THEMA: Fifty Shades of Green - Costa Rica zur Regenzeit
28 Okt 2022 09:32 #654096
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Fortsetzung Monteverde

Wie immer bei organisierten Touren in Costa Rica werden wir pünktlich mit einem Kleinbus in unserem Hotel abgeholt. Die Fahrt führt uns zum Selvatura Reservat. Hier kann man auf einem Baumwipfelpfad die oberen Etagen des Nebelwalds erkunden. Der Spaß kostet pro Erwachsenen derzeit 39 $. Der Preis ist damit landestypisch (zu) hoch. Kinder erhalten zum Glück einen ermäßigten Eintritt.
Bei unserer Ankunft überrascht uns die touristische Infrastruktur vor Ort. Man merkt, dass der Ort in privater Hand ist: Hier gibt es ein Restaurant und neben dem Baumwipfelpfad kann man an einer Zipline durch die Wipfel rasen, ein Reptilien- und Schmetterlingshaus besuchen sowie Faultiergehege besichtigen. All das interessiert uns nicht. :P

Wir steuern also zu viert den Baumwipfelpfad an und stellen fest, dass dies nicht die beliebteste Attraktion des Parks zu sein scheint. Haben wir den Eingangsbereich als ziemlich voll erlebt, finden sich in diesem Areal weit weniger Menschen. Die meisten Besucher scheinen die Zipline nutzen zu wollen.



Rund zwei Kilometer misst der Wanderweg, der entweder am bewaldeten Hang entlang oder über einige Hängebrücken hinwegführt. Die Blicke von den Brücken in das Grün des Nebelwalds sind durchaus beeindruckend. Gestattet man seinen Augen, durch die Brücken nach unten zu sehen, kann das mulmige Gefühle auslösen. Unsere Große muss sich mehr als einmal überwinden, die Brücken überhaupt zu betreten.



Trotz wirklich wunderbaren Wetters gelingt es uns nicht, die landschaftlichen Eindrücke überzeugend einzufangen. Man blickt in die grandiose Vegetation – jedoch ohne dass einzelne Besonderheiten den Blick fesseln würden oder einem Foto Fokus geben könnten.





Vom Wildlife-Viewing sind wir an diesem Nachmittag ziemlich enttäuscht. :( Wurde der Ausflug im Vorfeld als eine gute Gelegenheit angepriesen, die Bewohner des Nebelwalds auf Augenhöhe zu erleben, so wird dies leider heute kaum eingelöst. Einzig Silver-throated Tanager und Prong-billed Barbet können wir entdecken und fotografisch dokumentieren. Hier hätten wir weitaus mehr erwartet. Vielleicht benötigt man auf dem Wipfelpfad tatsächlich einen kundigen Guide, um das Leben in den Baumkronen entdecken zu können – der Reisebericht von JP K kam meiner Erinnerung nach zu einem ähnlichen Urteil.





Insgesamt erleben wir hier einen schönen Spaziergang bei sonnigem Wetter. Vom Hocker haut uns das Ganze leider nicht. Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einen hat uns (wie gesagt) das sichtbare Wildlife gefehlt – aber es ist nun einmal kein Zoo und man kann auch einfach mal etwas Pech haben. Zum anderen finden wir den Nebelwald aus der Bodenperspektive tatsächlich beeindruckender. Das grüne Zwielicht, die herunterhängenden Flechten – hier wird eine besondere Stimmung erzeugt, die sich auf den Brücken in luftiger Höhe nicht in dieser Form entwickelt. Vielleicht war es heute aber auch einfach zu sonnig für einen charakteristischen Cloud-Forest-Eindruck… Außerdem haben wir schon einige Baumwipfelpfade in Deutschland besucht – die bestanden zwar weniger aus Hängebrücken, die Perspektive war aber eine sehr ähnliche, so dass wir von den Eindrücken auf dem Rundweg nicht wirklich überrascht oder begeistert werden. Vielleicht waren hier unsere Erwartungen auch einfach zu hoch.

Der Ausflug wird mit einem inkludierten späten Lunch abgeschlossen. Das Essen ist für ein solches Touristenarrangement überraschend gut. Wir sitzen auf einer Terrasse mit Blick auf einen kleinen Garten. Das gefällt uns. Außerdem lässt sich kurz ein Coati blicken. Während ich vergeblich versuche, ein Foto des Nasenbären zu bekommen, entdecke ich einen Blue Morpho. Das ist das erste Exemplar dieses prachtvollen Falters, der uns bereits einige Male mit seinem Flug durch den Regenwald verzaubert hat, das so lange stillhält, dass ich einige Fotos von ihm machen kann. Das ist, so traurig das für den Baumwipfelpfad sein mag, mein eigentliches Highlight bei diesem Ausflug.



Auch können wir wenig später einen neuen Kolibri in unsere Sammlung aufnehmen: Green-crowned Brilliant (Grünstirn-Brillantkolibri).



Gegen 14 Uhr fahren wir wieder mit dem Kleinbus zum Hotel. Wir überlegen, was wir mit dem Tag noch anfangen könnten und beschließen, ins nahe Monteverde Cloud Forest Reserve zu spazieren. In der Zwischenzeit sind Wolken aufgezogen, aber bisher ist es noch trocken.



Vor Ort erfahren wir, dass das Reservat leider bereits um 16 Uhr schließen wird. Die kurze Zeit, die uns für einen Besuch also noch zur Verfügung stehen würde, rechtfertigt nicht den saftigen Eintrittspreis von 25 $. Und so kehren wir unverrichteter Dinge wieder zurück zur Trapp Family Lodge und lassen den Rest des Tages bei einsetzendem Regen gemütlich vergehen. Das Hotelrestaurant kann zum Abschluss einmal mehr überzeugen.

Schaut man auf unseren Aufenthalt in Monteverde zurück, ergibt sich für mich kein ganz überzeugendes Bild. Der Besuch im Curi-Cancha Reservat war durch Quetzal und Co zwar unerwartet ergiebig und schön. Die anderen Aktivitäten (und leider gerade die, die wir zu viert gemacht haben) spielten jedoch nicht in der ersten Liga. Das haben wir von der Trapiche-Tour auch gar nicht erwartet, von dem Baumwipfelpfad aber irgendwie schon. Und so stünde Monteverde bei einer möglichen Wiederholungtour wohl nicht mehr auf unserer Besuchsliste. Das ist insofern spannend, als dass es in sämtlichen uns bekannten Reiseführern als eine der Top-Destinationen in CR gehandelt wird. :whistle:

Wir sind damit zufrieden, morgen den Nebelwald wieder zu verlassen und gen Pazifikküste zu reisen. Besonders gespannt sind wir hier auf unseren Zwischenstopp im Manuel Antonio Nationalpark, der wegen des hohen Besucheraufkommens gar nicht Teil unserer ursprünglichen Planung war und den wir spontan eingebaut haben, weil er sowieso am Wegesrand liegt und als weitere Top-Destination gilt. ;)
Um diesen Besuch soll es im nächsten Kapitel gehen.
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30 Okt 2022 21:36 #654236
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16. Kapitel: Auf Stippvisite im Manuel Antonio NP

Wieder scheint beim Erwachen im Nebelwald die Sonne. Wir genießen ein gutes Frühstück bei schönem Blick auf den nahen Wald und packen alsbald unsere Sachen, um uns auf den Weg gen Pazifikküste zu machen.



