THEMA: „La Puna deja huellas“ oder „Im Höhenrausch“
08 Jan 2023 17:19 #659097
  • Sabine26
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  • Sabine26 am 08 Jan 2023 17:19
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Fazit

La Puna deja huellas – Die Puna hinterlässt Spuren …
anders kann ich es zusammenfassend nicht ausdrücken.

Ich bin geneigt zu sagen, es war für mich die perfekte Reise. Alles hat gepasst. Die Route und die Routenführung, auch besonders in Bezug auf die Höhenanpassung, hätte ich nicht besser auswählen können. Die zusätzlichen Tipps von der Agentur, wie z. B. der Besuch des Weingutes in Tacuil, waren klasse.

Mit den Unterkünften, für die ich mich entschieden hatte, war ich rundum zufrieden. Natürlich muss man in der Puna auch Abstriche machen, aber wenn ich bedenke, in welchen Gegenden wir rundum Tolar Grande und El Peñon unterwegs waren, wäre ein Jammern über mein Nachtlager auf extrem hohen Niveau. Sowohl in der Finca Valentina als auch im El Cortijo sowie im Marriott habe ich mich ausgesprochen wohl gefühlt und die Estancia Colomé ist ohnehin eine Klasse für sich.

Mit meinem Guide hatte ich unglaubliches Glück. Er hätte seinen Job nicht besser machen können, nichts war ihm zu viel. Mit einer Reisebegleitung kann eine Reise stehen und fallen. Während der Reise habe ich drei weitere Guides der Agentur kennengelernt und nach meiner Einschätzung sowie aufgrund von Gesprächen mit anderen Gästen kann ich für mich sagen, würde ich auch sofort mit diesen Guides unterwegs sein wollen. Leider hatte ich in der Vergangenheit nicht immer solches Glück mit Guides; das kann eine Reise tatsächlich sehr trüben.

Ich bin zudem heilfroh, dass ich die Höhe wieder sehr gut vertragen habe. Wie bisher jedes Mal während meiner mehrmaligen Aufenthalte, die mich schon des Öfteren in Höhenlagen bis knapp unter 5.000 Meter führten; während der Reise in die Puna zum zweiten Mal sogar über diesen markanten Wert hinaus. Allerdings lege ich enormen Wert auf eine vernünftige Routenführung und baue eher einen oder zwei zusätzliche Reisetage für eine Akklimatisierung ein. Höhenprobleme, darüber muss man sich im Klaren sein, können einen dennoch trotz bester Vorbereitung treffen, aber ich kann mit einer entsprechenden Planung dafür sorgen, dieses Risiko für mich zu minimieren.

Extreme Trockenheit kannte ich bereits zuvor von der Antarktis und den Höhenlagen in Bolivien, Chile und Nordargentinien; gerade in diesem Dreiländereck kommt noch Staub hinzu, den ich zusätzlich als Belastung empfinde. Dennoch, diese Trockenheit, wie jetzt auf dieser Reise in der Puna, hat bei Weitem alles getoppt, was ich zuvor erlebt habe und die Reaktion meines Körpers, indem er literweise Wasser benötigte, ja, regelrecht im Minutentakt nach Flüssigkeitszufuhr geradezu schrie, sowie die Verfärbungen meiner Zähne bestätigen diesen Eindruck. Meine Fingerkuppen waren trotz regelmäßigen Eincremens so trocken, rau, haben sich geschält und ich hatte teilweise kaum ein Gefühl in diesen, dass es fast 2 Wochen nach Rückkehr gedauert hat, bis sie sich wieder normalisiert hatten. Meine Zähne waren da deutlich schneller auf Normalzustand. Trotzdem es mir gut ging, ist es doch ein Zeichen, dass diese Höhenlagen nicht spurlos an meinem Körper vorbei gegangen sind. Hier kann ich ebenso, wenn doch eigentlich anders gemeint, auch davon sprechen: La Puna deja huellas.

Das Einzige, was ich sehr bedauere, ist, dass ich dieses Reiseerlebnis nicht mit meinem Mann teilen konnte. Das macht mich traurig. Nichtsdestotrotz habe ich während der Reise genau geschaut, welche Strecken wir uns gegebenenfalls als Selbstfahrer, die schon einige Male alleine in Argentinien und Chile mit dem Auto unterwegs waren, zutrauen könnten. Dennoch bleibt die Ernüchterung, dass doch sehr viele Fahrstrecken für uns als Selbstfahrer nicht in Frage kommen werden. Vielleicht ändert sich das Ganze in einigen Jahren, sollte die Puna mehr Touristen anziehen.

Aber gerade in diesem Punkt bin ich ein wenig zwiegespalten. Einerseits wundert es mich sehr, dass diese Ecke so unbekannt und so einsam ist. Wie ich bereits im Prolog schrieb, ist mir kein einziger deutschsprachiger Reisebericht aus dieser Gegend bekannt und ich kenne nur sehr wenige, die bereits in dieser Gegend unterwegs waren und nicht alle hatten das Glück, all das zu sehen, was mir auf dieser Tour vergönnt war. Für die Erreichbarkeit einiger Ziele, wie z. B. Mina Julía, benötigt es zudem auch Glück. Ich neige dazu, zu sagen, etwas Vergleichbares, obwohl schon ein wenig herumgekommen, habe ich noch nicht gesehen. Ich werde mich von der Vorstellung verabschieden, diese Erlebnisse toppen zu wollen. Sollte es woanders noch einmal gelingen, umso besser, aber es wird sehr schwierig werden.

