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Mein nächster Programmpunkt war der Copolia Trail. Die Leute am Kassenhäuschen der Mission Lodge meinten, es sei zu weit, zu Fuß dorthin zu gehen und der Bus komme ohnehin gleich. Also wartete ich. Und wartete. Und wartete. Nach über einer halben Stunde fragte ich, ob sie mir denn sagen könnten, wann nach Fahrplan der Bus komme. Sie dachten dann etwas nach und meinten, dass der Bus am Sa Nachmittag leider doch nicht stündlich fahre und sie nicht wüßten, wann er komme. Mhm. So machte ich mich dann zu Fuß auf und folgte der Sans-Souci-Road weiter. Auch die Angabe, dass es weit sei, war falsch. In einer halben Stunden war ich am Start des Copolia Trails. Dieser kostete nun Eintritt, der aber nicht bar, sondern nur mit Karte bezahlt werden kann. Auch dort fragte ich die Dame nach den Buszeiten und sie sagte, dass der letzte Bus zurück zur Westküste um 16Uhr fahre. Ok, wenn es stimmt, wovon ich ausgehen musste, wird es sportlich. 2 Stunden würden mir bleiben und die Angaben, was Länge, Höhenmeter und Dauer angeht, entsprechen denen das Mont Blance Trails. Aber ich machte mich trotzdem auf den Weg.
Auch hier wanderte ich durch sehr schönen Wald steil aufwärts. Die Wege waren gut angelegt, wo es nötig war, waren mit Holzbalken Treppen gemacht.
Fast schon ganz oben muss man über eine Leiter auf die Granitkuppe des Berges steigen. Und dann ist man oben und hat eine wunderbare Aussicht auf Viktoria und v.a. den St. Anne Marine Park, wo ich ja meinen Urlaub begonnen hatte.
Ich war alleine und genoss die Weitsicht. Leider war es schon ziemlich bewölkt, sodass Eden Island und die Inseln nie richtig gut ausgeleuchtet waren. Wie schon am Vormittag war ich total nass geschwitzt. Irre, wieviel der Mensch schwitzen kann.
Eine weitere Besonderheit sind die fleischfressenden Kannenpflanzen, die hier wachsen.
Der Abstieg ging schneller als der Aufstieg und vor 16Uhr war ich am inzwischen verwaisten Kassenhäuschen angelangt. Zwei deutsche Touristen standen etwas unentschlossen herum; wir unterhielten uns; da es doch schon spät war, wollten sie auf den Trail verzichten und lieber die Mission Lodge besuchen. So konnte ich das Stück mit ihnen im Mietwagen zurückfahren. Besser als nichts, dachte ich mir, falls der Bus wieder nicht kommt.
Und weil ich dort dann keine Lust hatte, zu warten, machte ich mich auf den Weg Richtung Westküste und nahm mir vor, darauf zu hoffen, dass mich wer mitnimmt. Das erste Auto, das vorbeikam, war die Polizei. Da traute ich mich nicht, zu winken. Dann kam ein Kleinbus, hier versuchte ich mein Glück. Und tatsächlich, er hielt und ließ mich einsteigen. Es war ein leerer Schulbus. Der Fahrer hatte seinen eigenen kleinen Sohn dabei und war auf den Weg in einen Ort an der Westküste, um die Schüler abzuholen. Irgendwie wurde diese Fahrt zu einem meiner Highlights der Reise. Der Bus war so alt, alles rumpelte und schepperte. Der Motor dröhnte. Wir mussten fast schreien, um uns zu verständigen. Er fragte mich aus, wie es mir hier gefalle, was ich schon alles gesehen hätte etc., ich fragte ihn über seine Familie und seinen Beruf aus. Das alles in einer Affengeschwindigkeit auf kurviger, abschüssiger Straße. Es war so witzig und am liebsten hätte ich einfach laut gelacht! An der Küste ankommen, trennten sich unsere Wege, er musste nach Norden, ich nach Süden. Dieses Mal nahm ich dann den offiziellen Bus.
An der Anse La Mouche musste ich umsteigen und erlebte so, dass dort der Bär steppte. In einer Lücke der Strandvegetation war ein Auto geparkt, Türen und Kofferraum geöffnet und aus einer riesigen Musikanlage tönte irre laute Partymusik. Die Leute aus dem ersten Bus strömten dorthin. In ihren Taschen und Rucksacke schepperten die Flaschen. Ein sehr eigenartiger, süßlicher Geruch lag in der Luft, gemischt mit Rauch von einem Grill. Das war eindeutig die Samstagabend-Location von Mahe. Aber weil es so laut war, war ich froh, als der Bus kam und ich weiterfahren konnte bis Baie Lazare.
Das Stück zur Anse Soleil musste ich dann zu Fuß gehen. Erst nach Sonnenuntergang kam ich im Beachcomber an, sehr erschöpft, aber total glücklich über die Erlebnisse.