Die Straße nach Westen in ist viel besserem Zustand als die Zufahrt von La Fortuna aus und so kommen wir rasch voran. Immer wieder laden Ausblicke ins Tal dazu ein, ein wenig zu verweilen.





Die Fahrt führt immer wieder über recht enge Serpentinen. Auf möglichen Gegenverkehr ist dabei stets zu achten. Und auf die eigene Geschwindigkeit: Nimmt man die Kurven zu sportlich, so wird den Töchtern auf der Rückbank schlecht… :sick:

Die heutige Nacht werden wir in Uvita verbringen – also schon ziemlich weit südlich an der Pazifikküste. Etwa 50 Kilometer weiter nördlich unserer nächsten Station liegt der Manuel Antonio Nationalpark. Es sind nur wenige Kilometer Umweg, die wir fahren müssen, um auch diesen Park in unser Programm einzubauen.
Unsere Agentur hat uns bei der gemeinsamen Planung der Reise davon abgeraten, den Park zu besuchen oder sogar hier Übernachtungen einzubauen. Zu voll sei der kleine Nationalpark oft und zu rummelig die Umgebung. Und tatsächlich: Als wir das „Dorf“ Manuel Antonio erreichen, trauen wir unseren Augen nicht: Hier reiht sich Unterkunft an Unterkunft und Bar an Bar. Dieses Gesicht hat uns Costa Rica bisher noch nicht gezeigt. Auf den Gehwegen flanieren zahlreiche Touristen. Hier ist es wirklich ziemlich belebt. Und je näher man dem Eingang zum Park kommt, desto mehr ist los. :S
Wir haben im Vorfeld der Reise gelesen, dass man sich nicht auf den erstbesten Parkplatz lenken lassen soll und so fahren wir bis kurz vor das Gate, wo wir bequem Platz auf einem großen Parkplatz finden.



Seit einiger Zeit wird der Eintritt in den Nationalpark sehr stark reguliert. So muss man im Vorfeld online Tickets kaufen – vor Ort ist das nicht mehr möglich. Wir haben unsere Tickets gebucht, als wir in La Fortuna waren. Außerdem legt man sich bei der Buchung auf ein Zeitfenster fest. Für jeden dieser Slots gibt es ein begrenztes Ticketkontingent – so will man den Besucherströmen Herr werden. Wir dürfen den Park ab 13.30 Uhr betreten, was bei der heutigen Anreise aus Monteverde sehr gut passt. Nur noch wenige Menschen scheinen den Park am frühen Nachmittag besuchen zu wollen und so ist die Situation am Gate ziemlich entspannt. Und das ist auch gut so, denn hier werden unsere Rucksäcke auf mitgebrachtes Essen kontrolliert. Es wird verstärkt darauf geachtet, dass man keine Lebensmittel mit in den Park nimmt, um der Fütterung der Wildtiere, die hier wohl schlimme Ausmaße angenommen hat, entgegenzuwirken.

Wir wandern auf dem Perezoso-Trail bis zur Playa Manuel Antonio. Für weitere Trails ist heute Nachmittag leider keine Zeit mehr. Zu dieser Tageszeit ist hier wenig los. Die meisten Besucher sind wohl schon wieder aus dem Park raus oder halten sich an den Stränden auf. Und so wandert man hier zwar niemals ganz allein, aber nach dem befürchteten Massenauftrieb fühlt es sich keineswegs an.
Der Weg führt über einen breiten Schotterpfad und immer wieder über einen sehr gepflegten Boardwalk. Die Landschaft mit ihrem dichten Dschungel ist schön. Durch die Infrastruktur kommt jedoch nur bedingt so etwas wie Wildnis-Feeling auf. Dafür lassen sich zahlreiche Tiere entdecken. Vor allem Krabben in vielfältiger Größenordnung bevölkern die Erde links und rechts des Holzstegs.



Aber auch Säugetiere lassen sich sehen: In den Bäumen turnen Kapuziner- und Brüllaffen, verweigern sich aber überzeugenden Fotos. Auch ein Nasenbär am Wegesrand versteckt sich zu sehr im satten Grün. Die nördliche Unterart des Totenkopfäffchens, auf die wir hier so sehr gehofft hatten, zeigt sich uns leider nicht. :(

Etwas besser zu erkennen ist ein Zweifinger-Faultier, das mit seinem Nachwuchs im Wipfel eines nahen Baums ruht.



Während wir die zwei Faultiere betrachten, spricht uns eine Einheimische an, die eine kleine Gruppe durch den Park führt. Ihr sind unsere Kameras aufgefallen und sie verrät uns aus reiner Nettigkeit, wo wir am Wegesrand einen gut getarnten Gladiator Treefrog finden können. Das Tier sieht bei oberflächlicher Betrachtung wie ein welkes Blatt aus.



Wenig später treffen wir erneut auf den Guide. Und wieder hat sie einen Tipp für uns. Dieses Mal handelt es sich um den Endgegner – eine der giftigsten Schlangen, der man in Costa Rica begegnen kann: Die Fer-de-Lance (Terciopelo-Lanzenotter). Gleich neben dem Wanderweg liegt die Schlange eingerollt, wie immer regungslos und gut getarnt zwischen Steinen und Blättern. Die Gefährlichkeit dieser Schlange ist mir in der Situation leider überhaupt nicht bewusst – erst in der Nachbereitung am Abend lese ich mich bei Wikipedia über die Fer-de-Lance ein und bekomme einen dicken Kloß im Hals. :sick: Und so bin ich leichtsinnig und komme dem Tier mit der Kamera ziemlich nahe. Rückblickend ist es ein großes Glück, dass die Schlange diese Annäherung toleriert hat und/oder ich die kritische Distanz, die einen Angriff auslösen kann, nicht unterschritten habe – sonst würde ich diese Zeilen im schlimmsten Fall nicht mehr schreiben können. :evil:





Nach einiger Zeit erreichen wir den Strand. Hier sind durchaus einige Menschen unterwegs – aber es ist noch immer kein Vergleich mit einem typischen Badestrand an anderen Ecken der Welt. Die kleine Bucht ist im wahrsten Sinne des Wortes malerisch. Dichtes Regenwaldgrün flankiert den weißen Sand, der von einer rauschenden Brandung umspült wird. Einfach schön.





In den Wipfeln eines hohen Baums klettert ein Dreifinger-Faultier herum. Es soll das letzte sein, das wir auf dieser Reise sehen werden.



Ein Spotted-Sandpiper ist am Strand unterwegs.



Dann sehen wir, wie einige Menschen im Kreis herumstehen. Als wir uns nähern, können wir eine Parrot Snake dabei beobachten, wie sie gerade einen Frosch verspeist. Das ist mal ein interessantes und unerwartetes Sighting.





Als die Schlange nach beendeter Mahlzeit in den Wald zurückkehrt, gelingt mir noch ein Foto auf Augenhöhe, über das ich mich ziemlich freue.



Nachdem Frau und Kinder in der Brandung das Meer genossen haben – ich bin dafür leider nicht so der Typ – ist es bald Zeit, den Rückweg anzutreten.

