THEMA: Im Lande des Simón.....ein emotionaler Höllenritt!
02 Okt 2020 08:48 #595900
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Wir fahren von Tiquina in östliche Richtung mit Tagesziel Sorata weiter, über die (namenlose) Passhöhe (4270 m ü.n.N.) und schauen erstmals auf dieser Reise nach Osten vom Haupt Andenkamm (Cordillera Real) in das endlose Amazonasbecken. Es ist ein schier atemstockendes Erlebnis. Die Täler sind enorm gross, wie nichts was wir sonst irgendwo jemals gesehen haben.....nicht einmal aus dem Himalaya sind uns solche Dimensionen bekannt!


Waschtag auf bolivianisch! Kurz vor der Überquerung des Andenkammes Richtung Sorata.


Erstmal ein Päuschen machen.....man kann ja auch im Sitzen der Wäsche beim trocknen zuschauen!


Im Hintergrund einer der Bergriesen der Anden.....Ancohuma!
[busko-pedia:.....Mit 6425 m, der dritthöchste Berg in Bolivien.]


Unglaublich grosse Landschaften erwarten uns an der östlichen Flanke der Cordillera Real.

Es geht auf einer ausserordentlich kurvigen Strasse weiter Richtung Sorata, wo die Strasse auch prompt endet. Das Dorf liegt in einem schmalen Tal so, dass die Sicht nicht besonders gut ist, Wir werden dafür von der tropischen Grüne schlichtweg umgehauen, vor allem auch wegen des Kontrastes zum kargen, kalten Altiplano!




Zwei "Turtel"-Caracaras. (Leider etwas unscharf!)


Sorata, ein eher armes, schmuddeliges "cul de sac" Dorf!




Muss wohl eine Bank sein?! Erweckt bei uns zumindest nicht ein übertriebenes Gefühl von Sicherheit!

Wir fahren die Passstrasse wieder hoch und weiter in Richtung La Paz.
Etwas Zivilisation tanken und dann machen wir noch einen Tagesausflug auf der Ruta Chacaltaya. Die Strasse windet sich immer höher hinauf, wird schlechter und schmaler und endet in einem Ruinendorf.....






.....Ruinendorf.....?


Als auf einem Mal Kinder, wie durch Geisterhand, auftauchen wird uns mit Schrecken und nicht wenig Erstaunen klar, dass das Dorf durchaus bewohnt ist!!!




"Pampa" an Lago Milluni.


"nur" Pampa!


.....immer wieder, von fast überall gut zu sehen thront der Illimani - Hausberg von La Paz, weissglänzend, erhaben über alles!
[busko-pedia:.....Der Illimani ist mit seinen 6440 m der zweithöchste Berg Boliviens.]

Noch etwas Kulturhistorie und lokal couleur in La Paz.....





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03 Okt 2020 10:19 #595945
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Wir verlassen La Paz erneut und fahren Richtung Osten. Die Strasse gewinnt ständig an Höhe und erreicht seinen Höhepunkt im La Cumbre (der Gipfel) Pass, mit seinen 4670 m einer der höchsten Pässe überhaupt über die Cordillera Real ins Amazonasbecken. Die Höhe macht sich bei Mensch und Maschine bemerkt, beide bekommen entscheidend zu wenig Luft! Das macht sich einerseits als Atemlosigkeit, andererseits als deutliche Leistungsabnahme bemerklich. Jetzt bräuchte man einen guten Superlader (Kompressor) um Luft in die Kolben zu pressen!





Nach Überschreitung des Passes, öffnet sich die Unendlichkeit des Amazonasbeckens vor uns.....zunächst noch Wolken verhangen, dann immer grandioser und gewaltiger. Wenn mir eins aus dieser Gegend im Gedächtnis eingebrannt ist, dann ist es die enorme Grösse dieser Landschaft!
[Die tropischen Hänge in dieser Region östlich der Cordillera Real stehen als "die Jungas" bekannt]


Von der Passhöhe Richtung Osten.









