Tag 2 in Quito – Wandertag
Nach einer perfekten Nacht, in der wir hervorragend geschlafen haben, sind wir frühmorgens putzmunter und freuen uns auf den heutigen Tag. Das Frühstück war reichlich und gut, vor allem haben wir (nicht nur in diesem Gästehaus) sehr viel frische Früchte am Frühstückstisch gefunden. Dazu die obligatorische Eierspeise (Spiegeleier, Rühreier oder Omelett), einen guten Kaffee, und so kann der Tag beginnen.
Wie immer haben wir von unserer Dachterrasse aus einen tollen Ausblick auf Quito, heute morgen noch mit ein paar Wölkchen am Himmel. Apropos Wetter: es war die Tage in Quito schwülwarm, meist leicht bedeckt und nur wenig sonnig. Vielleicht zum Glück, denn durch die unmittelbare Lage am Äquator hat die Sonne eine derartige Intensität, dass wir schon am ersten Tag leichte Rötungen auf der Haut hatten.
Auf dem folgenden Bild sieht man rechts den sogenannten
Brötchen-Hügel von Quito, den
El Panecillo, der immerhin eine Höhe von
3035 m hat, und diesen kleinen Hügel möchten wir heute vormittag zu Fuß erkunden.
Oben auf der runden Kuppe steht eine im Jahr 1977 errichtete, etwas verunglückte Nachbildung der „beflügelten“ Jungfrau Bernardo de Legarda, satte 124 Tonnen schwer und mit 41 Metern Höhe eine stolze Bewacherin der Hauptstadt.
Auf dem Weg nach oben kommen wir zunächst aber noch in der
Calle la Ronda vorbei, die älteste Gasse Ecuadors mit wunderschön renovierten, uralten Häusern. Das schön restaurierte und wiederbelebte sevillanische Gässchen erstrahlt in ganz besonderem Glanz.
Wir nehmen zum Gipfel hoch den direkten, sprich den kürzesten, über zig Stufen und damit auch beschwerlichsten Weg, und oben angekommen haben wir dann im Reiseführer folgendes gelesen:
trotz verbesserter Polizeipräsenz wird geraten, nicht den direkten Weg zum Brötchen-Hügel zu nehmen, sondern unbedingt, wenn man schon zu Fuß unterwegs ist, nur in einer Guppe zu laufen. Oder am besten gleich mit dem Taxi. Man wäre nicht der erste Tourist, der in den steilen und engen Treppengässchen überfallen wird.
Hm... also uns wäre nichts aufgefallen, und überhaupt zum
Thema Sicherheit: untertags hatten wir kein einziges mal das Gefühl, dass da irgendwas „gefährlich“ werden könnte. Abends, ja abends, da sollte man sicherlich dunkle Straßen und Gassen meiden, aber das sagt einem ja schon der gesunde Menschenverstand. Übrigens wurde uns im Casa Gardenia als allererstes ein Stadtplan in die Hand gedrückt. Die Warnung war unmissverständlich:
rote Straßen – bitte am besten nie begehen
gelbe Straßen – bitte mit Vorsicht zu genießen
grüne Straßen – ja, da dürfen sogar wir Touris frei herumlaufen.
Na das hört sich doch schon mal alles sehr furchterregend an. Fakt ist, und wir haben uns bestimmt ganz normal und frei bewegt: es war nichts, und zwar nicht das Geringste. Zugegeben, man schaut sich schon öfters mal etwas vorsichtiger um und man ist, sagen wir mal, leicht sensibilisiert. Aber übertreiben braucht man die ganze Sache mit der Sicherheit sicherlich nicht.
Etwas unterhalb des Brötchen-Hügels machen wir dann diese Entdeckung: ein Schuhaufbewahrungsort der Extra-Klasse:
Nach dem Brötchen-Hügel El Panecillo haben wir uns vom Taxi auf die andere Seite der Stadt fahren lassen. Eine halbe Stunde Fahrt, 3 USD haben wir bezahlt, und schon waren wir am
Teleferico, das ist die Seilbahn, die uns in grad mal 10 Minuten auf den Hausberg von Quito, den
Rucu Pichincha, hochbringt. Die Seilbahn führt zum 4.000 m hohen Bergvorsprung Cruz Loma. Dort ist die Aussicht auf die Millionenstadt sehr beeindruckend. Hat man Glück (was wir nicht hatten), sieht man von hier bis zum Cotopaxi, Cotacachi und anderen Vulkanen.
