Anreise
Ab diesem Kapitel geht es mit den Fotos los. Damit auch Kathrin & ich hin und wieder auftauchen, werde ich in dem Bericht auch Fotos zeigen, die Joachim gemacht hat.
Die Organisation der Anreise war schon eine logistische Herausforderung. Um von Hannover zu den Moose Ponds zu kommen bedurfte es insgesamt 6 Flüge:
Hannover – Frankfurt – Calgary – Edmonton – Yellowknife – Fort Simpson – Moose Ponds
Über Buchungssysteme in Deutschland konnten wir lediglich die Flüge bis Edmonton buchen. Für die Inlandsflüge bis Fort Simpson mussten wir erst einmal herausfinden, welche Airlines diese Regionalverbindungen bedienen und haben dann direkt bei First Air gebucht. Für die letzte Etappe hatten wir dann privat eine kleine Cessna gechartert. Da die Cessna nur 2 Passagiere aufnehmen konnte, reisten wir um einen Tag zeitversetzt an. Joachim und Wolfgang starteten bereits einen Tag vor uns. Somit mussten 12 Flüge reibungslos aufeinander abgestimmt funktionieren, damit wir uns am wie geplant am Startpunkt unserer Tour treffen konnten.
Insgesamt waren wir 2 Tage unterwegs. Am ersten Tag flogen wir mit Air Canada bis Edmonton, wo wir in der Nähe des Flughafens in einen Hotel übernachteten. Etwas nervig war, dass wir in Calgary unser Gepäck in Empfang nehmen mussten, da dies der offizielle Einreiseort nach Kanada war. Nach dem Zoll konnten wir es gleich wieder aufgeben, um es nach einer Stunde Flug in Edmonton erneut in Empfang zu nehmen.
Am nächsten Tag ging es mit einer uralten 737 weiter nach Yellowknife. In Yellowknife stellen wir dann fest, dass wir damit noch in recht modernem Equipment unterwegs waren. Es gibt andere Airlines im Norden Kanadas, die noch immer DC-3 im Einsatz haben. Selbst heutzutage noch:
Buffalo Airways
Die Maschinen wurden immer kleiner. Für den Flug nach Fort Simpson sitzen wir in einer zweimotorigen Propellermaschine. Die Stewardess trägt hier auch kein schickes Kostüm, sondern einen Mechanikeroverall und ist nicht nur für das Wohl der Passagiere, sondern auch für die Gepäckverladung zuständig.
Gegen den Flughafen von Fort Simpson ist Maun ein internationaler Großflughafen.
Am Flughafen werden wir schon von unserem Bootverleiher erwartet. Die Ausrüstung hat er schon dabei und so geht es gleich zum Mackenzie River, wo die gecharterte Cessna bereits auf uns wartet.
Der Pilot ist gerade am auftanken. Die Tanks werden bis auf den letzten Liter gefüllt, denn unser Ziel liegt am äußersten Rand der Reichweite.
Unser Gepäck ist schnell verstaut. Das Kanu wird einfach auf einen Schwimmer gebunden. Unser kleines zusätzliches Fresspaket wird zum Glück nicht beanstandet.
Um 18:00Uhr wird der Motor gestartet. Da flussaufwärts gleich eine Biegung kommt, versucht der Pilot erst einmal mit der Strömung zu starten. Da wir aber das maximale Startgewicht erreicht, wenn nicht gar überschritten haben, schlägt dieser Versuch fehl. Wir erreichen nicht genug Geschwindigkeit, damit die Schwimmer ins gleiten kommen und dass wiederum ist die Voraussetzung um die Startgeschwindigkeit zu erreichen. Erst gegen die Strömung und mit kräftigem Aufschaukeln kommen wir ins gleiten. Beim Start gewinnen wir dann so langsam an Höhe, dass ich das Gefühl habe, wir steigen gar nicht aktiv, sondern einzig die Erdkrümmung sorgt dafür, dass sich die Entfernung zum Boden erhöht, während wir geradeaus fliegen.
Die nächsten 3,5h fliegen wir über grandiose unberührte Natur. Auf dem letzten Teil des Fluges bekommen wir schon einen Eindruck von den nächsten Tagen, denn es geht entlang des Oberlaufs des South Nahanni River. Kathrin bekommt von alldem nichts mit. Die letzten beiden Tage fordern Tribut und Sie schafft es einfach nicht die Augen offen zu halten; verschläft den gesamten Flug.
Sanft setzt die Cessna auf den Moose Ponds auf und der Pilot legt direkt bei den Zelten von Joachim und Wolfgang an. Schnell ist das Gepäck entladen und dann macht sich der Pilot auch schon auf den Rückflug. Zum Abschied fragt er uns noch, ob es uns hier gefällt. Als wir dies bejahen, mein er nur, dass wäre gut für uns, denn mitnehmen könne er uns sowieso nicht. Der Flieger hätte nur im komplett leeren Zustand ausreichend Reichweite für den Rückflug.
In der Tat ist es hier ausgesprochen schön. Wir befinden uns knapp oberhalb der Baumgrenze, hier wachsen nur noch Büsche und Sträucher. Am gegenüber liegenden Seeufer überragt der Mount Wilson eindrucksvoll die Moose Ponds
Freudig begrüßen wir Joachim und Wolfgang. Wir können noch gar nicht fassen, dass letztendlich alle 12 Flüge reibungslos funktioniert haben. Aus heutiger Sicht bin ich erst recht erstaunt darüber, oder waren die Flugverbindungen vor 20 Jahren noch zuverlässiger.
Joachim und Wolfgang haben einen sehr schönen Platz direkt am Ufer gefunden. Schnell steht auch unser Zelt. Für diese Tour haben wir extra in ein Hilleberg „Saivo“ investiert. Wie sich im Laufe der Tour noch zeigen wird, war diese Investition Gold wert.
Danach beginnen wir mit der allabendlichen Routine, die uns für die kommenden 3 Wochen begleiten wird. Als erstes gibt es eine warme Mahlzeit in Form eines gefriergetrockneten Fertiggerichts und danach wird das Brot für das Frühstück am nächsten morgen gebacken.
Joachim und Wolfgang berichten von Ihrem vergeblichen Versuch den Mount Wilson zu besteigen. Sie sind schlicht und einfach am dichten Bewuchs der Hänge gescheitert. Durch das Gebüsch war einfach kein durchkommen.
Problematisch ist bei diesem ersten Camp, dass wir mangels Bäumen kein bärensicheres Foodcache errichten können. Es wäre der absolute Worst Case, wenn uns ein Bär die Nahrungsmittel auffrisst. Deshalb verteilen wir die Lebensmittelsäcke in verschiedenen Depots im dichten Gebüsch um zumindest einen Totalverlust zu verhindern.
Als wir in die Schlafsäcke kriechen ist es gegen 2:00Uhr morgens. Stirnlampen haben wir trotzdem nichtbenötigt, da es so hoch im Norden zu dieser Jahreszeit nicht richtig dunkel wird.