THEMA: Die Loeffels in Irland - The Wild Atlantic Way
13 Okt 2019 09:10 #570136
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  • loeffel am 13 Okt 2019 09:10
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Im Juni/Juli dieses Jahres 2019 waren wir für gut zwei Wochen in der Nordhälfte Irlands und Nordirlands unterwegs.
Lange habe ich überlegt, ob ich im Rahmen dieses Forums etwas dazu schreiben soll. Es gab aber über diverse Kanäle doch immer wieder Anfragen, auch der Begriff „Inspiration“ taucht hier immer mal wieder auf. Zudem gönnt sich der ein oder andere von euch ja auch gerne mal eine Auszeit in Irland.
Daher will ich doch mal versuchen, eine kurze Zusammenfassung unserer Tour zum besten zu geben. Wie lang und detailliert die dann am Ende wird, könnt ihr gerne mitbestimmen. Ich bin für alles offen, und Material hat sich während der Reise mehr als genug angesammelt.

Unsere Route rund um die Nordhäfte Irlands folgte im Wesentlichen dem Wild Atlantic Way ab Galway nordwärts, und am Ende hatten wir tatsächlich 2261 km mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 52 km/h zurückgelegt. Das sind fast schon namibische Verhältnisse.

So sah unsere Tour aus:
2x Ü Galway, 2x Ü Westport, 2x Ü nördlich Ballina ( B&B ), 2xÜ Gweedore, 3x Ü Bushmills ( B&B ), 3x Ü Belfast, 2x Ü Dublin.



Damit war auf dieser Tour alles drin: quirlige Städte, einsame Strände, spektakuläre Klippen, vor sich hin rottende Schiffswracks, einzigartige Naturwunder, Geschichte satt und die pulsierenden Metropolen Belfast und Dublin (letzteres kannten wir aber schon von unserer Tour 2017).

Unsere Highlights entlang der Route:
Die Landschaft Connemaras, Achill Island, Mullet Peninsula, die Steilküste North Mayos, die Einsamkeit im Donegal, die gesamte Causeway Coast, Belfast (vor allem die Black Taxi Mural Tour), in Dublin das Gefängnismuseum Kilmainham Gaol und die barrierefreie Stadion-Dachtour auf dem Croke Park Stadion.

An Unterkünften hatten wir einen Mix aus Stadt- und Landhotels sowie B&B's. Gerne hätten wir mehr B&B's gebucht, aber das gestaltete sich mit unserem Rolli sehr schwierig, so dass wir hier öfter als gewünscht auf Hotels ausweichen mussten. Aber immerhin fanden wir entlang unsere geplanten Route zwei barrierefreie B&B's.
Ansonsten hatten wir mit Rolli unterwegs keinerlei Probleme und konnten alles machen, was wir uns vorgenommen hatten. Auf Details zum Thema Rolli möchte ich aber hier nicht weiter eingehen.

Ein paar Stichworte zu Dingen, die uns aufgefallen oder aus unserer Sicht erwähnenswert sind:

Reisezeit und Wetter:
Mitte/Ende Juni empfanden wir als ideal. Wir hatten für irische Verhältnisse phantastisches Wetter mit viel Sonne, nur drei trübe graue Tage und nur wenig Regen. Auf unserer Tour August/September 2017 war es genau umgekehrt: Nur drei schöne Tage und der Rest bedeckt und grau. Dafür standen damals die meterhohen Fuchsienhecken in voller Blüte.
Trotz Beginn der Hauptsaison war – abgesehen von touristischen Hotspots – nur wenig los.

