THEMA: Vom Reich der Jaguare zur Farbenwelt in Nordchile
16 Jun 2021 19:04 #618580
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Bevor der Bericht zum nächsten Tag folgt, hier noch ein Bilder unseres Hotels Altiplánico in San Pedro de Atacama:
























Tag 19 – San Pedro de Atacama – Codpa Valley
In Geduld üben an der gesperrten Panamericana ... vor dem großen Rennen


Ein langer Fahrtag liegt vor uns. Unser heutiges Ziel heißt Codpa Valley. Um dorthin zu gelangen, müssen wir 675 Kilometer zurücklegen, zumeist auf der Panamericana. Dies ist zwar alles Neuland für uns in Chile, da wir bisher nie nördlicher als Calama gekommen sind, trotzdem ist dieser Streckenabschnitt der Ruta 5 erwartungsgemäß nicht besonders spannend. Über Stichstraßen sind einige Petroglyphen zu besichtigen und die Reserva Nacional Pampa del Tamarugal entlang des Abschnitt kurz vor dem Abzweig nach Iquique wirkt auf uns jetzt auch nicht sonderlich spannend. Weitere Besichtigungspunkte werden wir uns für die Rückfahrt aufsparen.


großes Gerät unterhalb der Kupfermine Chuquicamata







Zu allem Überfluss stellen wir in der Nähe von Cuyo fest, dass mal eben für Bauarbeiten und Sprengungen die Panamericana für mehrere Stunden gesperrt ist. So reihen wir uns in die immer länger werdende Schlange von Wartenden ein. Wir sind genervt, weil uns niemand, den wir fragen, sagen kann, wann die Panamericana wieder geöffnet wird. Umfahren geht hier auf mehreren Hundert Kilometern nicht, also bleibt uns nichts anderes übrig, als uns in Geduld zu üben. Nach über zwei Stunden, es ist mittlerweile schon kurz nach 17:00 Uhr, wird die Strecke wieder freigegeben. Die Chilenen fahren nicht gemäß ihrer Position in der Schlange los, sondern jeder rennt so schnell es geht zu seinem Wagen, springt rein und alle liefern sich ein Rennen, bei dem es scheinbar um jeden einzelnen Platz geht, irgendwann kommt dann natürlich auch der Gegenverkehr von der anderen Seite. Wir hoffen nur, dass wir bei diesem irrsinnigen Fahrstil hier wieder heil herauskommen, was uns dann zum Glück auch gelingt.



Da war das Rennen um die vermeintlich besseren Plätze bereits größtenteils vorbei:





Nach einiger Zeit erreichen wir dann den Abzweig zum Codpa Valley. Wir begegnen nur noch ganz wenigen Autos. Die Landschaft wird jedoch wesentlich abwechslungsreicher, immer wieder entlang der Strecke sehen wir weitläufige Areale mit Apachetas (Steinhäufchen). Zudem wird die Strecke flankiert von kleinen, rot leuchtenden Canyons und Felsen in Wellenform. Die Apachetas wurden von den hier lebenden Menschen errichtet. Sie dienten als Altare zu Ehren der Mutter Erde (Pachamama), aber auch als Wegweiser. Da jetzt alles in ein sehr schönes Nachmittagslicht gehüllt ist, strahlt diese Landschaft etwas Mystisches aus.
















Wir erreichen den Ort Codpa und mit ihm das Ende der Asphaltstraße. Codpa liegt wirklich in einem Valley, ringsum ragen steile Felswände empor. Hier auf ca. 1.850 Metern Höhe leben weniger als 200 Menschen, aber es gibt eine Unterkunft mit 16 Gästezimmern, die Codpa Valley Lodge. Alles wirkt ziemlich verlassen, aber nicht verfallen. Auch als wir den Rezeptionsbereich betreten, dauert es einen Moment, bis wir empfangen werden. Ein paar Brocken Spanisch sind jetzt äußerst hilfreich, denn wir bestellen gleich unser Abendessen im Restaurant. Ein Blick ins Registrierungsbuch zeigt uns, dass wir neben einem weiteren Paar, das heute eingecheckt hat, seit längerer Zeit die einzigen Gäste sind. Die Zimmer sind zwar einfach, aber sauber und auch das Badezimmer ist in Ordnung. Jedoch gibt es nur wenige Stunden am Tag warmes Wasser und Strom.

