THEMA: Picco in Costa Rica 2019
15 Apr 2019 17:53 #554095
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Picco in Costa Rica 2019

Vorbereitung

Was hören meine Tinitus-Pfeiffenden Öhrchen da?
Das Fernweh ruft?
OK, dann wird mal das Thema Urlaub angesprochen!
Sabine wünscht sich zur Abwechslung mal nicht Afrika sondern Costa Rica!
Und da das Land sich nicht nur in Mittelamerika sondern auch auf meiner Wunschliste befindet setz ich mich nur kurz zur Wehr...
...und hol schon bald das GEO-Special 'Costa Rica' vom Kiosk ab!
Dazu noch schnell im Internet ein Costa-Rica-Forum gesucht, mich angemeldet und dumme Fragen gestellt, schon ist man halbwegs...
...ratlos!!!
Im Forum werd ich zwar gut beraten, aber im Gegensatz zu Afrikas Wildniss scheint in Costa Rica Kreti und Pleti unterwegs zu sein!
Was ich in entsprechenden Gruppen im Facebook so alles lese...
'Da hats einen Kiesweg, deshalb brauchst Du zwingend einen Off-Roader' oder 'Die Schlaglöcher sind so gross dass man Autos drin
versenken kann' und Anderes wurde sinngemäss geschrieben...
Na ja, ich filtere die für mich glaubwürdigen Kenner heraus und höre auf die...und schon muss Costa Rica ein sehr einfach zu
bereisendes, recht sicheres Land sein, also los gehts mit den entsprechenden Buchungen!
Natürlich benutzen wir den Edelweiss-Direktflug ab Zürich, über Flugladen.de bei Swiss für etwa 60% des Preises von Edelweiss
gebucht...dazu noch die Plätze fixiert und dann ab ins Booking.com!
Nach kurzer Unterredung sind wir uns einig eine entspannte Tour mit lediglich 4 Destinationen zu machen:
- 2 Nächte in San Jose im 'Casa de las Tias' (klick mich)
- 5 Nächte in Montezuma am Pacifischen Ozean im 'El Jardin' (klick mich)
- 3 Nächte beim Vulkan Tenorio in der 'Tenorio Lodge' (klick mich)
- 4 Nächte in Cahuita an der zum atlantischen Ozean gehörenden Karibik im 'Cahuita Inn' (klick mich)
- und eine Nacht im Flugzeug auf dem Weg zurück in die dann wohl kalte Schweiz!
Am 14.01.2019 hüpf ich abends los zum Bahnhof, wo mein Gepäck schon in einem Schliessfach auf mich wartet!
Treu und fürsorgend wie es halt ist hat es sich zuvor vom Mercedes dorthin fahren lassen damit ich es nicht schleppen muss...
...nett! :-)
OK, ich hab dem Mercedes geholfen zum Bahnhof zu finden und ich war es der sich mit 4 defekten Schliessfächern rumärgern musste,
aber besser so als alles von Hand schleppen!
Nach zweimaligem Aussteigen in Schaffhausen angekommen (in Winterthur gabs natürlich eine Baustelle die mich das Gepäck über
unnötig viele Treppen schleppen liess, logisch! GRMPFL!!!) werd ich von meiner Sabine schon abgeholt!
Und nachdem ich hiermit schon die Reise begonnen habe beginn ich nun auch den Reisebericht!
Letzte Änderung: 16 Apr 2019 16:07 von picco.
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16 Apr 2019 16:06 #554199
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Tag 1: Der Flug und die Ankunft

Es ist Dienstag im Januar 2019, 09:50: Wir latschen mit je einem 20kg-Koffer plus Handgepäck von Sabines Wohnung zur wenige hundert Meter entfernten Bushaltestelle und frieren dabei wie man um die Jahreszeit in der Schweiz halt friert!
Mir steckt die schlaflose Nacht mächtig in den Knochen und noch mächtiger in den Muskeln, was durch die Tatsache dass mein Koffer als Einziger keine Räder hat mächtig in den Vordergrund gedrängt wird...
...ich leide!!!
Schon bald kommt der Bus und was machen wir?
Wir steigen natürlich ein!
Nur um wenige Minuten später am Bahnhof Schaffhausen wieder auszusteigen und zum Gleis 1 zu hecheln!
Hecheln tu zumindest ich...nicht weil ich so schnell bin sondern weil der Koffer, das Handgepäck und die offenbar zuhause vergessene Kondition nicht ganz harmonieren...
Na ja, Urlaub ist offenbar nötig!!!
Um 13:30 soll der Flieger...
...ja was wohl?
Ja, natürlich abfliegen!
Und das gerne mit uns drin, deshalb der frühe Start in Schaffhausen!
Und: Das klappt wie am Schnürchen!
Nun sitzen wir also da im Flieger auf den Plätzen 31K und 31J, also schön nebeneinander, Sabine am Gang und ich am Fenster, wie wir es lieben!



