THEMA: Island 2020: Als Corona ganz weit weg war
13 Dez 2020 11:16 #601201
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Zwischen Traum und Wirklichkeit

Island ist ein verwunschenes Land. Voller Naturwunder, Sagen, Trolle und Elfen. Eine Reise durch dieses wundersame wie wundervolle Fleckchen Erde packt auch den vernunftbegabtesten Menschen. Die Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit sind fließend - und bei den Isländern gelebte Praxis. Entsteht zum Beispiel eine Straße, darf das Bauvorhaben kein Kulturgut beschädigen. Dazu zählen auch Steine und Felsformationen, die in den Augen der Bevölkerung von Elfen bewohnt werden. Eine elfenkundige Person muss also die Besiedlung prüfen und ihre Erkenntnisse in einem externen Gutachten an die Ämter weitergeben. Uns blieb das verborgene Volk zwar verborgen. Doch dafür haben wir einen Drachen getroffen. Passiert auch nicht alle Tage...



Wir verabschieden uns nach drei Nächten vom Myvatn-See, und das ziemlich früh am Morgen. Es sind nur 280 Kilometer bis nach Laugarbakki, doch weil wir uns für diesen Tag viel vorgenommen haben, gehen wir zeitig zum Frühstück, wo wir am Buffet um den obligatorischen Lebertran einmal mehr einen großen Bogen machen. :S



Auf dem Weg nach Akureyri bleiben wir wetterbedingt auf der Ringstraße und fahren durch den mautpflichtigen, 7,5 Kilometer langen Tunnel. Der kleine Umweg über die landschaftlich schönere Straße 84 lohnt bei grauem Himmel wohl kaum. Auf Höhe der imposanten Metropole des Nordens ändert sich das Wetter und wir hoffen, dass die Elfen ein Einsehen haben und später vielleicht sogar Sonne herbeizaubern.

Akureyri, Foto von 2019. Von hier starten die Kreuzfahrer ihre Ausflüge zum Myvatn, und wer direkt am See übernachtet und einigermaßen früh dran ist, ist ihnen an den Hot-Spots zeitlich voraus - ein nicht zu unterschätzender Vorteil. In diesem Jahr gab es Corona-bedingt keine Kreuzfahrtschiffe.


Bei Varmahlid biegen wir rechts ab auf die Straße 75 zu den Glaumbær-Torfhöfen, einem der letzten und schönsten Torfgehöfte der Insel und heute ein Museum.







Im dazugehörigen Cafe soll es die besten Pfannkuchen Islands geben, doch wir sind noch satt von dem auch ohne Lebertran üppigen Frühstück und verzichten mit leisem Bedauern. Wer auf der 75 weiterfährt, landet nach kurzer Fahrt in Saudarkrokur, von wo aus Bootsfahrten zur Vogelinsel Drangey (www.drangey.net) starten. Wir haben an diesem Tag andere Pläne. Zurück auf der Ringstraße biegen wir noch kurz zur Torfkirche Vidimyri (1834) ab, die wir schon im Vorjahr besucht haben.



Kurz vor Laugarbakki dann der letzte Abstecher zum Kolugljufur Canyon. Der Wasserfall Kolufossar ist von der Ringstraße aus nicht zu sehen, aber über eine etwas holprige Schotterpiste gut und schnell erreichbar. Es ist windig und wir müssen aufpassen, nicht über die Kante geweht zu werden; der Spaziergang entlang des ein Kilometer langen Canyons fällt kurz aus.



Am frühen Nachmittag checken wir im Hotel Laugarbakki ein. Äußerlich Marke Plattenbau, ist das Zimmer gemütlich, warm und sauber. Ohnehin sind wir froh, überhaupt eins in der Nähe der Halbinsel Vatnsnes gefunden zu haben, wo die wenigen Unterkünfte allesamt wegen Corona geschlossen haben. Letztlich entpuppt sich Laugarbakki, nah an der Ringstraße und an Vatnsnes, als gute Wahl.

Im vergangenen Jahr waren wir direkt vom Myvatn bis zur Halbinsel Snaefellsnes durchgefahren. Diesmal haben wir eine Zwischenübernachtung eingeplant, um mit Zeit und Ruhe die gebirgige Halbinsel zu besuchen, die sich auf einer ungeteerten Straße (711) umrunden lässt. Sollte am Ankunftstag das Wetter nicht mitspielen, hätten wir immer noch den nächsten Morgen als zweite Chance, so lautete unter anderem meine Überlegung. Doch an diesem Nachmittag haben wir Glück und die Elfen ganze Arbeit geleistet: Die Sonne scheint.





Unser eigentliches Ziel ist der Hvitserkur, ein 15 Meter hoher Basaltfelsen. Schon der Weg dorthin ist unerwartet schön. Die Landschaft, das Licht, die Ausblicke rauben uns den Atem.







Dann ein kleiner Parkplatz. Es ist nur ein kurzer Fußmarsch zum Hvitserkur, der unterhalb der steilen Küste malerisch im Wasser liegt.



Es soll einen etwas längeren, aber einfachen Weg zum Strand und von dort zum Felsen geben, wir wissen aber nicht wo und finden ihn nicht. Schließlich klettern wir über einen Trampelpfad vorsichtig die Böschung hinunter. Ich habe mich in meinem Leben schon eleganter bewegt, aber immerhin, ich komme unversehrt unten an (und später auch wieder rauf).





