Unser Zimmer ist noch nicht fertig und wir ruhen uns erst etwas auf den breiten Bänken im Garten aus, später machen wir einen ersten kleinen Rundgang.
Die Leute sind sehr freundlich, Männer und Kinder rufen ”welkom” und ”hallo”. Wir kaufen ein paar süße und noch warme Brötchen und vertun uns natürlich mit den vielen Nullen. Außerdem haben wir keinen blassen Schimmer eines Preises. Der Verkäufer amüsiert sich und gibt mir das viele Wechselgeld.
Im Hotel ist Tee frei und ständig erhältlich, die Frühstücksküche mit dem Samowar darf von den Gästen genutzt werden.
Jetzt am frühen Nachmittag ist alles geschlossen, es ist wirklich auch zu heiß, um viel zu unternehmen.
Kashan hatte im 11.-13. Jhd. eine große Bedeutung als Handelsstad und war wichtig für die Herstellung von Textilien, Keramik und glasierten Fliesen. Im Holländischen heißt Fliese ”kachel”, dieser Name ist tatsächlich von Kashan abgeleitet, auf Persisch heißen sie Kashi oder Kaschani.
Heute ist Kashan ein wichtiger Herstellungsort von Textil, Rosenwasser und Teppichen. Kenner erkennen an Motiv, Material und Weise des Knüpfens den Herstellungsort von Teppichen. Davon haben wir keine Ahnung, aber auch nicht vor, einen zu erwerben.
Um 5 Uhr ist die Wechselstube im Bazar offen, der Kurs ist viel besser als der mir bekannte!
Wir werfen einen Blick auf eine Koranschule und die Häuser wohlhabender Kaufleute aus dem 18./19. Jahrhundert. Morgen werden wir sie von innen betrachten.
Die historischen Häuser haben Windtürme (badgir) als Klimaanlage. In einem Windturm befinden sich mehrere senkechte Kanäle. Der Wind bläst in einen Kanal, diese Luft strömt in den Turmfuss. Durch einen anderen Kanal strömt die Luft dann wieder nach oben und nimmt die kühle Luft aus dem Keller mit in dem sich oft auch ein kühles Wasserbassin befindet. So wird bei Wind das Haus gekühlt. Es wirkt (wenn auch weniger gut) auch ohne Wind, da die erwärmte Luft durch den Turm nach oben strömt und dann ebenfalls die kühle Luft mitnimmt. Wenn man unten an einem Turm steht fühlt man die Zugluft.
Der Windturm des Tabatabi-Hauses steht auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.
Wir trinken Kaffee und Tee bei einem netten Jungen an einem kleinen Stand auf der Straße und kaufen ein paar Pistazien und 2 schöne Fliesen in einem kleinen Laden.
Viele Türen der Häuser hier haben 2 Klopfer. Eine für weibliche und eine für männliche Besucher. So kann die Frau des Hauses am Klopfen hören ob sie sich schnell ein Kopftuch umbinden muss. Bei weiblichem Besuch ist das ja nicht nötig… Vielleicht darf sie einem männlichen Besucher ja auch nicht öffnen?
Auf dem Heimweg kaufen wir ein paar Säfte, sie nennen dies hier alkoholfreies Bier! Die Temperatur ist jetzt ganz angenehm.
Unser Zimmer ist jetzt fertig und sehr geräumig und birgt eine Überraschung: wir haben 2 ineinander übergehende Zimmer mit Sitzbänken und vielen Teppichen, aber dann muss man gebückt durch einen etwa 1,40 m hohen Tunnel laufen um ins Schlafzimmer zu gelangen. Das ist wie eine Katakombe, sehr hoch mit einem grossen Licht- und Luftloch oben. Es gibt natürlich auch Zimmer in den oberen Stockwerken, die im 2. Stock sind auf Straßen Niveau, dort hört man die Mopeds natürlich sehr laut.
Die Duschen sind vom Innenhof aus erreichbar, man muss sich also erst ein Kopftuch umbinden… Viele Gäste tun dies nicht, aber ich halte mich einfach an die Regeln des Landes.
Wir sehnen uns nach einem Drink, denn dieses „Bier” ist auch süß! Im Hotel kocht man auch, wir essen Fesenjan: ein Gericht mit Walnüssen und Granatapfelkernen. Lecker! Man sitzt zum Essen auf dem breiten Bänken im Garten, an das Sitzen darauf muss man sich gewöhnen, sie sind sehr tief und man muss dann die Beine irgendwie unterbringen. Am besten eignen sie sich zum Liegen… Die Iranier sitzen auf dem Boden oder auf den Bänken im Schneidersitz, aber das finden wir nun nicht so bequem. Glücklicherweise gibt es auch ein paar normale Tische und Stühle.
Wir schlafen sehr ruhig in unserer Katakombe.