Tag 25 – Iquique (Oficinas Salitreras Santiago Humberstone & Santa Laura)
Vergangene Zeiten
Ein weiteres Mal fahren wir die an der Kordillerenwand entlang führende, gut ausgebaute Serpentinenstraße mit Blick auf den Cerro Dragón hinauf. Der Cerro Dragón ist eine riesige Düne und gilt bei Gleitschirmfliegern weltweit als El Dorado.
50 Kilometer entfernt von Iquique kann man ein UNESCO Weltkulturerbe besichtigen, die ehemaligen Salpeterminen Santiago Humberstone und Santa Laura bzw. das, was von beiden noch übrig geblieben ist. Zum Patrimonio Mundial de la Humanidad wurden beide im Jahr 2005 erklärt. Wer in Iquique ist, sollte sich diese verlassenen Minen unbedingt anschauen, auch wenn er kein allzu großes Interesse an alten Industrieanlagen hat. Beim Besichtigen dieser Anlagen kann man sehr gut ein Gefühl dafür entwickeln, wie hart das Leben für die Arbeiter einerseits und wie doch so viel besser das Leben der sogenannten besseren Gesellschaftsschicht in den Minen im 19. und zum Beginn des 20. Jahrhunderts gewesen sein muss. Zudem erfährt man viel über die Geschichte Nordchiles. Als Fan von Lost Places sind diese beiden ehemaligen Salitreras ohnehin ein Must-Do im Besichtigungsprogramm.
In der Oficina Salitrera Santiago Humberstone sind viele Gebäude in einem einigermaßen akzeptablen Zustand erhalten. Einige der Gebäude kann man nach wie vor von innen besichtigen. Es gab eine Kirche, ein Hotel, ein Theater, ein Tennisplatz, eine Schule, Geschäfte sowie einen großen Swimmingpool, der in einer der trockensten Gebiete auf unserem Planeten erbaut wurde. Sprungbretter, Umkleidekabinen und eine Tribüne für Zuschauer sind ebenfalls noch erhalten.
In den Genuss dieser Anlagen kamen aber nicht die Arbeiter. Gezwungenermaßen führten sie in den Salitreras ein sehr abgeschottetes Leben, denn ihren Lohn erhielten sie in einer Währung, die nur hier eingelöst werden konnte. Beschäftigt man sich ein wenig mit der Geschichte in Nordchile stößt man auch immer wieder auf Aufstände der Arbeiter, die diese nicht selten mit ihrem Leben für ihren Widerstand bezahlten.
Ganz am Ende der weitläufigen Anlage befinden sich die riesigen Förderanlagen mit hohen Türmen.
Wenige Kilometer entfernt von der Oficina Salitrera Santiago Humberstone befinden sich die Überbleibsel der Oficina Salitrera Santa Laura. Hierher scheinen uns noch weniger Touristen als nach Humberstone zu kommen. Santa Laura ist längst nicht mehr so gut erhalten wir Humberstone, auch findet man hier nur noch wenige Reste der alten Wohnanlagen. Während wir durch ein Gebäude durchgehen, das man noch von innen besichtigen kann, hoffen wir einige Male, dass es nicht über uns zusammenbricht.
Die Förderanlagen haben aber ebenfalls eine beträchtliche Größe. Nachdem dann jedoch plötzlich ein starker Wind aufkommt und verschiedene Teile verdächtig versuchen, Halt zu finden, wir der Sache aber nicht ganz trauen, da auf dem Boden verstreut bereits Einzelteile herumliegen, entscheiden wir uns, einen größeren Abstand zu halten. Dies erweist sich als gute Entscheidung, denn nicht weit von uns entfernt, fällt ein größeres Teil vom Dach ab.