Wir nehmen den Boardwalk und queren erneut die dichte Vegetation. Unter uns wieder zahlreiche Krabben.





Leichter Regen setzt ein, als wir uns dem Nationalparktor nähern, und plötzlich ein hohes Fiepen ertönt. Was ist das? Sind das nicht etwa? Oh ja: Da nähert sich tatsächlich eine große Gruppe Totenkopfäffchen! :woohoo: Wir hatten die Hoffnung, den Mono Titi hier zu erleben bereits aufgegeben und nun – kurz vor Ende des Besuchs – turnen die Äffchen über unseren Köpfen umher. Was für ein Finale! :) Das Fotografieren ist wegen des Regens und der Perspektive zwar nicht gerade einfach, aber die kleinen Affen zu erleben ist auch so eine große Freude. Und das am Ende noch einige Aufnahmen gelingen, macht uns beim Verlassen des Nationalparks noch zufriedener.





Vor den Toren sind einige fliegende Händler aktiv. Die Kinder wünschen sich Tonflöten in Tiergestalt. Ich freue mich über eine erfrischende Kokosnuss.

Bald treten wir im stärker werdenden Regen die Weiterfahrt nach Uvita an. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die La Cusinga Lodge, die außerhalb des Ortes im Regenwald über dem Meer thront. Wir sind ganz schön erschöpft, aber der Tag hält (leider) noch etwas für uns bereit. :blink: Über dieses kleine Abenteuer werde ich aber erst im nächsten Teil berichten...
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Fortsetzung

Es ist bereits fast dunkel, als wir die La Cusinga Lodge bei Uvita erreichen. Bei strömendem Regen fahren wir die enge Auffahrt zur Lodge herauf, stellen den Wagen ab und eilen uns, die Stufen zur Rezeption hinaufzusteigen, ohne ganz durchnässt zu werden. Hier werden wir freundlich von der jungen Rezeptionistin begrüßt. Während wir uns mit einem Fruchtsaft erfrischen, erläutert die nette Dame uns die Lodge und deren Umgebung. Hier kann man einige Trails gehen, zum Arco-Beach hinuntersteigen und in Pool und Fluss baden. Das klingt doch alles schonmal verheißungsvoll für den kommenden Tag. Hier wird uns sicher nicht langweilig werden. :)
Aber das Beste ist die Aussicht, die man von dem offenen Empfangs- bzw. Aufenthaltsbereich hat. Der Blick schweift über den Pazifik und die malerische Küstenlandschaft. Wir freuen uns darauf, diesen Blick bei Tageslicht genießen zu können.





Wir bekommen den Schlüssel zu unserem Häuschen „Tinavu“ - die Zimmer sind hier allesamt nach Vögeln benannt. Im Dunkeln bringen wir unser Gepäck über enge Pfade und vorbei an den riesigen Netzen zahlreicher Seidenspinnen zu unserem Domizil für die nächsten zwei Nächte. Hier fühlt man sich wieder nah der Natur.

Das Zimmer ist geschmackvoll eingerichtet und verfügt über einen Balkon mit (etwas zugewachsenem) Blick aufs Meer. Während ich unser Gepäck ordne, macht meine Frau ihren obligatorischen Safety-Check unter den Betten und in allen Ecken des Quartiers. Unter der Dusche wird sie schließlich fündig… :S Ganz in der oberen Zimmerecke hängt reglos ein recht heller Skorpion! :pinch: Etwas ratlos betrachten wir das Tier und beschließen lieber Expertenrat hinzuzuziehen.
Also renne ich durch den strömenden Regen zurück zur Rezeption, wo ich die Rezeptionistin antreffe, die nach meiner Mitteilung alles andere als begeistert ist: Sie hat starke Angst vor Skorpionen, seit sie einmal von einem gestochen worden ist… :blink: Trotzdem nimmt sie ihren Mut zusammen und wir kehren gemeinsam und mit einem Besen bewaffnet in unser Badezimmer zurück. Der Skorpion ist noch an Ort und Stelle. Vorsichtig versuchen wir das Tier mit dem Besen hinunterzubugsieren. Als es schließlich am Besen haften bleibt und wir etwas klarer sehen können, stellen wir fest, dass der Skorpion bereits tot ist oder es sich nur um eine alte Skorpionhaut handelt. Wir lachen erleichtert auf und die junge Dame verabschiedet sich. B)
Meine Frau wünscht sich, dass ich die Ecken zwischen Wänden und Zimmerdecke sorgfältig inspiziere und mögliche Löcher mit Tüchern abdichte. Dem komme ich gern nach und so stopfe ich mit Hilfe eines Wanderstabs kleine Handtücher in vorhandene Lücken. Und löse dabei eine Bewegung aus… :evil: Ich rufe meine Frau dazu und wir beobachten beide aufmerksam die „Skorpion-Ecke“: Immer, wenn ich das Tuch in den Hohlraum drücke, erscheint in einem nahen Spalt ein schwarzes Etwas, das sich zurückzieht, sobald ich aufhöre, das Tuch hineinzupressen. Uns beschleicht ein böser Verdacht… :unsure:
Also mache ich mich erneut auf zur Rezeption. Ein sorgenvolles Gesicht empfängt mich dort. Wieder kehren wir zu zweit zurück in das Badezimmer und wieder zeigt sich der schwarze Schemen auf Tuchdruck. Die Rezeptionistin ist erstmal ratlos. Für uns steht aber fest, dass wir hier nur ungern mit unseren Kindern schlafen würden – wenn an Schlaf überhaupt zu denken ist… :S
Und so geht die Dame ihres Weges, um Hilfe in Gestalt eines Kellners zu holen, der alsbald mit ihr, einer Leiter und einem dünnen Stock zu uns stößt. (Fun-Fact: Immer, wenn irgendein Helfer das Zimmer betritt oder verlässt, schlüpft ein ungebetener Gast von draußen hinein und möchte wieder hinausgeleitet werden – von großer Schabe bis Zikade hat hier allerlei Getier seinen Cameo-Auftritt… :silly: )
Meine Frau bleibt bei den Kindern im Schlafzimmer, während die Rezeptionistin, der Kellner und ich im Bad auf „Monsterjagd“ gehen. Mutig klettert der Kellner, den in der Vergangenheit bereits ein Skorpion in den Kopf gestochen hatte :evil: , auf die Leiter in Richtung Spalt. Und dann beginnt er mit dem mitgebrachten Stöckchen in der Lücke zu prokeln…
Und das Stochern zeigt bald Wirkung: Ein stattlicher Skorpion verlässt sein Zuhause und krabbelt schnellen Schrittes an der Wand entlang. Wir haben zu Beginn also tatsächlich nur seine abgeworfene Haut in der Dusche entdeckt… Mit kleinem Objektiv (und entsprechend digitaler Ausschnittvergrößerung) mache ich trotz der herrschenden Anspannung schnell einige Erinnerungsfotos von zweifelhafter Qualität.