Oben: Ich denke wir nehmen mal diese Route...

Schon um 16:00 Uhr überfliegen wir die Küste von Portugal und verlassen damit Europa auf direktem Kurs auf den weiten Atlantik!
Wie es damals Kolumbus wollte, bevor er vom portugisischen König (welcher sich dafür wohl Jahre später herzhaft in den eigenen Allerwertesten gebissen haben mag) wohl lachend aus dem Schloss gejagt wurde und zum spanischen Königspaar watschelte...
...
OK, wir wissen dass da erst mal Amerika kommt und nicht Indien und wir sind nicht Wochen und Monate unterwegs, aber wer schon mal 12 Stunden am Stück in der Holzklasse eines Fliegers mit lärmenden anstand- und respektbefreiten Besuchern der Weltjugendtage 2019
in Panama verbracht hat würde wohl verstehen warum wir gerne mit Kolumbus getauscht hätten!
Na ja...vielleicht hab auch ich mal in meiner Jugend andere genervt... ;-)



Oben: Die Küste Portugals entschwindet mitsammt Europa, damit nach etlichen Stunden ohne nennenswerte Aussicht...



Oben: ...Amerika in Form der Küste der Dominikanischen Republik erscheint!

So ein Flug über den Atlantik ist von der Aussicht her schon sehr langweilig...
Kein Schiff, kein Eisberg, nichts ist zu sehen ausser Wasser ohne grosse Wellen...
Und das obwohl wir die Titanic und auch etwas weiter südlich die Dominikanische Republik beinahe überfliegen.
Um etwa 18:50 Uhr Lokalzeit, also etwa 01:50 Uhr schweizer Zeit, landen wir recht pünktlich in San Jose!
Raus aus dem Flieger, rein ins Gebäude, durch durch den Zoll und ab zum EC-Automaten am Anfang des Gepäckausgaberaumes.
Danach geh ich erstmal ab aufs Klo und schon bald dürfen wir feststellen dass ausnamsweise all unser Gepäck angekommen ist, ein beinahe schon unbekanntes, umso herrlicheres Gefühl!
Raus aus dem Gebäude und die dort wartenden Fahrer und noch viel mehr ihre Schilder abchecken, denn hier sollen wir von einem Fahrer mit Schild und unseren Namen drauf abgeholt und zur Mietautoübername gebracht werden!
Nur...wir finden weder einen Fahrer von Sunny Cars noch irgendwo unsere Namen!
Da wir offenbar sehr bedröppelt aus der verschwitzten Wäsche schauen werden wir von einem Typen angesprochen der uns nach dem Vertrag fragt und dort drauf entdeckt dass Sunny Cars bei National Rental Cars ein Auto für uns gebucht hat...
Aber auch von National ist niemand für uns da...also begleitet uns der nette Herr zu einem Fahrer von National Cars, der da so gelangweilt rumsteht und der geleitet uns zu seinem Toyota Hiace, welcher uns dann bei der Autoausgabe von National cars wieder ausspucken wird.
Dort schnell alle Unterlagen dem Büromenschen gezeigt und schon führt er uns zu unserem Auto für die nächsten Tage...
...einem Toyota-Kleinstwagen namens 'Agya'...
...wohl noch nicht ganz ausgewachsen!
Aber mit nur minim über 3000km auf dem Tacho wie neu!
Und erstaunlicherweise hab ich problemlos Platz hinter dem Lenkrad!
Nun nur noch mal rundherum alles checken (natürlich mach ich den Rundgang mit Videoaufname) und nebst einem klitzekleinen rötlichen Streifen auf dem weissen Lack find ich nicht mal einen Kratzer!
