... nach einer Zwischenübernachtung in einem kleinen Dorf, in dem wir uns fast nur durch Zeichensprache verständigen können, finden wir eine eigentlich ganz nette Unterkunft mit kleinen bunten Häuschen. Offenbar hat man sie vorher nochmal ausgefegt. Der Betreiber oder Verwalter wird von Einheimischen informiert und kommt nach einer halben Stunde mit dem Moped vorbei. Auch er spricht fast kein Wort Englisch. Wir machen ihm irgendwie klar, dass wir nur eine Nacht bleiben wollen. Den Preis kann er uns immerhin auf Englisch nennen. Wir sind die einzigen Gäste in der Anlage.
Und nachts, wenn alles schläft, ist meistens keiner wach, wie vor vielen Jahren schon Mike Krüger in einem seiner Werke erwähnte. Aber am sehr frühen Morgen beginnt sehr emsiger Betrieb. Eine Ameisenstraße verläuft genau über mein Bett und damit auch über meinen nackten Rücken, aber unter der Bettdecke entlang. Grundsätzlich mag ich ja fast alle Tiere, aber Tierliebe kann auch Grenzen haben. Bald brennt und juckt mein Rücken. Und jeder, der schon mal auf einer Straße lag, weiß, dass man besser verschwindet, wenn Verkehr einsetzt. Ich stehe ausnahmsweise mal vor Melli auf und das nicht zu knapp und gehe in der Dämmerung ein bisschen spazieren.
Für diesen Tag haben wir uns nur eine sehr kurze Etappe vorgenommen, weil wir die Kleinstadt Mae Sariang genauer anschauen wollen. Wir erreichen sie bereits vor 11 Uhr. Sie ist Schauplatz eines einmaligen Ereignisses. Wir gehen innerhalb von 36 Stunden gleich fünfmal ins selbe Lokal zum Essen.
Da wir ohne Frühstück starten, suchen wir in Mae Sariang gleich mal etwas zum Auffüllen der Löcher in unserer Magenregion. Wir finden ein einfaches Restaurant und kehren ein. Die Besitzerin spricht kein Wort Englisch, aber die Speisekarte ist immerhin zweisprachig. Viele Touristen kommen wohl nicht vorbei, aber sie ist für alle Fälle gerüstet.
So können wir lesen, was wir gerne essen möchten und dann darauf zeigen. Die Besitzerin liest dann die daneben stehende Thai-Schrift und weiß, was gemeint ist. Sie blättert schnell noch zwei Seiten weiter und zeigt auf etwas, was mit "Rice" übersetzt wird. Wir nicken und bekommen bald unser gewünschtes Essen.
Ich freue mich, dass ich nach der schweißtreibenden Strecke ein bisschen im Schatten sitzen kann, habe aber ein Red Curry bestellt, welches hier ordentlich Dampf hat und mich noch mehr zum Schwitzen bringt als das Radfahren. Die meisten Europäer würden es nach einem ersten Löffel wohl nicht mehr anrühren, aber es sind ja auch keine Europäer dort. Das Red Curry ist ein eher scharfes Gericht und es ist so zubereitet, dass es für die Thais scharf ist. Mir läuft die Nase und ich bin nassgeschwitzt vom Essen, aber es ist sehr lecker. Eigentlich gilt das grüne Curry meist als die schärfere Variante, aber wann immer ich einen Vergleich hatte, empfand ich das rote als schärfer.
Skurril finde ich den alten Taucherhelm als Deko hier in der thailändischen Bergregion.
Wir suchen uns eine Unterkunft, von denen es entlang des Flusses einige gibt. Hier gibt es auch ein paar für Touristen ausgerichtete Restaurants, aber wir kommen am Abend wieder zurück in das Lokal, dass wir anfangs aufgesucht haben. Die Besitzerin ist darüber offenbar erstaunt und freut sich, dass wir ihrem Lokal den Vorzug geben.
Als wir am nächsten Spätvormittag erneut kommen, werden die Portionen langsam größer. Am Nachmittag bekommen wir zum Essen noch ein paar Bananen geschenkt und am Abend sind wir wieder dort.
Hier die Besitzerin des Lokals beim Kleinschnipseln diverser Kräuter ...
Nichts ist unmöglich - Nissan ...
Dieser sagenhafte LKW fährt hin und wieder am Lokal vorbei und einmal kann ich ihn endlich fotografieren. Ohne Stoßstange, Scheinwerfer und Blinker, völlig verdellt, das Trittbrett halb abgerissen und der obere Teil der Tür nach außen verbogen sieht er aus wie vom Schrottplatz. Nummernschilder hat er auch keine und die Hinterachse steht auf einer Seite seitlich weiter raus als auf der anderen. Die Rückspiegel scheinen immerhin vergleichsweise neu zu sein. Verkehrssicherheit wird hier halt ernstgenommen ...
Auch diese praktischen Gefährte sieht man öfter - vorne Motorrad und hinten Transporter ...
Man kennt sie aber auch in einigen afrikanischen Ländern wie z.B. Tanzania und Rwanda.
Auf den Märkten gibt es immer mal wieder spannende Früchte und Gemüsesorten zu sehen.
Die pinke Drachenfrucht findet man inzwischen auch hierzulande in gut sortierten Supermärkten, aber die Gac-Frucht war mir gänzlich unbekannt. Sie wird auch als Baby-Jackfrucht bezeichnet und gehört zu den Kürbisgewächsen. Wir kaufen jeweils ein Flasche des Saftes und finden den beide recht lecker.
