THEMA: 2x Algerien (ein Reisebericht)
03 Jul 2020 16:17 #591441
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Auf schnellstem Wege in den Süden



Da wir heute die längste Etappe der Reise vor uns hatten, standen wir sehr früh auf. Das morgendliche Prozedere hatte sich inzwischen gut eingespielt. Gregor war immer als erster auf den Beinen und unser aller Wecker, wenn er mit den Vorbereitungen zum Frühstück begann. Bis zum Frühstück hatten wir Zeit die Zelte abzubauen und unsere Sachen so weit zu packen, dass sie auf den LKW verladen werden konnten. Dann gab es ein reichhaltiges leckeres Frühstück. Um die Zubereitung des Essens kümmerte sich Gregor, manchmal mit Eddy als Küchenhilfe. Tischdecken und Abwasch waren Aufgabe der Teilnehmer. Im Gegensatz zur ersten Reise mussten wir auch nicht auf dem Boden sitzen, sondern hatten Biertischgarnituren dabei. Eine echte Luxusreise

Dann wurde gemeinschaftlich der LKW beladen. Bereits auf Djerba hatte uns Gregor dabei sein System erläutert, damit alles rein passt und bei Bedarf auch schnell gefunden wird. Erstaunlich, wie viel in solch einen LKW rein passt.



Auch heute sollten wir den Asphalt erst ganz am Ende des Tages verlassen, denn wir wollten so schnell wie möglich in den Süden Algeriens, mit seinen fantastischen Landschaften.

Erster Zwischenstopp war dann in Touggourt. Das hatte gleich mehrere Gründe. Zum einen mussten wir hier unser Laissez-passer bei den Behörden abholen. Ohne einen solchen Passierschein, auf dem unsere geplante Strecke vermerkt ist, darf man die offiziellen Straßen im Süden nicht verlassen. Außerdem war an der Vorderradaufhängung des LKW etwas gebrochen und musste geschweißt werden.
Während sich Eddy um den Passierschein und Gregor um die Reparatur kümmerten, machten wir uns auf die Suche nach Baguette und frischem Gemüse für die nächsten Tage.



Von Touggourt aus geht es dann auf guter Strecke direkt Richtung Süden. Zu Anfang begleiten uns noch für kurze Zeit die Oasengärten der Stadt und dann gibt es nur noch Sand, Sand, Sand. Wir durchqueren den Grand Erg Oriental.

Auf Höhe von Hassi Messaoud waren reichlich Zeugnisse der Erdölexploration zu sehen, aber schon bald darauf gab es links und rechts der Straße wieder nichts als Sand.

Je weiter wir nach Süden kamen desto dunkler wurde der Sand. Es hatte fast den Eindruck, als hätte es hier vor kurzem sehr stark geregnet.




Hassi Bel Guebour als Ort zu bezeichnen wäre schon übertrieben. Trotzdem war es für uns ein wichtiger Versorgungspunkt. Hier gab es die letzte Tankstelle und das letzte Cafe bis Ilizi. Beides wurde von uns aufgesucht. Im Cafe tranken wir selbstverständlich den traditionellen The de Tuareg. Sehr starken und sehr süßen schwarzen Tee.



Das Highlight von Hassi Bel Guebour sind aber die etwas südlich gelegenen Quellen. Hier konnten wir uns das letzte Mal für längere Zeit einer umfassenden Körperpflege widmen.

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08 Jul 2020 15:53 #591751
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Hassi Bel Guebour – Gara Khannfoussa




Südlich von Hassi Bel Guebor verändert sich das Landschaftsbild deutlich. Der Sand und die Dünen verschwinden und werden von Schotterflächen ersetzt aus denen sich immer wieder niedrige Tafelberge und Kegelberge erheben.

Die Straße wir schmaler und geht schon bald in eine Piste über.





Auch hier muss es vor kurzem geregnet haben, denn auf und neben der Piste sind immer wieder Pfützen.





