THEMA: Japan–Parks, Volljährigkeit, Berge, Fleischklopse
28 Jan 2024 18:12 #681376
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noch zwei Parks in Tokyo. Die Vogelbilder schenke ich mir mal, aber ich versichere, dass es interessante Sichtungen wie White Eye, Bulbul, Schwanzmeise und vieles mehr zu sehen gibt.

Koishikawa Korakuen
Der Park liegt in Nachbarschaft des Baseball-Stations Tokyo Dome und eines Vergnügungs- und Veranstaltungsparks. Das Gute an den verschiedenen Parks ist ja, dass man dem ewigen Strassenlärm entfliehen kann, der Verkehrssound kommt hier nur sehr gedämpft an. Die japanischen Kieferbäume sind winterfertig gemacht worden mit einer komplizierten Seilvorrichtung, um die Äste vor dem Brechen zu schützen, falls wider Erwarten schwerer Schnee auf ihnen lastet.


Die Blüte der Pflaumenbäume hat hier bereits begonnen durch die milden Temperaturen




Yoyogi Koen
Der Yoyogi Park ist in zwei Teile unterteilt. Der eine Teil ist der heilige Teil, in dem der Meiji Jingu steht, ein bedeutender Schrein. Auf dem Hauptweg, der zum Schrein führt, werden Sake-Fässer ausgestellt. Sake am Schrein soll eine Verbindung mit den Göttern aufbauen.


Der andere Teil des Parks ist ein Freizeitpark, in dem auch die Grünflächen betreten werden dürfen, ansonsten ein no-go in anderen Parks der Stadt. Hier wird gejoggt, Frisbee gespielt, auf dem Rasen gelegen, Theatergruppen treffen sich hier etc. Der Park zieht alle möglichen Gestalten an, u.a. auch Rock´n´Roll-Tanzgruppen, die ihr Können im Gruppentanz gerne anderen zeigen. Es wird dann auch gerne in unbekannte Smartphones geposed.
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28 Jan 2024 18:21 #681378
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Ryogoku Kokugikan
Ich liebe es, mir Sumo-Ringen anzuschauen. Tickets können als Tagestickets früh morgens gekauft werden, diese sind aber schnell ausverkauft. Dieses Mal habe ich, da meine japanische Schwiegermutter noch nie einem Sumo-Kampf live zugeschaut hat, im Internet im Vorverkauf erworben. Ich war spät dran, ca. 4 Wochen vor Turnier-Beginn hatte ich die Karten gekauft, daher waren nur hintere Plätze im 2. Rang übrig, nicht viel besser als Tagestickets, aber dreimal so teuer. Vögel fotografieren war nicht der Grund dafür, dass ich meine 600mm Teleobjektiv mitgenommen habe, sondern das Sumo-Turnier.
Die Kampfarena heißt Ryogoku Kokugikan. Draussen künden Fahnen (nobori) davon, welcher Sponsor welchen Kämpfer (rikishi) unterstützt.


Die Fans warten draussen vor dem Eingang, um die Ankunft der Kämpfer mitzuerleben. Die jüngeren Sumo-Kämpfer kommen zu Fuss, die erfahreneren höherrangigen Kämpfer werden mit dem Auto vorgefahren.


So sieht die Kampf-Arena von drinnen aus.


Die Kämpfe beginnen bereits morgens in der niedrigeren Divisionen, und die höchste Division kämpft zum Schluss zwischen 16 bis 18 Uhr. Ich war ab 14 Uhr dort.

Einzug der Gladiatoren




Vorbereitungen für den Kampf: das Stampfen, um die schlechten Geister zu vertreiben




Ebenso das Salzwerfen, bevor der Kämpfer den Ring betritt, wird die bösen Geister aus dem Ring heraus halten


Nochmals das Fussstampfen im Ring. Hier sieht man, dass es bewegliche und weniger bewegliche Kämpfer gibt, die es kaum mehr schaffen, ihre Füsse zu heben.


Das Anstarren ist Teil des Psychokampfes und wird 2 bis 4 mal wiederholt, bevor der physische Kampf beginnt, Zwischendurch gehen die Rikishi wieder in ihre Ecke ausserhalb des Rings, das Salzwerfen wird bei Betreten wiederholt.


Endlich beginnt der Kampf. Die Regeln sind gegenüber den Ritualen um den Kampf herum denkbar einfach: verloren hat, wer mit einem anderen Körperteil als dem Fuss den Boden berührt oder wer den Ring als erster verlässt, d.h. auch wie hier übertritt.


Der nächste Kampf wird angekündigt, wobei die beiden Kämpfernamen vorgelesen werden.


Werbung wird hier noch ganz analog – weder eingeblendet noch geschaltet – sondern um den Ring herum getragen.


