THEMA: Die Eulenmuckels in NAM-BOT-SAM
18 Nov 2011 18:47 #213729
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Montag, 8. August 2011

In der Nacht war auf dem Campingplatz einiges los. Nachdem wir bereits eingeschlafen waren, traf noch ein Kleinbus ein. Wir wachten vom Einschlagen der Heringe für das Bodenzelt auf. Ein paar Stunden später brach der Lastwagen auf, der bereits den ganzen Tag in unserer Nachbarschaft verbracht hatte. Die Fahrer hatten sich auf eine Reisegruppe vorbereitet, indem sie den Wagen von allen Seiten gewaschen und alle Staufächer neu sortiert hatten. Bevor sie losfuhren, ließen sie jedoch mindestens 20 Minuten lang den Motor laufen.
Während wir frühstückten, ließen wir noch ein wenig das Zelt trocknen, das in diesem Klima morgens sehr feucht ist. Als wir alles gepackt hatten, meldeten wir uns an der Rezeption ab. Der junge Engländer gab uns noch einen Umschlag für Sunday, den Leiter des Buffalo Camps, mit auf den Weg.



Wir fuhren zurück zur Teerstraße und dort knapp 30 Kilometer in Richtung Mpika. Dort bogen wir auf die Zufahrt zum North Luangwa ab. Zunächst war die Straße sehr gut, und wir kamen früh am Mano Gate an. Dort erwartete uns eine kleine Ernüchterung: Der Parkeintritt lag wesentlich höher, als wir erwartet hatten. Zu den im Reiseführer benannten Parkeintrittsgebühren pro Person und Auto kam noch eine sog. „bed levy“, die genauso hoch war wie der Parkeintritt pro Person. Wie es aussieht, können wir uns den North Luangwa zwar noch leisten, haben anschließend aber fast keine Dollars mehr. Für die anschließenden Aktivitäten in Sambia müssen wir uns etwas einfallen lassen.





Die Straße wand sich nun steinig und steil ins Luangwatal hinab. Wir sahen ein paar Paviane und einen Gaukler, der nicht weit vor uns neben der Straße landete und sich eine kleine Schlange schnappte. Bevor wir reagieren konnten, war er schon wieder gestartet. Es folgten weitere Tore, die mit jeweils einem Park-Officer besetzt waren. Einer fragte uns nach Zeitschriften, da ihm so langweilig sei. Leider konnten wir ihm keine geben.
Mit der Einfahrt ins Luangwa-Tal machten wir die Bekanntschaft von bis dahin für uns unbekannten Flugobjekten, die von außen unsere Autofenster attackierten. Wie kleine Hagelkörner trommelten sie an die dunklen Scheiben: Tsetsefliegen. Nach dem ersten Fotostopp hatten wir sofort ein paar blinde Passagiere an Bord. Eine Zeit lang versteckten sie sich im hinteren Teil des Wagens, um dann plötzlich entweder unter dem Sitz hervorzukrabbeln und durch die Socken zu beißen, oder einen Flugangriff in Kopfhöhe zu starten. Es dauerte nicht lange, bis wir hysterisch um uns schlugen. Jedes weitere Fenster- oder Türen-Öffnen wurde ab sofort gut überlegt. Die entlang des Weges aufgestellten schwarz-blauen Fahnen, die mit einem Lockstoff und einem Insektizid getränkt sind, konnten offensichtlich nur einen Teil der Biester vergiften.
Als wir im Camp ankamen, waren wir noch die einzigen Gäste. Sogar die Tsetses hatten wir abgeschüttelt. Wir bekamen ein einfaches, aber schönes Strohhüttchen mit einem eigenen Waschbereich und offener Sicht auf den Mwaleshi-Fluss. Es war traumhaft gelegen. Nach einer kurzen Pause begaben wir uns auf den ersten Game-Walk. Als erstes lief Henry, ein bewaffneter Park Officer, danach kam Sunday, der Camp-Manager. Danach liefen wir und am Ende der kleinen Gruppe der Spurenleser Matthew mit Handtüchern und Getränken. Wir kamen uns ein wenig überbehütet vor mit den drei Aufpassern. Zuerst schreckten wir ein einzelnes Hippo auf, das friedlich in einem kleinen Tümpel lag. Ärgerlich schnaubend kam es aus dem Wasser und lief davon. Dann überquerten wir barfuß den Fluss. Am anderen Ende bekamen wir ein Handtuch, um uns die Füße abzutrocknen.



