THEMA: Reisebericht - vom Pazifik zum Polarmeer
29 Okt 2025 10:36 #715056
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Hallo zusammen,

heute möchte ich mit einem kurzen Reisebericht über eine Radreise aus einem vergangenen Jahrtausend beginnen, die wohl bis heute meine spannendste Reise überhaupt geblieben ist.

Vor knapp 30 Jahren, zum Jahreswechsel auf 1996 kam ich nach hastigem Genuss von elf Bechern Glühwein auf die -wie ich fand- großartige Idee, vom Pazifik zum Polarmeer zu radeln.
Zum damaligen Zeitpunkt schienen mir Radreisen in Afrika noch viel zu gefährlich. Das war meiner Meinung nach etwas für Leute, die -des Lebens überdrüssig- auf möglichst anstrengende Weise Selbstmord begehen wollten. Kein normaler Mensch, so wie ich es einer bin, würde jemals auf eine derart sinnbefreite Idee kommen,.
Dachte ich.
So kann man sich irren ...

Das gesamte Internet passte damals ja ausgedruckt noch auf etwa drei Dutzend Karteikarten und es war in der Folge nicht rauszubekommen, ob das schon mal jemand gemacht hatte. Alleine die Organisation der Flüge erwies sich als schwierig und daran wäre schon beinahe alles im Vorfeld wieder gescheitert.

Ich startete in Anchorage im Süden Alaskas und radelte in die Inuit-Siedlung Inuvik am Ende der nördlichsten öffentlichen Piste Nordamerikas in die canadische Arktis. Für die letzten ca. 150 km nach Tuktoyaktuk am Polarmeer musste ich auf ein Buschflugzeug zurückgreifen, weil es damals noch keine Piste gab und dazwischen ein riesiges Flussdelta liegt.
Entlang der Strecke lag mit dem Mt. McKinley der höchste Berg Nordamerikas und der kälteste der Welt. Eine weitere Station war Dawson City, wo ein Goldfund 100 Jahre zuvor im August 1896 den berühmtesten und evtl. auch größten Goldrausch der Geschichte auslöste. Auch der Schriftsteller Jack London ("Lockruf des Goldes"), der hierzulande weniger bekannte Robert Service (Verfasser von "The Spell of the Yukon") und Thomas Alfa Edison waren damals vor Ort. Von ihm stammen die meisten (oder alle?) der erhaltenen Filmaufnahmen.

Ab Dawson City hatte ich Verpflegung für 800 km dabei, da ich nicht wusste, ob die Tankstelle bei Eagle Plains und die beiden Indianersiedlungen Tetlih Zheh (Fort McPherson) und Tsiigehnjik (Arctic Red River) der Déné-Gwich'in überhaupt existierten.

Soweit zu den Eckdaten. Demnächst gehts los ...

Gruß
Wolfgang
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29 Okt 2025 10:47 #715057
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Hallo Wolfgang,
als Gelegenheitsbikepacker bin ich dabei und richtig gespannt auf deine Abenteuer

LG
Peter
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29 Okt 2025 16:34 #715079
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Hallo Wolfgang,

was Allohool aus einem so machen kann! :laugh: ;) Möchte nicht wissen was passiert wäre, wenn es noch ein paar Becher mehr gewesen wären.
Bei der Tour bin ich dein ständiger Begleiter!
Danke vorab!
Grüße
Dieter
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29 Okt 2025 18:46 #715088
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Papa Kenia schrieb:
was Allohool aus einem so machen kann! :laugh: ;) Möchte nicht wissen was passiert wäre, wenn es noch ein paar Becher mehr gewesen wären.

Die Einleitung war nur Spaß.
Tatsächlich entstand die Idee zur Tour ohne Alkoholeinfluss bei klarem Bewusstsein (fast noch schlimmer) im Juli/August 1995. Damals kam ich gerade von einer Tour über den Alaska Highway zurück und wusste, ich muss nochmal in diese Region. Nur bisschen anspruchsvoller ...