Während wir auf der Terrasse auf unser Abendessen warten, spricht uns das andere Paar auf Deutsch an und fragt uns, ob sie sich zu uns setzen könnten. So verbringen wir ganz unerwartet bei einem guten und sehr reichhaltigen Abendessen noch einen wirklich schönen Abend mit den beiden einzigen anderen, sehr netten Gästen.
Letzte Änderung: 16 Jun 2021 19:08 von Sabine26.
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19 Jun 2021 17:34 #619043
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Tag 20 – Codpa Valley - Putre
Entlang der Ruta de las Misiones


Ich glaube, das ist die erste Reise, in der wir ein digitales Navi an Bord haben. Das analoge, in Form von mir, war bisher auf den Reisen zumeist ausreichend. Hätten wir uns heute auf das Navigationsgerät verlassen, würden wir in einem der unzähligen Canyons liegen. Mehr als ein dutzend Mal sollten wir den Abgrund fahren. Irgendwann ging es uns dermaßen auf die Nerven, dass wir das Teil abschalteten und das analoge musste wieder seinen Dienst verrichten.

Die heutige Fahrstrecke ist mit 150 Kilometern nicht gerade als lang zu bezeichnen, aber diese Strecke hatte es zeitweise in sich. Sie ist sehr kurvig, oftmals gerade breit genug für ein Auto und führt mehr als einmal direkt an sehr tiefen Berghängen ohne irgendeine Sicherung entlang. Zumeist besteht die Strecke aus einer nicht einfach zu befahrenden Erdpiste, um dann wieder mitten im Nirgendwo für einige Kilometer wunderlicher Weise in eine funkelnagelneue Asphaltstraße überzugehen, die dann genauso abrupt endet, wie sie begonnen hat. Das Ganze zieht sich in dieser wechselnden Qualität bis zum Ort Belén hin, um von dort bis Putre endgültig in Asphalt überzugehen. Wir sind froh, dass uns bis Belén gerade einmal drei Fahrzeuge entgegen kommen.















Diese Strecke wurde vor einigen Jahren als Ruta de las Misiones ins Leben gerufen. Obwohl teilweise abenteuerlich zu fahren, ist die Strecke wirklich wunderschön und sie führt entlang, aber auch durch, winzig kleine Ortschaften, die so abgelegen sind, dass wir uns fragen, wie die Menschen hier wohl leben. Jede dieser Ortschaften und mag sie noch so klein sein, hat ihre eigene Kirche, zumeist im Adobestil des Altiplanos. Wir sind sehr froh, uns für diese wenig befahrene Strecke von Codpa via Timar, Tignamar, Lupica und Belén entschieden zu haben.




























Putre mit seinen knapp 2.000 Einwohnern liegt auf etwa 3.500 Metern Höhe und bietet sich zur Erkundung der spektakulären Umgebung geradezu als Übernachtungsort an. Hier werden wir die nächsten drei Nächte in der Terrace Lodge wohnen. Bevor wir jedoch zu unserer Lodge fahren, wollen wir erst einmal schauen, woher wir Benzin bekommen, denn in Putre und der weiteren Umgebung gibt es keine Tankstelle. So fragen wir eine Passantin, die uns zu einem Geschäft schickt.

Dorthin fahren wir und ich frage drinnen im Geschäft, das sich in einem kleinen, dunklen Raum befindet, nach Benzin. Dann folgt eine scheinbar äußerst geheime Mission, die wir sehr belustigt beobachten. In Getränkekanistern abgefüllt wird das Benzin über eine Wasserflasche, die auf der einen Seite abgeschnitten wurde und als Trichter dient, in unseren Tank gefüllt, während eine zweite Person, so scheint es uns, Schmiere steht. Passanten gehen vorbei, unterhalten sich mit den beiden Treibstofflieferanten, das Ganze scheint hier Tagesgeschäft zu sein.