Sunday hielt häufig an und erklärte uns alle möglichen Spuren, Verhaltensweisen und Gegebenheiten. Er wusste unheimlich viel und konnte vor allem Tiergeräusche und Vogelstimmen hervorragend imitieren. Als wir drei Elefanten entdeckten, entfernten wir uns schnell, da es sich um eine Mutter mit zwei Kälbern handelte. Kurz nach Sonnenuntergang sahen wir noch fünf Zebras und ein paar Büffel. Dann liefen wir durch den Fluss zurück zum Camp.
Das Abendessen bereiteten wir selbst in der Küche des Camps zu. Wir brieten das restliche Wildfleisch und kochten Nudeln. Es war in Ordnung, aber nicht mehr. Inzwischen waren weitere Gäste eingetroffen: eine zehnköpfige Gruppe Italiener mit ihrem persönlichen Führer.
Als wir im Bett lagen, hörten wir viele Tierstimmen durch die Nacht: Wildhunde, Hyänen, Löwengebrüll aus der Ferne und sogar das Husten eines Leoparden. Vielleicht können wir morgen ein paar dieser Tiere entdecken.

Tageskilometer: 160
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18 Nov 2011 19:54 #213738
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Dienstag, 9. August 2011

Um 5:30 Uhr wurden wir geweckt. Es war schon nicht mehr ganz dunkel und auch nicht kalt. Wir machten uns fertig und tranken eine heiße Tasse Kaffee. Gegen halb sieben brachen wir zusammen mit einer Gruppe von sechs Italienern zu einer Morgenwanderung auf. Etwa vier Kilometer spazierten wir mehr oder weniger nahe (und mehr oder weniger leise) am Fluss entlang. Sunday blieb sehr oft stehen, um uns etwas zu zeigen und zu erklären.







Wir sahen eine Gruppe junger männlicher Büffel, Herden von Impalas und eine Python-Schlange, die im Fluss schwamm und sich dann am Ufer versteckte, um auf ein kleines Impala zu warten.



Es gab viele Vögel zu entdecken: Sattelstörche, Ibisse, Reiher, Eisvögel, einen Hammerkopf, viele Tauben und Webervögel. Es ist wirklich ein Paradies, und besonders Ruth freute sich sehr. Unter dem Löwenbaum, unter dem an vier Tagen pro Woche ein ganzes Rudel ausruht, war heute leider nichts zu entdecken.
Zurück im Camp ruhten wir uns in unserer Hütte aus. Ruth hatte pausenlos Kamera und Fernglas neben ihren Vogel-Bestimmungsbüchern bei der Hand, kreuzte immer wieder neue Vögel an und freute sich darüber, wie nur sie es kann.







In der langen Mittagspause versuchten wir, ein Brot zu backen. Nachdem der Teig gegangen war, schaufelte Uwe eine Ladung Glut auf den Deckel. Wir kannten uns mit dem Buschofen jedoch nicht aus, und so war das Brot unter der heißen Kohle bereits nach einer guten halben Stunde oben schwarz. Wenn man die Kruste abschnitt, schmeckte es jedoch gut, insbesondere, weil es kein anderes gab. Anschließend entspannten wir im Schatten.



Von Sunday erfuhren wir, dass das Buffalo-Camp jedes Jahr neu aufgebaut wird, da permanente Camps im North Luangwa nicht gestattet sind. Der Aufbau der Hütten, Duschen und Toiletten aus Elefantengras, Holz und Draht dauert ca. drei Wochen. Am Ende der Saison wird alles wieder abgerissen. Die großen Holzstücke werden für das nächste Jahr gelagert, der Rest zur Entsorgung einfach in den Fluss geworfen.
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18 Nov 2011 19:57 #213739
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Zur Nachmittagsfahrt waren wir zusammen mit den Italienern 12 Personen. Auf dem offenen Landcruiser mussten daher in jeder Reihe vier Leute sitzen. Das war ziemlich eng. Wir fuhren eine lange Strecke. Auf dem Weg hatten wir endlich unsere erste Leoparden-Begegnung dieses Urlaubs (es sollten weitere, spektakuläre folgen ;-)). Völlig entspannt chillte er in einer Astgabel, und selbst, als wir näher kamen, machte er keine Anstalten abzuhauen. Möglicherweise lag das daran, dass ihm der Kopf fehlte. Er roch auch etwas streng. Sunday vermutete, dass er von einem Rivalen getötet worden war.



