Wie alles begann: Costa Rica zum Ersten, Teil II
2012 fiel uns der Abschied von der Laguna del Lagarto Lodge nach zwei erfüllten, intensiven und dennoch so ruhigen Tagen im Regenwald - zumal ganz ohne Regen - unerwartet schwer.
Zurück in der Zivilisation, blieben wir zwei Nächte im grünen Rücken des Volcan Arenal. Ein Klassiker, den wohl fast jeder macht. Schöne Natur, Wandermöglichkeiten, Hängebrücken über Regenwald, alles sehr hübsch.
Auf der "grauen" Seite des Arenal floss noch bis vor zehn Jahren am Abend sichtbar die Lava über die Flanke, sehr spektakulär. Als wir dort waren, war es damit leider vorbei. Er schlummert, der Berg.
Besonders in Erinnerung geblieben ist uns der Besuch des La Fortuna Waterfalls, in dessen natürlichem Becken man baden kann. Vorher gilt es allerdings 480 Stufen hinabzuklettern - und natürlich später auch wieder rauf
. Wir haben uns beide alle Mühe gegeben, bis ganz an das mit großem Getöse fallende Wasser heranzuschwimmen. Ohne Erfolg. Die natürliche "Gegenstromanlage" funktioniert einwandfrei. Wer das herrliche Bad allein erleben will, muss sehr früh dran sein. Es ist ziemlich beliebt.
Der nächste Klassiker: Monteverde im bergigen Nordwesten steht bei fast allen Costa-Rica-Reisenden ganz oben auf der Liste. Nebelwald, wieder alles ganz anders, aber wieder viel Natur.
Thomas bahnt sich nach einer stürmischen Nacht den Weg durch den dichten Wald von Monteverde.
Jaguar und Ozelot gibt es dort, doch sehen wird man sie nicht. Anders als den sagenumwobenen Quetzal, dem man mit Glück begegnet. Wir leider nicht. Zumindest nicht dort.
Farne, Orchideen und Kolibris, über hohe Hängebrücken wandert man über dem Kronendach des Waldes.
Bei einer Nachtwanderung sahen wir phosphoreszierende Pilze und blinkende Käfer. Das ist schon alles sehr, sehr schön und besonders, aber als absoluter Höhepunkt hat sich uns Monteverde nicht ins Gedächtnis gebrannt. Statt vieler Tiere gab es viel Regen. Und ziemlich kalt war es auch.
Dass wir die verhangenen Berge nach zwei Nächten etwas vorzeitig verließen, bescherte uns unverhofften Freiraum. Andere Reisende hatten uns einen Tipp gegeben, Cano Negro, eins der wichtigsten Feuchtgebiet der Welt. Ein sehr spezielles Ziel, weil ziemlich abgelegen und nur über eine holprige Piste erreichbar, aber gerade das gefiel uns wieder so richtig gut.
2012 hatten wir noch kaum Erfahrung mit Vogel-Beobachtungstouren - und waren begeistert. Bei den Bootsfahrten auf dem Rio Frio bis zur Grenze Nicaraguas sahen wir Wasservögel, riesige Störche, Leguane, Wasserschildkröten, Kingfisher und Kaimane en masse.
Unsere Begeisterung war (dauerhaft) geweckt und es war der Beginn einer großen Liebe; wenn auch nicht einer glühenden Leidenschaft. Denn gleichzeitig taten sich uns in Cano Negro Grenzen auf: Eine Gruppe außerordentlich netter Ornithologen aus den USA nahm uns sprichwörtlich unter ihre Fittiche, wir durften abends an einem Vortrag teilnehmen und im Morgengrauen mit auf die Pirsch. Das war eine tolle Erfahrung, doch als wir um 4 Uhr morgens nach dunkelgrauen Vögeln mit hellgrauer Brust fahndeten, wussten wir beide: In dieser Detailversessenheit erreicht uns das nicht.
Heitere Begegnung mit "Ticos" auf dem Fluss
Von der vogellreichen Flusslandschaft fuhren wir für zwei Nächte zum Nationalpark Rincon de la Vieja. Nur 140 Kilometer weiter westwärts trug die Natur schon wieder ein neues Kleid. Tolle Wanderwege führen am Fuße des gleichnamigen Vulkans durch tropische Wälder und einen Trockenwald, dessen Bäume - wie während unserer Reisezeit - in der Trockenzeit das Laub abwerfen.
Wir wanderten durch das geothermische Gebiet, vorbei an blubberndem Schlamm und heißen Quellen. Wer schon einmal in Island oder Neuseeland war, wird möglicherweise nicht sehr beeindruckt sein, für uns war das damals neu. So oder so sind die Wanderungen sehr schön und führen bei Bedarf auch zu Wasserfällen, in deren Naturpools man baden kann. Ebenso wie in manchen der heißen (dann eher warmen) Quellen.
Randvoll mit Eindrücken und von der Vielseitigkeit des kleinen Landes begeistert, rundeten wir die Reise mit einigen Tagen am Strand ab. Wir hatten uns immer näher an die Westküste herangepirscht, und das bewusst. Denn nicht nur gibt es in dieser Jahreszeit am Pazifik Sonnengarantie, während auf der Karibikseite noch Regenzeit herrscht, auch kann der Begriff "Karibik" irreführend sein. Natürlich hat auch die Karibikküste in Costa Rica ihren ganz besonderen Reiz und vor allem eigene "Vibes", doch wer tropischen, von Kokospalmen gesäumten weißen Sandstrand sucht, wird am Pazifik fündig.
Traumstrand in Samara
Die Nicoya Halbinsel hat eine ganze Menge dieser Traumstrände zu bieten. Teilweise sehr abgelegen, aber teilweise auch 2012 schon sehr gut erreichbar und damit fest in touristischer Hand.
Wir verbrachten ein paar relaxte, unbeschwerte Tage unter Kokospalmen. Erst an der vor allem bei Einheimischen beliebten Playa Carrillo, wo wir uns dem Rhythmus der "Ticos" anpassten.
Blick vom Hotelzimmer zur Playa Carrillo
Früh rein in die Federn und auch früh wieder raus, wir joggten um 6 Uhr morgens in der gerade noch erträglichen Hitze am einsamen Strand und kühlten uns im herrlichen Pazifikwasser ab, frühstückten mit Blick aufs Meer und kehrten dann in den Schatten der Palmen zurück.
Sprangen natürlich auch immer wieder ins Wasser, wenn auch weit weg von einer kleinen Flussmündung auf dem Weg zu unserem Hotel. Ein in Costa Rica oft erteilter Rat, den es zu beherzigen gilt: niemals in der Nähe einer Flussmündung baden! Wir haben tatsächlich an mehreren Stellen erlebt, dass sich dort Krokodile tummelten, und im Nationalpark Manuel Antonio konnten uns die deswegen patrouillierenden Ranger an einem bestimmten Strandabschnitt gerade noch davor bewahren, ins Wasser zu rennen, bevor wir die Reptilien schemenhaft selbst ausmachten.
In Samara, das mittlerweile ein rummeliger Touristenort sein dürfte, mischten wir uns unter das lässige Surfervolk, genossen das sorglose Beachlife und die leckeren Drinks, die wir aus Kokosnüssen schlürften. Ziemlich klischeehaft, aber auch ziemlich schön.
Wir hatte also eine wunderbare, abwechslungsreiche Zeit, und wir wollten wiederkommen. Mit anderen Zielen, anderen Schwerpunkten. Sieben Jahre später verwirklichten wir diesen Plan, und die zweite Reise wurde eine völlig andere als es die erste gewesen war.