Wir fahren in teilweise engen Serpentinen steil runter, alles ist auf einem Mal tropisch grün, überall wächst und gedeiht es; kleine Felder sind mit tropischen Pflanzen bepflanzt, zwischendrin immer wieder Coca-Plantagen und naturbelassene Urwald-"Enklaven". Es geht nach Südosten zur kleinen Stadt Chulimani wo wir eine Nacht verbringen und uns an dem üppigen Grün kaum satt sehen können.








Ja, richtig gesehen.....Cocablätter trocknen in der Sonne!




Die kleine Stadt Chulumani auf einem Bergrücken in den Jungas.



Die doch sehr gut sichtbaren und offensichtlich nicht "heimlichen" Coca-Plantagen interessieren uns und wir kommen darüber mit Einheimische ins Gespräch. Wir meinen, dass doch vor wenigen Jahren Bolivien sich unter internationalem Druck dazu bereit erklärt hätte eine Obergrenze des Coca-Anbaus festzulegen, die alljährlich um einen gewissen Prozentsatz dann reduziert werden sollte!? Unser Gesprächspartner lachte nur laut und sagte, dass die damals festgelegte Obergrenze (die eigentlich den damaligen "Ist"-Zustand hätte abbilden sollen) so hoch gewählt worden wäre, dass sie auch Heute (Jahr 2000), trotz Degression noch lange nicht erreicht sei! Ja, auch so kann man "mitspielen", Sanktionen vermeiden und gleichzeitig die Campesinos zufrieden stellen!

Wir sind mit einer Engländerin verabredet, die vor vielen Jahren in diese Region gekommen war, sich in Land und Leute verliebt hatte und geblieben war. Sie betreibt einen kleinen Hof und bietet auch botanische Führungen in diese sehr artenreiche Gegend an. Mit ihr machen wir eine Tour die über ca. 500 Höhenmeter an einer Bergflanke geht und somit durch einige botanische Zonen führt. Es ist hoch interessant, es sind aber, wegen der schlechten Lichtverhältnisse und vor allem des schlammigen Untergrunds, wenige Bilder entstanden. Am Anfang der Tour sagte uns die Dame dann noch, mit typischem englischen "Understatement": "You may want to watch for the chiggers!" Diese Information geht, nicht zuletzt wegen der beiläufigen Art, bei uns unter, aber einige Stunden später, auf dem Weg nach Coroico fängt es bei einigen von uns an zu pieken und zu jucken....."Welcome to the world of chiggers!!!" Chiggers sind winzig kleine Milben, die wiederholt beissen und einen starken Juckreiz auslösen. In Coroico angekommen baden wir alle erst einmal und waschen sämtliche Kleidung die wir an dem Tag getragen haben.....so beschränkt sich die Pest auf wenige Tage!






Coca Feld.





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04 Okt 2020 11:25 #595994
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Alles was wir bisher gesehen haben, und das ist sehr viel, ist nur Beiwerk zum eigentlichen Grund für unsere Reise nach Bolivien! Wir waren bereits mehrfach im Nordwesten von Argentinien und im Norden von Chile unterwegs gewesen und das hat riesig Lust auf mehr gemacht! Nun brechen wir auf in die Region südlich und westlich von La Paz, gekennzeichnet durch die Lage auf dem Altiplano, zwischen den Bergriesen der Cordillera Real und der Cordillera occidental, auf ca. 4000-4500 m, karg, trocken, flache, teilweise trockene Salzseen.







Zunächst geht es Richtung Südwesten zu dem vielleicht schönsten und höchsten Berg Boliviens.....den Sajama!

[busko-pedia:.....Nevado Sajama ist gleich aus mehreren Gründen etwas ganz besonderes; Mit 6542 m Boliviens höchster Berg; Freistehend - er steigt, symmetrisch und unnahbar direkt aus der darum liegenden Hochebene (die auf etwa 4200-4500 m liegt) auf und befindet sich etwas östlich des Kauptkammes der Cordillera occidental; Der Sajama ist ein Schildvulkan, dadurch gekennzeichnet, dass er keinen Krater besitzt]

Wir nähern uns langsam den Berg, der bereits aus über 50 km gut zu sehen ist, halten immer wieder und staunen.








Selbst hier gibt es immer wieder Flora und Fauna die diese unwirtliche evolutionäre Nische besetzen!