Ein Stück weiter sahen wir einen Schlangenadler auf einem Baum sitzen. Außerdem kamen wir an Impalas, Warzenschweinen und ein paar Pukus vorbei.
Ziel der Fahrt war ein Punkt am Fluss, von dem aus wir noch ein Stück zu Fuß gingen.



Der Weg zog sich jedoch endlos in die Länge, da wir nur schildkröten-schnell vorankamen. Eine der Mitreisenden hatte einen verstauchten Fuß und konnte nicht unbewacht am Fahrzeug zurückbleiben. Statt daher im Camp zu bleiben, war sie jedoch mitgefahren und bremste nun die gesamte Gruppe. So senkte sich die Sonne hinter den Horizont, bevor wir am Ziel ankamen. Dort, wo der Mwaleshi und der Luangwa zusammenfließen, tummelte sich eine große Zahl an Hippos im Wasser. Sie schnauften und grunzten um die Wette. Am gegenüberliegenden Ufer lag eine stattliche Anzahl großer Krokodile. Leider waren sie recht weit entfernt, und auch das Licht zum Fotografieren wurde schlecht.







Wir versuchten, den Augenblick zu genießen und gingen dann zum Auto zurück. Dort gab es Getränke, dann fuhren wir in der Dunkelheit zurück.



Der Reiseleiter der Italiener („Le Guide“ war unübersehbar auf jedes seiner Kleidungsstücke gestickt und bedeutete „sehr wichtig“) stand mit einem großen Suchscheinwerfer direkt vor Ruths Nase und leuchtete in alle Richtungen. So wurde aus der Fahrt zurück ins Camp eine kleine Nachtpirschfahrt. Wir entdeckten eine Elefantenspitzmaus, eine Ginsterkatze, ein paar Triele und natürlich Impalas.



Die gesamte Fahrt war zwar spannend, aber nicht sonderlich ergiebig gewesen. Ein paar Elefanten, eine Büffelherde oder sogar eine Großkatze hätten wir uns schon gewünscht. Mal sehen, was der morgige Tag bringt.
Zum Abendessen machten wir die restlichen Nudeln mit der Soße von gestern heiß und dazu einen kleinen Tomaten-Gurken-Salat mit Feta. Da wir wieder um 5:30 Uhr aufstehen werden und auch kaum mit der italienischen Reisegruppe ins Gespräch kamen (wir sind aber auch stoffelig), gingen wir schnell schlafen.

Tageskilometer: 0 (selbstgefahrene)
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21 Nov 2011 08:43 #213993
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Durfte man im North Luangwa NP keine eigenständigen Pirschfahrten unternehmen?
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21 Nov 2011 08:57 #213995
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Eulenmuckel schrieb:
[...] Auf dem Weg hatten wir endlich unsere erste Leoparden-Begegnung dieses Urlaubs (es sollten weitere, spektakuläre folgen ;-)). Völlig entspannt chillte er in einer Astgabel, und selbst, als wir näher kamen, machte er keine Anstalten abzuhauen. Möglicherweise lag das daran, dass ihm der Kopf fehlte. Er roch auch etwas streng. Sunday vermutete, dass er von einem Rivalen getötet worden war.

Seine erste Leoparden-Begegnung stellt man sich wohl grundsätzlich anders vor. ;-)
Ich bin aber schon auf die weiteren geaspannt...!
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21 Nov 2011 17:18 #214046
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@Topobär: Nein, man darf im North Luangwa mit dem eigenen Auto nur vom Gate bis zum Camp fahren und am Abreisetag wieder zum Gate. Private Game Drives sind nicht erlaubt. Man muss jedoch für jeden Tag Aufenthalt eine Gebühr für das Fahrzeug bezahlen. :S

@madmaddin: Allzu gespannt brauchst du nicht zu sein. Um es vorwegzunehmen: Die erste Leoparden-Sichtung war sogar die beste. Nichtsdestotrotz kommen noch welche.

Viele Grüße,
Uwe
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