrer ungewohnter) hoher Tourenzahl durchzufahren.

Nochmals: Es geht alles, …auch mit Anhänger! Mit meinen VW Typ 3 Syncro (allerdings mit Toyota 4Y Motor ausgestattet) fahre ich zum vielfachen Erstaunen aller hochtechnisierten südafrikanischen 4x4 Enthusiasten locker durch Moremi und Chobe mit einem großen und nicht spurenden Anhänger auf „Minireifen“ 205 R 14!!! Die wunderschönen Trockenflußläufe des Kaokoveldes im äußersten Nordwesten Namibias sind daher auch kein Hindernisgrund! Wegen dieser Erfahrungen habe ich mir für meinen großen und im Fahrgestell verlängerten Land Cruiser (immerhin 10 Sitzplätze!)einen speziellen, doppelachsigen Anhänger bauen lassen. Beladen, mit dann immerhin 2,3 Tonnen (!) Gewicht wagte ich mich damals erstmalig mit „schwammigen“ Gefühl in die Tiefsandpassagen des Kaokoveldes und: Ich blieb nicht einmal stecken!

Also, lieber Andreas, mit etwas Mut ran an Deine Anhängerkalkulationen. Angst ist ein großer Hemmschuh! Wissen wird Dich weiterführen!

Liebe Grüße aus Windhuk,

Olli

Wer aus der Wüste zurückkommt, ist reicher, aber auch einsamer. Denn die Zahl derer, die einen verstehen können, ist kleiner geworden. Zitat nach B. Baumann
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17 Apr 2011 12:54 #184623
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  • jaw am 17 Apr 2011 12:54
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Hallo Olli,
ich kann alles unterschreiben, was du nennst. Deshalb habe ich mich ebenfalls für den Trailer entschieden. Da ich dich kenne, traue ich dir bei Weitem mehr zu als mir selbst. Aber die meisten Europäer haben wenig oder keine Anhängererfahrung. Deswegen ist mir wichtig, dass der Anhänger im Gelände (und darum ging es Andreas ja) schon spezielle Auswirkungen hat. Zumindest die Erfahrung des Fahrers und die Motorleistung ggf. Untersetzung muss stimmen, damit es klappt. Und sobald du den Rückwärtsgang benützt hat der Anhänger ein Eigenleben, jedes Hindernis führt zum Ausbrechen aus der vorgesehenen Richtung...
Mit der Beladung wirst du bei geschulten Europäern Diskussionen auslösen: Hier ist die zulässige Stützlast am Fahrzeug oft auf 50-100kg begrenzt. Das Gespann wird stabiler, wenn du Gewicht nach vorne bringst, es schwingt weniger seitlich, kann aber das Zugfahrzeug insb. bei zu weicher Federung an der Hinterachse vertikal aufschaukeln. Dazu sind die Bodenwellen ideal, wenn Fahrer meint es auch flotter machen zu können. Und oft ist es insbesondere beim ungebremsten Anhänger so, dass Bremsen das absolut falsche ist. Das benötigt dann viel Erfahrung mit dem Gespann.
Bei deinen Bildern vermisse ich einen Schutz gegen Steinschlag: Das Zugfahrzeug wirbelt auf Schotter immer wieder Steine auf, die gegen den Anhänger fliegen und von dort zurück zum Auto. Das macht Lackschäden und kostet vielen auch die Heckscheibe. Ich habe zwischen Anhänger und Zugfahrzeug deswegen ein Netz, Steine bleiben unterhalb der Stoßstangenhöhe des Autos damit.
Ich will Andreas keine Angst machen, aber Anhängerfahren im Gelände ist eben nicht mit dem Obi-Anhänger 2x im Jahr vergleichbar, den mancher hier in D benutzt.

Viele Grüße
jaw
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
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17 Apr 2011 13:38 #184627
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  • maddy am 17 Apr 2011 13:38
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Hallo Andreas,

Ich bin da 100% mit Ollie einverstanden!

Wir sind jeweils so unterwegs:



Wir waren damit in 2009 in Botswana (unter anderem Kubu Island, Moremi) und letztes Jahr im Norden Namibias, und auf mehreren kuerzeren Trips.
Steckengeblieben sind wir nirgens, und, wie schon gesagt wurde, wenn richtig gepackt ist und man anstaendig faehrt und die Fahrweise den Strassenzustaenden angepasst wird, gibts da auch keine Probleme. Und mit dem richtigen Reifendruck (an Auto und Anhaenger) kommt man auch problemlos durch tiefsandige Strecken.

Ganz ehrlich gesagt, ich kann mir nicht vorstellen wie ihr mit 4 Personen uns nur einem Auto ohne Trailer auskommen koenntet?

Bei uns beinhaltet der Trailer, abgesehen vom Dachzelt: die ganze Kueche, Essensvorraete, Camping Tisch und Stuehle, Wasser Kanister, Wassertank, Gasflaschen, Dieselkanister, Charcoal. Also das moechte ich nicht alles auf dem Dach mitschleppen!

Im Auto sind dann: Tiefkuehler, Kuehlbox, Getraenkevorraete, die Reisetaschen, und ein Schubladensystem mit Toolbox, die notwendigsten Ersatzteile, Compressor und Recovery Equipment und diverse Reinigungsmaterialien. Auf der Rueckbank im Auto: Lunch box, Computer, Fototaschen, Jacken, Bestimmungs Buecher, First Aid box und was man sonst noch so braucht. Und wir sind nur zu zweit!

Ein weiterer Vorteil vom Trailer: verbringt man mehr als eine Nacht am selben Ort, kann der einfach stehenbleiben. Auch bei einem Tagesausflug oder zum einkaufen gehen braucht man ihn nicht immer mitschleppen.

Aber wie auch immer ihr euch entscheidet: ein toller Urlaub wird's bestimmt!

Gruss aus Sodwana
Maddy
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17 Apr 2011 15:14 #184637
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  • andreas78 am 17 Apr 2011 15:14
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Hallo zusammen,

vielen Dank für die ausführlichen Antworten - finde es toll, dass hierzu gleich eine kleine Diskussion entstehen kann.

In Summe ergeben sich für uns aus Platzgründen zwei Möglichkeiten:

- Entweder wir entscheiden uns, doch ein zweites Fahrzeug dazuzunehmen.
- Oder wir setzen auf den Anhänger.

Im Moment tendiere ich zum Anhänger - und es ist mir klar (und durch eure Rückmeldungen nochmals viel klarer geworden), dass das Um und Auf die richtige Beladung ist. Mein Plan wäre, die - nicht allzu schwere - Campingausrüstung (Tisch, Stühle, Geschirr, etc.), Kohle, evtl. gesammeltes Brennholz, etc. in den Anhänger zu packen und sämtliche schweren Gegenstände ins Auto. Daher hoffe ich, dass der Angänger selbst weder zu stark bremst noch beim Bremsen zu stark schiebt.
Vorsichtiges Fahren ist ohnehin Voraussetzung und ein bisschen Erfahrung bringen wir durch unsere zwei Botswana-Reisen 2001 und 2009 auch mit - allerdings ohne Anhänger ...

Ich denke, wir werden uns drübertrauen und ... nach unserem Trip berichten, wie's gelaufen ist.

Viele Grüße
Andreas
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