Hvitserkur bedeutet übersetzt "weißer Kittel". Sachdienlicher Hinweis auf die Vogelexkremente, die ihn weiß färben. :pinch:


Die Stimmung ist grandios und wir bleiben stundenlang am endlosen, einsamen Strand, der bei einsetzender Ebbe nach und nach trocken fällt.





Ein Nashorn, ein trinkender Drache oder - so will es die Sage - ein versteinerter Troll?


Erst nach Neun fahren wir weiter, begegnen nur einem einzigen Auto - und einigen freundlichen, wenn auch durch unsere Anwesenheit offenkundig irritierten dick bepelzten Spaziergängern.







Vatnsnes gilt als einer der besten Plätze auf Island, um Robben zu beobachten. Weil wir im Norden leben, ist es bei uns wie mit den Perlen und den Säuen. Dennoch stoppen wir bei mehreren Stränden, denn die wilde Küste ist grandios.





Die einsame Gegend mit ihrer ungebändigten Natur verzaubert uns, und der Abend brennt sich als einer der schönsten in unser Gedächtnis ein.





Auch, weil sich endlich einmal die Mitternachtssonne zeigt. Gleißend wie ein Scheinwerfer und trotzdem warm - ein phantastisches, aber auch unwirkliches Licht.





Wie eine Fata Morgana leuchten jenseits der Bucht die Westfjorde, unser Ziel am nächsten Tag.



Noch ein paar schnelle Brote zurück im Zimmer, dann plumpsen wir spät ins Bett - voller Vorfreude auf die nächsten Erlebnisse in dieser phantastischen Welt zwischen Traum und Wirklichkeit.
Letzte Änderung: 13 Dez 2020 11:30 von Beatnick.
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20 Dez 2020 09:31 #601788
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In die Westfjorde

Die isländischen Westfjorde - viel haben wir darüber gehört und gelesen. Abgelegen, einsam, ursprünglich sollen sie sein und auch abseits der üblichen Touristenpfade. Das klingt gut und wir sind gespannt auf den ältesten Teil des Landes, in dem die Vulkane schon lange erloschen sind.



170 Kilometer sind es von Laugarbakki nach Drangsnes, unserem ersten Übernachtungsstopp in den Westfjorden. Über eine gute Schotterpiste geht es immer an der Küste entlang, wir umrunden malerische Fjorde und werden einmal mehr mit fantastischen Ausblicken belohnt.



Immer wieder halten wir an. Weil die dünn besiedelten Landstriche so schön...



...und wild sind wie die Frisuren ihrer haarigen Bewohner.







Wir sind mal wieder ein Bummelzug. Der Weg ist das Ziel, hier noch mehr als ohnehin schon auf dieser Reise, denn die Gegend an sich ist eine einzige Sehenswürdigkeit. Schöner geht's kaum.





Der Ort Holmavik kurz vor Drangsnes


Trotzdem kommen wir schon mittags in Drangsnes an und drehen noch eine Extraschleife über die raue 645 in Richtung Norden.





Eine tolle Strecke: bröckelige Felswände und Buchten voller Treibholz, unglaubliche Stille und das Gefühl absoluter Abgeschiedenheit.







Noch weiter nach Norden auf der 643 entlang der viel gelobten Strandir Coast drehen wir schließlich um. Die Piste ist schlecht und die Umgebung nicht schöner als das, was wir bislang gesehen haben.

Im winzigen Drangsnes beziehen wir im Malarhorn Guesthouse ein rustikales, aber großes Zimmer mit Blick auf eine versteinerte Trollfrau in die eine und auf die vorgelagerte Insel Grimsey in die andere Richtung.



Gute Planung ist bekanntlich alles, aber diese Insel ist mir irgendwie durchgerutscht. Zweimal am Tag schippert ein kleines Boot hinüber zum unbewohnten, privaten Eiland, das ein wahres Vogelparadies und im Sommer Heimat Tausender Papageitaucher ist. Eine Stunde früher, und wir hätten die Nachmittagstour bei bestem Wetter noch erwischt. :pinch:



So verbringen wir einen entspannten Resttag in dem verschlafenen Fischerort, in dem - im besten Sinne - der Hund verfroren ist.
Die Uhren ticken spürbar anders. Als wir an der Rezeption ein Ticket für die Bootstour am nächsten Morgen buchen wollen, ernten wir erstaunte Blicke. Das sei ganz und gar unnötig, versichern unsere freundlichen Gastgeber, wir sollen einfach am nächsten Morgen um 9 Uhr am Ableger sein. Kein Stress, keine Eile, anders als zum Beispiel an der Südküste, wo rechtzeitige Reservierungen fast schon eine Notwendigkeit sind, und auch anders als Zuhause. Fühlt sich nach Urlaub an. Und nach etwas, worum ich die Einheimischen insgeheim beneide: Ruhe und Gelassenheit.

Die Stimmung im knackvollen Restaurant unseres Gästehauses ist entspannt und das Essen hervorragend, wer ahnt denn sowas am gefühlten Ende der Welt? Thomas schwärmt vom fangfrischen Fisch, der ihm vom ebenso sympathischen wie exzentrischen Chef ans Herz gelegt worden war. Ein Alt-Punk mit Beatles-Fimmel, eine merkwürdige Mischung, Pilzköpfe auf seinem T-Sirt, an den Wänden und aus den Boxen. The Long And Winding Road, irgendwie passend für die Westfjorde...



