THEMA: Unsere erste Namibia Reise - ein Reisebericht
07 Okt 2009 19:42 #117002
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  • crossfire am 07 Okt 2009 19:42
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Hallo Namibiafreunde,
wie manche von euch wissen waren meine Frau (Inge) und ich (Peter) vom 13. bis 28. September das erste mal in Namibia. Hier ein kleiner Reisebericht in mehreren Etappen.

13.09.
Flughafen Düsseldorf: Wir sitzen bei "Leonardo" und genießen die unverschämten Preise auf deutschen Flughäfen.
Noch eine Stunde bis zum Check In für die 2. Etappe (die erste war die S-Bahn fahrt zum Flughafen) nach München.
Bis jetzt hat alles geklappt. Keine Beanstandungen was das Handgepäck angeht, nur mein 10kg. schwerer Fotorucksack wurde auf Sprengstoff untersucht. Ergebnis: Negativ!

Der Flieger (Air Berlin) nach München hat 45 Minuten Verspätung.
Also wird aus dem kurzen Aufenthalt in München nichts, sondern im "Laufschritt" gehts von einem Flieger zum anderen.
Recht pünktlich verlässt unser Air Berlin Airbus A330/300 deutschen Boden und der Nachtflug beginnt.

14.09.
Pünktlich setzt die Maschine auf dem Hosea Kutako Flughafen auf. Wir haben fast nicht geschlafen, wie immer bei einem Nachtfflug, und sind totmüde als wir das erste mal namibischen (Beton)Boden betreten..
Warum sind eigentlich alle Beamten auf der Welt die die Einreisekontrolle machen so sprachfaul und schauen immer so "grimmig"? Hier in Namibia machen sie leider keine Ausnahme.

Nach den üblichen Formalitäten und dem wechseln des Geldes gehts zum Mietwagenschalter. Wir haben einen Nissan X-Trail 2x4 über Sunny Cars bei "Budget Rent A Car" gebucht. Alles klappt ohne Probleme und wir können nach kurzer Zeit unseren Wagen übernehmen. Das Übernahmeprotokoll ist schnell erledigt und es kann los gehen.

Links fahren Peter!!! Ich hab mir extra einen DIN A4 Zettel gemacht wo ganz dick und fett "links" draufsteht und lege ihn aufs Armaturenbrett.
Bis auf das "verkehrt herum" schalten und das schauen bei Einmündungen klappt es aber erstaunlich gut. Ok. noch sind wir nicht in der Stadt.

Als wir Windhoek erreichen und in die Jan Jonker Street einbiegen klappt es aber immer noch. Das läßt hoffen!!
Unsere Pension "Moni" ist schnell gefunden und wir werden freundlich begrüßt. Unser Zimmer ist schon bezugsfertig (es ist jetzt ca. 9.30 Uhr) und ein kleines Frühstück gibts auch noch - klasse!!
Nach dem auspacken des Autos legen wir uns erst mal etwas hin, denn für 14.30Uhr ist eine drei stündige Stadtrundfahrt, die wir schon in D bei Carsten Möhle gebucht hatten, angesagt.

Pünktlich wie wir Deutschen nun mal sind stehen wir um 14.30 Uhr an der Strasse.
Wir warten und warten und endlich gegen 14.50 Uhr kommt ein alter offener Land Rover mit einem "schwarzen" (sagt man das eigentlich? Oder farbigen? Ich weis es nicht) angefahren. „Ist er das?“ fragen wir uns gegenseitig. Und tatsächlich, er hält an und springt aus dem Wagen.
"Hallo ich bin Martin, und sorry für die Verspätung. Da ist im Büro was schief gelaufen. Wir dachten ihr kämt zu uns".
Ich bin ganz ehrlich, über das perfekte Hochdeutsch das er spricht, schon sehr überrascht. Aber das sollte sich während der Stadtrundfahrt noch alles klären.
Nach der gegenseitigen Vorstellung ging es dann los. Mittlerweile tränten meine Augen fürchterlich und die Hälfte der Tour hab ich kaum mitbekommen – schade und sehr ärgerlich diese Mistallergie die mich plötzlich in Windhoek erwischte.
Martin ist ein total netter Typ und scheint über Windhoek und Namibia alles zu wissen.
Aus der gebuchten drei Stunden Fahrt incl. Katutura wo Martin aufwuchs und ihn jeder zu kennen schien wurden dann gute vier, und zum Schluss brachte er uns noch zu „Joe’s Beerhouse“, besorgte uns mit viel Charme einen Tisch (obwohl ohne Vorbestellung da normalerweise nix läuft) und wir verabschiedeten uns.
Ein toller Tag fand ein tolles Ende, denn das Essen war auch gut und das eiskalte Bier schmeckte ebenfalls.

Nun zu Martin von Lüttichau (ja so heißt er!!!): Sein Urgroßvater war Deutscher und kam als Rinderfarmer in die einstige Deutsche Kolonie Südwestafrika. Mit der Tochter eines Stammeshäuptlings zeugte er einen Sohn, Martins Großvater.

