Vögel am Chobe: Von Kap-Beutelmeisen bis zu Hornraben

Elsterwürger Namibia
Die schwarzweißen Elsterwüger leben in Gruppen und fallen vor allem wegen ihrer langen Schwanzfedern auf. Ihre Gesamtlänge beträgt 45 cm.

Obwohl sich die Zugvögel in den namibischen Wintermonaten auf der nördlichen Halbkugel aufhalten, können von Mai bis September dennoch zahlreiche Vogelarten am Chobe beobachtet werden. Zu Fuß, auf Pirschfahrt und auf Bootstouren wurden an fünf Tagen im Mai insgesamt 92 Vogelarten im und am Chobe River Camp registriert: von der Kapbeutelmeise mit einer Körperlänge von knapp 9 Zentimetern (Schwanz- bis Schnabelspitze) und einem Gewicht von durchschnittlich 6,5 Gramm bis zum 110 cm langen und 3,77 kg schweren Hornraben.

Um das Hauptgebäude herum gehen prächtig gefärbte Gabelracken auf Nahrungssuche, Rotschulter- und Grünschwanz-Glanzstare sowie Lappenstare trinken Wasser in den Blumenbeeten, sobald bewässert wurde. Auf dem Giebel sitzen Rotschnabel-Madenhacker und warten darauf, dass Rinder oder Antilopen in der nahen Überschwemmungsebene des Chobe auftauchen, um Zecken und andere Parasiten von den Tieren zu picken. In den blühenden Anabäumen auf dem Campingplatz suchen Kapbeutelmeisen zusammen mit Sichelhopfen nach Insekten; ein weiblicher Namaspecht hämmert an einem trockenen Ast, um an die darin lebenden Insektenlarven zu gelangen; und Webervögel tun sich an den Blüten gütlich.

Kapbeutelmeise Namibia
Nur knapp sieben Gramm wiegt die Kapbeutelmeise; von der Schwanz- bis zur Schnabelspitze misst sie neun Zentimeter. Um Feinde zu verwirren bauen Beutelmeisen ein Nest mit falschem Eingang.

Bei einer in der Nähe gelegenen Siedlung hüpfen Rot- und Gelbschnabeltokos zusammen mit Elsterwügern auf dem Boden umher und verspeisen eine Grasschneidertermite, auch Erntetermite genannt, nach der anderen. Das nahrhafte, proteinreiche Fressen lockt weitere Vögel an, beispielsweise Stare. Hoch oben auf den Bäumen sitzen Rotschnabel-Atlaswitwen, die Männchen in einem unordentlich wirkenden Federkleid, da sie sich zurzeit mausern und ihr metallblaues Sommerkleid gegen das dunkel- und hellbraun gestreifte Winterkleid tauschen. Ein Weißflankenschnäpper eilt auf der Suche nach Futter durch die Zweige eines Kameldornbaumes.

Am Ufer des Chobe zieht ein Klaffschnabel mit einer großen Schnecke im Schnabel die Aufmerksamkeit auf sich, als hinter ihm plötzlich acht schwarzrote Hornraben wenige Meter über der grasbedeckten Schwemmfläche herangeflogen kommen. Sie landen knapp fünfzig Meter entfernt und beginnen sofort mit der Nahrungssuche. Es sind sieben erwachsene Vögel und ein Jungvogel. Einige hundert Meter weiter fressen sich Flammen durch das teilweise trockene hohe Gras und Schilf. Nur wenige Meter von den Flammen entfernt fangen mehrere Trauerdrongos die vor dem Feuer fliehenden Insekten.

Hornrabe Namibia
Auffallend sind bei diesen großen schwarzen Vögeln das knallrote Gesicht und der Hals. Hornraben sind gerne zu Fuß unterwegs und ihre weißen Handfedern werden nur im Flug sichtbar. Auch sie leben in Gruppen. In Namibia sind sie als stark gefährdet eingestuft.

Ein Graureiher versucht einen Wels zu schlucken, hat dabei einige Schwierigkeiten und würgt den Fisch immer wieder hervor, bis er ihn endlich mit dem Kopf voran verschlingen kann. Blitzschnell packt am anderen Ufer ein Rallenreiher zu, der nach der Landung eine große Heuschrecke entdeckt hat. Ein Artgenosse ist weniger glücklich dran: Er wurde knapp einen halben Kilometer entfernt zur Beute eines Schreiseeadlers. Auf einem trockenen Baumstamm sitzt ein Braunkopfliest und beobachtet aufmerksam das Gelände um sich, derweil ein Graufischer flügelschlagend auf der Stelle verharrt, um dann blitzschnell ins Wasser zu tauchen und mit einem Fisch im Schnabel davonzufliegen.

Im letzten Tageslicht suchen drei Halsband-Bartvögel ihr Nachtquartier in Baumhöhlen eines trockenen Baumes in der Nähe der Angestelltenunterkünfte auf. Kurz nach Sonnenuntergang ruft in der Umgebung der Bungalows ein Perlkauz. Ein weiterer aufregender Tag am Chobe geht zu Ende.

Dirk Heinrich

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