Wir beabsichtigen im kleinen Dorf Sajama (4260 m) eine Unterkunft zu suchen, fahren dann aber weiter, weil wir uns schnell einig sind, dass eine Übernachtung in unserem Zelt zwar sehr kalt werden wird, es aber garantiert ohne Läuse, Milben und sonst welche Kriech- und Krabbeltiere von statten gehen wird!!! Ja, Sajama machte (damals) einen sehr unangenehmen Eindruck!
Wir fahren also weiter, Richtung Nordosten, also um den Sajama herum. Der Weg ist schlecht und geht stetig nach oben. Irgendwann finden wir einen gut übersichtlichen, flachen Lagerplatz, bauen unsere Zelte auf (u.a. Robbens Sikkens) und geniessen den späten Nachmittag und den Sonnenuntergang in vollen Zügen. Wir kochen etwas auf unserem Trangia, Nudeln & irgendwas und viel Tee und Kaffee, denn es wird bei Sonnenuntergang sehr plötzlich, sehr kalt!!! Die Höhe und trockene, klare Luft bewirken, dass die Temperatur innerhalb von kurzer Zeit von noch angenehmen ca. 15 Grad auf (geschätzt) etwa -15 Grad abfällt!
Wir essen und trinken schnell, lassen alles liegen und stehen, verschwinden in unsere Schlafsäcke und verbringen die unangenehmste Nacht der gesamten Reise.....an Schlaf ist nur zu denken.....sporadisch nicken wir wohl ein, aber die Höhe und Kälte verhindern einen längeren, tieferen Schlaf.


Eine wunderschöne Abendstimmung.....wenn es nur nicht so kalt wäre!




So kalt.....aber soooo schön!


Der treue Trangia ist gut zu erkennen.





Am nächsten Morgen entdecken wir in der unmittelbaren Nähe unseres Lagers warme Quellen! Das ist herrlich; die tiefgefrorene Glieder in das warme Wasser zu hängen, auch wenn man vorher eine dünne Eisschicht über das darunter fliessende Wasser aufbrechen muss.
Wir machen noch ein Paar Fotos, vollenden unsere Umfahrung des Berges und machen uns dann, über Ururo auf nach Uyuni.


Der Sajama steht ganz klar und unschuldig da.....als wäre nichts gewesen!


Ich steige auf eine kleine Anhöhe (bei der Höhe ist jeder Schritt nach oben schon anstrengend) und sehe das "Zwillingspärchen", nein.....nicht Kastor & Pollux, sondern Parinacota & Pomerape.
Parinacota ist ein Bilderbuch-Vulkan! Perfekt symmetrisch, steil und mit Krater inklusive Kratersee versehen.
[busko-pedia:.....P&P sind die fünft und sechst höchsten Berge in Bolivien, mit 6370 bzw. 6280 m]


Parinacota mit kleinem Bergsee und den, in dieser Gegend obligatorischen Anden-Flamingos.


Eine kleine (aber typische) Kirche im nirgendwo kommt pituresk daher und lässt sich auf verschiedener Weise mit dem Sajama auf ein Bild bugsieren.....


Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir! - Konrad Lorenz
Letzte Änderung: 06 Okt 2020 12:19 von busko.
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05 Okt 2020 10:04 #596046
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Es geht weiter nach Oruro und somit zurück auf die Hauptstrasse (Schotterpiste in einigermassen gutem Zustand) zwischen La Paz und Uyuni.

[Das Dreiländereck; Argentinien/Bolivien/Chile (alphabetisch - ohne Wertung!), ist für mich der Brennpunkt des südamerikanischen Kontinents schlechthin. Diese länderübergreifende Region ist durch Höhe, Kargheit, Trockenheit, hohe Vulkane, Salzseen und eine durch genau diese Bedingungen hervorgerufene sehr gute und klare Sicht gekennzeichnet.]