Jetzt wird es leider brutal: Der Kellner macht kurzen Prozess mit dem Skorpion, was uns schon wieder leid tut… So ist das Ende der Geschichte ein ambivalentes. :dry:

Als wir wieder en famille sind, fällt die Anspannung von uns ab und wir spüren, wie fertig wir gerade sind. Trotzdem machen wir uns noch auf zum Abendessen, das in einem halboffenen Raum mit seltsamer Tischanordnung serviert wird – hier scheint das Ziel zu sein, dass keiner einen guten Platz hat. Interessant. :huh: Das Essen ist aber prima und so erschöpft, wie wir sind, wird dieser Abend einer der kürzeren der Reise.
Auf der Treppe zu unserem Zimmer finden wir bei der Rückkehr einen enorm (!) großen Nachtfalter vor.



Bitte schön draußen bleiben und gute Nacht!
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04 Nov 2022 09:51 #654631
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17. Kapitel: Paradies am Pazifik

Einmal mehr werde ich vor meiner Familie wach und verlasse leise im Morgengrauen das Zimmer. Ich habe mir vorgenommen, bevor es zu heiß wird, einen der Trails auf dem Gelände der Lodge zu laufen.



Über eine Brücke ist der Bereich mit den Gästehäuschen mit dem „wilden“ Teil der Lodge verbunden. Hier führen kleine Pfade durch dichten Regenwald und immer wieder an einem rauschenden Bach entlang und darüber hinweg. Der Weg windet sich durch dichtes Grün und geht über Stock und Stein über aufgeweichten Boden. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen, die einzigen Lebewesen, die mir über lange Zeit begegnen, sind kleine Erdbeerfröschchen und ein Blue Morpho Falter. Das Rauschen des Meeres ist von Ferne zu hören, von Nahem die Geräusche des Regenwalds. Hier gefällt es mir ausnehmend gut. :)





Mehr als diese Ruddy Ground Dove kann ich aber leider von der durchaus hörbaren Vogelwelt nicht ablichten.



Das Frühstück genießen wir nach meiner Rückkehr gemeinsam mit schönstem Ausblick auf die Bucht, die sich herrlich im Sonnenschein präsentiert. In solchen Momenten wird einem klar, wie gut es uns doch geht.





Auf dem Rückweg zu unserem Zimmer betrachten wir die zahlreichen Netze der Seidenspinnen. Immer wieder ein faszinierender Anblick.





Unser Balkon lädt zu einer kleinen Pause ein, bevor wir uns auf den Weg zum Strand machen wollen. Auf dem gegenüberliegenden Baum zeigen sich zu unserer Freude bald einige Kapuziner, die unbeeindruckt von den Beobachtern ihrem Tagwerk nachgehen.



Wir packen Handtücher und Badeklamotten und machen uns schließlich auf den Weg zum Arco Beach. Dieser liegt etwa 400 Meter von der Lodge entfernt. Der Weg führt durch schönen Regenwald mit der Herausforderung, dass man steil hinab und später wieder hinaufsteigen muss.



Aber die Anstrengungen des Wegs werden reich belohnt. Unten angekommen, öffnet sich uns eine Bucht, die schöner nicht sein könnte. Da Ebbe herrscht, erstreckt sich eine breite Sandfläche, begrenzt einerseits von der rauschenden Brandung des Pazifiks und andererseits von dem immergrünen Dickicht des Regenwalds. Herrlich. B)





Hier ist fast kein anderer Mensch anwesend. Nur weit entfernt sehen wir ein paar Wanderer ihres Weges gehen. Trotzdem tobt hier das Leben. Der Sand scheint sich überall zu bewegen. Kommt man näher, entdeckt man unzählige Krabben und Einsiedlerkrebse, die über den nassen Grund huschen oder in ihren Löchern verschwinden. Einige Greifvögel – wir hatten kein Fernglas oder Teleobjektiv zur näheren Bestimmung dabei – machen sich immer wieder über diesen reich gedeckten Tisch her.





Am anderen Ende der Bucht gibt es eine Felswand. Auch in ihren Spalten tobt das Leben.





Eine Grotte, die sich in dieser Wand öffnet, kann man je nach Stand der Tide durchwaten.



Das Wasser lädt zum Baden ein. Vorsichtig sind wir, da durchaus vor Stachelrochen gewarnt wird.
Die Einsamkeit hier ist einfach wunderbar. Ein so ungetrübtes Naturerlebnis hatten wir bisher noch nirgends an einem Strand. Hier gefällt es auch mir als überzeugtem Strandverächter ganz ausgezeichnet. :P
Die Kinder haben Spaß in der Brandung und an den zahlreichen Gezeitenpools. Wir freuen uns an ihrer Freude und genießen das Leben. Pura Vida.





Gegen Mittag ist es dann aus mit der Einsamkeit. Die Bucht ist anscheinend beliebt als Mittagsrast einiger Whale-Watching-Boote. Circa fünf davon erreichen den Strand in kurzem Abstand und entlassen jeweils rund zehn Menschen an den Strand. Nach einer halben Stunde ist der Spuk dann zum Glück wieder vorbei und ein Boot nach dem anderen setzt seine Reise fort.

Bald ist es aber auch für uns Zeit, unsere Sachen zu packen und uns auf den Rückweg zu machen, denn die Flut setzt ein und bald werden weite Teile des Strandes unter Wasser sein.





Der Aufstieg ist dann richtig kräftezehrend. Die nassen Handtücher im Gepäck wiegen eine gefühlte Tonne. Und die Hitze des Tages tut ihr Übriges. :S

Wir rasten – und das ist bitter nötig nach dem Rückweg – auf der schönen Aussichtsterrasse der Lodge und genießen die wunderbaren Fruchtsäfte Costa Ricas in Gesellschaft eines Geckos.



Der Blick schweift dabei über das Wasser und bleibt hängen an vorbeiziehenden Fregattvögeln und zwei Buckelwalen, die sich in der Bucht tummeln. Dieser Ort ist einfach schön.





Nach einem leichten Mittagssnack wünschen sich die Kinder ganz viel Zeit am Pool. Dem entsprechen wir an diesem „Ruhetag“ natürlich gern und so gibt es heute ausgeprägte Nachwuchs-Zeit. Dass sich am Pool schließlich auch Kapuzineräffchen blicken lassen, freut mich dabei natürlich ungemein.





Irgendwann habe ich dann doch Hummeln im Hintern und streife ein wenig in der Umgebung herum. Dabei zeigt sich einmal mehr der Tierreichtum des Regenwalds. An einem Wasserlauf begegne ich einem kleinen Kaiman.



Neben dem Weg kann ich ein scheues Aguti entdecken, das zum Glück für ein Portrait kurz stillhält.



Und natürlich zeigen sich auch ein paar Neuzugänge für unsere Birding-Liste: Orange-chinned Parakeet und Sulphur-bellied Flycatcher.





Den frühen Abend genießen wir wiederum gemeinsam auf der Terrasse und freuen uns sehr darüber, dass sich der Namensgeber der Lodge zeigt: ein Cusinga (Fiery-billed Aracari / Feuerschnabelarassari).



Auch einige Red-lored Parrots lassen sich sehen.