Andererseits ist es aber auch sehr gut, dass die Puna nicht auf den gängigen Reiseplänen steht. Nur gut, dass ich es endlich in die Tat umsetzen konnte und jetzt dort war, nachdem mir dieses Ziel seit mehr als einem Jahrzehnt im Kopf herumgespukt ist. Hier muss ich auch meinem Mann danken, dem ich sehr lange in den Ohren lag, immer in der Hoffnung, wir könnten die Puna alleine mit Auto bereisen, um dann letztendlich doch immer wieder zu der Einsicht zu gelangen, dass es für uns einfach aus verschiedenen Gründen viel zu riskant ist. So hielten mich verschiedene Umstände davon ab, den letzten Schritt der Buchung zu tätigen, bis ich mich dann vor 1 ½ Jahren mit großem Zuspruch meines Mannes dazu entschied, diesen, meinen, Wunsch endlich in die Tat umzusetzen. Nahezu alle, die mich nach meinen Reiseplänen fragten, und denen ich das Ziel Puna nannte, wussten nicht, wohin es mich zieht. Solche unbekannten Ziele gibt es tatsächlich noch immer auf unserem Planeten, zum Glück noch nicht im Überfluss entdeckt von irgendwelchen Social Media Kanälen, auf denen sich die Selfie-Aufnahmen tümmeln. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es dort dann an einigen Plätzen aussehen würde.

Wenn ich von „La Puna deja huellas“ spreche, meine ich insbesondere das Folgende: Tagelang waren wir von morgens bis abends unterwegs. Nie, wirklich nie, gab es auch nur eine Minute der Langeweile, ständig prasselten neue Eindrücke auf mich nieder, Landschaften wechselten kontinuierlich, immer wieder neue, gewaltige Landschaften, die regelrecht hinter jeder Kurve auf mich warteten. Ich musste alle Sinne beieinander haben, um nichts zu verpassen. Augenlider schließen während der Fahrt hätte bedeutet, ich verpasse etwas, selbst, wenn es nur für Minuten gewesen wäre. Obwohl ich zuvor theoretisch wusste, was auf mich zukommen würde, habe ich Landschaften gesehen und Eindrücke gewonnen, die ich trotzdem so nicht für möglich gehalten hätte, die mich sprachlos machten, manchmal sogar Tränen in die Augen schießen ließen. Alle Bilder, die ich zuvor gesehen hatte, konnten nur einen winzig kleinen Bruchteil dessen wiedergeben, wie ich es dann im Realen angetroffen habe.

Ich bin der Meinung, diese gewaltigen Szenerien kann man nicht auf Speicherkarte bannen, zumindest ich konnte es nicht, ich konnte es nur versuchen. Genau diese unaufhörlichen, gigantischen Eindrücke haben mich mental nach vielen Tagen tatsächlich erschöpft, sodass ich unglaublich froh war über meine Erholung in Colomé. Das mag möglicherweise auch daran liegen, dass ich nicht dazu neige, nur zu konsumieren, etwas Gesehenes abzuhaken und dann zum nächsten Sightseeing-Höhepunkt überzugehen. Ich möchte gerne die Eindrücke tief in mir festhalten und genau da kam ich dann spätestens nach dem Besuch von Campo de Piedra Pómez an meine Grenzen. Wenn man es so betrachtet, war auch von dieser Seite die Zeitplanung perfekt. Hinter mir liegt eine Reise von nur zwei Wochen, deren gesammelte Eindrücke locker für viele Wochen mehr gereicht hätten. Das ist zumindest mein Empfinden.

Darüber hinaus gibt es noch zwei Punkte, die mir besonders gut als i-Tüpfelchen gefallen haben. Ich wusste, dass wir den einen oder anderen Vertreter der Fauna antreffen werden, aber dass das dann doch in dieser Fülle geschehen wird, damit hatte ich nicht gerechnet. Da ich nicht nur eine Liebhaberin grandioser Landschaften bin, sondern auch dem „Tieregucken“ verfallen bin, hat mich das umso mehr erfreut.

Dann waren da noch die menschlichen Begegnungen auf dieser Reise, wenn auch nicht in großem Umfang. Diese waren allesamt sehr berührend und nicht selten haben sie mich ein ums andere Mal geerdet. Viele dieser Begegnungen wären ohne meinen Guide sicherlich so nicht möglich gewesen, noch weniger, wenn ich gar keine Spanischkenntnisse hätte, wobei diese allerdings auch eher begrenzt sind.

La Puna deja huellas – Die Puna hinterlässt Spuren








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Letzte Änderung: 08 Jan 2023 17:22 von Sabine26.
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08 Jan 2023 17:23 #659098
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  • Sabine26 am 08 Jan 2023 17:19
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Liebe Mitreisende,

ich danke Euch allen für Euer Interesse an dieser Reise/diesem Reisebericht, für Eure Kommentare, die für mich immer das Salz in der Suppe sind, und natürlich allen Danke-Button-Drückern. Gleichzeitig hoffe ich, dass Eure Erwartungen, die ich zweifelsohne mit meiner Einleitung geweckt hatte, erfüllt werden konnten und ich Euch einfach ein nicht alltägliches Reiseziel, das die Bezeichnung „off-the-beaten-track“ wirklich verdient, vorstellen und näher bringen konnte.

Vielleicht mag der eine oder andere noch etwas dazu schreiben. Ich würde mich auf alle Fälle darüber freuen. Derweil werde ich noch den letzten Teil dieser Reise auf meiner Seite online stellen (und gerne dann auch Bescheid geben, wenn es dort noch mehr Bilder der letzten Reisetage zu sehen gibt) und anschließend überlegen, welchen Reisebericht ich als Nächstes angehen werde.

Viele Grüße

Sabine
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