Der Fahrer, der mich abholte, stellte sich als Bernhard vor. Er nahm mir mein Gepäck ab und wir gingen zum Fahrzeug. Es folgte der übliche Smalltalk und so erreichten wir nach einer Fahrt von gut 80 Minuten das Basecamp Explorer. Die Camps liegen ungefähr 15 km auseinander. (Angaben von Bernhard).
Erst als Bernhard weg war fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es war der gleiche Bernhard, der mich letztes Jahr vom Kilima Camp zum Royal Mara Camp gebracht hat. Auffallend war nämlich das Fahrzeug, das in tadellosem Zustand war. Im Fahrgastraum gab es nämlich Ablagekästen, Bohnensäcke und Stromanschlüsse um während der Fahrt Akkus aufzuladen.
Die Parkgrenze wird durch den natürlichen Verlauf des Talek Rivers markiert. Der Talek konnte sich wahrscheinlich nur noch schwach daran erinnern, was er eigentlich war. Ein Fluss. Aber momentan war er fast völlig ausgetrocknet. Dennoch mussten wir über eine Hängebrücke den Fluss überqueren (bzw. das, was noch von ihm übrig war).
Auf diese Weise landeten wir im Camp, wo ich sofort auch freundlich empfangen wurde. Es gab wie allgemein wohl üblich, einen Drink und das Erfrischungstuch. Zwei Bedienstete stellten sich vor und begleiteten mich zum Zelt.
Das Camp machte einen guten Eindruck. Mein Zelt konnte aber in keiner Weise den Standard der Ashnil-Zelte bieten. Das Zelt war kleiner und rustikaler. Aber trotzdem fühlte ich mich während des gesamten Aufenthaltes hier pudelwohl!
Kurz vor 13 Uhr gab es Mittagessen.
Es gab jeden Tag Suppe (aber kalte!) als Vorspeise. Wer hat sich denn so etwas ausgedacht? Kalte Suppe?! Dann gab es noch eine weitere Vorspeise in Form eines Salattellers (hier waren aber auch Früchte eingearbeitet – sehr lecker). Es gab nur ein Hauptgericht. Alles war auch für’s Auge zubereitet. Und es war sehr, sehr lecker – bis auf die kalte Suppe.
Dessert und Kaffee rundeten das Mittagessen ab. Den Blick in die Savanne gab es kostenlos obendrauf!
Und dann kam um 16 Uhr die erste Pirschfahrt dieses Camps.
Das Camp hat zwei Parkplätze: Einen im Park, also da, wo wir vorhin angekommen waren. Und einen am anderen Ende des Camps. Also am Eingang, wo sich auch die Rezeption befindet.
Und von hier aus sind wir dann gestartet. Richtig: WIR. Ich war nicht mehr alleine. Schade. Mein Fahrer stellte sich als James vor. Ich sollte vorne neben ihm einsteigen. Hinten saßen vier Franzosen und drei Norweger. Die Karre war also voll!!
Das kann ja heiter werden. Pirschfahrt außerhalb des Camps?! Also werden keine Parkgebühren fällig? Ich habe sie aber bezahlt?! Was soll das?
Wir fuhren durch die Ortschaft Talek. Vorbei an Viehherden, Massaihütten, teilweise gemauerten Gebäuden und heruntergekommenen, leerstehenden Baracken, vorbei an der Primary School.
Wir fuhren und fuhren und fuhren und fuhren. Gefühlt nach einer Stunde sah ich den ersten Baum (ja gut, ich glaube, ich übertreibe jetzt). Aber das, was ich hier eigentlich erwartet hatte, war das nicht. Ich ergab mich meinem Schicksal. Auf jeden Fall begann es in mir zu brodeln. Was machen wir hier? Hier ist nix! Außer einem einsamen Elefanten.
Doch dann fiel plötzlich das Wort ‚Leopard‘. Wo denn? Hier? Hier stehen doch nur ein paar Büsche? Aber tatsächlich. Der Massai steuerte voll auf einen Busch zu. Wir konnten den Leo sehen. Das Gestrüpp verdeckte ihn aber doch ziemlich. Und was macht der Massai? Lässt das Auto ausrollen (was aber nicht ging, da die herunterhängenden Zweige genügend Widerstand leisteten) und steht auf. Hängt sich so aus dem Wagen, dass er fast auf die Kühlerhaube fällt und haut mit seiner Machete alles kurz und klein, was unser Auto am Weiterfahren hindert. Wie bekloppt ist der denn?
Aber – anschließend hatten wir freie Sicht! Fotoherz was willst du mehr?
Zwanzig Minuten später traf hier ein weiteres Fahrzeug vom Basecamp ein. Wir arrangierten uns mit denen, dass sie auch mal unsere Poolposition einnehmen durften. Wir sind ja gar nicht so!
Nach gut zehn Minuten Weiterfahrt stießen wir auf ein Rudel Löwen. Er herrschte eine tolle Abendstimmung in einem genialen Fotolicht.
Bei unserer Rückkehr landeten wir am Campeingang im Park. Wie geht das denn? Und dann schnallte ich erst, dass wir mehrfach durch Bodensenken und auch wohl durch den ausgetrockneten Talek gefahren waren, und so, ohne es zu merken, mittlerweile im Park waren.
Zum Abendessen setzte sich der Campmanager kurz zu mir. Wir lagen sofort auf einer Wellenlänge. Er war eine sympathische Erscheinung. Wahrscheinlich drei, vier oder fünf Jahre jünger als ich. Einen Kopf kleiner und zehn Kilo schwerer. Er sprach neben Suaheli und Englisch auch noch Französisch und Deutsch. Und er bat mich, wenn irgendetwas wäre, ihn auf Deutsch anzusprechen, damit er in Übung bleibt bzw. noch etwas lernt.
Nach dem Abendessen verzog ich mich rasch in mein Zelt. Für heute war ich platt.
- Fortsetzung folgt -
LG Papa Kenia