Fortsetzung
Am frühen Nachmittag fahren wir gen Puerto Vargas. Hier befindet sich der Eingang zum südlichen Teil des Cahuita Nationalparks, der ein Stück Küstenregenwald und vor allem das vor der Küste gelegene Korallenriff schützt.
Ein Häuschen mit Schlagbaum markiert das Tor zum Schutzgebiet. Hier müssen wir aussteigen und unseren Eintritt bezahlen. Dieser beträgt für die Erwachsenen rund sechs Dollar pro Person. Die Kinder zahlen weniger. Damit ist der Cahuita Nationalpark ein echtes Schnäppchen im (teilweise erstaunlichen) touristischen Preisgefüge des Landes. Von Norden aus wird der Eintritt übrigens über eine Spende abgewickelt, deren Höhe man selbst festlegt.
Nach Erledigung der Formalitäten fahren wir auf einen großen Parkplatz, der bis auf wenige Fahrzeuge leer ist. Hier sind auch Waschräume und Duschen zu finden – der Strand und das Meer sind wichtige Attraktionen und von den Einheimischen wird der Park als Ort zum Sonnen und Schwimmen gern genutzt.
Wir sind heute aber vor allem wegen des Küstenregenwalds hier. Es gibt einen einzigen Trail, der vom Gate durch den Wald zum Strand führt. Folgt man dem Strand, kann man den Park bis zum Dorf Cahuita durchwandern. Das werden wir heute aber nicht schaffen: Es ist schon Nachmittag und der Nationalpark wird um 16 Uhr schließen. Wir nehmen uns vor, bis zum Strand und wieder zurückzugehen – das ist in den knapp drei Stunden, die uns zur Verfügung stehen, gut zu schaffen.
Der Trail hat die Gestalt eines gut gepflegten Holzstegs, der durch überaus dichten Wald führt. Kaum Licht dringt bis zum Boden, alles wächst auf allem: unendliche Schattierungen von Grün und Braun. Der Untergrund ist meist von Wasser bedeckt. Wir sind beeindruckt von dieser Szenerie. Dass wir hier ganz allein sind, verstärkt die Intensität des Naturerlebnisses zusätzlich. Nun kann unsere erste Regenwaldwanderung beginnen.
Es ist feucht und trotz des Schattens überaus warm. Überall um uns herum surrt es. Bleibt man länger stehen, wird man zu Mückennahrung. (Überhaupt sind unsere Arme und Beine während der Cahuita-Tage bald übersäht von Moskitostichen – pro Extremität locker im zweistelligen Bereich…

Viele der Biester hier sind so klein, dass man ihren Anflug gar nicht hört…)
Der Boardwalk bietet uns einen niedrigschwelligen Einstieg in die neue Umgebung, denn man muss nicht zu sehr darauf achten, wohin man tritt. Wohl aber sollte man schauen, wohin man greift, denn an den flankierenden Geländern sitzen gern einmal regungslos große Spinnen…
Unsere Augen sind in dieser Umgebung ungeübt im Aufspüren von Tieren. Und überhaupt bietet dieser Lebensraum mannigfaltige Tarnung. Über wenige Meter hinaus kann man wegen der Dichte der Vegetation kaum in die Umgebung blicken. Man bewegt sich wie durch einen grünen Tunnel. Im Vorfeld haben wir gelesen, dass es sich in Costa Rica lohnt, mit einem Guide durch den Regenwald zu gehen, wenn man Tiere entdecken möchte. Und was soll ich sagen – das stimmt.
Trotzdem können wir im dichten Unterwuchs einen Chestnut-backed Antbird ausmachen – das Foto von dieser Begegnung ist aber nur ein einziges Rauschen und damit nur als private Erinnerung brauchbar…
Ein Schmetterling am Wegesrand ist da ein etwas dankbareres Motiv – wenn er sich auch standhaft weigert, seine Flügel aufzuspannen.
Im Flug können wir zwar den wundervollen Blue Morpho beobachten. An Fotos ist hier aber nicht zu denken.
Und dann entdecken wir nach einiger Zeit direkt auf dem Boardwalk (das bekommen wir sogar ohne Guide hin…

