Liebe Fomis,
natürlich stimmt fast alles was geschrieben wurde, bzw. könnte ich unterschreiben. Aber, ich möchte mal an einige Sprichwörter erinnern: „Jeder kehre vor seiner eigenen Tür“; „Wer im Glashaus sitzt ….“; „Fasse mal an seine eigene Nase ….“; „…werfe den ersten Stein…“; etc. etc.
So grässlich ich es finde, wenn wieder mal irgendwo in Afrika abgeschlachtet wird, aus welchen Gründen auch immer, und mich eine ohnmächtige Wut packt, dann frage ich mich gleichzeitig, wie es bei uns zu Hause abläuft?!
Bär, Wolf, Luchs wurden ausgerottet. Neu eingewanderte Bären werden zu Problemtieren erklärt. Was dann passiert ist jedem bekannt.
Ausgesiedelte Luchse werden selbst im Nationalpark Bayer. Wald regelmäßig gewildert. Und Wölfe, die aus dem Osten zuwandern, werden selbst von ausgebildeten Jägern abgeknallt, da sie die Tiere für wildernde Schäferhunde gehalten haben. So jedenfalls die Rechtfertigung, wenn sie erwischt werden; die meisten Abschüsse werden aber leider nicht aufgeklärt.
Füchse wurden massenhaft vergiftet / vergast, da sie Tollwutträger sind. Mir ist aber kein einziger Fall bekannt, dass dadurch tatsächlich ein Mensch zu Tode gekommen wäre. Obwohl ich das nicht ausschließen möchte; dennoch stellt sich mir die Frage der Verhältnismäßigkeit. Dass hierdurch gleichzeitig regional auch die Dachse fast vernichtet wurden, ist nichts weiter als ein bedauerlicher Nebeneffekt.
Taubenzüchter stellen verbotswidrig sog. Habichtfallen auf, da der Habicht ja Vogeljäger ist. In einigen Regionen Deutschlands fälschen Jäger die Bestandszahlen von Rebhühnern nach oben, um die Jagd weiter ausüben zu können.
In Südeuropa werden Zugvögel millionenfach in Netzen gefangen, da man sie kulinarisch aufbereiten möchte.
Vor ca. 30 Jahren wurden von einem skrupellosen Deutschen in einer renommierten Fachzeitschrift unter falschem Namen getürkte Zahlen über den Bestand der Seekühe im Fluß Gaba (Guinea Bissau) veröffentlicht, um zu rechtfertigen, dass mehrere Seekühe gefangen und nach Zoos in Japan verkauft werden dürfen. Stückpreis ca. 300.000 DM (ohne Jagd- und Fangkosten!, die nochmals etliche Mio DM ausmachten!).
Diese Aufzählung lässt sich beliebig fortsetzen. Gibt es hier zu Lande aber eine große Aufgeregtheit?
Weltweit schimpft man öffentlich gegen die Abholzung der Regenwälder. Das veranlasst aber keine einzige Regierung, gegen die Abholzung vorzugehen, geschweige denn bekommt irgendein Manager deswegen Magenbeschwerden.
Ich finde es erbärmlich wenn ein mit allen Raffinessen ausgestatteter Jäger ein Tier aus dem Hinterhalt allein aus Spaß tötet. Aber was nutzt es, wenn ich hinterher aus der Ferne einen Shitstorm entfache, der von den Verantwortlichen überhaupt nicht wahrgenommen wird!? Und es macht noch weniger Sinn, wenn sich die Diskussionsteilnehmer gegenseitig zerfleischen.
Ich fände es sinn- und wirkungsvoller, wenn sich lokale Naturschützer in solche Diskussionen einbinden, die wütenden Stimmen sammeln und an die entsprechenden Regierungsstellen weiterleiten würden. Was hier so manchmal abgeht kommt mir vor wie eine Kampagne im Gießener Wochenanzeigeblatt [ich hoffe das gibt es gar nicht, sonst kriege ich eine Klage an den Hals] zur Vermeidung von Erdbeben in China.
Was ich sagen möchte: Aufregung ja, aber sie muß auch gehört werden. Vor Ort gibt es sicherlich etliche kompetente Personen, denen man Gehör schenkt, aber eine solche Aktion gehört gebündelt.
Mit meiner privaten Wut hier zu Hause schütze ich keinen einzigen Löwen, keinen Elefanten und kein einziges Nashorn … Und wenn ich wütend in die Tasten haue, dann liest das Ergebnis allenfalls eine Handvoll Fomis. Aber die Fomis will ich doch gar nicht überzeugen, die sind doch schon meiner Meinung (meistens jedenfalls, so hoffe ich). Ich habe schon mehrmals für die Wiederansiedlung des Nashorns im Erongo gespendet. Habe aber noch niemals etwas über den Fortgang gehört. Ich kann spenden oder brüllen, alles versickert.
Ich will Eure völlig berechtigte Wut nicht abwürgen, frage aber, ob man nicht bessere Wege organisieren soll und kann!
Beste Grüße
Michael