Das Klatschen der Backpfeifen ist bis in die hinteren Zuschauerränge zu hören


Jeder Werbebanner (kensho) repräsentiert umgerechnet nach heutigem Kurs ca. 350 Euro und wird dem Sieger als Prämie direkt nach dem Kampf cash in einem Briefumschlag übergeben vom Kampfrichter. Dieser Kämpfer bekommt eine stattliche Summe.
Letzte Änderung: 28 Jan 2024 18:36 von JP K.
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28 Jan 2024 18:32 #681381
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Zu Beginn der höchsten Division des Tages, der Makuuchi-Division, betritt der Yokozuna, der höchste Rang der Aktiven, den Ring und zeigt seine Kampfringeintrittszeremonie. Er wird von zwei Adjutanten begleitet, hier im Bild zu sehen sein Schwertträger.


Hier ein Kämpfer, der einen weiteren Teil der Kampfstartzeremonie zeigt, den chiri-chozu. Das Zeigen der offenen Handflächen soll bedeuten, dass er fair kämpfen wird und keine verbotenen Gegenstände in der Hand hält.


Ein Kämpfer trinkt for dem Kampf als weiteres Ritual chikara mizu, das Powerwasser. Es darf nur überreicht werden von dem Sieger der vorherigen Runde. Da zwei Kämpfer den Kampf beginnen, wird dem anderen Kämpfer das Wasser vom nachfolgenden Kämpfer überreicht – ganz schön kompliziert die Rituale.


Zwischen den Kämpfen wird der Kampfring (dohyo) mit Besen glattgefegt. Dieses Ringpersonal hat daneben diverse andere Aufgaben zu erledigen, wie Auffüllen der Salz- und Wasserbehälter, Ansage des nächsten Kampfes, Die Werbebanner tragen, die Sitzkissen für die Kämpfer tragen, auf dem Turm vor der Kampfarena die Trommel schlagen uvm.


Jeder Griff hat einen eigenen Namen, je nachdem welche Bewegung damit bezweckt wird, zB Heraustragen, Schulterwurf, Hüftwurf, ein Bein stellen etc.


An jeder der vier Seiten sitzt je ein Ringrichter


das Gewicht der Kämpfer beträgt in der obersten Division idR zwischen 140 bis 200kg, in Einzelfällen bringen sie auch erheblich mehr auf die Waage.




Zum Abschluss des Kampftages, normalerweise gegen 18 Uhr, wird ein Kämpfer „den Bogen schwingen“. Der Bogen darf dabei nicht auf den Bodenfallen, sonst gibt es weitere Regeln wie er aufzuheben ist und wie weitergamecht wird.




So, das wars mit meinem kurzen Bericht aus Japan.
Letzte Änderung: 28 Jan 2024 18:39 von JP K.
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10 Feb 2025 21:47 #702204
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Wir waren wieder im Januar in Japan, nicht nur in Tokyo bei der Schwiegemutter, sondern wir haben auch Ausflüge unternommen, diesmal mit klarem Fokus auf die Wildlife-Highlights des japanischen Winters.

Ich nutze mal meinen letztjährigen Bericht und hänge die diesjährigen Eindrücke dran, somit baue ich diesen Faden zu einem Blog aus, den ich auch künftig nutzen werde für Fotos aus Japan, wenns recht ist. Kann man eigentlich jetzt noch nachträglich die Themenüberschrift ändern?

Im März geht es dann zum zweiten Mal nach Namibia, ich verspreche, dann gibt’s auch einen Bericht. Ansonsten bin ich ja die letzten Jahre eher mit Berichten aus anderen Kontinenten vorstellig geworden.

Bevor es in die Berge nach Nagano geht, ein kurzer Hinweis, dass es seit 2019 eine neue Aussichts-Dachterrasse gibt am Shibuya-Crossing – das Shibuya Sky Observatory, 230 Meter hoch über dem Strassenverkehr. Bei gutem Wetter sollte der Fuji auch gut sichtbar sein. Als wir oben waren, war die Weitsicht allerdings nicht gegeben. Tickets sind schnell ausgebucht, man sollte vorher online buchen, es kostet 2.500 Yen pP.







Letzte Änderung: 10 Feb 2025 21:50 von JP K.
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12 Feb 2025 18:23 #702303
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Mitte Januar sind wir für 4 Nächte nach Nagano gefahren, genauer gesagt zum Jigokudani Snow Monkeys Park in dem kleinen Bergdorf Yudanaka.






Unser Hotel, das Kanbayashi Hotel Senjukaku, war direkt am Beginn des Wanderweges zum Park gelegen. Es war ein schmuckes 4-Sterne Hotel mit Onsen.




Wie derzeit überall in Japan zu beobachten, wird Japan überflutet mit chinesischen Touristen, einige Koreaner sind auch noch anzutreffen. Die Japaner sind klar in der Unterzahl im eigenen Land. Auch sehr viele Westler sind anzutreffen. Die Beliebtheit dieser Sehenswürdigkeit kommt sicherlich von Titelbildern der Hochglanzmagazine seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, und die Japan-Makaken sind aber auch sehr possierliche Tiere, teilweise mit recht menschlichem Antlitz.