Martin kämpfte mit der SWAPO gegen die Apartheid, die er am eigenen Leib täglich zu spüren bekam, wurde aber denunziert und als angeblicher Spion für Südafrika zu 20 Jahren Gefängnis in Lubango (Angola) verurteilt.
Der Zufall wollte es, daß sein Name in einer Münchener Zeitung zu lesen war. Dort wurde ein Lüttichau stutzig, erinnerte sich an seinen einst ausgewanderten Großonkel und führte nach längerer Suche die adlige Familie zusammen.
So kam Martin nach 9 Jahren 1989 raus aus dem Loch in Lubango und wir hatten einfach ein Riesenglück diesen geschichtsträchtigen, gebildeten und phantastischen Menschen an unserer Seite zu haben.

Eine der vielen Fragen und die Antwort die wir ihm auf unserer Tour gestellt habe möchte ich hier aber noch schreiben.
Natürlich nur Sinngemäß: "Wie sieht es denn heute aus in Namibia mit der ehemaligen Apartheid. Gibt es sie noch die ewig gestrigen die meinen nur weil sie eine weiße Hautfarbe haben die besseren Menschen zu sein? Mir scheint das hier im Land, wenn ich das überhaupt beurteilen kann, ganz gut zu funktionieren."
Er lächelte mich nur an und sagte dann: "Peter, wir warten nur darauf das die alle einfach Sterben weil sie alt geworden sind. Und dann sehen wir weiter."

Ich denke mal das einige hier Martin auch kennen und unsere Einschätzung über ihn teilen.

Fortsetzung folgt!! Bilder sind in meinen Alben zu sehen!
Liebe Grüße Peter
Letzte Änderung: 08 Okt 2009 16:08 von crossfire.
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07 Okt 2009 20:25 #117008
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  • Lio am 07 Okt 2009 20:25
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Hallo Peter,

ein sehr vielversprechender Anfang. Ich freue mich auf mehr und hoffe, dass es schnell weiter geht.

Liebe Grüße
Lio
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08 Okt 2009 10:42 #117052
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Hallo Peter!

Ich kann mich der Meinung von Lio nur anschließen: Vielversprechender Beginn, macht Appetit auf mehr! Besonders wenn man selbst auch gerade aus NAM kommt, ist es spannend zu lesen, was andere erlebt haben.

Mit lieben Grüßen,
Viktor
Gruss,
Viktor



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08 Okt 2009 10:54 #117054
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  • ANNICK am 08 Okt 2009 10:54
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Hallo Peter,

Ich finde den Anfang auch sehr interessant! B)

Die Geschichte vom Martin kannte ich auch nicht.

Ich freue mich auf jeden Fall für die Fortsetzung. Die Bilder in deinen Alben sind auch gelungen!

Es grüsst
Annick
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08 Okt 2009 14:17 #117092
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Weiter gehts!

15.09.
Nach einer durchgeschlafenen Nacht und dem Frühstück fahren wir erst mal in die nur ca. 1km entfernte "Merua Mall" zum einkaufen.
Alles was auf unserem Einkaufszettel steht, bis auf "Peacefull Sleep", bekommen wir im Supermarkt. Das und Cetirizin gegen meine Allergie bekommen wir preiswert in der Apotheke.
Ein Junge packt uns alles in den Einkaufswagen und geht mit uns sogar bis zum Auto wo er die Sachen auch noch einläd, ein Trinkgeld war ihm gewiss!!! An so etwas müssen wir uns auch noch gewöhnen!
Bei der Abreise von der Pension unterhalten wir uns noch kurz mit einem älteren Ehepaar aus der Nähe von Hamburg und die Reise geht weiter.
Raus aus Windhoek Richtung Süden die B1 entlang, durch eine eigentlich trostlose aber interessante Gegend mit einer Strasse die schnurstracks geradeaus bis zum Horizont führt, über Rehoboth bis Kalkrand. Hier gehts das erste mal auf unbefestigtes Terrain, die C21.
Nach etlichen Kilometern mit einer nicht enden wollenden Staubfahne hinter uns müssen wir rechts abbiegen und dann erscheint irgendwann das Schild "Bagatelle Kalahari Game Ranch". Rote Erde begrüßt uns nach der Tordurchfahrt und nach 3 Kilometern ist das Tagesziel erreicht.
Wir werden mit einem kühlen Drink begrüßt, und alles ist "wie immer". Freundliche Menschen, eine kurze Erklärung, die Vorstellung der allgemeinen Räumlichkeiten und wir können unser Stroh Chalet beziehen.
Das Zimmer ist einfach ganz große klasse. Sehr schön "afrikanisch" eingerichtet. Hier gefällt es uns auf Anhieb und der Kühlschrank hält kalte Getränke für uns bereit!!
Nach einem kleinen Spaziergang auf dem Kamm einer kleinen roten Sanddüne gibt es Kaffee und Gebäck. Dabei können wir schon eine menge Tiere die hier frei rumlaufen sehen und zwei Geparden im weitläufigen Gehege lassen sich auch kurz blicken.
Wie wir später erfahren ist die Zucht von Raubtieren in Namibia verboten und alle Tiere die in Lodges oder Gästefarmen gehalten werden sind sog. Findelkinder und teilweise wurden sie mit der Flasche großgezogen.
Um 17 Uhr steht ein Game Drive über einen Teil der Farm (7000 Hektar) an. Wir sehen Gnus, Springböcke, Oryx Antilopen, Strauße und ein Paar Wildhunde. Auf dem Gelände befindet sich ein riesengroßer ausgetrockneter See.
Zum Sundowner gabs dann Sekt, Wein, Bier, Savanna und Gebäck. Wir unterhielten uns unter anderem mit einem italienischen Pärchen dem wir noch zweimal auf unserer Reise begegneten, und einem Paar aus Köln also direkte Nachbarn von uns - hehe.
In meinem Tagebuch steht daß das Abendessen nicht so doll war. Es gab glaub ich Oryx und Rindfleisch sowie Gemüse und Reis. Immerhin saßen wir draußen und der phantastische Sternenhimmel entschädigte für alles!!