Hinter Bordj Omar Driss verschwinden wir dann endgültig in der Wüste. Es geht hinaus auf eine unendlich erscheinende Reg-Ebene. Da es bei dieser Landschaftsform vollkommen egal ist, wo man übernachtet, fahren wir einfach so lange bis sich die Sonne dem Horizont nähert und schlagen dann an dem Punkt unser Lager auf.





In der Dämmerung bauen wir die Zelte auf. Dabei achten wir alle zunächst darauf, wo Peter sein Zelt hinstellt, um das eigene Zelt dann so weit wie möglich davon entfernt aufzubauen. Bis ich Peter kennenlernte wusste ich nicht, dass ein Mensch so laut schnarchen kann. Erschweren kommt noch hinzu, dass bei Peter schlafen nie ohne schnarchen geht. Kaum stehen die Zelte, ist es auch schon dunkel.

Seit geraumer Zeit meinen wir in der ferne Motoren zu hören, sind uns dessen aber nicht ganz sicher.

Während der Koch- und Essbereich beim LKW immer gut beleuchtet ist, sind wir bei den Zelten auf unsere Stirnlampen angewiesen. Die Zeit in der Gregor und Eddy das Essen zubereiten, nutzt der Rest für Wartung und Reparatur der Motorrädern. Irgendetwas ist da immer zu erledigen. So sind wir alle weit im Camp verteilt, als plötzlich ein Ruf in französisch durch die Dunkel schallt. Umgehend kommt von Gregor eine kurze und vom Ton her sehr eindringliche Ansage an die Gruppe: „Verhaltet Euch ruhig und bewegt Euch kein Stück!“ Danach antwortet er auf französisch in die Dunkelheit. Es folgt ein kurzer Wortwechsel und dann löst sich eine uniformierte Person aus der Dunkelheit. Gregor zeigt unsere Papiere und dann kommt die erlösende Ansage, dass wir uns entspannen können und zum LKW kommen sollen. Gleichzeitig treten rings um uns herum schwer bewaffnete Soldaten aus der Dunkelheit, die Waffen aber zum Glück geschultert.
Die Situation klärt sich auf. Die Armee ist noch immer auf der Suche nach Rebellen. Da man in der Dunkelheit nicht klar erkennen konnte, wer oder was wir sind, hatte man uns erst einmal umstellt um dann die Situation zu klären. Das war mit Sicherheit eine der gefährlichsten Situationen, in der ich mich in meinem Leben befand. Ich darf gar nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn nicht alle strikt Gregors Anweisung befolgt hätten. Wäre da einer mit einem Werkzeug in der Hand aufgestanden, hätte das in der Dunkelheit leicht mit einer Waffe verwechselt werden können; eine fatale Verwechslung, wenn mehrere entsicherte Maschinengewehre auf einen gerichtet sind.

Zum Glück ist alles gut gegangen und man sieht auch den Soldaten die Erleichterung an, dass es sich bei uns nur um harmlose Motorradtouristen handelt. Auf den Schreck laden wir den ganzen Trupp erst einmal zu einer Runde Cola ein. Wir haben Unmengen an Getränkedosen dabei und Cola wir von den Algeriern immer gerne getrunken.

Anschließend zieht die Patrouille weiter und wir widmen uns unserem verspäteten Abendessen. Ich weiß nicht mehr, was es auf der Tour so alles zu essen gab, aber es war ausnahmslos lecker.

Am nächste Morgen stellte sich uns allen das Problem, wie man in solch einer Landschaft sein morgendliches Geschäft verrichten soll. Hier gibt es weder Busch, noch Fels oder Düne, hinter denen man in Deckung hätte gehen können. Die Lösung war eine umgekehrte Sternfahrt. Man setzte sich auf den Motorrad, fuhr 1 km in die Wüste, stellte das Motorrad quer und hocke sich dahinter. Das Klopapier wurde gleich an Ort und Stelle verbrand, denn niemand will weiße Fahnen durch die Wüste flattern sehen.