Wir fahren an einige mehr oder weniger trockene Salzseen vorbei, unter anderem auch den Lago Poopó.....und.....ja, es stimmt, dies ist auch das "Hinter"-Ende der Welt!
Weiter geht`s nach Uyuní, wo wir eine ganz nette, wenn auch etwas "alternative" Herberge finden, bei einem leicht abgewrackt wirkenden Schweizer Aussteiger. Die Innenausstattung des Etablissements ist freundlich, grün und wie gesagt auch "unüberriechbar alternativ".....es gefällt uns auf Anhieb!
Uyuní selbst war damals keine Prachtstadt, eher ein kleines Dorf mit einer Eisenbahnstation, etwas Salzgewinnung, etwas Landwirtschaft (Kakteen und Llamas) und der damals noch kleine, aber bereits aufkeimende Tourismus.
Der Eigentümer der Herberge rät emphatisch von eine Selbstfahrer-Weiterfahrt ab. Wir hadern noch ein wenig, entscheiden uns dann aber doch das Auto stehen zu lassen und einen Fahrer mit Fahrzeug für die Schleife von Uyuní über die Lagunas, chilenischer Grenze und zurück zu engagieren. Im Nachhinein war das auch die richtige Entscheidung.
Wir fahren also mit unserem Fahrer in den Salar de Uyuní, zunächst zum Salzhotel welches wir staunend besichtigen aber nicht verbleiben, dann zur Isla del Pescado, ein inzwischen gut bekanntes "Muss"-Ziel in dieser Region.


Immer wieder "Löcher" in der Salzkruste aus denen Wasser aufquillt.....von den Einheimischen treffend "Ojos" genannt!


Man kann kreuz und quer übers Salz fahren, sollte sich aber etwas auskennen um nicht in so einem "Ojo" eine Achse zu "hinterlassen"!


Das Salzhotel.....grösstenteils aus Salz gefertigt!


Selbst Tische, Stühle und Betten sind aus dicke "Salzsteine" gefertigt.



Isla del Pescado mit Kakteenpracht!


Die "Insel" hebt sich durch das dunkle, vukanische Gestein, insbesondere aber durch den wahnsinnigen Kontrast zwischen Gestein und Salz ab.











.....und so sieht ein Radkasten nach ca. 100 km Salzsee aus!.....wir verstehen plötzlich warum unser Landcruiser so angegammelt aussieht!.....gut, dass es nicht mein Fahrzeug ist!

[busko-pedia:.....Der auf ca. 3700 m in einem riesigen, von Vulkanen umgebenen Talkessel gelegene Salar de Uyuní ist mit seinen 11600 km², 140 km Länge, 110 km Breite, bis 250 m Tiefe der mit Abstand grösste Salzsee der Welt]

[Damals war die Elektromobilität noch nicht mal in die Nähe des Horizonts gerückt so, dass die Salzgewinnung im Salzsee eine sehr kleine, von Familien, mehr oder weniger per Hand betriebene Sache war die mehr oder weniger unauffällig am Rande des Salars, an der Oberfläche stattfand und lediglich zur Gewinnung von Speisesalz diente. Mit dem kometenhaften Aufkommen der Elektromobilität wird nun industriell, mit grössten Maschinen, tief im Salz des Salars das Lithium für die Akkumulatoren der Elektro-Autos gewonnen!.....eine schreiende Schande wie dieses Kleinod der Menschheit verschandelt wird! Leider befinden sich im Salz des Sees ein wesentlicher Anteil des leicht zugänglichen Lithiums unseres Planeten!.....damit ist die Todesglocke wohl eingeleutet!]

Die Fahrt geht in südliche Richtung weiter. Wir sehen einen Militärposten der uns laut lachen lässt; Das Gebäude hat die Form einer mittelalterlichen Burg, mit Zinnen und Türmchen, wobei letztere allerdings eine merkwürdige, eierförmige Form haben?! Die "Burg" ist vollständig in Tarnfarbe gestrichen, die sich allerdings genau wegen des "Tarnanstriches" wunderbar von der eintönigen Umgebung abhebt und so erst richtig sichtbar wird!.....wir lachen herzlich und taufen das merkwürdige Bauwerk kurzerhand "Die Eierburg"!

Wir fahren weiter, sehen einige Andenbewohner.....




.....sowie "ehemalige" Andenbewohner!


Wir sehen erstmals den Volcán Ollagüe, ein sehr imposanter, aktiver Vulkan.



