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Tag 20
Letzter Tag in Norwegen. Ab 6 Uhr gab es Frühstück. Bereits um 6.45 Uhr hieß es Koffer verladen. Haben wir noch Urlaub oder sind wir jetzt schon auf der Flucht Richtung Alltagstrott? So früh waren wir noch nie dran! Dieser Tag begann mit dem, wie der gestrige Tag aufgehört hatte. Mit einem Wasserfall. Dem Steindalsfossen. Er ist nicht übermäßig hoch. Nur so rund 50 Meter. Aber er ist der einzige Wasserfall Norwegens, bei dem man hinter den Wasservorhang laufen kann und quasi durch die Wassermassen hindurchschaut. Dorthin gelangt man über eine kleine Steinbrücke. Zwei kleine Souvenirläden, davon eins mit integriertem Café, fügten sich richtig harmonisch ins Landschaftsbild und gaben verliehen diesem Ort sogar ein wenig Romantik. Ich konnte mir aber gut vorstellen, dass bei der Größe des Parkplatzes hier auch mal die Hölle los sein kann. Aber heute Vormittag waren wir die einzigen Touristen. Anschließend hieß es Endspurt mit Ziel Bergen, wo wir heute Nachmittag einschiffen würden. Am Hafen hielt Jürgen kurz für einen Fotostopp. Der Platz war ungünstig gewählt. Das hätte man sich auch sparen können. Das einzig Interessante lag vor uns. Die Stadt. Ein wenig am Hang hochgebaut. Voll im Gegenlicht, so dass ein vernünftiges Fotografieren fast unmöglich war. Es folgte das letzte ‚Highlight‘. Jürgen steuerte eine Parkbucht in der Nähe der Fløibahn an. Hier oder irgendwo hier in der Nähe würde Jürgen heute Nachmittag mit dem Bus wieder auf uns warten. Die Gruppe stieg aus und machte sich zu Fuß auf den Weg zur Bahnstation. Die Fløibahn ist eine Standseilbahn und fährt in 20minütigem Rhythmus auf den 320 m hohen Fløyen. Wir hatten riesiges Glück. Nachdem Sören die Tickets gekauft und verteilt hatte, konnten wir sofort durch die Absperrung gehen. Fünf Minuten später fuhr die erste Bahn nach oben. Auf dem Plateau hoch über der Stadt herrschte bereits ein reges Treiben. Man hat von hier einen spektakulären Blick auf Bergen. Es gibt ein Café sowie einen Souvenirladen. Hier könnte man es schon etwas länger aushalten. Die Meisten von uns nahmen aber recht schnell die Bahn nach unten. Dort angekommen, konnten wir uns ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Mittlerweile hatte sich eine lange Schlange am Kassenhäuschen gebildet. Man muss auch mal Glück haben! Bis zur Weiterfahrt war noch eine gute Stunde zur freien Verfügung und diese Zeit wollte optimal genutzt werden. Ich machte mich allein auf Achse. Erstens bin ich so schneller und zweitens kann ich hin-gehen wohin ich will. Und es gab so viel zu sehen. Der Markt am Hafen, die bunten Häuser, die ankernden Boote, das alles hatte richtig Flair. Meine Kamera hatte Hochbetrieb. Hauptanziehungspunkt hier unten am Hafen sind jedoch die bunten Holzhäuser des Hanseviertels Bryggen. Die Gebäude an der alten Landungsbrücke stehen unter Denkmalschutz. Zwischen den verschachtelten und engen Gängen befinden sich einige Läden und Cafés. Man kann hier Klamotten und jede Menge Souvenirs oder Kitsch kaufen. Bryggen wurde im Jahre 1979 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Bergen ist die ‚regenreichste Stadt Europas‘. Angeblich regnet es in Bergen an 240 Tagen im Jahr. Aber nicht, wenn wir da sind! Wenn Engel reisen! Ein fast wolkenloser Himmel und sommerliche