Namibias Wirtschaft auf den Punkt September 2018

Namibias Wirtschaft auf den Punkt

Der September bringt gewöhnlich die Vorboten des Frühlings und den ersten Regen, doch dieses Jahr blieb es winterlich kalt. Nur die letzte Monatswoche brachte warme Temperaturen.

Prinz William, Enkelsohn der britischen Königin Elizabeth, besuchte Namibia, um sich über den Wildschutz zu informieren. Präsident Hage Geingob hat am Monatsende auf dem Weg nach New York zur UN-Generalversammlung Guinea und Kanada einen kurzen Arbeitsbesuch abgestattet. Anfang September kehrte er vom China-Afrika-Gipfel aus China zurück. Den neuesten offiziellen Statistiken zufolge besitzen Weiße in Namibia immer noch siebzig Prozent kommerzielles Farmland.

Millionen Namibia Dollar wurden in verschiedenen Wirtschaftsbereichen investiert. Im zweiten Quartal ist Namibias Wirtschaft um 0,2 Prozent geschrumpft. Benzin- und Dieselpreise stiegen im September um je 40 Cent pro Liter. Das Bergbau- und Energieministerium erklärte, die Treibstoffpreiserhöhungen seien mit Geldern aus dem nationalen Energiefonds subventioniert worden, sonst wären die Treibstoffpreise um 80 Cent pro Liter gestiegen. Spritpreise werden in Namibia monatlich revidiert.

China will Namibia mehr Kredite gewähren

Namibia ist Chinas „Belt & Road“-Projekt beigetreten und hat in Peking ein dementsprechendes Abkommen unterzeichnet. Das sogenannte Seidenstraßen- und Wirtschaftsgürtelprojekt sieht neue Transport- und Logistikinfrastruktur von China nach Westeuropa vor, ebenso von Ostafrika ins südliche Afrika. Namibias Präsident Hage Geingob erklärte, das Abkommen biete neue Möglichkeiten. Geingob nahm vom 2. bis 4. September in Peking am ‚Forum for China-Africa Cooperation (FOCAC)‘ teil. Weitere Einzelheiten wurden nicht genannt. China hat Namibia jedoch ein Finanzierungspaket für den Bau eines neuen Flughafengebäudes am internationalen Hosea-Kutako-Flughafen 40 km östlich von Windhoek angeboten.

Namibia erwägt einen N$10-Milliardenkredit (etwa 55 Millionen Euros) von China anzunehmen, um Infrastrukturprojekte wie eine doppelspurige Autobahn von Windhoek zum Kutako-Flughafen zu finanzieren. Das hat Finanzminister Calle Schlettwein mitgeteilt. Peking hat des Weiteren angeboten, den Bau einer zweiten Entsalzungsanlage an der zentralen Küste zu finanzieren. Minister Schlettwein zufolge schuldet Namibia China zurzeit nur N$1,99 Milliarden (etwa 110 Millionen Euros).

Ende September wurde bekannt, dass der britische Konzern Rio Tinto sein Rössing-Uranbergwerk in Namibia an China verkaufen will. Eine staatliche chinesische Firma besitzt schon 90 Prozent der Anteile in dem nahegelegenen Husab-Uranbergwerk.

Inzwischen wurde berichtet, dass die langgehegten Pläne der Regierung, das Kudugas-Kraftwerk bei Oranjemund zu bauen, ad acta gelegt wurden. Der Finanzminister teilte der Wochenzeitung Windhoek Observer mit, das Kudu-Kraftwerk sei zu teuer im Verhältnis zur Investition und dem Strompreis. Es war geplant, die Gasvorkommen des Kudu-Gasfeldes vor Namibias Küste zu nutzen und an Land zu bringen. Ein kombiniertes Gasturbinenkraftwerk von 800 MW (Megawatt) sollte gebaut werden.

