... nach Mae Sariang wird der Tourismus nochmals deutlich weniger. Während man auf der Strecke bis Pai alle Viertelstunde mal Touristen auf Mopeds sieht, begegnet man hier nur noch 1-2 am Tag.
Die Distanz bis Hot ist um die 100 km und aufgrund der Berge und der Hitze scheint es uns zu viel für einen Tag. Letztlich hätten wir es fahren können, weil die letzten 40 km nur bergab oder eben verlaufen, aber das wissen wir dank unserer Vorbereitung ja vorher nicht.
Wir stranden daher in einem kleinen Dorf und finden eine Unterkunft, da wir an einer kleinen Kaffee-Bude vor einer Tankstelle nachfragen. Die Besitzerin der Kaffee-Bude telefoniert mit der Besitzerin der Unterkunft und diese organisiert eine Schlüsselübergabe, da sie derzeit nicht persönlich vor Ort ist. Schlüsselübergabe und Bezahlung funktionieren nonverbal. Wie viel es kosten soll, haben wir zuvor von der jungen Frau an der Kaffee-Bude erfahren.
Es gibt immer eine Lösung, genau wie in Afrika. Same same, but different.
Bei den Etappen, die tendenziell bergab gehen, muss übrigens immer Melli auf mich warten. So gleicht sich das mit den Bergetappen wieder aus.
Ihr Fahrrad hat Scheibenbremsen, die das Gefälle locker wegstecken. Mein Fahrrad hat alte Cantilever-Bremsen und ich muss abwechselnd beide und manchmal auch zeitgleich beide bis zum Anschlag ziehen. Auf manchen Passagen sind die Felgen nach wenigen Hundert Metern so heiß, dass die Bremsgummis wegschmelzen würden und ich eine Weile anhalten muss. Die Felgen sind dann so heiß, dass man sie minutenlang nicht mehr anfassen kann. So warte ich bergauf und Melli bergab. Letztlich gleicht sich das zeitlich ungefähr aus.
Auf dem Weg zur Unterkunft finden wir ein kleines "Restaurant" und essen eine Kleinigkeit. Die Besitzer sprechen kaum Englisch, aber irgendwie klappt die Verständigung trotzdem. Zumindest reicht es, um etwas Essbares zu bekommen. Leider sind ein paar Bruchstücke von Hühnerknochen im Essen. Da muss ich immer kämpfen, dass ich nicht alles im Rückwärtsgang wieder ans Tageslicht befördere, wenn ich solche Sachen im Mund habe. Ist halt manchmal so bei den Garküchen.
Später kommen noch zwei Radler aus dem benachbaren Myanmar. Sie sind unterwegs mit einer zwölfköpfigen Gruppe, die mit zwei Begleitfahrzeugen unterwegs sind. Jeder von ihnen fährt das eigene Tempo und sie treffen sich erst am Abend wieder.
Da die Temperatur erneut langsam unter 40 Grad im Schatten zu sinken droht, legt sich Melli vorschtshalber mal in die Sonne und ich suche mir lieber einen schattigen Platz in Form einer Dorfkneipe. Obwohl das Dorf sehr klein ist und nur eine Unterkunft und eine Garküche aufweist, gibt es auch eine Art Kombination von Dorfkneipe und Dorfladen.
Der Eingang zu dieser ist komplett offen und lässt sich auch nicht verschließen. Das ganze Haus steht mangels Wänden einfach immer rund um die Uhr offen. Die Kühlschränke sind abgeschlossen, damit keiner ein Bier oder 'nen Liter Milch klaut, aber der Fernseher steht einfach so rum. Es gibt allerdings noch einen Hund, der dann nachts vielleicht nicht ganz so verschlafen ist wie tagsüber.
Direkt nebenan befindet sich der Privatbereich der Familie. Vater und Sohn schauen gespannt Thaiboxen. Hierbei sind Schläge wie beim Boxen, aber auch Tritte mit den Füßen und Stöße mit den Knien erlaubt.
Auf dem Kühlschrank befindet sich das Foto eines Knirpses mit Boxhandschuhen, die ihm fast bis zum Ellbogen reichen. Ich frage, wer das ist und kurz darauf kommt der Sohnemann, stellt sich in Kampfpose und zeigt mir stolz noch kurz ein Video von sich bei einem Wettkampf auf dem Smartphone des Vaters. Auf dem Schulhof wird er bestimmt nicht angegriffen.
