1.11.
Meinen letzten vollen Tag auf Cerf wollte ich mit einer "Inselwanderung" ausfüllen. Nach dem Frühstück ließ ich mir an der Rezeption erklären, wo der Weg quer über die Insel beginnt und ging los. Der Strand war dieses Mal unter Wasser, weil Flut war, und so verpackte ich die Kamera gleich zu Beginn im wasserfesten Beutel. Sicher ist sicher, auch wenn es nur wenige 100m sind, bis man den Strand verlässt und dann durch den Wald aufsteigt. Der Pfad ist eng, rechts und links stehen immer wieder Zimtbüsche, wo ich etliche Blätter aberntete. Ich verwende sie zuhause zum Würzen. Immer wieder raschelte es im Gebüsch, und wenn ich Glück hatte, sah ich den oder die Versursacher, nämlich Eidechsen.
Oben an der Kuppe ist ein Wasserreservoir angelegt und man kann einem Pfad seitlich folgen und kommt dann zu einem schönen Aussichtspunkt auf den St. Anne Marine Park, wo ich die Inseln nochmals im Überblick hatte. Ich verweilte lange und genoss den grandiosen Blick!
Dann besuchte ich den alten Friedhof, der sich dort oben mitten im Wald befindet. Fotos von den Gräbern habe ich nicht gemacht, dafür aber von einer Eidechse, die ebenfalls nicht scheu war.
Dann kehrte ich zum Wasserreservoir zurück und stieg auf der anderen Seite wieder hinab. Der Wald hat ebenfalls Urwaldcharakter, ist aber nicht ganz so schön wie auf Moyenne. Trotzdem entdeckte ich viele Motive, die mir gefielen.
Während ich fotographierte, kam ein einsamer Wanderer bergauf entgegen, der ebenfalls eine dicke Kamera umhängen hatte. Ich grüßte, trat zur Seite und tat meine Begeisterung kund, dass ich es hier wunderschön finde - auf Englisch. Der Herr grüßte weder noch entgegnete er irgendetwas. Er ging einfach an mir vorüber. Ehrlich gesagt, war ich fassungslos über solch ein Benehmen. Selbst wenn er nicht verstanden hat, was genau ich gesagt, ist immer noch aufgrund der Situation und meiner Gestik zu erahnen, dass ich gegrüßt habt und die Natur bewundere. Nun gut, soll er glücklich werden. Ich war es und ging weiter. Unten tritt man plötzlich auf eine Art "Lichtung", wo Blumen üppig wachsen und ein verlassenes Haus steht, zu dem wohl man ein Garten gehört hat.
Und dann noch ein paar Schritte und ich stand am Strand an einer weiten Bucht.
Hier suchte ich mir ein schattiges Platzerl (achte immer auf ev. fallende Kokosnüsse!), plantschte im warmen Wasser und las dann ein wenig in einem Buch. Immer wieder nahm ich aber den Fotoapparat und fotographierte die Vögel. Leider gelang es mir nicht, die "fliegenden" Fische zu fotographieren - scheinbar wurden die kleineren von einem größeren Raubfisch gejagt, das ist in meinen Augen der Grund, warum sie immer wieder aus dem Wasser springen. Bei meinem ersten Besuch auf Mahe ist mir so ein Foto rein zufällig geglückt - bei Sonnenuntergang; nun, weil ich darauf wartete, gelang es nicht.
So verbrachte ich ca. 2 oder 3 Stunden an dieser schönen Bucht. Die Ebbe hatte eingesetzt, sodass ich beschloss, zu wagen, im seichten Wasser außen um Cerf herumzuwaten. Anfangs ging das auch ganz gut. Umständlich war, dass ich an jeder tollen Stelle die Kamera wieder aus dem wasserfesten Beutel aus dem Rucksack nehmen musste, um ein Bild zu machen, und dann wieder ordentlich verpacken musste. Ich hatte einfach Angst, irgendwie zu stolpern und die Kamera im Salzwasser zu versenken.
Nach der 2. oder 3. Bucht war das vielleicht oberschenkelhohe Wasser auf einmal sehr dunkel; erst dachte ich, dass hier Seegras wächst, erst beim Näherkommen erkannte ich, dass das riesige Schwärme mit kleinen Fischen sind. Fasziniert blieb ich stehen; noch war ich nicht im Schwarm drinnen. Und dann sah ich, dass dieser Schwarm von größeren Fischen gejagt wurde. Oh, oh. Das gefiel mir gar nicht. Ich erinnerte mich an eine Geschichte, dass ein Einheimischer von einem Fisch in die Wade gebissen wurde, die dann nur noch halb vorhanden war. Die Warnungen vor solchen Raubfischen haben sich mir irgendwie eingeprägt. Also versuchte ich ans Ufer zu kommen, was an dieser Stelle aus Granitblöcken bestand. Ab da kletterte und kraxelte ich also am Ufer weiter. Mit Händen und Füßen klappte es so einigermaßen; aber es war sehr mühsam, auch hier musste ich aufpassen, nicht auszurutschen oder mich wo aufzuritzen. Ich schwitze wahnsinnig stark. Als ich eine Bucht erreichte, die ich beim Vorbeipaddeln vor zwei Tagen fotographiert hatte, wusste ich, dass es nicht mehr weit ist, bis der Strand wieder aus Sand besteht. Ein Traumbuch, die zum Verweilen einlädt!
Und so schaffte ich auch das letzte Stück, das Wasser wäre inzwischen auch zu tief gewesen, sodass ich wirklich auf diesen Felsen herumturnen musste, wenn ich nicht samt Rucksack baden wollte. Als ich den Sandstrand erreicht hatte, war ich froh, aber irgendwie auch stolz, dass ich das geschafft hatte. Die Bewegung und die Hitze hatten mir gut getan.