Am nächsten Morgen ist es nicht mehr sonnig, aber weiterhin trocken, wir packen zusammen, frühstücken schnell und gehen die wenigen Meter hinunter zum Mini-Hafen, wo uns der Kapitän Marke "Seebär" auf seinen antiken Kutter lotst. Nur zwei weitere Paare sind mit an Bord, und kaum haben wir den Hafen verlassen, sind wir umringt von Vögeln.





Es ist nur ein Katzensprung hinüber, wir fahren erst ein Stück um die Insel herum, können den Kormoranen und Dreizehenmöwen direkt ins Nest schauen...









...und klettern dann an Land. Nichts als Felsen, Gras und Vögel. Ein Paradies, unberührt und wild, es riecht nach Wiese und Vogelkäfig.

Aaaachtung! Wachtposten am Anleger






Der Bootsführer gibt uns zwei Stunden, dann sollen wir wieder am Steg sein, und außerdem grobe Anweisungen. Nicht zu nah an die Klippen gehen, nicht zu unserem Schutz, sondern dem der Papageitaucher, und auf jeden Schritt achten, denn einen Weg gibt es nicht und das Gelände ist uneben. Wir stehen etwas unschlüssig in der Gegend herum, aber das war's. Er lächelt freundlich, worauf wartet ihr?

Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und wate voran durchs hohe Gras, am Abend werden wir uns nach Zecken absuchen, zum Glück ohne Erfolg. Erst auf der Rückfahrt erfahren wir, dass der Guide krank geworden ist und normalerweise bei den Touren dabei. Ich weiß nicht, inwieweit Dinge dann anders laufen.







Wir genießen jedenfalls unsere Freiheit, fühlen uns wie Robinson und schon wieder wie im Wunderland. Erst an der Steilküste, später am Strand gehen wir entlang, überall Puffins, die Schnäbel voller Fische. Grimsey ist wohl auch für sie ein richtig guter Ort, ihre Anzahl soll konstant hoch sein im Gegensatz zu Südisland.











Die Zeit vergeht wie im Flug, ein grandioser Ausflug, am Mittag kehren wir zurück, setzen uns ins Auto und fahren weiter hinein in die Westjorde. Unser nächstes Ziel heißt Isafjördur, Islands wohl abgelegenste Metropole 235 Kilometer westwärts.

Letzte Änderung: 20 Dez 2020 09:53 von Beatnick.
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27 Dez 2020 09:45 #602264
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Kurven, Fjorde und ein Vorhang aus Wasser

Von Drangsnes nach Isafjördur ist es eigentlich ein Katzensprung. Doch eine ganze Reihe tiefer Fjorde macht aus 70 Kilometern Luftlinie eine Strecke von 235 Kilometern. Eine echte Geduldsprobe für unruhige Geister wie mich - allerdings eine landschaftlich sehr schöne.



Die Straße 61, auf der wir Fjord für Fjord umrunden, ist nicht nur asphaltiert, sondern absolut makellos. Wir kommen gut voran. Außer uns sind vor allem Isländer mit ihren Campern unterwegs, einsam ist es also nicht, aber still in diesem Idyll aus Wasser und schneebedeckten Bergen.







Beim sechsten oder siebten Fjord - man kann da leicht durcheinanderkommen :pinch: - dann ein anderes Bild. Eine Bucht voller Seehunde. Wir steigen aus und genießen die dreieinhalb Sonnenstrahlen, in denen sich die Tiere genüsslich räkeln.







Kurz danach der nächste Fjord - nicht so schlecht, dass es erst einmal der letzte ist. Von hohen Bergen umrahmt liegt Isafjördur, der größte Ort der Westfjorde. In Wahrheit ein Nest mit knapp 3.000 Menschen, doch der Hafen ist das Tor zur Welt und sonst Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe. Keine Kreuzfahrer im Corona-Jahr, im Tjöruhusid kurzfristig einen Tisch zu bekommen, ist leider auch ohne sie unmöglich. Das lässige Fisch-Restaurant ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und ein langfristige Reservierung nötig. Haben wir nicht, und so wird nix draus.





Unser Hotel Isafjordur ist ein ziemlich hässlicher Kasten, liegt aber zentral. Das Zimmer ist komfortabel und mit Blick aufs Wasser, am Abend gibt's Pizza mit viel drauf und eine ordentliche Mütze Schlaf.



Eine kurvige Schotterpiste und schroffe Gegenden, am nächsten Tag geht's über die 60 stramm Richtung Süden nach Patreksjordur.







Direkt am Weg liegt der Dynjandi, einer der imposantesten Wasserfälle Islands. Vom auch in Corona-Zeiten gut gefüllten Parkplatz steigen wir rund 500 Meter hoch, vorbei an vielen kleineren Wasserfällen, ein grandioses Ensemble, es schäumt, tobt und rauscht.

Oberhalb des Dynjandi. Das Wasser fließt unter der Straße hindurch und stürzt dann dem Fjord entgegen.






Es ist bewölkt, aber windstill und warm - und das hat Folgen. Kriebelmücken, ganz Schwärme, sie umschwirren und verfolgen uns, kriechen in die Ohren und zwicken sogar, igitt!

