Montag, 8. August 2011
In der Nacht war auf dem Campingplatz einiges los. Nachdem wir bereits eingeschlafen waren, traf noch ein Kleinbus ein. Wir wachten vom Einschlagen der Heringe für das Bodenzelt auf. Ein paar Stunden später brach der Lastwagen auf, der bereits den ganzen Tag in unserer Nachbarschaft verbracht hatte. Die Fahrer hatten sich auf eine Reisegruppe vorbereitet, indem sie den Wagen von allen Seiten gewaschen und alle Staufächer neu sortiert hatten. Bevor sie losfuhren, ließen sie jedoch mindestens 20 Minuten lang den Motor laufen.
Während wir frühstückten, ließen wir noch ein wenig das Zelt trocknen, das in diesem Klima morgens sehr feucht ist. Als wir alles gepackt hatten, meldeten wir uns an der Rezeption ab. Der junge Engländer gab uns noch einen Umschlag für Sunday, den Leiter des Buffalo Camps, mit auf den Weg.
Wir fuhren zurück zur Teerstraße und dort knapp 30 Kilometer in Richtung Mpika. Dort bogen wir auf die Zufahrt zum North Luangwa ab. Zunächst war die Straße sehr gut, und wir kamen früh am Mano Gate an. Dort erwartete uns eine kleine Ernüchterung: Der Parkeintritt lag wesentlich höher, als wir erwartet hatten. Zu den im Reiseführer benannten Parkeintrittsgebühren pro Person und Auto kam noch eine sog. „bed levy“, die genauso hoch war wie der Parkeintritt pro Person. Wie es aussieht, können wir uns den North Luangwa zwar noch leisten, haben anschließend aber fast keine Dollars mehr. Für die anschließenden Aktivitäten in Sambia müssen wir uns etwas einfallen lassen.
Die Straße wand sich nun steinig und steil ins Luangwatal hinab. Wir sahen ein paar Paviane und einen Gaukler, der nicht weit vor uns neben der Straße landete und sich eine kleine Schlange schnappte. Bevor wir reagieren konnten, war er schon wieder gestartet. Es folgten weitere Tore, die mit jeweils einem Park-Officer besetzt waren. Einer fragte uns nach Zeitschriften, da ihm so langweilig sei. Leider konnten wir ihm keine geben.
Mit der Einfahrt ins Luangwa-Tal machten wir die Bekanntschaft von bis dahin für uns unbekannten Flugobjekten, die von außen unsere Autofenster attackierten. Wie kleine Hagelkörner trommelten sie an die dunklen Scheiben: Tsetsefliegen. Nach dem ersten Fotostopp hatten wir sofort ein paar blinde Passagiere an Bord. Eine Zeit lang versteckten sie sich im hinteren Teil des Wagens, um dann plötzlich entweder unter dem Sitz hervorzukrabbeln und durch die Socken zu beißen, oder einen Flugangriff in Kopfhöhe zu starten. Es dauerte nicht lange, bis wir hysterisch um uns schlugen. Jedes weitere Fenster- oder Türen-Öffnen wurde ab sofort gut überlegt. Die entlang des Weges aufgestellten schwarz-blauen Fahnen, die mit einem Lockstoff und einem Insektizid getränkt sind, konnten offensichtlich nur einen Teil der Biester vergiften.
Als wir im Camp ankamen, waren wir noch die einzigen Gäste. Sogar die Tsetses hatten wir abgeschüttelt. Wir bekamen ein einfaches, aber schönes Strohhüttchen mit einem eigenen Waschbereich und offener Sicht auf den Mwaleshi-Fluss. Es war traumhaft gelegen. Nach einer kurzen Pause begaben wir uns auf den ersten Game-Walk. Als erstes lief Henry, ein bewaffneter Park Officer, danach kam Sunday, der Camp-Manager. Danach liefen wir und am Ende der kleinen Gruppe der Spurenleser Matthew mit Handtüchern und Getränken. Wir kamen uns ein wenig überbehütet vor mit den drei Aufpassern. Zuerst schreckten wir ein einzelnes Hippo auf, das friedlich in einem kleinen Tümpel lag. Ärgerlich schnaubend kam es aus dem Wasser und lief davon. Dann überquerten wir barfuß den Fluss. Am anderen Ende bekamen wir ein Handtuch, um uns die Füße abzutrocknen.
Sunday hielt häufig an und erklärte uns alle möglichen Spuren, Verhaltensweisen und Gegebenheiten. Er wusste unheimlich viel und konnte vor allem Tiergeräusche und Vogelstimmen hervorragend imitieren. Als wir drei Elefanten entdeckten, entfernten wir uns schnell, da es sich um eine Mutter mit zwei Kälbern handelte. Kurz nach Sonnenuntergang sahen wir noch fünf Zebras und ein paar Büffel. Dann liefen wir durch den Fluss zurück zum Camp.
Das Abendessen bereiteten wir selbst in der Küche des Camps zu. Wir brieten das restliche Wildfleisch und kochten Nudeln. Es war in Ordnung, aber nicht mehr. Inzwischen waren weitere Gäste eingetroffen: eine zehnköpfige Gruppe Italiener mit ihrem persönlichen Führer.
Als wir im Bett lagen, hörten wir viele Tierstimmen durch die Nacht: Wildhunde, Hyänen, Löwengebrüll aus der Ferne und sogar das Husten eines Leoparden. Vielleicht können wir morgen ein paar dieser Tiere entdecken.
Tageskilometer: 160