Das Ticket hin und zurück kostet für die Ausländer 9 USD, für ausländische Senioren 6,50 USD, da ist der bayern schorsch sofort dabei und ich gehe auch ohne Vorzeigen eines Reisepasses schon allein vom Aussehen her locker als Senior durch.
Die Aussicht dort oben ist in der Tat grandios, und man könnte von der Bergstation bzw. dem Bergvorsprung (4.050 m) zum Gipfel des Rucu Pichincha (4.698 m) hochwandern, allerdings ist uns diese Wanderung für den heutigen zweiten Tag hier in diesen Höhen doch zu gewaltig.
Dafür laufen wir einfach den Weg mit gefühlt ein paar tausend anderen Wanderern (teilweise in Flip Flops und Achselshirts, mit entsprechend glühend roten Schultern) ein halbes Stündchen nach oben, wo ein leckeres und verführerisches Essensangebot auf uns wartet.
Empanadas vom Feinsten (Pasteten in Teigtaschenform, im schwimmenden Fett rausgebraten) – extrem lecker !!! oder
Hornado (Schweinefleisch süßlich mit Haut) oder auch
Mais- und Bananengerichte. Das Lieblingsgericht des Andenhochlandes, nämlich
Cuy Asado, das sind gegrillte Meerschweinchen,
wird hier oben nicht angeboten.
Zu dumm nur, dass uns keiner erzählt hat, dass hier oben schon bald ein Gourmetkoch seine Künste betreibt, sonst hätten wir uns nicht vorher schon an der Bergstation einen Burger reingedrückt. Für eine Empanada hat´s aber immer noch gereicht.
Der Rückweg gestaltete sich mal wieder so richtig „bayern-schorsch-like“. Alle, aber auch wirklich alle Menschen, die sich eine Fahrkarte für die Seilbahn gekauft haben, sind natürlich auch mit der Seilbahn wieder zurück in die Stadt gefahren.
Aber das kann ja jeder – wir beschließen für uns, den Rückweg zu Fuß anzutreten. Nichts ahnend, dass wir nach knapp 4 Stunden immer noch irgendwo am Berg herumgeirrt sind. Hier gibt´s nämlich keine Wegmarkierungen – es gibt nichts. Das ist zwar auch recht nett, wenn man mal so ganz allein unterwegs ist, aber nach ein paar Stunden ohne irgendeiner Orientierung (außer dass es halt ständig abwärts geht) wird’s einem dann doch mulmig.
Was für ein Glück, dass wir dann bei den ersten Häuseransammlungen einen freundlichen Busfahrer (der hat sich wahrscheinlich gedacht, da kommen 2 total Verrückte), der gerade seinen Bus gewaschen hat, getroffen haben. Der Mann hat die Situation bei unserem Anblick sofort gecheckt und uns mit „Händ und Füß“ zu verstehen geben: bitte einsteigen, er fährt jetzt dann eh zum Centro und würde uns mitnehmen. Oh ja – das ist grad noch gut gegangen, und wir waren dem Busfahrer zutiefst dankbar.
Was für ein Tag! Das war schon sehr sehr anstrengend. Am morgen die kleine Wanderung zum Brötchen-Hügel, am nachmittag dann den Hausberg Rucu Pichincha. Vor allem aber der Rückweg in die Stadt, das war schon wieder mal Abenteuer pur. Aber es war klasse und ist mehr als typisch für uns. Und stolz sind wir außerdem auch auf uns. Denn wer geht schon freiwillig diesen Berg da runter.
Zu unserer eigenen Belohnung sind wir dann abends in ein ganz tolles Lokal zum Dinner gegangen. Der Tipp stammt von Wolfram (der hier im Forum Mitglied ist), von dem wir auch zu Galapagos den einen oder anderen Rat bekommen haben. Vielleicht liest er hier mit – das würde uns freuen. Das Lokal war das
Restaurante Mirador im Hotel Castillo Vista del Angel. Allein der Name sagt schon alles: einen superschönen Blick zum El Panecillo, wir wurden perfekt bekocht, und das zu einem sehr günstigen Preis. Einen Tisch hatten wir nicht vorbestellt, und wir waren die einzigen Gäste. Schade eigentlich, denn das Lokal und auch das Ambiente war sehr schön und hätte mehr verdient, als dass da grad mal zwei Leute aus Deutschland drinsitzen.
Abends dann noch auf unserer Dachterrasse einen kurzen Absacker und wie immer den faszinierenden Blick über die Stadt genießen - das ist Luxus in seiner schönsten Form.
Und irgendwie können wir immer noch nicht glauben, wo wir hier gelandet sind.
In Südamerika, es ist unfassbar, wir weit wir von zu Hause weg sind.