Vor einigen Jahren sind wir durch Schottland gewandert. Die eigens zum Schutz vor den berüchtigten Midges besorgten Gesichtsnetze blieben in der frühen Jahreszeit verpackt; wie auch am Myvatn, wo uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Doch nun schlägt ihre große Stunde. Wir ziehen die Teile über unsere Köpfe, nicht schick, aber wirkungsvoll. Die Mücken hocken konsterniert auf dem Gazestoff: Wir müssen draußen bleiben. Ätsch! Wir freuen uns diebisch - und sind übrigens nicht die einzigen, die so ein Netz tragen. Auf diese Idee sind auch andere gekommen.



Wir klettern so weit es geht und sind oben alleine. Feiner Wassernebel und nasse Füße, aber was für ein Blick!





Der Dynjandi fällt wie in Zeitlupe, ein Vorhang aus Wasser, und unter uns der Fjord - wow! Wir wollen zurückkehren, bei gutem Wetter, zum Sonnenuntergang. Eines Tages.
Tipp: Direkt am Wasserfall gibt es einen kleinen kostenlosen Campingplatz mit Wasseranschluss und WC. Für Camper eine tolle Option.



Weiter geht es über grandiose Passhöhen und an der Küste entlang...



Finde den Fehler! ;)


...nach Patreksfjordur, wo wir uns für zwei Nächte im Fosshotel Westfjords einquartiert haben. Der winzige, hübsche Ort liegt direkt am Fjord und nahe unserer Ausflugsziele und entpuppt sich als die erhofft gute Wahl. Zum Abschluss des Tages fahren wir über eine steinige und ziemlich holprige Piste zum Raudisandur Strand. Leider haben sich die Wolken in der Bucht festgesetzt, nichts wird es mit den tollen Eindrücken, die ich so oft im Netz bewundert habe.



Saurbæjarkirkja am Raudisandur


Wir hoffen auf besseres Wetter am nächsten Tag, denn da wollen wir nicht nur hierher wiederkommen, sondern auch zum legendären Vogelfelsen Latrabjarg.
Letzte Änderung: 27 Dez 2020 09:51 von Beatnick.
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29 Dez 2020 17:45 #602454
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Ein toller Tag am Latrabjarg oder:
Der Tag, an dem Corona wiederkam


Wer in der richtigen Jahreszeit bis hierher noch keine Papageitaucher zu Gesicht bekommen hat, der wird am Latrabjarg reich entschädigt. Nirgendwo soll man so vielen putzigen Puffins so nah kommen können wie an diesen legendären Felsen, wo die Vögel nie bejagt worden und deswegen ohne Scheu sind. Soviel einmal mehr zur Theorie.

Wir tanken im Ort noch einmal voll, es ist an diesem Tag die einzige Gelegenheit, dann geht es vorbei am Wrack der Gardar BA 64, die 1912 in Norwegen für den Walfang erbaut und 1981 ausgemustert wurde. Seitdem rostet das älteste Stahlschiff Islands im Patreksjfördur vor sich hin.



Dann biegen ab auf die 612. Eine staubige Schotterpiste, wohl auch mit einem normalen PkW machbar, aber wir sind froh über Bodenfreiheit und ein paar PS mehr unter der Haube. Die Strecke über die Landzunge ist spektakulär, wir sind relativ früh dran und weit und breit die einzigen Menschen. Eine Gegend, die das Adjektiv "abgeschieden" auch wirklich verdient.



Die Straße ins gefühlte Nirgendwo endet an einem Parkplatz am Leuchtturm Bjargtanga. Nur wenige Meter sind es noch zu den Klippen, die den westlichsten Punkt Islands und damit Europas markieren. Ein ebenso imposanter wie schwindelerregender Anblick, bis zu 450 Meter geht es vertikal in die Tiefe. Für die jungen Puffins bedeutet das einen gewagten Start ins Leben: Verlassen sie im Spätsommer das Nest, muss der erste Flugversuch hinunter zum Meer auf Anhieb klappen.

14 Kilometer sind die Klippen lang, doch die meisten Puffins nisten kundenorientiert direkt in Parkplatznähe.



Etagenwohnung


Es sind allerdings längst nicht so viele, wie wir erwartet hätten. Die Sandaale, Leib- und Magenspeise der Puffins, seien in diesem Jahr an dieser Stelle der Insel nicht so zahlreich wie gewohnt, erklärt uns ein anderer Besucher. Ob das stimmt, weiß ich nicht.

Die anderen Apartments auf den schmalen Felsvorsprüngen, die oft nur eine Handbreit von der Tiefe trennt, sind dagegen restlos ausgebucht. Trottellummen, Eissturmvögel, Dreizehenmöwen und Kormorane veranstalten ein Heidenspektakel.







Wir steigen höher und höher und der Blick wird wunderbar weit, als sich der morgendliche Dunst verzieht. Wir legen uns ins Gras und robben auf dem Bauch näher an die Kante heran, um das Gewicht auf dem unterhöhlten Grund zu verteilen, abends wieder keine Zecken, ein Glück.





Je weiter wir gehen, desto weniger Papageitaucher sehen wir. Dafür zum zweiten Mal nach der Premiere in Schottland die mit den Puffins verwandten Razorbills. Eine schöne Überraschung! Weit aufgesperrt, soll der kräftige, lackschwarze Schnabel vorbeifliegende Möwen verscheuchen, die Räuber sind allgegenwärtig und allzeit bereit. Mich erinnert er an Lakritze.







