Wir müssen zunächst zurück in Richtung Santa Cruz, bzw. den Rio Pirai überqueren. Wir probieren die erste auf der Karte eingezeichnete Straße… die endet an einer Furt.
Das andere Ufer scheint doch beunruhigend weit weg. Ein kleiner Lastwagen mit viel Bodenfreiheit kommt und fährt durch die Furt. Das sieht ziemlich tief aus.
Die Männer sind unschlüssig und entscheiden sich aber schließlich kein Risiko einzugehen. Vor allem unser „Uralt“ ist wenig vertrauenerweckend!
Das bestätigt sich kurz darauf. M. will wenden, kommt dabei von der Straße in Richtung Sand – der nur auf den ersten Blick fest aussieht und schon hat sich unser „Adventurecar“ festgefahren…
Das ist uns bisher auf keiner unserer Reisen passiert. Der Allrad funktioniert gar nicht und Kraft hat „Uralt“ sowieso nicht.
Ich finde ein Brett, das wir unter den festgefahrenen Reifen schieben und mit vereinten Kräften schieben wir das Auto aus dem Sand. Gut dass das nicht im Wasser passiert ist!
Die anderen schieben, ich feuere sie an!
Wir fahren gerade zurück Richtung Hauptstraße, Mario und Anna überlegen gerade, wie schön es doch wäre ein Faultier zu sehen … plötzlich ein Schrei von der Rückbank! M. bremst, Anna reißt die Tür auf (zum Glück ist hier kaum was los), fällt halb aus dem Auto und deutet überglücklich auf eine im Baum hängende alte Decke!
Quatsch! Sie hat tatsächlich ein Faultier entdeckt…
Wenn das mal kein Zufall ist. Es hängt direkt neben der Straße im Baum und ist mit Fressen beschäftigt. Wir sind alle total begeistert!
Unser erstes Wildtier – und noch dazu ein Braunkehldreizehenfaultier! Es dreht uns zwar den Rücken zu, lässt sich aber ansonsten nicht von uns stören.
Während der Weiterfahrt sehen wir noch etliche Vögel, identifizieren können wir Truthahngeier, die es hier in großen Mengen gibt, Rabengeier, Glattschnabelanis und Guirakuckucke.
Dieser freundliche Herr rammt fast unser Auto
Auch die nächste Abzweigung endet an einer Furt.
Am gegenüberliegenden Ufer, das bestimmt 50 Meter entfernt ist, stehen schon einige Fahrzeuge. Alle scheinen ziemlich unschlüssig. Das Wasser ist von einem hübschen schlammigen rotbraun… Nach unserer „Anschiebeaktion“ überlegen wir nicht ernsthaft, da durchzufahren!
O.K. dann eben zurück nach Santa Cruz und über die Brücke. Das ist ein ziemlicher Umweg und etwas lästig, aber das ist die einzige Brücke. In der Stadt ist heute sehr viel Verkehr und so dauert alles… Der Duft aus einer Bäckerei am Straßenrand erinnert uns daran, dass fast Mittag ist und wir halten kurz an um uns mit frischem Brot einzudecken.
Der Duft strömt jetzt statt am Fenster vorbei durchs Auto.
Irgendwann lassen wir Santa Cruz dann hinter uns und die Fahrt führt durch kleine Dörfer nach Westen. Die Straße ist geteert und wir kommen zügig voran. Obwohl wir Ausschau nach einer möglichen Einkehr halten, entdecken wir nichts. Stattdessen kommen wir an eine Polizeikontrolle.
Der Beamte bedeutet uns anzuhalten. Wir lassen das Fenster runter, lächeln freundlich und grüßen in unserem besten Spanisch! Er lächelt freundlich zurück und sagt etwas, das wir natürlich nicht verstehen… Vielleicht will er unsere Papiere sehen???
Wir reichen ihm die Pässe… er nimmt sie lächelnd entgegen, sagt aber nichts… Stefan, Gabi, Jonas und Lena steigen hinter uns aus und geben ihm auch ihre Pässe. Er nimmt sie entgegen und lächelt weiter freundlich… M. und Stefan holen ihre internationalen Führerscheine. Er nimmt sie entgegen und lächelt freundlich. Das halbe Dorf ist schon zusammen gelaufen und schaut – freundlich lächelnd – und neugierig zu, was hier so los ist. Der Beamte macht eine einladende Handbewegung – auch M. und ich steigen nun aus und folgen dem Mann in eine kleine Hütte, während Mario und Anna im Auto warten. In der Hütte sitzt ein zweiter freundlicher Beamter… wir grüßen, lächeln und warten, bis der erste Beamte sämtliche Pässe und Führerscheine fein säuberlich nebeneinander auf dem Tisch ausgebreitet hat.
Der Beamte in der Hütte betrachtet die Papiere mit mildem Interesse, sammelt sie schließlich zusammen und übergibt sie uns wieder!
Freundlich lächelnd werden wir nach draußen gebeten und – tada – dürfen weiterfahren.
Ich glaube wir waren für heute die Dorfbelustigung. Später lernen wir, dass es zahlreiche Zahlstellen gibt, wo man eine paar Bolivianos entrichtet und dafür eine Quittung bekommt. Die muss man unbedingt aufheben und an der nächsten Zahlstelle wieder vorzeigen. Entweder es passt oder man muss nachzahlen.
Inzwischen knurrt uns allen der Magen. Wir fahren entlang eines Flusses, als ich eine Schotterstraße entdecke, die tatsächlich zum Flussufer führt.
Es ist ein bisschen vermüllt, aber ansonsten ein perfekter Platz für ein wohlverdientes Picknick. Endlich kommt das duftende Brot dorthin, wo es hingehört, nämlich in unsere Mägen.
Auf der anderen Flussseite sind rosa Felswände, ein paar Truthahngeier vervollständigen die Szenerie.