Englands Prinz William besucht Namibia

Prinz William in Namibia
Seine königliche Hoheit Prinz William, Herzog von Cambridge, wurde in Windhoek von Namibias Vize-Präsident Nangolo Mbumba willkommen geheißen. (Foto: Brigitte Weidlich)

Seine königliche Hoheit Prinz William, der Herzog von Cambridge, hat diesen Monat auf seiner Afrikareise zwei Tage lang Namibia besucht. William ist Nummer Zwei auf der Thronfolgerliste. Er stattete Vizepräsident Nangolo Mbumba einen Höflichkeitsbesuch ab und tauschte sich mit ihm über Wildschutz und das Commonwealth aus. Namibia ist Commonwealth-Mitglied. Der Prinz besuchte anschließend die Kunene-Region. Dort erlebte er vor Ort, welche Schutzmaßnahmen die Regierung gemeinsam mit der dort ansässigen Bevölkerung und dem Privatsektor für Nashörner und Elefanten durchführt.

Prinz William ist Schirmherr des britischen ,Tusk‘-Treuhandfonds, der den ,Save the Rhino Trust Namibia‘ unterstützt. Er ist auch Präsident der Organisation ,United for Wildlife‘. Diese Organisation hat für den 11. und 12. Oktober zu einer internationalen Konferenz über den illegalen Handel mit Wildtieren und Wildtierprodukten eingeladen. Die Konferenz findet in London statt.

„Ich wollte nach Namibia kommen, um etwas [über Wildschutz] zu lernen und zuzuhören – ich bin erfreut, dass Präsident Hage Geingob an dieser Konferenz teilnimmt“, sagte der Prinz auf einem Empfang in der britischen Botschaft. William reiste anschließend weiter nach Kenia und nach Tansania.

Prinz William Kunene
Seine königliche Hoheit Prinz William hat in Namibias Kunene-Region Wildhüter, kommunale Wildschützer und Vertreter der Polizei-Sondereinheit ‚Special Field Force‘ auf einer Patrouille zum Schutz von schwarzen Nashörnern begleitet. (Foto: © Kensington-Palast London)

Investitionen im Fischereisektor

Die Ohlthaver & List Firmentochter Hangana Seafood hat eine Ohrschnecken-Zuchtfarm bei Lüderitzbucht aufgekauft und die Produktion angekurbelt. Ohrschnecken, auch ,Abalone‘ genannt (Latein: Haliotis), sind in Asien eine begehrte Delikatesse. Nach Investitionen von N$40 Millionen (etwa 2,2 Millionen Euros) – inklusive Ankauf – wurde die Zuchtfarm neu eröffnet. Fischereiminister Bernhard Esau war Ehrengast. Die ,Hangana Abalone Farm‘ produziert zurzeit 35 Tonnen Ohrschnecken im Jahr. Binnen der nächsten drei Jahre sollen weitere N$20 Millionen (etwa 1,1 Millionen Euros) an Investitionen fließen, um die Produktion auf 300 Tonnen jährlich zu erhöhen. Die Zahl der Arbeitsplätze soll von jetzt 45 auf 300 steigen.

Inzwischen hat der staatliche Fischereibetrieb FishCor in Lüderitzbucht zwei neue Fischkutter für insgesamt N$120 Millionen (etwa 6,6 Millionen Euros) angekauft. FishCors Fangflotte besteht nun aus fünf Fischkuttern.

In Walvis Bay haben gleich zwei Fischfabriken für knapp N$130 Millionen (etwa 7,2 Millionen Euros) expandiert. ,Merlus Fishing‘ hat eine neue Fischverarbeitungsanlage für N$45 Millionen (etwa 2,5 Millionen Euros) hinzugefügt. So können täglich dreißig Tonnen frisch gefangener Fisch verarbeitet werden, teilte die Firma im September mit. Zusätzlich hat Merlus eine neue Eisanlage von N$23 Millionen (etwa 4 Millionen Euros) installiert, damit der Exportfisch frisch bleibt. Rund zweihundert neue Arbeitsplätze wurden geschaffen.

Auch Tunacor hat neu investiert. Die Fischfabrik importiert seit kurzem rohen Tintenfisch aus Argentinien, der in Walvis Bay sortiert, gereinigt und weiterverarbeitet wird. In der eigens dafür gebauten Fabrikhalle verarbeiten 200 neue Angestellte täglich zehn Tonnen Tintenfisch, auch Calamari genannt. Die Fabrikhalle kostete N$25 Millionen (etwa 1,3 Millionen Euros). Zusätzlich hat Tunacor eine neue Anlegestelle für N$35 Millionen (etwa 1,9 Millionen Euros) bauen lassen. So können größere Fischkutter gleichzeitig auf beiden Seiten ihren Fang abladen

Neue Anträge für Fischrechte

Fischereiminister Bernhard Esau hat angekündigt, dass 5.193 Anträge für Fischrechte gestellt wurden. Die Frist endete am 31. August. Nur etwa einhundert Fischrechte sind verfügbar. Eine Arbeitsgruppe wird bis Jahresende alle 5.193 Anträge sortieren und bearbeiten.