Wir schlendern zurück in Richtung Parkplatz, hügelabwärts, ein herrlicher Tag und jetzt auch mit Sonnenschein.







Die beste Methode, um Puffins zu betrachten: einfach geduldig stehenbleiben oder ins Gras setzen, keinesfalls proaktiv und zu nah auf die Vögel zugehen. Sie kehren immer wieder zu ihren Bruthöhlen zurück und turnen dann angstfrei und ungestört direkt vor den Augen ihrer Beobachter herum.





Manch einem reicht das leider nicht. Die Isländer bemühen sich redlich, die Laufwege der Touristen in vernünftige Bahnen zu lenken. Mit dezenten Seilen und Hinweisschildern zum Schutz der Natur und manchmal auch dem der Besucher selbst. In diesem Fall für beides. Die Klippen sind am Rand unterhöhlt und brüchig, es sollen schon ganze Abschnitte abgebrochen und Menschen in den Tod gestürzt sein. Bloß gut, dass Mutti das Töchterlein festhält, auch die Schwimmweste hat sie schon vorsorglich an. Na dann... :pinch: :evil:



Ich habe nicht mitbekommen, was sich in meinem Rücken abspielt; bin kein Moralapostel und nicht verantwortlich für anderer Leute Schicksal. Aber ich hätte dieses Verhalten keinesfalls unkommentiert gelassen. Nie sind uns ignorante, verantwortungslose und gefährliche Regelverletzungen so massiv begegnet wie auf Island. 2019 viel mehr noch als in diesem Jahr, denn die Einheimischen benehmen sich besser als viele der ausländischen Gäste, die offenbar mit Vehemenz daran arbeiten, dass immer mehr Verbote nötig werden. Auch diese Eindrücke gehören leider zu einer Reise ins Naturparadies Island.

Die Rückfahrt über die 612 ist grandios, der Blick über die Grönlandsee phantastisch.



Rund um Latrabjarg finden sich einige der schönsten Strände Islands. Nicht schwarz wie sonst üblich auf der Insel, sondern schneeweiß und unberührt, ein Traum.





In der Sonne entfaltet die Landschaft ihre ganze (Farben-)Pracht. Wir brauchen eine gefühlte Ewigkeit für die 60 Kilometer zurück nach Patreksfjördur; was aber natürlich auch egal ist B) .



Blick nach Patreksfjördur


Zurück im Ort ergattern wir in einem kleinen Cafe die letzten beiden Plätze, es ist voll und gemütlich und Corona wie immer in den vergangenen Wochen ganz weit weg. Stimmengewirr und Gelächter, das Leben ist normal und schön, zumindest für diesen Moment. Dass es sich schon sehr bald wieder ändert, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Gegen Abend starten wir den zweiten Versuch am Raudisandur (=Roter Sand) Strand am südlichsten Zipfel der Westfjorde. Drumherum war an diesem Tag Sonne, doch in der Bucht hängen weiterhin die Wolken fest. Wie schade.

Im Hintergrund die Steilküste von Latrabjarg


Die Camper sind schon wieder im Grillmodus, und während Thomas zum Aussichtpunkt marschiert, mache ich einen einsamen Spaziergang am weiten Sandstrand, der je nach Lichteinfall orange, gelb, tiefrot und manchmal sogar pink erscheint.



Im Moment ist er eher matt apricotfarben, ich halte angestrengt Ausschau nach einem Fleckchen blau, das der Wind hinübertreiben könnte, doch vergebens.



Mir entgeht dabei, dass zwar keine blaue Stelle naht, aber der Himmel zusehends aufklart.



Plötzlich bricht die Sonne durch, wie aus dem Nichts. Um mich herum leuchtet der Strand. Wir können es kaum glauben, eine ungeahnte Metamorphose binnen weniger Minuten und ein toller Anblick!







Rund eine Stunde gewährt die Sonne eine Audienz, dann zieht sich der Himmel langsam wieder zu.



Zurück am Hotel gibt es noch einen schönen Sonnenuntergang und Veränderungen. Ein Zettel auf dem Bett, wir sollen zur Rezeption kommen wegen neuer Corona-Maßnahmen. Wie zeitliche Slots beim Frühstück zum Beispiel, weil (wieder) mehr Abstand gefordert ist. Die Normalität, sie war nur ein Traum, banal und dennoch intensiv. Nun hat uns die Realität zumindest ein Stück weit wieder.

Letzte Änderung: 29 Dez 2020 19:44 von Beatnick.
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Zauberhaftes Snæfellsness, Teil I

Der Snæfellsjökull besitzt magische Kräfte: Er lässt Besucher immer wieder zurückkehren. So will es eine isländische Legende, und sie muss wohl wahr sein. Wie anders wäre zu erklären, dass wir erst kaum ein Jahr zuvor am Fuße des imposanten Vulkans mit seiner weithin sichtbaren Gletscherkappe unterwegs gewesen sind - und nun schon wieder auf dem Weg dorthin?