Die Terrace Lodge wird von einem italienischen Paar geführt. Sie werden uns aber später erzählen, dass sie planen, innerhalb Chiles umzuziehen. Insgesamt verfügt die Lodge über 5 Zimmer und es gefällt uns hier sehr gut. Ich denke, da in Putre die Auswahl nicht sonderlich groß ist, haben wir eine ausgezeichnete Wahl getroffen.

Wir versuchen am Abend im Ort noch etwas zu essen zu bekommen, was sich ebenfalls als nicht allzu leicht herausstellt, werden dann aber im Restaurant Rosamel fündig. Wir wundern uns, sind aber gleichzeitig erfreut, dass Putre noch so ursprünglich ist und auf der touristischen Landkarte noch keine so große Rolle spielt.
Letzte Änderung: 19 Jun 2021 17:46 von Sabine26.
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20 Jun 2021 14:30 #619104
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Tag 21 – Putre (Lauca Nationalpark)
Zwillingsvulkane an der Grenze zu Bolivien


Die Höhe hat uns in der Nacht immer mal wieder aufwachen lassen, aber darüber hinaus haben wir zum Glück keinerlei weiteren Probleme. Diese können wir auch nicht brauchen, denn unser heutiges Ziel liegt direkt an der Grenze zu Bolivien auf etwa 4.600 Metern Höhe, der Lauca Nationalpark. Ich habe schon einige Bilder dieses Parks auf dem Altiplano gesehen, die allesamt wunderschön waren, gleichzeitig aber eine gänzlich andere Landschaft als die rund um San Pedro de Atacama zeigten.

Durch den Park führt die für den Norden Chiles und noch mehr für Bolivien immens wichtige, durchgehend asphaltierte Fernstraße von La Paz in Bolivien nach Arica mit seinem Überseehafen im Norden Chiles.

Aushängeschild des Parks sind die beiden Zwillingsvulkane, der Parinacota (6.330 Meter) und der Pomerape (6.240 Meter). Hat man Wetterglück, wie wir später an diesem Tag, erblickt man am Horizont Boliviens höchsten Gipfel, den des Vulkans Sajama (6.520 Meter), der im dortigen gleichnamigen Nationalpark liegt.

Die Straße windet sich ab Putre in die Höhe, auf der Strecke sind nicht gerade wenige Lastwagen und Busse unterwegs. Das eine oder andere Fahrzeug muss der Höhe Tribut zollen und kommt nur noch im Schritttempo voran. Manche liegen gleich ganz an der Straßenseite. Unser Wagen hält tapfer durch, auch wenn hier ebenfalls die Motorleistung merklich schwindet.

Die Landschaft, durch die wir fahren, wird immer spektakulärer. Es sind von Putre aus nur ca. 60 Kilometer, dann befinden wir uns bereits auf 4.600 Meter. Jedes Mal, wenn wir aussteigen, müssen wir uns zwingen, langsam zu gehen, um nicht gleich außer Atem zu geraten.

Felsen sind immer wieder von den für das Altiplano so typischen Llareta Pflanzen bewachsen. Diese kann man erst in extremen Höhen finden.
Wir sehen Lamas und Alpakas mit buntem Stoffschmuck, aber auch immer wieder die wild lebenden grazilen Vicuñas, die man erst ab einer Höhe von 3.500 Metern antreffen kann. In den Lagunen können wir zahlreiche Flamingos, Gänse und Enten beobachten. Zu Füßen der Vulkane Parinacota und Pomerape liegt der Lago Chungará, in dessen tiefblauem Wasser sich der schneebedeckte, perfekt geformte Kegel des Parinacota spiegelt. Nicht weit von dieser einmaligen Szenerie auf der anderen Seite der Vulkane liegen die nicht minder beindruckenden Lagunas de Cotacotani.

























Alle Bilder, die ich zuvor von dieser Gegend gesehen haben, haben nicht zu viel versprochen. Hier ist es wunderschön. Wir fahren bis zur Grenzstation auf etwa 4.600 Meter und laufen die kurzen Pfade, die immer wieder seitlich der Straße abgehen.

Bevor wir die Höhe verlassen, fahren wir noch zum wenige Kilometer von der Straße entfernten Aymara-Ort Parinacota. Hier steht eine schöne Altiplano Kirche aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Fast noch schöner empfinden wir aber die Strecke dorthin. Diese führt vorbei an Bofedales, Feuchtgebiete, auf denen unzählige Lamas und Alpakas mit ihrem bunten Markierungsschmuck grasen. Was für ein wundervoller Ort.





