Planung und Buchung:
Irland ist natürlich kein besonders exotisches Reiseziel und es ist überhaupt kein Problem alles selbst zu buchen. Geplant haben wir die Reise selbst, sämtliche Etappen und Destinationen sind auf unserem Mist gewachsen. Wegen der für uns erforderlichen Barrierefreiheit speziell bei den Unterkünften haben wir das ganze zur Abklärung, Optimierung und letztendlich Buchung (inkl. Flug und Mietwagen) an einen hier im Rhein-Neckar-Raum ansässigen Spezialreiseveranstalter für Irland gegeben.
Ein sehr gutes und hilfreiches Routen-Planungshilfsmittel für den Wild Atlantic Way ist der aus Irland stammende Wild Atlantic Way Route Atlas (ISBN 978-0-9552655-6-3). Der große Maßstab 1:126,720 stellt auch jede noch so kleine Ruine, Steinkreis usw. entlang der Strecke dar. In Gaeltracht-Gebieten sind die Ortsbezeichnungen zweisprachig (englisch/irisch), sehr hilfreich unterwegs.

Gaeltracht:
Wir sind durch mehrere Gaeltracht Gebiete gekommen, sowohl in Connemara als auch im Donegal oder auf der Mullet Peninsula wird in vielen Gebieten noch Gälisch gesprochen, was sich auch auf die Schreibweise der Ortsnamen und die Beschilderung im allgemeinen auswirkt. Wer da keine zweisprachige Karte hat …
Die Bewohner dieser Regionen sprechen mit Touristen aber auch Englisch, teils aber mit deutlichem Akzent …

Whisky:
An den Erzeugnissen der irischen Whiskyproduzenten kommt man kaum vorbei.
Sowohl als Begrüßungsgetränk im B&B als Potcheen, also sozusagen Rohbrand.
Oder aber zum Frühstück übers Porridge, um beschwingt in den Tag zu starten …

Guiness:
Gibt es überall und schmeckt in Irland einfach am besten. Wobei die Craft-Beers lokaler Micro-Breweries sollte man sich auch nicht entgehen lassen …

Pubkultur:
Auch die Iren verstehen es zu feiern.
An einem Freitag oder Samstag abends durch diverse Pubviertel zu schlendern ist nahezu unmöglich. Man wird unweigerlich in den Trubel hineingezogen.
Schafft man rechtzeitig den Absprung, kann man dafür am darauffolgenden Morgen und Vormittag ganz entspannt Museen, Ausstellungen und sonstige Hotspots besuchen und ist dort fast alleine …

Nordirland:
Hier wirkt alles durchorganisierter als in Irland, entlang der gesamten Küste ist auch ein touristischer Hotspot mit entsprechendem Rummel und vor allem auch mit teilweise gesalzenen Eintrittspreisen. Wie auch anderswo auf der Welt ist es hier sehr sinnvoll, die frühen Morgen- oder Abendstunden zu nutzen, will man dem Trubel aus dem Weg gehen.
Giants Causeway: Abends zum Sonnenuntergang. Ganz alleine ist man dort aber nicht. Früh morgens ist keine Alternative – es liegt alles im Schatten.
Dark Hedges: Ganz früh morgens. Ich war morgens um halb sechs alleine.

Games of Thrones:
So einiges wurde in Nordirland gedreht, die entsprechenden Drehorte werden massiv touristisch verwertet, und ganze Busladungen wilder Horden mit Schild, Schwert und Brustpanzer überfallen auch die idyllischsten Landschaften. Das mit anzusehen ist aber schon lustig.