Top!
Und so übernehmen wir das Auto und verabschieden uns vom Angestellten!
Noch schnell das Navigerät aus dem Handgepäck holen, einstecken und das Ziel eingeben, das ich ja schon als ich die Costa-Rica-Karte drauf lud in die Favoriten gespeichert habe.
Und los gehts!
Nur...
Auf dem Navi wird keine Karte angezeigt!
Obwohl es in der Schweiz mit der Costa-Rica-Karte perfekt funktioniert hat!
Immerhin hab ich ja die Favoriten per Kartensuche eingegeben...das geht ohne Karte ja nicht!
Aber hier erscheint einfach nichts...
Shit!
Zum Glück hab ich mir noch in der Schweiz Costa-Rica-Karten auf mein Handy geladen und so navigieren wir halt mit Google-Offline-Maps!
Der Verkehr ist sehr moderat und die Leute fahren recht anständig, schon fast so wie in der Schweiz, kein Vergleich zu Afrika!
Selbst Italien ist mancherorts schwiriger zu befahren...
Der Toyota Agya ist zwar nicht sehr kraftvoll aber reicht um im Verkehr problemlos mitzuschwimmen.
Nach vielleicht 8-10 Minuten Fahrt lotst uns das Handy in eine kleine, unbeleuchtete Nebengasse rein, die so gar nicht mit dem zusammenpasst was wir bisher gesehen haben...
...links ein Zaun mit Übermannshohem Gebüsch und rechts ein Einfahrtstor nach dem Anderen, teilweise mit Stacheldraht gesichert.
Geradeaus sehen wir auch eine Einfahrt und ein Schild das davor warnt dass dies ein Privatgrundstück sei und man nur mit Berechtigung reinfahren darf...
...aber niergends ein Schild das auf das 'Casa de las Tias' hinweist...
Also rückwärts wieder auf die Hauptstrasse, denn zum wenden ists zu eng.
Und was seh ich da bei der Einfahrt in das enge Strässchen, aus dem wir eben rausgefahren sind?
Ja, einen kleinen Wegweiser mit der Aufschrift 'Casa de las Tias'!
Und der zeigt genau in das Strässchen in dem wir schon waren!
Na toll...
Also wieder rein und diesmal fahr ich im ersten Gang im Standgas und wir suchen jegliches Tor genau nach einem noch so klitzekleinen Schild ab...nichts!
Und so stehen wir wieder vor der verbotenen Einfahrt...die ich diesmal ignoriere!
Und was sehen meine müden Äüglein da rechterhand?
Ja, das 'Casa de las Tias'!
Schnell parkiert und schon hopsen wir müde durch den Garten zum Eingang und klingeln mal!
Die Türe öffnet sich nach wenigen Sekunden und wir werden erst von Javier ('Chavie' ausgesprochen, mit ganz schön kratzendem 'Ch', wie es nur Schweizer, Spanier und Leute, denen eine Fonduegabel im Rachen steckt, können) und dann von seiner Frau Pilar herzlich begrüsst!
Aus Rücksicht darauf dass wir sehr müde sind wird uns schnell die Unterkunft im Groben erklärt und das Zimmer gezeigt, wobei uns im Kühlschrank die gefrohrenen Wasserflaschen auffallen.
Javier staunt nicht schlecht, stellt den Kühlschrank auf eine kleinere Stufe und verspricht uns noch neue, ungefrohrene Wasserflaschen zu bringen.
Was er auch nach wenigen Sekunden schon macht!



Oben: Das sehr verlockende Bett lockt uns sehr!