Spargelfabrik für den Norden

Eine spanische Firma hat vor kurzem auf sechzig Hektar Land bei Ruacana mit dem Spargel-Anbau begonnen. Im September wurde der Grundstein für eine Spargelfabrik gelegt. Der Spargel soll ab November in Dosen verarbeitet werden. Der Dosenspargel soll in Namibia verkauft und auch exportiert werden, teilte die Firma Alimentarias de Navarra mit. Die Fabrik soll N$25 Millionen (etwa 1,3 Millionen Euros) kosten.

Weiteres Solarkraftwerk fertiggestellt

Die italienische Firma ,Enertronica‘ hat mittels eines Kredits einer namibischen Bank den Bau eines 5,8 MW Solarkraftwerks nahe Trekkopje bei Arandis in der Erongo-Region abgeschlossen. Seit August liefert die Anlage Strom, der ins nationale Netz eingespeist wird. Die Baukosten betrugen N$137 Millionen (etwa 7,6 Millionen Euros).

Kein Glück mit Ölsuche im Ozean

Der britische Ölkonzern Tullow Oil hat seine Probebohrungen vor Namibias Küste eingestellt. Die Bohrungen im ,Cormorant-1‘ Explorationsgebiet hatten Anfang September begonnen und reichten bis zu 3.855 m Tiefe. Statt Öl wurden Wasserschichten gefunden und nicht-kommerzielle Gasvorkommen. Die Stelle wurde versiegelt und die Bohrinsel abgezogen. Immerhin wurden in den Flüssiggas-Schichten Spuren von Rohöl gefunden. Tullow Oils Explorationsdirektor Angus McCoss teilte mit: „Die Cormorant-1-Bohrungen waren ein mutiger Schritt, um in neuen Gebieten nach Öl zu suchen. Analysen der Gasvorkommen zeigen an, dass Öl dort vorkommt.“

Stadt Windhoek plant 1.200 Häuser bis 2019

Die Windhoeker Stadtverwaltung will bis Ende 2019 etwa 1.200 Einfachhäuser für Niedrigverdiener bauen. Die Kosten belaufen sich auf N$148 Millionen (etwa 8,2 Millionen Euros). Das hat der Stadtrat auf seiner monatlichen Sitzung beschlossen.

Namibias Wirtschaft schrumpft im Q2

Auch im zweiten Quartal 2018 ist Namibias Wirtschaft wieder geschrumpft – um 0,2 Prozent, genau wie im ersten Quartal. Das teilte Namibias Statistikbehörde mit. Insgesamt verzeichnet Namibias Wirtschaft seit dem 2. Quartal 2016 kontinuierlich neun Quartale lang negatives Wirtschaftswachstum. Positiv ist das um 87 Prozent verringerte Handelsdefizit für das 2. Quartal 2018. Exporte erhöhten sich um 19,6 Prozent auf N$22,8 Milliarden (etwa 12,2 Millionen Euros). Einfuhren sanken um 15,4 Prozent auf N$24 Milliarden (etwa 1,3 Millionen Euros). Das Handelsdefizit betrug daher N$1,2 Milliarden (etwa 6,6 Millionen Euros).

Hotelübernahme findet nicht statt

Die Übernahme des bekannten Safari Hotels in Windhoek findet nicht mehr statt. Gründe wurden nicht angegeben. Die namibische Firma United Africa Group (UAG) hatte ursprünglich im Dezember 2017 bei der Wettbewerbskommission die Übernahme beantragt. Die Kommission hatte strikte Auflagen auferlegt. Die Hotelverwaltung sollte für zehn Jahre an eine Fremdfirma ausgelagert werden und es durften keine Entlassungen vorgenommen werden.

Brigitte Weidlich

Original Link:

https://namibiafocus.com/namibias-wirtschaft-auf-den-punkt-september-2018/