Wer mal so groß werden will wie Wladimir Klitschko (2,01 m), muss halt schon klein anfangen.
Ein Stückchen hinter der Kneipe sind einige Leute bei der Feldarbeit zu sehen. Auch hier stehen Geisterhäuser, damit die Geister nicht die Ernte verderben.
Am nächsten Tag geht es gleich mal wieder 10 km bergauf, aber dann so 15-18 km bergab und nochmal 20 km entlang eines schönen Flusses bis nach Hot. Wir nehmen uns die Zeit und kraxeln an einigen Stellen mal ans Ufer runter.
Die Stadt Hot ist irgendwie hässlich und wir finden auch keine Unterkunft. Es ist noch relativ früh am Tag und recht eben und so fahren wir weiter. In einer Stadt, deren Namen ich mir nicht gemerkt habe, suchen wir eine Unterkunft. Kurz zuvor gibt es noch eine größere Fläche mit jeder Menge Geisterhäusern. Es sind sehr aufwändig geschmückte darunter und auch offenbar recht alte. Einige von ihnen sind auch so groß, dass erwachsene Menschen dort übernachten könnten. Das größte von ihnen (nicht auf dem Foto) dürfte von der Größe her aus der Erinnerung vier bis fünf Erwachsenen einen Schlafplatz bieten.
Beim Spaziergang durch die Stadt ist irgendwann plötzlich Musik zu hören. Nachdem der König im Oktober 2016 verstarb und eine einjährige Staatstrauer angeordnet wurde, gibt es immer wieder irgendwelche Trauerfeiern. In Baan Tawei 15 km außerhalb Chiang Mais scheint das möglicherweise sogar täglich zu passieren.
Dieser wundersame Zeitgenosse hier kreuzt in seltsamer Verkleidung mit seinem geschmückten Motorrad und einem Foto des Königs durch die Stadt. Die Einäscherung und Beisetzung ist erst für den Oktober 2017 geplant. Etwas über ein Jahr nach seinem Tod soll eine fünftägige Trauerfeier stattfinden. Bis dahin gurkt der Kollege mit seinem Motorrad vermutlich ständig durch die Stadt.
Wir haben langsam Hunger. Für euch gibt es heute Penang Curry und für mich ein Bier mit Eiswürfeln (hatte ich auch noch nie).
Chilipaste (namprik penang)
5 große getrocknete rote Chilis
1 frische rote Chili
5 kleingehackte Schalotten
1/2 Teelöffel Salz
5 weiße Pfefferkörner
1 Esslöffel Galangal (Thai-Ingwer)
1 Teelöffel Abrieb von der Schale der Kaffir Limette
1 Teelöffel gehackte Korianderwurzeln
1 Teelöffel Shrimppaste
1/4 Teelöffel Kreuzkümmelsamen
1/2 Teelöffel Koriandersamen
Zunächst die getrockneten Chili in den Mörser geben und klein stampfen, dann den Rest hinzu geben und mörsern.
Penang Curry mit Wasserbüffel (penang neua)
Sollte dem örtlichen Metzger Wasserbüffel zufällig gerade ausgegangen sein (das kommt öfter vor als man denkt), kann man auch Rindfleisch nehmen.
2 Esslöffel Sojabohnenöl
1/2 - 1 Esslöffel der obigen Currypaste
250 Gramm Wasserbüffel/Rind, in ca. 2 cm breite Streifen geschnitten
1 Tasse dicke Kokosnusscreme
1 Teelöffel Kokosblütenzucker
1 rote Thai-Chili, in kleine Scheiben geschnitten
1 Esslöffel Fischsauce
2 Kaffir-Limettenblätter, in Streifen geschnitten
10 Blätter Thai-Basilikum
Sojabohnenöl bei mittlerer Hitze etwa 30 Sekunden erhitzen und die Currypaste hinzugeben.
Etwa eine Minute weiter erhitzen, bis der Geruch der Chilis stark hervor kommt.
Das Fleisch hinzu geben und rühren, bis die Farbe sich ändert.
Kokoscreme hinzugeben und weiter rühren, bis es kocht.
Kokosblütenzucker und Chili hinzugeben und zwei Minuten weiter rühren.
Fischsauce und Limettenblätter hinzugebenn und 30 sec. weiter rühren.
Gas ausschalten oder Pfanne vom Herde nehmen und Basilikumblätter einrühren.
Gemeinsam mit Reis servieren.
Gruß
Wolfgang