Nordirlandkonflikt:
Als Nordirland- und vor allem als Belfast-Besucher kommt man eigentlich nicht an der jüngeren Geschichte der Stadt und der Region herum: Dem Nordirland-Konflikt, der ja gerade im Zusammenhang mit dem leidigen Brexit Hin und Her wieder mehr in das Bewusstsein der europäischen Öffentlichkeit gerückt ist. Wobei die Wurzeln dieses Konflikts weit in die Vergangenheit reichen …
Die beste Möglichkeit sich in Belfast über dieses Thema auf „touristische“ Weise zu informieren, ist eine Black-Taxi Mural Tour, also eine Rundfahrt mit einem Taxi zu den diversen Wandmalereien, die überwiegend in den protestantischen und katholischen Vororten und Wohnvierteln Belfasts zu finden sind. Viele der Taxifahrer haben als Kinder und Jugendliche viele der Konfliktereignisse der 70er bis in die 90er Jahre selbst miterlebt. Ihre Erläuterungen während einer solchen Tour sind gespickt mit persönlichen Erfahrungen und vermitteln damit eine beklemmende Authentizität, die auch nach Ende einer solchen Tour lange nachwirkt …
Tatsächlich wird bei der Tour sehr deutlich wie fragil der derzeitige „Frieden“ zwischen den Bevölkerungsgruppen ist. Katholiken und Protestanten leben in den Vororten nach wie vor strikt getrennt, es gibt zwischen katholischen und protestantischen Vierteln nach wie vor eine „Friedensmauer“ (erschreckende 6-8 Meter hoch) und Tore, die nachts oder bei potentiellen Konfliktsituationen wie z.B. den Aufmärschen der Oranier-Orden geschlossen werden. Patrouillierende gepanzerte Polizeifahrzeuge haben wir ebenfalls mehrere gesehen. Und unser Fahrer – Katholik – hat sich in den protestantischen Vierteln sichtlich unwohl gefühlt …

So, nach relativ viel Text gibt es natürlich auch jede Menge Bildeindrücke, ich versuche mal die gut 1000 mitgebrachten Fotos auf ein erträgliches Maß zu reduzieren:


Connemara


Connemara


Westport


Burrishoole Abbey


Achill Island - Towerhouse der Gráinne Mhaol Ní Mháille (Grace O’Malley)


Achill Island - Deserted Village


North Mayo


North Mayo - immer noch am Wild Atlantic Way


North Mayo - Steilküste


North Mayo - Steilküste


North Mayo - Downpatrick Head


North Mayo - Wer hier verhungert, ist selbst schuld ...


Mullet Peninsula - Vorfahrt achten


Mullet Peninsula


Mullet Peninsula - Deirbhiles Twist. Kein alter Steinkreis, sondern ein Kunstobjekt


North Mayo - Benwee Head


Donegal - Mount Errigal


Donegal - Irische Warthogs


Donegal - Wrack der "Cara Na Mara" am Strand von Bunbeg


Nordirland - Giants Causeway


Nordirland - Giants Causeway


Nordirland - Überfall von Games of Thrones Touristen


Nordirland - Mussenden Temple


Nordirland - The Dark Hedges früh am Morgen ...


... und später am Tag (und das ist noch ganz harmlos ...)


Belfast - City Hall


Belfast - Titanic Museum


Belfast - Wochenend-Vorräte


Belfast - Mural-Tour


Belfast - Mural-Tour


Belfast - Mural-Tour


Dublin - Gefängnismuseum Kilmainham Gaol


Dublin - Gefängnismuseum Kilmainham Gaol


Dublin - Croke Park Stadion Skyline-Tour übers Dach


Dublin - Croke Park Stadion Skyline-Tour übers Dach

Soweit ein paar Impressionen unserer Irland-Tour.
Ich hoffe ihr konntet ein paar Eindrücke gewinnen. Fragen, Anregungen, Ergänzungen - gerne :) .
LG Stefan

Die Reise unseres Lebens: Antarktis 2018/19
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Letzte Änderung: 25 Nov 2019 09:08 von loeffel.
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13 Okt 2019 10:46 #570144
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Guten Morgen Ihr zwei Löffels,

schöne Bilder habt Ihr von Irland mitgebracht, und das ist für mich das Bild des Tages:Ja, dafür ziehe ich meinen Hut mit dem ganzen Ernst, der mir zur Vefügung steht. Einfach nur KLASSE! Ihr seid Beide zu bewundern!

Reisebericht: von mir aus kann´s jederzeit losgehen. Vor ein paar Jahren waren wir im westlichen Teil Irlands. Es waren zwei wunderschöne Wochen und wir denken heute noch oft an diese schöne Zeit dort. Allein die Krabben-"Haxn" standen fast täglich auf der Speisekarte. Und - wir hatten in unseren zwei Wochen unglaubliches Glück und konnten sogar im Meer baden. (und das im Mai/Juni !!!).

