... dann will ich mal Tag 8 zu Ende bringen ...
Mit 4.635 Metern erreichen wir den höchsten Punkt unserer heutigen Etappe. Ein Blick in den Spiegel verrät mir, dass sich die weißen Flecken auf meinen Zähnen auch heute wieder eingefunden haben.
Die Fahrt nach Antofagasta de la Sierra führt wieder durch eine neue Landschaftsszenerie. Einige Zeit fahren wir auf einer Strecke, links und rechts flankiert von Hügeln, die mit Paja Brava, dem gelbem Pampagras, bewachsen sind.
Dann erreichen wir die Vega de Antofalla. Hier grasen Lamas, ich steige aus und mache Fotos. Wir passieren mehrere dieser wunderbaren Vegas und der Name einer Vega, Vega Colorada, könnte stellvertretend für alle anderen stehen. Aber nicht nur Lamas sind zu sehen, Kondore schweben am Himmel, sind aber zu weit entfernt, als dass ich sie fotografieren könnte, Vikuñjas natürlich, Graukehl-Höhenläufer (Agachona de Collar) stehen für ein Fotoshooting bereit und auch ein Fuchs lässt sich blicken.
In den folgenden Stunden kann man fast schon von einer Rush-Hour sprechen, ganze drei Autos begegnen uns, zwei gehören zu einer Mine und ein Transporter, der große Wasserkanister geladen hat.
Die Strecke zwischen Antofagasta de la Sierra und El Peñón wurde vor einiger Zeit mit einer Asphaltdecke beglückt. Das muss nach der Drucklegung meines Atlasses passiert sein und ich bin froh, die letzte Stunde unserer heutigen Fahrtstrecke nicht mehr durchgeschüttelt zu werden. Die Gegend hier ist wieder komplett anders, als alles, was ich bisher in der Puna zu Gesicht bekommen habe. Unzählige dunkle Vulkankegel finden sich entlang der verbleibenden Strecke.
Am sehr späten Nachmittag erreichen wir El Peñón, wo ich für drei Nächte in der Hostería (La Altura) El Peñon übernachten werde. Diese ist nicht ganz so einfach wie die Hostería in Tolar Grande und verfügt über 8 Zimmer.
Später sitze ich im Aufenthaltsraum und warte auf das Abendessen, dass hier erst um 20:30 Uhr serviert wird, als mich ein Herr anspricht und fragt, ob ich Englisch spräche. Mir fällt das beinahe nicht auf, seit Tagen spreche ich kaum noch etwas anderes, es sei denn, ich spreche mit mir selbst oder wechsle einige Worte mit meinen Schweizer Zimmernachbarn in Tolar Grande. Selbst beim letzten Telefonat mit meinem Mann begann ich die ersten Sätze auf Englisch, bis er mir dann sagte, ich könne mit ihm auch auf Deutsch sprechen. Dabei hatte ich im Vorfeld Sorge, wie es sein würde, zwei Wochen kaum in meiner Muttersprache sprechen zu können. Diese Sorge war auf jeden Fall völlig unbegründet.
Es stellt sich heraus, dass der Herr, der mich angesprochen hat, gemeinsam mit seiner Frau ebenfalls eine Privattour macht und beide aus England kommen, seine Frau sich jedoch aufgrund der Höhe ausgesprochen unwohl fühlt und daher auf dem Zimmer bleibt. Wir unterhalten uns ein wenig und er fragt mich nach einer Weile, ob wir gemeinsam zu Abend essen wollen. So sitzen wir beide nicht alleine und setzen unsere sehr nette Unterhaltung fort.
Bevor ich einschlafe, denke ich noch einmal an den heutigen Tag zurück. Hinter mir liegt eine einzige Panoramafahrt mit ständig wechselnden, spektakulären Puna-Landschaften, wunderbaren Begegnungen mit Menschen in Antofalla und ein wenig Wildlife als i-Tüpfelchen.