Gruß
Wolfgang
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Letzte Änderung: 29 Okt 2025 18:47 von BikeAfrica.
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31 Okt 2025 20:09 #715175
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Moin Wolfgang,
Eine wirklich tolle Idee von dir, die du bitte möglichst bald umsetzen solltest...
Ich lese jedenfalls ganz bestimmt mit.

Mit vorfreudigen Grüssen
Manfred
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01 Nov 2025 10:02 #715186
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... das Problem fing damit an, einen _bezahlbaren_ grenzübergreifenden Gabelflug Alaska/Canada zu finden und dabei ein Fahrrad mitnehmen zu können.
Das ließ sich lösen, indem ich auf Hin- und Rückflug jeweils fünfmal in den USA umsteigen musste und jeweils 24 Stunden unterwegs war.

Das größere Problem war, einen Inlandsflug von Inuvik zu einem internationalen Flughafen zu finden.

Die ersten vier Reisebüros fanden den Flughafen in meinem Zielort Inuvik erst gar nicht. Das fünfte Reisebüro fand den Flughafen, aber keine einzige Verbindung. Ich war schon kurz davor, die Idee wieder zu Grabe zu tragen, als ich zufällig an einem mir bis dahin unbekanntem Reisebüro vorbeikam. Durch die großen Scheiben sah ich, dass eine der Mitarbeiterinnen gerade nichts zu tun hatte.
Dies änderte sich sehr schnell und zwar für die nächsten zwei Stunden.
Sie knobelte eine Flugverbindung von Inuvik nach Calgary raus mit vier Zwischenlandungen in kleinen Dörfern, die nur per Flugzeug oder Boot erreichbar waren. Ob die Fahrradmitnahme möglich sein würde, konnte sie nicht rausbekommen. Ich ging das Risiko ein, buchte die Flüge und erzählte kurz, dass ich schon aufgeben wollte, weil es bisher niemand hinbekommen hatte, Flugverbindungen rauszufinden. Sie meinte, sie fand das jetzt viel interessanter und anspruchsvoller, als nur irgendwelche Pauschalreisen aus dem Katalog zu buchen. Als ich 1,5 Jahre später das nächste Mal dieses Reisebüro aufsuchte, begrüßte mich die Mitarbeiterin spontan mit Namen und freute sich bereits über die nächste Abwechslung vom Alltag.
Nachts um zwei Uhr kam ich in Anchorage an. Ich sattelte mein Stahlross und zog los in der Hoffnung, einen Campingplatz zu finden und meine Augenlider noch ein paar Stunden auf innere Verletzungen untersuchen zu können. Natürlich fand ich keinen. Dafür fand ich einen Supermarkt, der rund um die Uhr geöffnet hatte, kaufte ein bisschen was ein und fuhr direkt los nach Süden.

Das war ursprünglich nicht der Plan, aber zwischen Anchorage und dem nördlich gelegenen Denali-Nationalpark war ein großer Waldbrand, die Strecke war gesperrt und eine Umfahrung hätte mindestens 500 km Umweg bedeutet. Das ist mit dem Fahrrad ja eine ganz andere Nummer als mit dem Auto. Der Waldbrand war Anfang Juni 1996 sogar täglich Thema in den deutschen Nachrichten.

So ging es also erst einmal in den Turnagain Arm, eine große Meeresbucht des Pazifiks. Wenige Wochen vor mir segelte hier James Cook entlang im Glauben, die legendäre Bering-Route entdeckt zu haben und musste schließlich umkehren. So kam die Region zu ihrem Namen. Sie wurde einfach nach dem Irrtum eines verirrten Versagers benannt, während ich in den Geschichtsbüchern ungenannt blieb. Die Welt ist oftmals ungerecht..

Und da ich schon mal dort unten war, ging es noch zum Portage Gletscher. Das sah wenigstens schon mal aus, wie man sich Alaska so vorstellt - kalt und mit Schnee ...




Gruß
Wolfgang
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Letzte Änderung: 01 Nov 2025 10:22 von BikeAfrica.
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