Einzig die Anwesenheit einer großen Gruppe junger Menschen trübt den Moment. Die Lodge wird gern für Externe als Sundowner-Ort genutzt. Bei der Lage ist das natürlich auch kein Wunder. Heute aber sind über 20 Teens und Twens hier, die fast alle vorhandenen Schaukelstühle des Aussichtsbereichs in Besitz nehmen, und den Gästen der Lodge kaum Raum lassen. Dabei werden lautstark mehr Selfies geschossen, als dass in die Ferne geblickt wird. :S Die Gruppenleiter ignorieren die Irritation der Lodgegäste gekonnt und wir freuen uns, als die Gruppe irgendwann endlich zum Abendessen in einen separaten Raum abzieht.

Wolken ziehen auf und so wird der Ausblick am Ende des Tages noch einmal spektakulär. Das Abendessen ist wiederum sehr gut. Und die Nacht ist frei von Skorpionen.



Wie schön war dieser Tag ganz ohne Autofahrt! Morgen geht es aber auch schon wieder weiter. Wir müssen aber nur eine kurze Strecke bis nach Sierpe zurücklegen. Dort werden wir auf ein Boot umsteigen: Die Osa Peninsula ruft. :woohoo:
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18. Kapitel: Der wilde Südwesten

Der neue Tag beginnt für mich einmal mehr mit einem kleinen Spaziergang in den Regenwald auf dem Lodgegelände. Wie am Vortag macht es große Freude, die schmalen Pfade zu bewandern. Als kleiner Höhepunkt zeigen sich in den Wipfeln der Bäume einige Brüllaffen mit Nachwuchs. Wie meistens sind sie nicht optimal zu fotografieren.



Außerdem kann ich das erste Mal seit langem mal wieder einen Chestnut-mandibled Toucan entdecken. Immer wieder schön!



Kleineres Federvieh ist durch die Erstsichtung eines Cherrie’s Tanager vertreten.



Nach einer guten Stunde kehre ich zu unserem Häuschen zurück und wecke meine Familie. Heute müssen wir schließlich die La Cusinga Lodge bereits wieder verlassen. Während wir uns für das Frühstück bereit machen, bekommen wir Gesellschaft. Man kann fast die Uhr nach ihnen stellen: Genau wie am Vortag sind erneut die Weißschulterkapuziner im Baum gegenüber auf Frühstückstour. Es macht Spaß, die quirligen Affen aus naher Distanz auf Augenhöhe zu beobachten. :)



In etwas weiterer Entfernung können wir gleich darauf einen Roadside Hawk entdecken, der wohl auch auf sein Frühstück lauert.



Wir genießen die letzten Stunden auf der Lodge in vollen Zügen: Das Wetter ist erneut schön sonnig, der Ausblick entsprechend wunderbar und auch das Frühstück kann wieder überzeugen. Während die Kinder noch etwas in unserem Zimmer spielen, lassen die Erwachsenen den Aufenthalt mit dem Genuss der unwiderstehlichen Fruchtsaftcocktails ausklingen, die glücklicherweise an so vielen Orten des Landes angeboten werden. B)

Am späten Vormittag wird dann schließlich das Auto gepackt. Knapp 55 Kilometer müssen wir heute nur zurücklegen. Über gute Teerstraßen und durch riesige Palmölpaltagen dauert die Fahrt nach Sierpe dabei weniger als eine Stunde.
Unser Ziel ist das Restaurant Las Vegas, das am Fluss Sierpe liegt. Hier wird unser Bootstaxi ablegen, das uns nach Drake Bay bringen wird.
Als wir ankommen, sind wir überrascht, um welch kleines Lokal es sich hier handelt. Aber Costa-Rica-typisch ist auch hier wieder alles gut organisiert: Auf der dem Restaurant gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein kleiner umzäunter Parkplatz, auf dem wir unseren Mietwagen für die nächsten Tage stehen lassen werden. Der Parkwächter erwartet uns bereits und alle Formalitäten sind schnell geklärt.
Dann heißt es erst einmal warten, bis nach einiger Zeit das Taxiboot auf dem Sierpe-Fluss erscheint.



Aber wider Erwarten ist es leider bereits voll besetzt… Und so warten wir weiter, während mehr oder weniger hektisch um uns herum an einer Lösung dieser augenscheinlichen Überbuchung gearbeitet wird. Nach einiger Zeit, die wir in der brütenden Hitze des Landungsstegs ausharren, wird ein kleines Motorboot betankt und auch ein weiterer Skipper hat sich eingefunden. Und so kann unser Transfer mit etwas Verzögerung beginnen.
Im Konvoi mit dem regulären Taxiboot rasen wir im Wahnsinnstempo den Sierpe-River entlang. Mehr als einmal heben wir dabei komplett ab und klatschen nach meterweitem Flug mit Macht auf die Wasseroberfläche. Da wird nicht nur den Kindern mulmig… :blink:
Die schöne Mangrovenlandschaft kann man in diesem Affentempo kaum genießen. Vögel und Waschbären, die wir am Ufer erblicken können, werden schnell wieder zu kleinen Punkten. :side: Beim nächsten Mal würden wir hier gern eine Mangroventour machen – das scheint sich landschaftlich auf jeden Fall zu lohnen. Aber so erleben wir heute eher eine Achterbahnfahrt, die noch einmal an Intensität gewinnt, als wir die Flussmündung erreichen und über die Brandung des Pazifiks kommen müssen. Zum Glück erledigt unser Kapitän diese Herausforderung routiniert und so langsam gewinnen wir vertrauen in die Situation. :whistle:

In Küstennähe rasen wir nun auf dem Ozean gen Drake Bay – vorbei an grüner, felsiger und wilder Landschaft. Die Blicke, die sich während der turbulenten Fahrt eröffnen, sind wirklich großartig – für vorzeigbare Fotos geht es hier allerdings aber wirklich zu schnell voran.

Nach einer knappen Stunde auf dem Boot erreichen wir schließlich Drake Bay – ein verschlafenes „Piratennest“ am Ende der Welt. Hier steigen die meisten Passagiere aus.



Wir jedoch fahren noch etwas weiter zur Las Caletas Lodge, die in einer kleinen Nachbarbucht liegt.
Wie bereits in Drake Bay, so gibt es auch in der Bucht von Las Caletas keinen Landungssteg und wir machen eine „wet landing“. :silly: Etwa 10 Meter vor dem Strand kommt das Boot zu einem Halt und wird mit Muskelkraft fixiert, die Hosenbeine werden hochgekrempelt, die Schuhe ausgezogen. Und dann geht es hinein in die starke Brandung. Die Kinder tragen wir mit Mühe an Land, der Sog des Meeres ist enorm kräftig. Unser Gepäck wird uns zum Glück von erfahrenen Männern mit höherer Körperkraft und -beherrschung an Land gebracht. Hier wäre ich sicher gescheitert und alles wäre salzwassergetränkt… :whistle:

Am Strand wird das Gepäck direkt von Mitarbeitern der Lodge geschultert und einen steilen Pfad gen Unterkunft getragen. Wir folgen neugierig und erreichen nach etwa 100 Metern einen Ort, der sicherlich zu den schönsten Herbergen gehört, in denen wir bisher genächtigt haben.



Die kleine Anlage der Las Caletas Lodge erstreckt sich auf einer Anhöhe mit wunderbarem Ausblick auf den Ozean. Insgesamt gibt es hier eine gute Handvoll Zimmer, zwei Safari-Zelte und ein offenes Häuschen, das als Restaurant, Bar und Aufenthaltsraum genutzt wird. Alles ist recht einfach, aber geschmackvoll gestaltet.