Das erste Ziel des Tages ist, den Gara Khannfoussa zu finden. Der Gara Khannfoussa ist ein markanter Hügel aus schwarzem Gestein, welcher sich aus den Sandebenen des Erg Issaouane erhebt und den Eingang zur Gräberpiste markiert.
Ihr müsst bedenken, dass die Tour in Zeiten vor der Verbreitung des GPS in der Allgemeinheit stattfand. Wir waren nur mit Karte und Kompass unterwegs. Deshalb hatten Landmarken, wie der Gara Khannfoussa, eine enorme Bedeutung für uns.

Die Reg-Ebene hatten wir dann auch schnell hinter uns und erreichten die Ausläufer des Erg Issaouane, wo wir erst einmal Luft aus den Reifen der Motorräder und des LKW ließen.



Während Gregor mit dem LKW versuchte eine möglichst leichte Strecke durch das Dünenmeer zu finden, tobten wir uns in diesem Sandkasten für große Kinder richtig aus. Dabei behielten wir aber immer den LKW im Blick. Der war sozusagen das Zentralgestirn um das wir kreisten.

Bei einer längeren Auffahrt bliebt der LKW plötzlich stehen und kam auch nicht wieder in Gang. Da gab es wohl wieder ein technisches Problem. Bald darauf waren wir alle beim LKW. Gregor war schon mit dem Kopf in den Tiefen des Motorraums verschwunden. Der Motor brachte plötzlich nicht mehr genug Leistung für den Anstieg. Grund war ein geplatzter Druckschlauch vom Ladeluftkühler zum Motor. Den hatten wir auch nicht als Ersatzteil dabei und da zeigte sich zum ersten Mal die ganze Klasse von Gregor als Mechaniker. Wenn es ans Improvisieren geht zeigt sich der wahre Meister. Mit einer aufgeschnittenen Coladose und Kabelbindern und einem Stück Motorradschlauch als Dichtung wurde der defekte Druckschlauch geflickt. Funktionierte tadellos und hielt die gesamte Tour.

Es konnte weiter gehen.







Als der Gara Khannfoussa endlich in Sicht kam, war schon etwas Erleichterung zu spüren, denn ohne GPS fehlt halt die letzte Sicherheit, ob man den richtigen Kurs hat.



Bald darauf konnten wir einen ersten Blick in das weite Tal zwischen Erg Issaouane und den Bergen werfen, durch welches die Gräberpiste führt. Was wir da sahen, lies die uns bevorstehenden Herausforderungen der nächsten beiden Tage bereits erahnen.

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15 Jul 2020 16:40 #592228
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Gräberpiste




Mit Gräberpiste wird umgangssprachlich im deutschsprachigen Raum die alte Karawanenroute von Bordj Omar Driss nach Ilizi bezeichnet. Die Strecke verläuft durchgehend in einem weiten Trockental, welches auf der einen Seite von den schwarzen Felsen des Tassili-Gebirges und auf der anderen Seite von den goldenen Dünen des Erg Issaouane begrenzt wird.

Der Name rührt von den zahlreichen Gräbern entlang der Strecke her. Diese gehen zum Teil bis in vorislamische Zeit zurück, rühren zum anderen aber auch aus den Kolonialkriegen Frankreichs. Auf jeden Fall verdeutlichen Sie die Entbehrungen, die in früheren Zeiten, das Reisen auf den Karawanenrouten mit sich brachte.

Traurige Berühmtheit erlangte die Gräberpiste, als 2003 innerhalb kurzer Zeit 32 Touristen auf dieser Strecke entführt wurden. Überwiegen Deutsche, Österreicher und Schweizer. Die Entführten befanden sich zum Teil mehrere Monate in Geiselhaft. Ein Teil der Geiseln wurde vom algerischen Militär befreit, für den Rest wurde Lösegeld gezahlt. Eine Geisel starb an Erschöpfung durch die Strapazen der Entführung.