Wir verabschieden uns von ihm und nach Zähne putzen usw. kriechen wir schon halb schlafend ins bequeme, grosse Bett!
Gute Nacht!
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18 Apr 2019 18:17 #554325
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Tag 2: Fahrt in den Parque Nacional Braulio Carrillo

Wie erwartet und auch von Javier vorausgesagt sind wir schon früh wach...so um 04:00 Uhr, was in der Schweiz 11:00 morgens ist.
Kein Wunder ist an Schlaf nicht mehr zu denken!
Aber liegen bleiben ist ja auch was ganz schönes und so machen wir das ganz genussvoll bis die Dämmerung beginnt.
Dann gehts erst mal unter die Dusche und zu anderen morgendlichen Geschäftigkeiten bevor wir unser Gepäck sortieren und so um die 07:00 Uhr raus zum Frühstück gehen.
Nur...das Frühstück schläft offenbar noch...
...'nur' der Kaffee und der Tee stehen schon bereit!
Also geh ich mal in den Garten raus und schau mich um, während gleichzeitig eine Angestellte mit dem Aufbau des Frühstückbüffets beginnt.
Sehr schön hier und erstaunlich ruhig wenn man bedenkt dass wir in einer Grossstadt nahe einer viel befahrenen Strasse und auch nahe des Flughafens sind.
Ich staune und geniesse!!!



Oben: Der Frühstückstisch mit der darunter darniederliegenden Terrasse



Oben: Das Haus vom Garten aus...sehr schön ists hier im 'Casa de las Tias', kann ich nur weiterempfehlen!

Und auch das Frühstück ist was zum geniessen!
Früchte, Kaffee, Tee, Eier nach Wunsch (bei uns 'scrambled eggs', also Rührei), Brot, Butter, Confiture, Honig und eine typisch Costa-Rica-nische Spezialität aus Bohnen, Reis und Speck ('Gallo Pinto') verwöhnen unsere Gaumen während die Morgensonne meinen Nacken streichelt...
Herrlich!!!



Oben: Und so schaut der erste Teil meines Frühstücks aus!



Oben: Und hier der zweite Teil: 'Gallo Pinto' mit Rührei...Letzteres schmeckt mir sehr gut, Ersteres wird jedoch nicht
meine Leibspeise werden...


Vögel tschwitschern fliegend umher, sogar einen Kolibri seh ich kurz am Busch neben dem Esstisch...es gefällt mir hier!
Und da ist noch die wirklich herzliche Art von Pilar und Javier!
Sabine und ich sind uns jetzt schon sicher dass wir die richtige Unterkunft gewählt haben!
Wir sind noch nicht ganz fertig und schon gesellen sich weitere Gäste an den grossen Frühstückstisch.
Es sind die in den USA lebende Schwester von Pilar und eine Freundin, die eine Reiseagentur unterhält, was uns sehr zu gute kommt!
Denn wir werden von Tipps überhäuft, es werden Notizen gemacht, Orte in unserer Karte eingekreist, unsere Route besprochen usw...
Was uns dabei besonders freut ist dass uns alle diese Costa-Rica-Kenner bestätigen dass unser Entscheid, wenige Orte mit viel Zeit zu 'machen' die richtige Entscheidung war!
Bis so etwa 09:30 Uhr lassen wir uns mit Tipps überschütten und dann machen wir uns auf den Weg in den Parque Nacional Braulio Carrillo.



Oben: Und das ist er nun: Unser kleiner Toyota!
...ohne Nummernschilder...
...was ist Costa Rica offenbar nicht unüblich ist, da die Nummernschildproduktion der Nachfrage einige Monate hinterherhinkt...


