Nach einem Regenschauer: Die Wüste bei Lüderitzbucht lebt

Foveolina dichotoma und Distelfalter
Ein Distelfalter auf einer Blüte der Foveolina dichotoma.

Es ist schon drei Monate her, seit am 17. Mai ein kräftiger Regenguss von über 50 Millimeter in und um Lüderitzbucht niederging. Zahlreiche Blumen, die seit Jahren nicht mehr geblüht oder gar Blätter getragen hatten, erwachten zum Leben. Samen, die jahrelang in der ausgedörrten Erde lagen, begannen zu sprießen.

Blütenpracht in der Namib
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Drosanthemum luederitzii
Zart rosa und weiß sind die Blüten der Drosanthemum luederitzii. Die Blätter sehen aus, als ob sie voller Tautropfen wären.
Lithops obtica
Die am weitesten verbreitete Lithops obtica in der Umgebung von Lüderitzbucht: in Namibia gibt es 16 Arten von "Lebenden Steinen", 12 davon sind endemisch.
Jamesbrittenia maxii
Fein und zierlich sind die kleinen weißen Blüten der Jamesbrittenia maxii, die sich nach dem Regen in sattem Grün zeigt.
Fenestraria rhopalophylla Fensterpflanze
Die Fensterpflanze ist im groben Sand kaum zu entdecken.
Pelargonium cortusifolium Wilde Geranie
Weiß und rosa sind die Blüten der wilden Geranie, die zwischen schroffen verwitterten Felsen wächst.
Pelargonium crassicaule (wilde Geranie)
Auch die Pelargonium crassicaule gehört zu den wilden Geranien.
Didelta carnosa var. tomentosa Südlicher Pferdebusch
Ein blühender Südlicher Pferdebusch neben einem nichtblühenden Artgenossen und Sukkulenten der Psilocaulon Spezies mit ihren mit Wasser gefüllten fleischigen Blättern.
Tylecodon schaeferianus
Ungewöhnlich ist das Aussehen der Blätter der Tylecodon schaeferianus, deren Stamm unter der Erde ist.
Sarcocaulon patersonii Südliche Buschmannskerze
Rosa blüht die Südliche Buschmannskerze nach guten Regenfällen in der Namib-Wüste bei Lüderitzbucht; im Vordergrund eine der wilden Geranienarten.

Das Grün und die Farbenpracht sind nicht nur von kurzer Dauer: Immer noch gibt es zarte rosa Blüten zu bewundern, bildet saftiges Grün einen starken Kontrast zum Grau und Braun des Wüstenbodens, verwandeln sich ganze Flächen in Gelb und überall krabbeln Insekten umher. Vögel wie der Namibschmätzer nutzen die Gunst der Stunde, um Junge aufzuziehen, Wasservögel tauchen wie aus dem Nichts an den zahlreichen Tümpeln in der kargen Landschaft auf, und Oryxantilopen und Springböcke ziehen in Gegenden, die sie jahrelang nicht mehr besucht haben.

Namibschmätzer
In einem Felsenloch hat ein Namibschmätzer-Pärchen ein Nest gebaut und zieht dort zwei Küken auf. Die Fülle an Insekten infolge des guten Regens war wahrscheinlich Auslöser des Brutgeschäftes.

Wer die Hafenstadt Lüderitzbucht besucht, sollte sich auf dem Weg zum Diaz-Kreuz und den Buchten die Zeit nehmen, am Straßenrand anzuhalten und auf den kleinen Hügeln nach Blumen und Kleinlebewesen Ausschau halten. Die sonst trocken wirkenden, kaum 30 Zentimeter hohen Buschmannskerzen mit ihren gelblichen und stachligen Ästchen sind jetzt mit grünen Blättern und zahlreichen rosa Blüten bedeckt. Wilde Geranien tragen zarte weiß-rosa Blüten in den unterschiedlichsten Mustern. Bei den meisten Blüten der Pflanzen in der Namib-Wüste dominiert die Farbe Gelb. Schmetterlinge, fast ausschließlich Distelfalter (Cynthia cardui), eilen von Blüte zu Blüte, Käfer und Raupen halten ein Festmahl, und gut getarnte Krötenheuschrecken (Trachypetrella anderssonii) und die nur in der Wüste vorkommenden Bachmann´s Sattelschrecken (Hemihetrodes bachmanni ) verweilen äußerst gut getarnt neben den Pflanzen am Boden. Winzige, nur zwei bis drei Millimeter große Fransenflügler (Thysanoptera), auch Thripse oder Blasenfüße genannt, sitzen mitten in Blüten neben fast einen Zentimeter großen Öl- oder Blasenkäfern (Mimesthes maculicollis) und genießen die saftigen Blütenblätter.

Die Wüste lebt
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Hermithetrodes bachmanni Bachmann´s Sattelschrecke
Gut getarnt in dem steinigen Gelände ist die Bachmanns Sattelschrecke, die nur in der Wüste in geringen Zahlen vorkommt.
Trachypetrella anderssonii Krötenschrecke
Sehr gut getarnt ist die fast zehn Zentimeter lange und drei Zentimeter breite Krötenschrecke Trachypetrella anderssonii.
Grielum sinuatum und Blasenkäfer
Die Blüte einer Grielum sinuatum wird von einem Blasenkäfer und winzigen Fransenflüglern besucht, die sich über sie hermachen.

Zahlreiche Pflanzen wie die Lithops, auch Lebende Steine genannt, und Fensterpflanzen haben bereits geblüht und sind nun wieder schwer zu entdecken, obwohl ihre Blätter oder Stämme prall mit Wasser gefüllt sind. Das Wasser, das über den trockenen Wüstenboden strömte, hat unzählige Spuren verwischt und interessante Muster in den Sand gespült. Es hat sich in Senken gesammelt und Wasservögel in die üblicherweise karge Landschaft gelockt. In einer Nacht fiel so viel Regen wie unter normalen Umständen in drei bis vier Jahren. Ein solch ergiebiger Regenschauer erweckt die Wüste zum Leben. Doch nach der relativ kurzen Zeit des Überflusses müssen Fauna und Flora wahrscheinlich wieder etliche Jahre auf den nächsten außergewöhnlichen Regen warten.

Dirk Heinrich

Namib mit Foveolina dichotoma und Othonna furcata
Die Namib-Wüste bei Lüderitzbucht schimmert gelb und grün. Nach einem 56 mm Regenguss im Mai blühen immer noch unzählige Pflanzen und haben saftige grüne Blätter.

Original Link:

https://namibiafocus.com/nach-einem-regenschauer-die-wueste-bei-luederitzbucht-lebt/