Hallo zusammen,
noch nicht lange zurück aus Argentinien, beginne ich gleich mit dem Reisebericht. Vielleicht habt Ihr Lust mich zu begleiten?
Prolog
Als wir uns im Jahr 2010 auf der Finca Valentina in Salta während einer 4-wöchigen Argentinien/Chile Reise aufhielten, hörte ich das erste Mal von der Puna Argentiniens.
Aber es war nicht nur, dass ich das erste Mal davon hörte, sondern auch, dass es wahrscheinlich die schönste und einsamste Gegend ganz Argentiniens sei, womöglich sogar nicht nur Argentiniens, sondern des ganzen Hochlandes, das sich über Chile, Bolivien und Argentinien erstreckt. Zugegeben, diese Einschätzung liegt und lag sicherlich im Auge des Betrachters und ist äußerst subjektiv, aber meine Neugier war geweckt; insbesondere, da mich die Atacama bereits schon seit mehreren Jahren in ihren Bann gezogen hatte. Wie immer, begann ich zu recherchieren und das, was ich herausfand, war gerade für uns, die am liebsten als Selbstfahrer unterwegs sind, nicht gerade ermutigend. Reiseliteratur ist über die Puna Argentiniens, die sich über Teile der Provinzen Jujuy, Salta, Catamarca und La Rioja erstreckt, kaum vorhanden. Die gängigen Routen werden beschrieben, tatsächlich haben wir davon schon ein wenig selbst kennenlernen können, aber will man in abgelegenere Teile vorstoßen, wird es wesentlich schwieriger. Ein kompletter, deutschsprachiger Reisebericht ist mir selbst Jahre später über diese Region nicht bekannt, was natürlich nicht bedeutet, dass es keinen gibt. Einige wenige, mit denen ich Kontakt hatte und die schon in dieser Gegend waren, berichteten mir von der Schönheit und gaben ein paar Hinweise.
Meinen Atlas von Argentinien, den ich zwei Jahre später auf der nächsten Reise nach Argentinien erwarb, hüte ich wie einen Augapfel, dient er mir Jahre später noch immer als eine unentbehrliche Planungshilfe, auch wenn er sich teilweise schon ein wenig der „Lose-Blatt-Sammlung“ nähert. Aber selbst in diesem Werk sind verschiedene Routen der Puna nicht eingezeichnet, jedoch immer noch mehr als bei dem einen oder anderen digitalen Routenhelferlein. Was ich jedoch herausfand, die Straßen - oder besser Pisten - verlangen nach entsprechenden Fahrkenntnissen, nicht weniger wichtig sind entsprechende Ortskenntnisse, da eine Beschilderung genau genommen sehr oft nicht existent ist. Nicht zu unterschätzen ist zudem für mich die Höhe, auf der man sich bewegt und aufgrund alleine derer eine Panne nicht nur für Individualtouristen äußerst gefährlich werden kann. Immer wieder liebäugelte ich in den vergangenen Jahren, ob wir diese Strecken nicht doch vielleicht alleine meistern könnten, immer wieder kam ich jedoch zu dem ernüchternden Ergebnis, nein, können wir nicht - und dies sogar, ohne im Hinterkopf zu haben, dass diese Pisten für meinen Mann aus gesundheitlichen Gründen keinesfalls zu bereisen sind.