Das ist zwar nicht was uns empfohlen wurde, aber der Park ist deutlich näher an unserer Unterkunft als der empfohlene Parque National Los Quetzales, zu dem wir offenbar etwa 3 Stunden pro Weg fahren würden.
Zum Baulio Carrillo sinds aber nur mal etwas mehr als eine Stunde pro Weg...darum und weil wir was von einer Seilbahn durch die Baumkronen gelesen haben bevorzugen wir den Park!
Und los gehts, der Toyota mischt sich tapfer durch San Jose!
OK, trotz Google-Offline-Maps erwische ich die eine oder andere Strasse etwas falsch, aber mit dem kleinen Wagen kann man ja beinahe auf der Stelle wenden und wieder zur richtigen Strasse zurückdüsen.
Irgendwann liegt die Stadt hinter uns und die Strasse windet sich über weite Kurven in die Höhe...
...was auch etliche Lastwagen versuchen...
...aber dank einem Leistungsgewicht jenseits von Gut und Böse teilweise nur im Schritttempo schaffen!
Ich staune!
Zum Einen weil die Lastwagen hier beinahe Ausnahmslos die auf Bildern so imposanten amerikanischen Trucks sind, zum Zweiten weil die in Wirklichkeit erstaunlich klein sind und zum Dritten dass die ausser enormen Lärm und schwarzen Wolken kaum was produzieren!
Zumindest offenbar nichts was man als Kraft bezeichnen könnte!
So lahme Lastwagen hab ich bisher ausschliesslich in den Bergen Afrikas gesehen!!!
Ich staune echt beinahe Bauklötze und denk mir dass es halt schon zu den USA passt: Grossspuriges Auftreten und nicht viel dahinter...
Und ja, es ist mir klar dass das auf den Grossteil der Amis nicht zutrifft, aber das Klischee gibts halt und diese lahmen Krücken unterstreichen es eindrucksvoll!
Das Überholen ist schwirig, weniger weil Sabine mich zu einem zurückhaltenden Fahrstil mahnt sondern weils dank doppelter Sicherheitslinien kaum legale Überholmöglichkeiten gibt bis die Strasse endlich mal mehrspurig wird!
Doch kaum sind einige überholt steht man schon bei der nächsten Kolonne an, denn auch wenns nun abwärts geht fahren die Trucks sehr, sehr langsam!
Offenbar um die Bremsen zu schonen und in tiefen Gängen mit der Motorbremse die 'Geschwindigkeit' zu halten.
Was bei den amerikanischen Trucks, die grossteils mit einer sogenannten 'Dekompressionsbremse' funktionieren, einen ohrenbetäubenden Lärm verursacht, der dem eines Presslufthammers in nichts nahesteht!!!
Echt, bei uns machen startende Helikopter einen etwa vergleichbaren Radau wie dort bremsende Lastwagen!!!
Irgendwann gehts wieder etwas schneller voran und genau da sehe ich aus dem Augenwinkeln eine Rangerstation!
Also kurz mit Sabine beraten und einen Platz um umzudrehen suchen!
Doch zuvor sehen wir unser erstes Wild(säuge)tier in Costa Rica!
Es ist ein Coati (oder Weissrüssel-Nasenbär bzw. in Latein ein 'Nasua narica') und er beäugt ob er beim offenbar liegengebliebenen Truck auf der anderen Strassenseite was Fressbares findet!
Aber wir fahren weiter bis wir wenden können und dann ab zur Rangerstation.
Dort angekommen sehen wir uns erst mal um und schon finden wir eine Blattschneiderameisen-Strasse mit vielen rumlatschenden Blättern...



Oben: Blattschneiderameisen bei der Arbeit...



Oben: Nein, das sind keine Blattschneiderameisen, sondern Blüten eines Busches neben den Blattschneiderameisen.



Oben und unten: Aber hier sind sie wieder!



Dann rauf zum Ticketverkaufsverschlag und die nette Rangerin kommt auch schon dahergerannt.
Auf unsere Frage was man hier machen kann und was es kostet erklärt sie uns auf eine sehr freundliche und sympatische Art dass es hier zwei Urwaldpfade gibt die man gehen kann und dass der Eintritt in den Nationalpark pro Person 12$ kostet.
Und das alles ohne dass wir spanisch oder sie englisch sprechen, aber wir verstehen einander irgendwie!
Da wir ja Costa-Rica-Colon haben bezahlen wir natürlich mit denen und holen unsere Kameras.
Plötzlich kommt die Rangerin wieder daher und zeigt in einen Baumwipfel...
...wir schauen rauf, ich nehm die Kamera mit dem 100-400er Objektiv und was sehe ich da?
Einen Baumwipfel!
Toll!
Aber ich vermute dass dies nicht der Grund für ihre Nervösität ist und suche weiter...
...finde aber nichts...
...da will sie meine Kamera und ich geb sie ihr, doch sie findet sich damit nicht so ganz zurecht und versucht wieder uns zu erklären was sie da oben sieht, denn wir sehen auch nach etwa zwei Minuten noch nichts.
Doch plötzlich sieht auch Sabine etwas: Ein Faultier!
Und dann seh ich es auch!
Eines der selten zu sehenden Dreifingerfaultiere! (Wer kennt nicht 'Flash' aus 'Zoomania'? So eins ists... {klick mich})
Wau!
Was für ein Glück wir doch haben, auch wenns weit entfernt ist!