Als wir jetzt einen ersten Blick in das weite Tal werfen konnten, durch dass die Gräberpiste führt, konnten wir unseren Augen kaum trauen. Hier muss es sehr heftig geregnet haben. Das gesamte Tal glich einer Seenplatte.




Unten im Tal angekommen zeigte sich, dass an die Befahrung der eigentlichen Piste nicht zu denken war. Diese führte zum Teil mitten durch die größten Seen.

Wir mussten uns also selbst die beste Strecke suchen. Am wichtigsten war dabei, den LKW nicht im häufig sehr tiefen Schlamm festzufahren. Einmal festgefahren käme der wahrscheinlich erst in ein paar Wochen wieder frei, wenn die Gegend endlich abgetrocknet wäre.

So war es jetzt Aufgabe der Motorräder die Streckenmöglichkeiten zu erkunden und dann den LKW durch die schwierigen Passagen zu lotsen.





Oftmals gerieten wir dabei in solch tiefen und zähen Schlamm, dass selbst die Motorräder feststeckten und zum Teil nur durch beherztes Zupacken mehrerer Personen wieder befreit werden konnten.




Gab es bislang immer Tankstellen, an denen wir die Motorräder wieder befüllen konnten, mussten wir heute das erste Mal aus den Fässern Benzin abfüllen. Ganz klassisch mit einfachem Schlauch und ansaugen.



Glücklicherweise gab es zwischendurch auch mal einfachere Passagen, auf denen wir zügig vorankamen. Auch für die Besichtigung der der hin und wieder auftauchenden Ruinen fanden wir Zeit. An manchen Stellen waren auch an den Hängen des Tassili-Gebirges Dünen angeweht. Wenn man dort hoch fuhr, hatte man einen fantastischen Blick über das Tal.







Als sich der Tag dem Ende neigte, hatten wir gerade einmal ein Viertel der Gräberpiste geschafft. Wir suchten uns am östlichen Rand des Tals, in den Ausläufern des Erg Issaouane, einen schönen Lagerplatz in den Dünen.






Die Wartung des Motorrads bestand an diesem Abend darin, es von über 10kg festgetrocknetem Ton und Lehm zu befreien.

Am nächsten Tag kommen wir schon bald an eine Stelle, an der das gesamte Tal unpassierbar ist und wir in die Dünen ausweichen müssen. Für die Motorräder überhaupt kein Problem, für den LKW aber sehr wohl. Einige Male schlägt der schwere Wagen kräftig ein, als er mit viel Schwung über steile Dünenkämme fahren muss.








Nachdem wir die Abzweigung nach Amguid passiert haben, werden die menschlichen Zeugnisse immer mehr. Wir finden mehrere Brunnen und alte Steingebäude. Auch die für den Namen der Piste verantwortlichen Gräber sehen wir immer häufiger.






Das die Route noch immer von Karawanen begangen wird zeigen deren Versorgungspunkte, die wir von Zeit zu Zeit finden.



Dann sehen wir die ersten Kamele. Manche in besserem Zustand, manche in deutlich schlechterem Zustand.




Wenig später haben wir sogar das Glück auf eine echte Karawane zu treffen. In der Wüste geht man da nicht einfach aneinander vorbei. Man setzt sich zusammen und tauscht sich über die Strecken aus. Die Tuareg laden uns zu süßem Tee ein und wir die Tuareg zu kalter Cola. Alle sind glücklich und zufrieden.





Danach zieht sich die Strecke noch ordentlich hin. Das Tal ist hier zunehmen bewachsen. Die Strecke verspurt und nicht einfach. Wir fahren bis zur Dämmerung und finden dann einen schönen Übernachtungsplatz in einem Dünenkessel.