Temperaturen. Wir haben es uns zum Schluss unseres Urlaubes auch verdient. Wenn mich einer gefragt hätte, welche Stadt denn nun schöner ist. Trondheim oder Bergen? Ich hätte mich für Bergen entschieden. Soweit eine Beurteilung bei so kurzer Anwesenheit überhaupt möglich war. Nun war es Zeit zum Bus zurückzukehren. Wir fuhren auf direktem Weg zum Hafen, der nicht weit vom Fløyen entfernt ist. Sören holte unsere Tickets und verteilte sie anschließend. Wir gingen wieder mit „kleinem Gepäck“ an Bord der M/S Stavangerfjord. Hier ertönte eine Lautsprecherdurchsage, dass die Kabinen von 8200 bis 8300 noch nicht bezugsfertig seien. Erst in einer Stunde wäre eine Belegung möglich. Mich betraf das nicht. Ich brachte meine Sachen in die Kabine. Diese Kabine lag innen. Bei der Buchung der Reise war keine Außenkabine mehr zu bekommen. Es war alles ausgebucht. So musste ich hiermit vorliebnehmen. Für diese eine Nacht wird das wohl gehen. Ein großes Bild an der Wand mit Wellen sollte wohl einen Blick durch ein Bullauge suggerieren. Auf Deck 10 ließ ich mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Es wehte eine leichte Brise. Der Blick hier oben über den Hafen und über die Stadt war toll. Unten sah man wie Jürgen unseren Bus langsam Richtung Schiffsbauch fuhr. So nach und nach kamen alle Reiseeteilnehmer ans Oberdeck. Die M/S Stavangerfjord lief kurz verspätet um 13.40 Uhr aus. Irgendwann fragte Peter in die Runde, wie es denn mit einem Bier aussieht. Peter! Du hast manchmal richtig geniale Ideen. Und so setzten wir uns mit sechs Leuten in eine sonnige, fast windstille Ecke und ließen uns beim Gedankenaustausch über die Erlebnisse der letzten Tage das ein oder andere Bierchen schmecken. Dann kam Jürgen auf mich zu. „Du!?“ sagte er. „Ja?“ „Ich hätte bald eine schöne Kabine gehabt. Man hat mir die Kabine 8150 gegeben.“ „Das ist meine.“ Leicht verdutzt schaute ich ihn an. „Das habe ich mir auch gedacht. Nachdem sie mir die Zimmerkarte ausgehändigt hatten, ging ich also zur Kabine 8150. Drinnen habe ich eine Fototasche und einen Rucksack gesehen und gedacht, komisch, das könnten Dieters Sachen sein.“ „Ja, super?! Kuscheln wir jetzt heute Nacht?“ „Nee“, sagte Jürgen. „Ich wollte mich ein wenig beschweren. Aber vergebens. Angeblich ist der Pott hier aus-gebucht. Gott sei Dank habe ich Sören noch ans Telefon bekommen. Der hat so seine Kontakte. Er hat sich mit der Reederei in Verbindung gesetzt und nun habe ich eine große Kabine für mich allein!“ „Prima. Für die eine Nacht wäre es aber auch gegangen, oder?“ Um 17.30 Uhr gab es das letzte Abendessen auf unserer Rundreise. Es war ein Buffet aufgebaut, wo es an nichts fehlte. Sogar die Getränke waren wieder inklusive. Heute lief das WM Endspiel Frankreich gegen Kroatien, das um 17 Uhr begann. Da Deutschland nicht im Endspiel war, interessierte es uns nicht so sonderlich. Als aber irgendwann der Zapfhahn vom Bierfass zugedreht wurde und wir mehr oder weniger auf-gefordert wurden zu gehen, gingen wir noch in die Sportsbar, um die letzte Viertelstunde des Spiels zu sehen. Gegen 22.30 Uhr ereilte uns doch die Müdigkeit. Der Tag war lang gewesen. Müdigkeit setzte ein und so langsam verschwand einer nach dem anderen in seiner Kabine. |
Letzte Änderung: 12 Jul 2020 16:59 von Papa Kenia.
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