Oben und nächstes Bild: Ein Faultier! Und noch dazu ein Faules mit drei Fingern!
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21 Apr 2019 20:46 #554422
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Wir bedanken uns bei der Rangerin und schleichen uns auf dem oberen der zwei Urwaldpfade vom Platz.
Bald schon sind wir wieder mal im Urwald unterwegs, Sabine wie auch ich im leisen Schleichgang mit gespitzten Ohren und hochkonzentriert jede noch so kleine Bewegung wahrnehmend...
...so müssen wir wenigstens wirken, aber es gibt da nicht viel das sich bewegt...
Trotzdem ist es ein herrliches Gefühl nach dem Budongo-Forest in Uganda vor einem Jahr endlich wieder mal in einem Urwald zu sein!



Oben: Lässig runhängende Urwaldsblume, die sich mir nicht vorgestellt hat.



Oben: Urwaldpilze, ebenfalls so unanständig dass sie sich nicht vorgestellt haben.



Oben: Wurzeln des 'Walking Man Trees' (wohl eine Socratea exorrhiza), einer Palmenart welcher nachgesagt wird dass sie durch Wurzelbildung auf der sonnigeren Seite und absterben der Wurzeln auf der schattigeren Seite ihren Standort ändern kann, also gaaaaaanz langsam 'gehen' kann.
Gemäss Wikipedia wurde diese Geschichte aber als unwahr entlarft.




Oben: 'Faszinierend' würde Mr. Spock sagen...ich sags nicht sondern empfinde es so



Oben: Junges Gewächs von unvorgestellter Art wächst so vor sich hin...



Oben: 'Rotohrige Grünkugel' odrr so...lateinisch darfst Du selbst übersetzen!



Oben: Baum im feigen Würgegriff einer Feige...nehm ich mal an...



Oben: Ein Schmetterding, das sich zu verstecken sucht...aber nicht vor mir! Ha! Erwischt!



Oben: Ameisenstrassen queeren immer wieder unseren Weg. Und obwohl sie auf unserem Weg rumlatschen latschen wir nicht auf ihrem rum!
Weil wir so nett sind...und vielleicht auch weil wir nicht gebissen werden wollen...


Nebst schönen Pilzen, Blumen, Baumkronen, Wurzeln und Blättern sehen wir aber nur Spinnen, Schmetterlinge und Ameisen...
Doch plötzlich bleibt Sabine stehen und zeigt nach rechts auf den Boden und was seh ich da?
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24 Apr 2019 17:45 #554608
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Eine Spitzkopfpython (Loxocemus bicolor)!
Wau!
Das Teilchen ist kaum zu sehen und etwas mehr als einen Meter von mir entfernt.
Aber auch nur rund einen Meter lang, also dürfte der Abstand reichen.
Zumal die Schlange sich nicht im Geringsten bewegt, lediglich die Zunge macht was sie am Besten kann: Züngeln!



Oben: Gefährlich, gefährlich! Schaut sie zumindest aus...Spitzkopfpython (Loxocemus bicolor)



Oben: Hier die ganze Schlange...

Plötzlich rechts der Schlange, rund einen Meter von ihr und mir entfernt, raschelt was ganz kurz.
Ich sehe dahin und da steht regungslos eine Art Eidechse rum!
Findet jetzt eine Jagt vor unseren Augen statt?



Oben: Hier sieht man die Schlange und die Echse...aber niemand sagt dass sie leicht zu sehen sind...



Oben: Und weils auf dem vorherigen Bild so schwer zu sehen war hier noch eine Nahaufname der Echse!

