Tag 18 – Puerto Ayora (Charles Darwin Station)
Zu Besuch bei Lonesome George
Der Seegang hatte die letzten Tage stetig zugenommen, ebenso auch mein Konsum an Reisetabletten. Mr. Seasick will mich aber nicht ohne letzten Gruß gehen lassen. Ich könnte auch sehr gerne darauf verzichten. Einzig und alleine wegen diesem Kerl sind wir beide froh, die La Pinta verlassen zu können. Alles andere lieferte uns keinen Grund, im Gegenteil, die Kabine ist super, das Essen hervorragend, die Guides unglaublich kompetent und freundlich sowie als Krönung die Landgänge, die unsere ohnehin hohen Erwartungen noch übertroffen haben. Besonders gut fanden wir auch die Steigerung von den kleinen netten Inselbesuchen hin zu den spektakulären bei Punta Pitt, Cerro Brujo, Punta Suarez und der Bahía Gardner.
Würde ich doch meine unsägliche Begleitung, Mr. Seasick, abschütteln können, könnte ich mir sofort eine weitere Reise auf einer anderen Route durch das Archipel an Bord der La Pinta vorstellen. Aber dieses Mal kündigt mir mein Mann bereits mehrmals auf dem Schiff an, dass dies nun wirklich die allerletzte Schiffsreise mit mir und Mr. Seasick gewesen wäre. Keine schönen Aussichten …
Offiziell haben wir aber noch einen Programmpunkt. So legen wir am Vormittag in der Bucht vor Puerto Ayora an, unser Gepäck wurde bereits zuvor vom Schiff ins Hotel Ikala gebracht. Wir steigen ein letztes Mal ins Panga ein. Vom Hafen fahren wir zur Charles Darwin Station, wo wir mit unserem Guide eine Führung machen. Es ist gar nicht schlecht, hier mit Guide unterwegs zu sein, da wir noch einmal das eine oder andere erfahren, was wir jetzt nicht wüssten, wären wir nur alleine hier durchspaziert.
Die Panzerformen der Landschildkröten haben sich unterschiedlich entwickelt, je nachdem, von was sie sich ernähren. Schildkröten, die ihre Nahrung auf dem Boden finden, deren Panzer wölbt sich vorne ähnlich wie hinten. Die Panzer derer, die ihre Nahrung eher an Bäumen und Sträuchern finden, sind im vorderen Bereich wesentlich mehr gewölbt, sodass das Tier sich viel besser nach der Nahrung strecken kann – ja, die Evolutionstheorie ist hier hautnah zu sehen.
Der recht berühmte Lonesome George, einzig Überlebender seiner Art von der Insel Pinta, verstarb im Juni 2012. Lange hatte man gehofft, noch ein Weibchen seiner Art zu finden, um den Fortbestand retten zu können, leider gelang dies nicht. Lonesome George ist aber nicht ganz verschwunden, er wurde präpariert und wird jetzt in einem klimatisierten Gebäude auf dem Gelände ausgestellt. Ich bin mir immer noch unschlüssig, ob ich das gut oder schlecht finden soll.
Tja und dann gibt es das krasse Gegenbeispiel zu Lonesome George und zwar in Form von Diego. Diego lebt scheinbar glücklich und zufrieden und hat bereits für 800 Nachkommen gesorgt. Es ist geplant, ihn bald wieder zurück auf seine Herkunftsinsel zu bringen. Ich würde sagen, er hat es sich wahrlich verdient.
Heute haben wir mehr unserem Guide gelauscht, um viele Hintergrundinfos zur Charles Darwin Station zu erhalten. Da wir in den nächsten Tagen noch Zeit haben werden, beschließen wir noch einmal alleine hierher zu kommen, um dann mit dem heute erworbenen Wissen intensiver den Tieren zuzuschauen.
Charles Darwin Station