Der Ryokan ist mit einem Osen ausgestattet, der erstaunlicherweise nur sehr spärlich von den Gästen frequentiert wurde. Ich liebe japanische Onsen insbesondere in der kalten Jahreszeit, ich war täglich einmal morgens und einmal abends im heissen Bad.


Das Hotel bietet Halbpension an, was empfehlenswert ist, da die Wege zum nächsten Restaurant recht lang sind. Es gibt typisches Ryokan-Essen auf gutem Niveau, exzellente Fleisch-Streifen inklusive. Für die Westler wird auch als Frühstück Brotware (Toast, Croissant, Brötchen) vorgehalten, was ich gerne in Anspruch genommen habe. Morgens zum Frühstück möchte ich keine japanischen Fische auf dem Teller sehen.

Der Weg zum Park ist ein einfacher Wanderweg durch den Wald am Berg, allerdings schneebedeckt und durch täglich tausende Füsse sehr glatt poliert, man muss aufpassen nicht auszurutschen. Die Wanderung zum Affenbad dauert etwa 30 – 40 Minuten. Der Eintritt kostet 800 Yen, umgerechnet 5 Euro, und man kann sich sogar die Eintrittskarte abstempeln lassen, dann kann man am selben Tag mehrfach rein und raus. Ich bin einmal vormittags und einmal nachmittags rein.






Wir waren insgesamt 3 volle Tage dort, und ich habe die Tage fotografisch voll genutzt. Das war auch gut und notwendig, denn am ersten Tag haben die Dämpfe des heissen Wassers die Bilder beeinträchtigt. Viele Porträtfotos waren durch den Dampf wie durch Nebel fotografiert, was der ganzen Szenerie allerdings ihre bekannte mystische Eigenheit gibt.




Nun, die Affen kommen nicht ohne Grund täglich in grossen Horden zum Baden. Sie werden mit Essen versorgt, vornehmlich Gerste und Sojasprossen.


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16 Feb 2025 12:48 #702403
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Der nächste Tag bringt ein anderes Wetter: morgens Schneefall, nachmittags klart es auf, und es zeigt sich der blaue Himmel. Allerdings steht die Sonne in dieser Jahreszeit auch mittags zu tief, um das schmale Tal mit dem Affenbad zu bescheinen, es liegt im ständigen Schatten.


Täglich sollen durchschnittlich 3.000 Personen den kleinen Park besuchen, der nur aus dem Onsen für die Affen besteht und dem Zuweg dorthin. Trotzdem bekommt man eigentlich immer eine gute Fotoposition, wenn man etwas geduldig ist, denn es ist ein ständiges Kommen und Gehen – es ist kalt genug, dass die meisten Besucher es nicht lange dort aushalten.


Was machen die die Affen so den ganzen Tag lang? Sie lausen sich gegenseitig fast ständig, bieten dem Nachbarn gerne ihren Körper an, und der so angesprochene wird dann auch prompt tätig. Ab und zu fallen die Augen zu, die wohlige Wärme macht träge, und Feinde haben sie nicht zu fürchten. Wo viel Affenverkehr ist, gibt’s allerdings auch häufig Streit, der dann laut ausgetragen wird, aber nicht lange währt, weil die unterlegenen Affen schnell Reißaus nehmen.








Und immer suchen die Affen nach den vom Wärter verstreuten Getreidekörner, wobei jedes Korn einzeln in den Mund gesteckt wird. So sind die Affen über einen langen Zeiträum ununterbrochen dabei, die Hand zum Mund zu führen.


Ich habe sogar beobachtet, wie ein Äffchen im Onsen nach den Körnern taucht, allerdings nur ein Video, kein Foto, davon gemacht.




Fast am Ende des 2km langen Zuweges kommt man an einem Onsen für Menschen vorbei, der der eigentliche Grund vor über 60 Jahren dafür war, dass die Affen ein eigenes Bad erhielten. Aus einem Zufall heraus fingen die Affen an, in den Onsen zu steigen, was die Menschen nicht mochten.


So baute man ihnen ein eigenes Bad ein paar hundert Meter weiter.

Die Affen, zahlenmässig insgesamt etwa 200, leben wild im Tal. Sie kommen morgens den Berg hinunter zum Pool, und verschwinden abends wieder.


Das Wetter am dritten Tag war gut, und viele Affen hielten sich am Hang auf, den sie hinabsteigen zum Pool. Die Kinder spielen ausgelassen in den kargen Sträuchern.


In Nagano gibt es den beliebten Zenko-ji Tempel, dem wir am Abfahrtstag noch einen Besuch abgestattet haben.



Anhang:
Letzte Änderung: 16 Feb 2025 12:53 von JP K.
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