Sabine und ich sind ganz ruhig, kauern bewegungslos am Waldboden rum und...
...hören amerikanische Touristen auf uns zukommen!
Oh mein Gott, geht das mit dem ewigen 'Oh my god' hier auch wieder los???
Bitte nicht!!!
Und schon sehen wir sie...
Sie bleiben wenige Meter neben uns stehen und schauen sich eine Blume an...
...offenbar fragen sie sich nicht weshalb wir hier im Weg kauern und ganz gespannt auf den Waldboden linsen.
In dem Moment wo sie weitergehen wollen mach ich ihnen ein klares Zeichen und flüstere ihnen zu dass da eine Schlange und eine Eidechse sind...
...und die beiden schauen es sich an!
Toll, endlich mal Amis die mir in der Wildniss nicht als komplette Ignoranten vorkommen!
Die beiden freuen sich ob der Sichtung, bedanken sich und...
...latschen zwischen mir und den Tieren durch!
Wusch und weg sind die Tiere!
GRMPFL!!!
Danke, ihr Deppen!
Hinter mir wäre genügend Platz gewesen, oder ihr hättet auch einfach nur warten können, aber nein, ihr müsst ja vor mir durchtrampeln und die Tiere verscheuchen!
AAAARGHHHH!!!
Mann!!!
Wir warten dann noch eine Weile in der Hoffnung dass die beiden wieder zu uns her kommen...die Tiere, nicht die Amis...
Aber die Hoffnung ist wie zu erwarten vergebens.
Na ja, watscheln wir halt weiter!
Aber die Frage wie man nur so ignorant sein kann anderen die Tiere zu verscheuchen stell ich mir noch einige Male...
Natürlich sehen wir wieder einige schöne Pflanzen, Schmetterlinge und Spinnen, aber eine Schlange und eine Eidechse so nah zusammen ist halt schwer zu toppen...



Oben und unten: Urwald à la Mittelamerika...schaut beinahe wie in Afrika aus...





Oben und unten: Farne, Bäume, Palmen...alles findet sich hier, Hauptsache es ist grün!





Oben und unten: Natürlich finden sich auch diverse Blumen und parasitäre Pflanzen, wie in jedem Urwald...

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26 Apr 2019 13:55 #554746
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Oben und unten: Kaum zu sehen sind die vielen kleinen Tiere am Wegesrand, die einem nur auffallen wenn sie sich bewegen...





Oben : Wobei man hauptsächlich Blumen und ...



Oben: ...Schmetterlinge zu sehen bekommt.



Oben: Wobei die Blumen dominieren...

Bald schon hören wir wieder diese Presslufthammergeräusche der Trucks und bemerken dass wir schon beinahe den ganzen Weg hinter uns haben.
Da es schon viertel nach vier Uhr ist und wir ja noch mit der Drahtseilbahn fahren wollen beschliessen wir weiterzufahren.
Und nicht nur das, wir fahren auch weiter!
Schon nach recht kurzer Zeit sehen wir rechts einen Parkplatz mitsammt Empfangsgebäude, das muss es sein!
Also mal heftig aufs Bremspedal gelatscht und am Lenkrad gedreht und schwupps, stehen wir auf dem Platz!
Dass ich dabei blockierende Reifen und keinerlei Vibrieren im Fuss bemerkt habe lässt mich erkennen dass unser Auto nicht nur keine Heizung (brauchen wir auch nicht) sondern offenbar auch kein ABS hat...das hätt ich schon ganz gern...
Na ja, ist ja nicht so dass ich nicht mit Autos ohne ABS fahren kann, aber es bietet halt schon Vorteile.
Wir gehen mal zum Empfangshäuschen rüber, schauen die diversen Plakate an und tatsächlich, hier ist die Canopy-Seilbahn!



Oben: Eine ganze Reihe von Aktivitäten kann man hier machen, aber alles kostet richtig Geld und es kommt uns etwas sehr auf
Touristen aus den USA gemünzt durch.