Die Durianfrucht wird auch Stinkfrucht genannt. Wird sie aufgeschnitten, entströmt ihr ein starker Geruch, der oft als unangenehm empfunden wird. Die Mitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln ist häufig untersagt und der Verzehr in Hotelzimmern häufig bei Strafe verboten. Manche Hotels verlangen bei Verstoß die Zahlung der Zimmermiete für eine weitere Woche, da andere Gäste das Zimmer anschließend längere Zeit nicht mehr beziehen wollen.
Ich kaufe irgendwo neugierig einen Durian-Milchshake und setze mich in den Schatten, während Melli einen Laden durchstöbert, der mich nicht interessiert. Durian ist ganz genauso wie Chibuku (das Hirse-"Bier" aus Ostafrika), nur ganz anders. Same same, but different halt eben. Beim ersten Schluck überlegt man noch kurz, ob man es gleich wieder ausspucken soll, aber man gewöhnt sich (evtl.) dran. Ich fand es gar nicht schlecht.
Für die Neugierigen: Durian bekommt man gelegentlich in gut sortierten Asia-Läden entweder ganz, getrocknet oder in Konserven. Die Früchte sind allerdings so groß wie eine Wassermelone. Gac-Früchte habe ich dort noch nie gesehen.
In Mae Sariang finden sich auch zwei ungewöhnliche Geisterhäuser. Das eine ist von einem Schirm beschattet, damit es den Geistern nicht zu heiß wird und sie werden auch mit Getränken versorgt.
Das andere Geisterhaus beherbergt offenbar recht anspruchslose Geister.
Während Melli ein wenig döst, streife ich durch die Stadt und treffe seltsame Gestalten.
Müde (oder seekrank vom vielen Schaukeln) geht Melli früh zu Bett und ich wandle auf Erich Kästners Spuren:
"Toren besuchen in fremden Ländern die Museen. Weise gehen in die Tavernen."
So entdecke ich noch ein interessantes Lokal, welches eher einem Trödelladen oder Flohmarkt gleicht.
Fotos davon im nächsten Teil …
Bis dahin aber noch ein Rezept der Kochschule vom Red Curry. Ich habe es dort auch gekocht und noch großzügig um weitere Chilis ergänzt (hier ist aber das offizielle Rezept). Der thailändische Kochlehrer, der anschließend mein Essen probiert hat, stöhnte, dass es ihm zu scharf sei. Meist ist es ja eher anders herum. Ich war wohl sehr nah dran an einer authentischen Schärfe, nur halt von der anderen Seite.
Rote Curry Paste (namprik gaeng ped)
1/2 Teelöffel Kreuzkümmelsamen
1/2 Teelöffel Koriandersamen
Beides ohne Öl bei mittlerer Hitze kurz anrösten, damit die Aromen besser rauskommen.
1 Esslöffel Zitronengraswurzeln (den untersten Zentimeter abschneiden).
! Esslöffel Galangal (Thai-Ingwer) klein geschnitten
1 Esslöffel Kaffir-Limetten-Rinde (Abrieb)
1 Esslöffel Korianderwurzeln klein gehackt
1 Esslöffel klein gehackte Schalotten
1 Esslöffel klein gehackten Knoblauch
1/2 Teelöffel weiße Pfefferkörner
10 große rote getrocknete Thai-Chilis
1/2 Teelöffel Salz
1/2 Teelöffel Shrimps-Paste
Kreuzkümmelsamen, Koriandersamen, Pfefferkörner und Salz in einen Mörser geben und klein mahlen.
Nach und nach restliche Zutaten hinzugeben und weiter mörsern, bis es die passende Konsistenz hat.
Rezept Rotes Curry mit Huhn (gaeng ped gai)
Wir nehmen eine halbe Tasse dicke Kokosnusscreme, einen halben bis einen Esslöffel der zuvor hergestellen Currypaste (oder eben fertige), 200 Gramm klein geschnittene Hühnerbrust und zwei Tassen Kokosnussmilch.
Wir benötigen weiterhin zwei bis drei Thai-Eggplants (oder Auberginen), zuvor zwei Minuten in kalten Salzwasser eingelegt. Nimmt man übliche Auberginen, reichen auch zwei.
Dazu:
Zwei Limettenblätter, klein geschnitten.
1/2 Esslöffel Kokosblütenzucker.
Ein Esslöffel Fischsauce (nam pia) oder Soyasauce.
Eine große rote Thai-Chili
20 Blätter Thai-Basilikum.
Der Wok (oder Pfanne) wird mit kleiner Hitze angestellt und die Kokosnusscreme mit der Currypaste erhitzt. und vermischt. Das in Würfel geschnittene Huhn wird hinzugegeben und die Hitze des Woks ca. 10 min. auf mittlere Temperatur gestellt und fleißig gerührt, bis das Huhn langsam Farbe bekommt.
Kokosmilch, Kokosblütenzucker, Fischsauce hinzugeben und ca. 5 min. weiter rühren, bis es kocht und aufschäumt. Wok auf kleine Hitze zurückdrehen und 10 min. simmern lassen.
Thai-Basilikum, Limettenblätter und Chili hinzugeben und rühren, bis der Geruch stärker wird. Dann ist es fertig.
Parallel dazu hat man Reis gekocht, der dazu serviert wird.
Gruß
Wolfgang