Sind die Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit auf Island fließend, so gilt das für den Snæfellsjökull ganz besonders. Im Krater des sagenumwobenen Berges begann Jules Vernes "Reise zum Mittelpunkt der Erde"; den isländischen Nobelpreisträger Halldor Laxness inspirierte der markante Gipfel zu seinem Roman "Am Gletscher". Nur im Jahr 1993 war die Enttäuschung groß: Die für den 5. November (21.03 Uhr) prognostizierten Landung von Aliens auf dem Gletscher scheiterte. Hunderte Menschen hatten sich aufgemacht, um die Außerirdischen zu begrüßen. Sie warteten vergeblich. Dumm gelaufen. Der Magie des Snæfellsjökull, der bei klarer Sicht sogar aus dem rund 115 Kilometer entfernten Reykjavik zu sehen ist, tat das missglückte Rendezvous dennoch keinen Abbruch.







Der Snæfellsjökull gibt Snæfellsness im Westen von Island seinen Namen. Eine bezaubernde Halbinsel, wo sich auf kleinem Raum (fast) all das findet, was Island so atemberaubend macht: Vulkane, Lavafelder, einsame Fjorde, schroffe Klippen und kleine Fischerorte. Ein Highlight jagt das nächste. Und so war bei der Planung unserer zweiten Island-Tour glasklar, dass wir in diesem Paradies erneut einige Tage verbringen würden. Dass wir 2019 auf der "Schneeberghalbinsel“ - wie beinahe auf der gesamten Reise - ein fast schon unverschämtes Wetterglück gehabt hatten, heizte unsere Begeisterung zusätzlich an.









Nach einem Frühstück mit - gemäß der neuen Corona-Regeln - viel Abstand verabschieden wir uns also von Patreksfjördur und den Westfjorden, die gehalten haben, was wir uns im Vorfeld von ihnen versprochen hatten.

Kleines, aber feines Abschiedskomitee auf dem Weg zur Fähre in den Westfjorden


Die Fähre Baldur ist nach einem Motorschaden in den vergangenen Wochen zum Glück wieder flott und soll uns vom Fischerdorf Brjanslækur nach Stykkisholmur in Snaefellsnes bringen. Das Fährbüro hat wegen Corona geschlossen, doch wir haben online gebucht und bezahlt und die entsprechende Bestätigung auf dem Smartphone. Wir gesellen uns also einfach zu den wartenden Autos, sehen die Fähre punktgenau einlaufen, rollen über die Rampe und zeigen beim Parken die Bestätigung vor. Maske (seit einem Vortag wieder nötig) auf, Eisentreppe rauf, in die abgenutzten Polster gefläzt, fertig.



Zweieinhalb Stunden dauert die Überfahrt vorbei an Schären und der Insel Flatey, wo wir kurz anlegen. Möwen über den Wellen und ferne Puffins, bei gutem Wetter ist das alles wahrscheinlich sehr schön, bei Nieselregen eher trist.





Wir sind froh, als wir da sind und haben es nicht weit zum Grundarfjordur Bed and Breakfast, wo wir im gleichnamigen Ort für zwei Nächte ein unprätentiöses, aber großes und sauberes Zimmer beziehen. Frühstück gibt's im angeschlossenen Cafe und auch Pizza und Pasta, die Inhaber sind Italiener, alles in allem eine sehr gute Wahl. Und das Beste: Der Kirkjufell ist in Sichtweite, ein weiterer magischer Berg auf Snæfellsness, dessen Nähe wir diesmal explizit gesucht haben. Teil II Snæfellsness folgt...



Letzte Änderung: 09 Jan 2021 16:06 von Beatnick.
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Zauberhaftes Snæfellsness, Teil II

Es genügt auf Snaefellsnes, einfach nur den Straßen Nummer 54 und 56 zu folgen. Die Eindrücke sind grandios. Im Snæfellsjökull-Nationalpark führt zudem eine Straße um den namensgebenden Vulkan und die Spitze der Halbinsel herum. Es gibt viel zu sehen - und viel zu tun. Wir klettern durch einen Bach in die Felsspalte Raudfeldsgja, erforschen bizarre Lavafelder, die Hänge des Snaefellsjökull und treffen haufenweise Trolle.



Kirkjufell:
2019 hatten wir eine Nacht im Hafenstädtchen Stykkisholmur und zwei Nächte in Hellnar auf der Südseite der Halbinsel verbracht. Stykkisholmur ist mit rund 1200 Einwohnern der größte Ort auf Snaefellsnes und liegt mit Blick auf die vorgelagerten Schären idyllisch. Hervorragende Fischrestaurants (für mich Vegetarierin egal) sind ein weiteres Plus, doch alles in allem zieht es uns auf Island eher in die Natur. Das Fosshotel Hellnar hat sich der ökologischen Nachhaltigkeit verschrieben und uns richtig gut gefallen. Skandinavisch cooles Styling, weiter Blick über die Klippen und den Nordatlantik, perfekte Lage direkt am Fuße des Snæfellsjökull und des Stapafell, eines markanten pyramidenförmigen Berges. Diesmal wollten wir dennoch auf die nördliche Seite. Der Grund hieß Kirkjufell.



Der symmetrische "Kirchberg" ist das Topmodel unter den isländischen Bergen und nicht erst seit "Game of Thrones" einer der wohl meist fotografierten Orte Islands. Entsprechend überlaufen ist es dort. Wir hoffen diesmal auf deutlich weniger Besucher als 2019, als es sehr viel Geduld und auch Glück brauchte, um ihn gemeinsam mit dem Kirkjufellsfoss, aber ohne die vielen Foto-Trolle auf ein Bild zu bannen.