16.09.

Nach einer geruhsamen Nacht gehts zum leider nicht berauschenden Frühstück. Mir fehlt jetzt schon ein ordentliches Brot, aber das wusste ich ja vorher.
Danach machen wir uns mit allem "technischen Gerät" auf den ca. 6 km langen Rundweg über einen Teil der Farm.
Vorher entdecken wir aber direkt auf dem Weg vor unserem Chalet ein Schlange (keine Ahnung was für eine, Bild ist im Album) die sich dort sonnt.
Was ist das hier für eine grandiose Landschaft, diese Weite, diese Ruhe, das ist wie Balsam für die Seele.
Wir sehen Springböcke, Antilopen, eine Straußenfamilie mit drei Kindern, sehr viele verschiedene Vogelarten und den, wie uns Ben gestern beim Game Drive versicherte, kleinsten Falken der Welt: Den sogenannten "Picme" Falken (hoffe das ist richtig wiedergegeben) der nur max. 20cm groß wird.
Als wir zu unserem Chalet zurückkommen "parkt" ein Pferd vor unserer Terasse die leicht im Schatten liegt.
John Wayne scheint uns einen Besuch abzustatten war mein erster Gedanke. Nach kurzer Zeit hat sich die Anzahl der Pferde verfünffacht und es fehlen jetzt noch zwei um die "Glorreichen Sieben" zu vervollständigen. Inge kommt auf die Idee ihnen ein paar Kekse zu geben. Jetzt werden wir sie erst recht nicht mehr los - haha!!
Es war sehr heiß ab Mittag, staubig die ganze Zeit aber einfach schön in dieser Ruhe seinen Gedanken freien Lauf zu lassen und einfach zu entspannen - trotz der Hitze.

Vor dem Abendessen unterhielten wir uns noch mit einem englischen und einem deutschen Ehepaar die beide schon mehrmals in Namibia waren. Die Engländer waren einfach klasse. Sehr lustig und wir haben uns gegenseitig mit Fussball auf den Arm genommen, da beide richtig heftige Fussballfans waren. Außerdem wurde so manche Anekdote erzählt und wir konnten einiges für unseren weiteren Weg mitnehmen.

Heute war das Dinner bedeutend besser als gestern. Es gab u.a. lecker Springbock der ganz anders schmeckte als in Joe's Beerhouse (dort hatte er einen ganz leichten Lebergeschmack). Habe Ben darauf angesprochen und er fragte sofort wo ich denn Springbock gegessen hätte?
Na in Windhoek, und bevor ich es aussprechen konnte kam die knappe aber präzise Frage: Joe's Beerhouse?
Ja genau da.
Er lächelte ein wenig und meinte dann nur: Naja Tourikneipe eben.
Ob ich wirklich Springbock bei Joe's hatte? Ich werde es wohl nie erfahren. Geschmeckt hatte es ja trotzdem.
Den Rest des Abends haben wir dann bei Wein, Weib und Gesang ... ne quatsch nur bei Wein und einer regen Unterhaltung mit den beiden Ehepaaren verbracht.

Fortsetzung folgt. Bilder siehe oben!
Liebe Grüße Peter
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08 Okt 2009 14:31 #117094
  • Andreas Cierpka
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  • Andreas Cierpka am 08 Okt 2009 14:31
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Hier ist mal der Link zu deinem Fotoalbum (klick mich)


Wenn ich die Schlange richtig sehe - ist das eine Puffotter

Anhang:
Ein Gast bin ich im fremden Land geworden.
Letzte Änderung: 08 Okt 2009 14:37 von Andreas Cierpka.
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