Letzte Änderung: 20 Jun 2021 14:34 von Sabine26.
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30 Jul 2021 14:26 #622077
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Liebe Fomis,

zuerst einmal sorry dafür, dass der Bericht etwas schleppend voran geht. Dennoch hoffe ich, dass Ihr noch dabei seid.
Heute geht es weiter in eine unglaublich schöne Farbenwelt, an der - so denke ich - auch Namibialiebhaber ihre Freude hätten, auch wenn sich diese chilenische Farbenwelt einige Tausend Höhenmeter oberhalb befindet.


Tag 22 – Putre (Suriplaza)
Totale Einsamkeit in einer (noch unbekannten) Farbenwelt


Ich muss zugeben, dass mir der Ort Suriplaza bis zu unserem Aufenthalt in Putre nichts sagte. Den heutigen Ausflugstipp verdanken wir Flavio, dem unglaublich freundlichen Inhaber der Terrace Lodge. Er sagt uns, dass Suriplaza sein absoluter Lieblingsort hier im Norden Chiles sei. In keinem meiner Reiseführer zu Chile ist die Rede von diesem Ort - und ich besitze wahrscheinlich alle deutschsprachigen und auch einige englischsprachigen Reiseführer zu diesem Land. Erst einige Zeit nach unserer Rückkehr werde ich feststellen, dass dieser Ort den Weg in einen Reiseführer gefunden hat und ich gehe davon aus, dass es nicht der letzte sein wird.

Flavio skizziert uns auf einem weißen Blatt die Anfahrt, kein Schild wird uns den Weg weisen. Handschriftlich sind wichtige Eckpunkte auf der Zeichnung notiert und ich bitte Flavio, abends zu schauen, ob wir wieder zurück sind. Ein klein wenig habe ich Bedenken, dass wir verloren gehen oder eine Panne haben und dann in der Höhe auf uns alleine gestellt sind. Sicherheitshalber legen wir noch zusätzliche warme Kleidung in den Wagen.

Die kostbare Karte in der Hand starten wir unser kleines Abenteuer. An der Flanke der Nevados de Putre (5.825 Meter) entlang führt der erste Pistenabschnitt. Die Straße ist sehr eng, ungesichert geht es am Seitenrand hunderte Meter steil nach unten. Dieser Abschnitt ist definitiv nichts für Menschen mit Höhenangst. Ich weiß nicht, ob ich diese Strecke fahren möchte, wenn Suriplaza mehr Touristen anlockt und hier dann zwangsläufig mehr Verkehr unterwegs sein wird – wohl eher nicht. So werden wir uns an diesem Tag weniger als eine Handvoll Autos, allesamt Einheimische, begegnen. Irgendwann passieren wir am Straßenrand ein Schild mit der Höhenangabe: 5.250 Meter. Dies ist zweifelsohne unser bisheriger Höhenrekord! Wir sind froh, dass wir immer viel Wert auf eine gute Höhenanpassung legen, sonst hätten wir jetzt möglicherweise wenig Freude an unserer Tour.










Wir passieren die Quebrada de Allané. Dies ist ein vielfarbiger, mehrere hundert Meter tiefer Canyon. Es ist hier schon sehr beeindruckend, aber unser heutiges Ziel trägt einen anderen Namen, nämlich Suriplaza. Suriplaza liegt nur 70 Kilometer von Putre entfernt, die Fahrt dorthin führt aber durch eine der einsamsten Gegenden, die wir bisher bereist haben. Ein einziges Mal fahren wir durch einen gottverlassen wirkenden Weiler mit wenigen Häusern. Würde nicht ein Auto neben einem der Häuser parken, würde nicht Kinderspielzeug herumliegen und eine recht neu wirkende Satellitenschüssel an einem der Häuser hängen, wir könnten nicht glauben, dass hier Menschen leben.