.....wir kommen näher und fahren östlich vorbei.....

Die oben bereits andeutungsweise links oben am Berg zu sehende "solfaterra" war bei einer unserer vorherigen Reisen in 1997 durch u.a. den chilenischen Norden von der anderen Seite gut zu sehen.....



"A room with(out) a view!"

[Als wir in 1997 im kleinen, chilenischen Grenzort an der Nordseite des Volkán Ollagüe an kamen, war es bereits spät am Nachmittag und wir sahen uns gezwungen eine Unterkunft für die Nacht zu suchen. In unserer Not sind wir im "Inka Wasi" gelandet, ein nicht nur "nicht sehr vertauenserweckendes", sondern ein "sehr nicht-vertrauenserweckendes" Etablissement! Es hatte so gut wie keine Fenster, wie auch aus der "kuscheligen" Bar zu erahnen. Die Zimmer hatten einen Lehm-Boden, ein Bett, 4 Wände, keine Fenster, eine Glühlampe die an einem Draht aus der Decke hing und, um alles schnuckelig abzurunden, eine Bar-ähnliche Tür, mit oben und unten einen Spalt von guten 20-30 cm!]


Schlagzeile....."Dinosaurier verschlingt den Ollagüe!"

[busko-pedia:....."Ollagüe" wird eher wie "Ojag-u-e" ausgesprochen, wobei das "o" wie das in "osten", das "j" wie im französischen "je t`aime" ausgesprochen wird. Das Umlaut auf dem "u" verändert nicht die Aussprache des "u", sondern deutet an, dass "u" und "e" selbständig ausgesprochen werden sollen.
Der Volcán Ollagüe ist 5870 m hoch und liegt genau auf der Grenze nach Chile]
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Letzte Änderung: 05 Okt 2020 14:51 von busko.
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06 Okt 2020 09:43 #596088
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Weiter geht es nach Süden, immer parallel zur an dieser Stelle Nord-Süd verlaufenden bolivianisch/chilenischen Grenze.
Die Landschaft wird immer schöner, karger und pastellfarben-extremer. Es geht vorbei an einige Lagunas, u.a. der Laguna Q´ara, die, fast künstlerisch mit Enten und Andenflamingos dekoriert daher kommt.
Vorbei auch an den direkt auf der Grenze liegenden, längsgestreckten Sairecabur (5980 m). Der Berg sieht eher wie eine farbenfrohe Schutthalde aus; die Farben, meist in Oker und Creme gehalten würden in ihre Vielfalt die Dachsteine von Siena vor Neid erblassen lassen!

























Gerade als wir denken es könnte nicht mehr extremer werden, fahren wir über einen Bergrücken und sehen vor uns ausgebreitet die sogenannte "Desierto Dalí". Der Name ist sehr gut gewählt, denn die Landschaft sieht tatsächlich einigen der großen Gemälde des Meisters (den ich persönlich übrigens sehr schätze!) erstaunlich ähnlich. Wir schauen uns einige der verworrenen "Skulpturen" an, die so genial von Wind und Wetter über Jahrtausende geschaffen worden sind und stoßen dabei auf die wirklich merkwürdigen Viscachas.....sieht aus wie Hase, aber mit langem Schwanz?!
Diese leben in den Felseninseln in der Wüste, teilweise auch sicherlich von dem so einladend wie saftiges Gras aussehenden, grünen Felsen-"Überzug".....aber aufgepasst!.....beim Sitzversuch hat sich einer von uns mehrere zig Dornen in den Hintern gezogen.....Das Zeug ist unerwartet hart und sehr fein-stachelig!


Desierto Dalí.




Bitte "sätzen sä säch!".....NICHT!


Hase mit langem Schwanz.....oder doch Murmeltier mit langen Ohren?


Der älteste, noch lebende Baum der Welt!.....oder doch ein riesen Pfifferling?.....genau so standen wir, rätzelnd davor.