Tatsächlich ist der zumindest in Corona-Zeiten überdimensioniert wirkende Parkplatz diesmal fast vollständig verwaist. Aus den erhofften Fotos zum Sonnenauf- oder -untergang wird allerdings trotz der Unterkunft im benachbarten Grundarfjordur nichts: Die Sonne zeigt sich kaum. Beim nächsten Mal dann B) .



Snaefellsjökull:
1.833 m hoch und bei klarer Sicht beinahe omnipräsent. So wie im Traumsommer 2019. Ein Jahr später ist er schüchtern und meist in Wolken gehüllt. Weshalb der Prophet (näher) zum Berg kommen muss. Unterhalb des Gletschers führt die steile F570 von Olafsvik im Norden nach Arnarstapi im Süden. 2019 durften wir die Straße mit dem PkW nicht befahren, diesmal holen wir das nach. Mit Schwung die Auffahrt hoch, dann jäh gestoppt. Die Frau vor uns auf dem Mountainbike taumelt, doch sie schafft es. Hut ab!

Eine tolle Strecke, einigermaßen einsam und wild, aber gut machbar. Die letzten Meter zum Gipfel sind abgesperrt und geführten Gletscherwanderungen vorbehalten. Aber man kommt schon ziemlich nah ran an die Schneekuppe.

Blick hinunter auf den Stapafell, links das Örtchen Arnarstapi




Svödufoss:
Es gibt spektakulärere Wasserfälle auf Island. Aber dieser - wenn auch mittlerweile zwischen Olafsvik und Rif ausgeschildert - ist (noch) nicht sehr bekannt und die Lage am Fuße des Snæfellsjökull herrlich. Ein Schotterweg führt an Pferdeweiden vorbei zu einem Parkplatz. Wer will, kann über einen ausgetretenen Pfad an der Seite nach oben. Bei schönem Wetter ein toller Platz mit Blick auf den Gletscher. Kaum Trolle weit und breit.



Skardsvik Beach:
Kleine, traumhafte Bucht mit goldenem Sand, eine Rarität auf der Insel. Weiter auf der zusehends ruppiger werdenden Schotterpiste geht's zum Öndverdarnes-Leuchtturm an den Steilklippen. Bis dahin haben wir es 2019 mit dem PkW - obwohl erlaubt - aber nicht geschafft (oder auch nicht mehr schaffen wollen).



Djupalonssandur:
Noch ein toller Strand, diesmal schwarz und umgeben von Lavaformationen. Bei einem Schiffsunglück kamen 1948 vor der Küste 14 Seeleute ums Leben, fünf überlebten. Die rostigen Überbleibsel liegen im Sand verstreut und stehen als Mahnmal unter Denkmalschutz. Wie an allen markanten, leicht erreichbaren Punkten stoppen hier viele Reisebusse. Wer aber hinter dem schwarzen Strand dem Küstenweg zu Fuß folgt, wird mit Einsamkeit, weiteren Stränden und weitem Blick belohnt. Wir haben von dort oben sogar Orcas beobachten können.



Londrangar-Basalt-Klippen:
In den bis zu 75 m hohen Küstenklippen nisten Tausende Vögel. Möwen, Kormorane, Trottellummen, volles Haus. Es gibt einen Parkplatz in der Nähe der Aussichtsplattform und einen am Besucherzentrum. Von dort führt ein Spaziergang über die Lavazunge mit ihrer Mooslandschaft und den Felsforma..., äh, Trollen. Allesamt versteinert und stumm. Anders als die Vögel. Die kreischen, was das Zeug hält. Und das Meer rauscht so schön.

Blick von der Aussichtsplattform. Ganz hinten im Bild das Besucherzentrum. Dazwischen liegt ein kleiner Küsten-Wanderweg.




Hellnar und Arnarstapi mit Küstenwanderweg:
Im winzigen Dörfchen Hellnar mit seiner schönen Küste haben wir 2019 übernachtet.

Hellnar, ganz links im Bild das Fosshotel


Direkt in den Klippen liegt das lässige Fjöruhusid. Kleines Cafe, große Terrasse, Daumen hoch! Kaffee, hausgemachte Suppe und ganz viel Atmosphäre. Die Klippen stehen unter Naturschutz, ein 2,5 Kilometer langer schmaler Küstenpfad führt zum benachbarten Arnarstapi. Lavafelder, Meerblick, Felsen in der Brandung und Seevögel - ein toller Weg!





Arnarstapi ("Adlerfelsen") mit seinem winzigen Hafen war einst ein wichtiger Handelsposten und ist heute vor allem eine Feriensiedlung. Hier ist der Küstenwanderweg nicht mehr einsam, in Hellnar schon eher. Auf dem Parkplatz ein Food-Truck mit Fish & Chips. Riesige Portionen, für isländische Verhältnisse günstig - und legendär. Der pfiffige Betreiber hatte vor einigen Jahren die Idee, da kannte die Fisch-Pommes-Kombi auf der Insel kein Schw..., äh, Troll. Touristen bissen an, Einheimische erst recht. Die Schlangen waren lang, die Kasse klingelte - und tut es noch. Das Geheimnis der grandiosen Pommes-Würzmischung habe ich leider trotz mehrfachen Besuchs nicht lüften können.