Dann erreichen wir Suriplaza. Ich weiß nicht, wie ich diese Gegend beschreiben soll, kein Bild wird diesem Platz gerecht, man muss es gesehen haben. Unwirkliche Farbenspiele in dieser von Erdtönen dominierten Gegend. Die Berge und der Boden leuchten regelrecht, das Ganze vor dem tiefblauen Himmel, dazu kommt dieses so besondere und einmalige Licht in dieser Höhe. Es ist einfach nur grandios. Wir sind hier mutterseelenallein und müssen aufpassen, dass wir uns auf dem sandigen Untergrund nicht festfahren und hoffen, dass unser Wagen in dieser Höhe nicht schlapp macht. Wir machen Fotos und laufen ein wenig umher. Allzu weit schaffen wir es aber nicht, die dünne Luft und die atemberaubende Szenerie tragen dazu bei. Wir sind Flavio sehr dankbar für diesen Tipp. Suriplaza ist für uns ein magischer Ort.




















































Zurück in Putre melden wir uns zuerst bei Flavio zurück und er freut sich, dass es uns so gut gefallen hat. Wahrscheinlich freut er sich ebenso, dass er keinen Suchtrupp nach uns losschicken muss.

Den Abend verbringen wir in einem der wenigen Restaurants in Putre, im Cantaverdi, in Gesellschaft eines sehr netten deutschen Paares, das ebenfalls in der Terrace Lodge wohnt. Wir haben viel Gesprächsstoff.
Letzte Änderung: 30 Jul 2021 14:38 von Sabine26.
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31 Jul 2021 18:03 #622183
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Tag 23 – Putre - Iquique
Durchatmen am Meer


Sobald die Sonne über Putre untergeht, sinken schlagartig die Temperaturen und erreichen den Gefrierpunkt. Die Heizung in unserem Zimmer ist leider auch nicht die leistungsstärkste und so war die Nacht kalt und ich habe gefroren.


Putre Downtown:



















Terrace Lodge:





Da wir nun zum einen wissen, dass die Panamericana ab der Mittagszeit für mehrere Stunden gesperrt sein wird und wir zusätzlich beim gestrigen Abendessen erfahren haben, dass es ebenfalls unangekündigte Sperrungen auf der Strecke nach Arica wegen Bauarbeiten gibt, verlassen wir bei 4 Grad Celsius um 07:00 Uhr Putre. Für chilenische Unterkünfte eindeutig zu früh, um frühstücken zu können. So haben wir bereits am Vorabend ausgecheckt und unser Frühstückspaket erhalten. Dieses fällt leider ziemlich spärlich aus, für jeden gibt es ein kleines Sandwich und einen Apfel. Na ja, verhungern werden wir nicht.

Da wir vorgewarnt sind, fahren wir vor Arica auf die A-191, die teilweise einen leicht abenteuerlichen Verlauf hat, dafür aber nicht gesperrt ist. Dafür müssen wir dann auf der Panamericana an der großen Baustelle warten. Zum Glück ist die Passage für den heutigen Tag noch nicht gesperrt. Nichtsdestotrotz kostet es uns hier schon wieder 1 ½ Stunden Zeit, aber immer noch besser als die komplette Phase von 4 bis 5 Stunden der täglichen Sperrung hier zu verbringen.

Die gesamte Strecke bietet nichts sonderlich Spektakuläres und so erreichen wir nach guten 450 Kilometern Iquique. Wir halten an der Kordillerenwand, die hier 600 Meter tief abfällt und an der sich die Straße in Serpentinen hinunter zur Stadt windet. Außer der Küstenstraße, die nach Süden führt, gibt es keine weitere Zufahrt zu dieser Stadt mit mehr als 200.000 Einwohnern. Wir genießen die imposante Aussicht von hier oben, gleichzeitig frage ich mich, was passiert bei einem Erdbeben und einem möglichen Tsunami in dieser Stadt. Wie schnell können so viele Menschen auf diesem so begrenzten Zugang evakuiert werden? Chile wird regelmäßig von Erdbeben heimgesucht und hält mit mehreren Beben einige der vorderen Plätze in der Statistik der schwersten, jemals gemessenen Erdbeben; wahrlich keine erstrebenswerten Rekorde.