Morgen sollte es nicht mehr allzu weit bis Ilizi sein.
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29 Jul 2020 13:36 #592801
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Tassili n’Ajjer




Inzwischen bauen wir die Zelte aus Bequemlichkeit nur noch auf, wenn der Wind so stark ist, dass er einem den Sand ins Gesicht weht. Die letzte Nacht war windstill.




Es geht noch ein wenig durch den Sand und zum Abschluss stellt eine steile tiefsandige Auffahrt den LKW noch einmal vor Probleme. Nach mehreren Anläufen ist auch das geschafft.




Bis nach Ilizi sind es nur wenige Kilometer auf der Straße. Wir verweilen nicht lange im Ort. Ein paar von uns besorgen Lebensmittel und der Rest kümmert sich auf der Tankstelle darum, dass die Fahrzeuge versorgt werden und die Benzin- und Wasserfässer wieder aufgefüllt werden.

Ich bin auf der Tankstelle zu Gange, als ich von einem Einheimischen angesprochen werde. Er freut sich, dass ich meine Verletzung so gut überstanden habe und schon wieder mit dem Motorrad in Algerien unterwegs bin. Unglaublich, dass ich wiedererkannt wurde! In kürzester Zeit bin ich von einer Menschentraube umringt. Alle wollen wissen wie es mir geht und alle freuen sich, dass ich trotz meines Unfalls, sofort wieder nach Algerien zurückgekehrt bin. Mir ist es sehr peinlich, dass ich niemanden wiedererkannt habe, aber dazu haben mich einfach viel zu viele Personen am Krankenbett besucht. Außerdem sind hier im Freien alle komplett vermummt, so dass die einzelnen Personen sowieso nur anhand der Kleidung unterschieden werden können. Ich frage mich immer, wie es die Tuareg untereinander schaffen, sich zu erkennen. Heutzutage sieht man ja noch nicht einmal mehr die Augen, da alle die coolen Flieger-Sonnenbrillen tragen.




Nach getaner Arbeit gönnen wir uns noch einen Tee in einem Straßencafé und dann geht es auch schon weiter.

Unser nächster Anlaufpunkt ist die Oasenstadt Djanet. Zwischen Ilizi und Djanet gilt es den Gebirgszug des Tassili n’Ajjer zu überqueren. Ursprünglich war geplant, dafür die Route durch die Schluchten des Oued Imerhou zu nehmen. In Ilizi erfahren wir, dass aufgrund der Regenfälle diese Strecke momentan nicht befahrbar ist. Schade. Als Alternative bleibt uns nur, die Strecke über das Plateau du Fadnoun zu nehmen. Bis vor wenigen Jahren noch eine extrem materialmordende Felspiste, kann man jetzt auf der neu gebauten Nationalstraße innerhalb kürzester Zeit das Gebirge überwinden.













Da wir nicht hier sind, um auf Asphalt zu fahren und viel lieber in die landschaftlichen Schönheiten des Tassili n’Ajjer eintauchen wollen, verlassen wir die Nationalstraße sowie wir den Südrand des Gebirges erreicht haben. Nördlich der Straße geht es durch die Ausläufer des Tassili n’Ajjer in Richtung Osten.







In einem Seitental finden wir unterhalb beeindruckender Felswände einen sehr schönen Platz für unser Nachtlager. Da es heute recht windig ist, werden die Zelte aufgebaut.






Am nächsten Tag ist es dann leider nicht mehr all zu weit bis nach Djanet. Durch diese Landschaft wäre ich gerne noch eine viel weitere Strecke gefahren. Ein großer Vorteil des Motorrads ist es in dieser Region, dass man sehr viele Aussichtspunkte in Form von an den Felsen anliegender Dünen anfahren kann. Hätte man das zu Fuß machen müssen, wäre man mehrere Tage damit beschäftigt, was wir an einem einzigen Vormittag gesehen haben.