Der Manager – ein junger Mann namens Daniel – begrüßt uns total herzlich und erläutert uns die Annehmlichkeiten der kleinen Lodge. Wir werden zu einer Hütte geführt, die erst vor kurzer Zeit fertiggestellt wurde. Hier fühlen wir uns wohl: Ein großer, heller und blitzsauberer Raum, eine kleine Veranda, ein großzügiges Bad – es ist alles da, was man braucht.



Von der Veranda aus haben wir einen wunderbaren Blick auf unsere Nachbarn – zwei nistende Scharlacharas. :woohoo:





Und auch bei diversen Streifzügen über das Gelände lassen sich einige weitere Tiere entdecken.
Am Strand können wir einen Green Kingfisher bei der Jagd beobachten.



Nicht weit entfernt ruhen einige Helmbasilisken im Schein der warmen Nachmittagssonne.



Überhaupt ist die kleine Bucht, an der die Lodge liegt, paradiesisch. Man ist hier in der Regel ganz allein und hat einen wunderbaren Blick auf das Meer und den auch hier wieder wunderschönen Regenwald.





Und auch auf den Rasenflächen in der Nähe unserer Hütte ist etwas los. So können wir z.B. einen weiblichen Black-crowned Tityra ablichten.



In den hohen Bäumen sitzen zwei Yellow-headed Caracaras. Hier gelingen nur Beweisfotos. Die Distanz und die Lichtverhältnisse lassen leider keine überzeugenden Fotos zu. Aber da es das einzige Mal ist, dass wir diese Greifvögel sehen werden, kommt eines der Bilder trotzdem in den Bericht.



Der Nachmittag geht herumstromernd und faulenzend gemütlich seinem Ende entgegen. Immer wieder schlendern wir zum Strand, genießen die Hängematten mit Premium-Ausblick oder den kühlen Luftzug des Ventilators im Inneren unserer Hütte.
Als wir schließlich das Programm für die nächsten Tage mit Daniel besprechen wollen, erleben wir eine böse Überraschung. Eigentlich wollten wir morgen zum Schnorcheln nach Cano Island fahren – jedoch weiß die Tauch-Agentur nichts von unserer Buchung… :pinch: Und der nächste Dämpfer folgt sogleich. Wir waren davon ausgegangen, dass wir unseren Ausflug in den Corcovado Nationalpark hier spontan vor Ort buchen könnten und erfahren nun, dass Daniel sich gar nicht sicher ist, ob es für die nächsten Tage überhaupt noch freie Plätze bei irgendeiner Agentur in Drake Bay geben wird… :evil: :evil:
Daniel verspricht, dass er sich um unsere Probleme kümmern und herumtelefonieren wird. Wir sind dankbar, aber auch besorgt. Werden wir auf der Osa Peninsula am Ende gar keine Aktivitäten unternehmen können? Es vergeht eine gute Stunde der Ungewissheit. :unsure:
Nach bangem Warten stellt sich folgendes heraus: Tatsächlich wurde unserer Schnorcheltour auf den falschen Monat gebucht: Am 30. August – dem Tag, an dem die Agentur unsere Buchung vermerkt hat – werden wir aber leider schon lange wieder zurück in Deutschland sein. Und morgen ist spontan kein Platz auf einem Schnorchelboot zu bekommen. :pinch: Zum Glück aber übermorgen! Und so verschieben wir den Ausflug natürlich gern auf diesen Tag. :) Das hat zur Folge, dass einer von uns morgen allein in den Corcovado Nationalpark wird fahren können – denn es gibt nur noch einen einzigen freien Platz für diese Tour in den nächsten Tagen. Hätte es also die Schorchel-Fehlbuchung nicht gegeben, wäre der Besuch des Corcovado Nationalparks für uns unmöglich gewesen... In der Situation, wie sie sich nun darstellt, kann wenigstens einer von uns fahren. Meine Frau verzichtet auf den Ausflug und wird mit den Kindern den Tag in der Lodge und am Strand verbringen. Für die Kinder ist das eine gute Sache, denn der Nationalparkbesuch wird ziemlich anstrengend werden. Für meine Frau tut es mir jedoch sehr leid. Aber einmal mehr bin ich dankbar dafür, dass sie mir als Wildlife-Freak dieses Erlebnis ermöglicht und selbst zurücksteht. :kiss: (Hier lernen wir: Touren in den Corcovado NP sollte man auch in der Nebensaison weit im Voraus buchen!)

Das Abendessen genießen wir im kleinen Restaurant der Lodge. Hier wird auf hohem Niveau sehr liebevoll gekocht. Alle Gänge schmecken ausgezeichnet. Vielleicht ist Las Caletas sogar der kulinarische Höhepunkt der ganzen Reise.

Als es dunkel ist, setzt heftiger Regen ein. Schnellen Schrittes gehen wir zurück zu unserer Hütte und haben am Fuße der Treppe eine letzte Sichtung, die im Schein der Taschenlampen zum Gruseln einlädt: Ein Tailless Whip Scorpion (Geißelspinne).



Eine ruhige Nacht begleitet von der Brandung des Pazifiks und des anhaltend starken Tropenregens erwartet uns.
Morgen früh zu Sonnenaufgang werde ich allein gen Sirena Ranger Station im Corcovado NP aufbrechen. Auf das Berichten über die Erlebnisse dort freue ich mich ganz besonders… B)
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19. Kapitel: Eine Sichtungsfee in Bestform

Vor Sonnenaufgang werde ich wach. Der starke Regen, der am Vorabend eingesetzt hat, trommelt nach wie vor auf Dach und Blattwerk. Na, das kann ja was werden… :S

Ich verabschiede mich schnell von meinen Lieben, ohne sie groß wecken zu wollen. Bei den Kindern gelingt das meistens gut, bei meiner Frau weniger.
Meinen Rucksack habe ich bereits am Vorabend gepackt. Wasser, Drybag für die Kamera und Regenponcho befinden sich darin. Letzterer kommt nun leider bereits zum Einsatz. Weitere Nahrungsmittel darf man nicht mit in den Park nehmen – dies wird nach der Landung am Strand mittels Rucksackkontrollen sichergestellt. Und so reist man mit eher leichtem Gepäck. Auch das große Teleobjektiv lasse ich in der Lodge – es ist mir für eine mehrstündige Wanderung durch den Regenwald zu schwer und unflexibel. Stattdessen entscheide ich mich für unser wesentlich leichteres 150-600er Tele. Eine rückblickend gute Wahl, denn unsere 500mm-Festbrennweite hätte bei der oft kurzen Distanz zwischen Fotograf und Motiv im Corcovado im seltensten Fall funktioniert. Die Wanderschuhe binde ich von außen in einer Plastiktüte an den Rucksack.

Geduckten Gangs im Regenponcho mache ich mich auf zum Frühstück. Mehr als einen kleinen Pancake bekomme ich zu dieser Tageszeit leider nicht herunter. Das muss also für den halben Tag genügen.