Berühmteste Felsformation in der Gegend von Arnarstapi: der Gatklettur ("Lochfelsen")


Kirche von Budir:
Die kleine Kirche von 1848 ist eine der ältesten Holzkirchen Islands, die umliegende Landschaft mit Bergen, Meer und einem alten Lavafeld tut ihr Übriges. Ein hübsches Ding und aus allen möglichen Perspektiven ziemlich fotogen.



Budirkirkja, im Hintergrund der Snæfellsjökull


Bjarnafoss:
Nicht weit von Budir stürzt der hübsche Bjarnafoss spektakulär den Berghang hinab, sein Dunst ist schon von Weitem zu sehen. Liegt am und auf dem Weg. Praktisch für eine Stippvisite. Wer - anders als wir - zu ihm hochsteigen will, muss ein wenig mehr Zeit einplanen.



Raudfeldsgja-Schlucht:
Die Zeiten, als diese verborgene Schlucht ein Geheimtipp war, sind lange vorbei. Vom auch in Corona-Zeiten gut gefüllten Parkplatz ist es nur ein kurzer Weg bis zum Eingang über einen Bach und durch eine schmale Felsspalte. Dahinter verbirgt sich ein Wunderland mit grün bemoosten Felswänden und einem kleinen Wasserfall.

Mystisch, mystisch: Der Eingang zur Schlucht


Die Brüder Raudfeldur und Sölvi sollen hier mit der Tochter des Halbtrolls Bardur gespielt haben. Der Sage nach verschwand sie dabei auf mysteriöse Weise. Aus lauter Wut hat Bardur die Brüder in die Schlucht gestürzt. Noch heute sollen ihre Geister hier ihr Unwesen treiben. Auf Island muss man auf alles gefasst sein.



Klettermaxe können hinter dem Wasserfall noch tiefer in die Schlucht vordringen. Wir waren nicht entsprechend ausgerüstet (nass!) und zudem defensiv (glitschig!). So oder so am besten früh da sein.

Ytri Tunga Strand:
Weißer Strand, dessen Beliebtheit - obwohl nicht ausgeschildert - zusehends wächst. Das dürfte nicht nur an der schönen Kulisse, sondern vor allem an den Robben liegen, die hier bräsig herumliegen. Die besten Monate sind Juni und Juli.

Sie ist ein Model und sie sieht gut aus...


Ohnehin ist der Ytri Tunga tierreich. Eiderenten, Austernfischer, ein ferner Orca und die allgegenwärtigen Krias.







Auf dem Golfplatz in der Nähe sind Sportler in Not. Vogelplage statt Putten. Ganze Schwärme attackieren sie auf dem gepflegten Grün, das die Vögel für sich beanspruchen. Da hilft nur eins: den Schläger hoch genommen und die Beine in die Hand! Ganz schön t(d)rollig, diese Krias!

Küstenseeschwalben stürzen sich während der Brutzeit auf alles, was sich bewegt - sogar auf Autos. Diese Exemplare sind glücklicherweise auf Fisch und nicht auf unseren Skalp aus.


Berserkjahraun:
Das Beste kommt zum Schluss. Berserkjahraun. Der Name sagt alles. Ein von Kraterreihen durchsetztes Lavafeld, wild und ungezähmt, das wir 2019 nicht auf dem Zettel und eher zufällig bei unserer Fahrt über die Straße 56 entdeckt hatten. Spontan stoppten wir an einem Parkplatz und machten einen kleinen Spaziergang durch diese raue und dabei so zauberhafte Landschaft, ohne genau zu wissen, wie sie eigentlich heißt und woher sie rührt.



Ein Jahr später hatten wir uns etwas schlau gemacht. Vor 4000 Jahren brachen vier benachbarte Schlackenkrater in kurzen Intervallen aus. Die Lava ergoss sich teilweise direkt bis ins Meer und staute Flüsse zu zwei märchenhaften Seen auf: den Selvallavatn und den Kothraunsvatn.



Diese Mondlandschaft kann auf einer wenige Kilometer langen Piste durchfahren werden. Auf der Straße 558 ("Berserkjahraunsvegur") rumpeln wir entlang der Kraterreihe, die dieser faszinierenden Umgebung ihr Gesicht gegeben hat. Nur wenige Meter vom makellosen Asphalt entfernt fühlen wir uns abgeschieden wie im Hochland.





Wundersame Lavatürme und butterweiche Moospolster, eine bizarre Landschaft in gedeckten Tönen.



Dazwischen die roten Krater, die sich über Pfade ersteigen lassen. Der Blick von oben reicht bis zum Meer. Es ist atemberaubend - und für mich eine der schönsten Entdeckungen auf Island.

Aufstieg zum Krater,...


...den wir 2019 nur von unten bewundert haben (hinten rechts).


Und der Blick von oben


Zurück auf der Straße 56 und auf Asphalt, machen wir beim Parkplatz einen letzten Halt. Ganz in der Nähe - wenn auch von der Straße aus nicht zu sehen - liegt links der Sheep's Waterfall, der so heißt, weil sich häufig Schafe in die dahinterliegende kleine Höhle zurückziehen.



An diesem Tag ist das nicht der Fall, und so haben wir den Blick durch den Wasservorhang ganz für uns.



Danach heißt es Abschied nehmen von Snaefellsness, wenn auch noch nicht von Island. Doch das letzte Kapitel und damit das Ende dieser Reise rückt unweigerlich näher...

Letzte Änderung: 15 Jan 2021 20:59 von Beatnick.
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