Iquique verfügt nach wie vor über Chiles größten Seehafen. Von hier aus wurde der Salpeter aus den Salitreras während des Salpeterbooms (1880 bis 1920) in die Welt verschifft. Das Ganze fand dann ein Ende, nachdem der Berliner Fritz Haber den künstlichen Salpeter entdeckte.

Bis heute hatten wir auf unserer Reise noch keine wesentlichen Vorteile durch das digitale Navi bemerkt, jedoch hier in Iquique, bei dem chaotischen Verkehr, der vielen Kreisverkehre und der oftmals nicht vorhandenen Straßenschilder sind wir froh, dass wir ohne Probleme durch das Stadtzentrum zu unserem Hotel im südlichen Stadtgebiet geführt werden.

Wir haben uns für das NH Hotel entschieden und ein Zimmer mit Meerblick gebucht. Schon beim Betreten des Zimmers fühlen wir uns wohl, weil unser Blick durch das sehr große Fenster direkt auf das Meer und die umherfliegenden Seevögel fällt.



Letzte Änderung: 31 Jul 2021 22:12 von Sabine26.
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31 Jul 2021 22:49 #622197
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Tag 24 – Iquique (Salar de Huasco)
Einsamkeit am Salar

Für den heutigen Tag haben wir uns einen Programmpunkt herausgesucht, der nicht sonderlich oft besucht wird, den Salar de Huasco. Das Gebiet mit dem Salar hatte für ganze 5 Jahre den Status eines Nationalparks inne - von 2010 bis 2015. Bedauerlicherweise ist jetzt der Schutz des Gebietes nicht mehr gegeben und ich nehme an, dass auch hier viele Bodenschätze lagern.

Zudem ist die Zufahrt zum Salar de Huasco sehr gut ausgebaut. Das Gebiet liegt nur 170 Kilometer von Iquique entfernt, bis zur Abzweigung ist die Straße asphaltiert und ausgesprochen gut zu fahren, denn an dieser Strecke liegen einige Minen. So begegnen wir während der ganzen Fahrt nur Minenfahrzeugen, immer gut zu erkennen durch die Beschriftungen. Den höchsten Punkt erreichen wir laut unserem Navi auf 4.300 Meter. Wir sind zwar heute auf Meereshöhe gestartet, aber aufgrund unserer Aufenthalte im Altiplano in den vergangenen Tagen immer noch gut akklimatisiert. Der Salar de Huasco selbst liegt auf einer Höhe zwischen 3.700 und 3.800 Metern.

Die letzten 11 Kilometer ab der asphaltierten Straße müssen wir auf einer sehr gut zu befahrenden Erdpiste zurück legen. Nach einigen Kilometern kommt uns ein Fahrzeug, ebenfalls von einer Mine, entgegen und hält. Der Fahrer fragt uns: ¿Todo bien? Wir antworten, dass alles in Ordnung ist, bedanken uns für die Nachfrage und sagen ihm, dass wir uns den Salar de Huasco anschauen wollen. Daraufhin erklärt er uns ganz genau den Weg und fügt eindringlich hinzu, dass es hier oben sehr einsam sei.

Die Strecke ist aber auch im nun folgenden Streckenabschnitt sehr gut zu befahren und wir finden den Salar – dieser sieht wieder ganz anders aus, als alle anderen Salare, die wir bisher gesehen haben und auch dieser ist einfach nur traumhaft. Das Wasser nimmt je nach Fahrtrichtung und Sonneneinstrahlung eine andere Farbe an. An den Ufern grasen Lamas mit bunten Bändern, dazwischen sehen wir Nandus und vereinzelt auch Vicuñas. In der Lagune sehen wir mindestens zwei verschiedene Arten Flamingos. Es ist zumeist windstill und aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung so angenehm warm, dass wir keine Jacke benötigen, obwohl die Temperaturanzeige etwas anderes verkündet.

Mehrere Stunden halten wir uns am weitläufigen Salar auf, fahren verschiedene Pisten, laufen immer wieder umher und machen Fotos. Während der ganzen Zeit sehen wir in sehr weiter Entfernung ein weiteres Fahrzeug.

Ich kann nur hoffen, dass dieses wunderbare Fleckchen Erde noch lange erhalten bleibt und nicht zerstört wird. Dieser Tagesausflug hat sehr gelohnt.
















































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