Bald ist es auch schon Zeit, zum Strand herunterzugehen. Pünktlich nähert sich ein kleines Boot, das mich und zwei weitere Familien, die in der Lodge nächtigen, an Bord nimmt. Bei dem herrschenden Wetter ist es umso abenteuerlicher, das Schiff zu besteigen. In harscher Brandung wippt es auf und nieder und nur mit Hilfe der Besatzung gelingt mir der Einstieg, ohne dass alles gleich zu Beginn auch salzwassernass ist. :blink:

An Bord bezahle ich die Tour in bar: 110 $ kostet der Ausflug derzeit – und er ist jeden Cent wert.

Und schon beginnt die wilde Fahrt, die ich neben einem sehr mitteilungsfreudigen US-Amerikaner verbringe. Nur wenige hundert Meter sind wir gefahren und schon reißen die Wolken auf. Der Regen hört so plötzlich auf, wie er begonnen hatte und die Sonne wärmt uns im schönen Morgenlicht. :)
Rund eine halbe Stunde kann ich die Fahrt genießen, dann fordert der Wellengang seinen Tribut. So richtig seetauglich war ich noch nie, aber ich habe das Gefühl, dass die Anfälligkeit für Seekrankheit mit den Jahren stark zunimmt. Leider habe ich kein Medikament dagegen eingeworfen. Und so bleibt mir nichts anderes übrig als den Horizont zu fixieren und zu leiden, während der Amerikaner mir begeistert vom Oil-Business in Texas erzählt und nicht zu bemerken scheint, dass ich immer einsilbiger antworte… :sick:
Als dann noch Buckelwale auftauchen und das Schiff mit zur Beobachtung der Tiere abgeschaltetem Motor gänzlich zum Spielball der Wellen wird, verschlechtert sich meine Lage zunehmend. Die Begegnung mit den nahen Meeressäugern kann ich so nur im Ansatz wertschätzen. Fotos entstehen hier keine brauchbaren – Blicke durch den Sucher rächen sich sogleich mit verstärkter Übelkeit. Und außerdem sind die riesigen Tiere so nah, dass das montierte 150-600 Tele hier sowieso die falsche Wahl ist.
Als wir die Wale hinter uns lassen, geht es mir richtig schlecht. Kurz vor Erreichen des Zielstrandes ist es dann soweit – ich muss mein karges Frühstück dem Meer überantworten. :sick: Danach geht es mir zum Glück schlagartig besser.

Am Corcovado-Strand erwartet uns einmal mehr eine nasse Landung. Flipflops zu tragen, ist hier keine gute Idee – die Strömung reißt sie unweigerlich von den Füßen und man muss schnell sein, um sie noch zu erwischen, bevor sie ins Meer abtreiben.
Ist man am Strand angekommen, kann man kurz durchatmen. Hier ist ganz schön viel los, denn die Ausflugsboote aus Drake Bay kommen allesamt zur gleichen Uhrzeit an. Am Waldesrand stehen einige Tische. Hier muss man sich registrieren und sein Gepäck kontrollieren lassen. Ist diese Prozedur erledigt, kann man in die Wanderschuhe schlüpfen und sich zu seiner Kleingruppe gesellen.
Wir werden heute früh zu acht unterwegs sein: Drei junge Französinnen, ein junges Paar aus den USA, der mitteilungsfreudige Öl-Texaner, ich und unser Guide – ein mittelalter Mann, der seit Jahren in Drake Bay wohnt und den Park wie seine Westentasche kennt. Ohne Guide ist es seit einigen Jahren nicht mehr erlaubt, den Nationalpark zu betreten. Das ist sicher gut für die wundervolle Natur, die uns nun empfängt.
Die anderen Gäste der Las Caletas – Lodge sind als zweite Kleingruppe unterwegs. Zum Glück bin ich nicht dabei, denn sie werden leider weit weniger Sichtungsglück haben als unser Trupp.

Als sich hier ca. 20 Kleingruppen formieren, zweifle ich, ob das hier nicht eine Wanderung im Konvoi werden wird. Aber unser Guide beruhigt uns präventiv: Er werde mit uns andere Pfade wählen, als der Großteil der Gruppen, wir sollten keine Sorge haben.

Und das stimmt. Die meisten orientieren sich nach rechts, wir aber schlagen einen Pfad nach links ein. Sofort umfängt uns dichter Wald und das Sonnenlicht dringt nur noch gedämpft zu uns durch.
Mir geht es zum Glück wieder richtig gut und ich freue mich auf die Stunden im Corcovado, die nun vor uns liegen. (Anmerkung: Landschaftsfotos gibt es leider keine, da ich keinen Objektivwechsel machen wollte, nachdem uns ein solcher im feuchten Wald Ugandas vor Jahren mal eine Kamera gekillt hat…)
Wir steuern zuerst einige schlammige Tümpel an, in denen sich gern Tapire suhlen. Dies tun sie aber vor allem in der Trockenzeit. Jetzt gibt es hier überall genug Wasser und der Morast ist tapirfrei. Schade. :(
Nach einigen Minuten haben wir aber bereits eine erste erwähnenswerte Sichtung in den Wipfeln, die den Pfad überspannen. Ein junger Klammeraffe spielt lebensfroh in den Ästen. Er schaukelt wie wild und scheint für uns eine wahre Show abzuziehen. Ebenso neugierig, wie wir ihn betrachten, betrachtet er auch uns.





Der weitere Weg führt uns wechselweise durch den Wald und am Strand entlang. Wir entdecken Walknochen im Sand und auch die Spuren eines Pumas. Die Katze selbst zeigt sich leider nicht. Unser Guide erzählt, dass Pumas im Nationalpark nur sehr selten gesichtet werden. Es kam schon vor, dass er zwei Pumas in einer Woche gesehen hätte und dann wieder zwei Jahre lang keinen einzigen. Jaguare hätte er in all den Jahren noch nie gesehen – sie seien hier vor allem nachtaktiv und ihre Anwesenheit würde, wenn überhaupt, durch Fotofallen dokumentiert.

Dafür zeigen sich ein Krabbenbussard und zahllose Einsiedlerkrebse – hier beim kollektiven Verspeisen einer Kokosnuss.





Unser Guide hört ein Rascheln im Gebüsch und wir steigen erneut in das dichte Grün des Waldes ein. Und kurz darauf sind wir umringt von etwa 40 Nasenbären. :woohoo: Eine Großfamilie aus Muttertieren und ihrem Nachwuchs ist auf Nahrungssuche und lässt sich von uns überhaupt nicht in ihrem natürlichen Verhalten stören. Die Tiere interessieren sich gar nicht für uns, obschon wir nur ein bis zwei Meter von ihnen entfernt sind. Das ist das Grandiose an Corcovado. Das Gebiet steht seit den 1970er Jahren unter Schutz, die Tiere haben über Generationen keine Bedrohung durch Menschen erfahren und kennen sie nur als auf Wanderpfaden laufende Teile ihres Ökosystems.
Ich hocke mich hin und genieße das Gewusel um mich herum. Die Kleinbären halten kaum jemals still und wenn doch, dann haben sie ihre Nasen tief in der Erde versteckt – immer auf der Suche nach schmackhaften Krabben. Daher ist das Fotografieren hier auch gar nicht einfach. Oft ist Bodenbewuchs im Weg oder die Tiere sind einfach zu nah… Einige Schnappschüsse gelingen dann aber doch.