) einige Weißschulterkapuziner: Unsere erste Sichtung dieser in CR weitverbreiteten Affenart. Und dazu noch eine Mutter mit Baby!
Gespannt nähern wir uns den Tieren und entdecken dabei weitere Kapuziner links und rechts des Weges in den niedrigen Bäumen. Wir sind ein wenig unsicher, wie sehr die Affen durch etwaige Fütterungen „verzogen“ sind. Vor allem unsere Große ist nach unschönen Erfahrungen mit Pavian und Grünmeerkatze in den letzten Jahren ziemlich skeptisch und möchte eigentlich nicht so gern auf dem schmalen Steg an den Affen vorbeigehen.
Diese interessieren sich aber zum Glück kaum für uns und gehen unbekümmert ihrer Nahrungssuche nach. Wir ernten zwar ein paar neugierige (und auch einige schlecht gelaunt wirkende) Blicke. Darüber hinaus suchen die Affen aber keinen Kontakt und lassen sich in ihrem Verhalten durch unsere Anwesenheit nicht wirklich stören. Das entspannt die Lage sehr und ermöglicht uns schöne Beobachtungen.
Inmitten der emsigen Kapuziner stillen außerdem zwei Brüllaffen ihren Appetit. Es ist interessant zu sehen, mit welcher Ruhe sie im Gegensatz zu ihren quirligen Verwandten unterwegs sind.
Der weitere Spaziergang führt durch anhaltend dichte Vegetation. Wir geben uns Mühe, aber viel entdecken wir nicht. Ganz bleibt der Erfolg aber dann doch nicht aus: Immerhin verrät sich ein Stirnlappenbasilisk durch seine rasche Bewegung. Ganz nah am Geländer ist er unterwegs und hätte er stillgehalten, wir hätten ihn niemals entdeckt.
Etwas später finden wir noch einen Streifenbasilisken und das ohne sein Zutun.
Und dann sind wir am wilden Strand angelangt. Hier befinden sich eine Rangerstation und einige Waschräume. Es sind nur ein paar Einheimische und ganz wenige Touristen unterwegs, die hier mit ihren Familien baden.
Wir genießen die Blicke über den weitgehend menschenleeren Meeressaum und gehen bis zu den Knien in die Brandung. Bald müssen wir aber kehrtmachen, denn der Nachmittag ist durch unser langsames Schritttempo und die Beobachtungen auf dem Weg bereits fortgeschritten.
Eine gute Stunde bleibt uns für den Rückweg und da uns nichts mehr begegnen mag, sind wir sogar mit etwas Puffer zurück an unserem Auto.
Nach kurzer Fahrt sind wir zurück im Guesthouse. Dort versuche ich mich weitgehend erfolglos an der Blattschneideameisen-Fotografie…
Ein wenig besser lassen sich zwei streitende Anolis ablichten. Hier gibt es einfach immer etwas zu entdecken.
Die letzte Stunde im Licht des Tages verbringen wir dann an der Playa Negra. Die Kinder genießen das Wasser sehr und haben großen Spaß beim Kampf gegen die Wellen.
Bald spricht uns ein Einheimischer an – er hat sich unsere Kamera bemerkt – und fragt, ob wir Interesse an einer geführten Nachtwanderung hätten. Er erzählt, dass er als Guide im Nationalpark arbeitet und zählt auf, was man des nachts so alles sehen könnte: Greifschwanz-Lanzenotter, Rotaugenlaubfrosch… Das weckt natürlich unser Interesse und wir lassen uns seine Handynummer geben. (Nachdem wir bei Marise nachgefragt haben, ob sie den Mann kenne und empfehlen könne und diese dies bejaht, buchen wir für den nächsten Abend eine Tour für die ganze Familie.)
Bald geht die Sonne unter und wir genießen die Blicke übers Meer.
Wir spazieren ein wenig entlang der typischen Strandbars – da Nebensaison ist, ist hier wirklich nicht viel los… Wenn jemand auf mehr Reggae-Trubel und Nachtleben aus ist, sollte er wahrscheinlich zu einer anderen Jahreszeit herkommen.
Heute kochen wir selbst (Nudeln – was sonst…

) und essen auf unserer schönen Terrasse. Bald setzt Regen ein und begleitet uns mit seinem andauernden und immer stärker werdenden Prasseln in die Nacht… Wir drücken die Daumen, dass der Regen bis zum Morgen aufgehört haben wird, denn wir wollen in der Frühe den Nordteil des Nationalparks erkunden.
Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden - im nächsten Kapitel nämlich.