Noch während die Reisefreiheit wegen der allgegenwärtigen Pandemie extrem eingeschränkt war, entschied ich mich dazu, meine Reise in die Puna zu planen. Das war mehr als 18 Monate vor Reisebeginn. Ich kontaktierte eine Agentur in Argentinien, von der ich bereits schon 12 Jahre zuvor gehört hatte und teilte meine Pläne mit. Da ich alleine reisen würde mit einem Guide, wollte ich nicht länger als 2 Wochen unterwegs sein. Wie immer hatte ich genaue Vorstellungen meiner Route und bis auf wenige Änderungsvorschläge der Agentur, die mir sinnvoll erschienen, wurden diese auch exakt so umgesetzt. Dort, wo möglich, setzte ich bei den Unterkünften wieder auf ein wenig Komfort und der Aspekt, der mir bei sechs Reisen in Höhen jenseits der 4.000-Meter-Marke immer sehr wichtig war und mich auch bisher glücklicherweise vor Beeinträchtigungen bewahrt hatte, sollte auch diesmal im Vordergrund stehen; eine langsame, stufenweise Akklimatisierung. Ich hatte keine Lust auf Höhenprobleme mit Ansage, sondern wollte meine Reise mit allen Sinnen genießen. Natürlich kann man diese Probleme niemals ganz ausschließen, aber mit einer entsprechenden sinnvollen Route wollte ich die Möglichkeit von Höhenproblemen soweit wie möglich minimieren.
Während der folgenden Wochen und Monate gingen E-Mails hin und her, bis ich dann final etwa 1 Jahr vor Abreise buchte, immer in der Hoffnung, dass mir die Pandemie die Reise nicht noch verhageln würde. Den Interkontinentalflug, die beiden argentinischen Flugstrecken sowie die letzte Nacht in Buenos Aires buchte ich separat. Nun gut, die Pandemie beruhigte sich zum Glück so weit, dass die Einreisebedingungen nach Argentinien immer mehr gelockert wurden.
Einige wenige Wochen vor Reisebeginn erhielt ich den Namen meines Guides und die Vorfreude stieg, aber auch die Anspannung, ob meine unglaublich hohen Erwartungen an diese Reise erfüllt werden sollten und wie es wohl sein würde, zwei Wochen alleine, zumindest fast immer tagsüber, mit einem englisch- und spanischsprechenden Guide unterwegs zu sein und sich der Einsatz meiner Muttersprache auf wenige Telefonate, dort wo überhaupt möglich, beschränken würde.
Wen könnte dieser Reisebericht interessieren?
- alle, die offen sind für Neues und sich auch gerne einmal abseits herkömmlicher Pfade begeben
- alle, denen es nichts ausmacht, Staub als allgegenwärtigen Begleiter zu haben
- alle, die keine Probleme mit Einsamkeit haben
- alle, die sich an Kargheit erfreuen können
- alle, die neugierig darauf sind, wie Menschen in einer so lebensfeindlichen Umgebung leben (können, müssen oder vielleicht sogar wollen); auch wenn es sich nur um einen kurzen, kleinen und sicherlich subjektiven Eindruck meinerseits handelt
- alle, die auch gerne Einsamkeit, Staub und Neuentdeckungen mit Komfort zu Anfang sowie am Ende einer Reise kombinieren
- alle, die nachfolgende Auflistung, auch wenn sie diese oder auch nur einzelne Punkte für sich als zutreffend erachten, diese einfach zeitweise beiseite wischen und trotzdem neugierig sind
Wen könnte dieser Reisebericht weniger interessieren?
- alle, die sich gerne auf Asphaltstraßen bewegen und sich nicht gerne stundenlang im Auto durchschütteln lassen mögen
- alle, die sich nicht gerne in Höhen begeben, die um einiges höher liegen als der höchste Punkt unserer Zugspitze
- alle, die sich lieber auf bereits schon viele Male beschriebenen und erprobten Routen bewegen möchten
- alle, die sich nicht mit einer extremen Trockenheit arrangieren können/wollen
- alle, die sich nicht an abgelegenen und einsamen Landschaften erfreuen können
- alle, die einen extremen Bewegungsdrang haben
- alle, die keinesfalls auf die Farbe Grün während der Reise verzichten können
… und hier noch zur Einstimmung die Route:
2 N Salta
2 N Cachi
2 N Tolar Grande
3 N El Peñon
2 N Colomé
1 N Salta
1 N Buenos Aires