Letzte Änderung: 29 Jul 2020 14:01 von Topobär.
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Djanet – Erd Admer




Im Laufe des Vormittags erreichen wir Djanet, wo wir ein Hotel am Ortsrand ansteuern. Hier stehen uns nach langer Zeit endlich einmal Duschen zur Verfügung. Danach gilt es, uns für die längste Etappe ohne Versorgungsmöglichkeiten vorzubereiten. Bis Tamanrasset wird es keine Möglichkeit geben, unsere Vorräte zu ergänzen.

Diesmal bin ich in der Gruppe, die für die Besorgung der Lebensmittel zuständig ist. Das Angebot auf dem Markt ist sehr gut und so haben wir keine Schwierigkeiten alles Gewünschte zu bekommen. Große Schwierigkeiten bereitet es jedoch, den Einkauf auf den Motorrädern zu transportieren. Mit 3 Plastiktüten an jedem Lenkerende und einem riesigen Sack Baguettes vor sich, ist das Motorrad fahren anspruchsvoller als in den Dünen.






Nachdem alles erledigt, treffen wir uns zum Mittagessen im Restaurant des Hotels. Ich bin ja immer für Neues zu begeistern und so nutze ich die Gelegenheit und bestelle Kamel. Das war keine gute Entscheidung, denn das Tier ist wahrscheinlich erst nach einem harten arbeitsreichen Leben geschlachtet worden. Zumindest war es extrem zäh. Da ist das Essen von Gregor wesentlich leckerer.

Unweit von Djanet in Richtung Erd Admer gibt es auch einige kulturelle Sehenswürdigkeiten. An bekanntesten dürften die Felsgravuren sein, die an fruchtbarere Zeiten in dieser Gegend erinnern.





Bevor es endgültig wieder in die Wüste geht, besuchen wir noch ein altes Herrschergrab. Gemäß Aberglauben verspricht es eine sichere Reise, wenn man das Grab mit seinem Reisegefährt 3 mal umrundet. Früher waren das Kamele, heute sind es hauptsächlich Geländewagen und Motorräder, wie man an den Spuren erkennen kann.



Wir fahren dann noch rund 2 Stunden und schlagen bereits im Laufe des Nachmitttags unser Camp im Zentrum des Erg Admer auf.








Der Rest des Tages steht zur freien Verfügung. Das ist gleichbedeutend mit Sandkastenspielen für Erwachsene. Hier können wir uns mit den Motorrädern ungehindert austoben. Aus Sicherheitsgründen aber nur in Kleingruppen von mindestens 3 Personen.





Hier im Erg Admer merkt man auch deutlich, dass es viele verschiedene Arten von Sand gibt. War der Sand weiter im Norden eher etwas gröber und rotgold, so ist er hier im Erg Admer viel heller, vor allem aber auch feiner und weicher, was das Fahren noch einmal etwas anspruchsvoller macht.




Das nachfolgende Foto ist mir aus heutiger Sicht natürlich sehr unangenehm, aber im Jahr 2000 war es für uns die beste Methode sicherzustellen, dass alle aus den Dünen zurück zum Camp finden. Damals hatte niemand ein GPS, in dem man den Standort des Camps hätte speichern können. Die Orientierung in dieser gleichförmigen Landschaft war extrem schwierig. Die Rauchwolke des alten Reifens konnte man aber auch noch aus großer Entfernung erkennen, wenn das Camp selbst hinter etlichen Dünen verschwunden war. Es ist dann auch niemand verloren gegangen.

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07 Aug 2020 16:21 #593237
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Tassili Hoggar Sud




Die Fahrt entlang der südlichen Ausläufer des Hoggar-Gebirges bis nach Tamanrasset war ein weiteres Highlight auf dieser Reise. Wir sollten 2 Tage für die Strecke brauchen.