Und weiter geht es durch den Dschungel! Bald erreichen wir einen Bachlauf. Gestern habe hier ein Tapir in der Ferne gebadet – heute leider nicht… :dry: Dafür begegnet uns jedoch eine ganze Horde Totenkopfäffchen. Ich bin wieder begeistert. Ganz nah kommen die Tiere – teilweise ist nur eine Armeslänge Abstand zwischen uns. Und trotzdem kommt es zu keiner Interaktion. Es ist so, als ob wir für die Äffchen gar nicht existieren würden. Unbeeindruckt von unserer Nähe gehen sie ihrem Tagewerk nach.











Nachdem wir die quirligen Tiere eine Zeit lang beobachtet haben, queren wir den zum Glück nur knöcheltiefen Fluss. Mit Wanderschuhen ist das kein Problem. Ich habe im Vorfeld von Flussquerungen im Corcovado gelesen, bei denen man bis zur Brust durch das Wasser waten muss – Krokodile und ggf. Bullenhaie inklusive. Auf diese Erfahrung kann ich gern verzichten. :silly:
Am anderen Ufer angekommen, können wir einen Crested Caracara in einiger Entfernung entdecken.



Und dann steigen wir erneut in den Wald ein. Bald darauf begegnen uns einige Brüllaffen, die wie gewöhnlich in den hohen Wipfeln unterwegs sind.



Und dann folgt ein nächstes Highlight: Ein Pale-billed Woodpecker lässt sich neben dem Pfad nieder. Dieser farbenfrohe Specht stand ziemlich weit oben auf meiner Vogel-Wunsch-Sichtungsliste. Entsprechend glücklich bin ich in diesem Moment. :)



Es vergehen vielleicht zehn Minuten, bis das Handy unseres Guides klingelt und er mitgeteilt bekommt, dass nicht weit entfernt ein Tamandua gesichtet wurde. Wir beschleunigen unseren Schritt und können den kleinen Ameisenbär tatsächlich bald darauf erblicken. Leider ist er in extrem dichtem Geäst unterwegs, sodass von dieser Sichtung keine Fotos gelingen wollen. Aber immerhin: Wenigstens einen Tamandua durfte ich auf dieser Reise erahnen.

Bald kommen wir anscheinend wieder in gutes Tapir-Gebiet. Unser Guide lässt uns kurz allein und sucht den Umkreis nach einem Tapir ab. Leider bleibt er erfolglos – einzig den Geruch der Tiere, eine olfaktorische Mischung aus Pferd und Kuh, ist nicht zu überriechen.
Dafür sehen wir alsbald Lesson’s Motmot und Black-throated Trogon. Besonders interessant ist die Beobachtung des Motmots, der mit seinem langen Schwanz wie mit einem Uhrpendel einen Tanz aufführt.





Wir wandern durch ein Gebiet, in dem häufiger Tayras anzutreffen seien – leider heute nicht. Dafür sehen wir einen Crested Guan.



Bald ist Mittagszeit und der Guide fragt, ob wir nun zur Sirena Station zur Mittagsrast gehen oder weiter nach Tieren suchen wollten. Die Gruppe entscheidet sich bei Enthaltung des US-Pärchens zum Glück für die zweite Alternative. Denn wir wollten ja eigentlich noch einen Tapir finden… :whistle:

Bei einsetzendem Starkregen – also schnell Poncho an und Kamera im Drybag verstaut – wandern wir weiter, bis unser Guide einen weiteren Tipp per Handy bekommt und wir vom gemächlichen Wandertempo in den Laufschritt wechseln… Über Stock und Stein geht es und mehr als einmal muss man auf tief hängende Äste mit durchaus stattlichen Dornen achten. Der heftige Regen macht das Ganze zu einem surrealen Erlebnis.
Nach einigen Minuten und dem völligen Orientierungsverlust meinerseits haben wir unser Ziel erreicht.
Wir stehen etwa zehn Meter entfernt von einem Puma, der unlängst einen Affen gerissen hat und nun seine Mahlzeit vertilgt. :woohoo:
Die Gefühle, die ich bei dieser Begegnung habe, sind total intensiv. Ich bin aufgeregt und voller Freude. Mit dieser Sichtung hätte ich im Leben nicht gerechnet. Der Raubkatze ist unsere Anwesenheit völlig egal. Manchmal schaut sie entspannt zu uns herüber, die meiste Zeit beschäftigt sie sich jedoch mit dem blutigen Kadaver, den ich im Unterholz nur erahnen kann. Nach einigen Minuten steht der Puma schließlich auf und zieht sich zur Fellpflege ins Dickicht zurück.











Was für ein Erlebnis! Ich bin selig und finde es gar nicht mehr schlimm, dass wir keinen Tapir gesehen haben. :)

Bald hört der Regen auf, mein zufriedenes Lächeln hält aber noch lange an. Die Wanderung neigt sich ihrem Ende zu und wir kehren glücklich und erschöpft zum Strand zurück und warten darauf, in die Boote einsteigen zu können. Die Wanderschuhe werden ausgezogen, die Hosenbeine abgezippt.

Kurz vor Ende der Exkursion zieht meine Sichtungsfee jedoch noch ein unerwartetes Ass aus dem Ärmel. In vielleicht hundert Metern Entfernung können wir zwei Baird-Tapire erspähen, die aus dem Dickicht heraustreten und am Strand entlangwandern. :woohoo: :woohoo:
Vorsichtig nähere ich mich gemeinsam mit einigen anderen den großen Tieren, die ohne Scheu und Interesse an uns ihres Weges ziehen. Dass ich am Ende der Tour noch Tapiren so nah kommen werde und ein derart intensives Erlebnis haben darf, ist ganz wunderbar und setzt der Stippvisite im Corcovado Nationalpark einen krönenden Schlusspunkt.









Begeistert klettere ich schließlich in unser Boot, die Rückfahrt vergeht zum Glück ohne Übelkeit vorbei an Walen, braunen Pelikanen und Blaufußtölpeln.

In Drake Bay erhalten wir ein Mittagessen, das nicht der Rede wert, aber im Ausflugspaket inkludiert ist. Gemeinsam mit der Gruppe schwelge ich in schönsten Erinnerungen an den Tag.

Im Anschluss werde ich zurück zur Lodge geschippert und von meiner Familie empfangen, die eine tolle Zeit am Strand verlebt hat. Schön ist, dass sich alle drei über meine Erlebnisse mitfreuen können.

Den restlichen Tag genießen wir in ruhiger Gangart in der Lodge.



Zum Sonnenuntergang kehren wir ans Meer zurück. Wir haben mit Las Caletas einen neuen Eintrag auf unserer imaginären Liste der Lieblingsorte gefunden. :)

Aktuell: Kruger 10.23 www.namibia-forum.ch...nacht-im-kruger.html

SA, Namibia, Mauritius 2016 / Kruger NP 2016, 2018, 2021, 2023 / Namibia 2017 / Sri Lanka 2018 / Namibia und Botswana 2019 / Costa Rica 2022 / Namibia 2022
Alle Reiseberichte unter: www.namibia-forum.ch...r-reiseberichte.html
Letzte Änderung: 12 Nov 2022 15:38 von H.Badger.
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