Dann kommen wir zu meinem absoluten Sehnsuchtsort überhaupt auf diesem Planeten.....die Laguna Colorada!
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Letzte Änderung: 06 Okt 2020 11:13 von busko.
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07 Okt 2020 09:47 #596148
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Wir kommen Nachmittags am Refugio Huayllajara, unser Übernachtungsort, am nordwestlichen Rand der Laguna Colorada (4300 m) an und werden sofort von der Landschaft eingefangen.
Ich gehe auf eine kleine, felsige Landzunge, die nach Ost-Südost in die Laguna hineinragt und verliere mich vollkommen in die perfekte Schönheit dieser Landschaft!.....alles ist mir egal.....die Kälte, die Höhe, die Kopfschmerzen, der Hunger.....alles völlig egal!.....ich gehe vollkommen in diese Landschaft auf, könnte ewig nur hier sitzen und die Seele sanft über die zarten Farben der Laguna, die Bergsilhouetten schweifen lassen!









Es geht langsam Richtung Sonnenuntergang, die Sonne steht schon tiefer am Horizont und wirft Schatten von den Bergriesen Richtung Laguna. Die Bergsilhouetten sind zart in Schwarz- und Grautöne abgestuft, die Laguna, pittoresk mit Andenflamingos dekoriert, schillert jetzt in allen möglichen und einigen schier unmöglich erscheinenden Pastelltöne. Ich wische mir immer wieder die "Feuchtigkeit" aus den Augen, bin emotional ausgelaugt, vollkommen fertig, kann nicht mehr, bleibe trotzdem sitzen, verpasse das Abendessen im Refugio, aber es ist mir alles egal, völlig egal.....ich muss diesen kostbaren, kostbaren Moment bis zum letzten Lichtquant ausschöpfen!











[Es ist so verwirrend schön, dass einem irre Gedanken durch den Kopf schiessen;.....Kindheit, Schule, Studium, Ausbau der geistigen und, vor allem, emotionalen Fähigkeiten, Heirat, Kinder, geographisch-beruflicher Werdegang.....all das, alles,.....nur als Vehikel, als "Booster-stufe" um diese kleine Raumkapsel - "ich" - hier und jetzt an diesen Ort zu bringen!?]

Irgendwann merke ich, dass es vollkommen dunkel ist, ich total durchgefroren bin und gehe langsam, die Bilder im Kopf eingebrannt Richtung Refugio.

Am nächsten Morgen fahren wir noch vor Sonnenaufgang los zum höchsten Punkt (4850 m) den wir auf dieser Reise auf 4 Rädern erreichen werden, zum Sol de Manana, ein Gebiet mit starker geothermischer Aktivität inklusive Geysire und Schlammlöcher.














Immer wieder die gleiche Frage; "Was wollte der Leopard dort?"

Die Fahrt geht, noch am frühen Morgen zur Laguna Verde (4330 m) weiter wo wir die einmalige, früh-morgendliche Atmosphäre am Fuße des Volcán Licancabur genießen.
[busko-pedia:.....Der Volkán Licancabur ist 5920 m hoch, ein perfekt symmetrischer, markanter Vulkan mit Krater und Kratersee, der von weitem und von allen Seiten gut zu sehen ist.....auch z.B. von San Pedro de Atacama in Chile]


Licancabur; Laguna Verde.


Wunderbares Licht über der Laguna Blanca.

Wir treten jetzt die Rückfahrt nach Uyuní an. Unser Flieger geht in 5 Tage aus La Paz und wir müssen zusehen, dass wir uns langsam wieder nach Norden bewegen. Wir fahren nach Villa Mar, wo wir übernachten.....es gibt an diesem hässlichen Ort auch sonst gar nichts zu tun. Wir vermuten, dass unser Fahrer hier eine Bekannte hat, die er auf der Durchfahrt besuchen möchte!? Er nutzt den Nachmittag um das Fahrzeug (abenteuerlich) aufzubocken und die Blattfeder, die wegen fehlender Klammern auseinander klafft, mit Schlauch-Gummi-Streifen (???!!!) zu fixieren! Wir sind sehr skeptisch, aber es funktioniert tatsächlich und hält bis zum frühzeitigen, (aber dazu kommen wir noch.....) Ende unserer Reise mit dem Fahrer.


Fachmännische Blattfeder Reparatur auf Bolivianisch!

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Letzte Änderung: 07 Okt 2020 15:22 von busko.
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