Also - lass die Tastatur klappern!

Herzliche Grüße
der bayern schorsch
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Letzte Änderung: 13 Okt 2019 10:47 von bayern schorsch.
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13 Okt 2019 11:05 #570145
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Guten Morgen ihr Lieben,

wir sind SEHR interessiert an weiteren Eindrücken und Details eurer Tour ;)

Im Juni 2016 haben wir Dublin sowie den südwestlichen Teil Irlands bis Connemara hoch bereist. Ihr setzt also dort an, wo wir aufgehört haben. Eure Einschätzung zur Reisezeit Mai/ Juni teilen wir absolut und dies wurde uns auch von irischen Freunden bestätigt. Meist recht gutes Wetter, wenig Regen und eine noch überschaubare Anzahl von Touristen - kurzum perfekt :woohoo:

Also Stefan, es wäre wirklich schön, wenn du weitere Details mit uns teilen würdest.

Einen sonnigen Sonntag wünschen euch
Kordula & Wolfgang :)
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13 Okt 2019 12:04 #570149
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  • Beatnick am 13 Okt 2019 12:04
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Moin moin Stefan,

und ZACK, schon wieder Fernweh B)

Vielen Dank für die tollen Eindrücke. Ich könnte auch noch einen Nachschlag vertragen, denn wir planen (irgendwann, mehr Pläne als Zeit und manchmal auch Geld) auch einen Irland-Besuch. Erstmal gucken, wie sich die ganze Brexit-Schnurre entwickelt.

Unser Fokus würde nach unseren großartigen Schottland-Erlebnissen deutlich auf Natur liegen und damit wohl in der Gegend, in der ihr diesmal wart, oder wie siehst du das? Was müsste man als Naturfreak bei einem ersten Irland-Besuch auf jeden Fall auf der Rechnung haben?

Ich wünsch euch einen schönen Sonntag,
liebe Grüße,
Bettina
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13 Okt 2019 13:39 #570156
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  • bayern schorsch am 13 Okt 2019 10:46
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Hallo zusammen,

nur ganz kurz, bevor ich zum Schwimmen gehe (immerhin 25 - 28 Grad !!!):

Kordula u. Wolfgang schrieben:
Im Juni 2016 haben wir Dublin sowie den südwestlichen Teil Irlands bis Connemara hoch bereist.
.. da wären wir uns um ein Haar unbekannterweise über den Weg gelaufen. Ende Mai /anfangs Juni 2016. Und wir hatten ein bomben Wetter!

Beatnick schrieb:
Was müsste man als Naturfreak bei einem ersten Irland-Besuch auf jeden Fall auf der Rechnung haben?
kurz und trocken: "Ring of Kerry" - wenn´s nicht grad zur Hochsaison ist. Es ist ein Traum.

Und Bettina, für Dich noch ein Tipp unter der Hand: der liebe Casimodo möchte doch von Dir den ein anderen Tipp bezüglich Island. Da könnt Ihr ganz einfach Eure Erfahrungen austauschen. Er und seine gude Esmeralda sind wahre Irland-Spezialisten. :)

Herzliche Grüße und Euch einen schönen Sonntag,
der bayern schorsch
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13 Okt 2019 13:50 #570158
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  • CoM am 13 Okt 2019 13:50
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Hallo liebe Löffels ,
bin gerade von Arbeit gekommen - da finde ich euren Bericht - wie schön ist das denn ?
Haben ja in diesem Sommer fast die selbe Strecke und den Süden mit dem Womo bereist .
Tolle Fotos von teilweise uns bekannten Orten . Jetzt schon mal vielen Dank dafür .
Will nun noch das schöne Wetter nutzen , aber heute Abend werde ich dann erst mal den Text lesen und evtl. den ein oder anderen Kommentar abgeben . Bis dahin
liebe Grüße
Conny
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