THEMA: Im Lande des Simón.....ein emotionaler Höllenritt!
04 Okt 2020 11:25 #595994
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Alles was wir bisher gesehen haben, und das ist sehr viel, ist nur Beiwerk zum eigentlichen Grund für unsere Reise nach Bolivien! Wir waren bereits mehrfach im Nordwesten von Argentinien und im Norden von Chile unterwegs gewesen und das hat riesig Lust auf mehr gemacht! Nun brechen wir auf in die Region südlich und westlich von La Paz, gekennzeichnet durch die Lage auf dem Altiplano, zwischen den Bergriesen der Cordillera Real und der Cordillera occidental, auf ca. 4000-4500 m, karg, trocken, flache, teilweise trockene Salzseen.







Zunächst geht es Richtung Südwesten zu dem vielleicht schönsten und höchsten Berg Boliviens.....den Sajama!

[busko-pedia:.....Nevado Sajama ist gleich aus mehreren Gründen etwas ganz besonderes; Mit 6542 m Boliviens höchster Berg; Freistehend - er steigt, symmetrisch und unnahbar direkt aus der darum liegenden Hochebene (die auf etwa 4200-4500 m liegt) auf und befindet sich etwas östlich des Kauptkammes der Cordillera occidental; Der Sajama ist ein Schildvulkan, dadurch gekennzeichnet, dass er keinen Krater besitzt]

Wir nähern uns langsam den Berg, der bereits aus über 50 km gut zu sehen ist, halten immer wieder und staunen.








Selbst hier gibt es immer wieder Flora und Fauna die diese unwirtliche evolutionäre Nische besetzen!



Wir beabsichtigen im kleinen Dorf Sajama (4260 m) eine Unterkunft zu suchen, fahren dann aber weiter, weil wir uns schnell einig sind, dass eine Übernachtung in unserem Zelt zwar sehr kalt werden wird, es aber garantiert ohne Läuse, Milben und sonst welche Kriech- und Krabbeltiere von statten gehen wird!!! Ja, Sajama machte (damals) einen sehr unangenehmen Eindruck!
Wir fahren also weiter, Richtung Nordosten, also um den Sajama herum. Der Weg ist schlecht und geht stetig nach oben. Irgendwann finden wir einen gut übersichtlichen, flachen Lagerplatz, bauen unsere Zelte auf (u.a. Robbens Sikkens) und geniessen den späten Nachmittag und den Sonnenuntergang in vollen Zügen. Wir kochen etwas auf unserem Trangia, Nudeln & irgendwas und viel Tee und Kaffee, denn es wird bei Sonnenuntergang sehr plötzlich, sehr kalt!!! Die Höhe und trockene, klare Luft bewirken, dass die Temperatur innerhalb von kurzer Zeit von noch angenehmen ca. 15 Grad auf (geschätzt) etwa -15 Grad abfällt!
Wir essen und trinken schnell, lassen alles liegen und stehen, verschwinden in unsere Schlafsäcke und verbringen die unangenehmste Nacht der gesamten Reise.....an Schlaf ist nur zu denken.....sporadisch nicken wir wohl ein, aber die Höhe und Kälte verhindern einen längeren, tieferen Schlaf.


Eine wunderschöne Abendstimmung.....wenn es nur nicht so kalt wäre!




So kalt.....aber soooo schön!


Der treue Trangia ist gut zu erkennen.





Am nächsten Morgen entdecken wir in der unmittelbaren Nähe unseres Lagers warme Quellen! Das ist herrlich; die tiefgefrorene Glieder in das warme Wasser zu hängen, auch wenn man vorher eine dünne Eisschicht über das darunter fliessende Wasser aufbrechen muss.
Wir machen noch ein Paar Fotos, vollenden unsere Umfahrung des Berges und machen uns dann, über Ururo auf nach Uyuni.


Der Sajama steht ganz klar und unschuldig da.....als wäre nichts gewesen!


Ich steige auf eine kleine Anhöhe (bei der Höhe ist jeder Schritt nach oben schon anstrengend) und sehe das "Zwillingspärchen", nein.....nicht Kastor & Pollux, sondern Parinacota & Pomerape.
Parinacota ist ein Bilderbuch-Vulkan! Perfekt symmetrisch, steil und mit Krater inklusive Kratersee versehen.
[busko-pedia:.....P&P sind die fünft und sechst höchsten Berge in Bolivien, mit 6370 bzw. 6280 m]


Parinacota mit kleinem Bergsee und den, in dieser Gegend obligatorischen Anden-Flamingos.


Eine kleine (aber typische) Kirche im nirgendwo kommt pituresk daher und lässt sich auf verschiedener Weise mit dem Sajama auf ein Bild bugsieren.....


Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir! - Konrad Lorenz
Letzte Änderung: 06 Okt 2020 12:19 von busko.
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04 Okt 2020 12:16 #596001
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Oh Busko...auch wir haben gefroren obwohl wir im Albergue Tomarapi übernachteten!! Das wunderschöne Licht am frühen Morgen entschädigte für alles Frieren....es war im Mai.
In der Ferne die Zwillinge Pomarapi und Parinacota auf der Seite von Chile !
Ich freue mich auf die Fortsetztung!
Grüessli
Malbec
Letzte Änderung: 04 Okt 2020 12:17 von Malbec.
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05 Okt 2020 10:04 #596046
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Es geht weiter nach Oruro und somit zurück auf die Hauptstrasse (Schotterpiste in einigermassen gutem Zustand) zwischen La Paz und Uyuni.

[Das Dreiländereck; Argentinien/Bolivien/Chile (alphabetisch - ohne Wertung!), ist für mich der Brennpunkt des südamerikanischen Kontinents schlechthin. Diese länderübergreifende Region ist durch Höhe, Kargheit, Trockenheit, hohe Vulkane, Salzseen und eine durch genau diese Bedingungen hervorgerufene sehr gute und klare Sicht gekennzeichnet.]

Wir fahren an einige mehr oder weniger trockene Salzseen vorbei, unter anderem auch den Lago Poopó.....und.....ja, es stimmt, dies ist auch das "Hinter"-Ende der Welt!
Weiter geht`s nach Uyuní, wo wir eine ganz nette, wenn auch etwas "alternative" Herberge finden, bei einem leicht abgewrackt wirkenden Schweizer Aussteiger. Die Innenausstattung des Etablissements ist freundlich, grün und wie gesagt auch "unüberriechbar alternativ".....es gefällt uns auf Anhieb!
Uyuní selbst war damals keine Prachtstadt, eher ein kleines Dorf mit einer Eisenbahnstation, etwas Salzgewinnung, etwas Landwirtschaft (Kakteen und Llamas) und der damals noch kleine, aber bereits aufkeimende Tourismus.
Der Eigentümer der Herberge rät emphatisch von eine Selbstfahrer-Weiterfahrt ab. Wir hadern noch ein wenig, entscheiden uns dann aber doch das Auto stehen zu lassen und einen Fahrer mit Fahrzeug für die Schleife von Uyuní über die Lagunas, chilenischer Grenze und zurück zu engagieren. Im Nachhinein war das auch die richtige Entscheidung.
Wir fahren also mit unserem Fahrer in den Salar de Uyuní, zunächst zum Salzhotel welches wir staunend besichtigen aber nicht verbleiben, dann zur Isla del Pescado, ein inzwischen gut bekanntes "Muss"-Ziel in dieser Region.


Immer wieder "Löcher" in der Salzkruste aus denen Wasser aufquillt.....von den Einheimischen treffend "Ojos" genannt!


Man kann kreuz und quer übers Salz fahren, sollte sich aber etwas auskennen um nicht in so einem "Ojo" eine Achse zu "hinterlassen"!


Das Salzhotel.....grösstenteils aus Salz gefertigt!


Selbst Tische, Stühle und Betten sind aus dicke "Salzsteine" gefertigt.



Isla del Pescado mit Kakteenpracht!


Die "Insel" hebt sich durch das dunkle, vukanische Gestein, insbesondere aber durch den wahnsinnigen Kontrast zwischen Gestein und Salz ab.











.....und so sieht ein Radkasten nach ca. 100 km Salzsee aus!.....wir verstehen plötzlich warum unser Landcruiser so angegammelt aussieht!.....gut, dass es nicht mein Fahrzeug ist!

[busko-pedia:.....Der auf ca. 3700 m in einem riesigen, von Vulkanen umgebenen Talkessel gelegene Salar de Uyuní ist mit seinen 11600 km², 140 km Länge, 110 km Breite, bis 250 m Tiefe der mit Abstand grösste Salzsee der Welt]

[Damals war die Elektromobilität noch nicht mal in die Nähe des Horizonts gerückt so, dass die Salzgewinnung im Salzsee eine sehr kleine, von Familien, mehr oder weniger per Hand betriebene Sache war die mehr oder weniger unauffällig am Rande des Salars, an der Oberfläche stattfand und lediglich zur Gewinnung von Speisesalz diente. Mit dem kometenhaften Aufkommen der Elektromobilität wird nun industriell, mit grössten Maschinen, tief im Salz des Salars das Lithium für die Akkumulatoren der Elektro-Autos gewonnen!.....eine schreiende Schande wie dieses Kleinod der Menschheit verschandelt wird! Leider befinden sich im Salz des Sees ein wesentlicher Anteil des leicht zugänglichen Lithiums unseres Planeten!.....damit ist die Todesglocke wohl eingeleutet!]