Nachdem wir die Dünen des Erg Admer verlassen hatten, zeigte sich uns eine ganz andere, sehr pittoreske Landschaft. Zwar bestand der Untergrund noch immer aus Sand, jedoch gab es so gut wie keine Dünen und wenn, dann nur sehr niedrige. Überall verstreut, ragten größere und kleinere Felsen aus dem Sandmeer. Im Hintergrund zeigten sich immer wieder größere Berge.












Dreimal unterbrachen größere Pannen unsere Fahrt. Die erste Panne war der Schusseligkeit eines Mitfahrers geschuldet. Er hatte nach einer Reifenpanne das Vorderrad falsch wieder eingebaut. Anstatt das die Bremsscheibe zwischen den Bremsbelägen saß, waren auf der einen Seite beide Bremsscheiben und auf der anderen Seite nur der Bremssattel. Leider bemerkte er sein Missgeschick erst als Bremssattel und Bremsscheibe bereits arg in Mitleidenschaft gezogen waren. Unter Anleitung von Gregor und viel Feilarbeit konnte die Bremse zum Glück wieder funktionstüchtig gemacht werden.

Später hatte dann der LKW eine Reifenpanne. Während das beim Motorrad schnell behoben ist, stellt das bei einem LKW-Geländereifen mit ca. 150kg Gewicht eine ganz schöne Schinderei dar.

Vor die größte Herausforderung stellte uns eine gebrochene Drosselklappe bei einer der Yamahas. Ich war mir sicher, für dieses Motorrad sei die Tour gelaufen. Das Gregor es schaffte, die Drosselklappe mit Kaltmetall so zu reparieren, dass das Motorrad bis zum Ende der Tour durchhielt, brachte Ihm meine uneingeschränkte Bewunderung.









Die Landschaft änderte sich leicht. Jetzt ragten überall große runde Felsen aus dem Sand, von denen viele an Bienenkörbe erinnerten.












Ich hatte im Vorfeld der Tour gelesen, dass dieses Gebiet in früheren Zeiten besiedelt war und man noch heute Hinterlassenschaften dieser Besiedlung in Form von Pfeilspitzen, Keramikscherben und Fragmenten von Straußeneiern findet. Die Straußeneier wurden für die Lagerung und den Transport von Trinkwasser genutzt. So nutze ich jede Pause und die Zeit im Camp, um den Boden abzusuchen und wurde tatsächlich fündig. Die Funde haben noch heute einen Ehrenplatz in unserem Wohnzimmer.









Wir fuhren bis sich die Sonne dem Horizont näherte und suchten uns dann einen schönen Platz für unser Camp.






Am nächsten Tag änderte sich die Landschaft erneut. Je weiter wir nach Westen kamen, umso höher wurden die Berge rings um uns. Wir verließen die weiten Flächen und fuhren durch immer tiefer eingeschnittene Täler.










Als wir dann Richtung Norden abbogen und uns Tamanrasset näherten, zeigten sich auch erste Siedlungen in den Tälern. Man sah deutlich, dass wir uns der größten und wichtigsten Stadt im Süden Algeriens näherten. Leider zog der Himmel immer mehr zu, so dass die Fotos immer blasser wurden.











Gleichzeitig machte auch der LKW wieder Probleme. Ein Gang nach dem anderen fiel aus, und Gregor schaffte es gerade so bis nach Tamanrasset, wo wir in einem Camp am Ortsrand übernachteten. Als erstes ließ er den defekten Reifen bei einem Vulkaniseur reparieren und dann war er bis spät in der Nacht in den Tiefen des Getriebes zu Gange.




Hier im Camp habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Walzenspinnen gesehen. Ich fand die Biester schon damals ekelhaft und war froh, dass die Katzen des Camps sich anscheinend auf diese Beute spezialisiert hatten. Dabei mussten sie sehr vorsichtig zu Werke gehen, denn eine Walzenspinne ist wesentlich wehrhafter als eine Maus.
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