Also nix wie rein und die anwesende Dame fragen ob sie englisch kann, was sie zum Glück bejaht!
Denn sonst hätte sie unsere Fuchteleien und Grimassen interpretieren müssen, was sicherlich nicht gut rausgekommen wäre...
...denn Spanisch sprechen wir beide nicht wirklich, da bleiben nur noch Hände, Füsse und die Mimik, olè!
Sie erklärt uns dass die Fahrt 1,5 Stunden plus eine halbe Stunde Erklärungen dauert und 65$ pro Person kostet...
...leer schluck...
'How much?' frag ich nach und sie sagt '65$ each'...
Wir staunen noch immer und aus ihrem Mund hören wir dass sie erst checken muss ob ein Guide frei wäre, ansonsten würden wir heute nicht mehr mit der Bahn fahren können...
Mit einigem Widerwillen überzeugen wir uns gegenseitig die 130$ aufzuwerfen und dafür durch die Baumwipfel zu schweben.
Doch...es ist kein Guide frei!
Na ja, ich weiss nicht so ganz ob ich nun Freude oder Trauer verspüre, die Preise sind ja schon gesalzen!
Da wir Durst haben fragen wir ob wir wenigstens ins Restaurant dürfen und das wird mit dem Hinweis, dass wir aber keine Besichtigungen ohne Guide machen dürfen, bejaht.
Wir sollen unser Auto hinter der Schranke parkieren und dann würde uns ein Bus abholen kommen.
Ich staune und mach wie Frau mir befielt...
Kaum ist das Auto am freundlichen Schrankenwächter vorbei gelotst und parkiert kommt auch schon ein Kleinbus daher, der uns zum Restaurant bringen soll.
Kaum drin und freundlich begrüsst düsen wir los, eine steile Strasse runter, um einige Kurven rum, über eine Brücke und wieder eine steile Piste hinauf, alles durch den hier lichten Regenwald.
Und Plötzlich halten wir mitten in einem Kreisel an!
Ein Kreisel im Regenwald, wer hätte das gedacht!
Der Bus spuckt uns aus und schon werden wir zum nächsten Mal freundlichst begrüsst und von einem der Guides, von denen ja keiner Zeit hat mit uns den Canopy-Seilbahn-Tripp zu machen, gefragt was wir denn genau gebucht hätten.
Wir erklären ihm dass wir nur ins Restaurant wollen und kriegen es gezeigt.
Irgendwie kommt es mir etwas schräg rüber, alle sind sehr freundlich und das wirkt nicht mal aufgesetzt sondern echt, trotzdem komm ich mir etwas wie in einer Rundumbetreuung für Minderbemittelte vor, denn hier ist alles angeschrieben und man findet es auch ohne Guide problemlos!
Na ja...



Oben: Kleine Spinnerin am Wegesrand...



Oben: Noch so eine Spinnerin. Von den Spinnen hats hier wesentlich mehr als ich in Afrika bisher gesehen habe.

Neben dem Restaurant entdecken wir noch einen Souveniershop, in den Sabine wie von magischer Hand reingezogen wird so dass mir nichts anderes übrigbleibt als ihr nachzudackeln...
Zum Glück fasst Sie sich auch kurz, denn auch hier sind die Preise minim abgehoben...
Also endlich ins Restaurant wo wir das von einer gemeinsamen Bekannten so hoch gelobte Imperial- und Imperial-Silver-Bier bestellen.



Oben: Mirjam hat recht, das Bier ist wirklich gut!

Und was sehen meine verdutzten Äuglein da im Busch neben uns?
Einen Kolibri!
Also schnell die grosse Kamera raus und schwupp...ist der kleine Feigling schon abgehauen...
Mist!
Kaum haben wir angefangen zu trinken will uns auch das Wetter freundlich begiessen...
Da wir aber finden dass das Wetter etwas netter sein dürfte verziehen wir uns an ein trockeneres Örtchen weniger nah am Dachrand und quasseln den Regen weg.
Nachdem das geschafft ist (etwa 10 Minuten haben wir dazu benötigt) können wir einige Vögel beobachten...



Oben: Vögelchen, das wir beobachten...doch er beobachtet auch uns! :-O

...bevor wir wieder zum Bus hoch gehen, denn es geht schon gegen 17:00 Uhr zu und wir wollen auch mal wieder in der Unterkunft ankommen ohne im Dunkeln zu fahren.
In der Auf-den-Bus-Wartezeit knippsen wir noch die eine oder andere Orchidee und dann steigen wir ein um uns zu unserem kleinen Toyota fahren zu lassen.
Schon bald finden wir uns wieder im Auto an der Hauptstrasse und bemerken dass die Übersicht nach links und rechts hier dank der kurvigen Strecke gar nicht mal so toll ist, vor allem wenn das Auto vom Temperament her eher einem Döschwo denn einem Ferrari ähnelt...
Aber mit viel Gas und quietschenden Reifen schaff ichs so knapp die ersten beiden Spuren ohne Unfall zu überwinden und mich auf der dritten Spur einzuordnen!
Sonst würden wir wohl heute noch dort stehen...
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