Die Fahrt geht in südliche Richtung weiter. Wir sehen einen Militärposten der uns laut lachen lässt; Das Gebäude hat die Form einer mittelalterlichen Burg, mit Zinnen und Türmchen, wobei letztere allerdings eine merkwürdige, eierförmige Form haben?! Die "Burg" ist vollständig in Tarnfarbe gestrichen, die sich allerdings genau wegen des "Tarnanstriches" wunderbar von der eintönigen Umgebung abhebt und so erst richtig sichtbar wird!.....wir lachen herzlich und taufen das merkwürdige Bauwerk kurzerhand "Die Eierburg"!

Wir fahren weiter, sehen einige Andenbewohner.....




.....sowie "ehemalige" Andenbewohner!


Wir sehen erstmals den Volcán Ollagüe, ein sehr imposanter, aktiver Vulkan.



.....wir kommen näher und fahren östlich vorbei.....

Die oben bereits andeutungsweise links oben am Berg zu sehende "solfaterra" war bei einer unserer vorherigen Reisen in 1997 durch u.a. den chilenischen Norden von der anderen Seite gut zu sehen.....



"A room with(out) a view!"

[Als wir in 1997 im kleinen, chilenischen Grenzort an der Nordseite des Volkán Ollagüe an kamen, war es bereits spät am Nachmittag und wir sahen uns gezwungen eine Unterkunft für die Nacht zu suchen. In unserer Not sind wir im "Inka Wasi" gelandet, ein nicht nur "nicht sehr vertauenserweckendes", sondern ein "sehr nicht-vertrauenserweckendes" Etablissement! Es hatte so gut wie keine Fenster, wie auch aus der "kuscheligen" Bar zu erahnen. Die Zimmer hatten einen Lehm-Boden, ein Bett, 4 Wände, keine Fenster, eine Glühlampe die an einem Draht aus der Decke hing und, um alles schnuckelig abzurunden, eine Bar-ähnliche Tür, mit oben und unten einen Spalt von guten 20-30 cm!]


Schlagzeile....."Dinosaurier verschlingt den Ollagüe!"

[busko-pedia:....."Ollagüe" wird eher wie "Ojag-u-e" ausgesprochen, wobei das "o" wie das in "osten", das "j" wie im französischen "je t`aime" ausgesprochen wird. Das Umlaut auf dem "u" verändert nicht die Aussprache des "u", sondern deutet an, dass "u" und "e" selbständig ausgesprochen werden sollen.
Der Volcán Ollagüe ist 5870 m hoch und liegt genau auf der Grenze nach Chile]
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Letzte Änderung: 05 Okt 2020 14:51 von busko.
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Hallo busko, ich bin erst jetzt in diesen RB eingestiegen und kann nur sagen WOW! was für eine Landschaft! Ich habe schon Teile der Anden zwischen Argentinien und Chile und in Peru kennengelernt, aber die bolivianische Seite hat nochmal ihren ganz eigenen Charakter. Da bekommt man sofort Lust loszufahren. Danke für den Bericht und die eindrucksvollen Fotos.
Grüße
Gu-Ko
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05 Okt 2020 15:38 #596060
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  • busko am 04 Okt 2020 11:25
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Hallo Gu-ko!

.....und.....willkommen auf unserer Reise!

Wir haben diese Region bereits aus alle 3 Länder sehen dürfen und, ich muss sagen, die bolivianische Seite ist am extremsten.
Alle 3 haben ihre eigenen Reize; die Gegend um San Pedro de Atacama in Chile, mit Salzsee, Flamingos und Valle de la Luna ist "anders" einmalig und die Quebradas im argentinischen Nordwesten sowie die Berglandschaft um den Ojos del Salado sind ebenso wunderschön. Die bolivianische Seite zeichnet sich durch die besondere Höhe des dortigen Altiplanos und die hiermit einher gehenden Eigenschaften der Landschaft und des Lichtes aus.

Wenn du dich zu solchen Landschaften hingezogen fühlst, dann erstmal "willkommen im Klub!" und zweitens,.....bleib dran, denn das beste kommt noch und zwar im nächsten Kapitel!

Liebe Grüsse,
busko
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Letzte Änderung: 05 Okt 2020 15:40 von busko.
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05 Okt 2020 16:01 #596061
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  • Malbec am 04 Okt 2020 12:16
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Mit dem kometenhaften Aufkommen der Elektromobilität wird nun industriell, mit grössten Maschinen, tief im Salz des Salars das Lithium für die Akkumulatoren der Elektro-Autos gewonnen!.....eine schreiende Schande wie dieses Kleinod der Menschheit verschandelt wird! Leider befinden sich im Salz des Sees ein wesentlicher Anteil des leicht zugänglichen Lithiums unseres Planeten!.....damit ist die Todesglocke wohl eingeleutet!]
DESHALB KAUFEN WIR KEIN E-AUTO!!!!
Malbec
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